... der Hahn fühlt sich wie Stein.
Der Hahn und das Schweinchen 3. Kapitel Teil 1
eine spannende Abenteuergeschichte
Der Hahn aus Stein
Einige Tage nach der Rettung des Hahnes aus dem Schlamm, schleicht sich das Schweinchen reumütig zum Misthaufen. Der Hahn schnarcht.
Es flüstert: „Sch... Sch... Sch...!“
Das reumütig Schweinchen murmelt: „He du Hahn - ich bin es das Schweinchen!“
Der Hahn pennt weiter. In einiger Entfernung sitzt eine der 40 Henne und beobachtet diese Szene. Meine Güte, denkt diese Henne, das Schweinchen ist ganz schön verschämt. Der Hahn schnarcht weiter. Die Henne ergreift die Initiative und fängt an zu gackern. Erst leise, dann immer lauter.
„Kikeriki...“ kräht auch einer der Hähne.
Der Hahn zuckt erschrocken von seinem Schlaf auf.
Schlaftrunken erkundigt sich der Gockel: „Was ist denn los?“
Die Henne flattert davon. Verdutzt sieht sich der Hahn um. Er entdeckt das Schweinchen.
Ärgerlich fragt er: „Du bist hier, was willst du?“
Das Schweinchen lispelt kleinlaut: „Mich entschuldigen für mein dummes Verhalten!“
Der Hahn schreit empört: „Na, ich habe geglaubt dass wir Freunde sind, aber scheinbar doch nicht, sonst wärst du nicht gleich abgehauen, du hättest mich auch nicht so lächerlich machen brauchen!“
Das Schweinchen zuckt zusammen.
Es stottert leise: „Es tut mir leid!“
Das traurige Schweinchen fragt weinerlich: „Hahn sind wir wieder Freunde?“
Der Hahn dreht sich beleidigt um. Nun denkt das grunzende Schwein, dann gehe ich wieder. Das Schweinchen wendet sich um und läuft traurig weg. Der Hahn welcher gar nicht will, dass die Freundschaft mit dem Schweinchen beendet ist, flattert los.
Er landet auf dem Rücken seiner Verehrerin. Diese zuckt kurz zusammen.. Nun fängt es zu lachen an, denn das Gefieder des Hahns kratzt auf dem borstigen Rücken.
Es schüttelt sich und fragt den Hahn verlegen: „Meine Güte, wo ist dein weiches Federhemd nur geblieben?“
Der Hahn kontert mürrisch: „Dies weißt du doch, in der schlammigen Pfütze!“
Das Schweinchen meint verdutzt: „Es ist doch schon eine Ewigkeit her, wachsen denn die Federn nicht mehr nach?“
Der Gockel ruft: „Ja schon, aber diese sind doch herausgerupft worden!“
Das Schweinchen resümiert trocken: „Vielleicht sollten wir das Wachstum etwas beschleunigen, was meinst du?“
„Wie geschieht dies?
Das Schweinchen belehrt ihn altklug:
„Mit Hühnerkot!“
„Ich schleiche mich in dein Hühnerhaus und trage ein Rüssel davon heraus!“
Der Hahn jammert kleinlaut: „Bist du verrückt!“
Sie streiten sich noch eine Weile und der Hahn sitzt immer noch auf dem Rücken vom Schweinchen. Nach mehreren Runden über den Hof - über die angrenzende Wiese stehen sie vor dem Hühnerhaus. Verlegen sehen die Hennen weg. Die zwei Hähne glotzen etwas verdattert. Das Schweinchen läuft mit dem Hahn auf dem Rücken an den Federviechern vorbei in den Stall.
Das Schweinchen stellt erschrocken fest, dass es zu fett sei. Es erreiche den Hühnerkot unter diesen Voraussetzungen nicht. Der Hahn müsse vom Rücken herab springen.
„Komm schon springe von meinem Rücken - schaufele mir etwas Kot auf meinen Rüssel, damit ich ihn dir dann auf dein Gefieder streichen kann!“
Der Hahn aber will es nicht.
Er ruft schrillend: „Keinen Kot auf meinen Alabasterkörper!“
„Bitte, bitte nicht!“
Das Schweinchen grinst und sagt zynisch: „Willst du das wir Freunde bleiben?“
Der Hahn lügt: „Ja klar, aber nicht um jeden Preis!“
Er hätte alles für das Schweinchen getan, er liebt es doch.
Das Schweinchen sagt aufgeregt: „Es stinkt ekelig!“
Der Hahn kontert: „Außerdem kann ich davon blind werden!“
Das Schweinchen belehrt den Hahn: „Quatsch, andere Tiere können vielleicht davon erblinden, aber wir doch nicht!“
Der Hahn zweifelt immer noch. Inzwischen sind die Stallbewohner alle in ihr Heim zurück gekehrt, hocken alle abwartend auf ihren Plätzen.
Ein anwesender Hahn brüllt wütend: „Was ist nun?“
„Wird es heute noch was mit dem Kot?"
„Wenn du zu feige bist, dann schaufele ich den schlammigen Kot auf den Rüssel des Schweinchens!“
Feige will der Hahn nicht sein. Er reckt den Kopf und springt Richtung Kot. Er sammelt so viel Kot auf wie er in seinen Schnabel bekommt. Nun rast er durch die Hühnerstangen zum Schweinchen zurück. Er klatscht die weiß - grüne Flüssigkeit auf den Rüssel des Schweinchens.
Eine Henne befiehlt dem Hahn „Mehr davon!“
„Mit sowenig Kot werden deine Federn nicht schneller wachsen,“ brüllt es.
Der Hahn schleicht unsicher - mit gesenktem Haupt an der Menge vorbei. Vorsichtig piekt er in das Stroh und kratzt den Kot hervor. Nun r stolziert er mit erhabenem Schopf an den Tieren vorbei, nach dem er eine größere Menge von den Exkrementen ergriffen hat.
Das Schweinchen grunzt: „Genug jetzt!“
Das Tier kommandiert den Hahn herum: „Komm mit auf die Wiese, dort werde ich dir die Masse auf deinen Körper schmieren!“
Reumütig folgt der Hahn. Auf der Wiese angekommen, legt sich der Hahn unter den großen alten Kirschbaum. Die Kirschen sind schon abgeerntet, Martha hat daraus eine köstliche Marmelade gekocht. Einige Kilo Kirschen hat der Bauer in die nahe gelegene Obstbrennerei gefahren. Da liegt nun der Hahn mit gespreiztem Körper.
Das Schweinchen stellt sich neben den Hahn. Es schmiert den eingekoteten Rüssel, auf den Tierkörper des Hahns. Er bäumt sich auf. - es schmerzt sehr. Er ist fast nackt, die Haut hat wunde, offene Stellen.
Der Hahn weint: „Es tut weh!“
Das Schweinchen schellt ihn: „Sei kein Feigling!“
Der Hahn krümmt sich vor Schmerzen.
Er beschwert sich: „Ich blute, sehe doch Schweinchen!“
Das Schweinchen aber schmiert ohne Rücksicht auf das ständige Jammern weiter. Es fließt wirklich etwas Blut. Eine halbe Stunde später klebt der Kot auf den Federn des Hahns. Er sieht jetzt lustig aus.
Das borstige rosafarbene Schweinchen sagt: „Du siehst lustig aus!“
Der Hahn fragt: „Wie lange muss dieses Zeugs auf meinem Körper kleben?“
Das Schweinchen grinst und jubelt: „Fünf Tage lang!“
Der Gockel flennt und antwortet: „Ach du meine Güte, fünf Tage lang, dies halte ich nicht aus!“
Er kommt sich wie einzementiert vor. Sein Körper fühlt sich schwer an. Er glaubt zu ersticken.
Das Schweinchen flüstert: „Wenn du mich gerne hast erträgst du es die fünf Tage lang!“
Der Hahn jault: „Es tut furchtbar weh!“
„Ich kann mich gar nicht fort bewegen, sieh doch!“
Das Schweinchen aber hat die Schnauze voll. Es ist erschöpft. Es rennt davon.
Der Hahn liegt hilflos unter dem schattigen Baum. Kein Wind weht, kein Vogelsang, keine Mühle klappert, keine Kuh brüllt, kein Schaf blökt, kein Schwein grunzt, kein Hahn kräht. Der Hahn schläft.. Als er erwacht sitzt er wieder auf der Stange im Hühnerstall. Jonas schaut ihn versonnen an.
Der Hahn fühlt sich wie ein Stein.. Schwer, hart und zerbrechlich. Meine Güte denkt er, sie werden mich irgendwo als ein Stück Mauer verwenden. Er hat Durst und Hunger. Seine Hennen pieken im Freien nach Würmer und essen Gras. Er will zu ihnen flattern. Es geht nicht. Wie viele Tage wohl schon vergangen sind, überlegt er? Wann werde ich von diesem Steinkostüm befreit? Wie komme ich hier her? Offensichtlich haben die Jungs oder der Bauer mich in den Stall getragen. Er schaut seine Füße an. Die sind von dem Kot befreit. Komisch? Die waren doch auch voller Lehm! Er sitzt geknickt auf der Stange, er verdrückt einige Tränen. Ich sitze ja auf der hinteren Stange. Die Tränke steht vorne. Ich verdurste! Nach einiger Zeit geht die Stalltür auf, eine Henne fliegt zu ihm.
Die Henne kichert: „Hahn wir würden dir gerne helfen, aber da du ja das Schweinchen gern hast und nicht uns, sehen wir es gar nicht ein!“
„Du gehörst nicht mehr zu uns!“
Mit voller Wucht wirft die Henne den Hahn von dessen Sitz. Dieser segelt im hohen Bogen gegen die Türe. Diese öffnet sich. Der Hahn kauert auf der Erde.
Er will fliegen. Nichts geht. Er ist gelähmt. Die Hennen und die zwei Hähne klatschen Beifall. Sie lassen ihn liegen. Eine Amsel setzt sich auf den Hahn. Er ist ein Stein. Die Bienen summen um ihn herum. Die Spinnen krabbeln auf ihm. Er spürt es nicht. Er ist betäubt. So ein Hahnleben und alles bloß wegen meinem lieben Schweinchen. Egal! Ich werde es schon schaffen, die Tage verfliegen flugs. Er ist in Trance. Er meint etwas Alkohol getrunken zu haben.