Eine Gruppe Jugendlicher startet in die Ferien.
Für Joachim, alle nannten ihn Joe, war es schon die 5.Jugendreise, die er als Betreuer begleitete. Hauptberuflich war er Student und lernte aufs Lehramt. Hier konnte er gut 400,00 Euro hinzu verdienen und lernte den Umgang mit jungen Leuten, denn später wollte er ja mal Lehrer werden.
Ordentlich hakte er auf der Teilnehmerliste die Namen der ankommenden Reiseteilnehmer ab.
Sandra kam pünktlich am Bus an. Die Betreuerin kam wie vereinbart um 07.00 Uhr, so dass sie noch Zeit genug hatte, alles einzupacken, sich bei Mama zu verabschieden und mit dem Linienbus pünktlich hier anzukommen.
Die Frau vom Jugendamt, Frau Yilmaz, stand abseits und achtete darauf, dass Sandra hier auch erschien. Freundlich nickte sie Sandra zu, es wird schon alles gut gehen, wollte sie damit andeuten. Frau Yilmaz hielt sich jedoch auf Distanz, keiner sollte mitbekommen, dass Sandra etwas mit dem Jugendamt zu tun hatte, insbesondere nicht, dass ihre Ferienreise vom Jugendamt erzwungen und bezahlt wurde.
Von anderer Seite sah Sandra einen etwas dicklichen Jungen mit seiner Mutter ankommen.
„Hast du auch an alles gedacht? Du weißt ich stehe im Halteverbot, also müssen wir uns beeilen“, keuchte Jaydens Mutter heraus, sie hatte es eilig und ging schnellen Schrittes voran, sie musste gleich noch zur Arbeit, ihrem eigenen Imbiss „Holland-Pommes“.
Jayden, 13 Jahre jung, war wie seine Eltern Holländer, wohnte jedoch in Deutschland und ging hier zur Schule, er war etwas zu klein, 145cm und etwas zu dick, 61kg und unsportlich und überhaupt hatte er gar keine Lust zur Ferienfreizeit und konnte seinen Körper kaum über den Bürgersteig bewegen.
„Gleich schauen sie wieder alle belustigt auf mich“, dachte sich Jayden und zog einen Schokoriegel aus seiner Jackentasche.
Ayly schaute sich die ganze Szene am Bus durch das Autofenster an. Ihr war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, drei Wochen in einem Feriencamp zu verbringen. Sie war noch nie der Fan von Ferienaktionen gewesen und würde es auch nie sein. Seit ihrem siebten Lebensjahr hatte sie so etwas wie eine Allergie dagegen. Ihr ganzer Körper sträubte sich jedes Mal dagegen, wenn sie in den Reisebus einstieg. "Du musst dich langsam mal überwinden. Du bist viel zu scheu!", hatte ihre Mutter gesagt und dann die Autotür zugeknallt - ohne eine weitere Verabschiedung.
Das spargeldünne, schwarzhaarige, vierzehnjährige Mädchen öffnete mit zitternder Hand die rechte hintere Wagentür und stieg aus dem knallgelben Taxi, das dreißig Meter von dem Reisebus gehalten hatte. "Hier, junge Lady!", sagte der Taxifahrer und hängte ihr ihren Rucksack um und stellte ihr ihren Koffer vor die Füße, "Das macht dann fünf Euro achtzig!" Ayly gab dem jungen, freundlichen Mann das Geld und das Taxi brauste kurze Zeit später davon. Das Mädchen atmete einmal, zweimal, dreimal tief durch, nahm dann ihren Koffer und rollte auf die kleine Gruppe von Leuten zu.
Von der anderen Seite kam gerade ein Junge. Er hatte rotes Haar und ebenso leuchtende Augen, sodass er jedem sofort auffiel. Und im Gegensatz zu Ayly, die nur scheu dastand, ging er sofort auf den einen Leiter zu, der auf einer Liste die Haken machte und meldete sich. Über seinen linken Arm wand sich spiralförmig eine Narbe, von der Schulter bis zum Handgelenk. Außerdem, doch das fiel kaum auf, nur eben denen, die genau hinsahen, fehlte ihm an der linken Hand der kleine Finger.
Eben dieser Junge sagte dem Leiter seinen Namen, lud seinen Koffer ein und stieg in den Bus.
Ayly schaute sich um und musterte den Jungen, der zehn Meter weiter neben seiner Mutter stand und auf sich einreden lies. Dabei kaute er einen Schokoriegel. Das Mädchen umklammerte ihren Koffergriff noch fester und ging dann auf die beiden zu.
Es ist kurz nach 7.00 Uhr als ein silbernes Auto vorfährt. Aus ihm entstieg ein Mädchen, das Modellgröße hatte, jedoch ganz und gar nicht schlank war. Sie hatte eher eine normale bis leicht übergewichtige Körperfigur. Und ein Mann im Alter von 28 Jahre. Sie sehen sich beide sehr ähnlich. Sophie, so heißt das Mädchen, ging zum Kofferraum und holte ihr Gepäck heraus. Dann verabschiedete sie sich von ihrem Bruder und ließ ihn einfach stehen. Sie hatte genug von ihm und war froh endlich weg von ihm zu kommen.
Wenige Meter entfernt stand Tom und schaute Sophie, die an ihm vorbei ging hinterher. Ihm war nicht entgangen, dass Sophie leicht genervt von ihrem Bruder war. Sophie und er kannten sich, da sie in dieselbe Klasse gingen. Doch befreundet waren sie nicht. Tom freute sich auf den Freizeitausflug. So kam er endlich von seiner Mutter los! Durch sie war er nicht gerade glücklich.
"Und das du ja auf dich aufpasst, ja?", sagte Toms Mutter gerade und küsste ihn vor allen beteiligten. Und ausgerechnet da schaut Sophie rüber, wie peinlich! Als er zum Bus geht, fährt er mit seiner linken Hand durch sein strohblondes Haar.
SchreibTeam Re: - Zitat: (Original von JayJay am 27.05.2012 - 21:43 Uhr) Tolle Geschichte... :) Danke :D |