Beschreibung
Hier einmal ein Zusammenschluss all meiner Gedichte, die das Thema "Nacht" enthalten
Die Spinne
Es ist der Mond gar eine Spinne,
Die lauert in der Finsternis
Und wirkt die nächtlichen Gespinste
In Schwärze und in Düsternis.
Schaurig drohend ihre Netze
Zarte Seel’n gefangen halten
Und Rosen in das Dunkel taucht,
Dass Bosheit sich in ihnen mag entfalten.
Wenn am Himmel dort die gelbe Spinne
Mit Sichelgrinsen webt ihr Reich,
In Gier verschlingt der Hoffnung Träume;
Ob dieser Schrecken fahl und bleich.
Doch wir, die schwarzen Rosen,
Mit Tränen zu den Himmeln sehn.
Und die Spinne tilgt das letzte Licht,
Dass wir in Schatten jäh vergehn.
Es ist ein Mond
Es ist ein Mond am Himmel
Aufgegangen silberbleich;
Ein stiller Wandersmann er ist,
Zieht durch Wolkenmeere weich.
Nebel ruht schon in den Weiden
Und aus der Ferne singen leis’
Die Nixen bei der nächtlich’ Quelle:
Haut und Haare schillernd weiß.
Alsbald der kühle Abendwind
Bringt Blumendüfte sanft,
Dass heimelig mir flüstert
Diese mondbeglänzte Nacht.
Und ich an meinem Fenster
Seh’ den Mond am Himmel ziehn.
Ihm gleich sind all die Jahre,
Die schweigend in die Stille fliehn.
Doch Trost in diesem Silberlicht
Meinem weltenalten Herz,
Da alle Seelen mit dem Monde
Wandern frei von Last und Schmerz.
Gläserne Träne
Abendluft den Himmel sacht umschmeichelt,
Flüstert Wolkenbilder an der Sterne Zelt,
Dass bleich die fernen Silberlichter
Zärtlich lächeln ob der stillen Welt.
Weiße Sichel in den nächtlich’ Tiefen
Lädt zum süßen Schlummer ein;
Spielt rauschend dir der Weide Lied
Und reicht den dunklen Schlafeswein.
Und ein Kindlein wohl im Traume
Eine gläsern’ Träne weint,
Bestickt die Laken mit den Perlen,
Aus denen Mondenschimmer scheint.
Was mag dein kleines Herz wohl finden
In diesem Funken aus Kristall:
Ferne Welten, ungeahnt,
Der Hoffnung blasser Widerhall?
Wenn Wolken werden zu Palästen,
Dir die Himmeltränen einzufangen,
Die golden einst am Seelenbaum,
Wo die schönen Hesperiden sangen.
Doch Weh’ dem jungen Sehnen,
Wenn Morgen die Gestaden küsst,
Sie mit Flammenzunge heiß umschließt,
Dass Traumes Welt ob dieser Glut vergehen müsst.
Mondblume
Einst hat der fahle Mond,
Die Nacht so sanft geküsst,
Dass aus ihrem Erden-Schlafe
Eine Maid erwachen müsst.
Dass in dem linden Windesrauschen
Sie ihr bleiches Haupt erhebt,
Sich wundernd jäh, welch’ Zauber
In den dunklen Himmeln lebt.
Und in der stillen Abendbrise
Ist sie ein heller Blumenstern,
In dessen Bernsteinaugen
Nacht sich spiegelt aus der Fern’.
Nachttraum
Auf Schwingen frei durch Nachtens
Blaue Schatten gleite ich hinfort,
Wo Sterne goldne Träume malen,
Reichlich nehmen von dem Farbenhort.
Und nur des Mondes Sichelgrinsen
Erhellt das ewig blaue Meer,
Wie ich auf stillen Wolken schwebe,
Trunken von dem salz’ gen Wein so schwer.
Ist Nacht denn nur ein Träumen –
Blaue Ros’, von Sternen hell gemalt,
Dass auf den tiefen Spiegelwassern
Das Licht der fernen Himmelsschiffe strahlt.
Sternengeboren
Sternenlicht verziert die düstren
Schattenträume uns mit Perlenstaub;
Schlangen gleich es listig flüstert
Von Edens schnöden Raub.
Wo die immerdunkle Kalí
Mit dem Shiva sich vermählt
Und ihre Todesbande webt,
Die aus den Tiefen sie erwählt.
Asteria sich in Licht erhebt,
Gestirne aus dem Leib gebiert,
Dass selbst der Himmelsvater
Die Erde aus dem Blick verliert.
In diesem göttlich’ Treiben sind wir
Blasse Funken aus der Schöpfer Träume,
Die ziellos wandern, kindlich blind,
Durch des Kosmos weite Räume.
Und auch des Horus’ goldner Blick
Die Nebelschleier nicht durchdringt,
Wenn Zeit, die finstre Schlange,
All Werden und Vergehn bezwingt.
Doch wir, der Sterne Kinder,
Unsre Arme hoch zur Klage heben;
Mit tränend’ Augen zu den Weiten blicken,
Wie des Himmels Mächte wir erstreben.
Sternenjäger
Des Himmels Sternenjäger
Greift zu Schild und Bogen schwer
Und gleitet fern am Horizont
Durch der Sonne Flammenmeer.
In des Nachtens fahlem Silberglanz
Sein Ross trägt ihn auf flinkem Huf,
Sein Banner weht in samtnen Blau.
Sein Haupt geschmückt mit schillernd’ Kranz.
Und wirr die fernen Lichter
Ob seinem Blick ins Dunkel fliehn.
Nur des Morgens schöne Venus
Sich seinem hellen Schein mag nicht entziehn.
Doch wenn die Sonne bringt des Tages Glut
Und Nacht in ihren Schleiern schläft,
Zeugt kein Glimmen von des Reiters Jagd;
Nur der Himmel ist getränkt mit Blut.
Sternennacht
Nacht spannt ihren samtnen Schleier
Übers dämmernde Himmelszelt;
Wie ein Mantel tiefen Schlafs
Umhüllt sie die stille Welt.
Und ein Träumer wohl alleine
Blickt in des Dunkels Angesicht
Zu finden dort in weiter Ferne
Rätsel in dem weißen Sternenlicht.
Wohin mag er wohl ziehen?
Schiffer in mondloser Nacht
Gleitet davon am Firmament
Durch der Seelen schillernde Pracht.
Und welch Geheimnis hält bereit
Der Sterne ungezähltes Heer,
Dass selbst Träumer werden Schatten,
Schwinden in dem nächtlich wogend’ Meer.
Sternensehnen
Mondenschimmer – sanft die Nacht,
Als aus dem Dunkel jüngst erwacht
Ein heller Stern, mich zu umfassen;
Steigt herab, lässt wohl verblassen
All die irdisch’ Lichterträume,
Und mein Herz möcht’ durch die Räume
Der fernen Himmelwelten ziehn.
Ach, könnt’ es doch dem Tag entfliehn!
Ach, könnt’ es doch in deinem Licht,
Erkennen, dass zerbricht,
Was als zartes Sehnen wohl begann,
Weil ein schwaches Herz nichts halten kann.
Dich halten, binden, lieben –
Nicht mein Geschick, doch ist geblieben
Die Hoffnung, dass am Himmelszelt
Mein Stern bescheint die nächtlich’ Welt.
Sternenwärts
Still und schweigsam steh’ ich hier
An diesem Fenster mein,
Seh’ das nächtlich’ Firmament und wünsch’
Ich könnte, ach, dort droben sein.
Droben dort, wo Sonn’ und Mond
In des Nachtens Sang verblassen,
Würd’ mein Herz sein frei und klar,
All Leid zurückzulassen.
Frei zu legen ab die Ketten,
Die mich hier gefangen halten.
Und streben würd’ ich nach geheimem Wissen,
Würd’ meine Flügel frei entfalten.
Doch weder hab’ ich Adlerschwingen
Noch ein Schiff, mich zu geleiten.
Ich muss die Sterne stets von fern betrachten;
Sehnsuchtsvoll in tiefen Weiten.