Über dem Beethoven
Mendels Sohn wünschte sich einen Hund
der aussieht Vivaldi, der Dackel der Nachbarn.
Also fuhr sein Vater im Bus nach Offenbach
und stieg in der Schubertstraße aus.
Noch ganze zwei Quadrate vom Tierheim entfernt,
doch wollte er zunächst eine katholische Kirche
aufsuchen, deren Tür auch für Haydn offen stand.
Dabei platzte er mitten in eine Trauung.
Vor dem Altar standen Gustav,
ein stadtbekannter Mahler und Lera,
eine Schönheit aus Auerbach.
Sie hielt einen Strauß in der Hand und weinte,
denn als der Pfarrer den Bräutigam fragte, ob er
die hübsche Braut zur Frau nehmen möchte,
antwortete dieser: "Verdi"? "Niemals"!
Als Mendel das Gotteshaus durch die Hintertür verließ,
merkte er wie hungrig er war, also gönnte er sich ein Händel, außen knusprig, innen pianissimozart.
Das letzte Stück Fleisch noch zwischen den Zähnen,
hörte er die immer lauter werdenden Hilferufe
eines Mannes. Und so folgte er den Schreien bis
hinunter zum Bach, um Johann Sebastian
vor dem Ertrinken zu retten.
Hans, ein ziemlich Dürer, gerade beim Akt,
beobachtetet vom Balkon aus das Geschehen.
Sofort ließ er die Hand von Martins Horn
und wählte den Notruf.
Als Mendel dann endlich vor dem Tierheim stand,
war dieses schon geschlossen, doch mit der Erfahrung
und Lizst eines Diplomaten, konnte er die Angestellten
von der Dringlichkeit seines Anliegens überzeugen.
Schliesslich kam Mendel mit einem Schimpansen
nach Hause. Seine Frau schaute wie ein Dackel.
Dem Sohn war das egal bis recht.
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