Die Überarbeitung der bereits veröffentlichten 6 Kapitel.
Mein Name ist Sakura. Ich bin 8 Jahre alt und gehe in die 2. Klasse der Mou-langer Grundschule, meinem Heimatdorf in China.
Es ist Hochsommer. Obwohl ich Ferien habe besuche ich meine Schule jeden Tag. Ich liebe es durch die Fenster zu schauen und die leeren Bänke und Stühle zu sehen, die nur darauf warten das sich Kinder auf sie setzten und auf ihnen schreiben. Unser Klassenzimmer befindet sich im Süden der ziemlich kleinen Grundschule. Wir haben nur 60 Schüler, das sind zwei Klassen. Heute gehe ich den Pausenhof entlang und denke immer daran wie ich mit meinen Freundinnen fangen spiele oder wie wir die doofen Jungs verprügeln. Der Hof ist ungefähr 100 Quadratmeter groß und ist mit Pflanzen und Bäumen übersät . Am anderen Ende befindet sich ein kleiner Waldweg der zu einer Lichtung führt. Im Winter spiele ich dort oft mit meiner besten Freundin Mai. Leider ist sie vor einem Monat nach Peking gezogen, dass auch noch ohne mir ein Wort davon zu sagen. Manchmal denke ich darüber nach warum sie mir wohl nichts gesagt hat. Sie hatte bestimmt einen guten Grund dafür. Ich gehe diesen Weg immer langsam, weil in mir dann viele Erinnerungen wieder hochkommen, wie auch jetzt. Viele gute aber auch schlechte, die ich dann versuche zu verdrängen. Es ist heiß und ich schwitze da die Sonne am höchsten Punkt steht. Ich kann das Plätschern des Baches hören und das zwitschern der Vögel. Endlich bin ich da, am Höhepunkt meines täglichen Spazierganges. Es ist eine kleine Lichtung durch die ein klarer Bach fließt. Dort drüben auf dem Baum ist das Baumhaus das Mai, Lee, ein Junge aus meiner Klasse und ich gebaut haben. Platsch! Was war das? Es hörte sich an als würde eine Bowlingkugel auf einen Misthaufen fallen und der Dreck in alle Richtungen spritzen. Allein bei dem Gedanke läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Ich glaube es kam von dem Busch, der da so einsam auf einem großen Fleck Wiese steht. Irgendwie habe ich ja doch ein wenig Angst, aber da ich wissen will was es war werde ich wohl nachsehen müssen. Langsam mache ich einen Schnitt nach dem anderen Richtung Busch und versuche nicht die Nerven zu verlieren und den Verstand zu behalten. Gleich bin ich da, nur noch drei Schritte und ich weiß was mir diesen Schrecken eingejagt hat. Aber wie auch bei manchen Sachen die ich tue habe ich Angst und höre kurz davor auf, was bis jetzt auch nicht falsch war. Diesmal ist es anders und ich wundere mich selbst darüber, wahrscheinlich weil ich größer und schlauer im Laufe des Jahres geworden bin. Das ist jetzt aber auch egal. Ich kann es kaum noch erwarten zu sehen, was mich aus meinen schönen Gedanken gerissen hat. Der letzte Schritt. Ein Blick hinter den Busch und ich kann beruhigt nach Hause gehen. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er immer länger werden. Langsam sehe ich etwas. Was Schwarzes. Zuerst dachte ich es ist vielleicht nur eine Krähe, die sich ausruhen wollte und an einen Schattigen Platz ein kleines Nickerchen machen wollte. Aber es war nicht der Fall. Ich bekam einen Riesen Schock das ich beinahe auf den Rücken gefallen wäre. Ich weiß nicht mehr wo oben und wo unten ist. Ich habe schreckliche Angst, einfach nur angst. Das einzige was ich in dieser Situation machen konnte ist schreien, nichts außer schreien. Ich schrie so laut, dass einige Leute die in der Nähe wahren, zum Glück auch meine Mutter so schnell wie es geht herkamen und das Schrecklichste, von allem schrecklichen auch sahen. Es war ein Kopf! Ein abgetrennter Kopf einer älteren Frau. Ihr Gesicht ist verzehrt, sodass ich nicht erkennen kann wer sie wahr. Das einzige was ich noch mit kriege ist, dass mich meine Mutter in den Arm nahm. Dann wurde ich ohnmächtig. Es war immerhin ein Riesen Schock für eine 8-Jährige, aber ich glaube auch für die, die mich gehört hatten und mir zu Hilfe gekommen waren. Noch nie ist in diesem Dorf jemand umgebracht worden. Jedenfalls wusste nichts davon.
Ich machte die Augen auf. Ich lag in meinem Bett und in meiner Zimmer brannte eine Kerze. Mutter, dachte ich. Wahrscheinlich war sie es auch die meine Schulsachen sortiert und alles in eine Ecke gelegt hat. Das Zimmer war so sauber wie nie. Aber das interessierte mich weniger. Ich stand auf, öffnete die Tür und ging in der Flur. Es war dunkel und ich konnte nicht viel sehen. In der Dritten Tür auf der rechten Seite brannte Licht. Es ist das Zimmer meiner Mutter Kurenai. Ich ging hin, traute mich aber nicht die Tür zu öffnen und zu sagen das ich wach bin und das es mir gut geht. Erst bei näherem heran treten hörte ich sie weinen. Es klang als wurde sie jemand quälen. Immer wieder wiederholte sie die Worte „Ich vermisse dich“ oder „Wieso nur? Wieso?“ Dann wiederum war sie ganz ernst und sagte zornig „Wie konntest du nur“ oder „Wieso hast du ihr…nein. Mir das angetan“ Ich bekam angst und dass auch noch vor meiner eigenen Mutter. Zu meinem Vater kann ich nicht. Na ja, meine Mutter hat mir Verboten zu ihm zu gehen. Wieso hat sie mir nie gesagt. Sie haben sich geschieden als ich 2 Jahre alt wahr, also kann ich mich nicht an ihn erinnern. Ich weiß nicht einmal mehr wie er Aussieht. Nie habe ich Fotos von ihm gesehen, aber manchmal träume ich von ihm. Jedenfalls glaube ich das der Mann in meinem Traum mein Vater ist. Mir liefen jetzt auch die Tränen hinunter, genau wie bei meiner Mutter. Meine Beine fühlten sich so schwer an und ich fiel gegen die Wand rechts neben mir. Es gab einen Knall und meine Schulter fing an zu schmerzen. Die Tür ging auf und meine Mutter kam heraus. Sie fragte mich „Ist alles ok? Geht es die gut?“ „ Ja. Nichts passiert.“ , bekam ich heraus. Immer noch unter Schock stehend vor meinem plötzlichen Aufprall. Ich schaute meiner Mutter in ihre giftgrünen Augen, die vom Weinen schon ganz rot waren. „Ich habe mir Sorgen um dir gemacht. Du hast zwei Tage durchgeschlafen.“, sagte sie. „Geht es die auch wirklich gut? Du weißt du kannst mir alles sagen. Ich bin immer für dich da.“ „Nein. Alles in bester Ordnung.“ „Hast du Hunger? Möchtest du vielleicht etwas essen?“ Ich zögerte ein wenig bevor ich ihr eine Antwort gab. Ich wollte sie fragen warum sie geweint hat, aber ich traute mich nicht und ich wollte das sie nicht weiß das ich sie belauscht habe. Dann gab ich ihr eine Antwort „Ja. Ich hätte gerne eine heiße Nudelsuppe.“ „Komm mit in die Küche, dann mache ich sie dir.“ Die Küche liegt direkt gegenüber vom Zimmer meiner Mutter. Sie ist nicht groß, aber halt so wie eine normale Küche aussieht. Ich setzte mich auf die Bank während meine Mutter das Wasser in eine Schüssel gieß und auf die Herdplatte stellte. Sie kam zu mir und setzte sich. Dann sagte sie „An was kannst du dich noch erinnern bevor du in Ohnmacht gefallen bist?“ Ich wollte ihr sagen das ich alles vergessen habe aber es ging nicht. Ich spürte ein stechen in meinem Kopf und ich sah immer wieder Bilder von dem Gesicht das ich nicht erkennen konnte und dem abgetrennten Kopf auf der Lichtung. Je länger ich die Bilder in meinem Kopf sah desto mehr glaubte ich die Frau zu kennen. Schließlich war ich mir sicher. Es war meine Tante! Die Schwester von meinem Vater. Persönlich kannte ich sie nicht aber ich habe Bilder von ihr gesehen. Meine Augen wanderten nach unten und ich schaute zu meinen Füßen. Ich tat mir schwer das alles zu verarbeiten. Mir war nicht klar das jemand Verwandtes jetzt tot ist. Das ich mit dieser Person nie wieder sprechen kann oder das ich sie nicht wieder sehen kann. Aber die noch wichtigere Frage war, wer hat sie jetzt auf dem Gewissen? Und warum hat der oder die Mörderin versucht ihr Gesicht zu verbergen? Wieso sollte niemand wissen wer gestorben ist? Mein Bauch kribbelte und mir wurde schlecht. Meine Mutter stand auf um nach der Suppe zu sehen. Sie nahm die Schüssel und stellte den Herd ab. Sie kam zurück doch bevor sie die Schüssel abstellen konnte sagte ich „Es war Tante!“ Sie erschrak und ließ dabei die Schüssel auf den Boden fallen. Das Wasser spritzte und die Nudel lagen verstreut auf dem Fußboden. „Was?“, fragte sie mich während sie keuchte als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. „Die Frau von der wir den abgetrennten Kopf gefunden haben war meine Tante .Ich meine die Schwester von meinem Vater.“, antwortete ich ihr. „ A…aber“, fing sie an zu stottern. „D…du weißt doch das deine Tante schon lange nicht mehr hier Wohnt. Sie ist…äh… in eins unserer Nachbardörfer gezogen.“ „Dann möchte ich sie morgen besuchen.“ Als ich diese Antwort gab wurde meine Mutter wütend. Ich spreche hier nicht nur von einfach wütend, nein. Sie lief knall rot an und starte mit ihren giftig grünen Augen an, als wollte sie mich jeden Moment verspeisen . Ihr Körper wurde blass und alt. Ich sah jede ihrer Adern. Am liebsten hätte ich mich übergeben, da brüllte sie mich an „Geh sofort zurück in Bett. Ich will dich nicht mehr sehen. Morgen kommst du auch nicht aus deinem Zimmer. Ist das klar?“ „Verstanden“, sagte ich so schnell ich konnte und verschwand blitzschnell aus der Küche. Ich rannte den Flur entlang, in mein Zimmer und schloss die Tür. Dann lehnte ich mich mit dem Rücken gegen sie und ließ mich auf den Boden herab sinken. Ich atmete noch immer schnell und mein Herz pochte so stark wie noch nie. Dann wurde mir klar das ich schon wieder angst vor meiner Mutter hatte, aber nicht das erste mal. Nein, aber diesmal mehr als vor dem abgetrennten Kopf meiner Tante. Ich sah auf meinen rechten Arm und entdeckte das Armband mit dem Pentagramm von meiner Mutter, dass böse Geister abwehren soll. Ich legte meine linke Hand auf es und beruhigte mich wieder, was nicht sehr leicht war. Ich stand langsam auf, ging zu meinem Bett , legte mich hin und schlief ein während ich mein Armband fest hielt und hoffte das wenn ich aufwachte, das dann alles wieder normal wird. Wenn ich doch bloß jetzt schon gewusst hätte wie sehr ich mich geirrt hatte.
Ich sah aus dem Fenster. Draußen war es schwül und der Nebel verdeckte die Sicht. Ich zog meine Schuhe und meine Jacke an und ging nach draußen. Die Luft am morgen tat gut und half mir wieder klar zu denken, was einem alten Mann wie mir in letzter Zeit schwer zu schaffen macht. Ich ging die Straße entlang die rechts von meinem kleinen Haus liegt. Am Ende der Straße sah ich die Grundschule und mir fiel wieder ein, das ein kleines Mädchen vor ungefähr einem Monat einen Kopf einer Frau gefunden hat, oder sollte ich sagen den Kopf meiner Ehefrau. Mir kamen die tränen weil ich über sie nachdachte und mir wieder einfiel wie sie an diesem Tag noch zu mir gesagt hat „Ich gehe nur mal kurz ein paar Lebensmittel einkaufen.“ und drei Stunden danach fand dieses Mädchen ihren Kopf. Es war einfach schrecklich. Seitdem bin ich nicht mehr aus dem Haus gegangen, weil ich angst hatte noch einen toten Verwandten sehen zu müssen. Aber es ist nicht gut nur in seinem Haus zu bleiben. Meine Lebensmittel sind auch fast alle Verbrauch und ich muss neue Kaufen. Ah ja, das hat alles meine Frau immer gemacht. Während ich nachdachte merkte ich nicht das ich mitten auf der Straße stehen geblieben war. Ich sah Lichter neben mir die immer heller wurden. Ein lautes Geräusch, das mich dann in letzter Sekunde aus meinen Gedanken gerissen hat. Ich sah das Auto in hoher Geschwindigkeit immer näher und näher kommen und konnte noch im letzten Augenblick nach vorne springen und mich so retten.Das Auto raste an mir vorbei, wehte Staub in mein Gesicht und ich lag einfach nur geschockt auf dem Gehweg und keuchte. Beinahe wäre ich auch noch gestorben. Erst meine Frau und jetzt ich? Ich musste besser aufpassen. Das stand fest. Nur mit mühe schaffte ich es wieder auf die Beine. Als ich wieder stehen konnte ging ich weiter, wobei ich einen großen Bogen und die Schule machte. 500 Meter weiter sah ich den Lebensmittel Laden. Es ist ein Kleines Häuschen aus Holz und vorne befindet sich eine Schild auf dem Lebensmittel in Japanischen Zeichen steht. Weiter fiel mir nichts auf, außer das ich über die Straße musste. Davor hatte ich unglaubliche angst. Dass nicht nur weil mich vorhin fast ein Auto überfahren hätte, sondern auch davor wieder in schlechten und unangenehmen Gedanken zu versinken. Ich nahm allen Mut den ich hatte zusammen und rannte so schnell es nur irgendwie ging über die Straße.Als ich auf der anderen Seite angekommen war, fiel mir alle lasst ab und ich betrat gut gelaunt den Lebensmittelladen.Drinnen war es dunkel und eiskalt. Ich sah mich ein wenig um. In den Regalen wimmelte es nur von altem und kaputtem Obst. Eine Reihe weiter befanden sich die Nudeln. Da ich Nudel liebe nahm ich die dickste Schachtel, die die ganz hinten im Regal lag. Aber da es viele Nudelsorten gibt und ich eine bestimmte haben wollte, nahm ich ein Feuerzeug aus meiner Tasche und machte es an. Als ich es über die Packung hielt, blieb mein Herz stehen. Ich bekam keine Luft mehr und meine Brust schmerzte. Wie, wenn ich von tausenden von Messern aufgespießt wurde. Ich versuchte immer wieder Luft zu holen doch es ging nicht. Ich versuchte weg zu schauen doch meine Augen wollten nicht und ich musste es weiterhin anstarren. Meine Gliedmaßen waren wie steif gefroren, dennoch fingen meine Hände an zu zittern . Wie sehr wünschte ich jetzt zu Hause zu sein und gemütlich eine Tasse Tee zu trinken. Doch ich war hier und es war einfach nur schrecklich. Wieso habe ich es nicht gleich gemerkt, Wieso? Ein kalter Luftzug, Schritte, eine Klinge, ich... „AHHH...“ stieß ich hervor als mein Herz endgültig stehen blieb. Ich ließ es fallen. Einige Sekunden darauf fiel auch ich zu Boden. Es fühlte sich an als würden alle meine Rippen gebrochen worden sein. In dem schwachen Licht erkannte ich etwas grünes leuchten. Eine Person, ich weiß es nicht. Ich bekam keine Luft mehr und das Bild erschwamm vor meinen Augen.
Ich sah um mich. Nichts. Nichts außer ewige Finsternis. Ich hörte Stimmen. Sie waren schrill. Laut. Dröhnend laut. Ich hielt mir die Ohren zu, doch das schien nichts zu bringen. Es fühlte sich an, als würden die Klänge durch meinen Kopf hindurch gehen und am anderen Ende wieder herauskommen. Sie wurden immer lauter. Und doch konnte ich sieh nicht verstehen. „Was..“, „Du...“, „Willst..“, „Nicht...“, „Erwünscht...“. Hörte ich es von allen Seiten. Für mich ergab es einfach keinen Sinn.
„Ahhh!“, stieß ich einen Schrei heraus. Im nach hinein fragte ich mich selbst warum ich das gemacht hatte. Außer mir war hier ja niemand, dennoch hatte es sich so angefühlt als hätte mir jemand ein Schwert in den Rücken gebohrt.
Schweißgebadet fuhr ich aus dem Schlaf hoch. Nervös schaute ich mich um. Außer mir war hier niemand. Und doch hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Wie dem auch sei, ich stand auf, wobei ich am ganzen Körper zitterte. Meine Ohren taten weh, auch wenn um mich herum eine Totenstille war. Ich öffnete die Tür und ging den Flur entlang. Es war bitterkalt da mein Holzhaus schon ziemlich alt ist und an vielen Stellen undicht. Wie lange schon wollte ich in einem gemütlichen großen Haus am Meer wohnen, mir keine Sorgen ums Geld machen und die Frau meines Lebens finden? Wahrscheinlich zu lange schon. Leider kann ich es mir nicht leisten um meine Bruchbude zu reparieren. Ich zog Mantel und Schuhe an, öffnete die Tür und stapfte durch denn Schnee. Es war Winter. Die Straßen waren zugefroren, sodass ich nicht mit dem Auto in die Arbeit fahren konnte. Also musste ich wohl oder übel zu Fuß gehen.
Ich ging durch die Straßen, schaute mal nach links und mal nach rechts. Überall standen zugefrorene Autos. Die Läden waren alle geschlossen und keine Menschenseele war weit und breit zu sehen. Alles wirkte düster, kalt und grau.
Ich bog rechts in eine Seitenstraße ein und sah am anderen Ende die Polizeistation. Sie stand da verlassen, ruhig und doch beängstigend. Ich sperrte die Tür mit meinem Schlüssel auf und betrat das älteste Gemäuer des Dorfes.
Drinnen war es genauso kalt wie draußen. Ich ging durch die rechte Tür und über die Treppen in den ersten Stock. Im letzten Zimmer des schmalen Ganges brannte Licht.
Ich öffnete die Tür und sah meine drei Arbeitskollegen beim Rauchen. „Na. Du kommst zu spät Pain.“, sage Kiba. „Und ihr wisst das ihr hier drinnen nicht rauchen dürft.“ „Mach mal halb lang.“, deutete Shino mit einer sinnfrei gemeinten, spaßigen Handbewegung an. „Nein. Pain hat recht. Wir dürfen hier eigentlich nicht rauchen.“, sagte Kiba mit einer ziemlich ernsten Miene. Dann nahm er einen letzten Zug von seiner Zigarette und zerdrückte sie im Aschenbecher. Sasori, der der bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte, stand auf und nahm einen Stapel Papiere von Tisch und ging aus dem Raum. „Was hat der denn schon wieder?“, schoss es mir durch den Kopf. „Hier“, sprach Shino während er mir eine brandneue Kamera entgegen warf. „Was soll ich den damit?“, fragte ich ihn. „Von diesem Gebäude aus fünf Straßen weiter befindet sich doch der Lebensmittelladen `Kage´, oder?“ „Ja. Na und?“ „Gestern Morgen wurde dort ein alter Mann umgebracht. Mach ein paar Fotos von der Leiche und schaffe sie dann anschließend ins Krankenhaus, damit sie untersucht werden kann.“ „Gestern Morgen! Das fällt euch ja früh ein.“, sagte ich mit einem überraschten Ausdruck in den Augen. „Wir sind auch nicht immer auf dem neuesten Stand. Und jetzt geh.“, sagte Kiba mit einem genervten Unterton in der Stimme.
Da war ich nun wieder. In der vereisten Hauptstraße. Es schien ein Schneesturm aufzukommen, also beeilte ich mich auf dem Weg zum Lebensmittelladen. Während ich durch die Straße ging dachte ich an Sasori, der heute so mies drauf war wie noch nie. Nach langem überlegen fiel mir wieder ein, das die Papiere die er genommen hatte, einige Reportagen über den Nukeninsee waren. Vor einigen Wochen haben wir dort eine Leiche gefunden. Der Fall ist doch schon längst abgehackt. Was wollte er also damit?
Ich war angekommen. Am Lebensmittelladen. Das große Schild über der Eingangstür, auf dem sonst immer `Kage´ stand ist von Schnee zugefroren. Ich öffnete die Tür. Als ich den Laden betrat war es stockdüster. Ich machte meine Taschenlampe, die ich aus meiner Jackentasche zog an und schlich durch die Gänge. Es stank. Ich bekam kaum Luft. Das erinnerte mich an meinen Traum. Meine Hände fingen an zu zittern und irgendetwas sagte mir „Geh nicht weiter! Kehre um! Sonst ist es zu spät!“ Ich hatte Panik. Ich wollte fliehen, doch was sollten die anderen sagen. Shino, der sich über alles lustig macht. Kiba, der mich dann am liebsten umbringen würde. Sasori, der mir das dann den Rest meines Lebens vorhalten wird. Sie alle drei, ich konnte sie nicht enttäuschen. Ich musste weiter gehen. Ich hatte keine Wahl. Langsam löste ich mich aus meiner kurzzeitigen Starre und ging Schritt für Schritt weiter. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Was wenn ich auch sterbe? Wenn ich gefoltert werde? Niemand würde in diesem verlassenen Stadtteil mein Schreien hören. Wohl möglich das mich dann auch niemand vermisst. „Nein. Kein Selbstmitleid. Keine Angst. Du hast schon schlimmeres überstanden.“, versuchte ich mir selbst Mut zu machen. Dann ging ich tapfer weiter und kam schließlich an das Regal mit dem Nudeln.Ich drehte mich nach rechts und sah die Leiche am Boden liegen. Ein alter Mann. Mitte 60 schätze ich. Bei dem Anblick blieb mir nicht anderes al zu schätzten. Genauer gesagt ich konnte überhaupt nicht mehr denken. Ich weiß nicht ob ich so etwas schon einmal gesehen habe. Schrecklich. Die Stimme hatte mich gewarnt. Warum habe ich nicht auf sie gehört? Warum?
Das Gesicht des Mannes war aus seinem Kopf herausgeschnitten worden. Ich konnte das Gehirn sehen. Es fiel schon fast aus der leeren Hülle heraus, da wo einmal der Kopf gewesen ist. In seinem Kreuz steckte ein Dolch. Der Griff war vergoldet und es hing ein Anhänger daran. Dieser sah aus wie ein einfaches Pentagramm. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren doch es gelang mir nicht. Die Arme und Beine waren abgeschnitten worden. Ein Stück eines Knochens schaute noch hervor, da wo einmal ein linker Arm gewesen ist. Einige Adern- und Muskelüberreste lagen noch auf dem Boden. Wo ich nur hinsah Blut. Alles war rot verschmiert.
Mir wurde schlecht. Ich lies die Kamera fallen und rannte aus dem Laden hinaus.In meinem Kopf drehte sich alles. Ich wusste auf einmal nicht mehr wohin ich sollte. Ich lief geradeaus. Einfach nur geradeaus. Das einzige was ich wollte war weg von diesem Ort. Das einzige was ich brauchte war jemand zu dem ich konnte und der mir helfen würde das was gerade eben passiert ist zu verkraften. Ich weiß ich bin ein erwachsener Mann, aber auch der darf doch wohl auch mal vor etwas angst haben, oder? Ich rannte immer weiter. Irgendwann bliebt ich stehen. Ich stand vor meinem Haus. Irgendwie traute ich mich nicht hinein zu gehen. Ich weiß es hört sich vielleicht blöd an, aber ich hatte Angst in meinem EIGENEM Haus eine Leiche zu sehen.
Plötzlich roch ich etwas. Es roch nach Lavendel und spendete mir wärme. Ich fühlte mich auf einmal wie geborgen und sicher. „Es ist kalt, nicht war?“, sagte eine Stimme hinter mir. Sie klang sanft, beruhigend und mitfühlend. Ich drehte mich um. Ich sah eine Frau die ungefähr so alt war wie ich. „Ja. Es ist eiskalt. Ich wohne hier und wollte gerade nach Hause gehen. Hast du vielleicht Lust mich hinein zu begleiten. Drinnen kannst du dich aufwärmen.“ Ich wusste selbst nicht was ich da sagte. Es war so als würde mir mein Körper nicht mehr gehorchen, denn als sie „Ja, gerne“ zu mir gesagt hatte führte ich sie in mein Haus und ins Wohnzimmer, wo sie es sich gemütlich machte. Ich machte Feuer und ging dann in die Küche um Tee aufzusetzen. Ich ging wieder zurück und setzte mich neben die Frau. Diese fing sofort an zu erzählen „Es ist ja so kalt draußen. Alles ist verlassen und keine Menschenseele sieht man mehr. Oh wie ich den Winter hasse.“ „Ja der Winter ist schrecklich.Was haben sie eigentlich dort draußen in der Kälte gemacht?“ Mich gehen nie persönliche Sachen von Leuten an, doch wie schon vorhin gehorchte mir kein einziger Muskel mehr. „Ah, ich liebe es spazieren zu gehen. Selbst so ein Wetter kann mich nicht davon abhalten eine runde um bestimmte Häuser zu gehen.“, beantwortete sie meine ungewollt gestellte Frage, wobei sie das Wort `bestimmte´ stark betonte. Schon wieder Fragte ich ungewollt „Um welche Häuser?“ „Wie neugierig sie sind“, sagte sie und mir kam es so vor als ob sie nicht mehr die gleiche Person wäre wie eben, „Ich gehe um die Häuser meiner nächsten Opfer!“, sagte sie mit einer gefährlichen, beängstigend Stimme. Ich hörte etwas klirren. „Ahhh!“, schrie ich. Ich schaute auf meine Brust. Ein Dolch steckte mir im linken Brustflügel. Ich bekam kaum noch Luft und jeder Atemzug schmerzte. „D...du warst es...also“, sagte ich mit gebrechlicher Stimme. „Ja, aber das wird niemand mehr erfahren.“ Ich schaute den Dolch an. Unglaublich. Er hatte den selben goldenen Griff und das selbe Pentagramm.
„Wie lange dauert es noch?“, fragte mich mein Sohn. „Ich schätze wie sind in ungefähr 20 Minuten in Mou-lang.“, antwortete ich ihm, „ich habe meine zwei Brüder schon lange nicht mehr gesehen. Ich bin ein wenig aufgeregt.“, sagte ich mit zittriger Stimme. Ich schloss meine Hände fester an das Lenkrad und konzentrierte mich aufs Fahren. Immer wenn ich an meine Zeit in Mou-lang nachdachte, vergaß ich alles andere um mich herum. Vielleicht freute ich mich aber einfach nur tierisch Pain und Gato wiederzusehen. „Wie lange denn noch?“... „Hast du was gesagt?“, fragte ich geistesabwesend. „Ja. Wie lange denn noch!“, brüllte er durchs Auto. „Du brauchst nicht gleich zu schreien“, mahnte ich ihn, „Ich habe es dir doch vorhin schon gesagt. Ungefähr 20 Minuten noch.“ „Oh man. So lange.“, stöhnte er gelangweilt. „Seinen 7-jährigen Sohn überall mit hinnehmen zu müssen ist echt ätzend.“, schoss es mir durch denn Kopf.
Ich versuchte klare Gedanken zu bekommen und konzentrierte mich auf die Straße und den Verkehr. Eigentlich mehr auf die Straße, denn seit 5 Minuten habe ich kein Auto mehr gesehen. In dieser ländlichen Gegend, wo man nur Wiesen, Felder und Wälder sieht, ist es normal so wenige Autos zu Gesicht zu bekommen. Da ich aber aus Peking komme, ist es für mich ziemlich ungewohnt auf einer verlassenen Straße, als einzigstes Auto irgendwo im nirgendwo zu fahren.
Zehn Minuten später kamen wir an einer Tankstelle an. Ich fuhr nach rechts und blieb auf dem Parkplatz stehen. „Ich gehe nur mal kurz auf die Toilette.“, sagte ich zu Soul. Dann öffnete ich die Autotür und stieg aus.
Als ich den Laden betrat kam eine Erinnerung in mir wieder hoch. Ich weiß nicht wieso aber mir fiel ein, dass ich schon einmal bei dieser Tankstelle rast gemacht hatte. Ich erinnerte mich aber nicht mehr wann. Oder mit wem? Vielleicht war ich ja auch alleine gewesen. Keine Ahnung.
Ich ging an der Kassen vorbei. Niemand. Kein Mensch außer mir war in der Tankstelle. Hatten sie geschlossen? Keine Ahnung. Während ich nachdachte bemerkte ich meine Blase nicht, die schon am platzten war. „Oh mein Gott“, fiel es mir noch in der letzten Sekunde ein. Schnell rannte ich weiter zu den Toiletten.
„Ah“, was für eine Erleichterung. Ich öffnete die Kabinentür und stellte mich vor dem Spiegel. Drei Tage sind wir schon unterwegs und ich habe erst einmal geschlafen. Ich hatte dicke schwarze Augenringe. „Bevor ich meine Brüder treffe, muss ich dringend diese fürchterlichen Ringe loswerden.“, befahl ich mir. Ich beugte meinen Kopf dicht über das Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und wusch mein Gesicht einmal ausgiebig. Ich schloss meine Augen und warf meinen Kopf nach hinten, um ein bisschen frischen Wind zu bekommen. Ich lies den Kopf wieder in die normale Position fallen und öffnete die Augen.
Ein Riesen Schock umgab mich. Ich war wie Gelähmt. Ich konnte nicht mal um Hilfe schreien. Nein. Ich konnte nichts machen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich blickte in den Spiegel und ich konnte nicht weg schauen. „Ino“, sprach ich mit leiser und überraschter Stimme. „Hör mir gut zu“, sagte die Gestalt, „ Wenn dir dein Leben und das Leben deines Sohnes wichtig ist, dann kehrst du um und fährst zurück nach Peking.“ „Was soll das heißen? Was meinst du?“, fragte ich sie. „Das ist eine Warnung!“, schrie sie mich in einem ernsten Ton an, „und wenn du nicht bereit bist ihr zu folgen, wirst du es bereuen.“ Das waren ihr letzten Worte. Dann verschwand sie, und ich erkannte mein Gesicht im Spiegel wieder.
Immer noch geschockt ging ich aus dem Laden Richtung Auto. Vor meiner Tür blieb ich stehen und dachte an Inos Worte „Wenn dir dein Leben und das Leben deines Sohnes wichtig ist, dann kehrst du um und fährst zurück nach Peking.“ Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich habe mich die ganze Zeit gefreut meine Brüder wiederzusehen und jetzt sagt sie ich soll umkehren. Was ist richtig, was ist falsch? Ich weiß es nicht. Alles was ich je wollte ist, meine Heimatstadt wiederzusehen. Nicht mehr und nicht weniger. Die Autotür sprang auf und Soul sagte mit freudiger Stimme zu mir „Da bist du ja endlich. Na komm. Ich kann es kaum noch erwarten alle unsere Verwandten zu treffen. Also beeil dich.“ Ich war verwirrt. Die ganze Zeit hat er gemeckert das wir nach Mou-lang fahren und jetzt kann es gar nicht schnell genug gehen. Ich hatte noch einmal darüber nachgedacht und wollte schon umkehren, da ich wusste das er keine Lust auf den Besuch hatte, aber jetzt. Ich konnte ihm die Freude nicht nehmen. Ich stieg ins Auto und fuhr los. Weiter Richtung Mou-lang.
Wir fuhren an einem Ortsschild vorbei und Soul rief voller Freude „Mou-land noch 2km. Wir sind endlich da.“ Ich sah die Freude deutlich in seinen Augen. Im Gegensatz zu ihm war ich überhaupt nicht mehr froh. Leider bemerkte mein Sohn dass und fragte mich natürlich sofort „Was ist los Mutter? Wieso bist du so traurig?“ „Ich bin nicht traurig. Ich...“ „Aber du weinst“, unterbrach er mich „Bist du etwa nicht froh deine Verwandten zu sehen?“ „Das sind nur Freudentränen“, log ich. Sein Blick wand sich wider der Straße zu.
Meine Hände begannen zu zittern als ich die ersten Häuser des Dorfes sah. Es sah ruhig und alt aus, dennoch hatte es einen ungemütlichen Ausdruck. Wir fuhren die Hauptstraße entlang und bogen dann nach links. Nach ein paar weiteren Straßen erreichten wir die Titanstreet. Dort wohnte mein Bruder Gato. Ich blieb am Rand der Straße stehen und ging mit Soul klingeln. Sofort machte ein Mann mittleren Alters die Tür auf. Er war schlicht gekleidet und hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. „Gato. Schon dich zu sehen.“, sagte ich als ich ihm in die Augen sah. „Rin. Schön Dich zu sehen. Endlich bist du da.“ bekam ich als Antwort. „Und Soul“, sagte er und wand sich ihm zu, „Du siehst aufgeregt aus. Außerdem bist du ganz schon gewachsen seitdem ich dich das letzte mal gesehen habe. Jetzt bist du sechs, oder?“ „Ich bin sieben“, korrigierte Soul ihn. „Kommt doch rein.“ Gato bat uns rein zu sich und wir betraten sein Haus. Wir gingen in die Küche und setzten uns um zu reden.
„Wo ist den Kin?“ begann ich. „Sie ist auf der Arbeit.“ „So früh schon?“ fragte ich überrascht. „Ja“, sagte er, „leider. Ihr Chef besteht auf Überstunden. Er meint, wenn sie das Geld wirklich möchte muss sie mehr dafür tun. Unser Dorf ist sehr arm geworden.schon seit 2 Jahren.“ „Warum arbeitest du dann nicht“ wollte ich wissen. „Mou-lang ist sehr klein und es ist nicht für jeden ein Arbeitsplatz da.“ antwortete er mir traurig. „Ihr könntet umziehen. Nach Peking. Dort gibt es genug Arbeitsplätze.“ schlug ich ihm vor. „Das würde ich ja gerne“, begann er und lies dabei den Kopf sinken, „aber wir haben das Geld nicht“, sagte er schließlich. „Das tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen.“, mir kamen Schuldgefühle auf. „Lass uns einfach das Thema wechseln, okay?“ bat er, schon mit Tränen in den Augen. Einige Minuten kehrte ruhe in den Raum. „Wart ihr schon bei Pain?“, fragte Gato mit gebrechlicher Stimme. „Nein noch nicht. Aber wir haben vor später bei ihm vorbei zu schauen.“ erklärte ich ihm. „Da ist nicht nötig.“ brach er heraus wobei ihm einige Tränen über die Wangen liefen. „Was meinst du?“, fragte ich ängstlich. „Er...“, die Worte lagen wie Steine auf seinem Herzen, „... ist tot!“ Meine Augen wurden größer und Tränen stiegen in sie. Ich war geschockt, dann dachte ich an Ino und ihre Warnung. Ich traute mich nicht meinem Bruder davon etwas zu erzählen. „Wie..“, sagte ich weinend, „... ist das möglich?“ „Es war etwas goldenes. Mehr darf ich dir nicht erzählen.“ Nun begann auch mein Sohn zu weinen „Onkel Pain ist tot?“, fragte er nach, da er es nicht wahr haben wollte. „Ja. So ist es. Schockierend nicht wahr?“ „Ja. In der Tat.“, antwortete ich ihm. Ich blickte zu Soul, der sich auf einmal in seiner Haut nicht wohl zu fühlen schien. Dann sagte ich zu Gato „Wir werden ins Gasthaus fahren und erst einmal eine Runde schlafen.“ Er blickte mich überrascht und immer noch traurig an, sagte aber dann „Tu was du für richtig hältst, Rin.“
Gato begleitete mich und Soul noch zur Tür. Dann verabschiedeten wir uns. Er schloss die Haustür und wir fuhren los.
„Wieso fahren wir in ein Gasthaus und schlafen nicht bei deinem Bruder?“, fragte Soul und ich war nicht froh darüber. Dennoch antwortete ich ihm „Wir fahren zu Pains Haus!“ „Was! Was willst du da?“ schrie er schockiert. „Ich will wissen ob es wahr ist das Pain tot ist. Ich glaube Gato nicht. Das habe ich noch nie.“ „Wieso kannst du deinem eigenen Bruder nicht trauen?“ „Als wir noch klein waren hat er mich immer belogen. Mehr brauchst du nicht zu wissen, und ich würde es echt zu schätzten wissen wenn du jetzt ruhig bist.“ Das waren meine letzten Worte bevor wir an dem Haus ankamen.
Da waren wir nun. An dem alten kleinen Holzhaus. „Wenn du nicht mit hinein gehen möchtest, kannst du auch im Auto warten.“, bot ich Soul an und hoffte er würde auf mich hören. Stattdessen sagte er „Ich komme mit. Immerhin ist oder war er mein Onkel.“ Er hatte einen fest entschlossenen Ausdruck in den Augen.
Wir stiegen aus und gingen zur Tür. Zu meiner Überraschung ging sie fast von selbst auf. Wir betraten den Flur. Es roch seltsam und Unruhe lag in der Luft. „Ich bleibe hier und du gehst nach oben.“, sagte Soul fest entschlossen.
Ich stieg die knarrenden Stufen der Treppe hinauf. Ich begab mich gleich in das erste Zimmer. Es war das Badezimmer. Der Spiegel an der Wand war voller Staub, sodass ich mich darin nicht sehen konnte. „Gut“, dachte ich, „dann sehe ich nicht noch einmal eine Person darin.“ Ich schaute hinüber zur Badewanne. Zu meiner Überraschung war diese gegenüber dem Spiegel blitzblank sauber.
Ich ging aus dem Badezimmer. „Ahhhh!“, hörte ich es von unten rufen. So schnell ich konnte rannte ich die Treppe hinunter und sofort in die Küche.
Mein Sohn lag keuchend auf dem Boden. Ich kniete mich neben ihn und nahm ihn in meinen Arm. „Was ist los?“, frage ich panisch. „Lauf! Sie kommt!“. Das waren seine letzten Worten, dann starb er in meinen Armen. Ich weinte. Eine Träne nach der anderen rannte über meine Wangen. „Was meinte er mit `sie kommt´?“, ich überlegte. Er sagte, ich sollte laufen, doch ich konnte meinen Sohn doch nicht einfach hier liegen lassen. Nach einiger Zeit sah ich Souls Körper genauer an und bemerkte etwas sehr beunruhigendes. Es hatte keine einzige Wunde oder Verletzung! „Wie konnte das sein? Was ist nur passiert während ich ober war?“ Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich wollte weg von hier, aber ich brachte es nicht ums Herz ihn zu verlassen. Was sollte sein Vater sagen.
Ich weinte ohne Unterlass. Aber ich bemerkte nicht, das nicht alles was an meinen Wangen hinunter lief Tränen waren. Ich berührte sie mit meinen Händen und sah Blut auf ihnen. Meine Augen weiteten sich und ich bemerkte endlich den Schmerz in meinem Hinterkopf. Als ich hin faste spürte ich eine Art Delle. Als ich meine Hand wieder ansah, war das Blut nicht rot sondern überraschenderweise lila. Ich hörte eine Stimme „Ich habe dich gewarnt, aber du hast nicht auf mich gehört.“ Dann verschwand das Bild vor meinen Augen.
Ich sah ihn schon von weitem. Mein Körper füllte sich mit Freude und mir stiegen Tränen in die Augen. So glücklich war ich.Ich ging schneller. Noch schneller, bis ich zu Laufen anfing. Ich lief ihm direkt in die Arme.„Schön dich zu sehen, Lee.“, sagte ich glücklich. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, was, Sakura?“, sagte er mir seiner lässigen Stimme.Einige Minuten vergingen und ich umarmte ihn immer noch. Kalter Wind strömte an meinem Rücken vorbei und äußerlich wurde mir kalt. Doch Lee spendete mir wärme, sodass ich nicht zu zittern anfing.Ich schloss die Augen und begann langsam zu träumen.„Ich finde es ja auch schon dich zu sehen, aber könntest du mich bitte loslassen?“ Ich riss die Augen auf und wich so schnell es ging von ihm zurück. Erst als ich ihm ins Gesicht blickte, spürte ich wie rot ich war. „Tut...tut mir leid.“ Meine Stimme klang leise und verlegen. „Schon okay“, Lee schien das gar nicht weiter aufzufallen, „Was wollen wir unternehmen?“ Bei der ganze Freude ihn wiederzusehen habe ich fast schon vergessen was ich eigentlich geplant hatte. Ich überlegte einen Moment und gab ihm dann eine Antwort. „Lass und etwas Essen gehen.“
10 Minuten später saßen wir im Restaurant `Chiraku´. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Ich dachte schon du hast mich vergessen.“ Wut stieg in mir auf. Ich spannte jeden Muskel an und ich hätte schwören können, dass ich wieder rot anlief. Am liebsten hätte ich ihn geschlagen. Wie konnte er nur denken, ich hätte ihn vergessen. Als ob ich so etwas tun würde.
„Was möchtet ihr zwei denn bestellen?“, sagte eine Frau. Mein Blick wanderte nach rechts und ich sah eine Kellnerin mit ihrem Block und Stift wartend und genervt neben mir stehen. In meiner Wut hatte ich tatsächlich vergessen was ich essen wollte. „Zwei Nudelsuppen.“, sagte Lee. Die Kellnerin schrieb alles auf und ging dann auch schon. „Stimmt mit dir etwas nicht?“ Mein Blick fiel auf Lee. „Nein. Alles in Ordnung.“, gab ich ihm als Antwort. Ich merkte wie rot ich wieder wurde. „Er hat sich tatsächlich sorgen um mich gemacht.“, dachte ich. „Du hast mich wieder nach Mou-lang gerufen weil du mit mir etwas besprechen wolltest.“ Mir fiel der eigentliche Grund, warum Lee den weiten weg von Tokio bis hierher gemacht, wieder ein. Ich wollte mit ihm über die Sache vor vier Jahren sprechen. Das mit dem Kopf meiner Tante. Außer ihm hatte ich keinen mehr mit dem man über so etwas reden konnte. Meiner Mutter traue ich seit dieser einen Nacht nicht mehr. Meinen Vater kenne ich immerhin nicht mal. Also habe ich außer Lee niemanden mehr. Ich wollte es ihm schon viel früher sagen, aber zwei Tage nach dem Vorfall zog er nach Tokio. Wir haben lange Zeit versucht weiterhin in Kontakt zu bleiben, doch es hat nie richtig funktioniert.
„Wo fange ich am besten an“, begann ich, „okay. Das was ich dir schon vor langem sagen wollte ist vor vier Jahren passiert. Kurz bevor du abgereist bist.“, erzählte ich, wobei ich sah das sich Lees Augen weiteten. „Wieso hast du es mir nicht früher gesagt?“ In seiner sonst so lässigen Stimme erkannte ich Traurigkeit und Verzweiflung. „Ich wollte es ja...“, meine Stimme brach, „...aber du bist ja gegangen! Du hast mich in der schweren Zeit im Stich gelassen. Die Tage vor deiner Abreise hätten wir zusammen verbringen können, aber du hast dich geweigert. Ich glaube sogar, du wusstest das etwas nicht stimmte. Wieso hast du mir nicht geholfen? Wieso hast du mich im Stich gelassen?“, ich konnte die letzten Worte kaum noch aussprechen. Ich fühlte mich verletzt und begann zu weinen, was ich nicht gern tat, besonders nicht vor Lee. „Ich habe von nichts gewusst. Ich wollte damals nicht umziehen. Es war nie meine Absicht dich zu verlassen. Ich habe alles dafür getan hier zu bleiben, aber es hat nichts geholfen.“ Nicht nur ich war jetzt traurig sondern auch Lee. Er lies den Kopf sinken. „Wenn du wusstest das du den Umzug nicht ändern konntest, wieso hast du in den letzten Tagen keine Zeit mit mir verbracht?“ Ich wollte unbedingt eine Antwort und lies deshalb nicht locker. „Es tat einfach zu weh.“ Diesmal waren es meine Augen die sich öffneten. Ich lief wieder rot an und hörte mit dem Weinen auf. „Ich das wahr?“, fragte ich ihn überrascht. „Wieso sollte ich dich anlügen.“ Er hatte recht. Wieso hatte ich ihn gefragt? Immerhin wusste ich, dass er mich nie anlügen würde. Wieso auch. Deshalb war er der einzige zu dem ich konnte und dem ich alles erzählen konnte.
„Was genau ist vor vier Jahren passiert?“ Ich spürte das er das Thema wechseln wollte. „Ich habe etwas gefunden“, ich hasste es mich daran wieder zu erinnern, „ich habe einen abgetrennten Kopf einer Frau gefunden.“ Mein Kopf sank nach diesen Worten sofort nach unten. „Meinst du das ernst?“ Ich wusste das er es nicht glauben konnte. Aber er wusste, das ich auch ihn nicht anlügen würde. „Es ist leider mein Ernst.“, ich überlegte kurz ob ich überhaupt noch weiter reden sollte, „das Schlimmste ist aber, dass es der Kopf meiner Tante war.“Einige Minuten kehrte Stille ein. Ich roch etwas leckeres. „Suppe!“, dachte ich. Leider ist mir der Appetit vergangen.Die Kellnerin kam wieder und stellte uns zwei große Teller auf den Tisch. „Lasst es euch schmecken.“, sagte sie und ging mit einem Lächeln. „Mir ist irgendwie der Appetit vergangen.“, sagte Lee, als ob er eine Leiche gesehen hätte. „Da muss ich dir recht geben.“Wir schauten beide unsere Suppen einige Zeit an. Ich nahm einmal mit meinen Stäbchen ein paar Nudeln, bekam aber keinen Bissen runter.
„Ahhhh!“ Wir erschraken beide bei dem Schrei. „Es hörte sich an, als würde es aus Richtung Küche kommen.“, sagte ich panisch zu Lee. „Lass uns nachsahen.“, sagte er.
Wir rannte so schnell wir konnten durch das Restaurant. Die Küche befand sich neben der Eingangstür. Als wir sie betraten konnten wir vor lauter Dampf nichts sehen. Er roch nach Essen. „Ich das stickig hier“, sagte ich leicht gequält zu Lee. „Du musst nicht hier bleiben. Geh raus und lass mich das machen.“ Er hörte sich besorgt und doch ernst an. „Nein. Ich lass dich nicht alleine.“ Darauf sagte er nichts mehr.
In dem Nebel schien die Küche riesig zu sein. „Au!“, schrie ich. Jemand hielt mich sofort an den Armen fest. „Was ist los?“, hörte ich eine besorgte Stimme sagen. „Alles okay, Lee. Ich bin nur gegen etwas gestoßen.“, sagte ich, wobei ich natürlich hoffte er würde meine Arme nicht loslassen. „Hast du was gesagt, Sakura?“ Ich erschrak. Ein Schauer durchfloss mich und mein Körper begann zu zittern. Die Stimme, die ich gehört hatte, hörte sich anders an, als die von dem, der mich festhielt. Ich spürte einen heftigen Schlag. Mein Bauch schmerzte. Für einen Moment bekam ich keine Luft. Mein Beine wurden schwach und ich brach zusammen, die Arme fest an meinen Bauch gelegt.
Ich war noch nicht ganz bewusstlos. Ich sah wie sich der Dampf löste. Ein zweiter Schauer überkam mich, bei dem was ich sah. Ich wollte meine Kopf wegdrehen, doch ich war zu schwach. Die Kellnerin die mich und Lee bedient hatte, lag tot am Boden. Ihr linker Arm lag einen Meter von ihrem Körper entfernt. Ich weiß nicht wieso ich das wusste, doch das rote Ding das vor ihrem Kopf lag war ihr Herz.Noch nach einigen Minuten war ich steif gefroren vor Angst. Erst dann fiel mir auf, das von Lee weit und breit keine Spur war. Der Schmerz in meinem Bauch wurde stärker und ich musste Blut spuken. Mir wurde schwindelig und das Bild verschwamm.Mit lief eine letzte Träne über die Wange, bei dem Gedanken was mit Lee geschehen ist.
Ich sah auf die Uhr. Bereits 7:50. „Mist! Ich komme zu spät.“, schoss es mir durch den Kopf.Ich zog mich so schnell es nur ging um und rannte in die Küche.“Da bist du ja. Möchtest du vielleicht etwas essen?“, fragte mich meine Mutter. „Nein. Ich bin spät dran. Die anderen Mädchen warten bestimmt schon in der Schule. Ich muss gehen.“, antwortete ich ihr. „Aber du solltest noch...“, ich rannte aus dem Haus bevor meine Mutter den Satz beenden konnte.Die Stadt war an diesem Morgen ungeheuer ruhig. Da ich in einem Haus ziemlich in der Mitte des Dorfes wohnte, war es für mich ziemlich ungewohnt solch eine Stille zu erleben. Ich blickte nach links zu alten Eiche. Dort warten meine Freundinnen sonst immer auf mich. Wir gehen nämlich immer zusammen zur Schule. Diesmal war aber keine Menschenseele dort. „Sie haben auf mich gewartet und als ich nicht kam, dachten sie wahrscheinlich ich wäre krank und sind alleine gegangen. Ja, so war es bestimmt.“, dachte ich mir.„Wieso bist du nicht in der Schule?“, hörte ich eine Stimme hinter mir.Sie hörte sich kalt und rau an. Ich zuckte zusammen. Ich kannte die Stimme. Doch ich wusste nicht mehr von wo, nur das ich von ihrer Person riesige Angst hatte. „Ich habe verschlafen.“, sagte ich, wobei ich versuchte meine Stimme so klingen zu lassen, als ob sie von einem kleinen, schüchternen Mädchen käme, was ich natürlich nicht war. Danach rannte ich so schnell ich nur konnte. Ich rannte die Straße entlang und Bog dann nach rechts in ein Gasse ein. Ich lehnte mich an die Wand eines der neuen Häuser und atmete erst mal auf. Mein Herz klopfte wie verrückt. „Hoffentlich verfolgt er mich nicht.“, dachte ich hoffnungslos.Einige Minuten verstrichen, ohne das ich mich bewegte. Als ich mich wieder beruhigt hatte schaute ich um die Ecke nach hinten. Die Straße war leer. Kein Auto, kein Mensch. „Gott sei dank“, dachte ich, „ich weiß nicht ob ich noch einen solchen Schock ertragen kann.“Ich ging weiter meinen Schulweg. Heute kam er mir irgendwie länger vor als sonst. Ich schaute auf meine Armbanduhr. 8:05 zeigte diese. „Jetzt brauche ich mich auch nicht mehr zu beeilen. Zu spät komme ich ja nun sowieso“, sagte ich zu mir.
Ich schlenderte durch die Wege von Mou-lang. „Wie schön doch die Welt sein kann, wenn man keinen Stress hat.“, dachte ich, wobei ich zu lachen anfing. „Was ist so lustig? Etwa das du die Schule schwänzt?“ Während ich mir Gedanken gemacht hatte, hatte ich nicht bemerkt das ein Auto neben mir stehen geblieben ist. Ich schaute den Autofahrer an. Es war ein Polizist. „Der hat mir gerade noch gefehlt.“, ärgerte ich mich. „Ich schwänze die Schule nicht“, sagte ich mit leiser Stimme, „ich bin nur spät dran weil ich verschlafen habe.“ der Polizist schaute mich ungläubig an. Schließlich sagte er „Wenn das so ist. Beil dich lieber. Bildung ist wichtig.“ Dann fuhr er. Ich verstehe es einfach nicht. Wieso sagen nur alle Erwachsenen das Bildung wichtig ist? Wieso müssen wir eigentlich in die Schule gehen? Wir sind doch nur Kinder. Können sie uns nicht einfach Kinder sein lassen?Ich sah die Schule schon aus der Ferne. Eine einfache große Holzhütte. Der Horror eines jeden Kindes. Ich näherte mich ihr nur ungern. Durch die vielen Fenstern sah ich die Schüler lernen. Sie alle waren älter als ich. Meine Klasse, die 5a, befand sich auf der anderen Seite."Ist dir jetzt erst aufgefallen, das man jeden morgen um die gleiche Zeit zur Schule muss?“ Ich blickte nach oben. Das Fenster stand offen und ein Schüler der neunten Klasse schaute zu mir herunter. „Jeder Verschläft doch mal, oder?“, antwortete ich ihm. Ich hörte ihn lachen. Er schien sich tatsächlich über mich lustig zu machen. Das Fenster ging auf einmal zu und Stille kehrte wieder ein. Wahrscheinlich ist die Lehrerin dar zwischen gegangen. „Gut so, Ich hoffe er hat gewaltigen ärger bekommen.“, dachte ich.
Ich ging Richtung Eingangstür. Diese befindet sich auf der rechten Seite des Gebäudes. Es wurden viele Zettel an sie geklebt. „Suchen neue Schauspieler für die Frühlingsaufführung.“, stand zu Beispiel da. Ich öffnete die Tür und betrat die Aula. Außer mir und den vier Staturen unserer früheren Schulleiter befand sich hier niemand. Ich ging Richtung Treppe, die sich im 150 Quadratmeter großen Raum am anderen Ende befand und ging in den ersten Stock. Ich ging den breiten Flur entlang und kam endlich an mein Klassenzimmer. „Jetzt geht der Ärger richtig los.“, bemerkte ich. Die ganze Zeit war es mir egal gewesen zu spät zu kommen, doch jetzt wo ich vor meinem Klassenzimmer stand. Meine Lehrerin kann ziemlich ungemütlich werden wenn man zu spät kommt. „In meinen Augen sollte man fürs Zuspätkommen einen Verweis bekommen.“, sagte sie immer wenn jemand nicht pünktlich kam. Die ganze Zeit über ist es mir nicht aufgefallen. „Du schaffst das“, machte ich mir Mut. Dann klopfte ich und öffnete die Tür. Ich traute meinen eigenen Augen nicht. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich stand wie fest genagelt da. Mein Körper verkrampfte sich und wurde steif bei diesem schrecklichen Anblick. Ich konnte es nicht fassen. War es den anderen auch so ergangen? Ich wünschte ich könnte weg, aber meine Beine wollten nicht.„Ahhh“, schrie ich. Ich schaute langsam Richtung Brust und sah das ein Dolch in ihr stecken. Jemand verpasste mir einen Stritt und ich flog auf die Fresse.Ich blickte noch ein letztes mal ins Klassenzimmer und sah noch ein letztes mal meine Lehrerin, meine Klassenkameraden alle tot und alle ohne Beine und Arme.Die Innereien verteilt in jeder Ecke liegen und die blutverschmierten Wände.Ich spürte den Dolch deutlich in meine Brust stechen. Ich verlor immer mehr Blut, bis ich in einer roten Pfütze lag. Mir wurde schwindlig und mein Sichtfeld verschwamm, bis ich nichts mehr sah und nichts mehr spürte.