Beschreibung
Konkurrenz belebt das Geschäft, das ist Rays Motto. Sein verbrecherischer Geschäftsführer war da wohl anderer Meinung! Also muss Ray nun bei der jungen Frau, die sich selber als Zirkusprinzesssin bezeichnet,zu Kreuze kriechen. Kann er vielleicht auch wieder gut machen, was ihr angetan wurde? Oder hatte sie eigentlich von vornherein nie die Absicht, seßhaft zu werden?!
Ray riss die Augen auf und keuchte. Cassie schloss gequält die Augen. ~Es ist zu nuttig geworden, ich hab’s befürchtet!~, schoss ihr durch den Kopf und sie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Doch Rays Stimme holte sie wieder in die Gegenwart zurück.
„Heilige Sch- ..... Cassie, Sie- Sie sehen fantastisch aus! Ich“, stammelte er, fasste sich dann wieder: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“
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Jetzt gesellte sich zu dem Gefühl des Preisgegebenseins wie schon so oft das durchaus prickelnde Gefühl, eine sexuelle Anziehungskraft zu besitzen, die Männer zu gaffenden Idioten machte. Eigentlich mochte sie es nicht. Zuneigung oder auch Liebe sollte nicht nur von blendendem Aussehen beherrscht werden.
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„Danke. Es wirkt also nicht zu übertrieben? Zu... na ja, sie wissen schon..“, erwiderte sie und Ray langte nach ihrem Arm, um sie aus dem Gang heraus ins Licht zu führen. Seine Hand fasste sie mit gerade dem richtigen Druck an. Dann stand sie da und fühlte seine Blicke auf sich brennen, während sie sich einmal im Kreis drehte. Trippelte, um genau zu sein.
Der Mann vor ihr hatte nun ein Glitzern in den Augen. Doch gleichzeitig sah sie etwas anderes darin. Etwas, das ihr Hoffnung machte. „Nun“, begann er, es ist auf jeden Fall sehr … eindrucksvoll. Sexy. Cassie, sie sehen toll aus. Aber“, jetzt trat er ungewohnt nah an sie heran, blickte ihr in die Augen und sagte: „sind Sie wirklich sicher, dass Sie das für mich tun wollen?“
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Mit einem einzigen Halbsatz hatte er alles treffend zum Ausdruck gebracht; die Aussage, dass sie zwar sehr gut, aber gewagt aussah, sowie seine Erkenntnis, dass dies nicht das Outfit war, in dem sie sich wirklich wohl fühlte.
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Irgendwie freute sie sich darüber sehr und lächelte ihn beinahe schüchtern an. „Ja, für Sie und das Lokal. Sie haben beide eine Chance verdient und wie gesagt, hiermit glaube ich, dass wir Tickler knacken können.“
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Ray nickte bedächtig. „Danke. Aber wenn er Ihnen zu nahe tritt...“
Er ließ den Satz unvollendet, aber Cassie wunderte sich über die Virilität, die er plötzlich ausstrahlte. Nähere Betrachtungen kamen allerdings nicht in Frage, denn es galt, die letzten Vorbereitungen zu treffen.
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Schon in der Mittagszeit war erstaunlich viel los, gegen halb eins kam sogar ein kleiner Reisebus voller Leute. Cassie empfing alle mit großem Enthusiasmus, sortierte die Gäste an die Tische und schaffte es sogar, die Gruppe als Ganzes unter zu bringen. Einen der Tische, der besonders gut lag, ließ sie dabei immer frei, aber Tickler kam nicht.
In einem Moment der Ruhe, während sie innerlich stöhnend die Füße wechselseitig entlastete, kam ihr plötzlich ein leiser Verdacht. So bekannt war das Sunset eigentlich noch nicht... Gerade kam Ray vorbei, um nach ihr zu sehen. Ihm war nicht entgangen, wie sehr sie sich in die Sache reinhängte. Einer plötzlichen Eingebung folgend zog Cassie ihn ein Stück zur Seite.
„Wie schaut es in der Küche mit unseren Vorräten aus?“, fragte sie direkt und ohne Umschweife. „Ich meine, wegen der Gruppe?“
„Nun ja, ein paar Dinge gehen bald aus, aber-“
„Lassen Sie das sofort nach kaufen!“
„Klar, aber das hat ja noch Zeit bis zum Abendgeschäft..“
„Nein, bitte, schicken Sie gleich John und Mary los, egal, was es kostet. Ich habe da einen Verdacht..“
Ray sah sie an und merkte, wie ernst es ihr war. Er hatte ja auch keinen Grund, ihr zu misstrauen. „Gut, okay. Aber Mary wird dann kurz fehlen.“
„Ist in Ordnung, das manage ich mit“, antwortete Cassie, auch wenn ihr bei dem Gedanken an das verstärkte Rumlaufen die Füße schon im Voraus schmerzten.
Während sie an ihr Pult zurückkehrte, eilte Ray in die Küche und stellte rasch mit dem Koch eine Liste der fehlenden Produkte zusammen. Auf so große Gruppen war man noch nicht eingestellt, es gab einiges nach zu kaufen und Mary machte sich mit ihrem Sohn gleich auf den Weg. Erleichtert sah Cassie Johns Wagen davon fahren. Hoffentlich kam er bald wieder zurück, denn wenn ihre Ahnung stimmte....
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Und was, wenn nicht? Dann hätte Ray um einiges zu viel für seine Lebensmittel gezahlt. Aber mit einem eventuellen schlechten Gewissen würde sie sich dann rumplagen, wenn es so weit war!
Die Gruppe blieb außergewöhnlich lang, bis in den späten Nachmittag, bis es fast schon wieder Zeit für die abendlichen Gäste war und Cassie dachte schon, dass ihr Gefühl sie arg getrogen hätte. Da fuhr draußen eine gewichtig aussehende Limousine vor und sie schloss erleichtert einmal kurz die Augen. Da kam Mr. Tickler ja doch. Extra später, in der Hoffnung, leere Tiegel und durchgestrichene Tagesangebote vor zu finden.
Sie konnte sich auch des Gedankens nicht erwehren, dass sogar er die Gruppe geschickt hatte, um vermeintlich das Angebot zu verringern. Obwohl sie dachte, so richtig würde das auch wieder nicht zu ihm passen; doch es gab etwas, das in ihrem Hinterkopf arbeitete, auf das sie aber nicht so recht den Finger legen konnte....
Jetzt marschierte er auf sie zu und sie setzte ihr strahlenstes Lächeln auf. ~Ich hätte einen roten Alarmknopf hier einbauen sollen~, fuhr es ihr noch durch den Kopf, da stand er auch schon vor ihr!