Einleitung
Aus eigener Erfahrung, dem eigenem Gefühl erzählt
Willibald der dieb
Von Willibald hab ich euch ja schon berichtet, wie er sich frech Zugang zu mir verschaffte und dann mich lahmlegte. Als ich machtlos war und eine leichte Beute für ihn, stahl er mir ein Teil meines Gehörs.
Erst dachte ich, ich spinne oder bilde mir das nur ein. Vielleicht haben die starken Tabletten auch nur eine Art Nebenwirkung. Doch als der Zustand weiter anhielt sich sogar verschlechterte, suchte ich noch mal den Doktor auf, der mir versicherte es wird
wieder. Doch eine Stimme in mir sträubt sich und sagt, lass dich darauf nicht ein. So werde ich einfach einen Hörtest machen lassen, um Gewissheit zu bekommen.
Ich bemerkte durch Dinge im Alltag, dass meine Umwelteinflüsse leiser geworden sind. Manche Töne nahm ich nicht mehr war. Mir fehlt das Zwitschern der Vögel sehr und Tränen versuchen, diesen Verlust zu verwischen. Der Wind versucht mich zu trösten und die Zeit weiterzutreiben, damit ich Gewissheit verspüre und die Wahrheit erfahren darf, ohne zu wissen, wie weit ich das wieder herstellen kann, was Willibald da hinterlassen hat in mir.
Sicher werde ich eines Tages nicht mehr wissen, wie es einst war, wenn sich dieser Zustand nicht verbessert. Doch noch denke ich nicht einmal im Traume daran, diesen Zustand als gegeben anzunehmen so, wie ich es eigentlich immer tat, wenn meine Seele Schaden genommen hatte.
Ich werde kämpfen, für mich selbst kämpfen.
Im Augenblick fühle ich mich wie in einem Tunnel, in dem alle Töne stark abgedämpft sind und nur einige haben die Chance mich zu erreichen. Am leichtesten fällt mir das Telefonieren. Gespräche am Tisch sind da schon schwieriger, doch ich lass mir nicht gar
so viel anmerke. Es muss ja weitergehen, egal wie. So wende ich hohe Konzentration an, um Gespräche, die mit mir geführt werden zu folgen.
Manches Mal erwische ich mich, dass ich scharfeckig und zugespitzt bin. Es ist der Moment, wo ich selbst gespiegelt bekomme, wie ernst die Lage ist, ohne sie zu bakelisieren. Naja ich muss ja erst einmal selbst damit umgehen können. Es ist als sei man aus einem gewohnten Leben gerissen und muss nun mit etwas fremden ungewohnten klarkommen.
Ich bleib weiter dran an der Sache, den Schaden zu minimieren, den Willibald hier angerichtet hat.
Vielleicht bringt er mir ja auch etwas wieder zurück und ist einsichtig, zu weit gegangen zu sein.
Dann machte ich den Hörtest, aus reinem eigenen Gefühl heraus und das Ergebnis war schon sehr erschreckend. Man riet mir zum HNO zu gehen und mich vorstellig zu machen, was ich auch tat. So zückte ich einen weiteren 10 Euroschein, den ich Willibald zu verdanken hatte. Doch ich war mir wichtig und wollte Willibald in die Flucht schlagen.
Nach dieser fachmännischen Untersuchung, war es dann klar. Er hat wahrhaftig ganze Arbeit gemacht. So
leicht ließ er sich nun doch nicht vertreiben und eine weitere Chemiebombe wurde für ihn vorbereitet und er bekam sie dann auch wiederum Stoßweise verabreicht.
Welch eine Freude, langsam kam dann das Gehör wieder und die Vögel begrüßten mich liebevoll wie gewohnt, am Morgen und begleiteten mich durch den Tag. Dankbar nahm ich mein wieder gesund werden an. Doch die Chemiebombe lag mir noch lange in den Knochen.
Willibald der hat sich nun endlich verkrümelt, hoffe das er um euch einen
großen Bogen macht.
So leicht kann ich ihn und seine Hartnäckigkeit nicht vergessen. Jedoch mit seiner Diebesbeute kam er nun doch nicht weit. Ich habe viel für mich selbst unternommen, damit er nicht siegt und ich dann doch noch gewinnen konnte.
Gesundheit ist das wertvollste, was wir uns erhalten können. Oftmals sagt man selbstmotivierend „Es wird schon wieder“ und geht leichtfertig mit sich selbst um. Ich erlebte die Warnstufe Rot und nahm diese auch sehr bewusst ernst. Sorgte für mich und hatte das Glück ohne Schaden aus dieser Begegnung mit
Willibald zu entkommen.
Als Vermächtnis hinterlass ich ihm ein Lächeln, mein Lächeln einer Zufriedenheit. Ich ließ ihn nicht einfach in mir wüten, wies ihn in seine Schranken. Begrenzte seinen Schaden, sehr sorgfältig.
© 14.05.2012 Petra-Josephine