Ein dunkles Zimmer. Nein, einfach nichts. Ich fühle unter meinen Füßen keinen Boden noch eine Wand wohin ich auch gehe. Gehe ich überhaupt. Plötzlich zerspringt die Dunkelheit in kleine Scherben und ein Wall aus Licht erfüllt die Atmosphäre um mich herum. Kleine Lichtpartikel sammeln sich und bilden die Fassade einer Frau. Ohne sich noch zu erkennen zu geben strecken mir die Millionen von Lichtpunkten eine Art Hand entgegen. Ich fühlte mich so geborgen wie ich es selten war.
Zwei ganze Stunden waren wir schon gefahren und mit der Zeit war ich mir nicht sicher, ob wir überhaupt noch in Österreich sind. Alles was ich sah, wenn ich aus dem Fenster blickte, waren wunderbare Landschaften, die mich sonst fasziniert hätten, nur heute nicht. Heute ist der Tag an dem sich schlagartig mein Leben in einen Albtraum verändert hatte.Heute würde ich meiner "echten" Familie begegnen. Ab heute war ich eine von denen. Snobs! Ich seufzte. Ich nutzte diese Fahrt um meine Gedanken wieder zu ordnen und mir über die Umstände im Klaren zu werden. Ich wagte nicht die Fragen, welche meine Seele durchbohrten, dieser Kuh zu stellen. Ich würde bald 16 sein, was bedeutete, dass ich es nur 2 Jahre mit dieser Familie aushalten musste bevor ich wieder zu meiner wahren Familie gehen dürfte, um diese erst anzubrüllen und dann wahrscheinlich heulend in deren Armen einzuschlafen.
Fatima, meine Mutter hatte zweimal versucht mich in ein Gespräch zu verwickeln, doch erfolglos. Jetzt mit ihr zu sprechen, ist nur ein weiterer Pflock in mein ohnehin schon abgestorbenes Herz. Nach einer Weile des „in die Leere Schauen“ stieß die alte Frau einen Aufruf aus und deutete auf ein Haus, welches sich ungefähr noch drei Kilometer von uns entfernt hält. Freudig sagte sie irgendetwas, doch ich war zu sehr mit meinem Selbstmitleid beschäftigt.
Wir erreichten nun das Tor, welches wie in den Filmen über Reiche Leute, nach kurzer Ansage der Hausherrin automatisch von selbst öffnet. Hinter dem Tor ist eine lange Allee voller Kirschblütenbäume und als diese dann endet blendete mich kurz das Sonnenlicht bevor ich einen prunkvollen, übergroßen Brunnen erkannte.
Sofort eilten zwei Männer, der eine jung der andere eher älter auf den schwarzen Porsche A 365 zu, als dieser gerade stehen blieb. Als der Jüngere mich im hinteren Teil des Wagens erblickte, huschte er zu mir hinüber und öffnete mir mit einer eleganten Verbeugung die Tür.
Ich bedankte mich zwar höflich beim Burschen, doch zu einem Lächeln konnte ich mich noch nicht durchringen. Während Fatima mich schon die Stufen zum Eingang führte, machten sich die beiden Diener über meinen Koffer her. Der Erfahrenere war sichtlich geschockt über den Zustand meines Koffers, da dieser schon vielen Stickern und Kritzeleien zum Opfer gefallen ist. Den Lehrling schien diese Tatsache eher zu gefallen, da sich ein kleines Lächeln auf seinen Zügen spielte, welches mich unwillkürlich etwas erheiterte.
Als Fatima dann wieder meine Aufmerksamkeit verlangte, wandte ich mich ihr zu, während sie von Architekten schwärmte. Sie schleifte mich durch den Empfangsaal, den Abendsaal, das Bankett und durch einige andere Säle, von denen ich den Namen nach einigen Minuten vergessen hatte. Unser letzter Stopp war der Essraum. Dort haben sich einige Leute versammelt die munter quatschten, doch als sie mich sahen standen alle, mal wieder, augenblicklich auf und musterten mich genau.
Dann wanderten alle Blicke zur Frau neben mir die kurz in die Hände klatschte und sie dann ordentlich rieb bevor sie zu sprechen begann.
„Liebe Familie, wenn ich euch vorstellen darf, das hier ist Jessandra Osram. Wie ihr alle wisst wird sie ab heute bei uns wohnen.“ Ich hasste es wenn man meinen vollen Namen aussprach, doch heute war ich einfach zu deprimiert, um Einspruch zu erheben. Vier junge fesche Männer, deren Gesichtsausdrücke so verschieden waren dachten scheinbar an ein und dasselbe, da ich ihren kurzen Blickaustausch mitbekommen hatte.
Fatima deutete auf den ersten, er hielt ein Buch in der Hand und schien mich gar nicht zu bemerken. Ein kurzer Seufzer entwich ihr, dann ein kurzes Räuspern, schließlich erklärte sie:
„Das ist dein ältester Cousin Jerik. Er ist 27 Jahre alt und wie du siehst kaum von Büchern weg zu kriegen“, sie ging auf den nächsten zu dann zeigte sie auf einen blondierten Kerl, der mir persönlich wie ein Schürzenjäger erscheint, „Dein jüngster Cousin, Mika er ist 18 und ist auch der, der uns die meisten Probleme verschafft.“ Sie ließ wieder einen Seufzer los, den er wohl als Kränkung ansah und widersprach, „Ich und ein Problem?“, dann wendete er sich mir zu und hielt mir eine Rose entgegen, welche genau das bestätigte was ich zu Anfang von ihn hielt, „Diese Blume wird deiner Schönheit zwar nicht gerecht, aber bitte sieh sie als Zeichen meiner Anerkennung.“
Ich ignorierte seine Schleimereien und folgte der Frau zur 3. Person,
„Das ist Joey. Eigentlich heißt er Jeremy aber er hasst den Namen. Er wird demnächst 22, soviel ich weiß.“
Er nickte ihr kurz zu, um ihre Vermutung zu bestätigen, dann begrüßte er mich mit einer freundlichen Umarmung. Momentan war er mir der Sympathischste, der vier Jungen. Der Letzte ließ Fatima gar nicht erst zu Wort kommen, sehr zu meinem Gefallen, und stellte sich vor:
„Ich bin der Jonny. Meinen richtigen Namen willst du nicht wissen. Der ist ein Zungenbrecher. Ich bin 21. Und zur Frage die früher oder später wohl kommen wird: Ja das sind meine natürlichen Haare.“
Erst da fiel mir auf, dass er braun bis blaues Haar hat, welches durch kurze silberne Strähnen unterbrochen ist. Fasziniert davon, ließ er sie mich sogar mal anfassen. Sie fühlten sich weicher an als sie aussahen. Doch bevor ich in ein tieferes Gespräch mit ihm komme schleifte mich die Tusse zurück und diesmal auf einen älteren Herren zu, den ich anfangs nicht bemerkt hatte. Er verzog das Gesicht zu einer Krampfmaske und versuchte vergeblich die Tränen, die sowieso schon sein Gesicht bedeckten, zu unterdrücken.
„Dein Vater, Senam Osram.“
Ich bemerkte seinen Wunsch mich umarmen zu wollen, doch ich verbeugte mich nur würdevoll und begrüßte ihn. Sichtlich gekränkt von der Art und Weise, auf die ich ihn empfangen hatte, schluckte er nur kurz und ein einfaches Nicken war seine Antwort.
„Wo ist mein Zimmer?“, die Frage brachte Stillschweigen in den Saal. Jonny erklärte sich bereit mir den Weg zu zeigen. Auf dem Weg in den zweiten Stock musterte er mich eindringlich und als wir schließlich vor einer Tür hielten, öffnete er sie und eine luxuriöse Suite erstreckte sich vor meinem Auge.
Mit einem lässigen Salut verabschiedete er sich und wünschte mir einen geruhsamen Abend. Allein in diesem großen Wohnzimmer, breitete sich ein unbeschreibliches Gefühl der Einsamkeit in mir aus und während ich das Zimmer genau inspizierte, fiel mein Blick auf den Balkon. Ein kühler Luftzug zerzauste mir mein kurzes brünettes Haar, als ich einen Fuß auf den Balkon setzte. Während ich meinen Blick über die wunderbare Landschaft schweifen ließ und über den heutigen Tag nachdachte, bemerkte ich, dass es nichts mehr gibt, was mir noch etwas bedeutet. Von meinen Eltern bin ich enttäuscht und finde es gut eine Weile getrennt zu sein, meine leiblichen Eltern sind vollkommen unsympathisch und dann sind da meine Freunde. Mir war seit langem klar, dass ich sie nicht ewig haben werde und wenigstens ist nun die Last von mir, sie täglich sehen zu müssen.
Einsam… Das einzige Gefühl, das ich neben der großen Taubheit noch wahrnahm. Plötzlich griff meine Hand unwillkürlich in meine Hosentasche und holte das Handy heraus. Während Tränen das Display besudelten, wählte ich die Nummer des Designers, dem ich mein Leben schuldete. Ein kurzes Tippen auf die „Anrufen“-Taste und schon kam der Signalton und sein AB antwortete.
„Hier spricht Marek. Leider bin ich zurzeit nicht erreichbar deshalb schickt mir ne SMS oder quatscht mir was aufs Band… Oh und vergesst nicht euren Namen und eure Nummer zu sagen. Danke und bis die Tage.“
Ich legte auf bevor der Piep Ton erklingt und warf das Telefon auf die Bank. Fertig von allem schmiss ich mich auf das viel zu große, doch angenehm weiche Bett. Langsam entschwand ich immer mehr ins Land der Träume und mein Kopf entspannte sich.
Ein dunkles Zimmer. Nein, einfach nichts. Ich fühle unter meinen Füßen keinen Boden noch eine Wand wohin ich auch gehe. Gehe ich überhaupt. Plötzlich zerspringt die Dunkelheit in kleine Scherben und ein Wall aus Licht erfüllt die Atmosphäre um mich herum. Kleine Lichtpartikel sammeln sich und bilden die Fassade einer Frau. Ohne sich noch zu erkennen zu geben strecken mir die Millionen von Lichtpunkten eine Art Hand entgegen. Ich fühlte mich so geborgen wie ich es selten war. Ich nehme sie an und bei unserer Berührung schwinden alle Punkte und eine sonderbare Frau mit blauen Augen und langem grünen Haar lächelt mich an. Trotz dieser seltsamen Farbe sieht es an ihr so natürlich aus. Als die Lichtstücke auch ihren Körper verließen, materialisiert sich zugleich ein langes weißes Kleid, das weit über ihre Füße hinunter hängt. Sanft nimmt sie mich in ihre Arme und drückte mir kaum spürbar einen Kuss auf die Wange. Es ist so alles hätte ich mein Gegenstück gefunden. Meine verlorene Schwester, meine zweite Hälfte. Auf einmal bin ich nicht mehr allein. Eine wohlige Wärme erfüllt mich.
Plötzlich blitzt ein Donner zwischen mir und ihr. Alles verdunkelt sich wieder und plötzlich steht Fatima und Senam neben mir. Jeder von ihnen hält mich an jeweils einem Arm fest und zugleich drücken sie sie immer weiter weg. Eine große Wand aus festem manifestiert sich zwischen meinem Gegenstück und mir. Ich spüre, dass die Quelle dieser Energie meine Eltern sind. Ich entsage mich ihren Griffen und stürze auf die Scheibe zu.
So fest ich auch dagegen schlage, sie gibt nicht nach. „Solange sie da sind, werden wir uns nie finden, meine Schwester, mein Gegenstück.“ Ich hebe das Haupt und blicke in ihr verzweifeltes Gesicht, welches sie zu einem noch traurigeren Lächeln zwingt. Plötzlich merke ich eine Geste hinter mir und ein Sog des Nichts auf der anderen Seite der Wand. Mit aller Kraft sträubt sich meine Liebe, gegen das Wurmloch, doch schlussendlich verschwindet sie darin. Ich hämmere noch stärker gegen die Scheibe, als plötzlich die Hände der beiden Dämonen hinter mir nach mir greifen.
elfchen1990 Re: Re: ist dir gut gelungen - Zitat: (Original von Lyrene am 07.05.2012 - 20:48 Uhr) Zitat: (Original von elfchen1990 am 07.05.2012 - 20:30 Uhr) freue mich auf die fortsetzung. LG elfchen1990 Danke fürs eifrige Lesen, Elfchen^^ LG, Lyr wenn mir etwas gefällt wil ich auch wissen wie es weiter geht, auch wenn ich momentan zu wenig zeit habe ;) |
elfchen1990 ist dir gut gelungen - freue mich auf die fortsetzung. LG elfchen1990 |