Fantasy & Horror
Die Alte Religion 4

"Joachim! Anscheinend hat Elena dir bereits dein Zimmer gezeigt! So sehr ich dir wünsche, dass du dich schnell ein lebst, sie hat jetzt Sport."

Starr blickte ich zu meinem Lehrer, der mir galant die Tür aufhielt.

"Mr. Mason...", stotterte ich entgeistert, doch Joachim fiel mir ins Wort.

"So sehr ich deinen Sinn für Humor auch zu schätzen weiß, Ralf, so sehr gehst du mir auch auf den Keks! Außerdem, solltest du nicht in bei deinen restlichen Schülern in der Sporthalle sein, anstatt nur einer nachzulaufen?"

Beide schienen darauf versessen, den anderen durch Anspielungen zu beleidigen, und ich lauschte verwirrt ihrem Wortwechsel, der bald in einer Schlacht ausartete.

Irgendwie hatte ich den Faden verloren, denn auf einmal befand ich mich im Mittelpunkt des Gefechts. Wild gestikulierten sie herum, manchmal deuteten sie sogar auf mich, doch in ihrer Aufregung sprachen sie so undeutlich, dass ich keinen von ihnen verstehen konnte. Bedrohlich näherten sie sich einander, bis ihre Nasen sich fast berührten und wir alle in die Besenkammer gequetscht wurden, deren Türe hinter uns ins Schloss fiel. Das Krachen, als das Holz auf den Rahmen knallte, war kaum zu überhören und Stille kehrte ein.

Wir alle starrten zum einzigen Eingang, der sich wieder verschlossen hatte. 

"Joachim? Du hast den Schlüssel doch noch, oder?", fragte Mr. Mason lang gezogen und warf einen gespielt süßen Blick über seine Schulter. Ich spürte richtig, wie geladen die Luft zwischen den beiden war und wich so weit es ging zurück. Joachim kramte ungeduldig in seinen Taschen, doch je länger er suchte, desto nervöser wurde er.

"Au! Du stehst auf meinem Fuß!", zischte ich ihn an, als er sich umwandte, um sein Glück in den inneren Jackentaschen zu versuchen, doch auch diese waren leer.

"Das glaube ich jetzt nicht!", fluchte Mr. Mason und schlug  mit der Faust gegen die Tür.

"Ach! Und wessen Schuld ist das?", fauchte Joachim zurück.

"Du hast gut reden!", entgegnete mein Sportlehrer und im nu sprangen sie sich wieder an die Gurgel. 

 "Hat jemand von euch ein Handy?", fragte ich, in der Hoffnung sie ablenken zu können, doch beide beachteten mich nicht einmal.

Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand. Das konnte ja noch heiter werden...