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Einsatz

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"aufpoliert zum Weltmusiktag"
Veröffentlicht am 06. Mai 2012, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
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http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
aufpoliert zum Weltmusiktag

Einsatz

Was soll schon passieren, alles wurde tausendmal geprobt, hundertmal die Feinheiten geändert und zehnmal das Konzept, und sein Instrument liegt in der Hand, als hätte es bereits beim Kaiser-schnitt so gelegen, wäre dann einfach nur mitgewachsen; beiläufig registriert er die gewohnte Anstrengung der Streicher vor sich, nicht aus dem Rudel auszuscheren oder wenigstens nicht aufzufallen dabei, sie ackern sich hin zu der Stelle, wo sein Solo die Sonne im Saal aufgehen lassen wird, geringfügig nur ist er aufgeregt, denn er ist Profi und, wie gesagt, was soll schon passieren; vorn die neue Kleine am ersten Cellopult ist aber gar zu süß, wie sie den Lockenkopf seitlich

neigt, und da sie das schon bei diesem dämlichen Tremolo tut, wie wäre sie dann wohl bei einem Treffen ohne In-strumente, er sollte mal bei ihr anklop-fen, mezzoforte, doch mit Akzent – aber halt, war das nun schon die Wiederho-lung des Buchstaben B oder nicht, liebe Güte, der Dirigent pinselt doch immer nur da vorn für seine Primen und Se-kunden und gibt nie Einsätze nach hinten, weiß sicher nicht einmal, wo Bläser in der Partitur zu finden sind, so sehr kann er sich auf die verlassen, ja ha, doch was nun, er kann doch nicht per SMS herumfragen und warum hat eigentlich noch keiner so kleine Moni-tore erfunden, welche den gegenwärtigen

Takt anzeigen, alle müssen aufpassen und zählen wie zu Monteverdis Zeiten, wogegen kein Autofahrer mehr nach draußen sehen muß, zeigt ihm doch das Navi den aktuellen Straßennamen zuverlässig an; ist es nun der Geist des oft geschundenen Komponisten oder der künftige Tennisarm des Dirigenten – einen Sekundenbruchteil reckt der jedenfalls den Taktstock nach vorn, beim inzwischen doch angstschweißnassen Bläser reflektorisch den ersten Ton auslösend, und was soll der machen als weiterspielen, right or wrong, my solo, ob nun das Streicherschrammeln paßt oder nicht, er wird es später erfahren, doch was ist das, der Chef strahlt ihn

sogar an, was ist nur passiert, sein Solo ist zu Ende und eigentlich könnte er nun gehen, in den Tuttistellen ist man eh nur Sandlatscher, draußen schlägt der Wirt gerade ein neues Faß ein und er liebt Bier vom frischen Faß; soviel ist man sich doch schuldig.

 

© 2012 Brubeckfan


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Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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FLEURdelaCOEUR 
Das muss nun endlich mal entsprechend gewürdigt werden, wofür mir aber leider. das Coinsgeschenk verwehrt wird ...
Ich bin untröstlich!
Sonnigen Sonntagsgruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Ach nein ...
3 Leser für Reklame zu 2000 Münzen ... das Wetter war sicher zu schön. Soviel zu meinem Talent, mit Geld umzugehen.
Aber Dein Lob richtet mich ja wieder auf.
Liebe Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Jetzt darf ich dir endlich wieder Nachschub liefern.
aber nicht alles auf einmal verprassen, gell?
;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Fleur, vielen Dank!
Du bist heut wie neu ... auf Flußkreuzfahrt?
Viele Grüße, wohin auch immer!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Wow. So spannend hab ich noch von keinem Konzert gelesen. Gewürzt mit sehr viel Fachwissen.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Wow, da freu ich mich. So viel gesponnen ist hier wirklich nicht. Ich war zwar nur Laienspieler, aber das ganze Klima, der gewisse Dünkel zwischen den "Gewerken", der (natürlich berechtigte) Durst der Bläser, das alles dürfte bei Profis gleich oder auch schärfer sein.

Aber nicht lachen, wenn Du mal wieder im Konzertsaal sitzt...

Danke und viele Grüße!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Als Laie hab ich mich schon oft gefragt, wieso der da vorne mit dem Stock rumwedelt, wo doch das ganze Orchester sowieso nach Notenblättern spielt.
Bei klassischen Konzerten sieht man da noch einigermassen einen Sinn, doch ich denke da an Bigbands wie z.B. James Last. Auf den schaut doch kein einziger Musiker. Die konzentrieren sich doch alle auf ihre Noten.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan In Urzeiten gabs wirklich keinen Dirigenten, da wackelte nur der Konzertmeister oder der Cembalist bißchen mit dem Kopf. Musik wird aber nicht rein mechanisch von den Noten abgespielt, sondern die Noten lassen viel Freiraum für die Interpretation: vor allem Lautstärke, Tempo. Wenn Du einen Text vorliest, wird das jedesmal anders klingen. Und bei 10 oder 50 Akteuren brauchst du einen Koordinator. Für den ist das Orchester sein Instrument. Also das Einsatz-Winken ist nur eine kleine gegenseitige Versicherung.

James Last, na ja, das könnte reine Show sein...
Vor langer Zeit - Antworten
Misspelled Da hat er wohl doch den richtigen Takt erwischt, obwohl er nicht bei der Sache war. Glück gehabt.
Für mich ist es schon immer ein Rätsel, wie ein Musiker zu richtgen Zeit und an der richtigen Stelle tötö macht. Ich bin da ein hoffnungsloser Fall von keine Ahnung. Ich kann tanzen, konnte, aber singen und musizieren lieber nicht.
Gut geschrieben und bewundernswert, Lg Miss
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Tja, Katja, manche Komponisten waren nett, da hast Du das ganze Stück schnell im Ohr, oder das Instrument vor Dir spielt etwas Markantes. Andernfalls zählst Du verbissen, wie Parteien ihr Schwarzgeld.
Was mich angeht, ich konnte mal musizieren, aber nie tanzen, leider.
Herzlichen Dank und viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
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