Neulich bekam ich eine Rose, rot und schön. Nur etwas Fehlte – es war nicht gleich zu sehn. Sie hatte keine Dornen, stach nicht, war nicht perfekt. Herausgerissen hat man das Spitze, das gefährliche der Rose, weggezüchtet, abgebrochen, verbrannt. Nur noch braune Narben im zartgrünen Holz zeugten von ihrer verlorenen Vollkommenheit.
Was findet der Mensch an den Dornen der Rose? Sollte man das schlechte nicht auslöschen, seine Existenz beenden und das Gute, die Blüte, am Ende triumphieren lassen? Nein; erst die Hochs und Tiefs machen das Leben so wunderbar. Denn was ragte den noch heraus aus dem Dickicht des guten, dem Dickicht ohne Dornen? Nichts. Das scheinbar so wunderbare leben im Glück wäre – monoton, langweilig, ohne Hoffnung.