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Von Göttern und Heroen - Ein Gedicht-Zykus

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"Von Göttern und Heroen - Ein Gedicht-Zykus"
Veröffentlicht am 01. Mai 2012, 10 Seiten
Kategorie Gedichte
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Von Göttern und Heroen - Ein Gedicht-Zykus

Von Göttern und Heroen - Ein Gedicht-Zykus

Pandora

In dieser Truhe ruht das Herz,

Das ich aus meiner Brust gerissen.

Verharre du in deinem kalten Schlaf

Und lass mich alle Hoffnung jäh vergessen.

 

Verschließen, was nach all den Jahren

An Schmerz und Leid in mir geruht.

Lass es nie das Licht erblicken;

Ersticke meiner düstren Träume Flut.

 

Und magst du auch den Augen,

Meinem tiefen Blick verfallen,

So lausche nicht den Stimmen,

Die aus den hölzern Käfig hallen.

 

Denn nichts als Schatten ist mein Herz,

Verdammt zu ewig kaltem Schlummer,

Dass meiner Truhe nichts entweicht,

Weder Hoffnung, noch der Kummer.

Penélopé

Lange Jahre ziehn vorüber,

Wie Wolken ziehn am Himmelszelt,

Und Zeit verrinnt wie Sand

Doch segelst du durch alle Welt.

 

Sag, wohin die Reise geht

Und welch Wind dir nun das Segel füllt.

Führt er dich ins traute Heim?

Bringt er dich zurück zu mir?

 

Und, oh, wie sehr sich sehnet

Mein Herz nach einem Hoffnungsschein,

Dass mein Klagen einst erhöret wird,

Dass ich kann wieder bei dir sein.

 

Doch kein Bote und kein’ Kunde

Über meines Liebsten wohl Verbleib;

So muss ich weiter weben

Mein Tuch gar wie ein treues Weib.

Söhne der Nyx

Wieg’ mich, Hypnos, lass mich gleiten dahin,

Berühr mich mit deinem Schmetterlingsauge so sacht,

Dass ich mag fallen in der Oneiroi Arme,

Wenn Selene mit ihren Herolden erwacht.

 

Wenn Nacht legt ihren Schleier über mich,

Will ich jäh besteigen das immerschwarze Boot

Und ziehen durch das Weltentor -

Hinfort zu einem Reich jenseits der Menschen Not.

 

Und ewig mag ich dorten liegen

In Morpheus sanftem Zauberbann,

Dass Zeit rinnt ohn’ Erwachen:

Nicht jetzt, nicht hier, noch irgendwann.

 

Tius\' Zorn

Blitze zucken nieder,

Erhellen tiefste Nacht:

Kalte Lichter, wild und tobend

Zeugen von uralter Macht.

 

Stürme gehen nieder,

Grollend tönen Schreie durch die Welt

Und Tränen gehen in Strömen –

Nichts, was die Welt mehr beisammen hält.

 

So zürnt uns Vater Tius

Aufs Neue in gerechter Wut;

Zerstört, was bringt Verderben,

Was besudelt ist mit Gaias Blut.

 

An Thisbe

Was lässt’ mich warten, holde Maid

Unter Nachtens fahlem Maulbeerbaum?

Ist’s die Sorge um der Eltern Leid,

Wenn wir entschwinden, gar wie im Traum?

 

Wo bist du, Babyloniens schönstes Kind?

Und was ist dein Schleier blutbefleckt?

„Tot“, so flüstert’s der Wind,

„Von wildem Tiere niedergestreckt.“

 

Wie lieb’ wär’ jetzt doch mir

Die Wand, die uns einst trennte,

Die trennte dich von mir.

 

Doch so steh’ ich nun hier

An Todes dunkler Schwelle –

Hoffend, dass er mich bringt zu dir

 

Ikarus\' Tod

Tiefer neigt sich jeher Abendrot,

Färbt tiefer noch die ungeweinten Tränen,

Gleich meinem klagend’ Herz in dieser Not.

 

Ermattet meine Hand umschließet,

Wolken weich, und es fließet,

Das Weiß so haltlos aus meinem Griff.

 

Blasse Schimmer fern am Himmelszelt:

Und wie ein jähes Sonnen-Sehnen

Hesperos’ Sterne gleißen über alle Welt.

 

So wird auch bald ein Stern mir scheinen

Und ich will schweigend eine Träne weinen,

Dass ihr mag entspringen mein rettend’ Schiff.

 

Doch Nacht schmälert nicht der Sonn’ Genuss,

Dass unter Himmels güldnen Feuern

Mein Flügel mir verbrennen muss.

 

Dass wächsern schmilzt mein armes Herz,

Dass mein Leib ob all dem Schmerz

Zerschellt an Welle, Klippe, Riff.

 

So muss alles Schöne stets vergehn,

Und allein in flüchtgen Träumen,

Mein’ Hoffnung mag noch fortbestehn.

Kores Leid

Persephone, sag,

Wohin geht dein Blick

Hinter schwarzen Schleiern, mohnbekränzt.

Weilst du noch in fernen Tagen

Voller Lachen, voller Glück?

 

Persephone, sag,

Von welcher Blume der Verrat;

Woher der goldne Wagen, schwarzes Ross,

Des Schattenkönigs schwarze Hand,

Die sich dem Lichte schaurig naht.

 

Persephone, sag,

Wonach sehnt sich dein Herz;

Nach grünen Wiesen, Mutters golden Feld?

Gedeihet doch die dunkle Saat,

Bringt Trauer tief und Schmerz.

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FrozenHeart

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FrozenHeart Re: Erden werden zu Eis erstarren... -
Zitat: (Original von roxanneworks am 01.05.2012 - 15:10 Uhr)
und ineinander stürzen,
Sonnen die eigene Brut verschlingen,
tausend Geschlechter und aber tausend
werden in Staub und Asche fallen:
aber von Ewigkeit zu Ewigkeit
bricht aus unzähliger Lebenden Brüsten
dreimal heilig und hehr das hohe Lied,
dreimal heilig des Lebens Preisgesang:
Auf allen Sternen ist Liebe!
Christian Morgenstern

Bin hingerissen!

liebe Grüße
roxanne


Vielen Dank!
Freue mich sehr, dass es dir gefällt!
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks Erden werden zu Eis erstarren... -
und ineinander stürzen,
Sonnen die eigene Brut verschlingen,
tausend Geschlechter und aber tausend
werden in Staub und Asche fallen:
aber von Ewigkeit zu Ewigkeit
bricht aus unzähliger Lebenden Brüsten
dreimal heilig und hehr das hohe Lied,
dreimal heilig des Lebens Preisgesang:
Auf allen Sternen ist Liebe!
Christian Morgenstern

Bin hingerissen!

liebe Grüße
roxanne
Vor langer Zeit - Antworten
mozimi Re: Re: mir -
Zitat: (Original von FrozenHeart am 01.05.2012 - 10:33 Uhr)
Zitat: (Original von mozimi am 01.05.2012 - 10:30 Uhr) kommt es oft so vor, als ob wir letztlich in allem Streben und suchen nur den Büchsenöffner finden und dann belämmert da stehen...
Du bist mehr beteiligt, als Du denkst...heißt eine Weisheit...
Und alles ist schon gesagt wir verpacken es nur neu...mit anderer Sprache, geradeso wie ich es hier bei Dir bewundere...
stark!!
LG Uwe


Danke sehr!
Wie nannten es die Literatur-Kritiker? Ach ja.. die "Altehrwürdigen Themen"
:)

Wir haben gar keine andere Chance...alle Themen sind schon behandelt...
Ich finde es genial wie Du es anpackst!!!
Die Büchse der Pandora ist eben ein großes und starkes Bild für unser Suchen und Klug werden, wofür immer noch gilt, je mehr ich weiß, weiß ich dass ich nichts weiß...Dazu gibt es menschlich nur eine Antwort: Demut...
Und trotzdem ist es so, dass es eine Zeit...und eine Zeit... und eines Zeit...alles hat seine Zeit...
Vor langer Zeit - Antworten
FrozenHeart Re: mir -
Zitat: (Original von mozimi am 01.05.2012 - 10:30 Uhr) kommt es oft so vor, als ob wir letztlich in allem Streben und suchen nur den Büchsenöffner finden und dann belämmert da stehen...
Du bist mehr beteiligt, als Du denkst...heißt eine Weisheit...
Und alles ist schon gesagt wir verpacken es nur neu...mit anderer Sprache, geradeso wie ich es hier bei Dir bewundere...
stark!!
LG Uwe


Danke sehr!
Wie nannten es die Literatur-Kritiker? Ach ja.. die "Altehrwürdigen Themen"
:)
Vor langer Zeit - Antworten
mozimi mir - kommt es oft so vor, als ob wir letztlich in allem Streben und suchen nur den Büchsenöffner finden und dann belämmert da stehen...
Du bist mehr beteiligt, als Du denkst...heißt eine Weisheit...
Und alles ist schon gesagt wir verpacken es nur neu...mit anderer Sprache, geradeso wie ich es hier bei Dir bewundere...
stark!!
LG Uwe
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