Einleitung
Mich hatte es ganz schön unerwartet erwischt
dennoch versuchte ich es einmal zu betrachten
mit einem ganz anderen Blickwinkel
So war der Genesungsprozess angenehmer
Noch habe ich an seine Nachwirkungen zu knabbern :-)
Der Rebell Willibald
Kürzlich durfte ich Willibald kennen lernen und eine unvergessene Bekanntschaft damit machen.
Er war von mir keineswegs eingeladen worden, für ihn hielt ich meine Eingangstür verschlossen. Ich ahnte von seiner Gewalt schon, ohne ihn zu kennen.
Er nahm ganz frech den Hintereingang, wo ich sicherlich einen Augenblick unaufmerksam gewesen sein muss. Er trat nicht die Tür mit einem Fußtritt ein,
sonst hätte ich seine Ankunft sicher sofort verhindern können und bemerkt. Nein er schlich als sei er unsichtbar, ganz still und heimlich hinein. Machte es sich bequem und gemütlich in mir, baute um sich eine schwererreichbare Festung auf.
Bevor er zu mir sich seinen Eintritt verschaffte, wandere er schon von Körper zu Körper, tobte sich dort so richtig aus. Bei jedem dieser Besuche in einen Körper, lernte er immer noch mehr dazu, so dass er ein wundervoller kräftiger hartnäckiger Gesell wurde.
Na gut dachte ich bei mir, ohne zu wissen, dass er ein ganz hinterhältiger
Gesell seiner Art war. Legte mich am 1 Tag seiner Ankunft nieder, den er fraß sich an meiner Kraft fett. Mit meinen mir zur Verfügung gestandenen Hausmittelchen wollte ich ihn Paroli bieten. Dachte wenn ich mir ein wenig Ruhe gönne und Naturmittel verwende, werde ich ihn in die Flucht schlagen.
Doch er hatte anderes im Sinn und kicherte in seiner Festung schadenfroh. Da hätte auch keine weiße Fahne, als Zeichen einer gegenseitigen Einigung geholfen. Ich musste ob ich es wollte oder nicht durch das Kampfesfeuer gehen.
Er war Herrscher seiner Festung in meinem Körper. Er zog alle auffindbare
Register die er finden konnte, um mich Kampfesunfähig zu machen. Einen ganzen Tag gab ich mir noch die Chance, die Lage beherrschen zu können, in der Hoffnung, dass ich sie wieder selbst beherrschen könnte. Mein Körper wurde jedoch zusehends schwächer, es half nichts. Der Weg war damit eröffnet um zum Doktor zu gehen.
So schaute er am dritten Morgen frohgelaunt vergnügt mir entgegen. Begrüßte mich mit den Worten: „Ha, ha ich bin immer noch hier!" kicherte ganz frech dabei und gab seiner Freude Kund, in dem er Schmerzsignale sendete.
„Ok, ok ...ich habe ja verstanden" sprach ich zu ihm und ging freiwillig
zum Doktor um mit Ihm diesen Gesellen in den Griff zu bekommen. Denn er schien keine Notiz von meinen Hausmitteln zu nehmen, er war scheinbar Resistenz dagegen.
Allein der Klang meiner Stimme offenbarte seine Ankunft in mir und meine tiefsitzenden Hustenanfälle sprachen für sich.
Der Doktor stellte auch den von Willibald verursachten Schaden sofort fest und beschloss ihn mit einer Radikalkur, also eine Chemiekeule zu bekämpfen. Schön gleichmäßig, damit er keine Ausweichmöglichkeiten und Schlupflöcher findet konnte.
Ohne zu wissen was da auf mich zukam, ging ich diesen Kamp mit ein. Allein zwei Stunden nach der 1 Chemieration, legte diese keineswegs Willibald in die Flucht. Sonder schlug mir die Füße weg und legte mein Körper erst einmal in die Kampfposition. So sollten wohl für ein paar Tage meine ganze Kraftreserve Urlaub bekommen. Denn sie waren einfach nicht auffindbar. Nun lag ich waagerecht in meinem Bett und in mir da ging es heiß her.
Schöne Bescherung, dachte ich, aber wer in den Krieg zieht, muss auch kämpfen bis der Sieger feststeht. Völlig erschöpft legte sich mein Körper
schlafen, denn ihm blieb nichts anderes über.
In mir ging es dann erst einmal so richtig zur Sache. Ärmel hochgekrempelt die Hände zu Fäusten geballt und voll auf Angriff. Manches Mal wenn der Hustenreiz mich aus dem Schlaf riss, dachte ich ein Zug saust vorbei. Ein anderes Mal waren es ganz andere Geräusche, die sich durch meine Ohren bohrten. Irgendwas war dort immer präsent. Das muss so ein intensiver Kampf gewesen sein, das mein Körper schweißgebadet und meine Bettwäsche damit durchtränkt hat.
Das ging dann einige Tage so und der
Druck auf die Ohren wurde immer stärker. Ich hatte das Gefühl, als stehe ich im Tunnel und alle Geräusche werden abgedämpft die mich in diesem Augenblick umhüllten, gleichzeitig immer wieder dieses fremde im Rhythmus pochende zusätzliche Eigengeräusch. Es war nicht leicht dieses zu ignorieren, da es sehr präsent war. Doch mein Gedanke und fester Wunsch diesen Willibald in die Flucht zu schlagen war größer und somit hielt ich diese unangenehme Geräuschkulisse einfach aus.
So sprach ich zu Willibald: „Ich werde dich bezwingen, auch wenn du mich zur
Ruhe und äußerste Geduld zwingst.“ Der sich Immer noch als Kampfessieger fühlen Willibald wurde dann doch langsam schwächer in seiner eigenen Kraft. Ich bekam meine Kräfte langsam zurück, jedoch schön langsam dosiert.
In der Kampfzeit schlief ich sehr viel und musste an eine liebe Oma meines ersten Mannes denken. Jede Nacht sagte sie nicht „Gute Nacht“ sondern „schlaf dich Gesund“ wenn wir uns zur Ruhe dann legten. Ich empfand das damals schon so liebevoll und warmherzig ich schlief mich sichtlich langsam wieder gesund.
So sägten mein Körper und die
Chemokeule an Willibald als sei er ein Baum und muss gefällt werden.
Zugeschaut war nicht möglich, denn dann würden sicher alle gern mal Willibald in sich toben und austoben lassen. Allein aus der reinen Freude wie aus ein lautstarken Gesellen ein schweigsamer Willibald wird der sich dann so verzieht wie er gekommen ist.
Willibald ist nun auf der Suche und fragt bitte nicht wo er hingeht, denn dann ist er vielleicht auf den Weg zu euch. Schaut einfach weg wenn er vor euch steht, vielleicht bemerkt er euch ja nicht.
Ich rief ihn nicht nach „Tschüss bis bald du frecher Willibald“ Ich sagte lächelnd „Willibald gehe“ mit den Gedanken dazu, damit ich dich nie mehr sehe.
Hast du auch schon mal so ein Willibald als Gast in dir gehabt? Ach du hast den Namen noch nie gehört, denn er ist als Bronchitis wohl eher unter den Menschen bekannt.
© 30.04.2012 Petra-Josephine