Biografien & Erinnerungen
Rauf oder runter - Das Gleiche ist nicht dasselbe

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"Rauf oder runter - Das Gleiche ist nicht dasselbe"
Veröffentlicht am 21. April 2012, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Rauf oder runter - Das Gleiche ist nicht dasselbe

Rauf oder runter - Das Gleiche ist nicht dasselbe

Beschreibung

Die Fortsetzung meines Thermikfluges, diesmal mit Hindernissen und Problemen

Das Gleiche ist nicht dasselbe

Am 31. Juli, ein heißer Sommertag und  der zweite unseres Urlaubs,  es war wieder um die späte Mittagszeit, blies ein schöner gleichmäßiger Südwest, ideal zum Starten und Höhe machen. Wolkenloser Himmel  und einige meiner Flugkameraden kreisten schon über mir, wie die Adler im Wind.Dort wollte ich auch hin, also los! Schirm auslegen, Leinen frei, Gurtzeug korrekt angezogen, Helm auf, Kontrollblick und Start.

Hui, was zog es mich hoch, nur leider dabei auch schon wieder rückwärts. Mist, das war nicht meine Richtung .Der Startplatz lag wieder weit unter mir. Doch so schnell wie ich in der Thermikblase drin war, war ich auch wieder draußen ,aber mit dem  Wind nach hinten getrieben.Nun gut, flieg ich eben wieder nach Brixen, wie gestern, dachte ich.Nur diesmal hatte ich die Rechnung ohne den Wirt, Verzeihung, Wind gemacht. Und dieses Mal ging es leider abwärts, denn aus dem Tal blies ein kräftiger Nordwind, genau aus der Richtung, wo ich eigentlich hinfliegen wollte. Schön rechts bleiben und zum gegenüberliegenden Hang, damit ich nicht ins Lee gerate, waren meine ersten Gedanken.

Die Sonne schien auf den Hang und ich suchte mir ein Fleckchen aus zum Landen, nicht weit weg vom Weg. Es war das einzige Eckchen Wiese ohne Gestrüpp, Alpenrosen und Steine.  Einen halben Meter über dem Boden bekam ich plötzlich einen Heber (durch die Thermik am Hang)  und es zog mich den Hang empor. Mit dem Fuß prallte ich vor einen Stein und ein tierischer Schmerz zog durch meine Knochen.Gott sei Dank hatte ich ja anständige Schuhe an, das A und O beim Fliegen. An den Seiten waren die Schuhe durch Plastikschienen verstärkt, sodaß der Knöchel ein bißchen gestützt wurde. Gebrochen war jedenfalls nichts, sonst wäre mir übel geworden, wie immer bei einem Bruch.

Über mir kreisten die Geier? Nein, meine Flugkameraden, und was für eine Höhe die hatten..........und ich hier unten, mutterseelenalleine. Bis zum Weg runter hatte ich vielleicht 20 Meter abzusteigen, aber welche Qual. Jeder Schritt war eine Tortur. Nun stand ich dort auf dem Weg mit meinem Gleitschirm und dachte:erstmal den Schirm einpacken. Denn wenn die dort oben meinen Gleitschirm hier unten liegen sehen und nichts rührt sich, denken sie unweigerlich:da ist was Schlimmes passiert und schicken mir die Rettung. Da die Stelle so einsam war, wäre natürlich auch gleich der Hubschrauber gekommen. Das mußte nun wirklich nicht sein. Schließlich war ja noch alles dran an mir! Mein zweiter Blick ging dann den Berg hinauf, zu meiner Rechten, zu meiner Linken. Verdammt, jetzt ist es schon viertel vor Vier, bis ich da oben bin, ist die letzte Seilbahn lange weg. Außerdem, das sind tausend Höhenmeter, das schaffe ich mit dem Fuß sowieso nicht.
                     
Es blieb mir also gar nichts weiter übrig, als mich auf den Weg nach unten zu begeben. Von gehen war ja nun keine Rede. Ich hab mir im Leben nicht träumen lassen, wie uneben so ein Fahrweg sein kann. Nachdem ich ein kurzes Stückchen in der Mitte des Weges gehumpelt bin, hab ich mir zwei Fichtenstöcke gesucht, als Krücken! So konnte ich ein wenig den Fuß entlasten. War das ein langer Weg..............Endlich Wasser. Ein kleines Bächlein floß den Berg hinunter, gerade mal soviel, um den Fuß zu kühlen.Den Schuh auszuziehen verbot ich mir, nie im Leben hätte ich den wieder anbekommen .Gott sei Dank hatte ich auch noch ein "Notfallpäckchen" dabei, mit einer starken Schmerztablette. Geholfen hat sie zwar nicht viel, aber schlimmer geworden ist es auch nicht. Langsam stellte sich auch der Durst wieder ein, schließlich war es Hochsommer und kein Schatten. Stück für Stück kämpfte ich mich ins Tal und die Zeit verflog. Irgendwann gabelte sich der Weg und ich hatte laut Wegweiser immer noch eine gute Stunde vor mir (mit gesunden Füßen). Ha, eine Stunde bei der Geschwindigkeit sind mit Sicherheit das Doppelte für mich. Na, was soll´s. Hinunter ins Dorf mußte ich ja nun, so oder so. Inzwischen war es schon fast 19.00 Uhr, als ich endlich eine Hütte erblickte. Vorher nichts, keine Menschenseele, keine Kuh, keine Maus, nichts.......nur ein dummes Schaf auf zwei Beinen.
    

 

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Hörbuch

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Schmidtchen

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Fiona48 .....nur ein dummes Schaf auf zwei Beinen. - Du hast die Krücken unterschlagen. :-)
Nee, nee, nee das wäre nichts für mich.
Wie sagt man im Rheinland: " Es gibt keen schlimmer Led, als was der Mensch sich selbst antät."
Trotzdem sehr schön und unterhaltsam geschrieben.

Liebe Grüße von Fiona
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