Jungs sind ja sowas von doof
Es ist ein milder Sonntag im Februar.Am Gartenzaun von Kuschles blühen die ersten Schneeglöckchen. Pia ist neun.
Schau wie schön! sagt Papa und seine Hand zeigt auf die Schneeglöckchen.Pia ist schon tausend Mal an diesen Blumen vorbeigegangen vom Bauer Kuschel. Der Bauer Kuschel ist nämlich der Opa vom Dominik Hämmerle und der ist ja so süß genauso süß wie Gummibärchen. Heute geht Pia mit ihrem Papa hinaus zum Marktplatz.
Ganz Markdorf ist heute da, denn es ist Preis schnellen. Viele von euch kennen Preis schnellen sicher nicht. Da wird karbatscht. Das ist eine Karbatsche, ein Seil aus Hanfschnur geflochten und unten am Untersatz ist ein Bändel drin, die wird dann in der Luft geschlagen wie eine acht, und der Bändel erzeugt Schall und das knallt denn. Karbatschen ist hier Tradition am Fasching. Und heute gab es einen Preis für die besten.
Aus den Fenstern hängen Fahnen von der Narrenzunft. Jeder beeilt sich mit dem Mittagessen um einen guten Platz auf dem Marktplatz zu erhaschen.Nur Pia ist das Preisschnellen heute egal.Pia muss über einen Traum nachdenken: In ihrem Traum ist ein großer schwarzer Stier auf Pia zu gerannt und hat gesagt, er wäre eine verzauberte Fee. Er kann Pia große Zauberkraft verleihen, hat er gesagt. Pia muss sich dafür aber in große Gefahr begehen und etwas schaffen das noch nie jemand geschafft hat. Der Zauber ist nur heute möglich und sonst niemals wieder.Es muss ein Sonntag sein und Schneeglöckchen müssen blühen Der Wind muss durch die Fahnen der Zunft wehen. Solche Tage gab es sonst gar nicht hier in diesem Kaff. Und außerdem gibt es gar keine Fee schon gar nicht eine,wo wie ein Stier ausschaut.
Dann hörte sie den Wind durch die Fahnen wehen das lachen der Leute und hier und dort vernahm man ein Narri-Narro den Narrenruf der Zunft.
Du Papa, Feen gibt es nur im Märchen, oder ? fragte Pia.
Aber nein, antwortete dieser leise." Feen gibt es überall.Wenn dir eine begegnet erfüllt sie dir einen Wunsch".
" Hmm, wirklich Papa, oder schwindelst du? Indianer Ehrenwort kleine Pia, antwortete Papa. Sein Blick ging erneut zu den Schneeglöckchen, hm es gibt sicher auch eine Schneeglöckchenfee meinte er.Feen lügen nicht.
Da kam der neugierige Herr Müllerschulze aus seinem Haus." Ach schau an der Eugen!" Schnaufte er und schüttelte Papa die Hand. Papa kannte ihn noch von der Schule früher. "Der Müllerschulze ist ein scheinheiliger Stier" hatte Papa mal gesagt.
Pia hätte in diesem Augenblick gern gewusst was ein scheinheiliger Stier ist. Vielleicht auch ne verzauberte Fee?
Aber jetzt sind Pias Gedanken schon wieder bei ihrem Traum. In große Gefahr... etwas tun was sonst noch keiner Getan hat... denkt sie. Ihr Blick fällt auf die alte Mauer am Haus vom Bauer Kuschel, sie ist so voller Moos bewachsen das sie "Arschglatt" ist und die Eltern immer verbieten darauf zu balancieren. Denn genau in der MItte wo die Mauer am höchsten ist wächst das meiste Moos dann kommt eine Unterbrechung und die Mauer geht erst ca 50 cm entfernt wieder weiter, und dort herunter zu plumpsen wäre sicher schmerzhaft. Keinen einzigen falschen Schritt darf man da machen sonst is es zu Ende.Das ist große Gefahr! Und freihändig erst recht, freihändig hatte das noch keiner geschafft, da war sich Pia sicher.
Jetzt musste Pia alles genau planen, das wird das Ding ihres Lebens. Und wenn dann die Fee kommt würde sich Pia alles besser wünschen für sich, für Mama aber auch für ihren heißgeliebten Papa.
Brav nimmt Pia die Hand von ihrem Papa und sagt: "Du Paps ich komm gleich wieder"." Ja, mein Schatz." Ihr Papa lächelte. Er lächelt eigentlich immer wenn er mit anderen spricht, besonderst aber wenn er mit Pia spricht.
Pia zieht ihre Handschuhe aus und klettert auf die von Moos bewachsene Mauer.
Puhh ganz schön anstrengend.
Der olle Müllerschulze erzählt etwas von einem Krebs, den irgendeine Frau Soundso hat.Papa hört gelangweilt aber höfflich zu.
Hoch oben steht Pia nun auf der Mauer.Tapfer versucht sie, ihr Herz vorm Purzelbäume schlagen zurück zu halten.
Die Fee muss groß und blond sein, denkt Pia. Ein rosanes Kleid tragen aber ja keine Krone auf dem Kopf, oder Flügel sollte sie haben, es muss ja nicht gleich das ganze Dorf wissen, sagt Papa immer wenn irgendwas los war.
Wenn die Fee dann wirklich kam würde sie mit Pia und ihrer Familie durch das Dorf gehen, sie würden lachen und Eis essen, sie würden alles tun was die anderen auch taten. So würde es dann bleiben bis sie alle gestorben sind. In Märchen wird nicht die Whrheit erzählt das wusste Pia natürlich. Aber selbst wenn nur ein bisschen was davon wahr wäre, wäre es genug.
Vom Himmel hörte Pia nun Trommelwirbel, nur für sie allein. Schritt für Schritt setzte sie ihre kleinen Füße auf die schmale , glatte Mauer. Pias Herz klopfte so laut das Papa es eigentlich hören musste.
Aber ihr Papa sagte gerade irgendwas zum Müllerschulze.
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