Kurzgeschichte
Ein Tag wie jeder andere

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"Ein Tag wie jeder andere"
Veröffentlicht am 20. April 2012, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ein Tag wie jeder andere

Ein Tag wie jeder andere

Beschreibung

Ich glaube nur die wenigsten können sich in den Jungen hinein versetzen, noch schwieriger ist es für den Jungen seine Lage zu erklären.

Ein Tag wie jeder andere

Ein Junge wachte auf, es war vier Uhr morgens. „Und da beginnt es wieder.“ seufzte er leise. Übelkeit legte sich erstickend über ihn, doch er musste sich nicht übergeben, es war ein Gefühl was er nun schon mehrere Jahre, jeden Tag hatte und das war nur eines davon. Ein Gefühl man müsste man sich jeden Moment übergeben, als würde jemand ganz langsam einen stumpfen Gegenstand in die Magengrube drücken. Aber es kam nichts, es kam nie etwas.
Die Decke auf den Bauch zu behalten war für den Jungen nicht mehr möglich, er schob sie beiseite und empfing stöhnend die Kälte die durch das geöffnete Fenster strömte.

In zwei Stunden müsste er aufstehen, sich für die Schule fertig machen. Früher wäre er zu Hause geblieben, es gab im ersten Halbjahr keine Woche wo er nicht mindestens einmal zu Haus blieb.
Doch nun ist es ihm einfach egal, es ist ihm egal das er leidet ohne zu wissen wieso, es ist ihm egal was andere von ihm halten. Der Junger lag dort auf seinem Bett, darauf bedacht nicht den Bauch zu belasten, und dachte nach. Sein Tinnitus piepte unaufhörlich in seinem rechten Ohr. Es ließ sich leider nicht abschalten, wie der Wecker, dessen Wrack noch neben dem Bett lag.

Er lag dort und ließ das Piepen und die Übelkeit über sich ergehen. Er beachtete es kaum noch, sondern dachte über einige Dinge nach, forschte in seinen Erinnerungen, formte Geschichten oder plante seinen Tagesablauf. Die zwei Stunden waren schnell vorbei, die Mutter des Jungen kam herein um ihn für die Schule zu wecken. Ja, die Mutter weckt ihn noch, Wecker waren einfach viel zu laut, mit ihrem ticken und klackern, um dabei einzuschlafen. Zumindest für den Jungen.
„Kind aufstehen, die Schule wartet.“ sprach die Mutter laut und schaltete erbarmungslos das Licht an. Sechs Uhr morgens, draußen war es noch dunkel. Geblendet und von Übelkeit gequält stand er auf. Sein Magen blubberte, sein Darm zog sich zusammen, Schmerz. Der Junge biss die Zähne zusammen und ließ sich nichts anmerken, tat er nie. „Guten Morgen.“ entgegnet er höflich. Am liebsten würde er sich wieder in das Bett legen, mit einer Wärmflasche und ein paar Salzstangen, aber er musste raus, so wie jeden Tag. Seine Mutter ging aus seinem Zimmer, sofort ließ der Junge die Maske fallen und das lustlose, beinahe tote Gesicht kam wieder zum Ausdruck.

Er griff einfach in den Schrank hinein und kramte ein paar frische Sachen zum anziehen heraus. Die Nase rümpfend schritt er zu dem Handtuchschrank, duschen am frühen Morgen, wie er es hasste.

Es dauerte zehn Minuten, dann kam er wieder hinaus, in voller Montur, lustlos geformten Haaren und den Schlafanzug achtlos in sein Zimmer werfend.

Noch auf dem Weg zur Küche setzte er wieder die Maske eines freundlich drein blickenden Jungen auf und er setzte zusammen mit meiner Mutter an den Frühstückstisch. Er ignorierte ihren Blick, ihre Frage wie es ihm denn ginge. Der Junge sprach kein einziges Wort sondern nagte nur an seinem auf gebackenen Brötchen. Die Übelkeit legte sich wieder etwas, nur der Schmerz und das Piepen blieb mit voller Stärke.

Schweigend stand er auf, wirklichen Hunger hatte er auch schon lange nicht mehr gehabt, weder Hunger im eigentlichen Sinn, noch den Hunger auf irgendetwas neues, vielleicht ein neues Spiel oder einen Film. Da ist nur noch Lustlosigkeit und Langeweile.

Er legte seine Brille und seine Metall Armbanduhr an, beides legte sich ihm eiskalt auf die Haut, ihm war es egal.

Gedanken rasten in seinem Hirn herum, unkontrolliert so als würde jemand völlig anderes denken.

Guten Tag auch euch.“ murmelte der Junge zu sich selbst, als Antwort bekam er einen weiteren Krampfanfall. Fünf Minuten, dann muss er los.
„Bleib doch einfach hier, heule deiner Mutter etwas vor, so wie du es früher getan hast.“ sprach Gedanke A.

Nein, er darf das nicht mehr tun. Er hat versprochen er würde nie wieder zuhause bleiben und die Schule schwänzen.“ entgegnete Gedanke B.

Haltet doch bei die Klappe, ihr seit nichts weiter als Idioten!“ kam es von Gedanke C.
„Hallo.“ sagte Gedanke D stumpf.

Der Junge seufzte und zog sich die Schuhe an, während sich seine Gedanken gegenseitig stritten.

Er konnte es nicht abstellen also ignorierte er es einfach, er hat es nie jemanden erzählt. Seine Gebrechen, seinen geistigen Zustand, niemanden. Er wollte keine Hilfe von irgendwem, er wollte es alleine durchstehen.

Ich geh jetzt zur Schule, tschüss, bis heute Abend!“ sagte er zum Abschied.

Ja viel Spaß dir.“ antwortete seine Mutter, doch das hörte er kaum.

In Gedanken versunken lief er in Richtung Bushaltestelle. Die Kälte des Morgens machte ihm nichts aus, so etwas konnte er viel besser ab haben als die elende Mittagshitze.

Nun erwartete ihn das gleiche Prozedere wie jeden Montag, er stieg in den Bus, ein Klassenkamerad war schon dort, sie grüßten sich und dann kam eine dreißig minütige Busfahrt. Jede Haltestelle stieg ein neuer Klassenkamerad ein, sie waren ihm gleich, doch ließ es sich nicht anmerken. Er ignorierte die Sticheleien sondern blickte nur aus dem Fenster, in Gedanken versunken.

Die anderen Jugendlichen redeten miteinander, schlugen sich gegenseitig oder schrieben sich ihre Hausaufgaben gegenseitig ab. Sie mögen ihn vielleicht als Kameraden oder Freund ansehen, er tat es aber nicht, für ihn waren sie nichts weiter als Kontakte die man nur brauchte um sich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden, sobald eine neue Umgebung kommt werden diese Kontakte fallen gelassen.

Sein Bauch zog sich immer wieder schmerzhaft zusammen, die Übelkeit war stärker da als zuvor doch es kümmerte ihn nicht. Er blieb sitzen und ließ sich nichts anmerken.

Die Schule, einen elenderen Ort gab es für ihn nicht. Tag für Tag an dem selben Werkstück sägen und feilen, ständig die selben Aufgaben an der Tafel lösen, jeden Tag nichts weiter als die selben Abläufe, er hatte es so satt.

Die Schule hielt er im Halbschlaf durch und ehe er es überhaupt realisierte war die Schule auch schon wieder vorbei, halb drei.

Nun wieder die Busfahrt, das gleiche Prozedere nur zurückgespult. Die Übelkeit und der Schmerz sind im laufe des Tages verloren gegangen.

Nun nur noch durch den Tinnitus begleitet verbrachte der Junge einige Zeit mit Spielen, und anderen Dingen die irgendwie die Zeit vertrieben, aber er hatte seine Ruhe. Ehe er sich versah war es schon sechs Uhr, seine Mutter und sein Bruder kamen nach Hause, nun hatte er keine Ruhe mehr ständig redete irgendwer lautstark oder jemand kam in sein Zimmer hinein.

Gedanken an Gewaltmitteln schossen ihm durch den Kopf oder vielleicht brüllt er sie mal zusammen damit sie endlich Ruhe gaben, aber natürlich machte er nichts von all dem, er staute seinen Ärger immer weiter auf, knirschte mit seinen Zähnen wenn ihn jemand ansprach, aber er tat nichts, er würde nie etwas tun.

Schließlich wurde es Zeit schlafen zu gehen, die Schmerzen kehrten zurück, die Übelkeit kehrte zurück. Während er so im Bett lag, zusammengerollt, und nachdachte formte er eine Pistole mit seiner Hand. Er lädt sie mit Luft durch und hielt sie sich an den Kopf, er imitierte leise das Geräusch eines Pistolenschusses und ruckte mit der Hand zurück. Natürlich passierte nichts und am morgen würde alles von vorne beginnen, jeden verdammten Tag.

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kullerchen Ich möchte nicht den - Hobbypsychologen für dein literarisches Ich spielen, doch die Geschichte zwingt mich, noch lange bevor ich von der nichtvorhandenen Pistole las, wusste ich von ABCund D dass vielleicht Mehrere Persönlichkeiten schalten und walten wollen in einem jungen Körper der, durch was auch immer ausgelöst Schmerzen erträgt, Tinnitus hört und gute Miene zum tägliche Spiel macht.

Eine Zeitbombe wächst, menschlich, kaputt und gefährlich. Zerstört er nur sich, oder 77 andere Menschen, sind es ABC und D die ihn leiten in sein Unglück, ihm ein Ende aller Qual vorgaukeln, oder geht er, leise, gute Miene zu seiner Qual machend um sie zu beenden.

Sieht niemand, hört niemand den Jungen. Wer bitte stumpft als Mutter so ab, dass sie nicht mal etwas ahnt.

Doch meist ist es so, man kann ihr keinen Vorwurf machen. Wem sonst und wer bitte hilft endlich!

Eine Geschichte eines gequälten Körpers, eines namenlosen Jungen.
Ich hoffe sie ist kein Hilferuf, nur ein literarisches Ich.

Wenn doch, ich wäre da, nicht fürABCund D, sondern für den Namenlosen geplagten!

Toll geschrieben, wirklich! Simone
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