Stopp.
Dietrich beachtet das Verkehrsschild nicht. Seine gierigen Augen halten Ausschau. Mit seiner verdreckten Hand wischt er sich Schweiß von der Stirn.
Ein Junge. Nicht älter als zehn. Er sitzt am Straßenrand im Sonnenlicht. Die Sonne hat ihn für Dietrich ausgesucht. Er bringt den Wagen neben dem Jungen zum Stehen. Dietrich beugt sich über den Beifahrersitz und öffnet mit seiner schmutzigen Hand die Tür.
,,Ich zeige dir die Sterne, steig ein. Es bleibt keine Zeit, deiner Familie ,Auf Wiedersehen‘ zu sagen.‘‘
Der Junge setzt sich in das Auto. Liebevoll fährt Dietrich mit seinen schwarzen Fingern durch das helle Haar des Kindes. Sie fahren und lassen die Sonne hinter sich. In der Dunkelheit steigen Sterne am Himmel auf. Endlich sind sie an Dietrichs Ziel. Eine Baracke im Wald. Er nimmt den Jungen an die Hand und führt ihn in den Verschlag. Er wird keine Sterne mehr sehen.
Hinter der Tür stehen zwei Jungen in ihren Unterhosen wie zur Begrüßung.
,,Vergiss deine Vergangenheit. Hier ist deine neue Familie.‘‘ Bei diesen Worten nimmt Dietrich dem Neuankömmling die Kleidung ab. Sie riecht gut. Frisch. Er legt sie behutsam in einen Schrank und holt ein Radio hervor. Die Musik spielt. Die Kinder müssen tanzen. Dietrich setzt sich in einen Sessel und filmt die Jungen bei ihrem Kinderspiel. So tanzen die Jungen im kargen Licht. Einer von ihnen weint.
Dietrich hält es nicht mehr aus. Seine dreckigen Hände packen das neue Familienmitglied und bringen ihn in das Nebenzimmer. Sie beschmutzen das arme Kind. Die anderen Jungen bleiben ruhig. Sie kennen das Vorgehen im Nebenraum.
Dietrich wird müde. Er presst den Jungen nah an sich. Ihre Herzen schlagen schnell.
In der Ferne erklingen Sirenen. Dietrich weiß, dass sie ihn gefunden haben. Er geht zum Fenster und sieht, wie sich blinkende Lichter nähern. Seine schwarzen Hände umklammern jetzt ein Messer.
Ein Kommissar stürmt aus dem Wagen. Er rennt zum Haus, stößt die Tür auf. Im Zimmer kauern die zwei Jungen in einer dunklen Ecke. Nun weinen sie beide. Der Kommissar blickt sich um und eilt zur zweiten Tür. Dahinter bietet sich ihm ein Anblick des Grauens.