Beschreibung
Hier war ich nicht mehr das Ferienkind im Zirkus. Hier war ich im Zirkusalltag angekommen.
Wie es anfing
1958, wie schon bemerkt, war ich bei meinen Großeltern. Eines Tages musste meine Oma ins Krankenhaus, denn sie hatte sich in den Kopf gesetzt, ihre Gallensteine in einem kleinen Döschen zu Hause im Wohnzimmerschrank zu deponieren. So konnte sie die kleinen hässlichen Dinger zwar nicht mehr spüren, aber wenigstens ansehen, wann auch immer ihr danach war.
Die Folge dieser Aktion war, dass meine Mutter anreisen und mich mit in den Zirkus nehmen musste. Da gab es nur ein Problem. Es war Schulzeit und noch keine Ferien in Sicht. So musste sie sich also verpflichten, mich weiterhin zur Schule zu schicken, wo immer das auch war. Das war natürlich kein Problem, denn Schulen gab es überall.
Das zweite Problem war die Reise. Der Zirkus
Das zweite Problem war die Reise. Der Zirkus gastierte zu dieser Zeit gerade in Potsdam, und das war in gefährlicher Nähe zu Westberlin. Das war zumindest die Meinung der Schulleitung. Meine Mutter musste versprechen, nicht durch Westberlin zu fahren, was sie auch tat. Das war es dann aber auch. Schuldirektor aus den Augen, aus dem Sinn und schnurstracks durch Westberlin. War das vielleicht aufregend für ein 10-jähriges Mädchen. Niemand wollte mich entführen, keiner mir meine kindliche Unschuld rauben. Dafür habe ich eine hell erleuchtete Stadt gesehen und eine Betriebsamkeit, die ich von zu Hause nicht kannte, obwohl ich in der Großstadt aufgewachsen bin.
Der Zirkus selbst war für mich ja nichts Neues. Die meisten Leute kannte ich ja schon, und die Künstlernamen belustigten mich allenfalls. Da wurde aus meinem Vater, dessen Name Arno war, eben mal Arnino und aus Rudolph
Rudolfo usw.
So, das war meine Ankunft, und ich habe sicher noch die eine oder andere nette Geschichte, die ich aus meinen Erinnerungen kramen kann.
April 2012