Die Frau murmelte irgendetwas, knurrte leise. Sie schloss kurz die Augen und auf ihrer Stirn bildeten sich leichte Zornesfalten.
„Das wagst du nicht!“, brachte sie nun wütend hervor.
Der Ältere grinste wieder verschmitzt. „Meinst du, Shanika? Denkst du das wirklich?“
Shanika schnaubte, kam ein Stück auf und zu und schlug mit der Rechten zu. Ganz knapp wich der Reisende aus.
Gizmo schluckte. Er wollte da nicht mit hinein geraten!
Sichtbar rasend vor Wut stapfte Shanika wieder und wieder auf den Mann zu und versuchte immer und immer wieder ihn zu treffen. Aber scheinbar war er ihr einfach über.
„Pardon, wenn ich störe, aber worum handelt es sich denn?“, fragte Gizmo den Mann vorsichtig, während dieser weiter der Furie auswich.
Der Mann lachte. „Ich weiß etwas, dass unser Chef nicht wissen darf. Ist geheim. Sowohl unsere Arbeit, als auch diese Geheimnis.“
Gizmo fragte sich, was das wohl für ein Geheimnis war. Ob sie etwas angestellt hatte? Wenn ja, was hatte sie angestellt? Während er nachdachte, blickte er zur Sonne hinauf. Es war so schön warm heute. Wieso war ihm das am Morgen noch nicht aufgefallen?
Plötzlich riss ihn ein Schrei aus den Gedanken. Er sah wieder zum Geschehen und sah, das Shanikas Augen weit aufgerissen waren. Sie starrte den Älteren an. Der vertsaute gerade irgendetwas in seiner Jackentasche.
Auf der Suche nach der Antwort auf seine Frage, was wohl gerade geschehen war ließ er den Blick über den Mann mit den hellbraunen Haaren und die Frau mit den dunkelbraunen Haaren schweifen.
Er bemerkte, dass Shanika, die eben noch den Mann angestarrt hatte, nun an der, Gizmo abgewandten, Seite irgendwas abtastete und immer wieder zusammenzuckte.
„Spinnst du denn?! Schon vergessen, dass auch ich ein Geheimnis verraten kann?!“
„Ich spinne nicht. Und ich bin auch nicht verrückt“, sagte der Mann eiskalt, „Was hätte ich denn tun sollen? Du hast mich angegriffen! Das war Notwehr, das Übliche eben.“
„Das ist also dein Metier, bei unseren Aufträgen. Ich würde nicht stolz darauf sein… COLLIN!“
Collin stand stocksteif da, während Shanika sich beide Hände auf ihre Seite presste. Gute Güte, was hatte der Kerl angestellt?!
„Außerdem“, fuhr der Reisende, „waren es DEINE Wurfpfeile. Nicht meine. Du warst diejenige, die sie zuerst in der Hand hatte.“
Gizmo kam etwas näher, um die beiden genauer beobachten zu können. Noch immer hatte er den Faden verloren. Bei genauerem Hinsehen erkannte Gizmo, das Shanika versuchte, ihr schmerzverzerrtes Gesicht zu verdecken. Collin sah immer nach eiskalt auf die gut und gern 20 Zentimeter kleinere Shanika hinab.
Klein aber oho! Schließlich scheinen sie gleich alt zu sein, dachte Gizmo.
„Und? Das heißt doch nicht, dass ich DICH erwischen wollte!“, fuhr sie ihn an. Sie zuckte kurz und sank langsam auf die Knie. Dann ließ sie sich auf das weiche Gras plumpsen. Gizmo kam ein Stückchen näher zu ihr und stützte sie.
Sie war ausgerastet, okay, aber er musste ihr einfach ein wenig helfen, oder? Für Gizmo stand das jedenfalls fest. Vorwurfsvoll blickte er Collin an und schüttelte den Kopf.
Shanika sah auf ihr Armband und hob den einen Arm. Vorsichtig klappte sie einen der Anhänger mit den Zähnen auf und ein Knöpflein kam zum Vorschein. Sie tippte mit der Nase darauf, die zweite Hand immer noch auf die Wunde gepresst, die Gizmo nun gut erkennen konnte. Es blutete ziemlich heftig, deshalb waren ihre Hände blutverschmiert.
Sie hielt sich den Anhänger kurz ans Ohr und flüsterte dann einen Satz hinein: „Falk, ich wurde verletzt. Von Collin.“
Collin wurde anscheinend etwas mulmig, denn er knurrte Shanika an: „Das hast du nicht getan! Du… Du versuchst wirklich alles, um meine dunkle Siete zum Vorschein zu bringen, was?“
Gizmo versuchte Shanikas Blick aufzufangen. Sie nickte leicht.
Im nächsten Moment knackste etwas im Gebüsch. Gizmos Puls stieg an und er bekam leichte Panik. Wenn das der General war, dann…