Romane & Erzählungen
Vertrauen

1

"Wieso hast du mir geholfen?"

Saphira ignorierte seine Frage, wie auch die zigtausenden bevor. 

Seit sie ihn in der Schule herumgeführt und ihn eingeladen hatte, mit ihren Freuden mitzuessen, war er ganz versessen darauf, jeden ihrer Schritte zu hinterfragen. Selbst jetzt noch, als sie sich auf den Heimweg machte, durchbohrte er sie immerzu in seiner Suche nach Antworten.

"Wieso hast du mir geholfen?"

Saphira beschleunigte ihren Schritt, in der Hoffnung, dass er zurückbleiben würde, doch das war der reinste Wunschtraum gewesen. Nur wenige Meter hinter ihr, klebte er ihr an den Fersen und ließ nicht von ihr ab.

"Wieso hast du mir geholfen?"

Ruckartig blieb sie stehn. Er schien es nicht gemerkt zu haben und rannte in sie hinein.

"Hör mir mal zu!" , fauchte sie.

"Nur weil ich ein bisschen freundlich war, heißt das nicht, dass du mir folgen musst! Ich habe dir geholfen, weil ich nett sein wollte! Der erste Schultag ist nie leicht! Aber langsam fange ich an, es zu bereuen! Okay?!"

Die Augen weit aufgerissen, die Arme in der Höhe, wich er zurück.

"Keine Panik! Ich wollte dir nicht zu nahe treten oder so..."

Sein übertrieben lässiger Ton stachelte ihre Wut nur an.

"Nicht zu nahe?! Du hast mich fast bis nach Hause verfolgt! Verschwinde endlich!"

Saphira hatte sich erhofft, Genugtuung bei seinem Rücktritt zu verspüren, aber sein gleichgültiger Gang rief keinerlei Erleichterung hervor.

Mit einem lauten Schrei wandte sie sich um, zufrieden, als er zusammenzuckte.