Beschreibung
missglücktes Frühstück
Das bräunliche Etwas,das er Kaffee nannte dampfte. Die Tasse hatte eine Macke. Sie würde niemals einem Gast eine angeschlagene Tasse hinstellen. Der Kaffee war das Allerletzte. Er schmeckte, als wären ein paar Kaffeereste mit heißem Wasser vermischt worden. Nein, das war wirklich kein Genuss. Unbehagen stieg in ihr auf. Um es zu überspielen bat sie um ein Messer. Er hatte zwar Butter und einen Teller auf den Tisch gestellt, doch Besteck fehlte. Die Brötchentüte lag mitten auf dem Tisch. Fahrig griff sie zur Tüte und holte sich eine Brezel heraus, schnitt diese durch und bestrich sie mit Butter. Täuschte sie sich? Schmeckte die Butter ranzig? Also der Typ ist doch wirklich das Allerletzte. Diese Butter wie lange mochte er sie wohl schon im Kühlschrank haben?
Dieses Frühstück in dieser Räucherbude war wirklich eine Herausforderung für Imana.
Fuller saß im Feinrippunterhemd und einer Jogginghose in der Nähe des Fensters. Auf der Fensterbank stand ein Aschenbecher und eine Tasse Kaffee, wie er ihn mochte. Den Ellbogen auf die Fensterbank gelegt paffte er, diesmal nur Tabak und schaute sie an.
„Es schmeckt Dir wohl nicht so sehr?“
„Das hast Du gut bemerkt, es schmeckt mir absolut nicht. Die Butter schmeckt ranzig und der Kaffee ist sehr dünn, ich mag ihn so nicht trinken.“
Sie bemerkte Betroffenheit in seinem Gesicht. „ Es tut mir schrecklich leid, ich hatte ganz vergessen, dass ich die Butter schon vor längerer Zeit gekauft habe. Ich habe die letzte Zeit nichts davon gegessen. Es tut mir sehr leid Imana. Ich kann Dir Streichkäse anbieten, den ich vorgestern gekauft habe. Der schmeckt sicher besser. Bitte gib mir Deine Brezel, ich werfe sie weg.“
Imana fühlte seine Betroffenheit und wie leid im seine Unachtsamkeit tat und schon war aller Groll verflogen. Fuller hatte aus dem Kühlschrank den kleinen runden Karton mit den Streichkäseecken geholt. Imana griff zu einem Körnerbrötchen, schnitt es durch und bestrich es mit Streichkäse pikant. „Das schmeckt wenigstens, wie es schmecken soll“, dachte sie. Als sie zu Fuller schaute erhaschte sie ein freudiges Lächeln. Er freut sich, dass es ihr nun schmeckte, was wiederum sie erfreute. Nur der Kaffee war immer noch eine Zumutung. Sie beschloss ihn stehen zu lassen und nachdem sie das Brötchen gegessen hat zu gehen. Sie mochte zwar die Nähe von Fuller, doch seine Wohnung und das Frühstück schenkten ihr kein Wohlgefühl.
Das Handy klingelt, sie erkannte den Klingelton „oh happy day“. Fuller stand auf und ergriff das Handy, das auf der Arbeitsfläche zwischen Prospekten, Tabak, Colaflaschen und einem Sammelsurium an Dingen, die auf einer Küchenarbeitsfläche nichts zu suchen haben, lag.
„Oh, hallo Liebes! Schön dass Du Dich meldest. Ich hatte schon Sehnsucht nach Dir.“ Imana horchte auf, tat jedoch so, als wäre sie ganz und gar mit ihrem Brötchen und dem Mitteilungsblatt der Gemeinde, das auf dem Tisch lag beschäftigt.
„Ach Schnuckelchen, ach isses denn....ja, natürlich...wann?“
Imanas Laune fiel in den Keller. „So ein Arschloch“, schoss es ihr durch den Kopf. „Lädt mich zum Frühstück ein und telefoniert mit Schnuckelchen. Der Mensch hat nicht einen Hauch von Benehmen.
„Ich nehme Dich in den Arm Liebes. Das wird schon wieder. Vertrau mir“, säuselte Fuller in den Hörer. Er war inzwischen aus der Küche hinaus in den Flur gegangen. Imana verstand dennoch jedes Wort. Sie war wütend. Auf was eigentlich?
„hm, ja, hm....“, hörte sie ihn.
Im Griff der Neugierde überlegte sie wer wohl „Schnuckelchen“ war. „Ob er verheiratet ist? Sicher hat er eine Lebenspartnerin. Oder hat er eine Tochter? Eine Kollegin? Wer sagt schon zu einer Kollegin Liebes oder Schnuckelchen?
Das Telefonat zog sich. Außer „hm, ja, klar....“, sagte er kaum noch etwas. Er hörte zu und qualmte.
Das Brötchen war gegessen. Imana stand auf, deutete ohne Worte auf ihre Uhr, als er zu ihr schaute nickte still mit einem gekünstelten Lächeln und ging Richtung Tür. Als sie an ihm vorbei gehen wollte berührte er sie an der linken Schulter und formte lautlos die Worte: „ Bis bald!“
Sie nickte und verließ die Wohnung.