Fantasy & Horror
Der Elfenwald [Teil 2] - Die Warnung

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"Der Elfenwald [Teil 2] - Die Warnung"
Veröffentlicht am 05. April 2012, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Naja - was wohl? Ich schreibe schon sehr lange. Ich glaube, mein erstes Buch - naja, Geschichte - habe ich im Kindergarten geschrieben, bzw. schreiben lassen. Da ich hier und in der Umgebung kaum Zuhörer fand, habe ich es über's Internet probiert. Und ich hoffe, dass ich hier den einen oder anderen finden kann, der meine Geschichten gerne liest. Ich schreibe fast immer Fantasy, weil ich schon zu sehr in der Realität lebe ;-)
Der Elfenwald [Teil 2] - Die Warnung

Der Elfenwald [Teil 2] - Die Warnung

Beschreibung

Nachdem das Volk der Lichtelfen die Zivilisation der Schattenelfen entdeckt hatte, kündigte König Fenarin den Krieg an. Jedoch sind weder Regenten der Schattenelfen, noch weitere Elfen jener Rasse aufgetaucht. Die Soldaten sind bereit, die Strategien besprochen. Da es nicht die Art der Lichtelfen ist, grundlos anzugreifen, gibt man sich jahrelang mit der Situation zufrieden, bis das junge Elfenmädchen Nevara sich verbotenerweise mit einer Schattenelfe anfreundet...

 

Kapitel I

"Ach, verflucht soll das sein!", murrte Nevara. Fenarin seufzte. Es war schon bei seinen älteren Kindern Alamyda und Kemalin schwer gewesen, ihnen das Lesen zu lehren - aber seine jüngste Tochter raubte ihm noch irgendwann alle Nerven! Er fragte sich, ob er sie für ihre Aufsässigkeit bestrafen sollte, doch er wusste, dass Nevara sich, wenn sie wütend war, in sich selbst zurückzog, traurig und verbittert wurde und das mehrere Wochen lang. Nein, das wollte Fenarin ihr nicht antun. "Bitte, lern lesen. Es ist so verdammt wichtig, du glaubst gar nicht, wie wichtig es ist." Fenarin kam sich unheimlich albern vor, weil er seine Tochter um etwas so kindisch einfaches regelrecht anflehen musste. Aber es wirkte. Seufzend nahm Nevara das Buch wieder in die Hand und begann, die Schriftzeichen der Elfensprache zu entziffern. Die letzten fünf Jahre war Nevara zu einem jungen, dickköpfigem Mädchen geworden und nun war es an der Zeit, lesen zu lernen. Ihr langes, wallendes Haar war immer noch bodenlang, es schien mit Nevara zu wachsen. Mit einem zierlichen Haarreifen aus Gold, welches zu den Schriftzeichen der Elfen geformt war, versuchte Nevara, ihr langes Haar zu bändigen. Nein, niemals wollte sie es abschneiden. Ihre braunen Augen funkelten bernsteinfarben, allerdings gelangweilt im

 

Angesicht dieser Unterrichtsstunde beim eigenen Vater. Sie wusste, dass sie lesen lernen musste und sie wusste, dass es wichtig war. Aber trotzdem hatte sie keine Lust. Die kunstvollen Zeichen der Elfensprache jedoch erleichterten all das etwas. Wenn sie dann später auch das Schreiben lernen würde, so schwor sie sich, sollten die Zeichen, die sie schrieb, die schönsten seit der großen Kriege sein.

 

Kapitel II

Nachdem Velicia ihr Schwert geölt hatte, ließ sie es in die Halterung gleiten. Ihr Gesicht glühte noch immer vor Stolz. Sie, ausgerechnet sie, hatte es geschafft, bei den Elfen Soldatin zu werden! Damit hatte sich ihr Traum erfüllt. Sie sah Jaras an und machte einen Knicks. Jaras verbeugte sich. Jaras war schon seit fünf Jahren Soldat und vorallem ihr Lehrer. Sie tauchte unter seiner ersten Attacke hindurch, riss ihr Schwert nach oben. Das Klirren der Schwerter klang für Velicia wie Musik. Velicias Herz schlug ihr bis zum Hals und sie liebte dieses Gefühl. Obwohl sie wusste, dass dies alles nur Übung war, war es, als würde sie tatsächlich auf dem schmalen Seil zwischen Leben und Tod balancieren - und genau das war es, was Velicia antrieb. Jaras' schweres Schwert war ein unvorteilhaftes Gewicht und das nach oben sausende Schwert verdrehte ihm das Handgelenk, was seinen Griff natürlich lockerte. Jaras war unvorsichtig, als er sich auf die Lippen biss, um den Schmerz nicht hinauszuschreien. Velicia nutzte die Gelegenheit und schlug Jaras das Schwert aus der Hand. Jaras funkelte sie erschrocken an. Velicia konnte es nicht fassen. Es hatte Siege auf Jaras' Seite gegeben und manchmal auch ein Unentschieden - aber noch nie hatte Velicia ihn besiegt! "Wahnsinn! Du hast wirklich das Zeug zur Kriegerin!"

 

Alamyda, Velicias Freundin, lief auf die junge Soldatin zu. "Danke", grinste Velicia und umarmte Alamyda. Dann wandte sie sich wieder Jaras zu. "Wirklich. Meine Trainingsstunden haben wohl etwas gebracht?", fragte er grinsend. Velicia lachte. "Wahrhaftig, das haben sie!" Velicias Gesichtsausdruck wurde finster und geheimnissvoll. "Oh, sollte es wirklich zum Krieg kommen, werde ich bereit sein", sagte sie und lachte dann wieder. "Wer weiß, wie lange es noch dauert. Ja, ich glaube, mein Vater hat zu früh Alarm geschlagen. Vara hat drei fremde Elfenkinder gesehen - na und?" Alamyda wirkte wie die Ruhe selbst. "Ja, das glaube ich auch", schloss sich Velicia an. "Aber sie haben auch uns gesehen - und wie ich die kleinen Kinder kenne, rennen sie gleich zu Mama und petzen", grinste Jaras. Velicia lachte. Fünf Jahre hatten sie in Kriegsbereitschaft gelebt und fünf Jahre war nichts passiert. Allerdings hatten sie sich sehr verändert. Aus den beiden jungen, jugendlichen, sechszehnjährigen Elfenmädchen Velicia und Alamyda waren junge, selbstbewusste Frauen geworden. Jaras war inzwischen dreißig Jahre alt und hatte eine Familie gegründet. Er zeigte große Fortschritte bei der heilenden Magie, was für einen Soldaten wohl durchaus von Nutzen war. Velicia war Tante von Zwillingen geworden, ein Junge und ein Mädchen waren es. Velicia lächelte. "Wer hat Lust auf ein Glas Wein?"

 

Kapitel III

Nevara streifte durch den nächtlichen Wald. Seit sie wusste, dass kaum noch Gefahr lauerte, gab sie sich jede Nacht der berauschenden Macht des Feuers hin, welches scheinbar nur noch sie beherrschte - des letzten Jahres war ihr Lehrer am Alter gestorben. Nun war sie anscheinend die letzte Elfe des Feuers - und Nevara litt darunter. Elfen mussten ihre magischen Kräfte gebrauchen, sonst verschwanden sie oder die Elfen wurden von seelischen Problemen geplagt. Letzteres war auf Nevara besser getroffen. Im letzten Jahr, als ihr Lehrer sie nicht mehr unterrichten konnte, hatte Fenarin seiner jüngsten Tochter verboten, ihre Kräfte zu benutzen, geschweige denn, mit ihnen zu spielen. Er ahnte nicht, was er damit in Gang gesetzt hatte. Nevara wurde immer launischer und nervöser, bekam schneller Wutausbrüche und brach beim kleinsten Anlass in Tränen aus. Sie wurde immer magerer und zurückgezogener. Vermutlich wäre sie an diesen seelischen Stimmungsschwankungen eingegangen wie eine Blume unter Wasser, hätte Fenarin nicht endlich die Leibwachen entlassen. Somit standen für Nevara endlich wieder alle Tore offen: Sie lief nachts in den Wald und erhellte die entferntere Lichtung mit ihren magischen Feuerbällen. Sie entdeckte ihr Temperament und ihre Kräfte neu und fühlte 

 

sich wie neu geboren. Genauso wie heute. Nevara platzierte sich wie vor einem unsichtbaren Publikum in der Mitte der Lichtung und öffnete ihre Handflächen. Inzwischen kostete es ihr keine Anstrengung mehr, Feuer zu erschaffen. Sie krümmte ihre Finger nach innen, bis es wehtat und dann öffnete sie sie schlagartig wieder. Auf ihren Handflächen tanzte je eine Flamme, auf und nieder. In Neveras Augen begann ebenfalls dieses Feuer zu brennen, ein Feuer purer Leidenschaft. Ihre Glieder zitterten vor Erregung, als sie begann, mit den Feuerbällen zu jonglieren. Inzwischen konnte sie es mit mehr als zehn Bällen. Die Flammen flogen immer schneller durch die Luft, als sie plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung sah. Die alte Nevara, jung und unerfahren, hätte Panik bekommen, wäre aus dem Takt gekommen und hätte sich womöglich die Haare versengt, doch die neue Nevara bremste ihre Feuerbälle sanft und vereinte sie zu einem einzigen, apfelgroßen Ball. Sie hielt den Ball in ihrer Hand und sah sich um. Und sie erschrak, als sie hinter sich ein Mädchen erblickte. Nevara zuckte zusammen. Sie fühlte sich in eine vergangene Zeit zurückversetzt und vor ihren Augen verschwamm das Bild des Mädchens, welches in ihrem Alter war. Stattdessen sah sie nun das kleine Mädchen mit dem schwarzen, vollen Haar und den gelben Augen. Nevara riss sich aus dieser Erinnerung los. Das Mädchen, welches sie sah, war kein

 

anderes als das, das sie vor fünf Jahren schon einmal gesehen hatte. "Du bist eine Schattenelfe", sagte Nevara tonlos und sie fragte sich, woher sie den Mut für diese vier Wörter genommen hatte. Das Mädchen nickte stumm. In ihren gelben Augen stand Furcht und Erschrecken. "Wie heißt du?", fragte Nevara leise. "Liara", sagte das Mädchen. Nevara nahm all ihren Mut zusammen. "Ich tu dir nichts", sagte sie, denn sie sah, dass das Mädchen Angst hatte. "Ich dir auch nicht. Und wie heißt du?" Nevara schien ihr Interesse geweckt zu haben. "Ich heiße Nevara. Aber du kannst mich auch ruhig Vara nennen." Liara grinste. "Ich habe keinen Spitznamen", sagte sie. "Hm, darf ich dich Lia nennen?", fragte Nevara. Liara nickte und lächelte. "Du bist also eine der Lichtelfen", sagte sie und grinste. "Ja, was hat man dir über mein Volk erzählt?", wollte Nevara wissen. "Nun ja, dass ihr den ersten König unseres Volkes ermordet hat. Und dass die Schattenelfen sich daraufhin gerächt haben." Nevara riss die Augen auf. "Nein! In den Aufschriften steht es genau anders herum!", protestierte sie. Liara blinzelte. "In welchen Aufschriften?" Nun war es an Nevara, zu staunen. "Habt ihr keine Legenden aus den großen Kriegen?", fragte sie. "Nein. Nie gehabt und nie gebraucht, sagt meine Mutter immer", sagte Liara. "Ich glaube dir. Die Schattenelfen haben eine dunkle Vergangenheit und die meisten sind auch noch stolz darauf."

 

Sie lächelte Nevara an. "Und du? Wie war dein Leben im Wald?" Nevara begann, von ihrer Heimat zu erzählen, von den Blumen, den Bäumen, den Tieren, den anderen Elfen, ihren Geschwistern und ihren Freunden. "Du bist also auch eine Königstochter? Ich auch", sagte Liara. Nevara lächelte. "Du, irgendwo her kenne ich dich", meinte Liara schließlich. Nevara grinste. "Vor fünf Jahren im Wald, erinnerst du dich?" Liara grinste ebenfalls. "Achso, alles klar." Als schließlich die Sonne aufging, zuckte Liara zusammen. "Verdammt, ich muss nach Hause. Wenn meine Eltern merken, dass ich weg war, gibt es Ärger!" "Bei mir auch", sagte Nevara. Doch ihre bernsteinfarbenen Augen blitzten. "Morgen Abend wieder hier?", fragte sie. "Klar. Und kein Wort zu unseren Eltern!" "Logisch. Bis morgen!", sagte Nevara und lief durch den Wald davon, zurück nach Araliva.

 

Kapitel IV

Fenarin wunderte sich. Seit Tagen wirkte Nevara unheimlich glücklich, doch jeden Morgen war sie müde und unausgeschlafen, sie schlief oft tagsüber. Langsam begann er, sich Sorgen zu machen. Irgendwann wandte er sich an seinen Sohn. "Hast du eine Ahnung, was mit deiner Schwester los ist?" Kemalin zuckte mit den Schultern. "Sie ist wohl oft mit ihrem Freund unterwegs..." "Doch nicht Alamyda, Nevara!" "Ach so. Keine Ahnung. Ich spioniere doch nicht meiner kleinen Schwester nach!" "Was meinst du damit? Hast du sie bei etwas beobachtet?", fragte Fenarin. "Ähm...nicht direkt. Ich habe gesehen, wie sie nachts das Haus verlässt und erst am Morgen zurückkehrt", meinte Kemalin ausweichend. Fenarins Gesicht wurde düster. "Na gut, ab heute Nacht spionierst du ihr nach!"

 

Als es dunkel wurde und Nevaras Mutter Nerela sie ins Bett schickte, konnte es das Elfenmädchen kaum erwarten, sich wieder mit Liara zu treffen. Jede Nacht spielten sie mit dem Feuer, denn zu Nevaras großer Begeisterung war auch Liara eine Elfe des Feuers. Nachdem der Mond aufgegangen war, sprang Nevara aus ihrem Bett und stieg die Treppe im Stamm des Baumes hinab, in dem sie wohnte. Dann flitzte

 

sie durch die eisige Nacht, zwischen den Bäumen hindurch. Dann blieb sie stehen und schaute sich um. Hatte sie ein Keuchen gehört? Ja, ein Ast brach unter irgendwelchen Füßen. "Lia?", rief Nevara. "Vara!" Nevara atmete erleichtert auf und lief ihrer Freundin entgegen. "Hast du geübt?", fragte Nevara. Liara nickte. Sie lächelte und krümmte ihre Finger, bis die kleine, bläuliche Flamme aufflackerte. Nevara tat es ihr gleich und bald jonglierten die beiden Elfen mit ihren Feuerbällen. Nevara lächelte. Ihr Leben hatte sich so sehr ins Bessere gewandelt!

Kemalin in seinem Versteck keuchte erschrocken auf, als er das fremde Mädchen sah, mit dem sich seine kleine Schwester traf. Seine kleine Schwester ... eine Verräterin? Seine Gedanken rasten. Und zu allem Überfluss spielten die beiden mit Feuerbällen, mit der gefährlichsten Magie überhaupt. Kemalin hatte genug gesehen. Er sprang auf und hetzte zurück nach Araliva, um seinem Vater Bericht zu erstatten.

Ein lautes Rascheln ließ Nevara aufsehen. Liara wechselte einen Blick mit ihrer Freundin. "Das war sicher nur ein Reh", meinte sie. "Hoffentlich", murmelte Nevara. Sie spielten noch eine Weile und als die Sonne die Hügel hinaufkletterte, nahm Nevara Abschied von ihrer Freundin und lief nach Hause. Doch mitten auf dem Weg blieb sie

 

stehen, als sie ein Wiehern hörte. Gerade noch rechtzeitig versteckte sie sich im Gebüsch und sah, wie ihr Vater auf seinem schwarzen Hengst ritt und sehr finster dreinschaute. Hinter ihm ritt Kemalin auf seiner Fuchsstute. "Da vorne waren sie", sagte Kemalin und zeigte auf die Lichtung, auf der Nevara und Liara gespielt hatten. Nevara hielt die Luft an. Kemalin hatte sie belauscht und verraten! Langsam schlich Nevara durch das Gebüsch davon und lief zur Lichtung zurück, wo Liara oftmals noch ein wenig experimentierte. "Lia! Wir müssen weg! Mein großer Bruder hat uns belauscht und mein Vater ist auf dem Weg hierher!" Liaras Augen wurden groß vor Entsetzen. "Oh nein! Wohin sollen wir gehen?" "In dein Dorf, schnell!" Bevor Lia protestieren konnte, lief Nevara aus dem Wald hinaus, auf das Gebirge zu - direkt in ihr Verderben.

 

Kapitel V

"Vara, warte!" Liara konnte nicht mehr tun, als zu rufen. "Es ist nicht so, wie du es dir erhoffst - sie werden..." Es war zu spät. Eine Schattenelfe kam zwischen zwei Felsen hervor - Liaras Mutter. Einen Moment starrte die junge Elfe von ihrer Tochter zu dem fremden Elfenwesen. Bevor Nevara zu einer Erkärung ansetzen konnte, sprang plötzlich ein anderer, junger Elf von einem Fels und fesselte Nevara, bevor sie sich auch nur wehren konnte. Der Elf war nicht viel älter als Liaras Mutter. Plötzlich tauchten noch mehr Elfen auf und beförderten Nevara kurzerhand in eine Höhle und sperrten sie in einen Käfig, der gerade mal so groß war, dass sie darin sitzen konnte. Als die Elfen genug gegafft und sich über sie lustig gemacht hatten, ließen sie sie alleine und Nevara weinte leise. Verdammt. Hätte sie nur nie diesen Fehler begangen. Wo war Liara? Oh, wie dumm sie doch gewesen war, die Schattenelfen als Freunde anzusehen. Ihr Vater hatte recht: Es waren ihre Feinde. Es schienen Ewigkeiten zu vergehen, bis Nevara endlich wieder einen Laut hörte. "Pst, Nevara!" Liara stand vor ihrem Käfig. "Lia, es tut mir leid", sagte Nevara. "Egal jetzt. Ich versuche, dich zu befreien", sagte Liara. Nevara schüttelte den Kopf. "Nein, du musst etwas viel Besseres tun!", sagte sie hastig. "Na gut!", rief Liara. "Ich hole Hilfe!" Nevara konnte nicht

 

protestieren, geschweige denn sie zurückhalten. Nevara vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Verflucht. Und das alles war ihre Schuld. Plötzlich schreckte sie auf, als hätte sie sich verbrannt. Sie sah auf ihre Handflächen. Ihre Handlinien veränderten sich und wurden spiralförmig. Dann begannen sie, zu glühen. Große Götter! Solche Spiralen waren unheimlich selten und sie zeugten von großer Macht. Nur wenige Elfen, die ihr Handwerk seit Jahrtausenden gefestigt hatten, bekamen diese Spiralen auf den Händen. Und sie...sie zählte gerade einmal elf Jahre! Das war nichts im Vergleich zu den mehr als fünftausend Jahren ihres Vaters! Vater... Nevara überlegte. Dann griff sie entschlossen nach den Gitterstäben ihres Gefängnisses und begann, sie mit Hilfe ihrer Kräfte zu bearbeiten...

 

Julira sah von ihrer Arbeit auf, als sie plötzlich eine Bewegung am Waldrand wahrnahm. Erschrocken sprang sie auf, als ein großes, schwarzes Pferd aus dem Wald trat. Auf seinem Rücken saß ein alter Elf, der so finster dreinschaute, dass sogar Julira eine Gänsehaut bekam. Was Julira allerdings noch viel mehr erschreckte, war das, was nun ein anderer Elf von seinem Pferd hob. Ihre kleine und einzigste Tochter Liara war gefesselt und geknebelt. Julira bekam Angst und als ihr Mann endlich neben ihr stand, schienen

 

Stunden vergangen zu sein. "Oh ihr Götter, nicht Liara!", hauchte er. Julira schüttelte verzweifelt den Kopf. Doch es beruhigte sie, als die anderen Elfen aus ihren Grotten hervorkamen und beunruhigt auf die fremden Elfen sahen. Diese Elfen mussten die Elfen des Volkes von Xaerek, dem abtrünnigen Elfenkönig, sein. In Julira kochte Wut hoch und gleichzeitig Angst um ihre Tochter. Hatte es etwas mit dem Mädchen zu tun, welches sie nur wenige Minuten zuvor festgenommen hatten? Liara hatte sich dazu nicht geäußert. Julira befürchtete das schlimmste. Wie hatte sie ihre Tochter nur so ungeachtet gelassen? Eine tolle Königin war sie! Bevor sie einen Entschluss fassen konnte, trat ihr Mann, König Phelae, vor und sah dem fremden Elfen düster ins Gesicht. "Was habt ihr mit meiner Tochter zu schaffen?", fragte er grimmig und warf seiner hilflosen Tochter einen ängstlichen Blick zu. "Soso, König Phelae, nehme ich an? Dein Prinzesschen hat mir schon alles erzählt." Phelaes Stirn war zu einer ärgerlichen und gleichzeitig hilflosen Grimasse verzogen. "Lass sie frei!", zischte er. "Den Teufel werd' ich tun! Viel mehr werde ich sie vor allen Augen eures Volkes abschlachten wie ein Stück Vieh, viel mehr ist sie nämlich nicht wert!" Phelae riss die Augen auf. Das ganze Volk keuchte erschrocken auf. "Nein, das wagst du nicht!", hauchte Phelae. "Oh, und ob." Der fremde Elfenkönig zog mit einer Maske des Hasses und des Verachtens sein Messer

 

und legte es seiner wimmernden Gefangenen an den Hals. Phelae sprang vor, um seine Tochter zu retten, doch er prallte gegen einen magischen Schild aus hörigen Wellen, den eine grimmig dreinblickende Elfe mit feuerrotem Haar aufrecht erhielt. "Nein, Vater!" Die kindliche und doch übermenschliche Stimme ließ alle versammelten Elfen aufsehen. Fenarin ließ das Messer fallen, als er auf einem Felsen die Gestalt seiner Tochter erblickte. Sie strahlte wie ein Engel - als das, wie Fenarin sie schon immer gesehen hatte. Doch ihre Miene war so dunkel, wie Fenarin sie noch nie gesehen hatte. Einer der dunklen Elfen schrie: "Die Gefangene! Sie ist entkommen!" Doch Nevara interessierte das alles nicht. "Vater, wenn du Liara tötest, werden die Schattenelfen mich töten - und ich werde mich nicht wehren." Fenarin wurde fast so bleich wie die Elfen um ihn herum. "Aber - es sind unsere Feinde!", stammelte er. "Ach, hör doch auf mit diesem dummen Feind-und Freundschaftsgerede. Wir alle sollten aufhören, solchen Quatsch zu glauben. Wir alle sind im Prinzip ein Volk, unsere Stammesväter sind vom selben Blut! Verdammt, warum müssen wir Kinder immer leiden, wenn ihr Erwachsene euch in die Haare kriegt?" Nevara stampfte mit den Füßen auf wie ein trotziges Kind. Fenarin wechselte einen zaghaften Blick mit Phelae. "Irgendwie hat sie recht", meinten die beiden gleichzeitig. In der Menge der Elfen

 

wurde es ruhig. Plötzlich durchschnitt ein eisiges Lachen die Nacht, die inzwischen angebrochen war. "Soso, Fenarins kleines Töchterlein versucht, mir meine Diener zu nehmen?" Lefithas Stimme war voller Hohn, als die hübsche, silberhaarige Elfe aus dem Nebel trat. "Lefitha?" Fenarins Stimme war voller Unglauben und der Hass in seinem Gesicht war grenzenlosem Entsetzen gewichen. Lefitha war vor drei Jahren spurlos verschwunden - bis jetzt. "Jaja, da staunst du, was, mein Elfenkönig?" Wieder lachte sie. Dann wandte sie sich Nevara zu. Zwischen den beiden war nur noch eine Armlänge Luft. "Soso, du bist also Fenarins Balg - es freut mich, dich kennenzulernen und dich persönlich hier und jetzt zur Strecke zu bringen - und du, Fenarin, sieh ruhig zu, dies wird meine Rache sein!" "Nein!", rief Fenarin. "Herrin, bitte tut das nicht!", mischte sich Phelae ein. Fenarin sah Phelae dankbar an und konnte kaum glauben, dass ihm die Schattenelfen halfen! Doch als er Phelaes Blick auffing, wurde ihm klar, dass die Schattenelfen nur aus Angst handelten. Angst vor Lefitha. "Wer hat dich gefragt, König?" Ein magischer Blitz fuhr aus ihren Händen und ging auf Phelae nieder, der König der Schattenelfen krümmte sich vor Schmerz und ging zu Boden. Lefitha betrachtete ihr Werk nicht lange und ging dann auf Nevara zu. Nevara zitterte vor Angst, als sie ein eiskalter Nebel einhüllte. Von Fenarins Berichten wusste sie, dass Lefitha

 

eine Elfe des Wetters war und wenn Nevara Pech hatte, würde sie in eisiger Kälte umkommen - und Nevara vertrug Kälte als Feuerelfe überhaupt nicht. Ja! Sie war eine Feuerelfe. Sie konnte sich wehren! Plötzlich flammte tief in ihr ein Feuer magischer Macht auf und Lefitha schreckte zurück, als hätte sie sich verbrannt. Und ja, sie hatte sich verbrannt. Entgeistert und sprachlos vor Schmerz starrte Lefitha auf ihre rechte Hand, auf der sich Blasen und Brandwunden bildeten. Verblüfft sah Nevara auf ihr weißes Kleid. Da, wo Lefitha sie berührt hatte, breitete sich ein schwarzer Fleck aus, als hätte man Tinte darüber gekippt und bald war ihr Kleid komplett schwarz. "So, siehe, was es dir bringt, eine Elfe der hohen Magie zu berühren!", zischte Nevara. Sie erschrak, als ihre Stimme zwischen den Bergen widerhallte.

 

Kapitel VI

Die Elfen hielten die Luft an. "Ist das wahr?" Fenarins leise Stimme durchschnitt die Stille. Nicht einmal Lefitha wagte einen Laut. Nevara wandte sich zu ihrem Vater um. Sie nickte. "Es ist wahr." Sie zeigte ihre Handfläche. Dort glühte die goldgelbe Spirale. Die Elfen schrien erschrocken auf. "Keine Angst!", rief Nevara. "Ich tue euch nichts!" Endlich hatte sich Lefitha wieder gefasst. "Na gut, Elfe der hohen Magie", knurrte sie. "Dieses untreue Volk möge dir gehören, aber freue dich nicht zu früh! Hinter dem Meer habe ich noch mehr als genug Verbündete! Das Volk der Zentauren ist mir hörig und treu. Also, mögen dir die Geister beistehen!", verkündete sie betont munter. "Mach dich auf zu deiner nächsten Prüfung. Ich hoffe, ich werde dich bald wiedersehen. Und bilde dir nichts auf deine angeblichen Fähigkeiten ein, Mädchen!" Damit löste sie sich in einer Rauchsäule auf. Nevara schluckte. Dann wandte sie sich ab und stieg zitternd den Felsen hinab. Fenarin nahm sie in die Arme und wollte sie gar nicht mehr loslassen. Doch Nevara befreite sich und lief zu ihrer noch immer gefesselten Freundin. Fenarin besann sich eines besseren als wieder auf seine Tochter zu warten und half Phelae auf, der von Lefithas Angriff für immer mit einer Narbe auf seinem hübschen, jungen Gesicht gezeichnet sein würde. Fenarin 

 

sah Phalae hilflos an. "Ich...ich muss mich entschuldigen. Ich habe gehandelt wie ein Monster. Es tut mir so leid, Phalae." Phalae nahm seine Tochter in die Arme und lächelte. "Wir alle machen Fehler und es wird Zeit, jene unserer Vorväter zu begraben." Auf Fenarins zerfurchten Gesicht tauchte wieder ein Lächeln auf. "Ich danke dir." Liara und Nevara tauschten einen Blick und lächelten sich glücklich zu.

 

Kapitel VII

Nevara las interessiert in einem Buch über Feuermagie. Ja, endlich hatte sie es gelernt. Mit Liaras Hilfe war es ihr gelungen. Sie sah auf, als Fenarin die Wohnung betrat. Immer mehr gewöhnte sich das Dorf daran, dass sie die junge Feuerelfe nicht einsperren und zähmen konnten. Anfangs hatten alle einen großen Bogen um Nevara gemacht, sogar ihre eigene Familie hatte sie gemieden. Kemalin hatte ihr kaum in die Augen schauen können. Nerela hatte sie manchmal prüfend angesehen. Eigentlich hatte Nevara schlimmeres erwartet. Velicia schämte sich, dass sie dabei geholfen hatte, Nevaras Freundin zu kidnappen. Nevara stand auf und trat neben ihren Vater an den Balkon. "Was hast du nun vor?", fragte Nevara. "Was meinst du?", fragte Fenarin. "Na, was willst du wegen Lefitha machen?" Fenarin sah sie verständnislos an. Nevara machte ein nachdenkliches Gesicht. "Vater, manchmal bist du naiver als ein kleines Mädchen", sagte sie tadelnd. "Glaub mir, das von Lefitha vor ein paar Tagen war nur ein Vorspiel, eine Warnung."

 

Fortsetzung folgt

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Selene
Naja - was wohl? Ich schreibe schon sehr lange. Ich glaube, mein erstes Buch - naja, Geschichte - habe ich im Kindergarten geschrieben, bzw. schreiben lassen. Da ich hier und in der Umgebung kaum Zuhörer fand, habe ich es über's Internet probiert. Und ich hoffe, dass ich hier den einen oder anderen finden kann, der meine Geschichten gerne liest.
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Selene Bin an der Fortsetzung ;) es soll eigentlich vier Teile geben, vielleicht werden es auch nur zwei. Geschichten lassen sich schließlich nicht planen, sie kommen, wie sie (einem ein-)fallen ;) danke für deinen Kommentar!
LG Sel
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