Saturdaynight is allright for fighting
Das Outback fühlte sich so langsam.
Liene musste immer öfter zu den Tischen laufen und Bestellungen servieren, so dass sie nur noch ein paar Sätze in die Unterhaltung ihrer beiden Freunde streuen konnte. Die natürlich im leicht angeheiterten Zustand die Themen wechselten, wie sie die Tampons während der Periode.
Zuerst ging es um Jins neueren Verlust seines letzten Jobs, wobei Liene schon ganz froh war, denn schließlich reichte eine Servicekraft in ihrer WG. Danach stellte der junge und süße Chinese die These in den Raum, ob er nicht direkt zurück nach Bielefeld sollte und sein Studium aufgeben. Seine Eltern hatten als einzige Chinesen einen Asiamarkt in der Stadt und vielleicht war es seine Bestimmung dort zu arbeiten.
„Ich finde du gibst zu schnell auf!“ sagte Liene und stellte leere Gläser auf die Theke.
„Wieso!“ fuhr sie Zora an, die schon ihren dritten Zombie getrunken hatte. „Ich geb doch überhaupt nicht auf! Ich werde ihn bekommen! Da schwör ich drauf!“
„Wie was?“ fragte Liene durch den neusten Hit von Seeed . „Ich dachte es geht um Jin?“
„Bohr Liene! du bist wie ein kleines Kind, dass ins Wohnzimmer seiner Eltern kommt und fragt, worum es bei dem Film geht, der gerade läuft!“
„Entschuldigung! Ich dachte ihr...“
„Jin will immer irgendwo hin! Das ist auch normal, er ist Chinese. Buddha und so...Laufend auf der Durchreise! Aber hier geht' s um echte Probleme!“
„Björn?!“ machte Liene.
Jin hob seinen Kopf neben seinen Cocktailglas hoch und grinste mit verschwommenen Augen. „Als ob es je um was anderes ginge!“
„Such dir einen Job!“ zischte Zora.
„Ich bin katholisch!“ schnaufte Jin. „Und da halte ich es mit dem Erlöser. Seht die Vögel auf dem Felde! Sie sähen nicht, sie ernten nicht und Gott ernährt sie trotzdem!“
„Dann geh zum Sozialamt! Da wohnt Gott nämlich! Dann kannst du auch deine Miete zahlen!“ Zora hob ihr Glas und winkte dem Barmann zu. „Krieg noch einen!“
„Wie soll ich meine Miete zahlen, wenn ich jedes Wochenende mit dir saufen muss, weil du nicht gevögelt wirst? He?“
Der Barmann stellte Liene die nächste Bestellung auf das Tablett und die hübsche Blondine dackelte davon und ließ ihre beiden Freunde streitend zurück.
„Gevögelt? Du meinst es geht mir nur ums Vögeln?“ Zora nahm einen kräftigen Schluck ihres Zombies, den der Barkeeper gerade vor sie gestellt hatte. „Glaubst du, ich bin eine Hure?“
„Also ich bin eine! Darum zahlst du auch die Hälfte meiner Rechnung!“ Er grinste wieder. „Komm schon Kleine. Dein Mr Right hat Tomaten auf den Augen. Der wohnt jetzt schon ein Jahr bei uns und außer ein verkniffenes Lächeln hat er nichts für dich übrig! Du könntest doch auch mit mir vögeln....“
„Mit dir? Du bist mein bester Freund! Der Bruder den ich nie hatte....“
„Also mir würde es gut tun!“ Jin lachte und trank seinen Tequila Sunrise aus, dann wandte er sich an die Barkraft: „Gibst du mir noch einen und ein Heiniken?“
„Dir...Dir würde es auch gut tun mal vorher zu denken und dann zusprechen! Ich bin doch nicht Liene! Die hat letzten sogar dem Typ vom Photoshooting einen geblasen. Nur damit er sie wieder bucht. Und was sie mit dir gemacht hat...Damals mit dem Honig...also ich werd dir keinen blasen...“
„Du hast Björn einen geblasen?“ kam Liene dazu.
Zora schwang den Kopf in ihre Richtung und knurrte: „Nein! Ich hab ihm keinen geblasen! Du...“
„Woher weißt du das? Hat Jin gequatscht?“
„Was? Das ist doch jetzt ein Scherz? Oder?“
Jin saß hinter Zora und wedelte verneinend mit den Armen.
„Klar Süße!“ Sie lächelte gespielt. „Geh doch nicht an den Teller, den du dir ausgesucht hast! Ich muss los. da will noch einer ein Bier!“
Sie schnappte sich Jins angetrunkene Heinikenflasche, ging weg und stellte sie einem Biker bei den Billardtischen hin, der verwundert guckte und nachdem Liene auf Jin gezeigt hatte, ihm verwirrt zu prostete.
„Weißt du was darüber? Und warum hampelst du so hinter mir rum?“
„Nein! Kung Fu – Übungen! Hei!“
Zora schüttelte verwundert den Kopf. „Glaubst du die beiden haben was miteinander?“
„Ich glaube nur dem heiligen Vater. Obwohl der Johannes tot ist, den mochte ich sehr! Bin nämlich ein Dachs!“
„Sie macht es mit Lachs?“ brüllte Zora nun über den Song „Heul Doch!“ von LaFee .
„Auch, aber nur mit den Köpfen!“ Jin lachte.
„Das ist ja ekelhaft!“
„Die Japaner essen die auch gern!“
„Lass den Blödsinn! Was soll ich jetzt machen?“
„Geh mit mir nach Bielefeld!“
„Was soll ich denn da?“
„Mit mir Leben und Kinder machen!“
„Sei doch mal ernst! Du Casanova!“
„Ich bin ein Casanova? Nur weil ich es mit ein paar Frauen von der Uni treibe?“
„Du treibst es auch mit der Putze und mit Liene!“
„Hey Sie ist Modell! Davon kann ich unseren Urenkeln vor dem Kaminfeuer noch berichten. Damit gibt Mann an!“
„Sei doch mal ernst!“
„Ich bin aber Jin!“
„Trotzdem! Nur wegen mir!“
Er nahm ihre Hand und küsste sie zart. „Hat er dich so erwischt?“
„Total! Tut total aua da drin!“ Sie strich sich mit dem Zeigefinger über die linke Brust.
„Mach das noch mal!“
„Jin!“ Zora knufte ihm auf die Schulter. „Lass doch mal!“
„Soll ich mal mit ihm reden?“
„Wehe!“ sagte sie und schaute ihn böse an.
Abwehrend hob er die Hände. „Na schön, dann nicht!“
Die Türe ging auf und Björn betrat das Outback. Zusammen mit drei Mädchen um die Zwanzig. Der Hüne schritt an die Bar, mit einem Lächeln breiter als die Spree und reichte Jin die Hand.
„Na Bluce Lei, alles klal?“
„Ha, ha! Kein Chinese sprrricht so, mein Führrrerrrrr!“
Die beiden umarmten sich lachend. Björn schlug dem schmächtigen Asiaten auf die Schulter. Dann stellte er ihm die drei Mädchen vor. „Das ist Heidi, Isabell und Carmen! Sie sind aus meinem Club. Ich hab ihnen erzählt, dass die Drinks hier ganz gut sind....“
„Und ihr müsst unbedingt das Krokodil probieren!“ flachste Jin.
Die Mädchen lachten wie Hühner.
Björn schaute zu seiner Vermieterin. „Hi Zora!“
Sie verdrehte die Augen, trank den Rest des Zombies aus und bestellte nach.
„Pour some sugar on me!“ von Def Leppard wurde gespielt und die einzelnen Biker an den Tischen stampften zu dem Klassiker der britischen Hardrocklegende.
„Die sind aber jung! He?“ sagte Jin in Björns Ohr.
„Ach!? Heidi ist 21, Isa 19 und die Blonde ist 17, aber bei den Titten merkt das doch keiner!“
„Auch wieder wahr!“
„Was'n mit Zora? Is die sauer?“ fragte Björn.
„Hat ihre Tage“ Jin zuckte mit den Schultern und bestellte zwei Bier aus Holland.
Als die beiden an stießen, schlang sich Liene um den Hals des großen Mannes. „Hey schöner Mann!“
Zora funkelte sie Böse an.
„Hi schöne Frau!“ Er küsste sie auf die Lippen.
„Boohhrrr!“ machte Zora.
„Hat die was?“ fragte Björn nun Liene.
„Postmenstruale Probleme!“ Liene zuckte mit der Schulter.
Björn nickte verstört. „Ich setze mich mit den Mädels mal an einen Tisch! Kommst du mit?“
Jin starrte Zora fragend an. „Darf ich Chefin?“
„Geh doch!“ Genervt drehte sie sich zum Barmann.
„Ist das seine Freundin?“ fragte Heidi Björn.
„Jin und eine Freundin?“ Björn lachte.
„Bist du schwul?“ wollte Isa wissen.
„Nein, nur arbeitslos!“ Jin lachte.
„Ich hab noch nie mit einem Chinesen geschlafen!“ fügte Carmen dem Gespräch zu.
„Ich auch noch nicht!“ meinte Jin und verdrehte belustigt die Augen.
„Ach is der Süß!“ horte Zora sie noch lachen, als sie alleine zurück blieb.
Liene stand plötzlich wieder neben ihr. „Alleine?“
„Ich bin 25! Wie soll ich da mit halten?“
„Sauer?“
„Weiß nicht? Irgendwie?“
„Haste deine Tage?“
„Nein!“
„Schwanger?“
„Von wem denn?“
„Na du und Jin? Ihr beide versteht euch gut!“
„Er ist wie mein Bruder, das wär' doch Inzest! Außerdem, wo du deine Finger schon dran hattest, will ich nicht!“
Liene überlegte kurz, ob sie etwas dazu sagen sollte, schluckte aber dann.
„Du bist doch meine beste Freundin?“
„Ja?“
„Warum steht der nicht auf mich?“
„Vielleicht hat der Angst, dass er die Wohnung verliert wenn ihr Schluss macht?“ überlegte die Blondine.
„Glaubst du Männer sind so berechnend?“
„Wohl nicht, dann wären sie ja Frauen!“
Die beiden lachten schrill.
Liene meinte: „Vielleicht steht er ja wirklich nicht auf dich?“
„Du bist mir eine große Hilfe.“
„Ich muss weg!“ Liene verschwand mit der nächsten Bestellung in der Menge der Gäste.
Zora drehte sich zu den Jungs um. Jin gab den Clown, er flirtete mit Heidi und Carmen gleichzeitig. Isa hing an Björns Lippen und schien ihn aufzusaugen. Das machte Zora wütend. Sie trank noch einen Zombie, der ihr so in den Kopf fuhr, dass sie schallend lachen musste.
„Was ist?“ fragte der Bartender.
„Nichts Daniel! Ich lach nicht über dich. Sondern über mich!“
Sie stand von dem Hocker auf und torkelte nun selbst wie ein Zombie zur Toilette. Sie schaffte es in eine Zelle, zog den Slip unter dem Mini hervor und schaute angewidert hinein, als sie sich auf die kalte Brille setzte. Ein kleiner roter Fleck. Fuck! zwei Tage zu früh. Mist. Ihre Handtasche lag zu Haus, sie nahm nie Bargeld mit in Outback da Liene hier arbeitete, zahlte sie immer am nächsten Mittag, mit klarem Verstand. Jetzt lagen aber auch ihre Binden in der Tasche.
„Kacke!“ schnaufte sie, als der warme Strahl ins Wasser plätscherte und eine Gruppe Frauen den Waschraum betraten. Kicherzicken!
Zora nahm sich eine handvoll kratzigem Klopapier und polsterte ihren Slip damit aus. Es war sehr unangenehm und sie zog den Slip nach, als sie die Kabine verließ. Vor den Waschbecken standen die drei Girls, die Björn angeschleppt hatte. Zora zwängte sich zwischen Isa und Carmen und wusch sich die Hände. Trocknete sie ab und sah wie sich Heidi eine Kippe aus der Handtasche nahm. Sie überlegte erst, ob sie nach einer Slipeinlage fragen sollte, verwarf den Gedanken dann wieder, als sie an Björn dachte. Die durften sie nicht einmal anpinkeln, wenn sie in Flammen stand! War der Spruch nicht so gedacht, dass sie als Siegerin davon kam?
Drauf geschissen! Sie war betrunken. Zora ging knisternd zur Tür, als sie die Stimme vernahm: „Tschuldige! Hast du Feuer?“
Sie wollte ihr eigentlich sagen, dass sie nicht rauche, doch es kamen ganz andere Worte über ihre nach Cocktails schmeckenden Lippen: „Für dich nicht Schlampe!“
„Wat sachste Hure!“ brüllte das brünette Mädchen.
Wie ein wilder Stier stürmte sie auf Zora zu und rammte sie durch die Türe. Krachend brachen die jungen Frauen in den Gästeraum. Zora landete auf ihren mit Klopapier gefütterten Hintern und stieß die Luft zischend aus. Dann trat sie nach der Angreiferin und ihre Pfennigsabsätze bohrten sich in die Wange des Mädchens. Blutend kreischte diese auf und zog sich zurück, nur um wieder anzugreifen, dieses Mal mit Hilfe ihrer Freundin Iasbell, die den silberfarbenen Abfalleimer über ihren Kopf schwang und ihn auf Zora warf. Er war nur aus Blech, aber die nassen Papiertücher gaben ihm doch ein Gewicht, was Zora nach hinten warf. Die Mädchen hatten zum Glück nur Sneaker an, als sie zu dritt auf Zora eintraten.
Durch Zoras Kreischen war Jin alarmiert und er huschte sofort zu der prügelnden Gruppe Frauen.
„Hey! Is schon gut Mädels, die gehört zu mir! Lasst sie!“ Er schaffte es Zora unter den Mädels weg zuziehen und auf einen Hocker zusetzen , als ihm der Biker vom Billardtisch fest hielt.
„Ey du schwuler Japse! Lass das die Mädels machen!“
„Ich bin Chinese...“
Der Biker dreschte ihm die Faust aufs Auge. Jin wollte umkippen, doch der bärtige Mann hielt ihm am Kragen fest. „Das war dafür! Und das ist für das halb leere Bier du Schwuchtel!“
Die Stirn des Mannes ließ Jin Sterne sehen. Blut quoll aus dessen Nase und er schaute den bärbeißigen Mann verdutzt an.
„Für Tibet!“ schrie dieser und sein Ellenbogen brach das Jochbein des Chinesen.
Carmen mogelte sich an die beiden Männer vorbei und verpasste Zora noch einen Schwinger auf die Nase.
Culcha Candela brachten „Hamma“.
Liene schlug Carmen das leere Serviertablett über den Kopf und das Mädchen klatschte auf den Boden. Björn griff Jins Peiniger an. Heidi Liene. Eine wüste Keilerei begann und Zora fragte sich noch, was jetzt passiert war, als sich zwei Arme um ihre Hüften schlangen und sie über die Bar zogen.
„Du hast genug!“ Daniel.
„Hmm?“
Er führte sie in die Küche, wo Personal jetzt nervös wurde. Einer hielt schon den Telefonhörer in der Hand und wählte die Nummer der Polizei.
Er brachte sie in den Keller, wo die Bierfässer standen und ging zu einem Waschbecken. Mit einem fleckigen Tuch tupfte er ihr das Blut von den Lippen. „Sie scheint nicht gebrochen!“
„Hmm?“
„Deine Nase!“
„Ach? Ja! Is schon wieder gut!“
„Bleib mal hier, bis die Bullen kommen.“
„Wieder Mal!“
„Hey es ist Samstag!“
„Ja Samstag.“ Zora lächelte.
„Du bist...äh...Zorro? Lienes Freundin, nicht?“
„Zora!“
„Klar! Tschuldige?“ Er lächelte verlegen. „Worum ging' s denn?“
„Ums Vögeln!“
„Ach? Und willst du?“
Zora sah ihn abschätzend an. „Hast du Geld?“
„Klar! Wie viel?“
„35 Euro. Ach nein 40! Ich hab meine Tage!“
„Geht klar!“ Er legte sie über ein Bierfass. „Was' n das?“
„Hab die Binden Zuhause!“
„Is ja geil!“ Daniel ließ die Hosen fallen.
„Is der groß!“
„Ja!“
ENDE
Directed & Cut
by B-Boy