Biografien & Erinnerungen
Lippenbekenntnisse - roxanneworks meets Rattenfänger

Lippenbekenntnisse

Lippenbekenntnis

Kopfüber von Wolke 7

Wie schnell sind Lippen bereit, das auszusprechen, was der Kopf rational vorgibt. Ich verlange nicht danach, was meine Augen sehen,- war ein wundervolles Lippenbekenntnis. Geäußert aus der festen Überzeugung heraus, dass ich mir sehr wohl meine Träume erfüllen konnte, ohne gegen meine persönlichen Regeln zu verstoßen. „Es birgt doch keine Gefahr“, hörte ich das Teufelchen auf meiner Schulter mein Bewusstsein beschwatzen. Was war denn auch schon dabei, all die schönen Worte auszutauschen und mir das zu nehmen, was ich so sehr vermisste.

Es war eine gegenseitige Anziehungskraft,- ein so seltsam vertrautes Gefühl, dass sich ausbreitete, wie ein Flächenbrand. Dieses Feuer in den Griff zu bekommen war gänzlich unmöglich, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

  Ich saß auf der geleasten Wolke und genoss meine wohldosierten Hormonausschüttungen. Der Nachteil eines solchen Rauschzustandes war allerdings, dass die emotionalen Wahrnehmungen auf einer anderen Bewusstseinsebene abliefen.  

Und dann stand er plötzlich vor mir – vor uns; dieser Augenblick, den auch schon *Harry und Sally* überrascht erleben mussten. Ich verspürte dieses Gefühl tief in mir,- diesen latent ungestillten Hunger nach dem Phantom, das mich mit ungeahnten Turbulenzen auf meiner Wolke erschütterte. Wollte ich nun doch der Sehnsucht meines Selbst folgen, um zu erleben, wie es sich anfühlte, wenn meine Hände dem begehrenden Blick meiner Augen folgten? Meine Fantasie wollte unbedingt und nun sympathisierte mein Körper ungefragt.

Ich begehrte, obwohl mir so unerträglich bewusst war, dass es niemals sein durfte und dennoch,- war mein Gefühl anscheinend bereit,  sich dieser Herausforderung zu stellen. Quasi eine Null-Diät auf Gefühlsebene. Wie bei jeder Diät,  blieb man hungrig und es kam der Tag, da könnte man Menschen anfallen, nur um die Zähne in etwas Essbares zu schlagen. Es war eine ganz eigene Form des Masochismus, die ich mir verordnete. Mein Körper wollte der gefühlten Herausforderung seiner Worte folgen, um zu spüren, was in ihm vorging. Aber unsere anfänglich gefühlten Gedanken entwickelten ein Eigenleben; bekamen einen Resonanzkörper - auferstanden wie Zombies aus den Untiefen unserer Fantasie, zogen sie nun brandschatzend durch  das  Bewusstsein und hinterließen Flächenbrände. Diese Erkenntnis ließ ihn fluchtartig das Krisengebiet und den inneren Ring des Feuers  verlassen. Mann nennt es Selbstschutz, also zurück in sein Leben, dass ihn abschirmte und sich breit in den Weg stellte. Bedauerlicherweise in meinen.

Geahnt hatten wir es wohl beide, - doch es sollte nicht passieren. Es war einfach nicht geplant.

Vorbei war es nun mit meinem Rauschzustand,- ich kam an keine körpereigenen Drogen mehr heran. Der Sturz kopfüber von meiner Wolke und die unvermeidbar harte Landung hinterließ Wunden am ganzen Körper.  Genau so musste es sich anfühlen, wenn man von einem Panzer überrollt worden war. Das war anscheinend der Preis, der gezahlt werden musste, wenn man sich in schwindelnder Höhe ohne Netz und doppelten Boden bewegte. Aus der himmelhochjauchzenden Stimmung fiel ich in ein tiefes Loch aus Selbstmitleid. Ich hatte mir dieses Mal nicht nur die Finger verbrannt.

Natürlich war das hoffnungslos überzogen, aber ich zog es vor, meine Wunden zu lecken und zu leiden, anstatt mir auf den Hinterkopf zu tippen und mich zu fragen, ob dort oben noch jemand zu Hause war. Schließlich hatte Mann mir nichts angetan,- ich war selbst verantwortlich.

 Ich musste eine Entscheidung treffen. Den Mann, das Phantom meines Herzens, wollte ich als Freund nicht verlieren. Der einzige Weg zu ihm war, mich zu endlieben. Erst wenn die Glut erloschen sein würde, mein Herz ihn nicht mehr begehrte, würde ich ihm hoffentlich begegnen können.

Wie breit war der Steg zwischen Freundschaft und Liebe? Vielleicht stimmte es ja doch, dass Mann und Frau nicht befreundet sein können. Vielleicht war dieser Moment, in dem das *Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nichts passiert…* unausweichlich und hatte seine Berechtigung….

©roxanneworks 2011 /12

Hexe samt Besenstiel

Wenn ich dich nicht liebe,

siehst du den Freund in mir,

wenn ich dich nicht liebe,

siehst du den Menschen hier.

Wenn ich dich nicht liebe,

kann ich dir vertrauen,

wenn ich dich nicht liebe,

kann ich für dich bauen.

Wenn ich dich nicht liebe,

gehst du keck in mein Haus,

wenn ich dich nicht liebe,

gehst du frei ein und aus.

Wenn ich dich nicht liebe …

Durch diese Zeilen spricht viel Leben,

des Dichters Wort hat mein Herz zum Ziel,

ich liebe dich, werde meins dir geben,

und würdest du Hexe samt Besenstiel.

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11. Juni 2010/ 30. März 2012