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In Mintgrünes Glanzpapier war es eingehüllt, an den Enden mit orangeroten und goldenen Bögen verziert und in der Mitte standen edel geschrieben die Worte Creme De Luxe.
Ein alter Kaufmann hatte es Jina im Urlaub auf einem Wochenmarkt geschenkt und jetzt wo sie Zuhause war und ihre Hosentaschen für die von Mutter gewünschte Wäsche ausräumte hatte sie es darin gefunden. Sie hielt es in ihrer Hand und betrachtete es genau und es schien ihr mit seinen ungewohnten Farben etwas ganz besonderes zu sein. Sie brachte es einfach nicht übers Herz es auszupacken um es zu lutschen. Vorerst legte sie es erst mal auf ihr Nachtschränkchen und ging dann hinunter um ihrer Mutter die Hose und ein paar andere Kleidungsstücke zu bringen.
Was hatte der alte Kaufmann gesagt? „Überleg dir genau was du damit machst.“
Jina wollte dies beherzigen und tat es auch. Doch was war an diesem Bonbon den so außergewöhnlich und besonders - außer der Verpackung? Sie wusste es nicht und als sie es öffnete lag ein weißes, ganz gewöhnliches, Bonbon darin. Sie nahm es, betrachtete es kurz und schob es dann in ihren Mund. Kaum hatte sie das getan musste sie aufstoßen und ein weißgrauer Hauch kam aus ihrem Mund. Es war ein Geist. Wäre er aus einer Flasche gekommen, man hätte ihn Flaschengeist genannt.
Einen Moment wusste Jina nichts zu sagen, dann jedoch fragte sie: „Willst du mir drei Wünsche erfüllen“. Der Bonbongeist sagte erst verschmitzt nichts. Dann jedoch antwortete er: „Drei Wünsche, wieso drei - bin ich ein Jin? Ich hatte nicht vor so viele zu gewähren. Drei sind mindestens zwei zuviel.“
„Einen Wunsch“, Jina war sehr enttäuscht.
„Was hattest du den erwartet“, wollte der Bonbongeist wissen.
„Viel mehr und so viele wie ich will“, erklärte Jina. Da musste der Bonbongeist laut lachen.
„Hahahahahahhahaaaaahahahahaha“, es dauerte eine Weile bis er sich wieder beruhigte und gewohnt ernst wurde. Jina fand es jedoch gar nicht lustig. Weder das der Bonbongeist sie auslachte noch das sie mit einem einzigen Wunsch abgespeist wurde.
Sauer fuhr sie den Bonbongeist an: „Was gibt`s da zu lachen, ich finde das gar nicht lustig.“
Der Bonbongeist war zornig, löste sich wieder in das Bonbon auf und lag nun wieder als kleine ovale Kugel auf dem geöffneten Bonbonpapier. Das hatte Jina nicht gewollt. Sie nahm das Bonbon noch mal in den Mund. Lutschte und rieb mit der Zunge darauf herum, doch der Geist erschien kein weiteres mal.
Als sie das Bonbon schließlich eine Stunde im Mund gehalten hatte, war es weg. Kein Geist hatte sich gezeigt und sie wusste nun was der alte Kaufmann einst mit seinen Worten gemeint hatte.