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Es war einmal ein alter steinerner Stadtturm. Der stand bei jedem Wetter, ganz gleich ob Regen oder Sonnenschein, an seinem Platz und schaute den Menschen beim Leben zu. Das tat er Woche um Woche, Tag um Tag und so vergingen seine Lebensjahre. Er war eigentlich immer ein fröhlicher Turm und hatte zudem erst ein neues buntes Dach bekommen. Das bewunderten viele Leute, sowie seinen neuen Anstrich, und das tat dem alten Turm einfach gut. Er lies sich gerne bewundern und es machte ihn glücklich.
Doch eines Tages, es war an einem wüsten Novemberwochenende und der Regen prasselte auf das Dach des Turms. Da wurde dem alten Turm ganz schwer um`s Herz und er fühlte sich einsam. Klar gab es noch andere Türme wie ihn in der Stadt, aber die waren so weit weg und er hatte noch nie mit ihnen reden können. Der Turm fühlte sich allein und wusste nichts mit sich anzufangen. Er überlegte sogar ernsthaft sein Fundament zu lösen und einfach umzufallen.
Lange war kein Mensch durch sein steinernes Tor gelaufen. Die waren wohl alle bei ihren Familien Zuhause oder bei ihren Freunden. So überlegte er.
“Freunde“, dachte der Turm, als er nochmals über das tun der Menschen nachdachte.
„Die hätte ich auch gern“, brummelte er leise vor sich hin.
„Immer muss ich hier stehen, allein und nur bei schönem Wetter beachtet.“
Er war nun nicht nur einsam, er wurde auch traurig. Ein paar Steine bröckelten aus seiner Wand, er fühlte sich alt.
Das Problem war das er keinen Sinn sah in seiner Aufgabe. Wieso musste er ein Turm sein, wieso musste er Tag aus und Tag ein an seinem Platz stehen ? Das fragte er sich - er haderte mit sich, und das änderte sich auch nicht bis eines Morgens eine Ratte aus einem seiner Mauerlöcher kroch. Der Turm sprach die Sprache der Tiere, er hatte ja lange Zeit gehabt sie zu lernen, und so sprach er die Ratte aus Langeweile an.
„Wo kommst du den her und was machst du in meinem Gemäuer“, wollte er von der Ratte wissen. Die stutzte erst ein wenig, bisher hatte sie noch nie ein Turm angesprochen, dann putzte sie sich die Barthaare und antworte dann: „Ich lebe hier.“ Rechtfertigte sich nicht weiter und sprang davon.
Der Turm war verwundert und überrascht zugleich. Leben spielte sich in seinem innern ab und er bot ihm Schutz. Er hatte immer geglaubt das Leben spiele sich um ihn herum ab. Vielleicht noch ab und zu in seinem Durchgang. Aber das er selbst Teil des Lebens war, darauf wäre er gar nicht gekommen. Der Turm Begriff nun das auch er eine simple Aufgabe hatte und seine Einsamkeit schwand kürzester Zeit, er unterhielt sich von nun an regelmäßig mit seinen Untermietern und war nun nicht mehr so allein. Es wurde ihm aber auch klar das auch er ein Herz besaß das er so lange übersehen und irgendwie auch überhört hatte.
Und wenn er nicht zerfallen ist dann steht er noch heute um den Menschen ein gutes Beispiel zu geben.