Beschreibung
durch viele Hände gegangen, im Tierheim zum sterben abgegeben und wieder ins Leben zurück gekehrt
Ein Schutzengel ist unterwegs.........
Es war Mittwoch, der 06. August 2003, ein heißer Sommertag, der das Leben eines kleinen Hundes entscheidend verändern sollte.
Der Wellensittich einer Bekannten war gerade verstorben. Nun wußte sie nicht, wohin mit den Utensilien und dem gerade vor kurzem angeschafften Käfig. Ich schlug ihr vor... "laß uns die Sachen im Tierheim abgeben, die brauchen so etwas immer..."
Wir beschlossen ins Tierheim zu fahren....... Da aber der Planet derart knallte, war das Auto also sehr gut vorgewärmt und wir nahmen den Roller.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in meinem Haushalt bereits drei Katzen und ein Meerschweinchen.
Mal wieder irgendwo überflüssig geworden !
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Niemand dachte an die Öffnungszeiten und wie befürchtet standen wir vor verschlossener Tür.
Langweilig wurde es uns nicht, denn kurze Zeit später kam noch Jemand und wartete.... Fast zeitgleich traf die Feuerwehr mit einem Fundhund ein.....der hatte aber Glück, denn sein Frauchen wartete schon am Tor auf ihn. Nach ca. zehn minuten fuhr die Feuerwehr zum zweiten mal vor und dieses mal hatte sie einen ausgesetzten Hund dabei....der wurde an einer Autobahnraststätte aufgegriffen....auf den wartete niemand...leider !
So verging die Zeit wie im Flug und dann wurde auch das große Tor geöffnet.......
Unsere mitgebrachten Gegenstände waren wir schnell los und wir machten noch einen Durchgang, wollten sehen was alles da ist, denn es waren ja Ferien, in denen jedes Jahr viele Tierhalter ihrer Tiere überdrüssig wurden................
Schon im Eingangsbereich bellten uns Großhunde entgegen, doch als wir dann durch die Räume gingen bot sich ein herzzerreißendes Bild........
Vögel, Nagetiere und Katzen besiedelten die Freigehege und geschlossenen Räume.......
Typisch für diese Zeit...es waren Sommerferien - Leider -
Ja, für Autos, Pelze und Urlaub gibt der Mensch alles aus, jedoch eine Pension oder Impfung für das Tier....da wird das Geld dann knapp. Rücksicht und richtige Planung war hier gefragt, doch dazu sind viele zu egoistisch...........
---Das nennt man dann Tierliebe---
Wir hatten vorher eine Vereinbarung getroffen, die da hieß....keine Tiere mitnehmen, Hände in die Taschen und ruhig Blut.......
Doch was war schon eine Vereinbarung, sieht man in die treuen Tieraugen mit dem bettelnden-nimm mich mit-Blick. Man mußte schon ein Herz aus Stein haben um dem zu widerstehen.......
In der Abteilung - Katzen - ging es schon los.....ach wie schmusig, ach wie süß.......
Nun mußte ich daran erinnern, daß wir schon drei Katzen hatten, die sehr eifersüchtig waren, weil auch sie aus quälerischer Haltung stammten.
Eine aus dem Papiercontainer, eine aus dem Tierheim und eine der jemand überdrüssig geworden war, sollte umgebracht werden.....
Wir gingen weiter zu den Kleinhunden;
Schon im Gang stank es bestialisch nach Dreck, Urin und heißem Atem der Hunde. Mir wurde fast übel. Trotzdem gingen wir durch und als wir am letzten Käfig ankamen verschlug es mir die Sprache !
Die Luft stand im Raum und in der Box befanden sich vier kleine Hunde mit leerem Wassernapf und nirgends Futter.
In der linken hinteren Ecke lag ein kleiner yorkterrier, hinten rechts ein Körbchen mit einem grauen Etwas, das versuchte, aufzustehen aber wieder umfiel. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihm, sich wackelig auf den Beinen zu halten.....Ich sah in zwei himmelblaue Augen und fühlte einen Stich durch mein Herz.....
Was war das ?
Im vorderen Teil der Box wedelte ein viel zu fülliger Mischling mit dem Schwänzchen und einer bellte sich die Lunge aus dem Hals, obwohl er einen Kragen tragen mußte.
War das hier die Sterbekammer ? Es war ein Trauerspiel........
Es bedurfte keiner Worte, wir sahen uns an und waren uns einig....der kleine Graue mit den blauen Äugelchen sollte es sein !
Wir gingen ins Büro, holten Wasser für alle und erkundigten uns nach Einzelheiten über den Grauen..........
Im Hinterkopf erfaßte ich bereits das Ausmaß der Pflege, die das Tier brauchte....
Andere Leute waren noch im Büro und so wartete ich, während meine Bekannte das Wasser zu den Tieren brachte. Zwangsläufig hörte ich die Gespräche mit und als über Preise gesprochen wurde, dachte ich bei mir... eins zu eins DM zu Euro, prima 100% , das kann sich nicht jeder leisten.......
Als ich dann an die Reihe kam, waren die Informationen recht dürftig und unter schwammigem Ausweichen erfuhr ich dann, daß das Tier wohl mal ausgesetzt wurde, es danach ein junges Pärchen hatte, die aber nicht damit fertigwurden und es hier abgaben....Na, super....
Der Hund war ein Weibchen und angeblich ca. zwölf Jahre alt, sollte blind und taub sein.
Mir wurde angeboten, mit dem Hund zu gehen, ehe ich mich entscheide......ok, aber mein Entschluß stand bereits fest........
Wir holten sie aus der Box....und sahen, daß sie nicht richtig laufen konnte, denn ihre Pfotenballen waren total zugefilzt......für ein paar Meter brauchten wir eine ganze Stunde, aber zurück wollte sie nicht. Unterwegs beschlossen wir....ihr Name war ab sofort.......SUSI......
Schweren Herzens brachten wir sie zurück in die Box....ich streichelte Susi und flüsterte ihr ins Ohr......halt durch, morgen hole ich dich ab, dann bleibst du bei mir......
Hatte sie mich verstanden ?
Wie schon gesagt, waren wir mit dem Roller da, aber am nächsten morgen wollte ich ganz früh wieder herfahren, um Susi zu holen, da war es noch etwas kühler.
Eine fürchterliche Nacht lag vor mir. Meine Gedanken waren nur noch bei dem Hund und seinem Zustand. Lebte sie noch, wenn ich hin kam ?
Ich stand sehr früh auf und punkt acht Uhr stand ich am Tor. Als ich hinein durfte, ging ich sofort zur Box.....ein Stein fiel mir vom Herzen, Susi lebte noch, stand sogar, zwar unsicher aber sie stand, sah mit ihren blauen Augen in meine Richtung....
Hatte sie mich gestern verstanden ?
Ich holte Susi heraus, nahm sie auf den Arm und ging mit ihr ins Büro.....
Das Alter störte mich nicht, hier war ein Tier in Not, da war sofortige Hilfe erforderlich, sonst waren ihre Tage gezählt !
Ich bekam einen acht Wochen alten Impfpass, in dem der Name "Grace" stand.....,ließ einen kleinen Betrag als Spende da und ging mit Susi zum Auto....
Hier gab es erst mal frisches Wasser und dann kuschelte sie sich zufrieden in die Rückbank.....
Wir rollten Heim und dort angekommen, stellte ich sie erst mal auf die Wiese, hier konnte Susi das Geschäftliche erledigen, bevor wir die Wohnung betraten.......
Ein furchtbarer Geruch umgab sie und die Katzen nahmen erst mal reißaus.......
Nach einem schönen Bad, freigeschnittenen Fußballen und Armbeugen brachte ich Susi zu ihrem Bettchen...
Das Tierchen ließ alles willig mit sich machen, spürte sie doch, daß es gut tat. Nur der Geruch aus dem Schnäuzchen war nicht weg zu bekommen.
Na gut, dann werden wir jetzt mal die Tierärztin aufsuchen. Mal sehen was sie zu sagen hatte..............
Die Ärztin staunte nicht schlecht als sie Suse sah und begann mit der Untersuchung. :
-----starkes Untergewicht...vereiterter Oberkiefer...beginnender Abbau der Brustmuskulatur...fast taub...fast blind...Krallen zu lang...schwacher Kreislauf...Husten...sehr schlechtes Fell, rupfig, stumpf und teilweise ausgefallen.......aber das kleine Herz....... schlug kräftig und es konnte sofort mit derBehandling begonnen werden.....aber das Alter.!...was zwölf soll sie sein ???
Die ist mindestens achzehn !
Die ersten Tage ging ich mit ihr nur in den Garten, viel laufen ging ja noch nicht.....
Das Futter schmeckte wieder, auch mit Medikamenten, aber nur was Weiches....
Brav ließ sie Alles über sich ergehen...aber bei Berührungen zuckte sie noch etwas zurück, was sich aber auch bald legte.......
Mit viel Liebe und Geduld wurde das Mädchen einige Tage gefüttert, umsorgt, beobachtet und nach ca. 14 Tagen legte Susi an Gewicht zu, die Entzündung war weitgehends zurückgegangen, doch ließ sie sich noch nicht an den Kopf kommen und wir gingen wieder in die Praxis. Da stellte sie noch fest, daß sich ein Reißzahn durch die Nasenwand gebohrt hatte und auf dem Weg zum Gehirn war...der mußte raus !
Was mußte dieses arme Tier noch ertragen...Ich konnte es nicht fassen.......
Langsam heilte alles ab, Susi erholte sich mehr und mehr. Sie lief mir nun auf Schritt und Tritt hinterher. Das Mädchen hatte nun ein großes Bettchen im Wohnzimmer, in das ich den Kinderschlafsack meines Enkelchens gelegt hatte, in den sie sich am liebsten kuschelte ..........aber zum schlafen ging sie in eine Kindertragetasche, die ich mit ins Schlafzimmer nahm und neben mein Bett stellte......
............Willkommen im Leben Susi...............
Nun begann schon die Adventszeit und den leckeren Gerüchen aus der Küche konnte sie nicht widerstehen, saß auch prompt neben mir......
als es klingelte und Susi bellte...... ich dachte ich hörte nicht richtig, denn ihre Stimme klag sehr eingerostet.
Das war das erste Mal seit sie bei mir war.....
Als wir am Anfang auf der Straße standen und eine Straßenbahn vorfuhr, oder ein Martinshorn erklang, reagierte sie nicht.....ich schloß daraus, daß Susi wieder etwas hören konnte, ging aus dem Zimmer und rief ........Susi.....und sie kam sofort. Ein Glücksgefühl durchströmte mich...
- - - - Willkommen im Leben meine Kleine - - - -
sagte ich ihr ins Ohr und wie zur Antwort schleckte sie mir die Hand.
Am nächsten Morgen sollte die Tierärztin die gute Nachricht sofort erfahren........
Hier lag Susi am Liebsten und über ihr`ne Katze
Die schüttelte nur mit dem Kopf und sagte zu mir.......das ist ja prima, aber ich muß Ihnen gestehen......Als sie zum erstenmal mit diesem Unglückswurm herkamen, habe ich nicht geglaubt, daß wir sie durchbekommen. Auch ich kann es nicht fassen, wie gut sie sich gemacht hat....es ist wie ein zweites Leben für das Tierchen !
Von den Katzen wurde Susi voll akzeptiert nachdem der schreckliche Geruch weg war, der aus dem Tierheim und durch ihre Leiden sie umgab.
Das Anfangsgewicht hatte sich fast verdoppelt, ihr Fell war wieder voll, glänzend und buschig. Auch konnten wir jetzt längere Spaziergänge wagen und zur Not hatte ich einen alten Kinderwagen dabei, denn sie wollte immer mit.....
Hatte Susi vielleicht Verlassensängste ?
So verging Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat......
Es wurde endlich wieder wärmer und wir hielten uns viel im Garten auf....da wuselte sie am liebsten im Gras mit Bärbel herum und lebte dabei immer richtig auf....
Was sagt ihr, bin ich nicht fein.....?
Die Kleine machte mir noch drei Jahre nach ihrer Genesung Freude und kam dann mit 21 Jahren und 6 Monaten in den Hundehimmel.......
