Gedichte
Der Seemann

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"Der Seemann"
Veröffentlicht am 21. März 2012, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
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Der Seemann

Der Seemann

So kalt das Meer sich woget

Bei Nacht und Tageslicht.

Aus den Tiefen noch zu hören

Das Lied von Flut und Gischt.

 

Und ein Schiffer schon so lange

Fährt dahin in Einsamkeit.

Sein Herz die Küsten suchet,

Doch sein Ziel ist noch so weit.

 

Fern, so fern das Ufer,

Rettend, auch kein Möwenschrei.

Wohin soll er sich nur wenden,

Da alle Hoffnung vergeblich sei.

 

Doch der Seemann nicht zögert,

Nicht verzweifelt an der Welt.

Er hisst die Segel, greift die Pinne,

Der Kiel das Wasser zerschellt.

 

Und auch des nächtlichen Sanges

Der Nymphen mag er widersteh´ n.

Sein Herz kennt nur ein Begehren:

Das Land einst wieder seh´ n.

 

Doch die Möwen, sie schweigen,

Kein Ufer kommt in Sicht.

Viele Jahre schon vergangen.

Wo ist nur der Hoffnung Licht?

 

Verzagend, verzagend der Seemann

Bringt ein letztes Aufgebot,

Steuert in die Stürme,

Vergisst all Last und Not.

 

Kann sich nicht mehr wenden,

Verflucht die Herrin kalt;

Klaget und Bittet,

Einen Weg zu finden bald.

 

Und siehe da, die Herrin,

Gewandet in ihr Meereskleid,

Singet zu dem Schiffer

Von Tränen und von Leid.

 

Seemann, oh Seemann,

Der sich nach dem Land verzehrt,

Der Nordstern dein Geleit dir sei,

Doch ein´ Kuss mein Herz begehrt!

 

Salzig schmeckt er die Lippen,

Seiner Hoffnung schwerer Lohn.

Oh, wenn er nur gewusst´ hätt´ !

Doch er folgt dem Nordstern schon.

 

Nordstern, Nordstern am Himmel,

Bring den Schiffer bald nach Heim!

Führ´ ihn zu den Gestaden,

dem fernen Ziele sein!

 

Und der Seemann erblicket

Der Küsten weißer Sand.

Vergisst die See, die Wellen,

Greifet nach dem Inselland.

 

Jahr und Tag, sie vergehen.

Für Weib und Haus und Kind

Legt´ er auf Kiel sein Schiff nur

Und die Segel fangen keinen Wind.

 

Doch Weib und Kinde ihn nicht halten,

Stets zum Meere kehrt sein Blick.

Oh, wo ist nur die Zeit geblieben?

Wo liegt nur sein wahres Glück?

 

Da weiß er, es rauschen die Wellen

Und die Meere rufen ihn.

Gefangen wohl sein Herz ist,

Will nur in die Ferne ziehn´ .

 

Geflickt, gehisst sei nun das Segel,

Der Sand vom Rumpf gefegt,

Und tief in seinem Herzen,

Die kalte Sehnsucht sich regt.

 

Von fern her singet die Herrin

Ihr Lied von Sturm und Meer.

Denn wen sie einst berühret,

Gibt sie wohl nie mehr her.

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