Gedichte
Wiegenlied - Aus: Hohelied des Todes

Sag, was willst du fühlen,

wenn kalt und leer ist dein Herz?

Und wozu brauchst du denn Liebe,

wenn du dich verzehrest nach Schmerz?

Wer soll heilen die Wunden,

die Zeit schlug in deine Seel’,

verheert, zerrissen, geschunden,

all Mut, all Lachen schlug fehl.

Woran soll man noch hoffen,

wenn all Licht vergangen ist,

dein Herz ist kalt wie der Winter

und Dunkelheit dich zerfrisst?

Wohin kehrst du die Augen

Mit leerem, leblosen Blick?

Siehst du nicht, die Welt liegt in Trümmern,

dies ist des Lebens Geschick.

Komm, ich heile die Wunden,

all Tränen trockne ich gern.

Wieg’ dich ins Land der Träume,

wo Leid und Elend so fern.

Denn all Welt, sie muss vergehen,

wenn Zeit und Dunkelheit naht.

Die Seelen will ich empfangen,

sie führen auf düsterem Pfad.

Denn Zeit verschlingt alles,

auch die mit Herzen so kalt,

‚drum schlafe, lege dich nieder,

wenn mein Wiegenlied vom Tode hallt.