Beschreibung
Klirrend hält der Winter Einzug und bringt den frostigen Atem des Todes mit sich. Schatten, die einst das Licht gemieden, wandeln nun auf Erden. Folgt mir in das Reich der Krähe; doch gebt Acht: So manche Schönheit bringt den Tod...
Zeit der Krähen
Wo ist nur die Zeit geblieben,
Die Zeit des Winters und der Krähen,
Nun da ob des Herbstes Glut
Die Götter wieder Sonne säen.
Ach, wann wird aus dem Himmelsblau
Das Sternenlicht in Eis erstarren
Und Perlen gleich auf Erden nieder
Ewig weiß und kalt verharren.
Und wohin wird das Wolfsgeheul
Vom Winde dann getragen,
Wenn des Frostes klirrend Lied
Erklingt in allzu fernen Tagen.
Bleiche Küsse
Im kalten Wind des letzten Atems
Weiße Schwaden schon vergeh’n;
Blasser Reif legt sich auf ihre Lippen,
Bedeckt die zarte Haut.
Und ein Lied erklinget leise,
Hoffend, dass die weiße Hölle,
In fernen Tagen untergeht
Und Leben kehret in die Welt.
Doch sind die Augen trübe,
Ihre Stimme schon erstickt;
Denn wie der Schnee fällt auf sie nieder
Der Tod ihr bleiche Küsse schenkt.
Winter
So blass und kalt
die Welt verweilt,
so jung und alt
doch die Wunde nicht verheilt.
Im Dunkel, in der Nacht,
wo Mond und Sterne weißes Licht
zeigt sie ihre wahre Macht
zeiget sie ihr wahres Gesicht.
Macht schläfrig Blume, Stein und Tier,
bedeckt sie mit dem Mantel rein.
Auch Vater Tod mag zieh´ n vorüber hier,
füllt mit Schatten mir das Herze mein.
Sanft die Tränen fallen,
ihr Atem, weißer Hauch,
dem Wind ein Wohlgefallen,
wie ihrem Volke auch.
Sehet da, die Königin,
gewandet ganz in Winterweiß.
Wonach mag wohl stehen ihr der Sinn,
da sie singt von Kälte leis.
Neujahrsnacht
Klirrend zieht die Neujahrsnacht,
durch Dörfer, Täler, Wälder.
Zieht vorbei über weiße Felder,
enthüllt die kalte Winterpracht.
Dünn die Schleier noch zu dieser zeit,
doch umso dicker liegt der Schnee.
Kalt und schweigend liegt der See,
und sind des Winters doch nicht Leid.
Denn Schutz gibt sie den Wesen,
die noch verharren bis zu wärmeren Tagen,
Es rufen die Wölfe „Auf zum Jagen!“
Bis die Nacht vergeht, als sei nie etwas gewesen.
Todesruf
Stürme ziehen vorüber,
Nebel versperrt die Sicht
Auf verlorene Seelen in der Ferne
Und der Gestirne Silberlicht.
Frostger Atem legt sich nieder;
Erstarrte Welt im Eis;
Und die Bäume singen
Von klirrend’ Schnee ganz leis.
Die Welt nun trägt ihr Totenhemd;
Weiß und leblos, unnahbar.
Allein die Krähe lacht
Mit Todesstimme hell und klar.
Die Zeit scheint wie gefroren,
Ewig weiße Winternacht.
Nur die Krähe auf dem Fensterbrett
Ruft mich in die weiße Pracht.
Ewig kalte Welt
Tiefes Schweigen,
Weites Feld
Von klirrend kaltem Weiß.
Leises Rauschen
In den Wipfeln,
Bedeckt von Schnee und Eis.
Ein Lied
Aus weiter Ferne
Singt von stiller Einsamkeit;
Klagerufe,
Ohne Tränen,
Hallen durch die Ewigkeit.
Oh, sag,
Was mag vergeh’n,
Wenn nichts bedeutend ist;
Und was
Mag dann noch kommen,
Wenn die Welt sich selbst vergisst?
Ist alles dann
Auf ewig verdammt
Zu einer Welt aus Schnee und Eis?