Romane & Erzählungen
Josephines Hof (1) - Kapitel 1 - Wachtauben

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"Josephines Hof (1) - Kapitel 1 - Wachtauben"
Veröffentlicht am 23. März 2012, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Eigentlich nur ein ganz normaler Nerd, der Technikbegeistert ist und viel zu viel Zeit damit verbringt, Dinge zu tun, die ihm Spaß machen, aber kein Geld bringen :) Nebenher noch Kunst und Kultur-begeistert, Naturliebhaber, ehrenamtlich tätig und irgendwie nie richtig erwachsen geworden. Aber wer will das schon!
Josephines Hof (1) - Kapitel 1 - Wachtauben

Josephines Hof (1) - Kapitel 1 - Wachtauben

Beschreibung

Märchen? Tiergeschichte? Fabel? Alles zusammen villeicht, ich bin gespannt wo es hin führt

Kapitel 1 - Wachtauben

Es war der erste, echte Frühlingstag in diesem Jahr, der die Stadt in ein warmes, weiches Licht tauchte. Es war auch der Tag, an dem ich beschlossen hatte, ihr den Rücken zu kehren, der südlichen Straße durch die angrenzenden Dörfer zu folgen und mich einfach immer weiter ins Unbekannte treiben zu lassen. Bis ich irgendwann auf einen Ort treffen würde, der faszinierend genug wäre, um dort das kommende Jahr zu verbringen. Ich war überzeugt davon, alle Dächer der Stadt hunderte Male überflogen und auf jede Parkbank mindestens einmal mein Geschäft verrichtet zu haben. Doch dann saß ich plötzlich auf dieser alten, verrosteten Antenne und unter mir tat sich ein Innenhof auf, der ganz und gar besonders war, eigenartig und geheimnisvoll. Ein abgeschottetes Kleinod mitten in der geschäftigen, lauten Stadt, die von Jahr zu Jahr immer geschäftiger und lauter wurde. Und hässlicher. Hier allerdings, in dieser kleinen Oase, schien die Zeit vor den Türen stehen geblieben zu sein, die den Hof von der Außenwelt trennten. Und es waren tatsächlich nur Türen, denn den Hof erreichte man nur über Hintertüren aus den Hausfluren der ihn umringenden Häuser heraus. Keine großen Tore oder Einfahrten, die es ermöglicht hätten, das kleine Paradies mit Parkplätzen zu verschandeln. Hierher gelangte man nur zu Fuß, und auch nur, wenn man das auch wollte. Und das wollten an diesem Morgen einige, denn es war Frühling, wie schon gesagt. Die Sonne hatte es endlich geschafft, die Stadt aus der Schockstarre zu erlösen, die wochenlang über ihr gelegen hatte, und nun schien sie mit aller Kraft zu versuchen, unumstößliche Tatsachen zu schaffen, was die Temperatur betraf


So saß ich also auf der rostigen Antenne, die vermutlich nur noch einem rein dekorativen Zweck diente, und starrte hinunter in den Hof. Zu spät erst bemerkte ich, dass ich nicht der Einzige war, der in diesem Moment starrte. Genau neben mir, auf dem anderen Antennenarm, saß eine fette, hässliche Taube und starrte ebenfalls. Nur nicht auf den Hof, der es zweifelsohne wert gewesen wäre angestarrt zu werden, sondern auf mich. Mit einem Blick, der den halb durchgerosteten Antennenstäben hätte den Garaus machen können, wenn er nicht wie Pech an mir geklebt wäre.

"Du weißt schon, wo du da sitzt, oder? Oder!?"

krähte Sie, ohne eigentlich zu erwarten, das ich darauf eine Antwort folgen lassen könnte. Also eine rein rhetorische Frage. Und ja, sie krähte, auch wenn ich natürlich weiß, das Tauben "gurren", was zumindest für manche Menschen ein recht beruhigendes Geräusch zu sein scheint. Ähnlich dem fürchterlich falsch interpretierten Schnurren von Katzen. Diese Taube allerdings missachtete diese romantische Vorstellung und Artikulationsweise völlig und krähte mich an, als wäre es ihre Lebensaufgabe, irgendwann mal einen Hahn unverwechselbar zu imitieren.

"Um ehrlich zu sei..."

versuchte ich einzuwerfen, was aber schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt war, denn wie gesagt, es war eine Frage ohne Antwortmöglichkeit, die Taube machte also einfach weiter.

"Ich sehe schon, das wird ein schwieriger Fall"

krähte sie, nun mit einem gespielt resignierten Unterton,

"normalerweise reicht schon ein strenger Blick und die Eindringlinge ziehen Leine."

Zur Demonstration setzte sie den Todesblick noch einmal auf.

"Nur hast du DEN leider nicht bemerkt, als du wie hypnotisiert da herunter glotzen musstest."

Sie wies mit einem fast unmerklichen Kopfneigen in Richtung Hof, wobei in ihrer Stimme dabei keinerlei Bewunderung für die grüne Oase zu erkennen war, als sie "da herunter" in die duftende Morgenluft brüllte. Eher schwang so etwas wie Verachtung darin mit, als ob man auf ein Kothäufchen zeigen würde, in der Hoffnung, irgendwer würde es so schnell es geht weg machen, bevor man es einen Blickes würdigen musste.

"Gut, bei Spatzen muss man scheinbar immer alles ganz genau und langsam erklären, wie ich sehe."

Das hatte was leicht lehrerhaftes, das hässliche Federvieh wäre eine gute Schauspielerin geworden

"Schau doch bitte mal nach unten, UNTER dich also, und sag mir, was du siehst. AUSSER deine viel zu kleinen Füße und die rostige Antennenstange."

Da mir im Moment nichts passendes einfiel, was ich darauf hätte entgegnen können, tat ich einfach mal das, was sie von mir wollte. Und sah in zwölf Taubenaugenpaare, die mich alle genauso blöd anglotzten, oder sogar noch deutlich blöder, als der weibliche Hahn-Verschnitt dort drüben am anderen Ende der Antenne. Jetzt dämmerte mir langsam, was mir die Taube zu sagen versuchte. Denn die Antenne auf der ich mich so bedenkenlos niedergelassen hatte, steckte nicht einfach in einem Dach. Sie war stattdessen befestigt an einem erstaunlich robust gebauten Verschlag, der wiederum auf einem improvisierten Flachdach errichtet worden war, welches zweifelsohne einem Taubenzüchter gehören musste. Somit war auch die Antenne, egal ob rostig oder nicht, Taubengebiet, und das krächzende Exemplar dort drüben so etwas wie eine Aufpasserin, eine Antennenwächterin, damit sich bloß niemand auf ihr Eigentum nieder ließ.

Ich vermutete, genau das passierte in letzter Zeit wohl öfter, so dass man das lauteste und hässlichste Exemplar der Taubenschaar auf den Ausguck verbannt hatte, in der Hoffnung, Eindringlinge schon durch ihre Anwesenheit und/oder ihren Anblick zu vertreiben. Zugegeben, man sah als ahnungslos daher fliegender Vogel, wie ich es in dem Moment war, nur die Antenne, und nicht, dass darunter, sauber aufgereiht auf einer noch saubereren Stange, 13 Tauben ihr Revier hatten. Und zudem noch wenig Lust verspürten, von Unsereins ahnungslos mit Exkrementen bekleckert zu werden.

Nur um meine Theorie zu untermauern, tat ich genau das und schwang mich danach, sicherheitshalber, wieder auf, um mir von einem anderen Platz den Hof etwas näher anzuschauen. Mein säuberlich verdautes Frühstück traf unterdessen tatsächlich genau ins Ziel, das stolze Ergebnis jahrelanger Übung, welches in dem Fall ein ganz besonders aufgetakeltes Taubenweibchen war. Theorie also bestätigt und gleich mal noch ein paar Feinde dabei gemacht. Besser hätte der erste Tag in meinem neuen Zuhause nicht beginnen können.

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Hörbuch

Über den Autor

JanosNibor
Eigentlich nur ein ganz normaler Nerd, der Technikbegeistert ist und viel zu viel Zeit damit verbringt, Dinge zu tun, die ihm Spaß machen, aber kein Geld bringen :)

Nebenher noch Kunst und Kultur-begeistert, Naturliebhaber, ehrenamtlich tätig und irgendwie nie richtig erwachsen geworden. Aber wer will das schon!

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joachimtiele Ich bin noch neu hier und orientiere mich (mein Profil ist noch nicht gefüllt und veröffentlicht habe ich hier auch noch nichts)... Seit heute weiß ich, wie man "Coins" vergibt; daher meine "50cts" ;-)) für diese tolle Story, die ich richtig gerne gelesen habe.
Vor langer Zeit - Antworten
JanosNibor Vielen lieben Dank, dann hoffe ich das dir die anderen Teile der Geschichte auch so gut gefallen :) Grüße, Janos
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaS Dieser texte fließt in weiten Teilen weich dahin und der Autor versteht es immer wieder einen bodenständigen Witz in die Geschichte einzubringen, der für mich alles lebendig und spannend hällt.
Ich habe keine Ahnung vom schreiben, aber ich kann sagen: ich mag diese Geschichte und ich mag es, dass sie von einem Spatz handelt!
Im übrigen schließe ich mich dem Kommentar von "Hanni" an. der Schluss ist mir auch etwas "daneben getroffen". Aber es gibt Formulierungen die runtergehen wie Öl... siehe die Beschreibung der Antenne. ich sehe und fühle sie wenn ich das lese. LG katharina S.
Vor langer Zeit - Antworten
JanosNibor Re: Außergewöhnlich... - Vielen lieben Dank, und das kannst du sehr schnell sogar heraus finden, wie es weiter geht, denn da warten noch 10 wietere Kapitel darauf, von dir gelesen zu werden :)

Viel Spaß und liebe Grüße, Janos
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Außergewöhnlich... - bin gespannt wies weitergeht......Lg Feedre
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Gast Was für eine Taube - .....als sie "da herunter" in die duftende Morgenluft brüllte.... herrlich, diese Verbindungen in einem Satz ;)
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JanosNibor Re: Grins - Vielen Dank, ja, ich mag normal Tauben auch :) Aber leider haben sie in meiner Geschichte einen etwas undankbaren Platz bekommen. Aber wer weiss, vielleicht ändert sich das noch.

LG Janos
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zurueckchen Grins - Krächzende Taube mit Todesblick? Die Idee ist irgendwie wahnsinnig, gibt ja genug Menschen die Tauben die Ratten der Lüfte nennen, also ich mag Ratten, Tauben auch, die verfolgen einen so unaufdringlich.;)
Der Anfang ist dir sehr gut gelungen, und ich bin gespannt wie es weiter geht, zum Glück sind schon ein paar Teile veröffentlicht.;)
Frühstück was sein Ziel trifft, ich mag deinen Stil wirklich.
Vor langer Zeit - Antworten
zurueckchen Lesezeichen ist gesetzt, ich bin dabei, Feedback kommt später, bis jetzt nichts zu bemängeln, bin ja auch schon ach so weit;_))))
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JanosNibor Re: - Dank danke!
Ach, das Spätzchen hat so seinen ganz eigenen Sinn für Humor, und mal genz ehrlich, die haben es verdient, die doofen Viecher! Das er es aber lieber hätte lassen sollen, wird sich bald heraus stellen...

Vielen dank für deinen Kommentar und die angeschlossenen Lobhudelungen! :)

LG Janos

Zitat: (Original von hanni86 am 18.04.2012 - 09:45 Uhr) Am besten finde ich, glaub ich, die nur noch Dekorationszwecken dienende Antenne. Diese Beschreibung ist richtig, richtig gut! :-)
Was ich von dem Spatz halten soll bin ich noch nicht sicher - sein Geschäft auf zukünftige Nachbarn zu verrichten ist ja doch eher grenzwertig und einem Symathieträger nicht unbedingt zuträglich. Andererseits find ich die krähende Taube mit ihrem Killerblick toll... :-)

Bleibt noch anzumerken, dass ich mich den "klasse geschrieben" usw Lobhuldigungen anschließen muss. ;-)

Liebe Grüße,
Hanni

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