Beschreibung
Rattenfänger konnte sich nun doch nicht zügeln. Und weil aller guten Dinge drei sind, hat er noch eine Geschichte über den Flügelschlag des Schmetterlings nach dem wirklich wahren Leben geschrieben. Wieder eine sehr blutige Verkettung der Ereignisse. Der Rattenfänger bittet um Verständnis und bittet alle Leserinnen und Leser, die ein sehr empfindsames Gemüt besitzen, diesen Bericht nicht, richtig gelesen ... nicht zu lesen!
Hamburg grüßt Tumbaco
Als Elsa sich zu Boden kniete, da knackte es so merkwürdig ... grrrg ... Das waren nicht die Dielen aus dem achtzehnten Jahrhundert, die das Wohnzimmer ihrer Stadtvilla schmückten, sondern das kam ... grrg ... mehr von ihrer rechten Kniescheibe. Dann durchzuckte Elsa ein stechender Schmerz und ein gellender Schrei entwich ihr ... mühsam schleppte sie sich zum Telefon, das in der Nähe der Haustür auf einem kleinen Podest stand. Ihr Göttergatte Peter, der den Schrei im Vorgarten des Hauses gehört hatte, rannte zur Haustür, stieß diese mit Wucht nach innen auf, sodass das Telefon seiner Elsa aus der Hand flog, gegen die Zimmerwand flog und in mehreren Teilen zu Boden fiel. Tragischer war schon, dass die schwere Haustür aus solidem Eichenholz mitten auf der Stirne seiner Elsa zum Halten kam und diese, nun stark blutend, vollends zu Boden streckte. Peter fiel regelmäßig in Ohnmacht, wenn er Blut sah. Das war in ihm so angelegt. Er fiel so unglücklich nach hinten, dass er den ihm auf dem Fuße folgenden Nachbarn Heinrich Lübbers mitriss und beide gemeinsam auf der Dackelhündin Mopsi landeten, die auf vier Zentner Lebendgewicht nicht eingestellt war und jaulend verschied. Frau Meier, eine ansonsten rüstige 95jährige, bekam das Jaulen und tragische Ableben des Tieres in direktem Blickkontakt mit und verschied auf der Stelle, mitten auf dem Bürgersteig, an einem Herzinfarkt ... Die von einem Passanten herbeigerufene 112 konnte lediglich für Heinrich Lübbers „noch etwas tun“, weil Peter A. so unglücklich über den Hund Mopsi fiel, dass er mit dem Kopf an eine spitze Kante der kleinen Goethestatue stieß und noch während der Wiederbelebungsversuche verschied. Seine Frau Elsa war während dieses Hilfeeinsatzes der 112 schon leicht abgekühlt.
Peter, also noch ein Peter, aber Schubert, der Nachbar von Frau Meier, der die Erreichbarkeit von Frau Meiers 75jährigem Sohn Arne in Tumbaco, Ecuador, kannte, übernahm die traurige Pflicht des Anrufs über die Kontinente. Arne saß mit seiner Maria gerade, weil dort die Weltuhr derzeit sechs Stunden nachging, beim Frühstück. Er folgte seiner unappetitlichen Angewohnheit und nahm den Anruf an, obwohl er vom Biss in das Frühstücksbrot kaum zu atmen vermochte. Peter Schubert kannte diese Angewohnheit seit Jahren und sprach die traurige Botschaft nach Südamerika. Arne verschluckte sich prompt, stürzte mit einem Hustenanfall hinaus auf den Hof der Hazienda und fiel so unglücklich zu Boden, dass er kurz ohnmächtig wurde. Die beiden Hunde auf dem Hof, Tigris und Blanca, die Arne mit einer Lederpeitsche zu Wachhunden geprügelt hatte, spürten sofort Arnes Hilflosigkeit und Blanca, die schneeweiße Straßenmischung in der Größe eines Golden Retriever stürzte sich auf Arne und riss Arne mit einem heftigen Biss und Ruck die Kehle durch. Enrico, der 40jährige Sohn der Meiers, der gerade auf seiner Vollblutstute Elisabetha in den Hof einritt, die Winchester wie ein Cowboy in der Armbeuge haltend, sah dieses, sprang von seiner Elisabetha zu Boden, legte an und schoss auf Blanca. Der Schuss verriss so unglücklich, dass er seine Mutter Elisabeth, die sich gerade über ihren blutenden und noch zuckenden Mann Arne beugen wollte, durch die Brust erschoss. Die Kugel durchschlug die zarte Brust der Mutter und riss den 40jährigen Papagei Pedro, Enricos Geburtsgeschenk, von seiner Stange, die Federn stoben über den Hof, mit in den Tod. Dass der Schuss verriss lag an dem Bastard Tigre, der sehr wohl ahnte, dass es seiner Lebensgefährtin Blanca sozusagen an den Kragen gehen sollte. Er sprang Enrico, während diese anlegte, in die Seite. Die Haushälterin der Meiers, Mercedes Alonso, kam gerade in dem Moment von ihren Besorgungen auf den Hof der Meiers, als Tigre und Blanca mit blutigen Schnauzen von Enrico abließen.
Mercedes rief die Policia und den Anwalt der Meiers, Herrn Advocado Roberto Garcia. Die Policia prüfte die Sachverhalte und konnte letztendlich nur die Achseln zucken ob der vermuteten tragischen Verkettungen. Die drei Meiers wurden zur Verbrennung ins Krematorium abtransportiert. Die beiden Hunde, die sich zärtlich an Mercedes schmiegten, nahm die Policia an sich und erschoss diese auf einer nahegelegenen Müllkippe. Mercedes hörte die Schüsse und lehnte sich voller Schmerz an die Schulter des Advocados Roberto Garcia. Gemeinsam hoben sie ein Loch für den Papagei aus. Währenddessen gestand Roberto Garcia Mercedes Alonso seine Liebe und beide kamen überein, ein Testament auf den Namen von Mercedes Alonso zu finden.
Nach den Trauerfeierlichkeiten in Tumbaco, wurde eine kleine Hochzeit gefeiert und anschließend flog das frisch getraute Glück nach Deutschland, um sich um die Seebestattung der verblichenen Mutter Meier zu kümmern. Das kleine Motorschiff Christina hatte gerade den Seefriedhof erreicht, als eine starke Böe das Schiff in ein „Trudeln“ versetzte, was den seeunerfahrenen Roberto Garcia über das Heck des Schiffes riss und direkt ins Schraubenwasser, das sich sofort blutrot färbte. Da auch die Urne mit der alten Frau Meier von der Böe erfasst über Bord ging, konnte sich die Mannschaft der Christina darauf konzentrieren, einige Reste des verstorbenen Herrn Garcia aus der inzwischen wieder ruhigen See heraus zu fischen.
Peter Schubert, der sich schon vom ersten Tag an unsterblich in die kohleschwarzen Augen der feurigen Mercedes verliebt hatte, sorgte sich um alle Deutsch-Ecuatorischen Formalitäten und tröstete mit Inbrunst die trauernde Mercedes. Es zeigte sich von großem Vorteil, dass Peter Schubert an der Volkshochschule regelmäßig seine Spanischkenntnisse aufgefrischt hatte. Und so schlich sich der Samen seiner Leidenschaft in Mercedes´ Herz. Peter Schubert erklärte sich bereit, für eine gewisse Zeit mit nach Tumbaco, Ecuador, zu reisen, um auch dort alles Formelle zu klären. Das war vor ungefähr fünf Jahren. Er soll mit seinen 53 Jahren Vater von Zwillingen geworden sein. Herzlichen Glückwunsch.
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23. März 2012