Der Multimillionär
Nach wochenlanger Suche hat ein, an der Ostsee lebender Multimillionär, endlich einen neuen Chauffeur gefunden. Der junge, stattliche Mann, mit schwarzem Anzug, weißen Handschuhen, glatt gekämmten Haar, eine Schirmmütze unter dem Arm tragend, kommt pünktlich zum Dienstbeginn auf das riesige Villengelände des Superreichen und wird sofort von einem Hausbediensteten ins Chefzimmer geführt.
Der Multimillionär begrüßt seinen neuen Angestellten sehr höflich, erklärt noch einige Details zum Tagesablauf und geht dann mit den Worten: "Zunächst, bevor sie die Limousine vorfahren, möchte ich Ihnen noch mein Anwesen zeigen", in den Garten.
"Beginnen wir mit den wunderschön angelegten Rosenbeeten, hier habe ich selbst mit Hand angelegt. Ich habe mich vor Jahren einmal mit der Rosenzucht und der Gartenpflege beschäftigt - Sie sehen, was daraus geworden ist."
Der Chauffeur nickt bestätigend und lächelt seinen Chef, wie es sich geziemt, mit seinen strahlend weißen Zähnen an.
Gemächlich gehen die beiden weiter. Über einen rot gepflasterten Weg geht es direkt in einen prunkvoll gemauerten Pferdestall.
Wieder ergreift der stolze Besitzer das Wort: "Dieses Gestüt habe ich mir vor fünf Jahren zugelegt. Ich bin damals einen Tag geritten, konnte es aber gleich so gut, dass ich abends schon keine Lust mehr dazu hatte und es aufgegeben habe. Auf die Stallungen möchte ich aber trotzdem nicht verzichten!"
Mit großen Augen, aber wieder sehr gehorsam und zurückhaltend, nickt und lächelt der Angestellte.
"So, junger Mann, jetzt sehen Sie sich meinen Golfplatz an, ich habe ihn unmittelbar neben meinem eigenen Flugplatz anlegen lassen," erklärt der Multi mit stolzer Brust und fügt sogleich hinzu: "Golf habe ich damals einen Tag lang gespielt, habe aber auf Anhieb den besten Spieler aus dieser Gegend besiegt. Das hat mir jegliche Lust genommen und ich habe sofort wieder damit aufgehört!"
Etwas erstaunt über diese Äußerung fragt der Chauffeur mit leicht gesenktem Kopf: "Und der Flugplatz?"
"Ach ja," fährt der Millionär lässig fort, "vor Jahren habe ich einen Flugschein gemacht, bin dann aber nur einmal mit meinem Sportclipper geflogen. Wissen Sie, fliegen ist so einfach und macht mir deshalb überhaupt keinen Spaß mehr."
Wenige Sekunden nach diesem Satz kommt ein etwa zehn, vielleicht elfjähriger, sehr elegant gekleideter Junge, der dem Multimillionär sehr ähnlich sieht, über den kurzgeschnittenen Rasen gelaufen.
Etwas verschmitzt, aber bescheiden, den Arbeitgeber nur von der Seite ansehend meint der Chauffeur: "Ich liege sicherlich richtig mit der Annahme, dass das Ihr einziges Kind ist?!"