Romane & Erzählungen
Der schwartze Hengst - Oder: Die Geschichte von Jills Traum.

Ein Tag wie immer

Von der Arbeit völlig fertig, kniete ich mich ins Stroh.Ich war nass geschwitzt und froh darüber, mit meiner Arbeit fertig zu sein.
Nach einer kleinen Pause konnte ich mich endlich um Lena kümmern.Lena war eine kleine dicke Ponystute, sie war graubraun 
gesprenkelt und ihre Nüstern waren leicht rosig.Sie gehörte einem netten Mann, der der Freund meines Vaters war.
Ich half ihm so gut wie jeden Tag im Stall. Sein Name war Volker.
Volker hatte ein großes Anwesen mit mehreren Ställen und Weiden. Er besaß jedoch nur Lena. In den restlichen Ställen standen ein paar Privatpferde zur Miete drin, womit Volker genügend Einkommen hatte.
Zu meinen Aufgaben zählten Putzen, Fenster wischen, Satteldecken waschen, Ausmisten, Sättel polieren und eigentlich alles, was so an Arbeit anfiel. 
Als Belohnung durfte ich so oft auf Lena reiten, wie ich wollte, da Volker sowieso zu groß für sie war.
Meine Mum sagte immer: "Wenn du die Beine langmachst, kannst
du ja schon auf dem Boden mitlaufen !"
Das stimmte zwar nur fast, aber allein die Vorstellung von so einem Ritt fand ich schon lustig !

"Lenchen... na ?! wie geht es dir heute??" sagte ich zu dem Pony, als ich nach einer Pause und einem frischen T-Shirt die Stallgasse betrat.
Das Pony schaute mir fröhlich entgegen,als ich die Box öffnete. 
Nachdem ich Lena geputzt, gesattelt und getrenst hatte, führte ich sie aus dem Stall.
Wir gingen zusammen die Gasse entlang und traten schließlich auf den Hof.
Es war wunderschönes Wetter, ein warmer Wind wehte und zerzauste Lenas dicke Mähne, die ich mühsam gebürstet hatte.
Schließlich stellte ich meine Steigbügel ein und zog den Sattelgurt enger, bevor ich sanft in ihren Sattel gleitete.
So ritten wir also gemütlich dem Wald entgegen.
Es befand sich keine Wolke am Himmel und die Sonne strahlte die Wiesen und Felder so malerisch an, dass man ins Träumen verfiel. 
So bemerkte ich erst gar nicht, dass Lena langsam unruhig wurde.
Sie fing also an, zu traben. Wie aus tiefem Schlaf erschreckt, zuckte ich zusammen und nahm die Zügel auf, doch ich hörte nicht auf, zu traben. Wir waren wohl schon genug Schritt gegangen.
Genau wie ich, liebte Lena es, besonders schnell zu sein. 
So kam es, dass wir an einem sehr geraden Pfad ohne Abzweigungen einen Galopp hinlegten.
Ich lehnte meinen Körper nach vorn, und stelte mich in die Bügel. Meine Hände fest auf den Mähnen-Kamm gelegt und mein Blick geradeaus gerichtet, rasten wir den Pfad entlang.
Lenas Mähne flog wild herum, sie wieherte laut, und ich ließ ihre Zügel noch länger. Jetzt hatten wir höchstes Tempo erreicht...
........dachte ich wenigstens. 
Es kam eine kleine Kurve, und als wir um sie herum gebogen waren, konnte man das Ende des Pfades nicht sehen. 
Das schien in Lenas Augen "Freie Fahrt" zu bedeuten. 
Plötzlich machte sie einen enormen Schub und ich wurde fast aus dem Sattel gerissen. Ich schloss meine Beine mehr um den Pferdebauch,
und fing an. Lena durchzupariren.
Ich setzte mich also tief in den Sattel und nahm die Zügel auf. 
Sie wurde langsamer bis sie endlich ganz stehengeblieben war.
Jetzt machte ich kehrt, da es schon spät war. 
Wir trabten noch etwas, den Rest des Wegen gingen wir dann im Schritt.

Im Stall angekommen,kümmerte ich mich noch um Lena und ihre Ausrüstung, räumte alles weg, und setzte mich noch zu ihr in die Box.
Lena ließ sich von mir schmusen und hörte mir aufmerksam zu, als ich mit ihr sprach. Ich war müde.
Meine Beine waren schwer, und am liebsten wollte ich sitzenbleiben und bei Lena schlafen, doch ich musste mich auf den Heimweg machen.
Ich gab Lena noch eine Möhre und einen Kuss auf die Stirn als ich mich mit den Worten "Gute Nacht, mein Schatz, und bis morgen !" von ihr verabschiedete.
Dann nahm ich mein Rad und fuhr heimwärts.