Kurzgeschichte
Alles Gute

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"Alles Gute"
Veröffentlicht am 14. März 2012, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Beschreibung

Für einen ganz besonderen Tag...

Als ich langsam die Augen öffnete, beschlich mich ein schlechtes Gefühl. Es war eine Mischung aus einem Kloß im Hals und einem Zwicken im Kopf. Ich wollte nicht in die Schule gehen. Egal wie wenig Lust ich auch sonst hatte, heute war es bedeutend weniger. Am liebsten wollte ich einfach im Bett liegen bleiben, die Musik laut aufdrehen, mit ein paar Bier, Met oder – eigentlich und – Schnaps einfach alles vergessen und in die tröstenden Arme des Alkohols entfliehen. Auf jeden Fall nichts von dem Tag mitbekommen, ihn schnell enden lassen.

Vielleicht sollte ich mich krankschreiben lassen. Ich kannte da einen Arzt, der das Attest schneller ausgefüllt hatte als man sich Beschwerden einfallen lassen konnte. War es mir das wert? Die Praxisgebühr, der Weg, die Tatsache dass es eine Lüge wäre?

Nein! Beschloss ich.

Egal wie schlecht es auch kommen mag, ich werde mich dem Übel stellen. Weglaufen ist nicht immer eine Option, manchen Kämpfen musste man sich wohl oder übel stellen.

Die Musik dröhnte aus den Boxen, anders konnte man ja nicht erwachen. Träge zwängte ich mich in meine Kleidung. Letzte Nacht steckte mir noch schwer in den Gliedern. Nicht das das bedeuten sollte ich hätte irgendwas gemacht. Weder war ich aus, noch hatte ich Besuch, noch habe ich mich irgendwie selbst beschäftigt. Es war einfach, das ich nicht schlafen konnte, stattdessen wälzte ich mich von einem Ende meines Bettes, zum nächsten und wieder zurück. Wenn ich Kilometergeld dafür bekommen hätte, könnte ich jetzt aufhören zu arbeiten. Alternativ könnte ich auch die Schafherde verkaufen, dich ich gezählt habe, sollte ein ähnliches Vermögen zustande kommen.

Wäre ja schön gewesen, aber es wollte nicht sein und so blieb mir nichts anderes übrig, als heute zur Schule zu gehen, um meine Ausbildung abzuschließen.

Noch träger schmierte ich mir zwei Brote, nachdem ich mich in die Küche geschleppt hatte. Es war mir egal mit was, Hauptsache es sorgte dafür, das der Hunger mit seiner verbundenen Übelkeit lange genug ausblieb. Während ich daran herum knabberte machte ich Wasser im Wasserkocher heiß. Der Schwarze Tee sollte hoffentlich genug Koffein enthalten um mich wenigstens lebendig in die Schule zu bringen.

Das dampfende Wasser floss in die Tasse. Ehe ich noch einen Bissen nahm, machte sich ein ungutes Gefühl in meinem Magen breit, das in rasender Geschwindigkeit zu einer ausgewachsenen Übelkeit heranwuchs.

Na toll, statt durch den Hunger war mir jetzt durch das Essen schlecht. Ein Blick darauf verriet mir, das ich die Marmelade darauf geschmiert hatte, die gestern noch gut war. Auch das Brot machte einen vertrauenerweckenden Eindruck. Am Essen konnte es also nicht liegen. So ließ es nur einen Schluss zu. Der Morgen war zu einer voll ausgewachsenen Scheiße herangewachsen. Niedergeschlagen ließ ich das Brot auf den Teller fallen. Holte den Teesieb aus der Tasse und versuchte wenigstens ein paar Schluck zu nehmen. Schon bald stellte ich fest, das ich meinen Bus schon lange verpasst hätte, bis ich auch nur die Hälfte in mich gezwungen hätte.

So ließ ich die Tasse stehen, schleppte mich ins Bad. Schon beim Anblick meiner Zahnbürste, wusste ich, dass kaum wenn ich sie in meinen Mund geschoben hätte, sie in Verbindung mit einem fehlenden Frühstück und einer Menge Galle wieder heraus kommen würde. So beschloss ich nur ein wenig Mundwasser zu nehmen. Dennoch musste ich hart darum kämpfen, das alles da blieb wo es war. Kalter Schweiß trat auf die Stirn, lief den Rücken herab. Ich wusste nicht wie es mir gelang mich nicht zu übergeben. So war es nur das Mundwasser, das ich ausspuckte.

Matt ließ ich mich auf die Toilette nieder. Musste erst einmal wieder Kräfte sammeln. So schlimm wird es auch nicht werden. Redete ich mir immer wieder ein. Doch egal wie oft ich es wiederholte, ich wusste jedes Mal, dass es eine Lüge war. Es half also nichts. Ich musste mich meinen Dämonen stellen. Hilft kein Schwert und keine Axt. Kaum zurück im Wohnzimmer, nahm ich meinen Rucksack und machte mich auf den langen, qualvollen Weg in die Schule.

Der Bus war wie immer völlig überfüllt. Es gab keinen Augenblick, in dem ich nicht irgendwelche Hände, Ellenbögen, Brüste oder Ärsche spürte. Dabei zwang ich mich, den Mund geschlossen zu halten und nur flach zu atmen. Irgendwann musste dieser Alptraum enden. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet, dass er noch viel zu lange dauerte. Ja noch nicht mal richtig angefangen hatte.

Zum Glück war bald schon meine Haltestelle erreicht. Ebenso wie für all die anderen, so begann das Große Herum Geschiebe und Gedrücke. Ist ja nicht so dass alle herauskommen. Nein, da muss ganz fest gedrückt werden. Als mich endlich in der freien, frischen Frühlingsluft fand – wenn man das in dieser Stadt überhaupt so nennen durfte – hätte ich am liebsten tief durchgeatmet, doch meine Angst mich zu übergeben war zu groß.

„Hey“, sprach es mich an.

Ich stellte fest, das eine aus meiner Klasse auch im Bus gewesen war. Es waren einfach zu viele gewesen, als das man da ein Gesicht hätte erkennen können.

„Hi.“

Sie schwieg. Erleichtert atmete ich aus. Sie hatte es vergessen. Vielleicht ging es den anderen genauso und all meine Sorge war unberechtigt.

Mein Gang war ein wenig leichter, wie ich die Treppe hinauf stieg. Oben angekommen, setzte ich alles auf eine Karte wie ich Tür öffnete. Fast die gesamte Klasse war versammelt.

Ein kurzes „Morgen“ durch die Reihen, ebenso kam es zurück. Mit jedem Schritt wuchs meine Hoffnung. Doch noch bevor ich meinen Platz erreichte, zerplatzte sie wie ein Luftballon, der auf der  falschen Seite einer Schrotflinte stand.

Es waren nicht viele Worte, doch sie genügten, das all die Fehler, dich ich letztes Jahr begann, in mir aufstiegen, das ich mich an all die Freundschaften und Beziehungen, die ich zerstörte, erinnerte, das ich den Schmerz den ich anderen und mir zugefügt hatte, spürte, all die verletzenden Sachen die ich sprach, hörte, das ich realisierte wie scheiße ich bin.

Den einer aus der Klasse rief zu mir: „Alles Gute zum Geburtstag.“

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d3f4c3r Re: -
Zitat: (Original von Marloh am 14.03.2012 - 22:13 Uhr) Glaub doch mal ein bisschen mehr an dich, es kann nicht sein, dass du dich immer so negativ siehst.LG
MarLoh


Ach, das an mich glauben hab ich irgendwie schon vor einigen Jahren über den Haufen geworfen. Seit dem ist irgendwie nichts passiert, was dem wderspricht.... Hab irgendwie so die Angewohnheit irgendwie immer wieder wenn alles gut läuft das ich dann mist bau, weswegen alles von dannen gespült wird....
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