„Es ist wirklich unglaublich, was die Erscheinungen der Engel hier in der Stadt für Reaktionen ausgelöst haben! Viele Menschen sehen dieses Ereignis als Zeichen Gottes“, berichtete ein Nachrichtensprecher, „während andere ihr Misstrauen durch großangelegte Demonstrationen bemerkbar machen! Die Meinung über die Neuankömmlinge ist also sehr gespalten!“
Â
Laura Clark befand sich in der Küche und lauschte jedes Wort des sich sehr unsicher anhörenden Nachrichtensprechers im Fernsehen.
„Gestern war noch jeder von diesen Dingern fasziniert“, sprach sie zu ihrem Mann Jerold, der direkt neben ihr am Esstisch saß, „und heute ist plötzlich der erste Widerstand vieler Bürger bemerkbar.“
„Ja, das muss dir sicher gefallen, stimmt´s?“, äußerte sich Jerold abwertend.
„Sagen wir es mal so: Ich bin froh, dass sich die Menschen zu Wort melden, die ebenfalls ein unangenehmes Gefühl zu diesen Kreaturen empfinden wie ich!“
„Ein unangenehmes Gefühl? So bezeichnest du also die Engel?“, brüllte Jerold wie am Spieß, während er vom Stuhl aufsprang. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass du solche Ausdrücke über die Boten Gottes gebrauchst! Aber wenn das dein Entschluss ist, muss ich ihn wohl so akzeptieren … Dann akzeptiere aber auch meinen Standpunkt … Und was unsere Tochter angeht: Da hab ich auch noch ein Wörtchen mitzureden!“
„Nein, Jerold! Sie wird mit diesen Dingern keinen Kontakt haben!“
„Das werden wir ja noch sehen! Ich werde es nicht zulassen, dass sie die ganze Zeit im Haus sitzen muss, während draußen das vielleicht bedeutendste Ereignis der Weltgeschichte passiert!“
„Wohl eher bedeutendste Lüge ...“, murmelte Laura kleinlaut.
Jerold lief knallrot an. „Das letzte Wort ist dazu noch nicht gesprochen! Niemand hält dich davon ab, wenn du bei diesen völlig beknackten Demonstrationen gegen die Engel mitmachst, aber lass unsere Tochter dabei aus dem Spiel! Sie darf selbst entscheiden, zu wem sie Kontakt haben will!“
„Oman, Jerold“, lachte Laura im selben Moment. „Bei Sachen, die dir wirklich etwas bedeuten, kannst du ja richtig abgehen. Ich hab dich so noch nie erlebt.“
„Tja … Ich stecke eben voller Ãœberraschungen!“
„Ja, das stimmt, aber nichtsdestotrotz fühle ich genau, dass du ebenfalls ein unsicheres Gefühl hast. Du willst es dir aber irgendwie nicht richtig eingestehen. Ich meine, seien wir doch mal ehrlich: Was wissen wir denn genau über sie? Eigentlich haben sie uns überhaupt noch nicht richtig bewiesen, dass sie wirklich Engel des Lichts sind. Verstehst du? Vielversprechende Ansprachen über unsere Zukunft kann jeder halten!“
„Also … eins ist aber schon mal klar: Engel sind sie so oder so!“
„Ja, das hab ich ja auch nicht bestritten! Aber wissen wir, ob sie uns wirklich gut gesinnt sind? Dämonen sind sicherlich dazu in der Lage sich wie Engel des Lichts zu tarnen! Und seien wir mal ehrlich: Diese Wesen sehen viel zu unschuldig und lieb aus!“
„Tut mir leid, Laura, aber das ist verrückt ...“
„Engel Gottes würden uns nie so offen erscheinen! Sie würden wollen, dass wir in unseren Herzen auf Gott vertrauen! Verstehst du das?“
„Ich verstehe alles, was du mir sagen willst. Du bist mit der ganzen Sache einfach viel zu überfordert. Ich meine, deine Mutter ist gerade vor 3 Monaten gestorben … und jetzt das hier … Das muss zu viel auf einmal sein ...“
„Ich versichere dir, Jerold: Das hat nichts mit meiner Mutter zu tun! Es hat einfach damit zu tun, dass ich kein gutes Gefühl habe! Wann begreifst du das endlich?“
„UND WANN BEGREIFST DU ENDLICH, DASS DAS NICHTS WEITER ALS UNSINNIGE HIRNGESPINSTE SIND?“, kreischte Jerold so wild, dass es selbst die kleine Sarah in ihrem Zimmer nicht überhören konnte. Laura musste sich zusammennehmen, dass sie selbst nicht auch noch durchdrehte.
„Schrei nicht so laut, verdammt! Ich will nicht, dass unsere Tochter diesen sinnlosen Streit mitkriegt!“
„Sinnlosen Streit nennst du das? Es muss einfach mal gesagt werden, dass du dir ständig irgendwelche Horrorszenarien in deinem Gehirn erschaffst, die dir das Leben zerstören!“
„Nein, ich bin einfach nur vorsichtig ...“
Â
Zur selben Zeit beobachteten die Engel John und Astianu vom Himmel aus die gerade eben stattfindenden Demonstrationen auf vielen Straßen der Stadt.
„Diese Schweinerei muss auf der Stelle beendet werden!“, sagte John geschockt.
„Die Sache scheint nicht so leicht zu sein, wie wir zunächst dachten … Viele Menschen scheinen ihre Meinung über uns in nur einer Nacht komplett geändert zu haben ...“
„Ja, weil sie offenbar noch keine guten Taten von uns gesehen haben! Sicherlich erwarten sie, dass wir zu allererst ihr Vertrauen gewinnen sollten, indem wir beispielsweise Blinde wieder zum sehen bringen oder sowas!“
„Wären wir dazu nicht in der Lage?“, wollte Astianu interessiert wissen.
„Bestimmt … aber ich will auf keinen Fall, dass wir unsere begrenzten Kräfte für so einen Müll aufopfern! Wir brauchen sie schließlich noch!“
„Aber ist das komplette Vertrauen der Menschen nicht oberstes Prinzip?“
„Selbstverständlich! Wir werden es uns nur auf eine komplett andere Weise verdienen! Ich werde nochmal eine Rede an die Bürger halten!“
„Und was willst du ihnen dann verkünden?“
„Das wirst du dann schon sehen. Ich weiß es selbst noch nicht genau … Auf jeden Fall muss etwas getan werden!“
Â
Eine Stunde später schaltete Laura wieder die Nachrichten ein. Erneut war Nachrichtensprecher Tom Murdua zu sehen.
„Die Demonstrationen auf den Straßen von L.A. gehen weiter“, begann er, „und scheinen einfach kein Ende nehmen zu wollen. Engelanführer John höchst persönlich erklärt sich bereit in exakt dreißig Minuten eine erneute Rede an die Bürger dieser Stadt zu halten, um den Unruhen auf den Straßen gegen ihn und seinen Untertanen Einhalt zu gebieten. Ob es etwas nützen wird, wird sich zeigen.“
Plötzlich nahm Laura ein Klopfen auf ihre Schulter war. Sie sah zur Seite und erblickte ihre Tochter Sarah mit Tränen in den Augen.
„Hey … was ist passiert?“, fragte Laura besorgt, während sie dem Kind sanft über die Backen streichelte.
„Wieso tun die Leute das, Mami …? Ich verstehe das nicht ...“, weinte Sarah. „Wieso wollen sie, dass John und seine Freunde wieder gehen?“
„Die Menschen haben Angst und sind misstrauisch“, antwortete Laura mit sanfter Stimme. Sie versuchte so ehrlich wie möglich zu sein.
„Aber die Engel tun doch keinem was ...“
„Ja, aber vielen Leuten kommt es komisch vor, dass sie so offen vor uns erscheinen … verstehst du? Ich versuche es dir mal so zu erklären: Richtige Engel sind in deinem Herzen. Du kannst sie nicht sehen. Genauso ist es mit Gott. Er erscheint auch nicht und spricht offen zu uns, da wir Menschen für unser Leben selbst verantwortlich sind. Nur durchs Gebet können wir Kontakt zu ihm aufnehmen.“
Â
Unterdessen machte sich John auf seine Rede am Himmel bereit. „Ich glaube, ein paar Spezialeffekte wären heute mal nicht schlecht“, sprach er lächelnd zu sich selbst, während er seinen Körper von Sekunde zu Sekunde immer mehr erleuchten ließ. Das Licht war von der gesamten Stadt aus klar und deutlich zu erkennen. Wieder sahen alle Bürger nach oben und ließen die geheimnisvolle Atmosphäre auf sich wirken.
„Ich spreche heute aus meinem tiefsten Herzen zu euch ...“, begann John mit trauriger Stimme.
„Ich habe die Demonstrationen gegen uns heute gesehen … und war darüber sehr traurig … und auch meine Untertanen waren darüber sehr verzweifelt … Wir kamen in eure Welt, um mit euch gemeinsamen den nächsten Schritt des Bewusstseinszustandes von euch, Menschen, zu erleben. Außerdem wollten wir euch aufklären, was es damit genau auf sich hat … aber wir spüren statt Geborgenheit in dieser Welt nur Misstrauen und Angst …“
Viele Demonstranten bekam auf die Sekunde ein schreckliches Schuldgefühl. Schweigsam starrten sie auf die Aufschriften ihrer Schilder und ließen sie anschließend zu Boden fallen.
„Wir lieben euch“, fuhr John traurig fort, „und wünschen euch alles Glück dieser Welt.“
Â
Laura verdrehte vor dem Fernseher die Augen. „Das Gerede wird wirklich immer kitschiger … aber die Menschen lassen sich davon sicher wieder beeindrucken.“
Â
„Wir können natürlich verstehen, dass nicht jeder von euch uns gut gesinnt ist“, sprach John weiter, „aber wir möchten trotzdem die Ungläubigen darauf hinweisen, dass es nicht länger nötig ist, sich zu verschließen. Öffnet eure Herzen und ihr werdet ebenfalls wachsen und die wahre Bedeutung des Lebens erkennen. Hand in Hand gehen wir den Weg der ewigen Glückseligkeit. Das ist auch Gottes Wunsch. Er verstehst, dass sehr viele über die neuen Ereignisse, die passiert sind, sehr erstaunt sind. Viele wissen mit dieser Situation nicht richtig umzugehen … aber er versichert euch, dass ihr keine Angst zu haben braucht. Die Welt der Menschen und die Dimension des Ãœbersinnlichen sind nur etwas näher zusammengerückt … Das ist eins der eigentlichen Geheimnisse des neuen Bewusstseinszustandes. Gott ist sich sicher, dass ihr jetzt dazu bereit seid das System des Lebens zu verstehen. Deswegen hat er für diese Zusammenrückung der Dimensionen gesorgt. Wenn die Zeit gekommen ist, wird auch er sich in seiner wahren Form vor euch zeigen … aber erstmal, sollt ihr euch an die neuen Umstände gewöhnen und mit uns zusammen leben. Wir, Engel, haben uns des Weiteren vorgenommen kranken und hilfebedürftigen Menschen von ihrem Leid zu befreien, sodass sie wieder ein ganz normales Leben führen können.“
Â
Ein noch nie dagewesener Jubelschrei war im selben Moment von allen Seiten zu hören. John war sehr zufrieden.
„Unglaublich, was nur ein paar Wörter bewirken können“, flüsterte Astianu beeindruckt in Johns Ohr.
„Ja, es sind eben Menschen. Nichtsdestotrotz müssen wir weiterhin auf der Hut sein, denn Meinungen können sich bei ihnen sehr schnell ändern. Heute haben wir sie wieder beeindruckt, aber was ist mit morgen? Wir müssen am Ball bleiben, aber momentan spüre ich, dass wir wieder die Mehrheit auf unserer Seite haben. Ich muss mir selbst aber auch zugestehen, dass ich wirklich sehr ergreifend und überzeugend rüberkam. Und jetzt da wieder mehr an uns glauben, haben wir auch wieder mehr Kraft.“
„Ja, und das bedeutet, dass wir dann wirklich ein paar Menschen von Krankheiten heilen können.“
„Richtig, und dann werden wir sowieso mehr und mehr Anhänger bekommen. Stell dir mal vor, ich würde vor laufender Kamera ein todkrankes Kind heilen. Ausnahmslos jeder würde uns nach diesem Ereignis blind vertrauen! Die Menschen reagieren nämlich sehr gefühlvoll, wenn es um Kinder geht.“
„Ein Glück, dass die menschliche Psyche nicht gerade sehr schwer zu verstehen ist“, sprach Astianu. „Wir müssen uns das komplett zunutze machen!“
„Natürlich werden wir das!“, kicherte John. „Ich darf also hiermit in aller Freude verkünden: Der Fall der Menschheit kann beginnen!“
Â
Fortsetzung folgt
Copyright HollywoodAkuma