Panik ergreift von mir Besitz, meine Hände schwitzen. Schon Tage vorher verfolgen mich die Gedanken daran und kleben an mir wie Kletten. Lassen sich einfach nicht abschütteln. Da hilft es auch nicht, dass ich mir immer wieder einrede: 'Du bist ein gestandener Mann, der schon Schlimmeres erlebt hat. Also reiss dich gefälligst zusammen!' Nichts hilft. Keine noch so ausgeklügelte List ist imstande, die Zellen in meinem Gehirn umzupolen. Niente, alles vergebens.
Heute ist es soweit. Heute ist der Tag der Tage. Ich muss hin, es nutzt alles nichts. Oder vielleicht könnte ich ja anrufen und eine fadenscheinige Ausrede stammeln. Könnte sagen, dass mein Auto eine Panne hat, und ich es nicht mehr rechtzeitig schaffe. Doch ich weiß, damit schiebe ich es nur hinaus. Dieser Kelch geht nicht an mir vorüber. Und von selbst behebt sich dieses Problem leider auch nicht, so wie manche anderen Dinge, die man einfach aussitzen kann. Dieses Problem lässt sich leider nur an diesem bestimmten Ort beseitigen. Und nicht durch aussitzen, sondern treffender formuliert, durch ausliegen.
Es ist diese 'Anti-Flucht-Stellung', die mir das Gefühl vermittelt, ausgeliefert zu sein. Diese halb liegende Position, die im Fernsehsessel so schön bequem ist, verschafft mir dort nur Unbehagen. In höchstem Maße. Wenn es sich schon nicht vermeiden lässt, dann würde ich das alles gerne verschlafen. Unter Vollnarkose, versteht sich. Und danach aufwachen, und es ist alles vorbei und wunderbar. Doch das kann ich mir abschminken. Er hat gesagt: 'Kein Problem, doch der Anästesist verlangt für 2 Stunden 400,- Euro'. Zuviel für einen armen AOK-versicherten Schreiberling.
Also werde ich hingehen, mit Herzklopfen im Hals und Zittern am ganzen Körper. Ich werde an den Empfang kommen und dort meine Karte abgeben. Dann sind für die Quälerei noch 10,- Euro fällig, die ich nur mühsam aus meinem Geldbeutel fischen werde. Ich werde aufgefordert werden, doch noch einen Moment Platz zu nehmen, und ich werde nicken und anworten: 'OK, sitze sowieso lieber hier, als drüben zu liegen.' Der Versuch, mich mit alten Illustrierten abzulenken, wird ebenso kläglich scheitern, wie die Gedanken an irgend etwas Schönes, an Südsee, Strand und Sonne. Nix da, mein Kopf wird sich nicht austricksen lassen, mit keiner noch so ausgeklügelten Taktik.
Im Gegenteil, je mehr ich es versuche, umso häufiger kommen die Gedanken an den Moment, wo ich gesagt bekomme: 'So Herr Klinkhammer. Sie können schonmal in Zimmer 2 Platz nehmen'. In meinen Ohren wird es klingen wie: 'Hiermit verurteile ich sie zum Tode durch den Bohrer'.
Ich hasse Zahnärzte!