Kurzgeschichte
Die Wächter

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"Die Wächter"
Veröffentlicht am 08. März 2012, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Die Wächter

Die Wächter

Beschreibung

War mal vor 5 Jahren eine Buchidee, viel mehr als das habe ich aber bis jetzt nicht geschrieben.... habs erst gestern wieder gefunden =) Bitte euch um Eure Meinungen, Dankeschön! =)

Auf der Suche

Es war kurz nach zehn und langsam füllte sich die kleine Kneipe. Das Licht war schummrig und die Luft von Zigarettenqualm erfüllt. Aber Nabor nahm dies gar nicht wirklich wahr, er starrte in sein Weinglas und dachte nach.

Ich fürchte, wir haben nicht mehr viel Zeit.“ sagte er.

Tristan und Zadok schauten auf. Sie hatten einfach nur dagesessen und hin und wieder an ihrem Wein genippt, der vor ihnen auf dem Tisch stand.

Wie viel Zeit haben wir noch?“ fragte Tristan. Er wusste, was auf dem Spiel stand, aber er brauchte so genaue Angaben wie nur möglich. Ungewissheit machte ihn rasend.

Ein paar Wochen vielleicht, wenn wir Glück haben, sieben oder acht. Es können auch weniger sein.“ antwortete er seufzend. Das Schicksal forderte ihn auf seine alten Tage nochmal heraus, aber er hatte keine Ahnung, wo er mit der Suche beginnen sollte. Sie könnte einfach überall sein! Und die Zeit reichte einfach nicht aus, jede Stadt auf den Kopf zu stellen. Aber sie mussten sie finden.

Tristan rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Das war nicht gerade die Antwort, die er erhofft hatte und irgendwie fühlte er sich unbehaglich. Er konnte spüren, das etwas Dunkles, Böses an Kraft gewann und ein leichter Schauer jagte ihm den Rücken hinunter. Er hob sein Glas, setzte es ab die Lippen und leerte es in einem Zug.

Gibt die Prophezeiung nicht preis, woran wir sie erkennen – oder wie wir sie finden können?“ fragte er, währende er sein Glas abstellte.

Nein, nur dass wir sie erkennen werden.“ entgegnete Narbor ruhig. „Wir werden sie an ihrer Seele erkennen.“

Zadok beobachtete seine Gefährten. Der junge Tristan, der neben ihm saß und sein Amt erst vor wenigen Jahren angetreten hatte und der erfahrene, ruhige Narbor, der seine Aufgabe bald erfüllt hatte. Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können.

Narbors Haare waren bereits ergraut, und in den dunklen, braunen Augen schien langsam das Feuer des Lebens zu erlöschen. Aber er war noch kräftig und besaß einen wachen Verstand. Tristan hingegen war immer ein wenig aufbrausend. Sein blondes Haar trug er kurz und die blauen Augen sprühten nur so vor Lebensenergie. Aber er war ein Dickschädel und schlug so manches Mal einen gutgemeinten Rat in den Wind – nur um dann oft festzustellen, dass er besser gehört hätte. Aber sie war er nun mal. Wahrscheinlich lag das an seiner Unerfahrenheit.

Zadok räusperte sich. „Nun, dann sollten wir gleich morgen anfangen. Je weniger Zeit wir verlieren, desto eher haben wir eine Chance. Wir sollten uns heute Abend noch ausruhen und Kräfte sammeln. Und morgen früh legen wir los.“

Er schob sein Glas von sich. Er mochte keinen Wein mehr trinken, es war nicht gerade hilfreich morgen mit einem dicken Kopf wach zu werden, und irgendwie schmeckte es ihm sowieso nicht.

Ja, da hast du recht. Ich werde den Wirt mal nach einer Pension fragen, wo wir schlafen können.“ Narbor stand vom Tisch auf und ging an die Theke. Während er mit dem Wirt sprach und den Wein bezahlte, spürte er die Anwesenheit von Etwas – eine ungeahnte Kraft und er konnte es nicht zuordnen. Er drehte sich um, ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und versuchte die Quelle zu erkennen, aber in der Kneipe waren nur jede Menge grobe Männer zu sehen. Vermutlich waren es einfache Arbeiter, die hier ihren Lohn vertranken. Einige wirkten ungepflegt, so als haben sie schon seit Tagen kein Bad von innen gesehen, außer um sich Erleichterung zu verschaffen.

 

Und die wenigen Frauen, die anwesend waren, hatten ihre Gesichter mit einer dicken Schicht Make-up und Lippenstift versehen, wohl in dem Glauben, für die Männer so attraktiver zu wirken. Aber für Narbor wirkten sie nur unzufrieden und verbraucht.

Nein, von hier konnte es nicht kommen. Narbor wollte wieder zu seinen Kameraden an Tisch gehen, als ihn plötzlich eine Welle von Energie erfasste und er sich stützend an der Theke festhielt. In seinem Kopf dröhnte es und er sah dieses helle, wohlige Licht in seinem Inneren.

Was...“ er stockte. Und eine Woge sanften Glücks umfasste ihn, und er fühlte sich glücklich und zufrieden. Er griff sich mit einer Hand an den Kopf, während er taumelnd zu seinem Tisch zurück kehren wollte. Und dann wurde es plötzlich dunkel um ihn herum und er spürte noch, wie ihn jemand auffing und er hörte in weiter Ferne Stimmen...

 

Tristan war kreidebleich geworden, während er sich mühte, Narbor auf einen Stuhl zu setzen, und Zadok wirkte völlig beunruhigt. Er holte ein Glas Wasser und setzte es Narbor an die Lippen, während Tristan Narbor stützte, damit er nicht vom Stuhl rutschte. Seine Glieder hingen schlaff an ihm herab und sein Kopf war nach vorn gefallen, so dass Zadok ihm das Wasser versehentlich über die Brust goss, statt es ihm einzuflößen.

Oh Mann, pass doch auf!“ raunte Tristan ein wenig ungehalten.

Zadok antwortete nicht, er überging diese Bemerkung und fühlte den Puls an Nabors Hals. Er konnte einen mäßigen aber stabilen Pulsschlag erkennen und atmete erleichtert auf.

Währenddessen schien sich Narbor langsam wieder zu regen, er nahm den Kopf nach hinten und blinzelte benommen in den Raum. Überall kribbelte es in seinem Körper und er sah Tristan direkt vor sich stehen, während Zadok daneben stand und ein etwas ratloses Gesicht machte.

Narbor?“ Zadok beugte sich zu ihm runter und blickte ihm ins Gesicht.

Was... was ist passiert?“ fragte Narbor mit leiser Stimme.

Du bist einfach weg getreten. Einfach so. Du wolltest den Wirt...“

Narbor unterbrach ihn mit einer einfachen Handbewegung.

Ja, langsam erinnere ich mich wieder. Tut mir leid, dass ich euch beide erschreckt habe. Aber da war etwas unglaublich Großes... und es war von absoluter Schönheit...“ er brach ab, stand mit einem Mal auf und stieß dabei die anderen unsanft zur Seite. Er stürmte aus der Kneipe hinaus in die Dunkelheit und sah sich nervös um.

Tristan war ihm gefolgt und schüttelte den Kopf, als sähe er nur einen alternden, verwirrten Mann vor sich.

Narbor stand am Straßenrand und beobachtete die Menschen, die dort vorbei liefen. Er sah sogar in die vorbei fahrenden Autos, aber er konnte nichts ungewöhnliches entdecken. Er konnte fühlen, dass sie hier gewesen sein musste. Er war sich ganz sicher. Noch ganz schwach konnte er sie spüren, er konnte es sich nicht erklären, aber alles in ihm schrie, dass es nur die Eine gewesen sein konnte. Kaum ein Wesen war in der Lage über solche Kräfte zu verfügen.

Tristan legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. Er überragte Narbor fast um einen ganzen Kopf und mit einem mal fühlte er sich hilflos neben diesem riesigen, jungen Mann.

Komm wieder rein. Es ist kalt hier und du bist sicherlich noch geschwächt. Lass uns drinnen noch einen Augenblick sitzen und dann sollten wir eine Pension aufsuchen.“ Tristans Worte wirkten besänftigend und er nickte.

Sie drehten sich um und Tristan stieß die Tür auf. Von drinnen kam ihnen eine angenehme Wärme entgegen und sie hörten das Gemurmel der anderen Gäste, dass sofort verstummte, als sie die beiden Männer sahen.

Die Köpfe drehten sich zu ihnen um und für einen Augenblick war es ganz still. Sogar der Wirt starrte die beiden aus neugierigen Augen an.

Natürlich, dachte Nabor, sie haben es ja alle mitbekommen. Und halten mich bestimmt für einen altersschwachen Greis.

Missmutig verzog er die Lippen und setzte sich weiter in Bewegung, dicht gefolgt von Tristan. Er blickte zu Zadok, der wieder an dem Tisch saß und ging auf ihn zu.

Zadok nickte und seine Augen folgten sorgenvoll jeden von Narbors Schritten, bis er endlich Platz nahm. Auch Tristan setzte sich.

Langsam füllte sich der Raum wieder mit Gemurmel und der Wirt kam an ihren Tisch.

Geht es Ihnen wieder besser? Soll ich einen Arzt rufen?“

Der dickliche, kahlköpfige Mann schien ernstlich besorgt um das Wohlergehen seines Gastes.

Ist schon gut. Aber ich könnte ein Glas Wasser vertragen.“ entgegnete Narbor.

Wenn Sie oder Ihre Freunde noch was brauchen...“

...werden wir uns an Sie wenden. Vielen Dank.“ Narbor lächelte.

Der Wirt eilte davon. Zadok und Tristan saßen schweigend da und Tristan musste sich beherrschen, nicht einfach zu fragen, was da eben passiert war. Er brannte darauf, es zu erfahren, aber er wusste, dass es nicht der richtige Ort für ein solches Gespräch war. Und Narbor würde ihnen schon davon erzählen, wenn er es für nötig hielt.

Nervös spielte Tristan mit seinem leeren Glas, während Zadok Narbor nicht mehr aus den Augen ließ. Innerlich war er erschüttert, ja, geradezu entsetzt, war Narbor bisher doch immer der Mächtigste unter ihnen gewesen. Und noch nie hatte er erlebt, dass es etwas gab, dass ihn so dermaßen aus der Fassung bringen konnte – bis heute.

Lag es an der Prophezeiung? Zadok wusste es nicht. Aber er wusste, dass er Narbor immer hatte vertrauen können, er hatte ihn all sein Wissen gelehrt und er würde ihm jetzt genauso vertrauen. Narbor war sein Mentor, sein Gelehrter, ja, manchmal sogar was ähnliches wie ein älterer Bruder.

Der Wirt kam und stellte das Wasser auf den Tisch.

Narbor trank einen kräftigen Schluck und fühlte sich langsam wieder etwas besser. Und er hatte seinen beiden Freunden noch etwas zu erklären. Er nahm einen weiteren Schluck, stand auf und sagte: „Kommt, wir gehen. Es wird Zeit.“

 

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derrainer hallo wolke - ich möcht mich bedanken , für die bewertung von dir ,
gruß rainer
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