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Fasten - befreiend und bereichernd

Fasten

Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen mehrere Tage ohne feste Nahrung auszukommen, als ich die Tür zum Gruppenraum, in dem sich die Fastengruppe trifft, öffnete. Als ich in der Vorstellungsrunde dran war, machte ich deutlich, dass ich nur zu Infozwecken da sei und nicht vor hätte zu Fasten. Gelassen antwortete die Fastenleiterin, das wäre völlig ok und es sei schön, dass ich da wäre.

Dieses erste Treffen war gespickt mit vielen notwendigen Informationen darüber, was beim Fasten zu beachten ist und welche Besorgungen zu erledigen sind. Interessiert folgte ich den Ausführungen der Gruppenleiterin und den Antworten auf die Fragen der anwesenden Fastenwilligen. Mag es die Gruppendynamik gewesen sein, der Abend endete mit meinem Entschluss das Fasten zu probieren. Ich tat es ja freiwillig und konnte ja jederzeit abbrechen. Alles was ich nach den notwendigen Vorbereitungen zu mir nahm in dieser Zeit war: Wasser, Tee, Gemüsebrühe ohne Einlagen. Diese Tage schenkten mir die Erkenntnis, dass ich ohne Nahrung sehr gut leben kann. Es erscheint mir so, dass Mensch, nimmt er keine feste Nahrung auf, umso mehr Geistiges aufnimmt.

Die ersten beiden Tage ohne feste Nahrung waren die Umstellungstage. Die empfohlenen Leberwickel mit der dazugehörigen Ruhezeit waren  sehr hilfreich. Der Kreislauf machte etwas Probleme,  Korodintropfen halfen und Ruhepausen. Erstaunlich war, dass sich kein Hungergefühl einstellte, das war wohl der gründlichen vorausgehenden Darmreinigung zu verdanken. Ab dem dritten Tag war Power da. So viel Power, dass ich Nachteule tatsächlich morgens um fünf Uhr auf der Matte staind. Das war sehr erstaunlich. Es machte mir auch nichts aus für die Familie zu kochen. Abschmecken unterließ ich aus verständlichen Gründen. Ich setzte mich auch mit der Familie an den Tisch und löffelte mit Genuss die frisch zubereitete Gemüsebrühe. Ich aß sie mit so viel Genuss, dass meine kleine Tochter jeden Abend auch ihre Portion Fastensuppe haben wollte. Obwohl diese Suppe nicht gewürzt war schmeckte sie köstlich. Die Geschmacksknospen blühten auf und alles schmeckte viel intensiver als zuvor. Die Leberpackungen und das tägliche Trockenbürsten schenkten dem Körper ein gutes Gefühl. Es tat gut sich mit sich selbst zu beschäftigen, sich Zeit zu nehmen für sich selbst. In den Jahren danach habe ich noch zwei mal gefastet. Das erste Fastenerlebnis war jedoch nicht zu toppen. Es ist eine enorme geistige Befreiung zu wissen, dass feste Nahrung nicht unbedingt notwendig ist um sich fit zu fühlen. Es ist grandios zu erleben, wie die ersten eingeweichten getrockneten Pflaumen schmecken, wie köstlich ein Biss in einen rotbackigen Apfel ist und welch wunderbare Aromen ein Vollkornbrot mit körnigem Frischkäse und Tomaten beinhalten.

Doch dann aß ich wieder die gewohnte Alltagsküche, gesalzen, gepfeffert, gewürzt und dieses ursprüngliche feine Geschmacksempfinden verlor sich wieder.

Geblieben ist das Wissen und eine befreiende, bereichernde Lebenserfahrung.