Gedichte
Rabenklaue

Rabenklaue

Die Nacht ist schwarz.
Klickend schlagen Klauen an dein Fenster.
Rote Augen starren durch das Glas.
Krächzend hörst du ihre Stimmen.
Kreischend ihren Hunger an ihren geschändeten Leibern nagen.
Teuflisch schwarz, in Hocken, sitzen sie an deinem Fenster.
Blutig rinnen ihre vergangenen Mahlzeiten über ihre scharfen Schnäbel.
Ihre Federn füllen den Himmel, voll Regen und Mondlicht, mit finsteren Federn.

Ich weiß, wie du da sitzt.
Ängstlich versteckt hinter deinem Kissen.
Und doch mutig stehend, mit einem Schirm in der Hand.
Oder nicht?
Wieder Kratzen am Fenster; sie sind da. Lass mich das Licht sein, das die Dunkelheit deiner Seele jagt.
Das Glühen, das die Federn der Trauer aus deinem Herzen scheucht.
Das Funkeln in deinen Augen, wenn die Finsterlinge krächzend die Flucht ergreifen.
Den Widerschein des Mondes in deinem Fenster, wenn kein Vogel mehr davor sitzt.
Und das Leuchten des Mutes, wenn du dein Fenster öffnest, ohne Angst vor scharfen Schnäbeln und harten Krallen.

Aber lass mich auch das strahlende Gefühl der Genugtuung in deiner Seele sein, wenn du die letzte Rabenklaue auf deiner Fensterbank findest und weißt, dass du gewonnen hast…