Gedichte
Hoffnungsregen

Hoffnungsregen

Erinnerungsnebel hebt sich

aus zeitlich tiefem Tal und

netzt die Hänge der Gefühle.

Der Augenblick scheint

brillenlos, trägt dabei oft

auch neue Kleider.

Stunden fliegen durchs Gemüt,

wie Wind, quer durch die Stoppelfelder.

Da war die Zeit der Sommerjahre,

was fielen mir doch Früchte zu,

die häufig wollten überwintern -

in meinem großen Herzenshaus.

Zart blühten Zweige um mich rum

 – oft spür ich heute dort nur Äste.

Biegsam Pflanzen, jung im Wuchs,

sie wurden schnell zu Bäumen,

auch fühl ich unterm Rindensaft -

schon Holz in meinen Träumen.

Werf alle Ziegel nun vom Dach

und reiß die Türe nochmals auf,

dem wilden Frühling voll entgegen,

der Rückkehr meiner Sprache auch,

um dich im Flieder zu verweben – 

schenk meiner Seele Hoffnungsregen.

© ths