Kurzgeschichte
Weil der Sturm nur der Anfang ist...

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"Weil der Sturm nur der Anfang ist..."
Veröffentlicht am 27. Februar 2012, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Naja, immer etwas schräg drauf, nie richtig bei der Sache, kann mich nicht konzentrieren, wenn ich es nicht will und sehr leicht abzulenken.Ich bin aber ziemlich nett (und nervig) wenn man mich mal kennt, selbstkritisch und beeinflussbar, aber immer noch irgendwie gut drauf ... glaub ich :D
Weil der Sturm nur der Anfang ist...

Weil der Sturm nur der Anfang ist...

Beschreibung

An Alle, die glauben, sie müssten sich anpassen. Seit individuell, aber auch bedacht. Jeder ist anders und wer dafür eintritt wird glücklich leben, auch wenn das Leben vielleicht versucht, ihn wie eine Welle zu überrollen... © Richard Rohner 2012

Weil der Sturm nur der Anfang ist...

Der alte Mann sah aus dem Fenster. Der schwarze Himmel braute sich zu einem üblen Gewitter zusammen, das wusste er aus Erfahrung. Ächzend wuchtete er sich hoch und lief stockend zu dem kleinen Herd in seiner Hütte.

Wieder sah er aus dem Fenster. Sein Hüttchen stand direkt am Meer. So wie es das immer getan hatte. Er seufzte. Schweigend setzte er sich einen Tee auf und ging durch den einzigen, kleinen Raum seines Heims um einen Feuerscheit nachzulegen. So wie er es jeden Abend tat. Humpeln ging er zurück zum Herd und legte das Scheit nach. Bei jedem Schritt gab sein Holzbein einen klickenden Laut von sich.

Grummelnd trat er wieder zum Fenster. Die dunklen Wolken überzogen den gesamten Himmel, nicht ein Stern war in der kalten Nacht noch zu sehen.

Der Alte griff nach seinem Tee und nach einer Harpune an der Wand. Sein faltiges Gesicht zuckte kurz, als er den gelben Fischermantel und die Seemannsmütze über der grauen Latzhose anlegte.

Hinkend trat er an die Tür. Kaum, dass er hinausgetreten war, gab er einen gellen Pfiff von sich, einen Schäferpfiff, bei dem man Daumen und Zeigefingern in den Mund steckte, wie es sein Vater ihm beigebracht hatte, als er ein kleiner Junge gewesen war.

Aus der triefenden Dunkelheit um die Hütte herum stob ein kleiner Hund auf ihn zu. Ein Terrier. Schmunzelnd streichelte der alte Mann ihn am Hinterkopf.

Vorsichtig gingen die Beiden um das kleine Haus herum, an die Seite, die dem Strand zugewandt war. Auf der kleinen Veranda dort standen ein alter Schaukelstuhl und ein Körbchen.

Der alte Fischer brauchte etwas, bis er sich gesetzt hatte, der Hund rollte sich auf dem abgewetzten Kissen in dem Korb zusammen.

„Sag mal“, krächzte der Alte, „hab ich dir jemals vom Meer erzählt?“

Der Hund jaulte.

„Jaah, ich weiß, du siehst es jeden Tag. Aber denkst du nicht, dass da noch etwas ist? Jeden Tag sehen wir das gleiche Meer. Den gleichen Strand. Die gleichen Fische. Aber trotzdem ist es jeden Tag anders. Wir haben nur verlernt zu sehen, dass es sich verändert hat.“ lächeln trank er aus seiner Teetasse.

„Jeden Tag trinke ich hier draußen mit dir einen Tee. Glaubst du, dass das Meer und der Strand und die Fische uns auch sehen und denken; „Jeden Tag derselbe alte Mann, mit derselben Teetasse und seinem Hund“? Manchmal glaube ich das.“ Wieder trank er einen Schluck.

„Du… das Meer… es war immer gut zu uns.“, seine Stimme klang belegt, „wenn es eines Tages kommt um uns zu hohlen, dann… bist du dann bereit? Was denkst du?“

Plötzlich sprang der Hund auf und begann leidend zu fiepen.

„Jaah… ich denke auch, dass der Tag gekommen ist…“ seufzte der Alte.

Langsam setzte er seine Tasse ab und griff nach der Harpune.

„Ich bleibe hier. Wenn das Meer und der Strand und die Fische uns loswerden wollen, werde ich ihnen nicht den Gefallen tun und weglaufen.“

Der Hund jaulte noch einmal auf, dann begann er leidenschaftlich zu knurren und stellte sich vor seinen Herren.

Aus dem schwarzen Nichts, dem Meer vor ihnen, erhob sich eine gewaltige Welle. Mit einem ernsten Gesicht saß der Alte auf seinem Schaukelstuhl, vor sich sein Hund, mit gebleckten Zähnen. Die Welle kam näher. Wind peitschte den salzigen Geruch von Meerwasser zu ihnen. Ein erlöstes Lächeln umspielte die Lippen des alten Fischers, dann überrollte die Welle die kleine Hütte am Meer.

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TerrephilovanQ
Naja, immer etwas schräg drauf, nie richtig bei der Sache, kann mich nicht konzentrieren, wenn ich es nicht will und sehr leicht abzulenken.Ich bin aber ziemlich nett (und nervig) wenn man mich mal kennt, selbstkritisch und beeinflussbar, aber immer noch irgendwie gut drauf ... glaub ich :D

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TerrephilovanQ Re: Re: Re: schöne Novelle -
Zitat: (Original von Feedre am 12.07.2013 - 22:22 Uhr) gerne deine Geschichten sind lesenswert .....


Das ist Alles was sie sein sollen :) Vielen, vielen Dank
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Re: Re: schöne Novelle -
Zitat: (Original von TerrephilovanQ am 12.07.2013 - 22:17 Uhr)
Zitat: (Original von Feedre am 12.07.2013 - 22:10 Uhr) erinnert mich ein bißchen an Maugham Sommerset.
Ich finde es nicht traurig sondern mutig und gläubig
denn jedes Ende beinhaltet ja auch einen Neuanfang
vielleicht hat er den Tsunami auch überlebt....oder es war nur eine Halluzination von ihm...schön dass du dem Kopfkino auch noch was zu tun läßt....lach
Feedre


Du bringst einen wirklich schwer zum nachdenken. Schön, dass mein Gekritzel Platz für eigene Denkarbeit lässt :) Danke


gerne deine Geschichten sind lesenswert .....
Vor langer Zeit - Antworten
TerrephilovanQ Re: schöne Novelle -
Zitat: (Original von Feedre am 12.07.2013 - 22:10 Uhr) erinnert mich ein bißchen an Maugham Sommerset.
Ich finde es nicht traurig sondern mutig und gläubig
denn jedes Ende beinhaltet ja auch einen Neuanfang
vielleicht hat er den Tsunami auch überlebt....oder es war nur eine Halluzination von ihm...schön dass du dem Kopfkino auch noch was zu tun läßt....lach
Feedre


Du bringst einen wirklich schwer zum nachdenken. Schön, dass mein Gekritzel Platz für eigene Denkarbeit lässt :) Danke
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre schöne Novelle - erinnert mich ein bißchen an Maugham Sommerset.
Ich finde es nicht traurig sondern mutig und gläubig
denn jedes Ende beinhaltet ja auch einen Neuanfang
vielleicht hat er den Tsunami auch überlebt....oder es war nur eine Halluzination von ihm...schön dass du dem Kopfkino auch noch was zu tun läßt....lach
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
TerrephilovanQ Re: -
Zitat: (Original von Oskar am 30.08.2012 - 22:33 Uhr) Eine sehr stimmungvolle Geschichte. Trotz allem hat man immer das Gefühl der alte Mann hat es so gewollt, als hätte er die Wahl gehabt und ist mit seinem Leben im Reinen.

Genau so ist es auch gemeint, schön, dass es dir gefällt ^-^
Vor langer Zeit - Antworten
Oskar Eine sehr stimmungvolle Geschichte. Trotz allem hat man immer das Gefühl der alte Mann hat es so gewollt, als hätte er die Wahl gehabt und ist mit seinem Leben im Reinen.
Vor langer Zeit - Antworten
TerrephilovanQ Re: -
Zitat: (Original von GerLINDE am 23.08.2012 - 15:06 Uhr) Eine sehr schöne kleine Kurzgeschichte hast Du geschrieben.
Vom Meer, dem alten Mann mit einem Holzbein und seinem kleinen Hündchen, der alles zu verstehen schien.
Und dann......das dramatische Ende mit der Welle.

Tolle 5 Sterne!

Lieben Gruß
Gerlinde

Oh vielen Dank ^-^ Es freut mich, dass es dir gefällt!
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Eine sehr schöne kleine Kurzgeschichte hast Du geschrieben.
Vom Meer, dem alten Mann mit einem Holzbein und seinem kleinen Hündchen, der alles zu verstehen schien.
Und dann......das dramatische Ende mit der Welle.

Tolle 5 Sterne!

Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
TerrephilovanQ Re: weißt du.. -
Zitat: (Original von Teykna am 19.05.2012 - 19:18 Uhr) Ich finde.. deine Texte tiefsinnig. Sie sollten unbewusst uns zum nachdenken bringen.. uns fesseln,.. und ich finde du hast es - jedenfalls bei mir - getan.

Hehe, ja ich wollte damit ein bisschen dazu anstacheln, dass sich die Leute gedanken machen. Und wenn du dich nur fragst, was die Geschichte bedeutet... dann hab ich meine Aufgabe erfüllt ^-^
Vor langer Zeit - Antworten
Teykna weißt du.. - Ich finde.. deine Texte tiefsinnig. Sie sollten unbewusst uns zum nachdenken bringen.. uns fesseln,.. und ich finde du hast es - jedenfalls bei mir - getan.
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