Die Menscheit und die Erde ist nochmal davon gekommen und die ökologische Katastrophe hat sich durch gemeinsame Anstrengungen der Menschen, ihren Heimatplaneten zu retten nicht bis zur letzten Konsquenz ereignet und nun bereist man seiteinigen Dekaden die nähere Umgebung des Solsystems. Eines Tages erhält die Menschheit eine Einladung aus den Tiefen des Weltraums, sich auf eine Reise von tausend Lichtjahren zu machen...
Die Botschaft
Paris, April, 2134
"... was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht, mich um halb 3 Uhr morgens aus dem Bett zu schmeißen, wie du weißt, habe ich noch 4 Wochen Landurlaub und den wollte ich eigentlich mit Sandra verbringen, außerdem wartet in meinem Kakteen-Zimmer auch Arbeit auf mich...“, fauchte ich Dimitri Lakowsken, Chef der GSA in der Abteilung für Testflüge an, kaum dass ich in seinem Büro drin war.
„Auch dir einen guten Morgen, möchtest du auch einen Kaffee, oder soll ich dir aus der Krankenstation doch lieber ein Beruhigungsmittel holen?“, antwortete mein Chef ungerührt und schenkte sich weiter einen Kaffee aus der der Thermoskanne ein, die sich auf dem Sideboard an der Längsseite seines Büros befand. Dabei machten die Servomotoren seines künstlichen Kniegelenks im rechten Bein die üblichen Leerlaufgeräusche.
Konteradmiral Lakowsken war vor sieben Jahren mein Kommandant an Bord der Prometheus. Bei einem Rettungseinsatz ist ihm dann ein schweres Stahlohr auf das Bein gefallen und hat das Knie zertrümmert. Danach hat er sich in den Innendienst versetzen lassen und war nun seit dreieinhalb Jahren als Chef der Abteilung für Neuentwicklungen tätig.
Ich realisierte, das ich mich wohl etwas im Ton vergriffen hatte und leicht zerknirscht antwortete ich:
" T'schuldigung Dimitri, ein Kaffee tut's zur Not auch erst einmal.“
Also füllte mir mein Chef auch eine Mug mit dem schwarzem Gebräu, ein und gab sie mir in die Hand. Ich tat wie üblich noch 2 Löffel Kaffeeweißer hinein. Nachdem ich einen ersten Schluck genommen hatte und mein Chef wieder in seinem Sessel saß sagte er:
"Das mit dem Anruf heute Morgen tut mir Leid Kyle, meine Sekretärin ist krank und ihre Vertretung muss das missverstanden haben, als ich sie bat, dich anzurufen.
Mrs. Keffner hat wohl nicht an die Zeitverschiebung zwischen Paris und Toronto gedacht als ich ihr vor 2 Stunden die Order gab dich zu kontaktieren, was ja auch kein Wunder ist, bei dem was seit heute Morgen hier los ist."
„Ja genau, es ist ein Betrieb hier, als wären die Klingonen gelandet, und stünden vor unserer Haustür." Mein ehemaliger Captain grinste.
" Das mit den Klingonen stimmt schon etwa, nur dass sie noch nicht gelandet sind, sondern uns eine Botschaft gesendet haben; und die Haustür ist wohl irgendwo im Kuipergürtel. Außerdem scheinen es auch keine Klingonen zu sein, sondern eher die Vulkanier, um mal bei deiner Vorliebe für klassische Sciencefiction des 20. Jahrhunderts zu bleiben, aber im Prinzip hast du Recht"
Es ist wohl verständlich, das mir bei diesen Worten die Feinmotorik versagte. Mein Tabaksbeutel und die fast fertig gedrehte Zigarette fiel aus meinen Händen und verschwand auf dem Teppich unter dem Sessel, auf dem ich saß. Nachdem ich mein Rauchzeug vom Boden zusammen gesammelt hatte und ich meine Zigarette schließlich glühte, fragte ich ungläubig:
"Willst du damit sagen, die ganzen Anstrengungen mit SETI, Voyager 1-2 und Co haben sich doch gelohnt und wir haben endlich einen Gruß aus dem All bekomme?"
"Siehst du Kyle, mir ging es ähnlich, als ich heute Morgen um 6:00 Uhr hier in der Zentrale ankam und mir mitgeteilt wurde, wir hätten eine Videobotschaft aus dem All bekommen.
Aber es war kein verspäteter Aprilscherz: Sämtliche SETI - Stationen empfingen gegen 5:00 Uhr Greenwich-Zeit eine Audio-Video-Botschaft im Binärcode, welche aus dem Kuipergürtel gesendet wurde und seit 5:30Uhr wissen wir, dass sie wirklich von einer fremden Intelligenz stammt. Aber bevor ich noch lange rede, schlage ich vor, du siehst sie dir selber an."
Mit diesen Worten aktivierte der Konteradmiral eine Schaltfläche auf seinem Schreibtisch und in in der Mitte der Tischplatte schob sich eine kleine, runde Abdeckung beiseite und gab ein Hologramm-Gitter frei; gleichzeitig verdunkelte sich der Raum ein wenig, als an den elektrochomen Fensterscheiben des Büros eine elektrische Spannung erzeugt wurde.
Das Gitter projizierte zuerst ein Sternenfeld, was sich dann allmählich zu einer Galaxie, unserer Milchstraße wurde. Danach erschienen vor dem Hintergrund eines Kranzes von Sternen 2 humanoide Hände, welche einander ergriffen, bevor das Bild ausblendete und vor einem Fenster mit Ausblick auf eine fremdartige Landschaft eine jung aussehende Humanoide einblendete. Sie hatte langes olivfarbenes Haar, ihre Augen, die ein wenig mehr auseinander standen, als bei uns Menschen,waren schwarz wie Ebenholz. Die Fremde musste von einem Planeten mit hoher Sonneneinstahlung kommen, denn Ihre Haut war fast Violett. Sie trug eine Art Tunika, welche ebenfalls mit dem Emblem sich einander ergreifender Händen versehen war.
Nach einigen Sekunden hob sie ihre rechte Hand, mit der Innenfläche nach vorn und fing in einem fehlerfreiem Solar an zu sprechen.
" Seid gegrüßt, Bewohner des Solsystems, mein Name ist Thelanis von Drintan und spreche für alle freien Völker dieser Galaxis.
Wir haben euch lange Zeit beobachtet und nun festgestellt, das Ihr seit einigen Dekaden in der Lage seid, die Grenze der Lichtgeschwindigkeit zu überwinden und wir wissen, das Ihr nun bald über ein Raumschiff verfügen werdet, welches eine Strecke von Tausend Lichtjahren überwinden kann.
Daher möchten wir euch, den Bewohnern des Solarsystems nun das Angebot machen, den freien Völker der Galaxis beizutreten.
Jedoch muss sich die Menschheit würdig erweisen und deshalb laden wir euch ein, eine Reise zu unternehmen, welche euch nach Krastan VII führen soll.
Seid gewiss, das Ihr auf dieser Reise Dinge sehen könnt, welche die Menschheit sich vielleicht nur in ihren Träumen ausgemalt hat.
Schaut euch die Wunder der Milchstraße an und sammelt Wissen über die Vielfältigkeit des Lebens“, die Außerirdische machte eine kleine Pause, dann fuhr sie fort.
" Doch müssen wir Euch auch warnen; es können sich auch Gefahren und Hemmnisse in den Weg stellen, denn leider gibt in dieser Galaxis auch feindselige Völker und Lebensformen. Ebenso lebensfeindliche Planeten. Aber wir haben erkannt, dass ihr die Fähigkeit und Kraft habt mit euren Schwierigkeiten zu wachsen, deshalb sind wir zuversichtlich, dass Ihr mit eurem Raumschiff innerhalb von 5 Erdenjahren Krastan VII erreichen könnt, um Euch einen Platz unserer Gemeinschaft zu sichern.
Dieses Angebot machen wir Euch, den Bewohnern des Solsystems, weil wir an die Koexistenz der verschiedenen Völker in der Galaxis glauben und ihr habt euch nun die Chance verdient, unserem Bund beizutreten damit wir gemeinsam voneinander lernen können.Im Namen aller freien Völker sage ich nun:
Bon Voyage, oder in unsrer Sprache: R'takjum ustal."
Mit diesen letzten Worten verschränkte die junge Drintanerin die Hände wieder vor der Brust und das Bild blendete wieder zurück zu dem Logo der sich einander ergreifenden Händen vor der sich drehenden Milchstraße welche wieder eingerahmt wurde von einem Sonnenkranz.
Dann verschwand zuerst die Galaxie gefolgt von dem Sonnenkranz und nach ein oder zwei Sekunden waren auch die Hände nicht mehr zu sehen. Damit war die Botschaft zu Ende und es wurde wieder heller im Büro, nachdem die Blende des Holoprojektors wieder an ihrem Platz in der Mitte des gefahren war und gleichzeitig die Fensterscheiben transparent geschaltet wurden.
Ich sagte lange Zeit kein Wort , Dimitri ließ mir Zeit, das Ganze zu verdauen und schenkte mir Kaffee nach.Obwohl die Einladung der Drintanerin höchstens eineinhalb Minuten gedauert hat, war ich natürlich schwer beeindruckt. Ich trank einen Schluck von dem schwarzen Gebräu und drehte mir eine neue Zigarette, denn die vorige war während der Ansprache von Thelanis im Aschenbecher verglüht, Mein Chef stopfte sich eine Pfeife.
"Nun ist mir auch klar, warum sich Mrs. Keffner bei mir etwas vertan hat, wenn so etwas geschieht kann man auch schon mal einen Fehler machen. Entschuldige bitte nochmal meinen Zwergenaufstand als ich bei dir hereingeplatzt bin“, beendete ich das Schweigen.
"Schon vergessen. Ich weiß ja inzwischen, dass du manchmal etwas cholerisch reagierst wenn es um deinen Schlaf geht", erwiderte mein alter Freund augenzwinkernd.
"Wann wird die Botschaft freigegeben, ich nehme an sie ist noch unter Verschluss, bis unsere lieben Volksvertreter sie sich angesehen haben?“
" Um 12:00 Uhr Greenwich Zeit wollen die Vorsitzenden der Solar Regierung vor die Kameras treten und dieses bedeutsame Ereignis verkünden. Ich nehme an, danach wird das Solsystem nicht mehr das alte sein.
Aber ich nehme an, es wird schon in kürzerer Zeit die Runde machen. Wie du dir denken kannst wird man so einen Vorfall nicht länger als zwei Stunden geheim halten können und hier in der Zentrale hast du ja schon die ersten Auswirkungen miterlebt“, der Admiral machte eine kleine Pause.
„Aber eigentlich habe ich dich nicht herbeordert, um dir die Videobotschaft zu zeigen; es war eher Zufall, das sich die Drintaner diesen Tag ausgewählt haben."
"Was kann denn noch wichtiger als ein Hallo aus dem All sein, um mich um halb 3Uhr morgens aus dem Bett zu holen?"
"Wie gesagt, Du solltest eigentlich erst gegen 14 Uhr hier eintreffen, aber das ist ja nun egal. Du weißt ja von unserem Projekt in Kenia, wo der Prototyp eines neuen Langstreckenraumers gebaut wird."
"Wenn ich dass nicht wüsste, wäre ich nicht Pilot bei der GSA. Nun spann mich nicht noch länger auf die Folter, was ist mit unserer neuen Hoffnung für Interstellarflüge?", fragte ich den Flottenchef für Neuentwicklungen nun etwas ungeduldiger und unterdrückte ein leichtes Gähnen.
Der Admiral wurde jetzt doch ein wenig ernster:
"Mit der Licorne ist nichts, aber leider ist vor 2 Tage ist Xiang Wen bei einem mysteriösem Gleiterunfal schwer verunglückt und liegt nach einer Notoperation in Heilstase. Die Techniker nehmen zur Zeit seinen schwer beschädigten Gleiter auseinander um die Ursache von Xiangs Unfall herauszubekommen.
Jetzt brauchen wir natürlich einen neuen Projektleiter und Captain für das Projekt TR-X01. Die Nachrückerliste war nicht sehr lang, sie enthielt nur die Namen von 4 Kandidaten, aber ich habe mich bei meinen Kollegen für dich stark gemacht denn außer Xiang Wen hast Du mit die meiste Erfahrung in Langstrecken-Raumflügen. Nicht zu vergessen deine Entschlusskraft in ungewöhnlichen Situationen"
Mein Einsatz vor drei Jahren, als meine Crew und ich die Besatzung der Felintis, aus Raumnot rettete, musste doch mehr Eindruck auf Damen und Herren Admirale gemacht haben als bisher angenommen hatte.
Wir testeten zu dem Zeitpunkt einen Raumfrachter der G-Klasse als wir bei Zeta Herculis den Notruf der Weltraumyacht empfingen. Ihr Antrieb war durch den Einschlag eines Asteroiden so schwer beschädigt worden, dass sie nicht mehr aus eigener Kraft in das Sonnensystem zurückfliegen konnten. Zum Glück war die Yacht klein genug, dass sie in einen der Frachträume unseres Großraumtransporters passte, wir konnten so nebenbei auch die Multifunktionalität dieser Frachterklasse erfolgreich testen.
"Eigentlich kann ich dir nicht befehlen das Projekt weiterzuführen, du hast ja schließlich Urlaub, wie du mir ja vorhin lauthals klargemacht hast", unterbrach der Admiral mit leichtem Sarkasmus meinen gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit.
"Aber ich vermute, dass du dir diese Gelegenheit trotzdem nicht entgehen lässt."
"Touché, Herr Admiral, natürlich wäre es eine große Ehre für mich, Das Projekt Licorne weiterzuführen und zum Abschluss zu bringen"
Konteradmiral Lakowsken straffte sich und griff in eine Schublade an seinem Schreibtisch, holte ein einen kleinen, durchsichtigen Plastikwürfel hervor in dem sich ein Kristall befand und sagte in den nun eingeschalteten Protokollrekorder:
„Captain Wilkens, ich gebe Ihnen den Auftrag, das Projekt „TR-X01“ zu Ende zu bringen, einschließlich der anschließenden Erprobung im All.“ Ich nahm jetzt ebenso eine ernstere Haltung ein und erwiderte:
„Admiral Lakowsken, ich nehme diesen Auftrag an und werde mich bemühen, das in mir gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen“
Dimitri reichte mir die den kleinen Würfel. “ Hier sind alle relevanten Daten über das Projekt enthalten, einschließlich das komplette File mit der Botschaft und eine Sternkarte der Drintaner, du wirst sie wahrscheinlich brauchen, denn es müsste mit dem Teufel zugehen wenn die Licorne nach Fertigstellung nicht auf die Reise geschickt wird. Ich wünsche dir alles Gute für deine neue Aufgabe.“
Der Admiral sah auf seinen Chronometer. „Nun muss ich dich leider verabschieden, ich habe in 5 Minuten ein Treffen mit Professor Kontas in der Astrometrik. Ich werde werde Nairobi wissen lassen das du der neue Projektleiter bist, und morgen dort eintreffen wirst. Grüße Sandra von mir, Kyle, sag ihr es tut mir Leid, das du deinen Urlaub abbrechen musst.“ Ich erwiderte:
“Mach dir keine Sorgen Dimitri, zum Glück bin ich in Nairobi nur eine ¾ Stunde von Toronto entfernt und kann ab und zu nach Hause fliegen. Bis später dann, ich ruf dich von Nairobi aus an.“ Ich steckte den Datenwürfel in eine Innentasche meiner Uniform und verließ das Büro.
Dies war das erste Kapitel, Fortsetzung folgt...
Ich hoffe, es hat euch gefallen und würde mich über Feedback freuen.
Nightwriter