Wir leben in der Gegenwart, aber was passiert wenn die Vergangenheit uns einholt und die Zukunft nichts gutes verheißt?
„Das wird die beste Klassenfahrt aller Zeiten“, schrie Nina zu ihrer Freundin. Wir drängelten durch die Menge und warteten darauf, dass der Busfahrer unser Gepäck verstaute. Nina ergatterte den letzten Doppelsitzer und kicherte über diejenigen die nun einen unangenehmen Sitzpartner bekamen. „Da hatten wir ja wohl Glück mit unseren Plätzen.“
„Ja.“, murmelte ich besorgt zu meiner Freundin. „Ach komm schon Mariechen, jetzt macht dir keine Sorgen und hab ein wenig Spaß. Es wird schon nichts passieren und Luca ist gut aufgehoben bei deiner Tante Li.“ Ich seufzte, drückte mich in den Sitz und schloss die Augen. Nina hatte recht. Ich machte mir viel zu viel Sorgen um meine kranke Mutter und meinen erst zweieinhalb Jahre alter Bruder Luca. Ihre Mutter hatte ihr letztes Geld für diese Reise zusammengekratzt und jetzt hatte Marie überhaupt kein Spaß daran.
Nachdem alle ihren Platz eingenommen hatten, setzte sich der Bus in Bewegung.
Herr Schuster nahm das Mirko in die Hand. „ So auf geht’s ins Vergnügen. Auf zum Europa Park.“ Die Jungs grölten und die Mädchen kicherten. „Wir werden in etwa zweieinhalb Stunden im Hotel Castillo Alcazar einchecken und dann die Zimmer aufteilen. Bis zehn Uhr könnt ihr euch umschauen und dann ist Nachtruhe. Morgen um Acht gibt es Frühstück, alles weitere könnt ihr den Plänen entnehmen, die jetzt verteilt werden.“ Zwei Schülerinnen drückten die Wochenpläne den anderen in die Hände. „Um halb zehn werden wir uns gemeinsam die Arena Show ansehen und vergisst nicht euch Notizen zu machen, denn ihr müsst am Ende einen Aufsatz und einen Test über den Park schreiben.“ Die Schüler stöhnten auf. Klar hatte die Reise auch einen Haken, aber außer den Lehrern schien alle das zu verdrängen. Der Park bot eine kleine Weltreise an und das machten die Lehrer sofort sich zu Nutze und uns etwas bei zu bringen.
Das Grölen, der ersten Reihen ließen die auch diejenigen aufschrecken, die die Fahrt zum Schlafen genutzt hatten. Der Bus hielt und jeder versuchte als erstes sein Koffer und den Zimmerschlüssel zu ergattern. Ich und Nina teilten uns mit Lisa und Katrin, den Strebern aus unserer Klasse, ein Zimmer. Wir packten unser Gepäck aus und aßen im Sozialraum unser Abendbrot.
Nach dem Frühstück, machten wir uns auf dem Weg zur Show. Am Ende der Show dürfe die ganze Klasse zu den Schauspielern, die Jungs gingen mit den Jungs zu den Männern in Rüstung, während Frau Meier mit den Mädels zu den Pferden ging. Danach gingen alle zu ersten Attraktion. Ein spanischen Kutschenkarussel, das sich vorwärts und rückwärts drehte. Die ersten wollten sich drücken, doch die Lehrer bestanden drauf, dass alle mitfuhren. Ich stolperte beinahe, bei dem Versuch mich in die Gondel neben Nina zu setzen, was Lena natürlich nutze. „Guckt mal Miss Altkleidersammlung kann noch nicht einmal in eine Gondel einsteigen.“ Weitere Mädels in der Umgebung lachten mit ihr. Marie wurde rot und stieg in die Gondel. „Mach dir Nichts draus Marie, das kann jeden passieren. Lass dich nicht von dieser blöden Schicki-Micki Lady namens Lena einschüchtern.“ Tja, dachte ich. Das ist schon passiert. Nach der Fahrt bildeten sich Gruppen, doch die meisten machten sich zum Silver Star auf. „Komm schon. Die Schlange ist schon lang genug“, drängelte Nina. Ich war nicht scharf auf die Achterbahn fahren, doch ich hatte es ihr versprochen.
„Geht’s dir gut. Du bist ganz blass im Gesicht, Marie.“
„Ist schon in Ordnung. Mir ist nur schlecht.“
„Wir sollten lieber ins Hotel gehen, damit du dich erholen kannst. Ist sowieso schon spät, komm.“ Nina nahm besorgt den Arm von Marie und sorgt sie mit. Wie es das Schicksal wollte, war natürlich das Hotel am anderen Ende des Parks, so bekamen die anderen Schülern genug Gesprächsstoff für den Rest des Tages. „So legt dich hin Marie. Bist du dir sicher, dass ich Frau Meier nicht holen soll. Du siehst gar nicht gut aus.“
„Danke für das Kompliment, aber nein ich brauch nur etwas Ruhe. Ich hätte mit dieser verfluchten Achterbahn nicht fahren sollen.“ Ich legte ein falsches Lächeln auf um Nina zu beruhigen.
„Nina, willst du mit uns kommen. Wir wollen zur Wasserbahn. Ohh.“Lisa kam ins Zimmer gestürmt. „Nein, tut mir leid.“ Bevor Lisa das Zimmer verlassen konnte, rief ich sie zurück. „Warte mal Lisa, nimm Nina mit.“ Nina verdrehte ihre Augen. „Jetzt guck mich nicht so an. Du wirst jetzt mit gehen und Spaß haben. Ich will mir das nicht später anhören müssen, dass ich dir die ganze Fahrt verdorben habe. Jetzt geh schon.“ Ich scheuchte beide Mädels raus, schloss dir Tür wieder und schmiss mich aufs Bett. Ich griff zu einer Tasche um das Notizbuch, das wir von den Lehrern zuvor bekommen hatten, herauszuholen, dabei viel ein weiteres Büchlein raus. Ein rotes, Steinchen-verziertes Buch, das mit einem Schloss versehen war. Mein Tagebuch. Ich schlug es auf, nahm ein Stift zur Hand und schrieb.
   06.07.2010
Liebes Tagebuch,
Wir sind endlich auf Klassenfahrtim Europa Park! Und schon ist mir kotzübel, aber dazu komm ich später. Wir sind gestern Abend mit dem Reisebus am Hotel angekommen. Natürlich hat meine beste Freundin Lena *kotzt* mal wieder die Chance ergriffen mich als „Miss Altkleidersammlung“ zu krönen. „Ein Make up Monster reicht in unseren Reihen“, wollte ich kontern doch es blieb beim Gedanke. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich und Nina haben um ein gemeinsames Zimmer gekämpft und haben es geschafft. Außerdem sin noch Lisa und Katrin auf unser Zimmer. Wir haben heute die Show „König Arturs Schwert“ angesehen und unterhielten und anschließend mit den Darstellern und fütterten die Pferde. Nach einem Abstecher beim nahliegenden Kutschenkarusell, wo ich mich natürlich wieder vor Lena und Christian blamierte, ging ich mit Nina zum Silver Star. Ich wollt sich noch überreden mit etwas anderen zu fahren, aber wenn die sich was in den Kopf gesetzt hat, bleibt sie stur. Es war der größte Fehler den ich gemacht hatte und mein Magen kann es gern bezeugen. Nun muss ich aber Schluss machen, Abendbrot ist Pflicht, auch wenn man nichts isst. Immer diese blöden Lehrerregeln blöd oder? ( Fortsetzung folgt)
„Na geht’s dir besser“, begrüßte mich Nina und hielt mir den Platz neben ihr frei. Ich nickte und setzte mich zu ihr. „Wenn du meinst. Irgendwie bist du immer noch blass. Hier trink das.“ Sie gab mir ein Glas und füllte es mit Apfelsaft. Ich wollte es ihr zurück geben, doch dann hätte ich ihr bestätigt, dass ich log. Nicht das ich nicht gesehen hätte das sie es schon wusste, doch ich nahm tapfer das Glas und trank es mit einen Schluck. Damit gab sich Nina erst einmal zufrieden. „Und wir war die Wasserbahn?“, fragte ich um das Thema zu wechseln. Nina begann sofort an zu quasseln, dass sie Wasserbahn echt klasse war und Lisa total nass geworden ist und sich noch umziehen musste und mehr hörte ich gar nicht mehr. Lena und Christian kamen in den Raum und setzten sich am Tisch gegenüber. Der Mitläufer- Clan der Beiden grölten wie die verrückten. Bis Herr Schuster ihn mit einem ruhigen Ton befahl an den anderen Tischen platzt zunehmen. Bevor wir zu aßen begannen, hielt Herr Schuster eine Rede. „Nun ich hoffe der erste Tag hat euch gefallen und bevor ihr jetzt zu essen beginnt, will ich euch dran erinnern, dass es morgen früh zwei Shows anstehen. Die Jungs gehen mit mir als erstes zur Bomboe Baai Show und die Mädchen gehen mit Frau Meier zur Eis Show. Danach wechseln wir und sehen jeweils die andere Show an. Hiernach könnt ihr dann wieder denn Park alleine erkunden. Nun jetzt muss ich heute noch jemand gratulieren. Heute ist Christian 18 Jahre geworden. Wir wünschen dir alles liebe zum Geburtstag und jetzt einen guten Appetit.“ Alle begannen alle zu essen. Nina beäugte mich die ganze Zeit, sodass ich schließlich doch ein halbes Brot zu mir nahm. Nina und ich waren die ersten die zurück ins Zimmer gingen, sodass wir noch genügend Zeit hatten unsere Notizen abzugleichen und die ersten in den Waschräumen waren.
 „Mist, ich habe mein Duschegel vergessen. Ich geh schnell zurück und hol es, geh du schonmal vor Marie.“ Ich wollte widersprechen doch Nina war schon weg und ich beschloss ihr eine Dusche freizuhalten. Unterwegs traf ich Christian und seine Freunde mit Alk in den Händen auf den Flur. „Wir sollten das lieber nicht machen, wir bekommen sicherlich Ärger.“ Doch Mike und Flo drängten Christian. Ich sah ihn in die Augen und schüttelte den Kopf, als ich an ihnen vorbei ging. Ich betrat den Waschraum und ging zu den Duschen, ich fragte mich ob ich auf Nina warten sollte, doch ich beschloss schonmal duschen zu gehen, da ich mit dem föhnen meiner dicken langen Lockenmähne länger brauchen würde. Ich kam gerade aus der Dusche als Nina den Waschraum betrat. „Sorry, ich wurde noch von Lisa aufgehalten, die ihr Shampoo vergessen hat und mich bat ihr meins zu leihen. Könnte ich deins benutzen, nur heute bitte.“ Ich nickte und drückte ihr mein Shampoo in die Hände. Ich zog mir mein Schlafkleid an und meinen Bademantel drüber. Ich hasste es wenn mich jemand so freizügig sah. Nina meinte zwar ich spinnte, doch ich fand mich zu dick. Also ging ich zu den Spiegeln putze mir schnell die Zähne und begann dann meine Locken zu zähmen. Ich kam gerade zum Schluss als Nina aus der Dusche kam. Im Waschraum wurde es fülliger, also meinte Nina, dass ich schonmal aufs Zimmer gehen solle, da es wohl noch länger dauern würde. Ich nickte und ging aus dem hitzigen und stickigen Waschraum raus.
Ich bog gerad um die Ecke als mich jemand gegen die Wand schubste und gegen sie drückte. Ich brauchte einige Zeit und zu erkennen wer es war. „Mike“, quickte ich. „Ganz genau. Was du vorhin gesehen hast, bleibt unser Geheimnis. Du hast nichts gesehen und es ist nichts passiert, hörst du.“ Er schüttelte mich. Ich versuchte zu nicken, was gar nicht so einfach war da Mike mich bereits am Hals festhielt. „Wie ich sehe verstehen wir uns. Also wirst du es niemanden erzählen, wenn ich aber höre das petzen warst wirst du was erleben.“ Er lies mich los und rannte den Flur runter. Ich sank an der Wand runter und bis ich wieder klar in Kopf war. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, was da gerade genau passiert war. Ich nahm nur meinen Kulturbeutel und ging zügig weiter. Ich war so durcheinander das ich beinahe Christian über den Haufen gerannt hätte. Ich ließ den Kulturbeutel fallen. „Tschuldigung, ich hätte besser aufpassen sollen“, murmelte ich zu Christian, der sich ebenfalls bückte und mit half alles wieder in den Kulturbeutel zu räumen. „Du musst dich nicht entschuldigen, ich hätte meine Augen aufmachen sollen.“ Wir standen auf und Christian gab mir die Tube Gesichtscreme in die Hand und grinste mich an. „Ich werde nichts Herr Schuster oder Frau Meier erzählen“, platzte aus mir raus. Er kräuselte seine Stirn. „Tu nicht so, du hast doch bestimmt Mike geschickt, also.“ Er wollte was erwidern, doch ich rannte schon den Flur runter und schlug die Tür hinter mich zu. Warum hatte er nur so doof gegrinst, fragte ich mich. Bis ich begriff was gesehen war. Ich habe ihn, beinahe in Badmantel und rosa Hauspantofffeln überrannt. Meine Wangen färbten sich rot und ich verschwandt unter der Bettdecke. Wie peinlich. Ich genoss die Stille im Zimmer und schlug mein Tagebuch auf.
06.07.2010
…….
Befinden wir uns auf dem Planet der Affen? Scheint so. Der Oberaffe ist heute 18 Jahre geworden und heißt Christian Hansen. Er hat einer seiner Gefolgsleute auf mich gesetzt nur damit ich ihn nicht an Herr Schuster verpetze. Mike hat mich am Waschraum abgefangen mir gedroht. Als ob es mich interessiert, das sie sich irgendwelchen Alk durch die Kehlen laufen lassen. Sollen die doch dran verrecken. Als er mich endlich wieder losließ und ich wieder Luft holen konnte, rannte ich auch noch, in Bademantel und Kuschelpantoffeln, in die Arme von Christian. Das bringt Gesprächsstoff für den Rest der Woche! *seufz*
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Nina kam ins Zimmer, also schloss ich schnell mein Tagebuch und hängte mir den Schlüssel um den Hals. „Du schreibst immer noch Tagebuch“, bemerkte sie und wechselte das Thema. „Du wirst nicht glauben was du verpasst hast. Miss Ich – bin – beliebt – und-bekomm – deswegen – alles – was – ich – will, kam in den Waschraum, um sich zu duschen. Doch das Warmwasser wurde schon vor etwa zehn Minuten ausgestellt. Sie machte Radau und wollte durchsetzen, dass das Hotel das Wasser nochmal anstellte, doch dies ermahnten sie mit dem Rauswurf und schickten sie auf ihr Zimmer. Jetzt muss sie morgen vor den Frühstück duschen gehen.“ Wir lachten und ich hang meinen Bademantel an die Tür zum trocknen. Nina starrte mich an. „Jetzt starr mich nicht so an. Meinen anderen Schafanzug hab ich nicht gefunden, also musste ich dieses Schlafkleid einpacken.“ Ich fummelte und zupfte an allen Seiten herum. „So mein ich das doch nicht, dass weiss du ganz genau. Du weißt kannst genau das es dir steht und jetzt hör auf dran zupfen. Wenn du Bloß zwischendurch etwas feminiere Sachen anziehen würdest, würden die anderen dich nicht mehr so schikanieren.“ Den letzten Satz murmelte sich vor sich hin und war wohl nicht für meine Ohren gedacht. Ich ging nicht weiter drauf ein und kuschelte mich in meine Decke. Ich überlegte, ob ich Nina über den Vorfall auf den Flur aufklären sollte doch dann kamen auch schon Lisa und Katrin ins Zimmer und die Frage beantwortete sich von selbst.
Ich wachte natürlich wieder viel zu früh auf am nächsten Morgen. Ich drehte mich nochmals auf die andere Seite, doch ich wusste, dass es nichts bringen würde, also stand ich auf. Ich zog mir meine ungeliebte enge Röhrenjeans an und ein T-Shirt, das mir Nina zum 17. Geburtstag Geschenk hatte. Ich sah in den kleinen Spiegel der im Zimmer an und fragte mich zum tausendsten Mal wir die Mädchen aus ihrer Klasse in solche Sachen rumlaufen konnten. Ich mochte es eher bequem. Ich wollte mich umziehen, doch da so früh mich keiner sehen würde, konnte ich genauso gut später noch umziehen. Ich nahm meinen Kulturbeutel und zog die Tür leise hinter mich zu. Es war so still auf den Fluren, das man wohl eine Stecknadel fallen gehört hätte. Außer ein paar Hotelangestellte waren die Flure leer. Ich grüßte eine Putzfrau freundlich und betrat den Waschraum. Ein Vorteil von Frühaufstehern war, dass das lässige drängeln um einen Platz am Waschbecken und Spiegel zu erlangen wegfiel. Heute beilte ich mich, weil ich mich so sehr auf die Eisshow freute. Ich interessierte mich schon immer für den Eissport und wenn ich nicht so ungelenkig und unsportlich wäre, wär ich bestimmt Eislaufkünstlerin geworden. Pfeifend betrat ich den Flur, der immer noch ausgestorben war und ging Richtung Zimmer. Doch plötzlich ging die Waschraumtür der Jungs auf und ich wäre beinahe davor gelaufen. „Ohh, Tschuldigung ist dir was passiert?“, fragte mich eine bekannte Stimme. „Ich dachte ich wäre der Einzige der schon wach sei.“
„Na so kam man sich täuschen“, ich wollte gerade ihn anschreien, als in smaragdfarbene Augen von Christian starrte. Ich stammte eine Entschuldigung. „Ich hätte genauso aufpassen können. So langsam häuft es sich.“ Ich wollte gerade weiter gehen als Christian mich am Arm packte, ich wollte schreien doch ich tat es nicht. Er zog mich mit in den Vorraum des Männerwaschraumes. „So bevor du jetzt wieder abhaust. Erklärst du mir bitte, was das gestern sollte.“ Ich riss meinen Arm los und schaute ihn in die Augen. „Du weist schon. Mike hatte mich gestern abgepasst und gemeint das ich nicht sagen sollte was ich gesehen habe auf den Flur.“ Er verstand immer noch nicht. „Jetzt guck nicht so du hast ihn doch geschickt damit er mir sagt, dass ich vergessen soll, dass ich euch mit den Alk gesehen habe.“ Jetzt wurde ihm alles bewusst. „Jetzt versteh ich.“ Er griff wieder meinen Arm. „Hör zu, Marie. Ich habe weder Mike geschickt noch habe ich Alkohol getrunken, hörst du.“ Ich riss mich ein zweites Mal los und rannte aus dem Waschraum, als mir Lena in die Arme lief. „Kannst du nicht aufpassen, dumme Kuh.“ Bis bemerkte wo ich raus gestürmt kam. „Ohh hast du dich verirrt oder kannst du nicht lesen. Auf dem Schild klebt Herren WC.“ Sie lachte. Mir kamen die Tränen und rannte einfach weiter. Ich sah noch wie sie Christian entdeckte und ihm eine Kuss auf die Stirn gab und auf eine Erklärung wartete, doch er reagierte nicht. Ich ging um die Ecke und riss die Zimmertür auf, wo bereits alles im vollen Gange war. Lisa und Katrin gingen gerade raus und Nina eilte auf mich zu als sie die Tränen die über meine Wangen rangen sah. „Was ist passiert?“
„Lena … Christian… Männerklo…?“ schluchzte ich und warf mich in den Armen meiner Freundin. Sie tröstete mich. Sie wollte wissen was geschehen war, doch sie drängte mich nicht. Ich setzte mich aufs Bett, als ich mich etwas beruhigt hatte und erklärte ihr alles, doch das genaue Gespräch mit Christian ließ ich aus. „Diese dumme Pute und ihr Götterhahn, wenn ich die in die Finger kriege, dann ….“
„… wirst du nichts unternehmen, da ich sonst nicht mehr mit dir reden werde, hörst du.“ Wütend stand Nina auf, warf mir einen bösen Blick zu und stimmte mir zu. Ich zog mich um und dann gingen wir zum Frühstück.
Wie vorauszusehen, wusste nun die ganze Klasse über den Vorfall von heute Morgen Bescheid und kicherten, sobald ich an ihnen vorbei lief. Da die Eis Show früher begann, sammelt Frau Meier die Mädchen ein um sich auf dem Weg zu machen. „Bei dir glitzern ja immer noch Sternchen in den Augen“, neckte mich Nina. „ Hast du diese wunderschönen Kostüme und dieser Läufe einfach nur –Wow.“ Nina kicherte. „Du hast ja recht, aber keiner ist so begeistert wie du, aber sobald es um Eiskunstlauf geht, schalten bei dir sämtliche Hirnzellen ab und du setzt die rosa Brille auf.“ Ich gab ihr einen leichten Stoß gegen die Schulter und lachte mit ihr. Nun machte sich Frau Meier mit uns auf dem Weg zur nächsten Show, da wir etwas zu früh dran waren, fuhren viele noch mit der angrenzenden Achterbahn. Ich war diesmal schlau gewesen und wartete mit Frau Meier am Ausgang. Die Mädels kamen gerade raus, als die Show beendet war und den Einlass gewährt worden war. Wir trafen, auf die Truppe von Herrn Schuster und gingen dann auf unsere Plätze. Mir wurde etwas schwindelig von der schwülen, tropischen Luft, doch die Show die sich anbot war dies wert. Die bunten, gut geschnittenen Kostüme waren einfach herrlich und die Darsteller bewegten sich in denen wie Gazellen. Ich war froh als ich die Halle verlassen konnte und die frische Luft einatmen konnte. Ich ging mit Nina zur Wildwasserbahn und danach besuchten wir noch den Nachbau einer norwegischen Kirche, wo geheirate werden konnte und gingen anschließend zur versunkenden Stadt Vineta und sahen uns begeistert um. Schließlich machten wir uns auf dem Weg zurück. Unterwegs ließen wir uns auf einer weiteren Wasserbahn durchschaukeln und gingen dann zurück zu Hotel. Nachdem Abendessen schlichen wir uns schnell in die Waschräume, damit wir keinen mehr begegnen konnten um uns dumme Sprüche reindrücken. Nina ging nochmal zurück, um ihre brüste zuholen, also holte ich mein Tagebuch heraus.
07.07.2010
Liebes Tagebuch,
Willkommen in der Hölle! Es stört mich keines Wegs das ich Frühaufsteher bin, doch lieber Gott, warum hast du mich nicht heute länger schlafen lassen. Warum? Christian ist auch Frühaufsteher und hat mir heut Morgen die Waschraumtür der Männer vor die Nase gehauen. Ich wollte ihn zusammenstauchen, doch diese verflixten grünen Augen sahen mich verwundert an und schon stand ich im Männerwaschraum. Er wollte wissen wie ich es gestern gemeint hatte. Er schwor mir nicht Mike auf den Hals gehetzt zu haben. Ob ich das glauben soll? Naja. Ich bin jedenfalls aus den Waschraum gestürmt und wie das Schicksal es wollt, lief ich schnurstracks in die Arme von Lena, die es vor dem Frühstück, noch der ganzen Klasse erzählt hatte.Herr Oberaffe hatte nicht beabsichtigt die Situation aufzuklären und stand nur blöd an der Seite seiner Freundin. Die armen Affen tun mir leid *grins*. Naja dafür waren die Vorstellungen heute echt klasse. Die Eis-Show, wie du dir denken kannst, war ausgezeichnet und die Bomboe Show war genauso gut. Diese gut bearbeitete Kostüme und die sämtlichen Farben waren wunderschön. Ich musste kurz kichern, da ich mir vorstellen musste wie die Jungs zuvor die Darstellerinnen in den knappen Kostümen gesehen hatten. Ich muss vielleicht den Park vorschlagen am Eingang ein Schild „streuende, tollwütige Männer müssen draußen bleiben“ oder „pubertierenden Jungsens ist der Zugang verwehrt“. Naja mal gucken was uns morgen erwartet ich hab was von Zaubershow, Akrobatik und Tanz gehört.
Ich zog die Decke bis zu meinem Kinn hoch und schlief schnell ein, sodass ich Nina nicht mehr hörte als sie zurück kam. Ich wachte erst auf als mich jemand an die Schulter fasste und mich schüttelte. „Wach auf Marie. Wir müssen los. Komm schon.“ Ich öffnete die Augen und sah in die verwunderten Augen meiner Freundin. „Wie spät haben wir?“, fragte ich als ich mich langsam aufrichtete. „Zehn nach sieben. Jetzt beeil dich.“ Ich riss die Augen auf und sprang aus dem Bett, jedoch ließ ich mich direkt wieder aufs Bett fallen, da mir vom schnellen auf stehen schwindelig wurde. „Warum hast du mich nicht vorher geweckt?“
Als Antwort murmelte sie was von, dass sie mich nie wecken bräuchte und das ich die Nacht wohl sehr unruhig geschlafen hätte. Ich musste ihr recht geben, normalerweise weckte ich sie und nicht umgekehrt. Ich griff nach frischen Sachen zog sie über rannte zum Waschraum putzte mir die Zähne schnell und kämpfte mich durch den wirwar an Locken. Um viertelvor acht war ich wieder auf dem Zimmer warf den Kulturbeutel aufs Bett nahm den Arm von Nina und zog sie hinter mir her. Wir kamen noch rechtzeitig zur Besprechung des Tages. Ich schnitt schnell zwei Brötchen auf belegte sie mit Wurst und Käse, das erste stopfte ich mir schnell rein das andere aß ich unterwegs zum Teatro dell Àrte. Heute hatte ich wirklich ein schlechten Tag erwischt bemerkte ich als die Show zu Ende war. Nicht das ich mich völlig blöd anstellte als mich ein Artist auf die Bühne holte ein, einer der Tauben schiss mir auch noch aufs T-Shirt und trotz dieser Vorfälle wusste ich das noch nicht alles überstanden war. Da wir nun zwei Stunden Freizeit hatten gingen wir zurück zum Hotel damit ich das T-Shirt wechseln konnte. Da wir noch etwas Zeit hatten fuhren wir mit dem EP- Express, der durch den Park fuhr, bis zum Haupteingang an den wir uns mit den Anderen trafen. Alle waren aufgeregt, da keiner genau wusste was die Lehrer vorhatten. Sie teilten uns in zwei Gruppen, Mädchen und Jungen und führten uns erklärten uns, dass auf dieser Fahrt jeder mit fahren muss und dass jeweils ein Junge und ein Mädchen nebeneinander sitzen wird. Sie reihten uns nach der Klassenliste hintereinander ein. Da eine Mauer zwischen den beiden Eingängen war konnte niemand vorher wissen wer neben ein saß. Doch was mich störte war nicht, dass ich nicht wusste wer neben mir sitzen würde, sondern, dass es sich hier um ein Schloss handelte. Lena musste wohl herausgefunden haben, an welcher Stelle Christian stand und drängelte sich hinter mir. Doch ihr war nicht bewusst, dass Kevin eine Sondergenehmigung von er Schuster bekommen hatte nicht mitfahren zu müssen. Ich ging zu Gondel setzte mich hinein und wartete auf meinen Mitfahrer. Ich sah zu Nina und sah wie Lena los schrie und an Frau Meier vorbei wollte. Ich drehte mich um und sah wer neben mir einstieg. „Hallo“, Christian grinste mich an. Ich wollte mich beschweren, doch die Gondel fuhr schon los. Was mach ich hier nur, fragte ich mich. Ich schrak natürlich bei allen Geistern und Spinnen, die den Wagen kreuzten zusammen.. Ich hörte neben ein leises kichern. Dann hielt plötzlich die Gondel an. Zum Glück war es dunkel, da sich gerade mein Kopf purpurrot wurde, weil ich mich so schämte. „Warum geht das nicht weiter“, murmelte ich vor mich hin als eine Durchsage kann. „Liebe Fahrgäste, leider haben wir ein technisches Problem. Unser Techniker wird sich um das Problem kümmern. Bleiben Sie ruhig sitzen und brechen sie nicht in Panik aus. Es wird etwa zehn bis fünfzehn Minuten weitergehen.“ Dies wiederholte die Stimme in vielen weitern Sprachen. „Toll“.
„Tja, da muss du wohl noch länger mit mir in einer Gondel in diesem schrecklichen Schloss bleiben.“ Ich wurde wieder rot. Ich hatte Recht, dachte ich mir. Der Tag war der Schlimmste aller Zeiten. Ich saß mit dem kichernden Affen in einer Gondel fest, der nur darauf wartete alles Lena zu erzählen. Na Toll. Christian unterbrach mich mit einer Frage. „Was hast du gerade gesagt ich hab dir nicht zugehört.“
„Das mit gestern tut mir echt leid, Marie“. Ich schaute verwundert zu ihm und versuchte zu erkennen ob er es ernst meinte. „Jetzt starr mich nicht so an, ich wollte alles aufklären doch Lena ließ mich nicht ausreden.“ Ich wendete meinen Blick ab. „ Ist schon in Ordnung. Lena hätte auch einen anderen Grund gefunden mich Fertig zumachen.“ Christian drehte sich weg. „Da hast du wohl recht“, murmelte er. Das Gespräch brach, bis Christian wieder auf nahm. „Und wie war dein Tag?“ Ich antwortete notgedrungen. „Scheisse, das war doch nicht zu übersehen oder?“
„Stimmt. Diese blöde Show und dann noch die blöde Taube.“ Er lachte auf. Ich drehte mich um und rutschte noch näher an die Seite. „Hey.“ Er legte seine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen. „Das hätte jeden passieren können. Das ist einfach nicht dein Tag oder?“ Ich zog meine Schulter weg und setzte mich wieder hin. Ich wollte gerade was erwidern als die Bahn zum Ausgang bewegte. Ich stieg aus und ging auf Nina zu, die mich besorgt umarmte. „Ist alles in Ordnung. Ich weiß doch wie du Geisterbahnen hasst und dann musstest du auch noch mit ein solchen Idioten fahren.“ Sie umarmte mich nochmals. Ich wollte sagen, dass es gar nicht so schlimm mit Christian war, doch dann drehte ich mich um und sah wie Lena ihn umschlang und mit Küssen übersäte.
Da das genug Aufregung für den Tag war beschloss Frau Meier und Herr Schuster hier abzubrechen und mit uns zum Hotel zurück zu kehren.
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„Wir sollten es ihr nicht erzählen“, meinte Herr Schuster. „Aber hat das Kind nicht, dass Recht darauf zu wissen, wie es ihrer Mutter geht?“
„Frau Sommer hatte einen Unfall. Marie kann jetzt sowieso nichts für sie tun.“ Darauf war ich nicht vorbereitet. Tränen stiegen mir in die Augen, während ich an den beiden überraschten Lehrern vorbei rannte.
Ich kramte in meiner Tasche nach Geld und rannte hinaus, wo ich mich Christian umrannte. „Tschuldigung. Ich glaub das wird jetzt zur Gewohnheit.“ Ich sagte nichts nahm das Portmonee aus seiner Hand und wollte so schnell wie möglich los, doch Christian ließ mich nicht vorbei. „Alles in Ordnung mit dir Marie. Was ist passiert?“ Ich sah ihm in die Augen und sagte nichts. Ich merkte erst am Ausgang, dass mir Christian gefolgt war. „Wo willst du hin Marie, die warten schon alle beim Abendbrot. Jetzt sag mir doch was passiert ist.“ Ich schluchzte. „Meine Mutter hatte einen Unfall ich muss sofort zu ihr.“ Christian starrte mich an. „Du kannst doch nicht einfach so abhauen, die werden sich Sorgen machen.
„Ist mir egal. Ich hab Nina einen Zettel da gelassen, wenn die mich suchen findet sie ihn und sie wissen Bescheid und jetzt lass mich los.“ Christian rang mit sich. „Warte ich komm mit, ich weiß wo der Zug hält.“ Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und schaute ihn verwundert an. Er nahm mein Arm und zog mich hinter sich hinterher. Am Bahnhof blieb ich stehen und Christian kaufte die Tickets. „Warum?“ fragte ich ihn. „Warum machst du das alles Christian?“
„Ich kann dich doch nicht allein fahren lassen“, antwortete er. „Der Zug kommt in zehn Minuten, ich geh mal eben telefonieren. Ich sah ihn verwundert an, nicht weil er sein Handy aus der Tasche zog, da Handys eigentlich verboten war, nein mich wunderte die Antwort die bekommen hatte. Was meinte er damit, dass er mich nicht allein fahren lassen kann. Sah ich so hilflos aus. Ich wollte ihm meine Meinung sagen als er zurück kam, doch ich war viel neugieriger mit wem er telefoniert hatte. „Wem hast du angerufen.“
„Ich hab Flo angerufen und ihn erklärt, dass mein Vater mich braucht und ihn gebeten bei Herr Schuster Bescheid zu sagen und meine Sachen mitzunehmen. Er wollt sich natürlich nicht so schnell abwimmeln lassen, ich musste ihm versprechen dass er das neue PC Spiel von mir bekam, wenn er keine weiteren Fragen stellen würde.“ Ich schaute ihn verwundert an. „Oh, du denkst ja wohl nicht das keiner sein Handy mitgenommen hat, nur weil es verboten wurde, oder?“
„Nein, mich wundert das du sagtest dein Vater bräuchte dich so dringend.“
„Ja irgendeine Ausrede brauchte ich ja. Hätte ich sagen sollen, dass ich dich nach Hause begleite, dann wär Lena garantiert auf dich los gegangen wie eine Furie.“
„Oh, stimmt. Danke.“ Der Zug kam und wir stiegen ein. Wir setzten uns in unseren Abteil, wo schon ein altes Ehepaar saß. Ich begrüßte sich höflich und saß mich neben Christian. Ich unterhielt mich ein wenig mit dem Paar, bis ich mich zurück legte und einschlief.
Als auch er seine Augen schloss, spürte er wie Marie sich an seiner Schulter lehnte. Leise lachte er und zog seine Jacke über ihre Schultern.
Ich wachte auf und kuschelte mich in mich in mein Kissen, bis mir einfiel das ich nicht mehr im Hotel sondern im Zug nach Hause saß, Ich zwinkerte und bemerkte die leeren Sitze gegenüber. Das ältere Paar war also schon ausgestiegen. Da ich bezweifelte das der Sitz so bequem war, sah ich mich runter und schrak zusammen, als mir bewusst wurde, dass ich auf Christians Schoss. Ich schloss die Augen und hoffte dass alles nur ein schlechter Albtraum war. Behutsam befreite ich mich von seinem Arm und zog die Jacke, die über mir lag über. Er hat sicherlich nichts dagegen, dass ich mit seine Jacke Borge. Ich verließ das Abteil, versicherte mich das Christian immer noch tief und fest schlief und machte mich auf zu den Toiletten. Auf den Weg zurück kaufte ich bei einer Verkäuferin zwei Brötchen und zwei Orangensäfte und machte mich auf den Weg zurück.
 „Oh, ich wollt dich nicht aufwecken.“ Er streckte sich und sah mich verdutzt an. „Ach ja, die hab ich mir kurz ausgeliehen.“ Ich zog die Jacke aus und gab ihn die wieder zurück. „Hier hab ich gerade gekauft.“ Ich gab ihn ein Brötchen und den Orangensaft. „Ich hoffe du magst Orangensaft.“ Er sah mich immer noch an. „Warum guckst du mich so an, als hätte ich mich in einen Frosch verwandelt. Hab ich etwa ein Pickel im Gesicht?“ Ich drehte mich um im Fenster zu gucken, ob ein fieser roter Pickel mein Gesicht schmückte. Christian packte mich an den Arm. „Nein, du hast kein Pickel im Gesicht. Warum hast du mich nicht geweckt? Ich hätte das Frühstück bezahlen sollen.“ Ich lachte auf uns setzte mich gegenüber von ihn. „Hab ich dich jetzt dein Machostolz gekrängt. Sehe es einfach als Dankschön.“
„Als Dank?“
„Ja, für die Tickets. Dann ist das Frühstück wohl das mindeste was ich tun kann.“ Ich biss in meinen Brötchen. „Außerdem hättest du mich nicht begleiten müssen, also sind wir jetzt Quitt.“ Er sah mich an, stand auf und drückte mir seine Jacke in die Hand, „Dir ist kalt zieh sie an“, und verließ die Kabine. Was hab ich denn jetzt wieder falsches gesagt?, fragte ich mich. Ich zitterte am ganzen Körper und verstand jetzt, warum er mir seine Jacke in die Hand gedrückt hatte. Ich war etwas sauer auf mich selbst, das ich nicht an meiner Jacke gedacht hatte. Ich nahm aber das Gebot von Christian an und zog sie mir über. Kurze Zeit später kam Christian zurück und lächelte mich an. Ich wusste dass ich mit der Jacke aussah, als hätte man mich in einen Sack gesteckt, also lächelte ich zurück. „Wir müssen die übernächste Haltestelle aussteigen“, meinte Christian. Ich trank meinen Orangensaft und nickte ihn zu. Wir stiegen am Hauptbahnhof aus und nahmen den Bus. Diesmal bezahlte ich die Tickets, was ihm wohl mehr als störte. Ich wollte mich gerade bei ihm bedanken, als er auch aufstand. „Ich komm mit. Ich sagte doch ich muss zu meinen Vater.“
„Das ist wirklich nicht nötig…“ Doch ich brauchte gar nicht weiter diskutieren, denn er stieg schon aus. Ich zuckte mit den Schultern und ging ohne jeden weiteren Blick durch die Straße zu der Hochhaussiedlung. Ich wusste was er nun dachte, aber es war mir egal. Ich schloss die Tür auf und fluchte über den defekten Fahrstuhl, bevor ich in den 4.Stock aufmachte. Da ich dachte, dass Christian schon längst die Flucht ergriffen beinahe ins Gesicht, als ich die Wohnungstür öffnete. „Oh, tut mir leid ich dacht du bist unten geblieben. Warte kurz ich hole eben eine Jacke aus meinen Zimmern. Ãœberraschend stellte ich fest, dass er mir wieder gefolgt war und sich im Wohnraum umsah. Er sah mich an. „Ich weiss schrecklich, oder? Aber man gewöhnt sich dran.“ Ich griff nach seinen Arm und zog ihn aus der Wohnung, da er immer noch wie angewurzelt da stand. „Das Krankenhaus ist ganz in der Nähe, wir laufen oder willst du lieber mit dem Bus fahren?“ Da ich keine Antwort bekam lief ich die Abkürzung und sah mich um und sah, dass er mir immer noch folgte.
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 Am Krankenhaus wurde mir bewusst was passiert war und ich rannte zur Stationsschwester und fragte hektisch nach meiner Mutter. Sie wollte mir nicht antworten, bis ich sie auf einen der Krankenhausbetten, entdeckte. Tränen rannen mir über das Gesicht, als ich sie schüttelte und sie nicht aufwachte. Einer der Schwestern zog mich weg, damit das Bett in den Fahrstuhl geschoben werden konnte. Jemand drückte mich auf einen Stuhl, um mich zu beruhigen, doch ich starrte weiterhin auf den geschlossenen Fahrstuhl. Ich drehte mich um und sah wie Christian mit dem Arzt sprach. „Vater“, sagte er launisch.  „Christian? Was machst du denn hier? Ich hab mir schreckliche Sorgen um dich gemacht, warum hast du dich nicht gemeldet.“
„Jetzt hör mit dem Geschwafel auf, du weist ganz genau warum ich abgehauen bin. Was ist mit der Frau. Ist alles in Ordnung mit ihr?“ Er deutete auf die Fahrstühle.
„Ich darf dir keine Auskünfte geben, das weißt du doch. Wie wärst wenn ich dich zum Essen einladen würde?“ Christian zeigte auch mich, drehte sich wieder um und stritt sich mit dem Arzt, anschließend kam er zu mir und reichte mir ein Taschentuch. „Hier. Jetzt mach dir keine Sorgen, mit deiner Mutter ist alles in Ordnung. Ihr Bein musste operiert werden und sie wird in den Aufwachraum gebracht, in zehn Minuten darfst du zu ihr.“ Verblüfft schaute ich zu ihm auf. „Ich hab mit meinen Vater gesprochen. Es geht ihr wirklich gut.“ Der Arzt kam auf uns zu. „Christian meinte, du möchtest zu deiner Mutter. Komm ich bring dich zu ihr.“ Wir stiegen in den Fahrstuhl und begaben uns zu dem Aufwachraum. Ich rannte an die Bettkante von meiner Mutter und weinte, weil ich glücklich war, dass ihr nichts Schlimmeres passiert war. Ich saß den ganzen Tag an ihrer Seite, war überglücklich als sie aufwachte. „Mama, was machst du nur wieder für ein Blödsinn?“
„Ich weiß, aber jetzt ist alles in Ordnung, hör bitte auf zu weinen sonst fang ich auch noch an.“ Ich wischte die Tränen weg. Christian kam rein. „Deine Mutter braucht jetzt Ruhe. Wir sollten sie jetzt allein lassen.“ Fragend sah ihre Mutter zu Christian. „Du hast recht Christian. Mama, ruh dich ein wenig aus. Ich komm morgen wieder.“ Ich gab ihr einen Kuss auf den Stirn und verließ das Krankenzimmer gemeinsam mit Christian. Als ich dir Tür hinter mir schloss, fiel mir ein Stein von Herzen. „Danke…Danke für alles was du für mich getan hast.“ Er schaute mich verdutzt an.“Was?“
„Warum bedankst du dich bei mir, das ist doch klar das ich dir geholfen habe. Ein Fünkchen Ehre besitze ich auch noch. Was wirst du jetzt machen?“
„Naja, ich glaub es wäre besser, wenn ich zur meiner Tante gehen. Frau Meier hat sie bestimmt schon über mein Verschwinden informiert und hat gerade einen Zusammenbruch.“An den Fahrstühlen bemerkte ich das er immer noch hinter mir stand. „ich bring dich zu deiner Tante.“ Ich wollte gerade protestieren, doch ich wusste dass ich keine Chance hatte. Ich war fast erleichtert, als ich das Krankenhaus verließ und von Christian keine Spur war. Ich wartete an der Kreuzung, als Christian keuchend neben mir zu stehen kam. „Ich hab doch gesagt, ich bring dich zu deiner Tante. Mein Vater musste mich unbedingt noch vollquatschen.“ Die Ampel schaltete auf grün erlauf mich schon nicht.“
 „Das hab ich auch nicht gesagt, aber wenn ich ehrlich bin, bin ich gespannt wie deine Tante so ist.“ Ohh, das konnte ich ihm sagen. Sie wird sinksauerauf mich sein, mich anschreien und dann mich in die Arme schließen und weinen und wenn der erste Schock verflogen wird und Christian entdeckt, erscheint wieder dieses leuchten in ihre Augen, was viele meiner Verwandten schon zum Verhängnis wurde, dachte ich mir. Ich hoffe sie hat erbarmen und nahm ihn nicht in die Greifzange und fragt ihn Löcher in den Bauch. Einst war mir klar um diese peinliche Situation zu verhindern, musste ich ihn vorher abwimmeln. Ich bog ein weiteres Mal um die Ecke und macht vor dem Gartentor meiner Tante halt. „So hier sind wir. Weiter kann ich auch alleine. Also wiedersehen Christian.“ Seine Augen leuchteten und prachtvollen grün auf. Mist loswerden werde ich ihm nicht. Ich Dussel hab ihn nur noch neugieriger gemacht, aber wenn er es nicht anderes haben, dann soll er bekommen was er will.
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Ich klingelte und mein kleiner Bruder kam zum Tor gerannt. „Marie, wo was du? Wer ist das?“ Er zeigte verächtlich mit dem Finger auf Christian. Ich nahm Luca auf den Arm.„Das ist Christian, Luca. Ich hab dir doch tausendmal erklärt, dass man nicht mit dem Finger auf fremde Menschen zeigt, also entschuldige dich bei ihm.“ Luca nickte und Christian sah es als Entschuldigung an. Ich war heil froh, dass meine Tante nicht zur Tür gegangen war, so konnte ich vielleicht doch noch heil aus der ganzen Sache kommen. „Wie du siehst bin ich jetzt zu Hause, meine Tante wird wohl noch nicht da sein, also …“. Doch bevor ich den Satz zu Ende führen konnte kam meine Tante um die Ecke gelaufen. Da mir bewusst war was jetzt passieren würde, setzte ich Luca wieder auf dem Boden und forderte ihn auf zu verschwinden. „Marie, was machst du nur für ein Mist.“ Sie umarmte ihre Nichte. „Du kannst doch nicht von der einen Sekunde auf den anderen einfach so verschwinden.“ Ich drückte sie etwas weg, da sie mich sonst erdrückt hätte. „Tut mir Leid Tante Li, ich hätte Bescheid geben sollen, kommt nicht mehr vor versprochen.“ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie wollte gerade mit mir zurück in die Wohnung gehen, als sie Christian bemerkte. Das gefürchtete leuchten in ihren Augen erschien. „Wem hast du uns da mit gebracht Marie?“ Ich sah zurück zum Tor wo Christian immer noch wie angewurzelt stand. „Das ist Christian, der hat mich nach Hause gebracht und wollte gerade gehen.“ Ich warf einen bettelnden Blick zu ihm. Sie ging trotzdem zum Tor. Ich flehte ihn weiter mit den Blicken auf abzuhauen. Er grinste. Ich hätte am liebsten losgeschrien und ihn den Kopf abgerissen. Sie wollte ihn gerade rein bitten, als Christian sie endlich freundlich abwimmelte. „Guten Tag Frau Rosenberg, schön sie kennenzulernen. Es tut mir Leid ich muss leider wieder los. Ich wollte mich nur vergewissern das Marie gut nach Hause kommt. Er drehte sich um und ich sah ihn solange hinterher bis er nicht mehr zu sehen war. Da ich jetzt keinen Bock auf Erklärungen, die nicht etwa mit dem plötzlichen verschwinden zu tun hatte, ging ich aufs Zimmer, wo ich wohl oder übel die nächsten Tage verbringen würde.
Da ich wusste, dass sie jeden Moment zurück in ihre Schneiderei gehen musste, schlich ich mich aus dem Zimmer ins Bad, schloss die Tür hinter mich und sah kurz in den Spiegel, bevor ich mich unter die Dusche stellte. Ich erschrak als ich mein Spiegelbild anstarrte. Ich sah aus, als hätte ich sämtliche Nächte die wir im Europa Park waren durchgemacht, solche Augenringe hatte ich, meine Haare sahen aus wie eine Woche nicht gepflegt aus und mein leicht aufgetragene Make up war total verlaufen. Als ich endlich das Wasser auf mir prasseln ließ, fiel mir ein wie Christian mich im Zug angestarrt hatte. Er hatte gar nicht seine Jacke gemeint. Wie peinlich, seufzte ich. Während die Haustür zufiel, zog ich mich um und ging runter ins Wohnzimmer, wo Luca saß und Nemo guckte. „Luca wie wärst, wenn wir beide einkaufen gehen würden und dann ein schönes Abendessen für Tante Li zubereiten?“ Luca drehte sich um. „Ich darf mit kommen, wirklich?“ Er sprang von der Couch und zog seine Schuhe falschherum an, bis ich ihm half. Ich schalte schnell den Fernsehen ab nahm ein Beutel aus der Schublade und ging mit Luca an der Hand zur Nachbarin. Immer wenn meine Tante arbeiten ging, beauftragte sie die nette als Frau Schmitz zwischen durch mal vorbeizuschauen ob alles in Ordnung war. Ich schellte und sie öffnete die Tür. „Marie, du liebes Kind. Du bist ja wieder da.“ Sie schloss mich in die Arme. „Ja, Frau Schmitz. Ich wollte ihnen Bescheid geben das ich jetzt mit Luca in den Supermarkt gehe und sie nicht vorbei schauen müssen.“ Ich befreite mich aus der Umarmung. „Wenn das so ist Schätzchen. Dann wünsch ich euch viel Spaß dabei und benehm dich Luca.“
„Mach ich, komm Schwester ich will in den Supermarkt.“ Er zog mich am Ärmel und ich musste lachen. Am Supermarkt angekommen, setze ich Luca in den Einkaufswagen, packte Eier, Brot und Speck ein und ging zur Kasse. Meine Tante liebte Rührei mit Speck zum Abendbrot so gern, das sie es am liebsten auf zu Mittag und zum Frühstück essen würde. Ich hoffte mich so bei ihr entschuldigen zu können. Da wir noch Zeit hatten beschloss ich nach Hause zu gehen um mir ein Paar Kleidungsstücke zu holen und mit Luca auf den Spielplatz zu gehen. Ich ging mit ihm zu den Schaukeln, dann zu der Rutsche und anschließend baute spielte ich mit ihm im Sandkasten. Als wir wieder zu Hause waren, begann ich das Rührei zu machen und deckte mit Hilfe von Luca den Tisch. Da klickte auch schon die Tür. „Ich bin wieder da.“
„Tante Liiiii. Ich und Marie haben für dich Lürei gemacht.“ Luca sprang ihr in die Arme. Sie schnupperte. Sie ging, mit Luca auf dem Arm, in die Küche. Sie schaute sich um. Der Tisch war gedeckt, das Rührei stand schon auf dem Tisch, doch wo war Marie. „Luca, wo ist Marie.“ Sie setzte ihn ab und er zog sie ins Wohnzimmer zur Couch. „Darf ich sie aufwecken, Tante. Sie hat gesagt, wen du kommst soll wir sie wecken.“ Luca wollte gerade zu Marie, die schlafend auf der Couch lag, doch seine Tante hielt ihn auf. „Sie hatte einen langen, aufregenden Tag hinter sich, las sie schlafen, Luca. Essen können wir auch alleine.“ Sie nahm eine Wolldecke und deckte ihre Nichte zu.
Ich hörte etwas klirren. Ohh nein. Was hatte wohl Luca wieder angestellt? Er sollte doch nichts anfassen, bis ich wieder zu ihm kam. Ich drehte mich auf die andere Seite und hörte ein weiteres klirren aus der Küche. Ich drehte mich wieder zur anderen Seite und sah auf die Uhr, die auf dem Fernseher stand. Was? Ich blinzelte nochmals. Wir können doch nicht schon halb elf haben. Mist warum hat er mich nicht geweckt. Ich stand auf und fragte mich wo die Decke herkam, doch das war jetzt neben Sache, denn ein weiteres klirren kam aus der Küche. Ich bog in die Küche. „Luca du sollst doch nichts anfassen hab…“, ich beendete gar nicht mehr den Satz da ich meine Tante Glasscherben auf fegen sah. „Ohh, Marie, hab ich dich aufgeweckt tut mir leid. Ãœbriges danke für das Rührei, war echt lecker.“ Mist, dachte ich mir. So war das doch nicht geplant. Ich wollte mich doch mit dem Essen bei meiner Tante entschuldigen und jetzt hab ich geschlafen und sie aß es mit Luca alleine. „Jetzt guck nicht so. Ich bin nicht mehr wütend auf dich, aber mach nie wieder so ein scheiss, hörst du. Ich hab mir nur Sorgen um dich gemacht.“ Ich verdrehte die Augen. „Jetzt geh nach oben ins Bett und schlaf dich erst einmal aus. Es war ein langer Tag und die Couch ist nicht gerade bequem. Den Rest können wir morgen klären.“ Ich verdrehte die Augen ein zweites Mal. Ich wusste ganz genau was sie mit dem Rest meinte, doch hatte jetzt nicht die Kraft zu widersprechen, also ging ich zur Treppe, in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett und schlief sofort ein. Ich wachte am nächsten Morgen von den Geruch von frisch getoasteten Toast auf. Ich schaute zu den scheußlichen pinken Wecker. Was war bloß los mit mir?, fragte ich mir als ich die Uhrzeit las. Ich bin ein Frühaufsteher, länger als halb neun hielt ich es nie im Bett aus und jetzt hatten wir schon zehn. Ich ging die Treppen runter und saß mich mit an den Frühstückstisch.“Guten morgen“, ich nahm mir ein Toast und meine Tante gab mir eine Tasse heißen Kakao. „Du Marie, würde dir etwas ausmachen einkaufen zu gehen und auf Luca auf zu passen. Ich muss gleich in die Schneiderei, da meine Mitarbeiterin eine schlimme Sommergrippe hat. Ich hätte ja Frau Schmitz gefragt, aber sie muss heute mit Tinka zum Tierarzt.“ Sie sah mich fehlend an. „Tante Li, es macht mir doch nichts aus, auf Luca aufzupassen, das weißt du doch und zum einkaufen kann ich ihn mitnehmen. Wir sind ein unschlagbares Team beim einkaufen. Oder Luca?“
„Jaaaa. Wir gehen einkaufeenn!“, meldete sich Luca zurück. „Du bist ein Schatz Marie. So ich muss dann auch mal los, bevor dort der Chaos aufbricht.“ Sie ging zur Garderobe nahm den Autoschlüssel und ihre Jeansjacke und ging zum Auto. Ich aß mein Toast auf, trank den Kakao aus und hob Luca aus dem Hochsitz raus. „So, geh und hold dir schonmal was zum anziehen raus, ich räum ebbend die Küche auf und dann komm ich dir helfen.“ Luca rann die Treppen hoch. Ich spülte das Geschirr, räumte den Frühstückstisch auf und ging dann in mein Zimmer um mich umzuziehen. Ich entschied mich für meine Lieblingsjeans und den gelben T- Shirt, das ich von meiner Cousine geschenkt bekommen hatte und ging zu Luca. Er versuchte vergebens sein Bob der Baumeister- Shirt anzuziehen. Ich musste lachen als sein Kopf aus dem Ärmelloch guckte. „Komm ich helf dir.“ Ich zog es ihm noch einmal aus und zog es ihm richtig an. Wir gingen runter, ich nahm das Geld, das meine Tante mir hingelegt hatte und schloss die Tür hinter uns. „Hmm, was hältst du davon wenn wir nachher zum Spielplatz gehen, Luca?“
„Jaaa. Spielplatz.“ Ich ging zur Gerage und holte Eimer, Schaufel und seine Förmchen raus. Wir gingen in den Supermarkt, anschließend im Krankenhaus vorbei. „Hi, Mum, guck mal wem ich dir mitgebracht habe.“
„Mama.“ Luca rann zur Bettkante. „Ich war gerade einkaufen.“
„Schön Luca, du wirst ja schon erwachsen.“ Sie musste husten. „Ist alles in Ordnung, Mum?“, fragte ich besorgt. „Mach dir keine Sorgen um mich. Es ist nur die Krankenhausgrippe.“
„Bist du dir sicher?“ Ich schaute sie an und sie wendete den Blick von mir ab. „Wenn du meinst. Luca komm, Mama braucht jetzt Ruhe und du wolltest doch noch zum Spielplatz, oder?“
„Jaaaa, Spielplatz“, er gab ihr einen fetten Schmatzer und ging zur Tür. „Ich komm morgen nochmal vorbei, Mum.“ Ich ging auch zur Tür und ging mit Luca und den Einkäufen hinaus.
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Ich glaube wenn einmal Luca verloren gehen würde, müsste man nur zu dem Spielplatz gehen, dort würde man ihn finden. Ich musste mich immer wieder wundern, egal wo wir uns befanden, fand er immer den Weg zum Spielplatz, ebend eine richtige Spielplatz- Spürnase. Er rannte sofort auf die Schaukeln zu. Ich ging erst zu den Bänken um die Einkäufe abzustellen, bevor ich ihm an schaukelte. Dann ging er in den Sandkasten, zu den anderen Kindern und ich setzte mich auf die Bank und beobachte ihn. Plötzlich packte mich einer von hinten an den Schultern und eine mir bekannte Stimmte begrüßte mich. „Hallo, Marie. Wie geht’s dir und deiner Mutter.“ Ich zuckte zusammen, drehte mich um und sah Christian an. „Ach du bist es. Gut. Meine Mutter liegt immer noch im Krankenhaus und jetzt sagt sie hat sie auch noch die Krankenhausgrippe bekommen.“ Ich hob die Schultern. „Und du? Wie geht’s dir und was machst du eigentlich hier?“ Er lachte und setzte sich neben mir auf die Bank. „Naja das könnte ich dich auch fragen. Hier kann man die freie Natur beobachten und in alten Erinnerungen schwellgen und außerdem komm ich vom Supermarkt.“ Er deutete auf seine Einkaufstüten. „Nach der unerwarteten Wiederkehr nach Hause musste ich mein Lebensmittelvorrat auffüllen.“ Ich bekam ein schlechtes Gewissen. „ Du hättest mich ja nicht zurückbringen müssen“, beruhigte ich mein Gewissen. Er musste Lachen. „Du hast jetzt nicht ein schlechtes Gewissen, oder?“ Er sah mir ins Gesicht. Ich wendete den Blick ab. Er nahm mein Gesicht, sodass ich in diese verhexten Augen sehen musste. „So jetzt hör mir mal zu Marie. Ich hab dich gerne nach Hause gebracht.“ Luca sah uns rannte auf uns zu und trat Christian vor dem Schienbein. „Las meine Schwester in Ruhe. Marie bauen wir eine Sandburg zusammen.“ Christian ließ mein Gesicht los. „Du entschuldigst dich jetzt sofort bei Christian sofort.“
„Wieso ich hab dich doch nur vor diesen Jungen da beschützt.“
„Tut mir Leid Christian, normale Weise ist Luca nicht so. Ich höre Luca.“ Er sah grimmig zu Christian und entschuldigte sich sarkastisch. „Entschuldigung. Können wir jetzt eine Sandburg bauen gehen, Bitte, bitte bitte.“ Er zog mich am Ärmel. Ich sah zu Christian der sich erhob. „So dann geh ich mal wieder. War schön mit dir zu reden. Bis dann mal.“ Er ging. Ich sah böse zu Luca der sofort den Blick auf den Boden warf. Doch ich konnte nicht lange auf ihn sauer sein und so ging ich mit ihm zum Sandkasten. Eine halbe Stunde später fing es an zu regnen und ich nahm Luca, packte seine Spielsachen zusammen und rannte mit ihm nach Hause, bevor es so richtig los legte. Zu Hause zog ich dann Luca die Sachen aus und steckte ihn in die Badewanne und brachte ihn anschließend, zum Mittagsschlaf, ins Bett. Ich räumte danach die Einkäufe weck, duschte schnell und ging in mein Zimmer hinein. Ich schlug mein neu erworbenes Tagebuch in Rot und gelb auf.
10.07.2010
Liebes neues Tagebuch,
Als ich dich heute im Supermarkt gesehen habe musste ich dich einfach mitnehmen. Morgen kommen die anderen wieder zurück. Ja die Anderen. Ich bin schon bei Tante Li. Warum? Mama ist auf dem Weg zum Arzt von einem Auto angefahren worden und musste ins Krankenhaus. Ich verschwand, mit Christian und nahm den ersten Zug nach Hause. Ja Christian. Es hat sich herausgestellt, das er auch nett sein kann und nicht nur ein fieser Oberaffe. Er hat mich nach Hause, dann ins Krankenhaus und anschließend sogar zu Tante Li gebracht und heute haben wir uns sogar am Spielplatz getroffen und unterhalten. Luca hat ihm direkt gegen das Schienbein getreten was mich total störte, aber Luca meinte ich sei in Gefahr gewesen. Mittlerweile versteh ich, warum alle Mädchen aus unserer Stufe auf ihn stehen. Seine grünen Augen sprühen irgendwie Gefahr und Geheimnissen und er weiße s auch richtig einzusetzen. Aber was erzähl ich da eigentlich. Wenn Lena wüsste was die letzten Tage geschehen war, würde sie mich wahrscheinlich umbringen. Da würde ein langer qualvoller Tod werden. Also gut Themawechsel – meine Mutter geht’s immer noch nicht besser, ich hoffe sie wird bald aus dem Krankenhaus entlassen.
Ich stand auf versteckte mein neues Tagebuch und ging nach nebenan, wo Luca tatsächlich schlief. Also beschloss ich runter in den Garten zu gehen.
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Ich ließ mich in den Rasen nieder, schloss die Augen und horchte den Vögeln beim zwitschern zu, als mich plötzlich etwas ansprang. „Ach Tinka muss du mich so erschrecken?“ Ich sah zur rot getigerten Katze. „Miau“.
„Ach ist schon gut.“ Ich lehnte mich wieder zurück und kraulte Tinka hinter den Ohren, bis sie zufrieden Platz nahm und schnurrte. Eine weitere Brise blies mir um die Nase, als Tinka mir vom Arm sprang. Ich schaute ihr hinterher und sah jemanden am Gartentor stehen, der noch nicht wusste ob er schellen sollte. „Diesmal bin ich wirklich auf deine Ausrede gespannt.“ Ich ging zum Gartentor, wo Christian mich anstarrte. „Erwischt. Ich geb mich geschlagen. Ich wollte dich frage ob du mit zum Jahrmarkt kommst?“ Mist was machte ich bloß jetzt. Abwimmeln das war wohl die einzige Möglichkeit heil und vor allen Dingen lebendig raus zu kommen. „Ich würd ja liebend gern, aber meine Tante ist noch arbeiten. Ich kann Luca nicht allein lassen. Sorry.“ Da kam Frau Schmitz um die Ecke. Hast du zufällig Tinka gesehen? Sie hat ihr Futter noch nicht angerührt.“
„Ja, sie war die ganze Zeit bei mir. Tut mir leid, dass sie sich Sorgen gemacht haben. Sie wird bestimmt schon am fressen sein.“ Sie sah zu Christian. „Oh, okay ich seh gleich nach.“ Sie wendete und drehte sie nochmals um. „Wenn du willst kann ich nachher nach Luca sehen, geh dich mit den jungen Mann ruhig amüsieren. Mach schon.“ Ich sah zu Christian rüber, um meinte seine Augen funkeln zu sehen. Mist, da hatte die liebe alte Frau Schmitz mir meine einzige Ausrede genommen. Mir blieb nichts anderes übrig. „Ist ja gut ich komm mit.“ Ich bat Christian rein. „Ich bin in zehn Minuten fertig. Warte hier.“ Ich ging hoch in mein Zimmer und durchwühlte meine Klamotten. Was mache ich mir eigentlich so ein Kopf was ich anziehe?, fragte ich mich. Ich kannte die Antwort, doch ich ließ nicht zu das ich sie glaubte. Ich schnappte trotzdem die beste Jeans dich ich hatte und das grüne Top und zog es über. Ich überprüfte alles noch einmal im Spiegel, schaute beim raus gehen noch mal nach Luca und ging dann runter und schnappte meine Handtasche. „So da bin ich wieder. Können wir los?“ Christian drehte sich um und starrte mich an. „Ist was?“
„Ehh, nein, wir können los. Ich habe da drüben geparkt.“ Ich staunte nicht schlecht als ich den roten Ford Fiesta da stehen sah. Christian blickte zurück und seufzte. „Ich weiß. Den hab ich zum Geburtstag von meinem lieben Dad bekommen. Er neigt oft zum übertreiben.“ Er zuckte mit dem Schultern und öffnete mir die Beifahrertür. „Wenn du jetzt mit dem starren fertig bist, kannst du dann bitte einsteigen.“ Ich löste mein Blick und folgte die Aufforderung von Christian. Auf der Fahrt waren wir beide sehr angespannt und wechselten kaum ein Wort. Auf dem Parkplatz stiegen wir aus und gingen Nebeneinader auf den Jahrmarkt. Jetzt brach Christian endlich das Schweigen. „So was machen wir jetzt? Was möchtest du als erstes machen?“ Ich zuckte nervös mit den Schultern. Ich hoffte nur, dass er nicht auf die Idee kam Achterbahn fahren zu müssen, dann wär der Tag sehr schnell und peinlich zu Ende. Er nahm mich an die Hand und zog mich durch die Menge. Ich wurde rot. „Na wenn das so ist können wir uns ja erstmal die Stände angucken.“ Wir kamen an wunderschönen geschmückten Ständen vorbei und kauften uns eine Zuckerwatte. Es wurde langsam dunkel und wir kamen am Riesenrad vorbei. „Wie wärst sollen wir beide zum Abschluss Riesenrad fahren?“, Christian zeigte zum Riesenrad. Ich nickte zustimmend und Christian kaufte die Tickets. Ich wollte protestieren und mein Ticket selbst bezahlen, doch Christian ließ es nicht zu. Ein wenig sauer setze ich mich gegenüber von ihm in die Gondel. „Du bist doch jetzt nicht sauer auf mich, weil ich die Tickets bezahlt habe oder?“ Er lachte und ich sah ihn verwundert an. „Du bist schon komisch. Jedes andere Mädchen würde vor Freude mir um den Hals fallen, wenn ich sie einlud. Doch du bist anders. Jetzt sei bitte nicht sauer.“ Ich war ab dem Moment als sein herzhaftes Lachen kam, nicht mehr sauer auf ihn doch ich wollte ihn ein Moment schmollen lassen. „Ist schon gut.“ Die Gondel begab sie in Bewegung. Ich sah aus dem Fenster und sah hinunter in die vielen kleinen Lichtern hinein. „Schön oder?“, riss mich Christian aus seine Gedanken. „Ja. Ich bin früher mit meiner Mum Riesenrad gefahren. sie erzählte mir, dass das Licht dort unten von den anwesenden Schutzengeln oder der Liebesboten wäre.“
„Hmm. Wie geht es denn deiner Mutter?“, ich wendete mein Blick zu Christian. „Nicht so gut. Sie hat sich eine Grippe eingefangen und ich glaub sie sagt mir nicht kannst die Wahrheit, wie es um sie steht.“
„Naja, sie will dich nicht noch mehr belasten.“ Ich nickte ihn zustimmend zu und seufzte. „Ich weiß, leider?“
„Leider?“, fragte er mich irritierend. „Ja. Sie ist auch einer Hinsicht wie ich. Sie will keinen zu Last fallen und leidet für sich allein, vorbei ihr jeder gern helfen würde.“ Wir waren beide überrascht, als die Gondel anhielt. Tatsächlich war die Fahrt schon vorbei und wir mussten aussteigen. Wir gingen durch die Menge, auf dem Weg zurück zum Wagen. Wir hielten nochmals kurz inne, als ich von jemandem angerempelt wurde und in Christians Arme fiel. „Kann du nicht auf passen?“, schrie Christian den Jungen hinterher. „Alle in Ordnung mit dir Marie?“ Ich rappelte mich auf und wir schauten uns gegenseitig in die Augen. „Ja alles in Ordnung.“ Er hielt mich immer noch fest und ich schmiegte mich an ihn. Er löste die Hände, die immer noch um meine Hüfte lagen, um mein Gesicht in die Hand zu nehmen. Ich wusste jetzt was geschehen würde. Ich wusste auch, dass es, wenn es passieren sollte, echt Stress geben würde. Doch all das war mir egal für den Moment und schloss die Augen als sich unsere Lippen trafen. Es kam mir vor als ob ich das schon mein Leben lang machte und schmiegte mich noch enger um Christian, der lachen musste und mich noch näher an sich ran zog. Langsam lösten wir uns wieder von einander und sahen, das wir wohl zu Hauptattraktion geworden waren. Alle im Umkreis von fünf Metern starrten uns an. Ich wurde rot wie eine Tomate. Christian griff meine Hand. „Komm wir gehen. Wir halten den ganzen Verkehr auf.“Mir war noch ganz schwindelig von dem atemberaubenden Kuss, doch ließ mich mit ziehen. Auf der Rückfahrt waren wir tief in Gendanken verschwunden, trotzdem sah ich in den Rückspiegel und sah wie er versuchte seine Gedanken zu sortieren, während er meine Hand immer noch umschloss. „So da wären wir“, beendete ich das schwiegen als das Auto stehen blieb. Er saß immer noch wie angewurzelt im Wagen. Ich wartete auf irgendeine Reaktion von Christian, doch da nichts kam löste ich meine Hand von seiner und schnallte mich ab. Christian wird in diesen Moment aus der Trance aufgewacht sein, denn schon hielt er mir die Tür auf, damit ich aussteigen konnte. Vor dem Tor hielt ich nochmal inne und dreht mich um zu Christian, der wohl gefolgt war. „Danke für den schönen Tag. Es war echt nett von dir mich mit zum Jahrmarkt zunehmen.“ Ich wusste, dass er nicht über den Kuss reden konnte, also ließ ich ihn weg. Er dachte anscheint das ich ihn vergessen hatte, den im selben Moment drückte er mir seine Lippen auf meine. So standen wir einige Minuten eng umschlungen, bis er sich löste. Wieder einmal war mir total von meinen Gefühlen verschlungen und musste mich erst sammeln, bevor ich mich wieder das Gartentor widmete.“Gute Nacht, Christian“, murmelte ich ihn zu. „Gute Nacht“, kam etwas munterer von ihn zurück. Ich ging durch Gartentor zur Haustür drehte mich um und sah wie die Scheinwerfer des Ford angingen und immer kleiner wurden, bis es nicht mehr als ein leuchten in der Ferne war.
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„ Ich bin wieder da“, rief ich als die Wohnung betrat. Ich wusste das es schon spät war, doch mir war auch bewusst das meine Tante solange wach blieb, bis alle wieder in diesen Haus waren. In diesen Moment kam sie auch schon auf den Wohnzimmer geschlichen. „Ahh, da bist du ja endlich. Hattest du Spaß gehabt? Frau Schmitz hat mir gesagt du bist mit jemanden zum Jahrmarkt gegangen?“ Ich wurde mal wieder rot und wartete auf das Verhör. „Ja. Es war schön auf dem Jahrmarkt.“ Ich wartete kurz und vor fort. „Ich bin müde ich geh schlafen.“ Ich steig die Treppen hoch und betrat mein Zimmer. Kaum das ich meine Zimmertür geschlossen hatte, brach ich schlurzend auf meinen Bett zusammen. Was hatte ich nur getan? Oh das wusste ich. Ich hatte mich verliebt und damit mein Todesurteil unterschrieben, sagte ich mir. Mühsam befreite ich mich von meinen Schuhen. Mein Körper bewegte sich von allein zum Schrank und holte ein Schlafanzug raus und deckte sich, wie von Geisterhand von selbst zu. Ich schloss die Augen. Diesmal wachte ich wieder als erste auf. Ich war glücklich und ich beschloss es solange zu sein bis die Illusion zerstört wurde. Ich wusste das Christian mir das Herzbrechen würde und mir waren auch jetzt schön die qualvollen Schmerzen bewusst die ich durchleben würde. Doch noch hielt ich die Illusion aufrecht und ging pfeifend unter die Dusche und ging danach zum Becker. Ich deckte anschließend den Tisch, ging hoch um meinen Bruder zu holen. Mittlerweile war auch meine Tante aufgewacht und stand in der Küche mit einer warmen Tasse Kakao für mich. „Du, ich wollte gleich mit Luca im Krankenhaus vorbei schauen und anschließend mit ihm zum Spielplatz.“
„Ohh, in Ordnung. Das baut deine Mutter bestimmt auf, wenn sie euch beide sieht. Ich muss sowieso bis zwei Uhr in die Schneiderei.“ Ich nahm ein Schluck meines Kakaos. Ich wunderte mich, das meine Tante mich nicht ausfragte wegen gestern, doch ich nahm mir vor dieses Thema nicht von selbst anzusprechen. Ich nahm den letzten Schluck, stand auf, hob meinen Bruder auf dem Arm und ging hoch um ihn umzuziehen. Ich zog ihn das Spangebob- T Shirt über, nahm ich auf dem Arm und ging die Tür hinaus. Als wir im Krankenhaus ankamen, verließ gerade eine Schwester das Zimmer meiner Mutter. „Ohh, Sie sind die Kinder von Frau Sommer“, stellte sie fest. „Tut mir leid sie ist vor ein paar Minuten eingeschlafen. Ich möchte euch bitten, sie schlafen zu lassen. Sie braucht jetzt erheblich viel Ruhe um sich erholen zu können.“ Ich unterbrach sie, damit ich mir den Vortrag der Schwester nicht anhören musste. „Wenn das so ist kommen wir nachher noch mal vorbeischauen und gehen erst zum Spielplatz.“ Luca, der auf meinen Arm war, zappelte herum. „Spielplatz, jaaa!“ Die Schwester und ich lachten. Dann ging ich zum Ausgang, ließ Luca runter und gingen zum Spielplatz. Luca spielte mit den andern Kindern im Sandkasten, sodass ich mich auf die Bank fallen ließ, kurz die Augen schloss um die Sonne, die auf meinen Gesicht brannte, ein zutanken. Nach einiger Zeit verschwand die Sonne und kalter Schatten breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich öffnete die Augen, um die Wolke, die sich vor der Sonne geschoben hatte zu verfluchen, doch statt den blauen Himmel zu betrachten, blickte ich in ein wunderschönes grün. „Ein ungewöhnlich, schöner Ort um Sonne zu tanken. Ich kenn bessere“, denn letzten Satz murmelte er nur noch. Ich versuchte mich direkt auszureden. „Ich bin mir sich das es noch schönere Orte, als diese gibt. Jedoch reicht er alle Male, außerdem bin ich nicht allein hier und meinem Bruder ist es egal, ob ihm die Sonne auf die Nase scheint oder nicht, Hauptsache es ist ein Spielplatz.“ Verflixt diese Augen sind verzaubert, so verwirrend sind sie, dachte ich mir. Er tat mir nach und erforschte meine Augen. Doch als wir merkten, dass beide dasselbe tat, lösten wir unseren Blick voneinander. Ich wurde rot und änderte das Thema. „Jetzt bin ich aber wirklich gespannt auf deine Ausrede. Was machst du hier Christian?“ Er suchte vergebens eine Ausrede, bis ich ihn erlöste. „Ach ist ja auch egal. Du bist keinen Rechenschaft schuldig.“ Bevor Christian trotzdem endlich eine Ausrede parat hatte, kam Luca auf uns zu gerannt. Er sah zu Christian und wurde pappig. „Was will der Typ denn schon wieder?“, meckerte Luca drauflos. „Luca!“Er wendete den Blick zum Boden und darauffolgend zu seiner Schwester. „Die anderen sagen, sie bauen viel bessere Sandburgen als wir. Hilfst du mir Marie?“ Er schaute mich mit diesem Hundeblick an, den keiner widerstehen konnte. Ich seufzte und wollte aufstehen. „Was hältst du davon, wenn ich dir helfe Luca?“, wendete sich Christian an ihm. „Das Sandburgen bauen ist du Männersache. Wir werden den anderen schon beweisen, dass wir die Chefs sind.“ Er stand auf und schubste Luca zum Sandkasten. Ich lehnte mich zurück und war für einen Moment heilfroh, dass Christian aufgetaucht war und mich ablöste, doch dann hielt ich es nicht mehr auf und begab mich zu den beiden. „So, Männer wo kann ich euch behilflich sein?“, ich betonte extra Männer. „Das ist Männersache, Marie.“, wimmelte Luca sie ab.“Soso ich bin also nicht mehr gut genug, um dir beim Sandburgen bauen zu helfen. Na dann setzt ich mich auf die Schaukeln und warte bis ihr fertig seid.“ Doch Luca hörte mir gar nicht mehr zu, sondern schaufelte Nachschub mit seiner Schaufel in seinen Eimer. Ich setzte mich auf die Schaukel und beobachte Luca und Christian. Er scheint seine Meinung über Christian blitzschnell geändert zu haben, dachte ich mir. Christian redete mit Luca und sah in meine Richtung. Luca kam auf mich zu. „Marie! Könntest du vielleicht das Fähnchen auf die Burg setzten. Bitte?“ Er gab mir das Fähnchen. „Ist das nicht Männersache?“, fragte ich ihn um ihn noch etwas schmoren zu lassen. „Eine Burg braucht auch eine passende Prinzessin, sagt Christian. Wir dachten sofort an dich.“ Ich stand auf und folgte Luca zum Sandkasten. „So, fertig“. Ich schaute flüchtig auf meine Armbanduhr. „Pack dein Spielzeug zusammen für müssen jetzt gehen. Du bist doch schon ganz müde.“ Luca rieb sich die Augen. „Gar nicht. Ich will noch mit Christian spielen.“ Er fing an zu quengeln. Christian ging erneut in die Hocke und wischte ihm eine Träne aus dem Gesicht. „ Du musst auf deine Schwester hören, Luca.“
„Ich will aber noch nicht ins Bett. Ich will hier bleiben mit dir.“
„Ich muss aber auch nach Hause. Willst du hier alleine bleiben?“, er schaute Luca in die Augen. „Weiß du was. Ich bring dich nach Hause, aber nur wenn du versprichst dann oder großes Meckern ins Bett zu gehen.“ Luca überlegte kurz. „Okay, aber nur wenn du mich huckepack nimmst.“
„Einverstanden.“Christian drehte sich, sodass Luca auf seinen Rücken klettern konnte. „Das musst du wirklich nicht machen Christian“, sagte ich zu ihm während ich das Spielzeug einsammelte. „Ich mach das echt gerne.“ Er lächelte mich an. Nachdem wir den Spielplatz gemeinsam verlassen hatten, schlief Luca auch schon tief und fest ein. „ So viel zu ich- bin- Ja- gar- nicht- müde. Er schläft tief und fest. Soll ich ihr den abnehmen?“
„Nein, nein. Geht schon danke.“ Wir schwiegen bis Christian es brach. „Was macht deine Mutter?“
„Ich hab keinen Schimmer. Als wir heute Vormittag dort waren, war sie gerade eingeschlafen und wir wollten sie nicht aufwecken. Ich wollte gleich nochmal ins Krankenhaus, wenn ich Luca meiner Tante übergeben habe.“
„Na, was für ein Zufall, dann kann ich dich ja begleiten…“, bevor ich ihn abwimmeln konnte beendete er seinen Satz. „.. Ich muss sowieso noch etwas mit meinen Vater klären.“ Jaja und meine Opa ist Kaiser von China, dachte ich mir. Ich öffnete das Gartentor meiner Tante und als ob sie auf uns gewartet hatte, nahm sie Luca Christian ab. „Du bist spätestens um zehn wieder zu Hause ja. Ohh, Christian, richtig, passt auf meine Nichte auf, wenn ihr was passiert bist du ein Kopf kürzer. Hab viel Spaß“ und schon verschwand sie wieder. Wie kann man jemanden, im gleichen Satz Spaß wünschen und gleichzeitig einem drohen, fragte ich mich. Ich seufze und sah sein von Erfolg gekröntes Lächeln im Gesicht. Auch wenn ich nicht vor hatte mit Christian loszuziehen, wobei mir jetzt nichts anderes übrig blieb, ging ich schnellen Schrittes, aber er holte mich schnell wieder ein.
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„Hi Mum“, sagte ich noch beim eintreten. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du bist blass, alles in Ordnung mit mir.“ Doch sie schaute an mir vorbei. Ich folgte ihren Blick. „Wolltest du nicht zu deinen Vater Christian?“
„Lass ist schon gut mein Kind. Du hast recht könntest du vielleicht zum Schwesternzimmer gehen und nach einer Flasche Wasser fragen?“ Ich sah sie sorgend an. „Christian kann ja solange mir Gesellschaft leisten.“ Jetzt war ich noch besorgter. „Ja sicher. Mach ich. Bin gleich wieder da. Ich schloss die Tür und hoffte dass meine Mutter jetzt nicht Geschichten aus meiner Kindheit erzählte. „Chris! Chris, mein Junge. Du bist es nicht war. Ach das ist ja so lange her. Wie geht’s Fiona, deine Mutter?“ Christian schaute verwirrend und traurig zu der Frau. „Hör zu Chris. Du musst dich um mein Mariechen kümmern, wenn ich es nicht mehr kann. Wie du es früher gemacht hast…“ sie musste husten. „ Sie lässt sich nicht gern helfen. Du musst es ihr aufzwängen, hörst du!“, erneut hustete sie. „Versprich es! Versprich es mir Chris! Bitte.“, verzweifelt sah sie in die Augen von Christians Augen, als sie wieder husten musste. „Frau Sommer alles in Ordnung, soll ich meinen Vater holen lassen?“
„Ach Dr. Jung ist dein Vater? Er hat deine Augen…. Nein, versprich mir das du dich um sie kümmern wirst!“ Sie sah ihn flehend an. „Okay, ich versprech es“, sagte Christian um sie zu beruhigen. Sie hustete und lehnte sich dann ruhig zurück. „Danke Chris. Ich werde immer auf euch auf passen.“ Dann schloss sie die Augen. „Frau Sommer alles in Ordnung?“ Der Ãœberwachungsmonitor schlug heftig aus. Der Pulsschlag wurde langsamer. Er nahm denn Notfalldrücker und drückte wie wild drauf herum. Ich kam gerade um die Ecke und fluchte, dass das Schwesternzimmer am anderen Ende des Flurs befand, als ich das hektische rum treiben der Ärzte und Schwestern am Zimmer meiner Mutter sah. Ich blieb reglungslos stehen, ließ die gerade geholte Mineralglasflasche fallen. Ich hörte noch das klirren der aufschlagenden Flasche, als ich zum Zimmer rannte und versuchte mich durch ein Gewühl von Schwestern durchzuwühlen. Eine der letzten Schwestern hielt mich auf. „Sie dürfen hier nicht durch, Fräulein. Das ist hier ein Notfall, außerdem können sie nicht einfach in fremde Zimmer spazieren. Sie sollten sich wirklich schämen.“ Sie drückte mich langsam Richtung Ausgang und ich wendete mein weinerliches von Tränen übersätest Gesicht zu Schwester, dir kurz inne hielt. Ich versuchte erneut stur durch zu kommen, bis Christian, der am Rande stand mich bemerkte. „Ist schon gut Schwester Stefanie, das ist die Tochter von Frau Sommer. Lassen Sie Sie bitte durch.“ Sie schaute erneut in meinem Gesicht und entschuldigte sich. „Ich konnte ja nicht wissen….“ Doch dann war ich auch schon durchgedrungen. Erschrocken sah ich zu dem Krankenbett, wo gleich mehrere Ärzte mir die Sicht versperrten. Nein, dachte ich mir. „Nein, da geht nicht, nein.“ Ich ging Richtung Krankenbett. Mir wurde schwindelig, doch Christian hielt mich fest und setzte mich auf dem Besucherstuhl. „Die Ärzte kümmern sich um deine Mutter“, versuchte er mich zu beruhigen. Er redete weiter beruhigend auf mich ein, doch ich nahm ihn gar nicht mehr wahr. „Marie! Marie! Ist alles in Ordnung mit dir?“, er schüttelte mich behutsam. „Ähh, was?“ Ich kehrte so langsam wieder in die Gegenwart zurück. Mittlerweile waren die meisten Schwestern und Ärzte aus dem Zimmer. „Vater; könntest du bitte mal nach Marie gucken. Die antwortet mir nicht und sie aus als ob sie gleich vom Stuhl fehlt.“ Die Zeit verlief in Zeitlupe und mein Körper wollte mir nicht gehorchen. Ich schaffte irgendwie mich aufzurichten und mich in Bewegung zu bringen. „Schon gut. Mutter? Mutter!“ Nun wollten mir meine Beine gehorchen und knickten mir weg, doch Christian fing mich auf. Ich weinte erneut auf, doch diesmal aus Wut. Ich schrie Christian an. „Was hast du getan? Was hast du meiner Mutter angetan?“ Ich boxte ihn mit meinem Fausten gegen Seine Brust. „Warum bist du nicht gegangen? Du wolltest doch nur mit deinem Vater sprechen. Was willst du eigentlich von mir Christian? Du bringst mein Leben durcheinander.“Christian sah mich tröstend und gleichzeitig blitzte ein gewisser Schmerz in seinen Augen auf. Christians Vater packte seinen Sohn an die Schultern. „Du solltest jetzt gehen Christian. Marie ist durcheinander, sie weiß nicht was sie sagt.“ Christian stand auf, schaute nochmals zu Marie runter und ging zu Tür. „Oh, ich weiß ganz genau was ich tue und gesagt habe. Du bist an alles Schuld. Lass mich einfach in Ruhe“, schrie ich ihn zu. Er blieb kurz stehen und verließ das Krankenhaus. Dr. Jung versuchte mich zu beruhigen, doch ich dachte im Moment so klar wie man es in einer solchen Situation konnte. Ich schüttelte seine Arme ab und schritt zum Krankenbett. Dr. Jung ließ mich alleine. „Mama, Mama. Wach auf. Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen.“ Ich saß noch Stunden am Bett und heulte mir die Augen aus dem Kopf, bis einfach keine Tränen mehr kamen. Aufgebracht kam, dann auch meine Tante ins Krankenhaus gestürmt und schloss mich in ihre Arme. „Marie. Ich hab alles vom Dr. Jung, erfahren. Es tut mir so unendlich leid... Komm wir gehen erstmal nach Hause.“ Da ich immer noch wacklig auf den Beinen war, stützte sie mich. Sie legte mich aufs Bett, gab mir eine Beruhigungstablette, die sie von Dr. Jung bekommen hatte und ließ mich alleine. Ich konnte nicht schlafen und als endlich die Tabletten wirkten hatte ich schreckliche Albträume. Ich einzelne Sekunde lief vor meinen Augen immer und immer wieder ab. Wie die Ärzte da stehen, die Schwestern, das hektische treiben und das tuscheln. Doch dann übernahm die Erschöpfung die Hand und ich schlief ein oder zwei Stunden.
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 Ich wachte auf und mir war klar, dass ich dringend Zeit für mich brauchte. Ich wusste auch, dass dies nicht funktionierte, wenn ich hier blieb, also holte ich die Sportasche heraus und riss meine wenigen Sachen aus dem Schrank und packte sie in die Tasche. Meine Tante kam ins Zimmer und sah verwundert zu mir. „Was machst du da?“ Sie räumte meine Jeans und einige T-Shirts wieder aus, die ich darauf wieder in die Tasche stopfte. „Ich muss weg hier. Ich geh wieder nach Hause und du wirst daran nichts ändern.“ Ich zog den Reißverschluss zu und hielt an der Tür inne. „Es hat nichts mit dir zu tun. Ich brauch einfach Zeit für mich um über alles nachzudenken.“ Ich rannte die Treppe hinunter, durch die Haustür und die Straße hoch. Ich drehte mich nochmals um, doch meine Tante schien sich damit abgefunden zu haben, da sie mir nicht gefolgt war. Ich schmiss mich auf mein Bett und heulte mir die Seele aus dem Körper. Was mache ich jetzt? Wie geht es weiter? , fragte ich mich.
Es klingelte an die Haustür und Frau Rosenberg machte die Tür auf. „Marie hast du die das anders überlegt? …… Ohh, du bist gar nicht Marie. Nina, richtig?“, sie sah in das Sommersprossen besetztes Gesicht. „Hallo, Frau Rosenberg. Ich wollte zu Marie. Ist sie da? Ich dachte ja, dass sie mich gestern abholt, doch sie hat es bestimmt vergessen. Ich hab ihren Koffer dabei“, sie deutete auf den Trolli in ihrer Hand. „Tut mir leid Nina, Marie ist nicht da. Du kannst denn Koffer mir geben.“ Sie nahm ihr den Koffer ab. „Na dann. Ich seh sie ja dann morgen in der Schule. Tschüss.“ Nina ging wieder.
Ich putzte die komplette Wohnung zweimal, bis auch ich mich beruhigte und das putzen sein ließ. Ich ging zum Krankenhaus und setzte mich an das Bett meiner Mutter, unterhielt mich mit ihr und ging nach mehrenden Stunden wieder. Auch diese Nacht schlief ich nicht viel. Wenn ich mal kurz ein nickte, wachte ich schweißgebadet wieder auf. Ich blieb bis halb zwölf im Bett, Schließlich verfrachtete ich meinen Körper aufs Sofa, wo ich in Selbstmitleid zu ertränken drohte. Da ich mich nun selbst nicht mehr ertragen konnte, zwang ich mich zum Kleiderschrank, zog irgendetwas raus, das ich an zog um zum Krankenhaus weiter zu schmollen. Als ich fertig war mir und meiner Mutter Vorwürfe zu machen, machte ich mich auf dem Weg nach Hause. Ich irrte noch ein wenig durch die Straßen, um Ablenkung zu finden, doch schließlich saß ich genau da wo ich vor wenigen Stunden ebenfalls saß und stopfte Schokolade und Chips in mich hinein. Ich schaute mir ein paar Krimis und Horrorfilme im Fernsehen an, bis nur noch Mist lief. Ich war zu faul ins Bett zu gehen, also befreite ich das Sofa von Krümeln und endliche Tüten Chips und starrte an die Decke.
 Da ich schon sämtliche Formen in der Tapete erraten hatte, versuchte ich zu schlafen. Ich schlief nicht gut, aber besser als die Nacht zu vor. Ich wälzte mich noch ein paarmal, dann stand ich auf ging zum Kühlschrank und holte Milch und die Schokoflacks heraus. Es schellte an der Haustür. „Tante Li. Mir geht es gut, geh wieder!“, schrie ich genervt in die Lautsprechanlage. Es klingelte wieder. Ich hängte den Hörer wieder auf und verfluchte, dass es mal wieder nicht funktionierte und drückte auf und wartete auf dem Fahrstuhl. Die Türen öffneten und ich sah ein blondes Mädchen, an der einen Hand einen Koffer und in der anderen Mengen an Einkaufstüten. Ich sah nochmal genauer hin, doch die Sommersprossen und der Schock in ihren Augen waren nicht zu verwechseln. „Nina, was machst du denn hier? Woher…?“
„Das ist ja mal eine nette Begrüßung“, sagte sie sarkastisch. Ich nahm ihr einige Tüten ab und umarmte sie, immer noch verwundert. „Nina, woher?“
„Ich war am Samstag bei deiner Tante, um dir deinen Trolli zubringen“, sie deutete auf den Koffer. „Sie meinte du seist nicht da. Also bin ich heute nochmals zu deiner Tante gegangen, da ich dachte du wärst krank.“ Sie beäugte mich von Kopf bis Fuß. „Ich hab sie solang genervt, bis sie mir die Adresse gab. Aber darf ich jetzt erst mal reinkommen?“
„Ähh, ja klar.“ Ich bat sie hinein. Sie stellte die Sachen ab und fackelte nicht lange und ging zu den Fenstern. Sie zog die Vorhänge auf und öffnete die Fenster. Sie kehrte zu mir zurück. „Ich seh schon das wird ein langer, endloser Tag.“ Sie klatschte in die Hände. „So, wo fangen wir an. Ich glaub du solltest erst mal unter die Dusche springen.“ Sie blieb in den fettigen Haaren stecken, als sie sie durchfuhr. Sie schob mich ins Bad und schloss die Tür hinter mir. Da diskutieren keinen Zweck hatte stellte ich das Wasser an. Jahrelang hatte ich verheimlicht, wo ich wohnte und nun kam nicht einmal irgendeine Reaktion von ihr. Ich schäumte mir mein Haar ein und wusch es wieder aus. Ich wickelte mir ein Handtuch um die Haare und erstarrte, als ich mein Spielgelbild betrachtete. Ich versuchte verzweifelt mein Haar zu bändigen, doch ich gab es auf, dass es sich immer wieder kräuselte. Fest eingewickelt in ein großes Handtuch, spähte ich durch die Tür. Der lichtdurchflutete Wohnraum war verlassen. Ich schnappte die frischen Sachen, die auf der Couch bereitlagen und schlüpfte in die schwarze Jeans und einen gelben Lieblings-T-Shirt und folgte den herrlichen Duft, der aus der Küche kam. Am Herd stand Nina mit der Pfanne in der Hand. „Ohh, du bist ja schon fertig. Ich dachte, du hättest vielleicht Hunger, also hab ich uns Pfannkuchen gemacht.is Außerdem hat mir deine Tante Obst und frisches Gemüse mit gegeben.“ Sie stellte mir ein Teller vor die Nase, und gab mir ein Glas, wo sie Orangensaft einschüttete. Ich biss in den Pfannkuchen und sah meine Freundin irritiert an„ Was?“, fragte sie sich. „Warum starrst du mich so an?“
„Naja, das könnte an dein plötzliches Auftauchen hier zu tun haben. Ich möchte gern eine Erklärung.“ Ich konnte den Geruch nicht widerstehen und biss wieder in den Pfannkuchen. „Ich hab doch schon vorhin gesagt, dass ich deine Tante so lange bequatsch hab, bis sie mir gesagt hatte wo du bist.“ Sie wendete den Blick ab. „Woher weißt du, dass es mir hunde-elend geht. Woher kommt das Aufmuterungspaket, wenn du dachtest ich sei krank, dann hättest du mir sicherlich keine Pfannkuchen gemacht.“
 „Glaubst du mir wenn ich sage es sei Intuition gewesen?“
„Nein.“
„Mist. Na gut. Als ich bei deiner Tante war, die übrigens sich schreckliche Sorgen um dich macht, erzählte sie mir was passiert war. Es tut mir leid, ich mein das mit deiner Mutter, es ist nicht deine Schuld.“ Ich wurde sauer. „Auf dein Mitleid kann ich verzichten und ich dachte du wolltest nur so vorbeischauen. Da hab ich mich wohl geirrt.“ Ich verdrängte die Tränen, die in mir aufstiegen. „Geh, auf den Trost kann ich gerne verzichten.“ Ich schmiss gerade meine Ex-Beste-Freundin raus und es schmerzte. Das letzte Stück meines Herzes zerbrach gerade. „Jetzt hör mir doch erst mal zu.“ Ich wollte ihr aber nicht mehr zu hören und zog sie zur Haustür. „Ja ich weiß das mit deiner Mutter, aber deswegen bin ich nicht hier.“ Ich hielt kurz inne. „Ich bin gekommen, weil ich mir Sorgen um meine beste Freundin gemacht habe. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mir diese Mühe gemacht hätte, wenn ich nur gekommen wäre um die Vorwürfe zu machen. Und du weißt das ich hartnackig bin und mich jetzt nicht von dir rausschmeißen lassen, bevor ich mein Programm „Beste- Freundin- aus – tiefes- Mitleidsloch- holen- und- wieder- aufgangsfähig – zu machen“ fertig bin. Du hast Glück, Punkt eins und zwei hast du hinter dich. Sie drehte sich um zog mich mit sich ins Wohnzimmer und setzte mich aufs Sofa. „Bewegt dich nicht vom Fleck. Ich gleich wieder da.“ Sie ging zu ihren Taschen holte ein Etui und eine CD, die sie dann in den CD Player legte. Es tönte Sharkiras Weherever, Weherever aus den Boxen. Sie drückte mich auf die Couch. „Hinlegen und Augen zu.“ Sie öffnete ihr Etui und hollte eine Pinzette heraus. „Ja das nennt man Pinzette, damit werde ich jetzt deine Augenbraun zupfen, ob du willst oder nicht.“ Bevor ich mich wehren konnte, piepste ich auch schon auf und das erste Härchen war gezupft. Ich war froh als sie endlich fertig war und wollte aufstehen, doch sie zog mich wieder zurück auf die Couch. „Halt, hier geblieben. Ich bin noch nicht fertig mit dir.“ Sie starte auf mein Gesicht. „Ohh nein das wagst du nicht. Nicht mit mir Nina“, war mein erster Satz nach gefühlten Stunden des Schweigens. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „So kann ich mich nicht mit dir in der Öffentlichkeit blicken lassen.“ Und schon drückte runter aufs Sofa. Sie nahm ein Schälchen und das destillierte Wasser und begann meine Pickel vorsichtig und behutsam auszudrücken. Ich schrie bei jeden einzelnen auf und ich lachte nach langer Zeit wieder. Zwar sah er es unbeholfen aus aber Nina fand dies schon gut für den Anfang. Zum Schluss schmierten wir uns gegenzeitig Gesichtsmasken auf, setzen uns aufs Sofa und sahen uns American Pie an. Um halb zehn ging sie dann und sagte, dass sie mich morgen früh zur Schule abholen würde. Ich schloss die Tür hinter ihr und das riesen Loch in meiner Brust, drohte mich erneut zu verschlingen. Ich kugelte mich aufs Sofa zusammen und ließ den Tränen freien Lauf. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und erblickte ein kleines gelbes Büchlein und schlug es auf.
14.07.2010
Liebes Tagebuch,
Es ist viel passiert. Meine Mutter liegt im Koma, ich wurde geküsst und Nina hat mich zu Hause besucht. Das ging dir zu schnell? Mir auch *seuftz*
Keine Ausrede auf der Welt hielt mich auf mit Christian auf den Jahrmarkt zugehen. Als wir dann auf den Weg zurück waren, lagen wir uns plötzlich in den Armen und ER küsste mich. Für den Moment schien ich zu schweben, bis mir Lena und die Schwierigkeiten, die auf mich zukamen dachte. Als dann auch noch meine Mutter, am Samstag, das Bewusstsein verlor und nicht mehr aufwachte, zog ich überstürzt bei meiner Tante aus und stopfte mich ungesundes Zeugs voll. Als gerade eben auch noch Nina in der Tür stand und versuchte mich wieder aufzubauen, schien wieder alles gut, doch als sie weg war, schmerzte es wieder. Und morgen, darf ich mich wieder in der Schule ärgern.
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Es klingelte und ich stopfte mir den Rest des Brotes in den Mund, trank den letzten Schluck Tee, verschluckte mich und ging zu Tür raus. Immer noch hustend, ging ich neben Nina her. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, schon wieder zur Schule zu gehen. Dies glückliche Getue, rum Schreierei, kann ich nicht ab.“ Außerdem würde ich früher oder später auf Christian treffen und es ließ mein Herz in tausend kleine Scherben sprengen. Unbemerkt wischte ich eine kleine Träne aus meinem Gesicht. „Es gibt kein aber. Du wirst heute erscheinen und wenn ich dich festketten muss.“ Wir lachten bei der Vorstellung. Augen zu und durch, dachte ich mir und wir gingen durchs Schultor. Ich versuchte jeden zu ignorieren und mich nur auf mich und meine Schritte zu konzentrieren. „Du kannst wieder hoch sehen, es ist niemand im Klassenzimmer.“ Ich hob erleichtert mein Blick und setzte mich neben meiner Freundin. „Dir ist schon klar das dies ein Klassenzimmer ist und du heute sieben Stunden Unterricht hast, wo durchschnittlich 25 Schüler sitzen oder?“
„Ich bin nicht blöd. Ich will nur so wenig Glückseligkeiten abkriegen wie möglich, das nennt man auch Schadensbegrenzung.“ Auf dem Weg nach Hause dachte ich zurück. Ich entschuldigte mich bei den Lehrern für das fehlen, die es allerdings gut aufnahmen und verstanden. Als die Anderen bemerkten, dass es im Moment nicht gut kam, ließen sie mich in Ruhe. Außer Lena natürlich, sie ließ sie nicht die Chance nehmen und machte sich lustig über mich. Alle nahmen es ihr echt übel, auch Christian, der wieder seinen gewohnten Platz neben Lena einnahm. Ich versuchte ihn zu ignorieren, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich anstarrte und nicht zur Tafel sah Der unendliche Schmerz kam wieder, sodass ich in der Mittagspause erneut Schadensbegrenzung bezog und einen Brief schrieb.
Lieber Christian,
ich wollte mich noch einmal bei dir für alles bedanken und mich entschuldigen. Ich weiß das es falsch war, dir die Schuld im Krankenhaus zu geben, obwohl du der Einzige warst der für mich da war. Es ist weder deine Schuld noch meine, dass ist mir leider zu spät eingefallen. Es tut mir auch leid, das was zwischen uns passiert ist. Es bleibt bei dir, Lena es zu erzählen oder nicht. Ich werde es nicht tun. Ich hab im Moment genug um die Ohren und mir würde sowieso keiner glauben. Danke für alles, was du für mich getan hast.
Gez. Du ganz dir Denken von wem!
Ich faltete den Brief zweimal und warf ihn, während der siebten Stunde, in seinem Spind. Ich ging auf den direkten Weg zum Krankenhaus, setzte mich ans Krankenbett meiner Mutter und gegen halb fünf ging ich dann, da Nina noch mal vorbei kommen wollte. „Ohh, t`schuldigung wartest du schon lange?“ Ich blieb hechelnd vor Nina stehen und kramte den Schlüssel aus meiner Tasche. „Ist schon in Ordnung. Wie geht es deiner Mutter?“ Ich drehte denn Schüssel um und drückte den Aufzugsknopf und schwieg ein Moment. „Unverändert. Leider aber lass uns bitte über was anderes reden.“
Ich warf meine Tasche in die Ecke und ging zum Kühlschrank. „Wie du willst. Wie fandest du es heute in der Schule?“
„Nicht so schlimm wie angenommen wieso?“, fragte ich sie weil sie wieder diesen Blick aufsetzte, dass sie mehr wusste als sie sagte. „Nja, Sarah hat mir erzählt, dass du in Englisch ganz schön lange auf der Toilette warst und Kai schwört dich auf dem Gang der Spinds gesehen zu haben.“ Mist dachte ich mir. Ich war doch allein auf dem Gang. „Ich musste nur dringend und Kai muss sich geirrt haben. Ich bin danach direkt wieder zur Klasse.“
„Ok-aay. Dann belassen wirst mal damit.“
„Das war echt nicht okay von Lena heute dich so anzumachen. Das nahmen die anderen ihr echt übel. Das erste Mal war sie der Buh- Mann.“ Sie freute sich über die neue Nachricht.
„Hmm, da wäre noch etwas was ich gern wüsste.“ Sie sah mir eindringend in die Augen, sodass ich meinen Blick von ihr abwenden musste. „Christian hat dich die ganze Zeit beobachtet, kannst du dir das erklären?“ Ich verdrehte die Augen. „Ich weiß blöd, oder? Ich dachte auch erst es sei nur purer Zufall, doch Sarah und andere Mädels haben mich auch schon gefragt, was zwischen dir und Christian läuft.“Ich suchte nach einer Ausrede. „Da wird nie was sein, Nina.“ Mein Herz zog sich, bei den Gedanken, krampfhaft zusammen und ich versuchte die qualvollen Schmerzen zu ignorieren. Ich wartete auf irgendeine Reaktion von Nina. „Schon blöd sowas zu denken oder? Ich mein wir sprechen hier von Christian Hansen, der Freund von Zimtzicke Lena.“ Nina lachte laut auf. „Naja, weißt du Christian ist am gleichen Tag wie du verschwunden. Die anderen zählten eins und eins zusammen. Die haben wohl das entscheidende vergessen, dass wir alle hassen, die mit Lena zu tun haben.“ Sie hob ihre Schultern an. „Ach, so spät haben wir schon. Ich muss jetzt nach Hause. Meine Mutter bringt mich um, wenn ich nicht zum Abendbrot zu Hause bin.“ Sie schaute auf ihre Armbanduhr und stand auf. Sie umarmte mich und ging zur Haustür. „Ich bin morgen so um viertel nach sieben bei dir.“ Sie schloss die Tür hinter sich. Ich ließ meine Fassade fallen, brach in mich zusammen und ließ die Schmerzen Ãœberhand gewinnen. Ich schaukelte mich in den Schlaf. Die üblichen Albträume ließen auch diese Nacht nicht nach, sondern wurden noch heftiger. Mein Unterbewusstsein wusste wie verletzend ich im Moment war und es nahm es schamlos aus. Viel zu früh rang ich mich dann auf, ging ich ins Bad und ließ die Wanne einlaufen und legte mich hinein. Ich hoffte, dass das Wasser mich so weit beruhigte, damit ich genug Kraft fand um mein Schlafmangel vertuschen zu können. Ich zog mich an und trank mir ein Tee, bis dann auch schon Sturmklingeln ertönte. Ich drückte die Tür auf, damit der grässliche Lärm aufhörte, nahm meine Tasche und mein Sportzeug und begab mich nach unten. Ich begrüßte kurz Nina und ging vor, damit sie mich nicht durchschauen konnte. Sie rannte mir hinter und blieb neben mir stehen und lief im Gleichschritt mit mir. „Alles in Ordnung mit dir?“ Sie beäugte mich ausgiebig. „Ja klar.“ Ich legte eine Pause ein und deutete auf meinen Sportbeutel. „Wir haben Sport, schon vergessen.“ Sie nickte und sah mich bedauernd an. Sie wusste wie sehr ich Sport hasste, im Gegensatz zu ihr. Sie nahm mir die Ausrede echt ab. Jetzt war es soweit. Nach zwei qualvollen Mathe Stunden und zwei super Kunststunden, hatten wir jetzt Doppelstunde Sport. Vorteil war, wenn ich die hinter mir hatte, konnte ich endlich nach Hause gehen, da der Nachmittagsunterricht ausfiel. Wir machten gerade Volleyball und die anderen Teamkollegen hielten mich aus dem Spielbetrieb raus, da ich nur Verletzungen hervorrufen würde. Als wir damals Basketball durch genommen hatte, warf ich den Ball so gegen den Korb, dass er abprallte und meiner damaligen Sportlehrern Frau Glage ein blaues Veilchen bescherte.
Am Ende der Stunde sammelte ich die Bälle ein und war die letzte in der Umkleide. Nina war schon gegangen, da sie heute mit ihren Hund Rocky zum Tierarzt musste. Ich duschte mich schnell, zog mich um und ging zum Ausgang der Halle. Ich drehte mich nochmals um, da ich hätte schwören können etwas gehört zu haben, aber da war nichts. Ich schoss die Hallentür und ging nach draußen. Ich musste um die ganze Halle und dem Pavillon laufen um das Schultor zu erreichen. Ich bog um die Ecke, als plötzlich Arme mich packten und mich in den Spalt zogen. Jemand hielt mir mit einer Hand den Mund zu und mit der anderen drückte er meine rechte Hand an die Wand. „Ich bins nur“, er wartete bis ich mich beruhigt hatte, bevor er seine Hand wegzog und meinen linken Arm gegen die Wand presste. „Christian, was soll das?“, piepste ich. „Das sollte ich dich besser fragen, glaubst du nicht?“ Er wedelte mit einem Zettel vor die Nase, vergaß aber nicht mich weiter an die kalte, raue Hallenwand zu drücken. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich die Zeit mit dir bereue oder?“Seine Augen sahen mich entsetzt an. „Christian… ich.. du…“ Er schüttelt mich und drückte mich noch fester an die Wand. „Jetzt gibt mir eine Antwort.“ Ich war kurz davor, den Schmerzen und der Unruhe in mir nachzugeben und zusammenzubrechen. Er wartete nicht weiter auf eine Antwort sondern presste seine Lippen auf meine. Es war ein bestimmender, aber zärtlicher Kuss. Mein Herz und mein Verstand standen im Widerspruch und Tränen liefen mir über die Wangen. Mein Herz füllte sich mit Wärme und Geborgenheit, doch der Verstand sagte mir, dass es nicht richtig war. Ich würde dies später noch bereuen und wenn ich es überleben sollte, würde mein Herz ein Trümmerhaufen ähneln. Er löste sich von mir und wusch mir die Tränen sanft aus dem Gesicht. „Ich kann das nicht Christian. Ich hatte mit dir wunderschöneTage, auch wenn es beschattet wurde, aber ich bekomm noch ein Schleudertrauma von deinem Gefühlschaos. Ich hatte mich gerade damit abgefunden und jetzt bricht wieder alles zusammen.“ Die Tränen ähnelten jetzt einem Bachlauf. Ich wirbelte mich um den regungslosen Christian und rannte über den Schulhof nach Hause. Ich öffnete die Wohnungstür und knallte sie hinter mir zu und schaffte es gerade bis zur Wohnzimmerwand, wo ich dann elend zusammenbrach und wie aus Eimern weinte.
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„Mach auf Marie.“ Nina stand vor der Tür und schellte wie bekloppt. „Vielleicht ist sie noch nicht da. Ich warte einfach hier.“ Eine kalte Brise huschte ihr über die freien Schultern und eine zweite folgte gleich darauf. „Wofür hat sie mir denn einen Schlüssel gegeben, ich kann genauso gut im Hausflur auf sie warten. Es klickte und sie ging zu Fuß in den dritten Stock und setzte sich auf einer der Stufen. Es war ungewöhnlich still im Hausflur, für diese Uhrzeit, irgendwie gruselig, fand Nina. Dann hörte sie ein schluchzten. Woher kam das fragte sie sich, dann sah sie zur Haustür und ein Lichtblitz blitze durch den Türschlitz. Sie stand auf und klopfte gegen die Tür. „Marie! Marie wenn du da bist macht die Tür auf.“ Ein erneutes Schluchzten, es kam definitiv auf der Wohnung,. „Marie ich komm jetzt rein.“ Sie zog den Schlüssel und wollte nicht glauben was sie sah. Ich saß mit Tränen gequollenen Augen und wippte hin und her. Sie kam auf mich zu und umarmte mich. „Was ist passiert? Ist etwas mit deiner Mutter?“
„Nein. Ich… Lüge.. Christian….“, mehr brachte ich nicht raus und ein Meer aus Tränen brach aus. „Beruhig dich erst mal. Ich mach uns ein Tee.“ Sie half mir hoch, stütze mich bis wir am Sofa an kamen, setzte Wasser auf, brachte die Tassen mit und gab mir eine Decke. „Jetzt noch mal von vorne.“
„Du wirst sauer auf mich sein“, sie gab mir eine der Tassen in die Hand. „Hier wird keiner sauer auf dich sein. Ich bin deine beste Freundin, das würde gar nicht gehen. Also?“
„Ich hab dich angelogen“, ich wendete den Blick ab. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte.“
„Jetzt beruhig dich wieder. Ich bin nicht sauer auf dich. Ich wünschte nur du hättest schon früher das Vertrauen mir geschenkt, aber lieber später als nie.“
„Du wirst mir den Kopf abreißen.“ Nina lachte. „Für sowas werde ich nicht in den Knast wandern.“ Ein kleines Lächeln formte sich für kurze Zeit auf meine Lippen. „Das mit Christian, weißt du noch.“
„Ja klar. Alle dachten ihr hätte was mit einander“, sie verstummte „Nein, das ist nicht dein Ernst oder?“
„Naja, ehrlich gesagt hab ich ja nur gesagt, dass daraus nie was werden würde und nicht das schon etwas passiert war.“ Nina blieb die Sprache weg. „Ich weiß, blöd von mir mich in so jemanden zu verlieben. Aber er hat mich überrascht, als er mich aus heitern Himmel mich küsste.“ Ich fiel Nina in die Arme. „Du hast recht echt blöd von dir dich zu verlieben, aber erzähl mir nochmal alles von vorne.“ Ich beruhigte mich etwas und erzählte ihr was in den Tagen passiert war, vor allen Dingen musste ich beim Jahrmarktbesuch bis ins kleinste Detail gehen. „… und gerade nach dem Sportunterricht, fing er mich ab und unterstellte mir, dass ich der Meinung war er würde es bereuen was zwischen uns passiert war. Was sollte ich auch anderes machen, er hat mich ignoriert. Plötzlich nahm er mich und küsste mich erneut. Es fühlte sich so gut an, sodass es schon schlecht war. Dann hab ich ihn stehen lassen und jetzt bin ich hier.“ Ich schluchze nochmals. „Was soll ich denn jetzt tun. Noch ein Widersehen mit Christian überleb ich nicht. Helf mir Nina, sag was ich jetzt tun soll.“ Ich bekam keine Antwort, bis sich ein Lächeln auf ihre Lippen legte. „Das ist nicht komisch, hör auf zu lachen.“
„Ich wusste doch, dass etwas im Busch war, doch so etwas. Jetzt hör mir gut zu, er hat dich zweimal geküsst, dich trifft keine Schuld. Er hat dich beobachtet und nicht du. Ich glaube er mag dich Marie.“
„Er kann mich nicht mögen, er ist mit Lena zusammen.“ Ihr Lächeln verschwand. „Na gut dann starten wir eben die Mission Christian so gut wie e aus dem Weg zu gehen.“
„Du bist die Beste, weiß du das eigentlich.“ Sie schlug ihr Hände auf ihren Schoss und stand auf. „Ja, ich weiß. Aber du bist als Freundin auch nicht schlecht.“ Ich begleitete sie noch nach draußen, umarmte sie und ging zum Krankenhaus. „Ach Mama, wach endlich auf. Ich brauch dich doch, gerade jetzt.“ Die Tür klickte zu. „Der Zustand deiner Mutter hat sich etwas verbessert, aber es wird noch dauern bis sie außer Lebensgefahr ist.“ Ich drehte mich um. „Dr. Jung. Wie lange stehen sie da schon?“
„Schon lang genug um zu wissen, dass deine Mutter sehr stolz auf dich sein kann. Du bist jeden Tag stundenlang an ihr Bett, statt dich mit Freunden zu treffen. Wenn du etwas benötigst oder dich etwas belastet, ganz du ruhig zu mir kommen. Wir können über alles reden.“ Ich schaute verlegen auf dem Boden. „Ich weiß dies zu schätzen, Dr. Jung, aber ich kann darüber nicht mit Ihnen sprechen. Es zu privat, wissen Sie.“
„Ich verstehe. Du weißt ja wo du mich findest, wenn du dir es anders überlegst.“ Er verließ das Zimmer. Ich bliebt nicht mehr lange und ging nach Hause. Ich räumte die Wohnung auf, duschte und lag mich aufs Bett.
16.07.2010
Liebes Tagebuch,
es ist schon wieder passiert. Christian fing mich nach dem Sportunterricht ab und fragte mich was mein Brief sollte. Ich antwortete nicht, also küsste er mich einfach. Er kann doch nicht zweigleisig fahren. Ich meine ja nur, wenn Lena das heraus findet, macht sie nicht nur ihn fertig sondern auch mich. Es war gut, das ich heute alles Nina erzählt habe, auch wenn ich immer noch nicht weiß, wie ich ihn aus dem Weg gehen konnte. Nur zu blöd, dass er in die gleiche Klasse geht wie ich. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Meine Mutter scheint es schon besser zu gehe. Dr. Jung war guter Dinge, dass sie bald wieder aufwachen würde.
 „Zum Glück fallen heute die ersten zwei Stunden aus. Toll das du trotzdem so früh gekommen bist.“
„Ist doch klar. Was genau suchst du denn?“ Ich wühlte in einer weiteren Kiste. „Ich weiß nicht. Irgendwas Persönliches oder sowas Ähnliches. Ich hab irgendwo gelesen, dass bekanntes in der Umgebung, das Erwachen aus dem Koma beschleunigen kann.“ Sie holte eine Kiste mit der Aufschrift „Marie“, aus der hintersten Ecke heraus. Wir mussten nießen, als der Staub hoch wirbelte. „Wie lange steht die Kiste denn schon dort?“, meckerte Nina. „Ich weiß es nicht.“
„Werden wir ja jetzt sehen.“ Sie zog die Kiste zum Bett und öffnete sie. Sie holte ein paar Bilder heraus. „Scheint aus der Kindergartenzeit zu sein. Oder es sind nicht deine Bilder, denn du kannst besser zeichnen.“ Sie lachte und hielt das Bild hoch. Ich schnappte danach und wurde rot. „Na und jeder fängt mal klein an“, versuchte ich mich zu rechtfertigen. Wir kramten weiter in der Kiste. Nina holte eine kleine pinke Schachtel hervor. „Was da wohl drin ist.“ Sie schaute mich an und ich zuckte mit den Schultern. Sie holte ein Foto hervor. „Bist du das? Du bist total süß und wer ist der Junge neben dir?“ Ich überlegte kurz und kramte in der Vergangenheit herum. „Mit ihm hab ich, glaub ich, auf dem Spielplatz gespielt.“
„Wie habt ihr euch kennengelernt?“
„Wenn ich länger darüber nachdenke fällte es mir wieder ein. Meine Mutter hatte mir damals so ein rotes Freundschaftsband geschenkt. Ich war ganz stolz darauf und nahm es nie ab. Auf dem Spielplatz zankte ich mich dann mit ihm um eine Schüppe und sein blaues Band und mein rotes verhedderten sie, sodass nicht einmal unsere Mütter uns befreien konnten. Ich war sehr traurig darüber, doch der Junge schenkte mir beide, seit dem trafen wir uns immer auf dem Spielplatz. Dann zog seine Familie weg, zum Abschied schenkte ich ihm das Freundschaftsband und er schenkte mir ein gelbes, damit wir uns einander nicht vergaßen.“ Nina holte ein Band aus der Schachtel. „Dann ist das das Armand was du damals geschenkt bekommen hast oder?“ Ich nahm es in die Hand und schaute es mir an. „Ja genau, ich wusste gar nicht das meine Mutter es aufgehoben hat.“
„Scheint so als wäre diese Freundschaft deiner Mutter sehr wichtig gewesen. Vielleicht haben wir schon den richtigen Gegenstand gefunden was meinst du Marie?“
„Naja, besser als nichts und da wir jetzt los müssen, reicht es erstmal.“ Jetzt schaute auch Nina auf die Uhr. „Mist du hast recht.“ Wir standen auf, nahmen unsere Taschen und rannten zur Schule. Wir kamen gerade rechtzeitig zum Schellen an. Wir gingen in den Stunden und während den Pausen geschickt Christian aus dem Weg. Es klingelte und ich ging zu meinem Schließfach. „Sieh mal einer an, unsere Heuchlerin.“ Warum konnte Lena mich nicht einfach mal in Ruhe lassen. Ich wollte schon an ihr vorbei gehen. „Ach, dann interessiert dich dieses Büchlein nicht? Gut dann kann ich es ja vorlesen.“Ich drehte mich um und erkannte mein altes Tagebuch. Ich ging auf sie los wie eine Furie, doch ihre Clique hielt mich davon ab, sie zu erreichen. „Liebes Tagebuch…“, las sie laut vor, als plötzlich Nina und Christian angerannt kam. Christian blieb stehen, während Nina ihr das Buch aus der Hand, doch sie riss ein Stück hinaus. Was haben wir denn da?...“Sie wedelte mit den Stück Blatt. „…den Eintrag vom 06.07. Der Oberaffe… 18 Jahre.“ Sie drückte das Stück Papier in Christians Hände und grinste mich an. Mir stiegen Tränen auf und ich wollte einfach nur weg hier. Ich riss mich los und rannte den Flur entlang und an das einzige was ich denken konnte war, Jetzt würde er mich endgültig in Ruhe lassen. Es brach mir mein Herz.
Zuhause angekommen schlug ich die Tür hinter mir. Ich hatte mir tatsächlich Hoffnungen gemacht. Ich schluchzte, als es an der Tür hämmerte. „Marie, mach die Tür auf. Ich muss dir was Wichtiges erzählen.“ Sie schlug weiter auf die Tür ein. „Ich weiß, dass du da bist. Es geht um Christian.“
„Verschwinde und erwähne nie wieder diesen Name.“ Es war nichts zu machen. Als gab Nina es auf und ging.
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Am nächsten Morgen quälte ich mich aus dem Bett. Schlimmer wie gestern konnte der Tag nicht werden, also nahm ich meine Sachen und machte mich auf den Weg zur Schule. Alle waren sie ruhig, sogar Lena schien ihre große Klappe heute halten zu können, also begab ich mich in die Deutschstunde. Ich schrak zusammen als plötzlich mein Handy vibrierte und sah auf den Display. Als ich die Nummer des Krankenhauses wieder erkannte, riss ich beim Aufstehen den Stuhl um. „Setzt dich wieder Marie. Was ist denn los?“, zischte Nina. „Meine Mutter zischte ich zurück und stürmte aus dem Klassenzimmer. Erneut vibrierte mein Handy. Ich ging dran. „Marie, wer ist da?“
„Hier ist Dr. Jung, Kommen Sie bitte ins Krankenhaus.“
„Ja klar. Was ist passiert? Wie geht’s meiner Mutter?“
„Ich will es nicht am Telefon besprechen, komm bitte so schnell wie möglich.“ Ich klappte das Handy zu und rannte über Flur Richtung Krankenhaus.
Dr. Jung fing mich am Eingang ab und folgte ihn in sein Büro. „Was ist passiert? Jetzt sagen Sie schon.“ Er senkte den Blick. Es tut mir leid.“ Die ersten Tränen stiegen in meine Augen. „Nein, nein das kann nicht sein. Jetzt sagen Sie schon was ist passiert?“
„Deine Mutter hat heute Morgen unerwartet Fieber bekommen. Wir bekamen es nicht mehr in den Griff. Sie vor einer Stunde …..“
„Nein, Sie lügen.“ Ich schlug seine Hand weg die er mir tröstend auf die Schulter legte. „Sie haben gesagt dass sich ihr Zustand verbessert hat.“ Ich schniefte. Ich stand auf, rannte aus dem Raum, und versuchte nicht den Verstand zu verlieren. Ziellos rannte ich durch die Straßen, bis ich vollkommen erschöpft den Spielplatz erreichte. Das war doch ein blöder Scherz. Sie konnte mich doch jetzt nicht allein lassen. Ich ließ meinen Zorn und meinen Tränen freien Lauf, während sich dicke Wolken vor die Sonne schoben.
„Wo ist sie?“, riss Christian die Tür des Büros auf. „Was ist passiert, Vater?“ Dr. Jung fuhr mit seiner Hand durch sein Haar. „Ich wollte warten, bis ihre Tante kommt, doch sie ließ nicht locker?“ Er kniff die Augen zusammen und sah Christian traurig an. „Nein“, schüttelte er heftig mit dem Kopf. „Das kann nicht sein.“
„Du musst sie finden, bevor sie sich was antut.“ Christian rannte aus dem Büro. Wo war sie verschwunden? Würde sie sich was antun? Und wo sollte er nach ihr suchen? Er kannte sie doch kaum. Pass auf sie auf, du hast es versprochen, geisterte ihm durch den Kopf und er beschleunigte seinen Gang. Er hätte schon beinahe aufgegeben, als er sie auf den Spielplatz entdeckte. Erleichtert ging er auf sie zu. „Du bist ja schon ganz durch genässt.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass es wie aus Eimern regnete. „Was willst du, Christian?“, krächzte ich. „Ich dachte du würdest dir was antun?“, murmelte er. „Daran hatte ich gedacht, doch dann fiel mir Luca ein.“ Es erschauerte ihn, was für Gedanken sie hatte, doch er ging nicht weiter drauf ein. „Komm, ich bring dich zu deiner Tante.“
„Nein!“, schrie ich ihn an und zitterte am ganzen Körper. „Ich kann nicht“, schluchzte ich. Christian nickte und legte mir seine Jacke über die Schultern. „Es ist nicht fair…“
„Es ist niemals fair, wenn eine Mutter unsere Welt verlässt“, meinte er traurig. „Aber das Leben muss weitergehen.“ Er hatte recht. „Aber warum…“
Warum du oder ich? Ich weiß es nicht. Vielleicht Schicksal oder es war einfach an die Zeit.“ Erst jetzt fiel mir ein, dass ich niemals von Christians Mutter gehört hatte. Ich sah ihn an, doch er versank in seine eignende Trauer und Schmerz. „Ich wollte es auch nicht wahr haben, ich hab gelernt mir nicht die Schuld zu geben. Denk doch mal an deinen kleinen Bruder und deine Tante die heute ihre Schwester verloren hat und gleichzeitig höllische Sorgen um ihre Nichte macht.“ Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich wollte ihr doch nur nicht zur Last fallen. „Ich kann noch nicht zurück.“ Er verstand mich. „Dann bring ich dich halt nach Hause.“ Ich zögerte. Alles würde mich an meine Mutter erinnern, doch einen anderen Weg gab es nun mal nicht, also ließ ich mich von der Bank ziehen.
„Das ist doch unsere Wohnzimmerlappe“, murmelte ich. Und ehe Christian begriff, was da passierte rannte ich die Treppen hinauf und schrie. „Was tun Sie da? Das sind die Sachen meiner Mutter.“ Ich griff in einer Schublade. „Wir machen nur unser Job…“ Die zwei Möbelpacker verstummten, als sie das kleine Pfefferspray in meinen Händen entdeckte. „Sie stellen jetzt sofort die Couch ab.“ Sie gehorchten und gingen ein paar Schritte zurück, bis sie die Kommode erreichten und es klirrte. Ich schrie, doch bevor ich auf den Mann losgehen konnte erschien Christian vor meiner Nase. „Leg das Spray zur Seite. Sie machen nur ihren Job.“ Ich sah von den Männern zu Christian und brach innerlich auseinander und ließ die Dose fallen. Christian drehte sich um und entschuldigte sich. Er setzte mich auf die Couch. „Wusstest du dass deine Mutter Schulden hatte?“ Ich sah ihn entsetzt an und er beließ es darauf. Die Männer verschwanden aus der Wohnung und brachten sowohl die Lampe, als auch den Fernseher wieder zurück. „Was hast du nun vor?“ Ich wusste es nicht. Mein Leben hatte kein Sinn mehr, doch es würde weitergehen und keine Rücksicht nehmen aus meinem Verlust. „Würdest du mich jetzt allein lassen?“ Er schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob er es konnte, doch er stand auf und schloss die Wohnungstür hinter sich. Ich schrie, weinte und schmiss Sachen durch die Wohnung bis meine Stimme versagte und keine Tränen mehr flossen. Ich ließ mich aus Sofa nieder und bildete mir ein, dass meine Mutter neben mir lag und schlief ein. Ich schlief diese Nacht nicht besonders gut und alle meine Knochen taten mir weh als ich aufstand. Ich brauchte dringend Ablenkung also zog ich mich um und machte mich auf den Weg zur Schule
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Ich musste richtig scheiße ausgesehen haben, denn keiner meiner Mitschüler schien kam auch nur in meiner Nähe. Nicht einmal Nina quasselte mich heute voll. Ich wusste nicht ob sie es wussten, doch ich musste total beschissen ausgesehen haben, da mich alle zu ignorieren schien. Nicht einmal Nina redete mit mir und die Lehrer ließen mich in Ruh, doch am Schließfach beendete sich das schweigen. „Ich muss dir was erzählen“, sagte sie aufgeregt. Ich sah sie an. „Ich weiß, dass es ungünstig ist, aber…“ Sie hielt inne. „Es geht das Gerücht um, als habe Christian sich von Lena getrennt.“ Mehr als zur Kenntnis nahm ich es nicht und drehte mich um. „Er ist total ausgeflippt, nach der Sache mit dem Tagebuch. War echt eine miese Aktion von ihr.“ Es interessierte mich nicht und alle Hoffnungen starben, als ich die zwei ein paar weiter zusammen stehen sah. „Jetzt schau doch mal genauer hin.“ Jetzt sah ich es auch. Sie stritten. Ich dachte an gestern. Er war so nett und fürsorglich gewesen obwohl alle wussten, dass ich ihn derbe beleidigt hatte. Er nahm es mir nicht übel. „Ist mir egal“, zuckte ich mit den Schultern. Ich würde mich nie wieder auf ihn einlassen und mir das Herz brechen. Ich nahm die Bücher heraus, als Lena mich plötzlich an rempelte. „hey, pass doch auf“, rief Nina ihr hinterher. Ich kniete mich hin und begann meine Sachen zusammen zusuchen. „Hier“, Christian reichte mir mein Mathebuch. „Danke“, murmelte ich und flüchtete. „Hey warte“, schrie er hinter mir her doch ich war schon weg. Er hob das Armband auf und steckte es in die Tasche. Er würde es ihr zurück geben, sobald er sie wiedersah. Doch sie nicht in der Sportstunde.
„Christian, was machst du hier?“
„Wo ist die Kiste mit Mamas Sachen?“ Er schüttelte den Kopf. „Es bringt doch nichts.“
„Jetzt sag schon“, schrie er ihn an. „Sein Vater ging in das Arbeitszimmer und kam mich ein Schuhkarton wieder. „Kommst du morgen zum Abendessen?“ Christian schüttete die Kiste aus und fand was er suchte. Was ist mit der anderen Hälfte des Bildes passiert?“
„Es muss wohl bei dem Hausbrand beschädigt worden sein. Warum hat deine Mutter es nur aufgehoben.“ Er holte das Armband hervor. Es war dasselbe, dass der kleine Junge auf den Bild am linken Arm trug. Er kramte zwischen den Fotos und Papieren weiter, doch es war nicht zu finden. „Wann und wo war das?“ Sein Vater kräuselte die Stirn. „Warum ist das so wichtig?“ Christian antwortete nicht. „Du musst da ungefähr vier Jahre gewesen sein. Wo weiß ich nicht, deine Mutter ist mit dir immer zum spielen raus gegangen. Es muss aber hier in der Nähe sein, weil wir damals noch nicht ungezogen waren. „Danke.“ Er wusste jetzt was er zu tun hatte. Er rannte die Straße entlang. Jetzt passte alles zusammen. Das Bild, das Armband und das Gefühl, dass Frau Sommer ihn zu kennen glaubte. Er hämmerte gegen die Tür.
Genervt ging ich zur Tür und öffnete sie in den glauben, dass Nina davor stand. „Was willst du hier?“
„Woher hast du das?“ Er hob das Armband in die Luft. Ich wurde sauer. „Das sollte ich dich wohl besser fragen.“
„Antworte mir.“
„Es gehört mir. Gib es mir zurück.“ Daran dachte er nicht einmal.“
„Ich hatte das Gefühl, dass deine Mutter mich kannte.“ Es schmerzte immer noch darüber zu sprechen und schon mal gar nicht in diesen Ton. „Ja klar, den großen Christian Hansen muss die ganze Welt wohl kennen.“
„Bevor sie ins Koma fiel, musste ich ihr Versprechen auf dich aufzupassen.“ Deswegen also die Interesse an mir. „Sie hat mit dir gesprochen.“ Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Raus. RAUS hier! SOFORT!“ Ich knallte die Tür von seiner Nase zu. Er seuftze und ich weinte. „Es tut mir leid..“ Ich reagierte nicht. „Ich versteh es nur nicht.“ Ich auch nicht, da hatten wir wohl etwas gemeinsam. „Ich hatte damals auch so ein Armband, bevor wir dann umzogen.“ Er schob ein Bild durch den Türschlitz. Ich hätte es ignorieren können, doch meine Neugier packte mich und ich nahm das angebrannte Bild in die Hand und erstarrte.
Es klackte und die Tür öffnete sich und Marie sah mich verdutzt an. „Woher hast du dieses Bild?“
„Es gehörte meiner Mutter. Das bin ich auf den Bild.“ Marie wurde bleich. „Alles in Ordnung mit dir?“ „Warum bist du eigentlich so nett zu mir?“, fragte ich ihn. Ich brauch von niemanden Mitleid?“, jetzt war ich es der erstarrte. „Ich habe doch kein Mitleid. Ich weiß wie man sich fühlt wenn man alles verliert, was man eins geliebt hat.“
„Als meine Mutter vor ein paar Jahren starb, verlor ich nicht nur sie sondern auch meinen Vater. Ich war ganz auf mich allein gestellt und das letzte was ich wollte war von irgendjemand Mitleid.“ Ich ging ein Schritt zurück und ließ ihn rein kommen. Er setzte sich. „Meine Mutter hatte Leukämie und lag die letzten Monate ihres Lebens im Krankenhaus. Ich muss da sechs oder sieben gewesen sein.“ Er hielt inne. „Ich war jeden Tag an ihr Bett und ich freute mich, wenn ich sie lachen hörte. Je kritischer ihr Zustand wurde, umso verschlossener wurde mein Vater, bis er nicht einmal an ihren Todestag an ihrem Bett stand.“
„Tut mir leid.“
„Muss es nicht. Ich bin drüber weg.“ Er versuchte zu lächeln, doch man sah ihn an wie sehr es ihn verletzt hatte. „Hast du mal mit ihm darüber gesprochen.“
„Ich versuchte es. Doch als er vor wenigen Monaten später, mir seine neue Geliebte vorstellte gab ich es auf und schloss ihn aus meinem Leben aus. Mittlerweile hat er wohl eine Geliebte nach der Anderen“, ekelte er sich vor seinem geigenden Vater. Ich setzte mich neben ihn. „Ich kenn dieses Foto.“ Er sah mich fragend an. „Komm ich zeig es dir.“
Ich stand auf und ging in mein Zimmer, wo die Kiste auf meinem Bett stand. Ich kippte sie aus, bis ich fand was ich suchte. „Hier“, ich reichte ihn das Bild.“ Etwas geschockt, aber eigentlich hatte er es sich ja schon gedacht. „Das bin ich“, meinte ich. „Und ich“, nuschelte Christian. Er setzte sich aufs Bett. Das musste er erstmal Sacken lassen. „Deswegen kannte sie meine Mutter.“ Dann starrte er erneut in die Kiste und zog ein Foto heraus. Er lächelte, als er den zwei Frauen betrachtete die auf eine Bank saßen. „Mutter“, strich er vorsichtig über die Blondine. „Wir besitzen kein einziges Foto mehr von ihr.“ Ich gab es nur ungern her, aber immerhin hatte ich noch einige andere Bilder. Behalt es.“ Er sah sie an. „Das kann ich nicht annehmen.“
„Und wie du das kannst.“
„Danke. Ich werde es dir zurück geben sobald ich es mir kopiert habe.“
„Sei mir nicht böse, aber ich wär jetzt gern allein, immer war das echt viel, was ich erstmal zu verarbeiten habe.“ Er stimmte zu. Er musste auch dringend über alles nach denken. „Sehen wir uns morgen in der Schule?“ Ich nickte und begleitete ihn zur Tür. „Bis morgen.“ Ich rannte wieder zurück in mein Zimmer und kramte in der Kiste. Ich fand noch ein paar Fotos mit unseren Eltern allein oder mit uns gemeinsam. Irgendwie war das doch alles total schräg. Ich legte mich auf mein Bett und hob das Bild in die Luft und starrte auf die zwei Kinder. Man sieht sich zweimal im Leben, oder? Aber in all den Jahren hatten wir gemeinsam in der Schule gehockt und nichts bemerkt. Ich stand, nahm das Foto und ein paar andere und fand ein Entschluss.
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Pfeiffend spazierte ich am nächsten Morgen zur Schule, im Gepäck neuer Fotos. Ich konnte es kaum erwarten Christian sie zu zeigen, doch er schien nicht zu kommen. In der Pause entdeckte ich ihn und schlenderte auf ihn zu. Doch er hatte unerwarteten Besuch, den Mike abgedeckt hatte. Lena. Mein Ordner und die Fotos fielen zu Boden. „Sie einer an, der Tollpatsch ist wieder da.“ Ich kramte sofort die Bilder und nahm meinen Ordner und verschwand aus dem Flur. „Warte“, rief Christian, doch ich ignorierte ihn. „Sieh mal an. Sie hat was liegen lassen.“ Lena lachte. „oh seht mal, unser Trottel sah damals schon scheiße aus.“ Sie zeigte auf die Sommersprossen und lachte. Christian zog ihr das Bild aus der Hand. „hab ich dir nicht gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst.“
„Jetzt werde nicht zickig, sonst mach ich noch Schluss mit dir.“ Das brachte das Fass zum überlaufen. „Wann checkst du eigentlich, dass ich schon vor Tagen mit dir Schluss gemacht habe. Jetzt zisch ab.“ Lena wurde etwas Bleich um die Nase, doch sie schlug ihr Haar zurück und ging in die entgegengesetzte Richtung. „Fußball fällt für mich heute aus, Jungs.“
„Jetzt verschwinde schon“, spornte Flo ihn an. „Wir sind nur froh dass wir jetzt endlich die Zimtzicke los sind“, sagte Mike. Er nahm das gebot an und verschwand.
„Hey, was soll das?“
„Oh, du bist es Nina. Hast du Marie gesehen.“ Sie ist gerade auf dem Klo verschwunden, wieso?“
„Ich erklär es dir später.“ Ich rannte um die Ecke, als es zum Unterricht klingelte. Ohne nachzudenken riss ich die Tür zum Mädchen Klo auf.
„Marie, wo bist du?“ Aus der letzten Kabine ertönte ein Schluchzten. „Jetzt schließ auf. Ich will mit dir reden.“ Nichts passierte. Plötzlich fiel mir dann mein Portmonee ein. Er holte ein Geldstück heraus und öffnete es von außen. „Ein kleiner Trick.“
„Verschwinde Christian.“ Ic schüttelte den Kopf. „Ich will erst wissen was mit dir los ist.“
„Ich wollte dir nur die Bilder geben“, sie drückte mir die Bilder in die Hand und wollte verschwinden, doch ich versperrte ihr den weg. „Das ist alles?“
Was dachte er sich nur dabei. Meinte er ich würde ihn in die Arme fallen und ihn sagen wie sehr ich ihn doch liebte, dass ich mir nicht mehr vorstellen wollte ihn gehen zulassen? Das konnte er doch nicht von mir verlangen. „Lass mich gehen.“ Er rührte sich nicht. „Bitte er nahm den Arm weg und ließ mich gehen. „Ich bin schon langer nicht mehr mit Lena zusammen.“ Ich hielt inne. „Ich hab mit ihr Schluss gemacht, als sie von der Klassenfahrt kam. Sie wollte es nur nicht glauben.“
„Gibst du mir jetzt die Schuld, an den scheitern eurer Beziehung?“
„Du redest immer so ein Quatsch. Es lief schon die ganze Zeit nicht mehr. Unsere gemeinsamen Tage waren das Beste seit langem.“
„... Aber mehr ist da nicht, oder?“ Ich drehte mich zu ihm um. „Du sagst jetzt lass uns gute Freunde bleiben aber nicht mehr.“
„Du willst nicht verstehen oder? Klar ich war zunächst verwirrt, doch ich wusste das auf dem Jahrmarkt, dass richtige getan hatte.“Er hielt inne. „Ich hab mich ein das bemerkenswerteste, geheimnisvollste Mädchen verliebt und hab das Glück Gegenwart und Zukunft mit ihr zu genießen sondern auch die gemeinsame Vergangenheit.“ Er stellte dicht sich dicht vor mir und reichte mir unser Bild. „Behalt es, es gehört dir.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn. „Ist dir eigentlich klar, dass wir uns auf den Mädchenklo befinden und es gleich klingelt.“ Ich grinste. „Langsam wird es zur Gewohnheit, nicht das unsere Dates immer auf den Klo stattfinden“, überlegte er ernsthaft. Ich kicherte und brachte es zum verstummen in dem er mich küsste. Es klingelte, als er meine Hand nahm. „Ich glaub ich schulde dir da noch etwas.“ Er öffnete die Tür und wir verließen gemeinsam die Mädchen Toilette.
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