Romane & Erzählungen
Falling - if I loose you

 

Dies ist nicht wie jede andere Geschichte. Dies ist meine Geschichte.

Die Flasche drehte sich mehrmals im Kreis und blieb schließlich auf mich deutend stehen. “Wahrheit oder Pflicht?”, fragte mich irgendjemand. “Wahrheit”, meine Standart-Antwort. Ich lächelte. Stella, welche zuvor die Frage gestellt hatte, wandte sich zu mir: “Wann war der schlimmste Tag in deinem Leben?” Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet, doch es ließ mich kalt. Ich hatte nichts zu verbergen. Nichts erwähnenswertes, das ich hier vortragen sollte, sofern ich mich an die Regeln des Spiels hielt. Ich zuckte also mit den Schultern. “Irgendwas muss es doch geben”, meinte irgendjemand anderes und mein Blick schweifte zu ihm ab. Er sah mich ebenfalls an, deshalb blickte ich schnell wieder weg. “Nein. Wirklich. Mir ist nie etwas schlimmes geschehen”, sagte ich nach längerem Nachdenken. Ich wusste, dass Luke mich

 

immer noch beobachtete, aber ich vermied es in seine Richtung zu schauen. Keine Ahnung warum, ich tat es einfach. Die anderen gaben sich anscheinend mit meiner Antwort zufrieden und spielten weiter. Die Flasche drehte sich wieder im Kreis und ich ging wieder meinen Aktivitäten nach. Ich starrte meinen Handy-Display an und tat so als würde ich tausende von Sms schreiben. Ich wusste mal wieder nicht, warum ich das tat. Vielleicht um ihn eifersüchtig zu machen oder aus purer Langeweile. Ich neigte zur ersten Möglichkeit, doch wenn mich jemand gefragt hätte, hätte ich wohl letzteres gesagt. Allein wegen dem Vertrauen. Das gab es nun mal nicht mehr in dieser Gesellschaft und ich denke, dass sich auch in Zukunft daran nichts ändern würde. Es war nicht so, als würde ich einfach jedem misstrauen und den Miesepeter spielen. Nein, ganz im Gegenteil. Lukas hatte ich auch vertraut bis er mich eines besseren belehrte. Ich verbrachte einige Minuten damit, darüber

 

nachzudenken was passiert war bis ich es aufgab. Ich würde nie den Grund erfahren und ich beschränkte mich vorläufig darauf, glücklich zu sein, dass wir wieder miteinander redeten. Warum wir aufgehört hatten? Ich weiß es nicht mehr so genau, nur dass Sarah dran Schuld gewesen war. Das hatte ich natürlich nicht gesagt, er hätte es so wie so nicht geglaubt. Dann waren wir getrennte Wege gegangen und jetzt hatten wir uns irgendwie wieder zusammengerafft. Langsam dämmerte mir, dass es seine Entscheidung gewesen war. Er hatte mich schließlich wieder angesprochen. Und ich hatte dann den Kontakt zu ihm ein weiteres Mal aufgenommen. Im Grunde sind wir beide Schuld an dem was mich später zerschmettern würde. Ich habe ihn nie gefragt, wie es ihm dabei ging und ich würde auch nie die Chance dazu bekommen. Zu wehleidig? Na ja ich weiß nicht, so habe ich mich nun mal damals gefühlt. Er räusperte sich und ich sah auf. Niemand sonst schien reagiert zu haben, unsere Blicke trafen sich erneut und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich verlor das Duell und widmete mein Interesse dem Boden. Vielleicht sollte man eher sagen, der Drecksschicht auf dem Boden.

 

unsere Blicke trafen sich erneut und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich verlor das Duell und widmete mein Interesse dem Boden. Vielleicht sollte man eher sagen, der Drecksschicht auf dem Boden. Überall lagen leere Tüten, Essensreste und Dreck von draußen herum. Ich fragte mich, wie man in so einer kleinen Gruppen in nur einer einzigen Nacht so einen Saustall, wie es meine Mutter genannt hätte, veranstalten konnte. Wir waren zu acht. Das wusste ich, weil ich eben durch die Reihe gezählt hatte, selbst meinen Verstand wollte ich nicht belügen. Eigentlich spielte es kaum eine Rolle wer die anderen waren, doch ich finde man sollte sie dennoch erwähnen. Laura, Stella, Simone, Anna, Lea, Katrin, Lukas und ich. Heute Nacht war Luke der einzige Junge gewesen. Vielleicht war es auch die Einsamkeit, die ihm zu seinem späteren Handeln brachte. Wie immer, hatte ich keine Idee weshalb alles so geschah, wie es geschah, aber Luke hatte mir nie gesagt, warum. Er grinste und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den anderen zu, Lea und Anna, um genau zu sein. Vermutlich hatte ich ihn aus dem Augenwinkeln beobachtet, wie sonst hätte ich es bemerkt?

 

, warum. Er grinste und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den anderen zu, Lea und Anna, um genau zu sein. Vermutlich hatte ich ihn aus dem Augenwinkeln beobachtet, wie sonst hätte ich es gesehen? Als ich das bemerkte, war ich wütend auf mich selbst. Ich merkte wie die Röte mir ins Gesicht stieg und gab mich wieder total beschäftigt mit meinem Smart-Phone. Wie naiv ich damals nur war. Was mich allerdings noch viel mehr aufregte, war die Erkenntnis, dass es mich störte wenn er mit einem anderen Mädchen sprach. Ganz gleich mit wem. Und genau das wollte ich nicht. Es zeigte einem nur wieder, wie schlecht man seine Gefühle durch den geschulten Verstand kontrollieren konnte. Eben gar nicht. Zum ersten Mal, seit ich mein Handy anstarrte, bekam ich wirklich eine Nachricht. Der Absender verwirrte mich und ich war unschlüssig ob ich sie öffnen sollte. Hätte ich es vorher gewusst, hätte ich es nicht getan. Ich las die Nachricht mehrmals. Sofern man von Lesen sprechen konnte. Ich musterte nur die zwei Buchstaben, aus welchem Grund auch immer. Hi. Wow, dachte ich und antworte mit einem ‘Hallo’. Ich folgte jeder Lukes Bewegungen und wünschte mir, ich wäre die kleine 3 Zoll Glasplatte, die er dort mit seinen Fingern berührte. Wenn jemand meine Gedanken lesen könnte, wäre es sicher peinlich.

 

Lesen sprechen konnte. Ich musterte nur die zwei Buchstaben, aus welchem Grund auch immer. Hi. Wow, dachte ich und antworte mit einem ‘Hallo’. Ich folgte jeder Lukes Bewegungen und wünschte mir, ich wäre die kleine 3 Zoll Glasplatte, die er dort mit seinen Fingern berührte. Wenn jemand meine Gedanken lesen könnte, wäre es sicher peinlich. Das Handy fiel mir beinahe aus der Hand als es zu Surren begann. Angestrengt versuchte ich mich auf die Nachricht zu konzentrieren. ‘Na wie geht’s? Ist voll langweilig hier’ Ich konnte dem Ganzen nur zustimmen. Nachdem er meine Antwort bekommen hatte, hielt er mir eine Kopfhörer seines iPods hin. Ich zögerte. Dann stand ich auf, legte mich neben ihm aufs Bett und schaltete alles um uns herum ab. Seine Nähe war berauschen wie eine Droge. (Und doch so tödlich…)

 

(Bald geht's weiter)

 

Ich lag so dicht neben ihm, sein Arm berührte meinen und alles verschwand. Einer dieser Augenblicke für die Ewigkeit. Auch Ewigkeit ist vergänglich. Ich hörte mir die Lyrics des Liedes genauer an. ‘Es ist wahr, am Ende werden nur Narben bleiben. Die Schmerzen werden klein und groß mit den Jahreszeiten, irgendwann werd auch ich auf ihre Bahre steigen, du bist und bleibst mein großes Fragezeichen.’ Ich schauderte. Ich fragte mich, ob diese Zeilen irgendeine Bedeutung für ihn hatten. Laura von Prinz Pi. Das Lied hatte er mir mal gezeigt. Ich hatte es ihm zu liebe angehört, obwohl es mir nie gefiel. Ich würde diesen Track später so oft hören, um immer wieder an alles erinnert zu werden. Um nicht zu vergessen. Auch wenn vergessen besser gewesen wäre. Was ich dafür geben würde, dir noch einmal so nahe zu sein. Nur ein einziges Mal. Wir sind gegangen. Nur wir zwei, alleine in dein Zimmer. Warum? Langeweile, Wunsch nach Nähe und Einbildung, vielleicht, von

 

meiner Seite. Luke war damals vierzehn und mein bester Freund, ich hätte es nicht wissen können. Er schloss die Tür hinter sich zu, nicht verwunderlich, wenn wir ungestört sein wollten und ich setzte mich auf sein Bett. Ich war nervös. Und ich habe gezittert. Dann schaltete er das Licht aus. Das verstand ich in dem Moment nicht, aber ich hatte nicht den Mut ihn zu fragen. Schweigend nahm er neben mir Platz. Was kurz darauf passierte, kann ich bis heute nicht fassen. Er sah mich an und räusperte sich. “Was war jetzt eigentlich, wegen unseren unserem Streit?” Ich schwieg. Was sollte ich auch sagen? Ich kannte den Grund nicht.