Romane & Erzählungen
Gestrandet - Teil 10

 

 „Für einen müden Raubfisch machst du eine ganze Menge Lärm, Barracuda!“ rief Malcom ihm zu und ließ ihn dabei nicht eine Sekunde aus den Augen.

„ Nun, mein Freund – das ist mein franzö-sisches Temperament. Aber zum Teufel, ich bin müde und froh, meine lahmen Gräten in einem weichen Bett ausstrecken zu können“, donnerte er und ein unecht klingendes Lachen folgte den Worten.

„ Also Willkommen, mein Alter!“ raunte Malcom ihm nun zu und schlug Barracuda einmal freundschaftlich auf die Schulter.

„ Wer ist die Süße? Ein Prachtweib habt ihr Euch da geangelt!“ grölte er und schaute die Frau am Tisch gierig aus glasigen Augen an.

Shanna versuchte sich so klein wie möglich zu machen. An liebsten wäre sie im Erdboden versunken, so ängstigte sie dieser Kerl.

 „ Ja, sie ist ganz nett. Nichts für Euch, mein Alter. Ihr bevorzugt doch die Weiber mit den üppigen Rundungen“. „ Nicht immer. Diese hier scheint sehr süßes Fleisch zu haben!“ meinte er und leckte sich widerlich über die Lippen. „ Barracuda, diese ist sicher nichts für Euren Hunger. Klar! Das Weib will ich für mich und damit basta.“ „ Aye, Aye…Black Falcon – ich wusste ja nicht, dass Ihr so dünnhäutig reagiert. Da entdecke ich eine ganz neue Seite an Euch, mein Freund!“

„ Wie auch immer…jetzt ist es so.“ Erneut schaute der widerliche Haifisch in Shannas Richtung und viele andere trunkene Gesichter taten es ebenso. Malcom wusste, dass es nur noch eines Funkens bedurfte und die Situation würde explodieren. „ Wer wird denn so egoistisch sein, mein junger Freund? Wir sind doch eine große Familie, oder nicht?“ brüllte er und drehte sich Beifall heischend zu den gaffenden Gesichtern um, die jetzt ebenfalls anfingen, laut zu grölen. Die ersten Rufe dröhnten durch den Raum. „Weiber sind für alle da“, forderten sie und schlugen mit ihren Krügen auf die Holztische. Malcom rückte näher an Shanna heran und

stellte sich zwischen sie und den Barracuda, wobei er versuchte den frivol fordernden Anwesenden den Blick auf das Objekt ihrer Begierde zu versperren. „ Lass uns etwas trinken, und die Weiber vergessen“, meinte der Falke und schlug dem Kapitän der Black Swan kräftig auf den Rücken.

„ Einen Krug Rum, Carmen!“

Malcom wusste genau, dass er dem alten Haifisch im Moment nicht entkam, war deshalb mehr als schlecht gelaunt, denn mit ihm am Tisch sitzen zu müssen, um sich zu betrinken, war absolut nicht seine Vorstellung von diesem Abend. Schon gar nicht, da Shanna nun direkt vor seinem Haifischmaul

saß und seinen stinkigen Atem spürte. Carmen kam durch den vollen Schankraum gesegelt, schwenkte ihr Becken aufreizend und einige der Kerle griffen gierig im Vorbei- gehen nach ihrem prallen Hintern.

Sie kicherte, gab hier und da ein paar anzügliche Kommentare von sich, bis sie schließlich am Tisch angelangt war.Einladend beugte sie sich zu Malcom hinunter, gab ihm einen tiefen Einblick in ihre Bluse und funkelte Shanna dabei böse an. Diese sah sich das unwürdige Spektakel aus dem Augenwinkel an und spürte pure Wut in ihr aufkommen. Wie konnte diese Dirne es wagen! Warum unternahm er nichts dagegen. In Gegenteil. Jetzt tätschelte er ihr

sogar das Hinterteil und lächelte feist. Sie war

versucht, ihm ins Gesicht zu schlagen, entschied sich dann aber anders und trat ihm unter dem Tisch kräftig gegen sein Schien- bein. Malcom schaute Shanna kurz von der Seite an und grinste noch breiter. Barracuda beobachtete die Situation genau, nahm dann Carmen in den Arm, um sie anschließend auf seinen Schoß zu ziehen. Er grapschte nach ihrer Brust und vergrub sein fieses Gesicht zwischen ihren reifen Früchten. Die Dirne drehte sich aufreizend auf seinen Schenkeln und kraulte ihm sein speckiges Haar. „ Ah Carmen, deine Kurven habe ich sehr vermisst. Kein Weib in den Häfen dieser Welt hat dein Temperament, ma cher!“ prahlte er

und knutschte unappetitlich ihre Lippen.

„ Ihr seid ein Lügner, Barracuda. Aber ich mag so verlogene Mannsbilder, denn sie haben Feuer und wissen, was ein Frauenherz braucht!“ flötete Carmen.

„ Deine Reize entfachen das Feuer in meinen Lenden, meine Süße. Halte mir das Bett bereit nachher, hörst du..! „ Ich warte auf Euch, mein Barracuda. Bei der da würdet ihr sowieso nichts empfinden. Diese Schlampe hat kein Funken Feuer im Leib, glaubt mir!“ versicherte sie und griff ihm nachdrücklich in den Schritt. Shanna zog hörbar die Luft zwischen ihren Zähnen hindurch. Sie war kurz davor zu explodieren und ihrem Zorn endlich Luft zu

machen. Das spürte auch Malcom. Kurz

entschlossen zog er sie auf seinen Schoß und küsste sie stürmisch. Er spürte, wie

Shanna sich gegen ihn aufbäumte, aber er ließ ihr keine Wahl. Ihre Hände hatte er fest im Griff, den weichen Körper presste er so stark an seinen, dass sie glaubte, er würde ihr die Rippen brechen.

Sein Kuss dauerte lange. Viel zu lange, denn sie konnte ihm einfach nicht widerstehen, verlor sich an seinen Lippen, zerfloss wie Wachs in seinen Armen, in seinem Duft, der sich jetzt mit dem süßlichen Geruch nach Rum mischte und ihm eine unglaubliche männliche Ausstrahlung verlieh. Carmen und Barracuda lachten schmutzig

und machten zotige Bemerkungen zu der

Szene, die sie interessiert beobachteten. Malcom löste langsam seine Lippen von ihrem Mund und schaute sie dabei einen Wimpernschlag warnend an.„ Ha Carmen, da hast du dich aber gründlich geirrt. Die Kleine hat Feuer in ihren Adern und der Falke brennt lichterloh!“ bollerte Barracuda und schlug belustigt mit der Hand auf den Tisch. „Vielleicht sollte ich den Falken ablösen, denn ich bin gerade auf den Geschmack gekommen!“

Malcom wusste, er musste blitzschnell eine Entscheidung treffen - erhob sich mit Shanna auf seinen Armen, sah seinem Gegenüber

direkt in die Augen und knurrte mit eisiger Stimme: „ Niemand wird mich ablösen. Dieses Weib wird mir heute Nacht meine Lenden wärmen und ich gedenke nicht länger zu warten.“ Er drehte sich um, schritt mit seiner Last auf den Armen zur Tür, trat sie auf und blieb für einen kurzen Moment im Türrahmen stehen. Es war gespenstisch still in der Schänke. Alle Gesichter blickten gespannt vom Kapitän der Black Swan zu dem Falken und erwarteten jeden Moment einen Kampf. Dann brüllte der Barracuda vor Lachen. Es war ein böses Lachen, doch die Anwesenden bemerkten es nicht und fielen jetzt in das Gebrüll mit ein.

Malcom hörte nicht die vielen bösartigen Bemerkungen, sah nur das Gesicht seines Widersachers und wusste, dass dies erst der Anfang war. Er wollte Shanna, das stand deutlich in seinen gierigen Augen zu lesen. Das Problem war nur, dass Malcom nicht bereit war, sie ihm zu überlassen. „ Dieser widerliche Kerl wird Euch große Schwierigkeiten machen, das spüre ich“, flüsterte Shanna in seine Gedanken hinein und schaute ihn direkt an. „ Ja, das hat er jedenfalls vor, Cheriè.“ Er drückte sieganz sanft an sich und küsste ihr auf die Stirn.

Während er mit großen Schritten zur Hütte

eilte, fragte er sich, wie weit dieses faulige Fischgedärm wohl gehen würde und was er bereit zu tun, um Shanna zu schützen….. Fortsetzung folgt...