Die kleinen Dinge des Lebens
Freundschaft
Es gibt tausend Gründe, einen Menschen nicht zu mögen, nicht mit ihm auszukommen oder ihn sogar zu „hassen“.
Du hast mir sehr weh getan.
Ich weiß, es hört sich an, als wären wir in einer Beziehung, aber irgendwie war es auch so. Du weißt, ich habe nicht gerne oberflächliche Kontakte. Ich bleibe lieber zu Hause oder vermeide ein Gespräch, bevor ich in die Situation komme, „mich gut darstellen" oder a"uf Kommando freundlich sein zu müssen" und immer etwas zu erzählen zu haben, was eigentlich keinen Menschen interessiert.
Ich habe mich auf dich eingelassen.
Ich habe gute Freundinnen, aber keine ist so wie du. Ich weiß selber nicht, ob das gut oder schlecht ist. Du bist eine Barbie. Schlank, immer gut gekleidet und bei allen beliebt. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich dich die ersten Jahre, in denen wir in einem gemeinsamen Stammtisch waren nicht an mich heran gelassen habe. Du warst das, was ich immer sein wollte. Und zudem gabst du einem das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Oder ich habe mir das Gefühl selber gegeben. Ich habe mich verrenkt, verdreht und bin fast dabei umgekommen, um so zu sein, wie du es bist. Und du, du bist es einfach. Scheinbar perfekt. Die Art, wie du dich kleidest, wie du deine Harare trägst, wie du dich bewegst, lachst und ganz selbstverständlich jeden mit deiner Art um den Finger wickelst.
Ich möchte das auch.
Da war sie. Nummer zwei. Du in einer anderen Ausgabe. Noch schlanker, toll gekleidet und bei jedem beliebt. Und ihr zwei ward beste Freundinnen. Ihr zwei zusammen gegen die ganze Welt. Ihr habt zusammen einfach toll ausgesehen- eine schöner als die andere. Und gelacht habt ihr immer, ihr habt über alles gesprochen, jedem das Gefühl gegeben, ein Idiot zu sein, weil er nicht verstand, worüber ihr gackert. Und ihr habt es auch nicht preisgegeben. Das war euer kleiner exklusiver Kreis. Kein Platz für einen dritten.
Was trieb euch auseinander?
Plötzlich war es anders. Ich erinnere mich daran, dass wir uns plötzlich mochten. Und das war ihr Todesurteil. Da war kein Platz für eine Dritte. Wir haben uns oft gesehen, unheimlich viel gelacht und uns alles erzählt. Sie musste gehen. Es gab auf einmal nur noch Streit. So sehr ihr euch vorher geliebt hattet, so sehr strittet ihr nun. Und ich stand daneben. Natürlich auf deiner Seite.
Du verändertest dich.
Es war perfekt. Sie war weg und wir hatten nur noch Augen füreinander. Sogar dein Freund war eifersüchtig. Du wurdest weich. Es war nicht mehr wichtig, sich hinter Schminke, den schönsten Kleidern und der größstmöglichen Beliebtheit zu verstecken.
Es war rein. Du und ich.
Ich musste nicht „freundlich auf Kommando“ sein. Ich war einfach bei dir. Es gab nichts, was wir uns nicht erzählten und ich sah auf zu dir. Du gabst mit Halt. Aber verstanden habe ich es nie. „Was will sie mit mir?“ Ich bin neurotisch, durchgeknallt und so was von gar nicht barbiehaft. Ich versuche es, das kann ich sagen, aber ich glaube, bei den Versuchen, so zu sein, versage ich kläglich. Wenn ich mich bemühe, ist es wahrscheinlich sogar noch schlimmer, als wenn ich es einfach lasse.
Aber durch das Vertrauen und die Nähe, die du mir geschenkt hast, habe ich gelernt, mich anders zu sehen. So wie du war ich lange nicht, aber ich wusste, du magst mich so, wie ich bin.
Als du deinen Freund verlassen hast, fing es an: Du hast dich verändert. Es musste wieder alles wild und aufregend sein. Ich war dir nicht mehr genug. Jeder sollte es sein. Die schönsten Kleider, die besten Partys, die tollsten Leute und das am besten rund um die Uhr. Keine Ruhe. Das Gefühl für mich verloren.
Sie war zurück.
Wo all diese Dinge sind, ist sie. Ihr hattet vieles gemeinsam zu besprechen- beide alleine, schöne Kleidung und ganz viel Party.
Ich möchte das nicht. Es ist nur Platz für eine. Ich möchte nicht in dieses Leben gehören. Ich möchte Ehrlichkeit und Treue. Das bist du nicht mehr. Du sagst, es könnte wieder so sein wie früher.
Ich möchte es nicht. Es ist zuviel kaputt gegangen. Du verstehst mich nicht. Ich stelle mich an. Vielleicht tue ich das. Ich kann nur sagen, was ich möchte und was mein Herz mir sagt, denn ich habe genug davon, die Vernünftige von uns beiden zu sein. Ich möchte nicht mehr alle Probleme hören, in der Erwartung, eine Lösung parat zu haben. Vielleicht möchtest du gar nicht, dass ich sie löse, aber so fühlt es sich an. Vielleicht mache ich mich verantwortlich für dich, weil du in mir das Bild eines verirrten Rehs hervorrufst.
Ich habe gerade keine Lust, vernünftig zu sein.
Ich möchte nicht, dass sie da ist. Ich möchte schreien und unvernünftig sein, trotzig und laut sein. Hauptsache du verstehst, wie ernst es mir ist. Entweder sie ist da oder ich bin es. Ob das verrückt ist oder nicht. Ich habe jedes Recht verrückt zu sein, denn ich bin es tatsächlich. Ich werde nicht mehr alles mit mir machen lassen. Es gibt dich, wenn du mit ihr befreundet bist und dich, wenn du mit mir befreundet bist. Du kannst dich nicht teilen und ich habe keine Lust mehr zu streiten.
Ich gehe.