Endlich Ferien für Hannah und mich.
Ferien, das heißt lange schlafen, herumtollen, mit allen Puppen spielen und vor allem werden wir beide viel Zeit miteinander verbringen können.Doch das Schönste wird unsere Reise ans Meer.
Morgen geht es los, wir fliegen nach Neapel.
Ich, der kleine Teddybär, werde im Bauch eines Riesenvogels hoch über unser Haus über Wiesen und Wälder bis ans Meer fliegen. Ob ich Flugangst habe? Na ja, ein klein bisschen schon, doch mit Hannah zusammen kann mir nichts passieren, sie gibt immer auf mich acht.
Schon monatelang haben wir uns auf diese Reise gefreut, Hannah, Mam, Pa und ich. Die Koffer sind gepackt, wir warten nur noch auf ein Taxi, das uns zum Flughafen bringen soll.
Jetzt habe ich endlich Hannah für mich allein, denn alle anderen Stofftiere müssen zuhause bleiben. Puh, der Bär hat ganz traurig ausgesehen und auch Berta, die dicke Schildkröte wollte mit, doch die beiden sind einfach zu dick. Im Flugzeug ist der Platz sparsam bemessen.
Abends werden wir uns im Bettchen dicht aneinander kuscheln, uns lustige Bärengeschichten erzählen und dabei gemeinsam einschlafen.
"Hannah, dein Rucksack! Bitte, bitte vergiß ihn nicht, denn dran hänge doch ich an meinem Gummibändchen", will ich noch sagen, bevor mich eine energische Hand packt, sie gehört dem Taxifahrer.
In rasender Fahrt geht es zum Flughafen. Um Himmels Willen, so viele Menschen, mir wird direkt schwindelig. Hoffentlich wollen die nicht alle in unser Flugzeug, langsam bekomme ich Angst und kralle mich am Rucksack fest. Doch schon nimmt mich Hannah in den Arm und wir setzen uns ganz gemütlich auf eine Bank und sehen durch dicke Glasscheiben auf das Rollfeld hinaus.
Ja gibt es denn das, so viele Flugzeuge und dazwischen Menschen und Autos,
Koffer werden verladen und ganz hinten startet soeben ein Flugzeug und ein anderes setzt zur Landung an. Aufgeregt knabbere ich an meinen Fingernägeln bis mir Hannah energisch auf die Pfoten klopft.
Wie rasch doch die Zeit vergangen ist, schon sitzen wir in der Maschine. Ein Rauschen, ein Dröhnen, es geht steil aufwärts - hurra, wir fliegen. Ein Blick aus dem Fenster, Häuser, Bäume, Felder, alles wird kleiner und kleiner und ich sehe eine weiße Wolke direkt neben uns.
Hurra, jetzt fliegen wir mitten in den Himmel hinein. Niedliche kleine Schäfchenwolken spielen Fangen auf einer großen Himmelswiese. Bitte, bitte, lasst mich doch auch mitspielen, rufe ich und erhasche gerade noch das letzte zarte Wölkchen. Ganz weich fühlt es sich an. Es reicht mir die Hände und wir tanzen und tanzen, drehen uns im Kreise und liegen plötzlich auf einem wunderbar weichen rosa Himmelsbett...
"Alles anschnallen, bitte! Wir landen in wenigen Minuten".
Eine energische Stimme reißt mich aus meinen Träumen. Verwundert reibe ich mir meine Knopfäuglein. Habe ich etwa geschlafen? In Hannahs Armen war es gerade noch so gemütlich, doch jetzt heißt es aussteigen, wir sind in Italien.
"Willkommen im Land, wo die Orangen blühen", begrüßt mich übermütig ein Sonnenstrahl und kitzelt mich in der Nase, sodass ich niesen muss. Herrliches Wetter, lachende Kinder und ein Himmel, wie er blauer nicht sein kann, Teddyherz was willst du noch mehr. Ich bin überglücklich.
Eine kurze Fahrt ins Hotel und schon ist chillen angesagt. Während Pa den Wagen abstellt und Mam die Koffer auspackt, besetzen wir beide die Terrasse. Richtig kess sehe ich aus mit Sonnenbrille und roter Schirmmütze. Auch Hannah hat sich toll verkleidet, sie trägt einen neuen geblümten Hut, Badesandalen und ein süßes rosa Strandkleidchen. Ich bin sehr stolz auf sie.
Die riesige Hollywoodschaukel mit Blick aufs Meer wird unser Ankerplatz für die nächsten Tage. Was man von hier aus alles sehen kann. Tausend glitzernde Sternchen tanzen auf den Wellen lustig hin und her, lassen sich auf die Spitze tragen und verschwinden kurz darauf wieder im Wellental. Weit in der Ferne kreuzen Schiffe, sogar ein großes Kreuzfahrtschiff ist dabei.
"Der langgezogene Bergrücken im Hintergrund heißt Vesuv", erklärt uns jetzt Papa. "Er besteht aus Vulkangestein, denn ein Vulkan ist ein feuerspeiender Berg und in seinem Inneren befindet sich glühend heiße Lava."
Das wird dann wohl die Hölle sein, denke ich und ein leichtes Frösteln läuft über mein Fell.
"Papa, kann man das Feuer auch sehen", will jetzt Hannah wissen.
"Nein, im Moment schläft der Berg, doch man kann hinauffahren und in den Krater hineinschauen. Wenn ihr wollt machen wir morgen einen Ausflug dorthin".
"Oh, ja, ich freue mich schon darauf, du bist wirklich der liebste Papa der Welt."
Hannah, Hannah, das kostet mich eine schlaflose Nacht, was da alles passieren kann. Doch es nützt nichts, ich muss mit, ich kann sie doch nicht allein lassen.
Zeitig in der Früh geht es los. Wir fahren langsam über eine enge Serpentinenstraße höher und höher, immer nahe am Abgrund vorbei. Oh Gott, oh Gott, mir wird schlecht, denn ein riesengroßer Autobus kommt uns entgegen. Doch Papa schafft das und bald sind wir am Parkplatz. Weiter kann man nicht fahren, das letzte Stückchen müssen wir laufen.
Schritt für Schritt, step by step geht es jetzt steil bergauf. Links, rechts, auf und ab, lustig hüpfe ich an meinem Gummibändchen an Hannahs Rucksack hin und her.
Halt! Was soll das? Ein Hund läuft uns immer hinterher und will mich schnappen. Hilfeeee!
Verschwinde! Lass mich doch!
Na endlich! Sein Herrchen pfeift ihn zurück. Mein kleines Teddyherzchen klopft ganz wild. Das ist gerade noch mal gut gegangen.
Die anderen haben das gar nicht mitbekommen. Hurtig marschieren sie weiter und singen ein lustiges Liedchen, doch ich kann nicht mitsingen. Meine Stimme zittert noch immer vor Angst.
Endlich sind wir oben und können über den Kraterrand blicken. Neugierig beuge ich mich vor und was gibt es zu sehen - nichts. Nichts außer einem riesengroßen Loch und graues Geröll. Keine Glut, keine Asche, ja nicht einmal ein klein bisschen Rauch. Enttäuscht wende ich mich, ab, einen feuerspeienden Berg habe ich mir ganz anders vorgestellt.
Auch Mam und Hannah sind nicht sonderlich beeindruckt, wie ich sehe.
"Pa, wo ist denn das Feuer?", fragt Hannah leise.
"Aber Kind, ich habe dir doch gesagt, der Vulkan schläft zur Zeit, da wollen wir ihn doch nicht stören, oder", meint Pa lächelnd, "aber wenn ihr wollt, zeige ich euch nachmittags Fumarolen, da werdet ihr staunen, dort raucht und dampft es nämlich gewaltig.
Und ob wir wollen, auf zu den Fumarolen, was immer das sein mag.
Eine kurze Autofahrt und wir marschieren wieder über graubraunes Geröll. Überall qualmt und dampft es, kleine Rauchsäulen steigen auf und ein unangenehmer Geruch liegt in der Luft, um nicht zu sagen, es stinkt. Ab und zu kommen wir an kochend heißen Quellen vorbei, die von gelben Steinen umgeben sind. Das ist Schwefel erklärt uns Pa und daher rührt auch dieser Gestank. Pa stößt mit einem langen Stock einige male auf die Erde und plötzlich fängt es auch hier zu dampfen an.
Nein Pa, was soll das? Halt ein, halt ein!
Mir wird heiß und auch Hannah wischt sich über die Stirn. Gemütlich ist es hier wirklich nicht. Das ist bestimmt das Dach der Hölle und jeden Moment kann ein Teufel aus einer dieser Schwefelwolken kommen. Vielleicht tut sich auch ein großer Krater auf und wir stürzen geradewegs in das Feuer. Hannah, ich habe Angst. Glaubst du spielen Teufelskinder auch mit Teddybären?
Jetzt weiß ich endlich was Fumarolen sind. So nennt man wahrscheinlich die schadhafen Stellen am Dach der Hölle, durch die, so wie hier, giftiger Dampf nach oben schlüpft.
Nach unendlich langen bangen Minuten kommen wir wieder zum Auto. Jetzt nichts wie nach Hause, ich möchte schlafen und schlafen, wie der Vulkan, bis morgen oder noch besser bis übermorgen.
Die nächsten Tage verbringen wir besser am Pool. Auf Ausflüge habe ich keine sonderliche Lust mehr.
Hannah ist meist im Wasser, sie kann schon sehr gut schwimmen. Ich bleibe lieber auf der Liege und lass mir die Sonne auf mein Bäuchlein scheinen. Abends schlendern wir durch die Einkaufsstraßen. Hannah hat mir eine Kapitänsmütze versprochen, doch leider haben wir noch keine passende gefunden. Zum Abschluss gibt es immer Eis. Ich mag am liebsten Vanille und Schokoladeneis, wie man auf meinem Bäuchlein ganz genau sehen kann.
Schöne Tage vergehen immer viel schneller, als trübe Regentage, habe ich einmal gehört. Es scheint zu stimmen, denn Mam packt bereits die Koffer,.
Morgen fliegen wir nach Hause.
Eigentlich freue ich mich schon auf mein eigenes Bettchen und natürlich auch ein bisschen auf die anderen Stofftiere, denn ich habe ihnen viel zu erzählen..
Aber jetzt "Gute Nacht".
Schließlich will ich doch morgen gut ausgeschlafen sein.