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Scarlett und das Geheimnis von Avalon (6) - Das Geheimnis von Avalon

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"Scarlett und das Geheimnis von Avalon (6) - Das Geheimnis von Avalon"
Veröffentlicht am 13. Februar 2012, 196 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Scarlett und das Geheimnis von Avalon (6) - Das Geheimnis von Avalon

Scarlett und das Geheimnis von Avalon (6) - Das Geheimnis von Avalon

Beschreibung

Scarlett, Cecil und Ivan arbeiten als Hunter für die berüchtigte Organisation Avalon und fangen Dämonen ein, damit diese sich nicht an den Menschen vergreifen können. Avalons wahre Absichten sind raus. Jetzt ist guter Rat teuer, was sollen sie machen? Wenn sie nicht aufpassten, wurden sie alle noch von den 'Auserwählten' umgebracht. Nach einem Kriegsrat mit den wenigen anderen noch freien, normalen Huntern beschließen sie, sich gegen Avalon zu stellen. Zum einen wollen sie die Gefangenen Hunter befreien, zum anderen wollen sie die Pläne der Ältesten vereiteln. Doch das ist ein fast unmögliches Vorhaben... Enthält: Kapitel 24-30

Kapitel 24

„Also gut, was machen wir jetzt am besten?“, fragte Scarlett schließlich, nachdem sie alle eine ganze Weile lang geschwiegen hatten. Mangels einer besseren Idee standen sie gerade zu dritt an einen Baum gelehnt im großen Stadtpark und behielten sicherheitshalber die gelegentlich vorbeikommenden Leute im Auge. Immerhin konnte jeder zu Avalon gehören.

„Eine gute Frage“, seufzte Cecil und grübelte, aber offensichtlich ohne großen Erfolg.

„Ich würde vorschlagen, wir suchen uns vorerst einen Platz, den wir als Versteck nutzen können“, bemerkte Ivan und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, „Außerdem sollten wir versuchen irgendwie herauszufinden, ob noch andere normale Hunter sich retten konnten. Wir haben es ja auch geschafft, vielleicht sind noch ein paar andere in der Gegend.“

„Gute Idee“, stimmte Cecil zu, „Mit mehr Leuten können wir auch besser überlegen, wie wir jetzt am besten vorgehen.“

„Stellt sich bloß eine Frage, ihr Schlauberger“, warf Scarlett resigniert ein, „Wie sollen wir die anderen finden? Die werden sich doch mit Sicherheit verkrümelt haben und äußerst auf der Hut sein. Wir wissen ja auch nicht, wer nun genau alles zu denen gehört, die hinter diesem kranken Plan stehen.“

„Gut gekontert“, musste Ivan zugeben und stöhnte leise, „Und wir können wohl davon ausgehen, dass alle im Hauptquartier in diesen Plan verwickelt sind. Die Zahl unserer Verbündeten ist nicht gerade hoch.“

„Gleich Null“, präzisierte Cecil säuerlich, „Wenn wir dort anrufen, werden sie uns sofort orten und dann sind wir geliefert.“

„Das sind wir doch im Prinzip so oder so.“ Scarlett betrachtete den See hinter der großen, saftig grünen Wiese, über die gerade einige Hunde tollten. „Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass auch Sebastian und Keith auf der Seite dieser Ältesten sein sollen.“

„Das ist wirklich unwahrscheinlich“, stimmte Cecil zu, „Zumindest soweit wir sie kennen.“

„Wenn wir wenigstens mit ihnen irgendwie Kontakt aufnehmen könnten…“, murmelte Ivan, ehe er plötzlich verstummte.

Auch Cecil und Scarlett hörten das Vibrieren des Handys in Ivans Manteltasche – die beiden Jungen schienen genau wie Scarlett ihre Arbeitsklamotten mit zur Schule genommen zu haben. Alle drei starrten sich unschlüssig an und überlegten fieberhaft, was sie tun sollten. Wenn sie ran gingen, bestand die Gefahr, dass man ihren Aufenthaltsort herausfand. Jedoch war es auch möglich, dass es einer der Hunter war, die noch auf ihrer Seite waren. Beides war gut möglich, wobei die Chancen für letzteres aber bedeutend geringer waren.

„Ich gehe ran“, sagte Ivan dann kurz entschlossen und holte das Handy aus seiner Tasche. Schnell stellte er den Lautsprecher an und nahm anschließend ab.

„Ivan, seid ihr in Ordnung?“, erklang Rebeccas besorgte Stimme aus dem Gerät. Sie sprach jedoch sehr leise und alles deutete darauf hin, dass sie dieses Telefonat heimlich führte und nicht wollte, dass irgendwer etwas davon mitbekam.

Der Angesprochene blickte zu seinem Bruder, der nach kurzem Zögern nickte, genau wie Scarlett.

„Ja, wir sind ihnen knapp entwischt“, antwortete Ivan daraufhin – dass sie das Team aus dem ersten Untergeschoss mitsamt Blake einfach k.o. geschlagen und das Büro von Scarletts Schuldirektorin danach durch das Fenster verlassen hatten, behielten sie für sich.

„Gut, ich hab mir schon große Sorgen gemacht“, seufzte Rebecca. Sie klang ehrlich erleichtert und die drei begannen zu glauben, dass die Sekretärin sie jedenfalls nicht ausliefern wollte.

„Was ist da los?“, fragte Scarlett nun ernst, „Wie sieht es im Hauptquartier aus und was ist mit denen, die nicht auserwählt wurden?“ Sie betonte das Wort absichtlich so als hätte sie einen riesigen Käfer im Mund, so widerlich fand sie alleine schon die Wortwahl.

„Ich hab nicht viel Zeit“, flüsterte Rebecca und schien sich rasch umzusehen, „Kurz nachdem ihr zur Schule aufgebrochen seid, haben einige der Hunter mit Rang zwei und alle mit drei angefangen die anderen anzugreifen und gefangen zu nehmen. Sie sitzen zurzeit im ersten Untergeschoss fest, aber es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die anderen sie umbringen. Mich haben sie auch nur am Leben gelassen, weil ich sofort eingewilligt habe zu kooperieren – scheinbar verdanke ich dieses Angebot aber auch nur meinem langen Aufenthalt hier bei Avalon. Aber viel wichtiger, kommt auf gar keinen Fall hierher. Auf dem Gelände würde noch nicht mal eine Maus ungesehen umherwandern können. Das Gebäude scheint auf einmal wie ein riesiger.. lebendiger Organismus zu sein. Ich kann es euch nicht erklären, aber zu eurer eigenen Sicherheit, bleibt weg von hier. Seht zu, dass ihr verschwindet.“

„Und was soll aus den anderen werden?“, erwiderte Scarlett, „Wir lassen sie doch nicht alle im Stich.“

„Ich bitte euch, das hier liegt außerhalb eurer Fähigkeiten“, sagte Rebecca eindringlich. Dann schwieg sie auf einmal eine ganze Zeit lang und die drei dachten schon, der Kontakt wäre abgebrochen, doch dann war ein leises Rauschen zu hören. Als ob jemand beherrscht ausatmete. „Tut mir leid, aber hier sind gerade Veces und Sinclair vorbeigekommen.“

„Wo bist du überhaupt?“, fragte Ivan.

„Auf der Damentoilette“, antwortete die Sekretärin, „Dem einzigen Ort, den sie nicht ständig im Auge oder verwanzt haben.“

„Weißt du, ob noch irgendwelche anderen außer uns es geschafft haben dem Vernichtungskommando zu entwischen?“, fragte Cecil ernst.

„Nur wenige. Ich glaube, es waren Shaoran, Kathleen, Diane, Elvin und Allen, die sie bisher noch nicht erwischt haben.“

„Kannst du uns irgendwie mit ihnen in Kontakt bringen?“, fragte Scarlett nun und nahm ihre Sonnenbrille ab, die ihr gerade irgendwie auf die Nerven ging.

Einige Sekunden lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Es wird nicht einfach werden, aber ich werde es versuchen“, flüsterte Rebecca, „Ich muss auflegen, sonst werden sie noch misstrauisch.“

„Eine Frage noch“, sagte Ivan schnell, „Weißt du, was mit Sebastian und Keith ist?“

Wieder herrschte Schweigen, welches dieses Mal aber wesentlich bedrückter wirkte. „Sie gehören zu den Ersten, die angefangen haben die Uneingeweihten niederzuschlagen und in die Räume des ersten Untergeschosses zu sperren.“

Scarlett, Cecil und Ivan starrten das Handy bloß ungläubig an. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Ausgerechnet die beiden Meister sollten praktisch noch die Führer des ganzen Komplotts sein? Das war doch unmöglich!

„Ich werde versuchen, die anderen fünf zu erreichen“, sagte Rebecca ernst, „Geht am besten erst mal zu meiner Wohnung in der Liver-Green-Straße, Hausnummer sieben im dritten Stock. Wenn ich kann, werde ich auch die anderen dorthin schicken…“

Das gleichmäßig nervende Tuten aus dem Hörer verriet, dass sie aufgelegt hatte – vermutlich war es gerade ziemlich brenzlig für sie geworden. Es dauerte jedoch eine Weile, bis Ivan es fertig brachte das Handy zuzuklappen. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Dieser ganze Komplott an sich brachte sie beinahe schon zum Verzweifeln, doch dass von allen ausgerechnet Sebastian und Keith auch dazu gehören sollten, gab ihnen den letzten Rest. Wieso mussten es die Leute sein, denen sie am meisten vertraut hatten und die schon beinahe so was wie Onkel oder fast schon Väter für sie waren, nachdem sie alle keine eigenen Familien mehr hatten?

Nach mehreren Minuten blickte Scarlett schließlich auf. „Cecil? Ivan?“

Die beiden erwiderten ihren Blick.

„Vertrauen wir auf Rebecca“, sagte Ivan und nickte ernst.

„Ihre Wohnung sollte nicht weit von hier sein“, fügte Cecil hinzu und wandte sich bereits zum Gehen, „Besser wir bleiben nicht zu lange hier.“

 

„Sieht so aus als bräuchten wir auf jeden Fall nicht einkaufen zu gehen“, stellte Scarlett nach einem Blick in den Kühlschrank fest.

Die geräumige Wohnung mit Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Gästezimmer, Bad und Arbeitszimmer war ordentlich und gut ausgestattet. Man merkte, dass Rebecca durch ihre durchaus hohe Position als eine der obersten Sekretärinnen und Koordinatorinnen gut verdiente. Hier hätte auch eine dreiköpfige Familie locker Platz gefunden. Die Lage war auch schön, unweit vom Stadtpark entfernt mit einem netten Ausblick über die Hauptstraße hinweg auf den Park. Ein besseres Versteck hätten sich die drei Hunter kaum wünschen können.

„Scheint auch nicht überwacht zu werden“, bemerkte Cecil.

„Auf dem Dach und im Flur war auch nichts Verdächtiges zu finden“, fügte Ivan hinzu, der gerade durchs Fenster wieder eingestiegen kam, „Sieht nett aus.“

„Ja, wir sollten Rebecca dankbar sein“, sagte Scarlett und ließ sich auf einen der Stühle am Esstisch in der Ecke sinken, „Immerhin bringt sie damit auch sich selbst in Gefahr.“

„Hoffentlich erreicht sie auch die anderen“, sagte Cecil und holte sich ein Glas Orangensaft, „Ich wäre zwar eigentlich eher dafür, dass wir uns wie sie gesagt hat aus der Sache raushalten, aber das steht wohl kaum zur Debatte.“

„Wenn Avalon wirklich plant praktisch die Weltherrschaft zu erreichen und das am Ende sogar hinkriegt, werden wir sowieso keinen Ort mehr haben, an dem wir uns verstecken können“, erwiderte Scarlett ernst, „Einzig jetzt, wo sie noch nicht so weit sind, haben wir noch eine Chance das zu verhindern.“

„Ich stimme ihr zu“, bemerkte Ivan und nahm seine Schirmmütze ab, „Jetzt sind sie noch am Umsortieren und viel mit anderen Dingen beschäftigt. Mir will nur keine Idee kommen, wie wir nur zu dritt oder im besten Fall noch zu acht gegen mindestens sechzig Hunter ankommen sollen. Von den normalen Mitarbeitern noch gar nicht zu sprechen.“

„Und die Dämonen sollten wir auch nicht unterschlagen“, fügte Cecil hinzu und seufzte, „Da haben wir uns ja mal wieder was Unmögliches vorgenommen.“

Die drei überlegten eine Weile vor sich hin und nur der leise Straßenlärm drang durch das auf Kippe stehende Fenster zu ihnen herauf. Bis auf einmal ein leises Geräusch zu hören war, das die drei aber erkannten. Jemand stieg gerade von draußen über den Balkon ein. Dass das kein normaler Einbrecher war, war auch sofort klar, jedenfalls kannten sie noch keine Diebe, die eine Hauswand bis in den dritten Stock hochklettern konnten. So schlichen sie auf Zehenspitzen bis zur Tür und lauschten. Anscheinend befand sich der Einsteiger im Wohnzimmer, das sich genau auf der anderen Seite des Flures befand.

Scarlett blickte zu den beiden Jungen, die bereits ihre Waffen in den Händen hielten und nickten. So hob auch sie ihren Revolver und blickte vorsichtig um die Ecke. Noch war niemand zu sehen und flink huschten sie in den Flur, um sich rechts und links neben dem Eingang zum Wohnzimmer zu postieren. Kaum hörbare Schritte näherten sich und standen schließlich praktisch unmittelbar vor ihnen. Einige Sekunden lang passierte gar nichts und als die drei die Spannung nicht mehr aushielten, machten sie gleichzeitig einen Satz nach vorne und standen mit erhobenen Waffen in der Tür. Um ein Haar säbelte ihnen eine vor Schreck hochgerissene Sense die Köpfe ab, aber sie konnten sich noch gerade eben weit genug nach hinten lehnen. Bei der Waffe stockten sie allerdings.

„Kathleen?!“, fragte Scarlett überrascht und sah zum ersten Mal richtig hin.

„Scarlett!“, rief diese genauso verblüfft und ließ ihre Waffe sinken, „Cecil und Ivan.“

„Gott, jag und doch nicht so einen Schreck ein“, stöhnte Cecil und sein Schwert löste sich wieder auf.

„Sorry, aber Rebecca sagte, ich solle trotz allem lieber vorsichtig sein“, bemerkte die junge Frau mit einem schiefen Lächeln in kratzte sich an der Schläfe, „Geht es euch gut?“

„Ja, wir haben es gerade so geschafft zu entwischen“, antwortete Ivan, „Und wie war es bei dir?“

„Sie haben Rachel erwischt“, sagte Kathleen betrübt und setzte sich auf das Sofa ein Stück weiter hinten, „Wir wollten gerade zu unserem heutigen Auftrag aufbrechen, als Sebastian uns auf einmal gerufen hat.. Er hat Rachel einfach mit einem Schlag bewusstlos geschlagen und ist auch auf Diane und mich losgegangen, aber wir sind ihm haarscharf entwischt. Diane hat er auch einen Schlag verpasst, aber sie hat es irgendwie geschafft trotzdem zu fliehen. Dabei haben wir uns aber aus den Augen verloren und noch einige andere Hunter mit Rang drei haben mich bis vor knapp einer Stunde verfolgt.. Dann hat Rebecca angerufen und ich war zuerst zwar misstrauisch, aber viele andere Möglichkeiten hatte ich auch nicht. Ich hab damit gerechnet, dass das hier eine Falle ist…“

„Deshalb hättest du uns beinahe geköpft“, beendete Cecil ihren Satz und seufzte, „Kannst du Diane irgendwie erreichen und sie auch herbestellen? Wenn sie es von dir hört, erspart uns das vielleicht noch einen solchen Schreck wie eben.“

„Stimmt, aber mein Handy ist mir vorhin runtergefallen, als mich kurz nach ihrem Anruf fast einige andere Hunter erwischt hätten…“

Ivan warf ihr sein Handy zu, das die junge Frau gekonnt fing. „Wir sollten uns so schnell wie möglich hier sammeln, noch scheint es jedenfalls sicher zu sein.“

Kathleen nickte nur und wählte rasch eine Nummer. Schon kurz nach dem Telefonat stand Diane vor der Tür, die die vier allerdings erst mal verarzten mussten, da sie Sebastians Schlag hart in den Rücken getroffen hatte. Scarlett und den beiden Jungen wurde bei dem Gedanken, dass der Meister tatsächlich auf der Seite von Avalons Ältestenrat stand, zwar unwohl zu mute, doch nun konnten sie das endgültig nicht mehr von der Hand weisen. Auch er und Keith gehörten zu ihren Feinden.

Wenig später saßen die fünf wieder im Wohnzimmer und grübelten gerade darüber nach, was sie nun am besten tun sollten, als es auf einmal klopfte. Allerdings klopfte da jemand an die Scheibe des großen, doppelseitigen Schiebefensters und als sie verdattert aufblickten, winkte Allen ihnen zu und auch Elvin blickte durch das Fenster herein.

„Meine Güte, musstet ihr uns so überraschen?“, fragte Scarlett resigniert, als sie das Fenster öffnete und die beiden in die Wohnung sprangen.

„Es erschien uns sicherer, zuerst einen Blick in die Wohnung zu werfen, bevor wir blind in eine Falle tappen“, bemerkte Elvin und klopfte sein weißes Rüschenhemd kurz ab, bevor er versuchte in seine etwas durcheinander geratenen, hellblonden Haare etwas Ordnung zu bringen.

„Aber dann haben wir euch gesehen und uns gedacht, dass wir uns die Mühe wieder nach unten zu klettern und dann durchs Haus zu kommen auch sparen können und haben einfach geklopft“, fügte Allen lächelnd hinzu. Der Neunzehnjährige trug nach wie vor seine dunkelviolette Jacke und weiße Hose und versuchte gar nicht erst seine zerzausten, goldblonden Haare wieder zu ordnen.

„Schön, dass es euch gut geht“, sagte Elvin, wobei er hauptsächlich zu Diane und Kathleen blickte. Die Teams der drei tauschten gelegentlich immer mal wieder untereinander die Positionen und kannten sich daher ziemlich gut.

„Dann hätten wir ja so ziemlich alle noch freien normalen Hunter zusammen“, stellte Cecil fest, „Wobei ich aber bezweifle, dass wir mit dem Einzelgänger Shaoran noch rechnen können.“

„Stimmt, abgesehen von seiner Schwester arbeitet er ja eigentlich mit niemandem.“ Allen und Elvin setzten sich auf die noch freien zwei Sessel neben der Viersitzer-Couch und dem dritten Sessel, auf dem Diane saß.

„Manchmal würde ich auch gerne wissen, was in ihm vorgeht“, bemerkte Kathleen, „Ich weiß noch nicht mal, wie alt er eigentlich ist. Ich weiß nur, dass er auf jeden Fall schon vor meiner Zeit bei Avalon war und meines Erachtens allmählich die Prüfung für Rang drei hätte machen können. Ob er wirklich auf unserer Seite ist?“

 „Wenn er von den anderen gejagt wird, wird er auf jeden Fall nicht gegen uns sein“, warf Ivan ein, „Aber ob er für uns ist, ist auch so eine Frage.“

Scarletts Blick wanderte bei der Konversation zur Tür und sie blinzelte bei dem Anblick verwirrt, doch auch danach blieb das Bild vorhanden. Der Mann erwiderte ihren Blick aus kalten, grauen Augen, war ihr aber offensichtlich nicht feindlich gesinnt. Einige seiner dunkelroten Haare hingen ihm im Gesicht und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während er an der Wand neben der Tür lehnte und ihnen schweigend zuhörte.

„Ich hoffe aber, dass er uns hilft“, bemerkte Diane, „Er ist meines Wissens ein sehr starker Kämpfer und wenn wir versuchen wollen, etwas gegen den Plan der Ältesten zu unternehmen, werden wir seine Kraft auf jeden Fall brauchen.“

„Fragt ihn doch einfach“, schlug Scarlett resigniert vor, „Er steht da hinten an der Wand.“

Daraufhin wanderten sechs erschrockene Blicke in die angegebene Richtung und starrten den letzten Hunter in ihrem Bunde verdattert an. Wann war er bitteschön in die Wohnung gekommen? Und wie? Es herrschte einige Sekunden lang Schweigen.

„Sie haben Shirley ebenfalls gefangen genommen, oder?“, fragte Scarlett dann schließlich.

Es war deutlich zu sehen, wie ein noch düsterer Ausdruck in Shaorans Augen trat, als er knapp nickte.

„Wir wollen die anderen gefangenen Hunter befreien“, sagte Scarlett daraufhin ernst, „Und den Plan der Ältesten vereiteln, der uns dieses ganze Theater erst eingebracht hat. Hilfst du uns dabei?“

Es dauerte eine Weile, doch schließlich nickte der älteste Hunter von ihnen kaum merklich.

„Gut.“ Auch Scarlett war erleichtert, denn im Augenblick konnten sie wirklich jede Hilfe brauchen. „Dann müssen wir uns jetzt möglichst schnell überlegen, was wir am besten machen. Wie kriegen wir ihren Plan vereitelt?“

Die fast schon übliche Stille trat ein und alle überlegten, wie sie den Köpfen von Avalon einen Strich durch die Rechnung machen konnten, denn fliehen stand für keinen von ihnen zur Debatte. Den Schock über dieses plötzliche Geschehen an sich hatten sie alle bereits verdauen müssen. Ansonsten hätten sie es nicht geschafft der unmittelbaren Bedrohung zu entgehen. Dennoch nagte es an ihnen allen, denn jeder von ihnen hatte schon mehr als die Hälfte seines Lebens in dieser Organisation verbracht. Es war als wären sie aus dem Haus ihrer Eltern rausgeworfen worden. Trotzdem konnten sie nicht aufgeben. Sie waren alle erprobte Hunter und, was noch viel wichtiger war, sie kannten Avalons Macht. Zwar noch ohne die neue Kraft, die anscheinend durch das Eintreten von Phase drei durch das Hauptquartier pulsierte, aber alleine schon deswegen wussten sie alle, dass sie die Durchführung des Planes verhindern mussten.

„Schlägt man einer Schlange den Kopf ab, ist auch ihr Körper außer Gefecht gesetzt“, murmelte Allen und sah mit schon fast leuchtenden Augen auf, „Ich hätte da eine Idee, was wir vielleicht tun können, aber das wird ziemlich riskant…“

Kapitel 25

An diesem Morgen hatte Scarlett sich trotz der ernsten Lage ein Lächeln nicht verkneifen können. Der Anblick von acht schlafenden Huntern in einen Raum gequetscht war einfach zu herrlich gewesen. Besonders dass Elvin beinahe von Diane und Kathleen erstickt wurde, die sich beide im Schlaf anscheinend gedreht hatten und halb auf ihm parkten, war göttlich gewesen. Wobei sie auch darüber gestaunt hatte, dass Shaoran es tatsächlich fertig gebracht hatte an die Wand gelehnt im Stehen zu schlafen – ein wirklich faszinierender Ablick. Zu guter Letzt hätte sie fast angefangen zu lachen, als sie Cecils leises Gemurmel im Schlaf und Ivans Schnarchen gehört hatte, während Allen mit etwas verzogenem Gesicht daneben gelegen hatte. Der Arme schien bei dem unmittelbaren Geräuschpegel kaum schlafen zu können.

„Schade, dass es nicht einfach so bleiben kann“, murmelte Scarlett leise und spürte, wie der laue Wind durch ihre Haare fuhr. Heute hatte sie sich gar nicht die Mühe gemacht ihr rotblondes Haar hochzustecken oder die Schirmmütze aufzusetzen. Sie hatte sich nur ein weißes Band genommen und die langen Strähnen locker zusammengebunden, damit sie ihr nicht im Weg waren.

„Hast du was gesagt?“, fragte Ivan leicht verwundert. Auch er hatte sein Cap bei Rebecca in der Wohnung gelassen und trug seine fast schulterlangen, nussbraunen Haare offen.

„Schon gut, war nicht weiter wichtig.“

„Bist du dir sicher?“, erwiderte Cecil und fuhr mit seiner rechten Hand durch sein kurzes, flachsfarbenes Haar.

„Natürlich“, konterte Scarlett und blickte vielsagend über ihre Schulter, „So gut solltet ihr mich eigentlich kennen.“

Die beiden Jungen lächelten lediglich. Dann waren sie auch schon am Rand des Hausdaches angekommen und blickten auf die bereits zu dieser Zeit dicht befahrene Hauptstraße hier mitten im Stadtzentrum. Direkt dahinter befand der Kern ihrer Sorgen, das Gelände von Avalon mit seinem rund dreißig Stockwerke hohen Gebäude, das wohl das Größte in der ganzen Stadt war. Von außen sah man dem Gebäude wirklich nicht an, was gerade in ihm in Gange war und welche Bedrohung von ihm ausging. Um genau diesen scheinbaren Frieden zu wahren, mussten sie unbedingt erfolgreich sein. Alles hing von Allens Plan ab.

„Fragt sich bloß, ob das wirklich funktioniert, wenn wir sowieso sofort gesehen werden, sobald wir das Gelände betreten“, murmelte Cecil.

„Es muss einfach“, erwiderte Scarlett, „Wofür haben wir uns denn sonst extra die Mühe gemacht gestern noch alles vorzubereiten?“

„Außerdem glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass die ernsthaft damit rechnen, dass wir uns mitten in die Höhle des Löwen wagen“, bemerkte Ivan mit einem etwas schiefen Lächeln und spielte mit dem Handy in seiner Hand, auf dem eine bereits fertige SMS stand und nur darauf wartete abgeschickt zu werden.

„Schon gut, ich geb mich ja geschlagen“, seufzte Cecil und schmunzelte leicht schief, „Ich weiß, ich bin der Pessimist in unserer Truppe, aber ich möchte nur verhindern, dass wir uns da frühzeitig unser eigenes Grab schaufeln.“

„Und genau deshalb schätzen wir dich ja so“, sagte Scarlett und beobachtete den Straßenverkehr, „Aber deswegen gehst du einem gelegentlich auch echt auf den Wecker.“

„Vielen Dank…“ Cecil schüttelte über Scarletts Ehrlichkeit bloß den Kopf.

„Sieh es so, Brüderchen“, sagte Ivan grinsend, „Ohne Scarlett wäre unser Leben zwar sehr wahrscheinlich wesentlich ruhiger, aber auch viel langweiliger.“

„Wohl wahr.“

„Hey, Jungs, was wollt ihr damit andeuten?“, fragte Scarlett in warnendem Tonfall.

„Nichts, nichts“, sagte Ivan nur schmunzelnd und legte ihr einen Arm um die Schultern, „Nur dass wir dich gern haben. Nicht wahr?“

„Oh ja, und wie“, seufzte Cecil und legte ihr von der anderen Seite ebenfalls einen Arm um die Schultern, „Was täten wir bloß ohne deinen Dickschädel?“

Kurz spielte Scarlett mit dem Gedanken, den beiden kräftig eine überzubraten, aber irgendwie musste sie lächeln – immerhin hatten die beiden ja nicht ganz Unrecht. Und sie ertrugen es trotzdem immer. So legte sie letztlich einfach je einen Arm um die beiden Jungen und betrachtete das von der noch tief stehenden, frühen Morgensonne angestrahlte Hauptquartier Avalons. Ihr Heim, das nun jedoch gegen sie war und sie auslöschen wollte. Das würde Scarlett sich nicht bieten lassen.

In dem Augenblick war ein dreimaliges Hupen zu hören und sie blickten nach unten auf die Straße. Ein schwarzer BMW Touring schob sich durch den dichten Verkehr und war auf den ersten Blick nicht weiter auffällig. Allerdings konnte das Aussehen trügen, wie die drei oben auf dem Dach wussten.

„It´s Showtime“, grinste Scarlett, „Ivan?“

„Yes, my Lady“, erwiderte dieser spitz und drückte den Bestätigungsknopf auf seinem Handy, der die SMS auf ihren Weg schickte.

„Na dann, wir sollten uns wohl auch langsam mal auf den Weg machen“, stellte Cecil fest. Seine Stimme klang zwar wenig begeistert, doch seine Augen glänzten förmlich vor Vorfreude und Aufregung.

„Zeit denen da einen satten Strich durch die Rechnung zu machen“, stimmte Scarlett zu und wandte sich zum Gehen, gefolgt von den beiden Jungen. Jetzt hieß es alles oder nichts.

 

„Ähm, könntest du vielleicht ein bisschen vorsichtiger fahren?“, fragte Diane zögerlich ihren Fahrer, der den BMV gerade mit quietschenden Reifen knapp vor einem LKW über die Kreuzung jagte.

„Das würde jedenfalls keinem von uns schaden“, bemerkte Elvin, der sich genau wie die beiden jungen Frauen und Allen an den Sitzen festkrallte und betete, dass sie heil ankamen.

Shaoran warf ihnen lediglich einen vielsagenden, kalten Blick zu und fuhr bei der im Augenblick freien Straße nur noch schneller weiter, als auch schon der Teil der Außenmauer in Sicht kam, den sie anpeilten. Für einen kurzen Moment bangten sie darum, ob Scarlett und die anderen beiden sie gesehen hatten, doch dann öffnete sich das Tor zur Tiefgarage auf einmal. Nun blieben ihnen noch knapp fünf Sekunden, bis das automatische Sicherheitssystem den von Rebecca – nach Ankommen der SMS – verursachten Systemfehler übergehen und das Tor wieder schließen würde. Wenn sie vor dem Tor gewartet hätten, wäre das jedoch zu auffällig gewesen, weshalb es jetzt ein wenig hektisch wurde.

„Oh oh…“, sagte Allen nur, der vorne neben Shaoran saß und dessen Gesichtsausdruck sah. Er packte schnell den Griff an der Tür neben sich so fest es ging und schluckte.

Nur einen Sekundenbruchteil später trat der Hunter das Gaspedal auch schon durch und das Auto machte einen Satz nach vorne. Wie er bei dem Tempo die Neunziggradwendung machen wollte, um in die Garage hineinzukommen, war allen Mitfahrern schleierhaft. Der BMV raste mit bestimmt fünfzig Sachen die Straße entlang und war nun keine zehn Meter von der Garagenauffahrt entfernt – eigentlich blieben ihnen noch gut zwei Sekunden – als das Tor plötzlich wieder begann sich zu schließen.

„Verdammt!“, rief Kathleen überrascht, „Halt an!“

Shaoran trat tatsächlich auf die Bremse, riss dabei jedoch auch das Lenkrad herum und der Wagen schleuderte um die eigene Achse. Es grenzte an ein Wunder, dass er dabei nicht von der zweispurigen Fahrbahn abkam und ein noch größeres Wunder war es, dass gerade keine anderen Fahrzeuge in der Nähe waren. Genau in dem Augenblick, in dem der Wagen nur noch knapp einen Meter entfernt war und mit der Frontseite fast wieder in die Richtung der Auffahrt stand, trat Shaoran erneut mit voller Kraft aufs Gaspedal und mit heulenden Reifen schoss der BMV nach vorne, direkt in die Garagenauffahrt hinab. Es gab ein dumpfes, metallisches Geräusch, als das Garagentor kurz auf das Dach des Autos aufkam, doch der Wagen zwängte sich hindurch und raste durch die weitläufige Tiefgarage, ehe der Fahrer auf die Bremse trat und der BMV kurz vor der hinteren Wand zum Stehen kam.

„Ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen“, stöhnte Diane nach einigen Sekunden der Stille und atmete erleichtert aus.

„Nicht nur du…“ Auch Elvin brauchte einen Augenblick, bis er es schaffte seine Finger aus dem Sitzpolster zu lösen und sich wieder ein wenig zu entspannen.

„Erinnert mich daran nie wieder in ein Auto zu steigen, wenn Shaoran fährt“, sagte Kathleen und seufzte herzhaft, „Ich dachte ehrlich, mein Herz bleibt stehen.“

„Na ja, aber wir sind drinnen“, bemerkte Allen, der allerdings nicht weniger erschrocken klang als die anderen drei, „Insofern können wir uns wohl auch glücklich schätzen, dass er der Fahrer war. Jemand anderes hätte uns hier wahrscheinlich nicht heil hinein bekommen.“

Shaoran selbst sagte gar nichts dazu, sondern stieg bereits aus dem Auto und sah sich suchend um. Es schienen aber noch keine Feinde in Sicht zu sein, offensichtlich wurde die Tiefgarage wenn denn von Kameras überwacht. Die anderen schluckten den Schreck herunter und stiegen ebenfalls aus, schließlich blieb ihnen sicher nicht viel Zeit, bis sie entdeckt wurden.

„Beeilen wir uns“, sagte Kathleen und deutete auf das im Dämmerlicht leuchtende Schild für den Notausgang.

Die vier nickten und gemeinsam liefen sie los. Nachdem sie die erste Hürde geschafft hatten und nun hier drinnen waren, hieß es nun dem Plan zu folgen. Sie waren dafür zuständig die anderen Hunter zu befreien, weshalb es nur von Vorteil war, dass sie bereits auf Höhe des ersten Untergeschosses waren. Mit etwas Glück waren hier unten auch nicht ganz so viele von ihren Feinden, wie sie bestimmt oben im Hochhaus waren. In jedem Fall aber mussten sie sich beeilen, denn umso schneller sie waren, umso größer standen ihre Chancen mit möglichst wenig Kämpfen zu ihren Freunden zu gelangen.

Schließlich standen sie vor der Tür zum Trakt des ersten Untergeschosses, wo sich in einem der größeren Räume weiter hinten Rachel, Shirley und all die anderen gefangenen Hunter befanden, für die Avalon offensichtlich keine Verwendung mehr hatte. Hoffentlich nur waren sie in der Zwischenzeit noch nicht umgebracht worden – gestern Abend, als sie zuletzt mit Rebecca gesprochen hatten, waren sie zumindest noch am Leben gewesen.

„Dann mal los“, flüsterte Kathleen und drückte vorsichtig die Klinke herunter. Doch kaum hatte sie die Tür nur ein kleines Stück aufgezogen, erklang das Geräusch von duzenden Maschinengewehren und lauter gefährliche, kleine Kugeln schlugen in die Tür. Vor Schreck wäre Kathleen beinahe durch den Spalt gestolpert, doch Elvin hielt sie am Arm fest und Allen verpasste der Tür schnell einen Tritt, der sie wieder ins Schloss krachen ließ.

„Ganz schlecht“, stellte Diane wenig begeistert fest, „Was sollen wir jetzt machen?“

„Ich weiß nicht, wie ihr das seht“, sagte Allen, „Aber so wie ich das sehe, wird uns das an jeder Ecke ereilen, egal von wo wir versuchen reinzukommen.“

„Also fragt sich bloß, ob wir weitergehen oder uns verziehen wollen“, schloss Elvin und ließ die beiden Pistolen um seine Zeigefinger kreisen, „Mir soll beides Recht sein, ohne Avalon wäre ich sowieso arbeitslos. Aber ihr Ladys solltet euch vielleicht doch lieber zurückziehen.“

„Hast du einen Knall?“, fragte Kathleen und hielt ihm demonstrativ ihre Sense unter die Nase, „Ich hab doch diesen Höllenritt nicht mitgemacht, um jetzt davonzulaufen. Außerdem geht es mir so wie dir, also zum Teufel mit dem Ladys ziehen sich zurück!“

„Dem kann ich mich nur anschließen“, stimmte Diane zu, „Es gibt kein Zurück mehr.“

„Oje, ihr seid mir wirklich welche“, seufzte Elvin und schüttelte den Kopf.

„Ähm.. Ich glaube, jemandem ist das Warten zu langweilig geworden“, stellte Allen mit leicht entgleisten Gesichtszügen fest und deutete auf die nun wieder nur angelehnte Tür, aus der deutlich Gewehrschüsse zu hören waren, „Shaoran ist.. schon vorgegangen.“

„WAS?“ Die drei drehten sich entgeistert um und blickten genau wie Allen in den Gang. Shaoran raste mit ausgefahrenen Handkrallen – je vier scharfe, rund dreißig Zentimeter lange Klingen waren an seinen schwarzen Lederhandschuhen befestigt – ungebremst auf die etwa acht Männer zu, die mit erhobenen Maschinengewehren weiter hinten standen und auf ihn feuerten. Bloß fand keiner der zig Schüsse sein Ziel, so schnell wich der Hunter ihnen aus. Bevor sie sich versahen, war er bereits bei den Mitarbeitern des ersten Untergeschosses angekommen und hatte die ersten zwei überwältigt. Unter den verdatterten Blicken der vier anderen Huntern erledigte Shaoran auch die restlichen sechs Männer in den typisch schwarzen Anzügen innerhalb von noch nicht mal einer Minute.

„W-Wow…“, brachte Diane bloß staunend hervor.

Shaoran blickte lediglich kurz über seine Schulter, dann ging er weiter in die Richtung, in der sich die gefangenen Hunter befinden sollten. Elvin, Allen, Kathleen und Diane warfen sich vielsagende Blicke zu – auf seine Abschussliste wollten sie definitiv nicht geraten –, dann liefen sie ihm hinterher. Zwar hofften sie nicht auf mehr Feinde zu treffen, doch sollte es so kommen, wollten sie nicht nur blöd daneben stehen. Schließlich hatten sie alle irgendwo ihre Ehre als Hunter.

 

„Also ehrlich mal, wieso habe ich geahnt, dass es so kommen würde?“, fragte Cecil resigniert und hielt sein Schwert hoch.

„Keine Ahnung, vielleicht kannst du hellsehen?“, erwiderte Scarlett nüchtern und ließ den Kipplauf von Nye wieder einrasten. Die Betäubungspatronen erschienen ihr an dieser Stelle schlauer als die Normalen, schließlich wollte sie hier niemanden umbringen.

„In jedem Fall haben wir, glaube ich, ein kleines Problem“, stellte Ivan zähneknirschend fest und fasste seine Lanze mit dem fast zwei Meter langen Schaft fester.

Sie befanden sich mittlerweile in der großen Eingangshalle vom Hauptgebäude. So weit waren sie ja noch ohne Schwierigkeiten gekommen, nur stellte sich ihnen jetzt ein größeres Problem in den Weg, als sie ursprünglich angenommen hatten. Bestimmt dreißig Hunter hatten sich hier versammelt und ihnen allem Anschein nach schon aufgelauert. Die meisten standen gut verteilt hier im Erdgeschoss und einige andere hatten auch hinten bereits auf den Treppen zu beiden Seiten ihre Posten bezogen. Von praktisch allen Seiten wurden die drei Eindringlinge beobachtet, die Mausefalle schien zugeschnappt zu haben.

„Sieht echt super aus.“ Cecil rollte mit den Augen. „Ich hab dir gesagt, wir sollten nicht direkt durch den Vordereingang kommen.“

„Die hätten uns doch höchst wahrscheinlich auch an anderer Stelle aufgelauert“, entgegnete Scarlett, „Die Überwachungskameras haben uns doch schon im Visier gehabt, als wir das Gelände betreten haben. Selbst wenn wir geflogen wären, wäre der Empfang wohl der Gleiche geblieben.“

„Ich weiß, dass es euch in letzter Zeit immer mehr Spaß macht, euch miteinander anzulegen, aber vielleicht sollten wir das auf später verschieben“, bemerkte Ivan.

„Findest du?“, fragte Scarlett und sah sich um, „Mir erscheint der Ort eigentlich ganz passend.“

„Du machst mich echt schwach“, stöhnte Cecil.

Derweil hatten die Hunter etwas gereizte Gesichter und es sah ganz danach aus, als würde ihnen dieser kleine Disput ein wenig auf die Nerven gehen. Da hob auch schon der Erste sein schlankes Schwert und preschte mit guter Geschwindigkeit auf die Dreierguppe zu, wobei er eindeutig Scarlett anvisierte. Diese bemerkte das natürlich sofort und riss Nye hoch, um ihm die Waffe einfach über den Kopf zu ziehen, doch als sie zuschlug, war der Mann verschwunden.

„Huch…“ Sie hob eine Augenbraue. „Futsch, weg ist er.“

Dann vernahm sie ein kaum hörbares Geräusch hinter sich und ging blitzschnell in die Hocke. Keine Sekunde zu früh, denn direkt über ihren Kopf hinweg sauste ein Schwert und schnitt ihr beinahe noch die Haare.

„Ihr würdet nicht zufällig in Erwägung ziehen, euren Standpunkt nochmal zu überdenken, oder?“, fragte sie, obwohl ihr die Antwort bereits klar war. Aber fragen musste sie ja wenigstens.

„Von was träumst du denn?“, fragte der Hunter nur und rammte das Schwert herab.

Scarlett stieß sich schnell vom Boden ab und hechtete im Tiefflug nach vorne. Bei der Landung wollte sie sich eigentlich wieder umdrehen, doch vor ihr war bereits der nächste Gegner und zielte mit seiner Pistole auf sie. Ein wenig erschrocken stieß sie sich erneut ab und sprang diesmal allerdings nach oben über ihren Angreifer hinweg. Dieser riss die Pistole herum und feuerte, aber es gelang ihr sich noch zu drehen und dem Schuss zu entgehen. Währenddessen fiel ihr allerdings auf, dass sie gerade dabei war dem nächsten Hunter mit Rang zwei, den die meisten hier zu haben schienen, in die Arme flog. Mit einer schnellen Rolle gelang es ihr sich so zu drehen, dass ihre Füße in seine Richtung zeigten. Als er nun gerade sein Breitschwert hochriss, entwischte sie dem Hieb mit einem flotten Salto – bei dem sie auch den Kopf hätte verlieren können, wenn sie zu früh oder zu spät damit angefangen hätte. Der Streich ging damit ins Leere und als ihr Gegner überrascht aufsah, trat Scarlett ihm bereits einfach auf dem Kopf und nutzte ihn zum Abstoßen, um noch weiter zu springen und einem Lanzenhieb auszuweichen.

Ivan riss gerade seine Lanze hoch um den Schaft einem Angreifer in den Magen zu rammen und mit der Klinge einen Hunter mit einem dünnen Degen abzuwehren. Dabei war er wie so häufig schon froh über den langen Schaft von Xavier, der ihm plus Klinge doch wesentlich mehr Spielraum erlaubte. Im nächsten Augenblick schon musste er die Waffe einmal ganz um sich herum wirbeln, um die fünf auf einmal angreifenden Hunter wieder ein wenig auf Abstand zu bringen. Zwar war Ivan multitaskingfähig, aber fünf waren bei ihrer Klasse doch ein ganz schön harter Brocken.

Cecil erging es ähnlich, wobei dieser sich auch an so mancher Stelle, wo sein Schwert gerade wo anders gebraucht wurde, mit einigen Schlägen und Tritten aushalf. Den ersten Angriff von rechts parierte er mit seinem Schwert, aber natürlich kam auch gleich wieder ein Hieb mit einem Nadelbesetzten Handschuh von der anderen Seite und er schnell einen Satz zur Seite machen, um der etwas sehr schmerzhaften Akkupunktur zu entgehen. Das Tolle dabei war, er wurde gleich von dem nächsten Hunter mit einem hübschen Gewehr empfangen.

Was aber allen drei schon nach nur wenigen Minuten klar wurde war, dass sie keine Chance hatten, wenn sie versuchten ihre Gegner nicht umzubringen. Denn diese gingen mit solch einer offensichtlichen Mordlust auf sie los, dass sie durch bloßes Verteidigen nicht weit kamen, dafür waren es einfach zu viele.

Scarlett nutzte den Schwung aus einem ihrer vielen Ausweichmanöver und stieß sich mit den Händen auf den Schultern von einem der Hunter ab, wodurch ihr derzeitiger Angreifer beinahe diesen mit seinen zwei langen Dolchen durchbohrte. Sie wollte gerade landen, als sie plötzlich einen harten Stoß in die Seite bekam und zu Boden ging. Erschrocken blickte sie auf und sah bereits die Lanze auf sich zukommen. Geistesgegenwärtig machte sie eine Rückwärtsrolle und landete so am Ende wieder auf ihren Füßen, doch da sah sie aus den Augenwinkeln heraus bereits, wie ein Dolch kurz über den Boden hinweg auf sie zugeflogen kam. Schleunigst hechtete sie zur Seite und biss sich auf die Unterlippe. Wenn das so weiter ging, war sie bald Hackfleisch!

Cecil und Ivan erging es nicht viel besser, denn auch sie vermieden es die Hunter direkt anzugreifen. Sie benutzten ihre Waffen lediglich zum Abwehren von gegnerischen Angriffen und wehrten sich höchstens durch körperlichen Einsatz. Jedoch merkten sie beide, dass das so nicht funktionierte. Ihre Blicke begegneten sich auch über das Kampfgeschehen hinweg und gerade als ihnen beiden auffiel, wie Scarlett allmählich arg in die Bedrängnis geriet, nickten sie sich zu.

Ivans Augen wurden schmal und Xavier kreiste in seiner Hand, während er auf den nächsten Angriff wartete. Dieser kam auch prompt von links, doch noch ehe der Morgenstern auch nur in seine Reichweite kam, schlug Ivan ihn mit der Klinge seiner Waffe zur Seite und schoss auf den Inhaber des Morgensterns zu. Er rammte dem Mann Mitte dreißig den schwarz glänzenden Schaft von Xavier so derbe gegen den Schädel, dass sein Gegner zur Seite flog und dabei noch gleich zwei andere mit sich riss. Zwar stand bereits der nächste Angreifer hinter Ivan, doch dieser wirbelte in einer fließenden Bewegung herum, duckte sich dabei unter dem Schwert hindurch, und schlug mit der Lanze zu. Der Hieb traf seinen Gegner in der Magengegend und er ließ das Schwert fallen, ehe er vor Schmerz in die Knie ging und Ivan bereits den Nächsten in Empfang nahm.

Cecil hob Zessiro und wehrte den ersten Schwerthieb seines Angreifers ab, bei dem Zweiten machte er einen Satz zurück und fuhr dabei aber herum, um mit seinem Schwert dem zweiten Hunter sein Gewehr einfach aus der Hand zu schlagen, mit dem er gerade auf Scarlett gezielt hatte. Bevor dieser die Waffe aufheben konnte, stand Cecil bereits direkt vor ihm und rammte ihm sein Schwert in den Oberschenkel. Der Hunter stöhnte vor Schmerz und sank augenblicklich auf die Knie, als Cecil sich auch schon wieder umdrehen und seinen anderen Angreifer abwehren musste.

Das ging eine Weile so – in der Scarlett jedoch weiterhin bloß auswich –, doch die beiden Jungen mussten bald feststellen, dass ihre Gegner stärker waren als die Dämonen, mit denen sie es bisher immer zu tun hatten. Mit den ersten wurden sie noch recht gut fertig, doch schon bald waren die Kämpfe nicht mehr durch bloß zwei Hiebe entschieden. Ihre Gegner konterten und zwangen sie förmlich wieder in die Defensive zurück.

In dem Moment war auf einmal ein Klingeln zu hören und für einen kurzen Augenblick sahen sich alle verwirrt um. Ivan runzelte die Stirn, griff in seine Tasche und förderte sein Handy zu Tage.

„Ja?“, sagte er noch leicht verwirrt.

„Ivan? Ist alles gut bei euch?“, fragte Rebecca am anderen Ende der Leitung.

„Ähm.“ Ivan sah sich um und spürte so ziemlich alle Blicke auf sich. „Wie man´s nimmt.. besser gesagt könnte es kaum schlechter sein.“

„Warte mal.. ich hab euch auf dem Schirm.. oh mein Gott, was macht ihr denn da?!“, fragte die Sekretärin entgeistert, „Wieso seid ihr in der Eingangshalle?“

„Frag unsere Teamleiterin“, erwiderte Ivan trocken.

Derweil gingen die anderen Hunter wieder zum Angriff über, wobei sie dabei noch harscher vorgingen als zuvor schon. Scarlett war praktisch nur noch am Ausweichen und Cecil hatte alle Hände voll zu tun nicht getroffen zu werden und bei dem Andrang noch alle abzuwehren. Ivan hatte dabei sogar nur noch eine Hand zur Verfügung, da er mit der anderen das Handy festhalten musste, wo Rebecca immer noch in der Leitung steckte.

„Haltet durch“, sagte die Sekretärin, die den Kampf offensichtlich über den Bildschirm ihres Computers, der vermutlich auch Zugang zu den Überwachungsvideos hatte, verfolgte, „Die anderen sind schon fast bei den gefangenen Huntern und werden euch anschließend mit Sicherheit zur Hilfe kommen.“

„Fragt sich, ob wir solange noch leben“, warf Ivan ein und zog schnell den Kopf ein, „Es sieht nämlich wirklich übel aus.“

In dem Moment stießen er und Cecil mit den Rücken aneinander und sahen sich rundherum einem Wall aus mordlustigen Huntern von mindestens Rang zwei gegenüber, die alle samt ihre Waffen auf sie richteten und eindeutig vorhatten sie innerhalb der nächsten Sekunden eiskalt umzulegen.

Scarlett machte einem Satz nach dem Nächsten durch die Luft und versuchte verzweifelt endlich einen Punkt zu finden, von dem aus sie sich verteidigen konnte. Dann traf sie jedoch mitten in der Luft unerwartet ein kräftiger Tritt in den Rücken und sie krachte mit dem Kopf voran auf den Boden. Einen Moment lang blieb sie nur wie gelähmt liegen und versuchte ihren müden Körper dazu zu überreden sich wieder aufzurichten. Ihre Sicht verschwamm von dem harten Aufprall und sie war sich relativ sicher, dass sie davon eine satte Gehirnerschütterung hatte. Sie fühlte sich völlig kraftlos und schloss kurz sogar die Augen.

„SCARLETT!“, schrien Cecil und Ivan in dem Augenblick jedoch entgeistert und versuchten sofort sich durch die anderen Hunter hindurchzuschlagen, doch als Konsequenz für ihre Unachtsamkeit auf ihre eigene Sicherheit mussten sie gleich mehrere Verletzungen einstecken.

Das Mädchen ballte die Hände zu Fäusten und holte schnell tief Luft. Im nächsten Augenblick riss sie die Augen auf und drehte sich auf den Rücken, woraufhin sie den hoch erhobenen Dolch in der Hand eines Hunters Ende zwanzig erblickte. Irgendwie gelang es ihr sich geistesgegenwärtig in letzter Sekunde zur Seite zu rollen und leicht taumelnd kam sie wieder auf die Füße. Sie spürte, wie etwas Warmes von oben über ihre Schläfe und äußere Wange herunter lief. Blut, wie sie sich denken konnte und wie die starken Kopfschmerzen ihr verrieten.

Der Blick in den Augen des Hunters mit dem Dolch und in den Augen der anderen hinter ihm sagten ihr außerdem, dass es gleich wirklich um sie geschehen war. Einer hob bereits seine Pistole und zielte auf ihren Kopf. Und Scarlett fühlte sich im Augenblick nicht imstande zu großen Ausweichmanövern, ihr Gleichgewichtssinn schien durch das kräftige Durchschütteln auch ein wenig angeschlagen zu sein und gaukelte ihr vor, dass die Welt um etwa dreißig Grad schief stand. Auf den Füßen zu bleiben fiel ihr schon schwer genug, an Ausweichen konnte sie noch nicht mal denken.

Kapitel 26

„Das ist.. oh mein Gott…“, brachte Diane lediglich entgeistert hervor, als sie und die anderen vier vorsorglich nochmal einen Blick in einen der Räume weiter vorne warfen. Normalerweise wurden dort wie bekannt die normalen Menschen untergebracht, welche durch einen blöden Zufall Wind von den Dämonen bekommen hatten. Nun jedoch waren die Wände des Raumes statt nur matt mintgrün mit unzähligen roten Flecken und Sprenkeln versehen. Der Teppich hatte sich bereits so sehr mit Blut vollgesogen, dass man das dunkle Grau kaum mehr erkennen konnte. Die Leichen von vier Männern und Frauen, die eindeutig nur Zivilisten waren, lagen auf dem Boden und wiesen mehrere Stich- und Schlussverletzungen auf. Im Umkehrschluss also bedeutete das, dass sie von Menschenhand umgebracht worden waren. Und hier unten gab es keine große Auswahl an Kandidaten, die dafür verantwortlich sein konnten. Es waren die Hunter von Avalon gewesen, welche Ursprünglich dem Schutz der Menschen und Dämonen gedient hatten.

„Grausam“, sagte Kathleen lediglich und schloss die Augen, um ein kurzes Gebet zu murmeln.

„Dass sie so weit gehen.. wie es scheint, befindet sich Avalon wirklich im Wandel“, stellte Elvin ernst fest, „Wir sollten weiter gehen, hier gibt es nichts mehr, was wir tun können.“

„Aber das.. das ist einfach falsch…“, sagte Diane und sah die vier Leichen traurig an, „So ein Ende hat doch niemand verdient.“

„Das brauchst du uns nicht zu sagen“, bemerkte Allen und warf noch einen letzten Blick auf die vier, bevor er die Tür schloss, „Aber es ist geschehen und wir können es nicht mehr rückgängig machen. Wir müssen weiter, nicht dass mit Rachel und den anderen am Ende noch das Gleiche passiert.“

„Wir müssen uns aber beeilen“, warf Kathleen ein und schulterte ihre Sense, „Shaoran hängt uns sonst noch ab.“

Der Hunter war bereits weiter gegangen, nachdem er nur einen kurzen Blick in den Raum geworfen hatte. Ihn schienen fremde Leute nicht viel zu kümmern – zumal es in den anderen Zimmern wahrscheinlich ähnlich aussah – und er hielt zielstrebig auf die Räume weiter hinten zu, wo sich in einem von ihnen die gefangenen Hunter befinden mussten – hoffentlich noch lebendig.

Als sie dann kurz vor der angegebenen Nummer waren, sahen sie ein Stück weiter vorne vor der Ecke zwei Gestalten an der Wand lehnen. Ihre Statur und Haltung war unverkennbar und kaum kamen die fünf Eindringlinge näher, stellten sich die zwei ihnen auch schon in den Weg.

„Wo soll´s denn hingehen?“, fragte Sebastian in herausforderndem Tonfall und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ihr seid also wirklich auf ihrer Seite“, stellte Elvin ungläubig fest und stellte sich vor die beiden jungen Frauen.

„Was habt ihr denn erwartet?“, erwiderte Keith unbeeindruckt, „Dass wir diese Chance verstreichen lassen?“

„Chance auf was?!“, fragte Diane wütend und verzweifelt zugleich, „Habt ihr die Leute da etwa umgebracht?! Was bringt euch dieser ganze Mist denn?!“

„Geld“, sagte Keith kurz angebunden.

„Und Macht“, fügte Sebastian hinzu und in seiner Hand leuchtete ein breites Schwert auf.

„Das glaube ich einfach nicht!“, entgegnete Kathleen und trat einen Schritt an Elvin vorbei, „Ihr seid von uns allen doch schon am längsten hier und habt uns selbst beigebracht, nie auf die Verlockung von Geld und Macht hereinzufallen! Was ist aus euren ganzen Vorsätzen geworden?!“

„Von welchen Vorsätzen redest du?“, erwiderte Sebastian kalt, „Denkst du ernsthaft, gute Vorsätze bringen einen im Leben weiter?“

„Genau deswegen seid ihr alle noch solche Grünschnäbel und habt bloß Rang eins oder zwei“, fügte Keith hinzu und hielt auf einmal eine lange, tief dunkelgraue Peitsche in der Hand, „Es wundert mich, dass die es nicht geschafft haben euch zu fangen. Aber wenn ihr vorhabt eure Freunde da um die Ecke zu retten, müssen wir euch leider enttäuschen. An uns führt kein Weg vorbei.“

Wie aufs Stichwort erscheinen plötzlich rund zehn Mitarbeiter des ersten Untergeschosses hinter ihnen auf und zielten bereits mit ihren gut eingeübten Maschinenpistolen auf die fünf Hunter. Keiner brachte ein Wort mehr heraus, nachdem die beiden Meister so deutlich klar gemacht hatten, auf wessen Seite sie standen. Der Schock über diesen Umstand sorgte dafür, dass keiner von ihnen in der Lage war seine Waffe zu erheben. Fast keiner.

„Shaoran…“, brachte Kathleen hervor, als der Hunter mit erhobener Handkralle langsam an ihnen vorbei trat und sich vor die Gruppe stellte.

„Ich werde Shirley dort rausholen“, sagte er lediglich knapp mit seiner düsteren Stimme und dem kurzen, dunkelroten Haar, „Und wenn sich die beiden mir in den Weg stellen, werde ich sie zur Seite räumen.“

„Er hat Recht“, sagte Allen auf einmal ernst und zog zwei der silbernen Ninjawurfmesser an seinem Gürtel hervor, „Wir können jetzt nicht aufgeben und sie im Stich lassen. Ihr Leben hängt von uns ab.“

„Wo die zwei Recht haben, haben sie Recht“, stellte Elvin fest und entsicherte die beiden Pistolen in seinen Händen, „Wir können uns gar nicht erlauben, deswegen den Schwanz einzuziehen.“

Die beiden jungen Frauen sahen einander an, bevor auch sie ihre Waffen zückten. Diane ihre zwei langen Dolche unter dem karierten Cape und Kathleen ihre große Sense mit dem roten Schaft und der silbernen Klinge.

Sebastian und Keith sahen einander kurz an und hoben dann beide gleichzeitig ihre rechten Arme, um perfekt synchron zu schnipsen.

Daraufhin erklang ein wahrer Kugelhagel und schoss auf die fünf Eindringlinge zu. Es grenzte schon fast an ein Wunder, dass keiner von ihnen bei so wenig Platz hier auf dem Gang nicht getroffen wurde. Dann sauste Shaoran – den Kathleen in Ermangelung einer besseren Bezeichnung einfach einen wildgewordenen Rasenmäher nannte, wenn auch nur in Gedanken – bereits wieder auf seine Gegner zu. Sebastian und Keith ließen ihn ohne einen Muskel zu rühren hindurch und die Männer in den beliebten schwarzen Anzügen angreifen, so als würde sie es nicht mal kümmern.

Allen zückte noch zwei weitere seiner Wurfmesser und schoss sie präzise durch die Luft. Zwei ihrer Gegner wurden je in Oberschenkel und Bauch getroffen und sanken mit schmerzerfüllten Gestöhne in sich zusammen. Elvin machte ebenfalls Gebrauch von seinen Pistolen, in denen er allerdings nur Betäubungspatronen geladen hatte, und schickte drei der Männer ins Land der Träume. Shaoran kümmerte sich in der Zwischenzeit um den Rest und Kathleen und Diane hatten den drein sicherheitshalber Rückendeckung gegeben. Erstens waren sie Nahkämpfer und zweitens wussten sie nicht, ob noch weitere Feinde hier unten auf einen unaufmerksamen Moment von ihnen lauerten.

„Hmmm, nicht schlecht“, musste Keith zugeben, als sie fertig waren und ihre Blicke wieder auf die beiden Meister fielen, „Aber zu erwarten.“

„Warum habt ihr sogar die Zivilisten getötet?“, fragte Diane mit gequälter Stimme, „Hätte es nicht gereicht sie einfach fortzuschicken?“

„Nur zur Info, wir haben die Leute dort in den Räumen nicht umgebracht“, bemerkte Keith ohne jegliches Mitgefühl, „Mit so etwas machen wir uns doch nicht die Hände schmutzig.“

Er schlug blitzschnell mit der Peitsche zu. Die Peitschenschnur sauste mit solch einem Tempo durch die Luft, dass keiner von ihnen sie so schnell sehen konnte, wie Dianes erster Dolch schon im hohen Bogen durch die Luft flog und klirrend auf dem metallenen Boden aufschlug.

„Wir kümmern uns um die wichtigeren Fälle“, fügte Sebastian in selbstgefälligem Ton hinzu und sah aus den Augenwinkeln zu Shaoran, der ihn bereits mit seinem kühlen Blick beobachtete, „Alles andere wäre eine Beleidigung unserer Fähigkeiten.“

Er hob sein Schwert und lud Shaoran förmlich dazu ein anzugreifen. Der Hunter reagierte und kam mit erhobenen Handkrallen langsam auf ihn zu, den berechnenden Blick stets auf sein Ziel gerichtet. Jedoch bemerkte Sebastian die Falle und riss einfach den Arm mit seinem Schwert herum, wodurch er Kathleen um ein Haar die Kehle aufschlitzte. Sie stand mit erhobener Sense hinter ihm und hatte gerade zuschlagen wollen. Nun starrte sie das glänzende Metall lediglich entgeistert an und schluckte schwer.

Keith hatte ein düsteres Lächeln im Gesicht, als er ein Stück weiter hinten mühelos den schnellen Schüssen aus Elvins Pistolen auswich und auch Allens Wurfmesser spielend vor seiner Nase abfing.

„Was denn, ist das schon alles?“, fragte er gelangweilt und schlug mit seiner Peitsche nach Allen, der sich gerade noch ducken konnte.

Jedoch flog der Rieben weiter durch die Luft und wickelte sich um Elvins linke Hand, mit dessen Pistole er gerade auf den Meister gezielt hatte. Der Schuss ging natürlich ins Leere und Elvin versuchte erschrocken seine Hand zu befreien, doch da zog Keith schon mit einem Ruck an der Peitsche und der Hunter wurde unfreiwillig zu ihm gezogen. Diane ging noch mit dem Dolch auf ihn los und versuchte den Riemen der Peitsche zur durchtrennen, aber der Meister war schneller und mit nur einem kräftigen Tritt stieß sie unsanft gegen die Wand des Ganges. Der Aufprall schien dermaßen heftig zu sein, dass sie ohnmächtig wurde.

Shaoran ging derweil mit seinen rund dreißig Zentimeter langen und schön scharfen Handkrallen auf Sebastian los, der ihn mit dem Schwert jedoch schon fast ohne Schwierigkeiten abwehrte. Obwohl die Bewegungen des Hunters bereits so schnell waren, dass ihnen das bloße Auge kaum folgen konnte, kam Sebastian noch nicht mal ins Schwitzen. Es schien fast so, als ahnte er Shaorans Angriffe voraus, trotz dessen dieser sich eigentlich durch keine unnötigen Zwischenbewegungen oder Muskelregungen verriet.

Kathleen saß der Schreck zwar immer noch im Nacken, doch sie wollte Shaoran nicht die ganze Arbeit überlassen, auch wenn sie nur ungern gegen den Meister kämpfte. Sie pirschte sich näher heran und als der Hunter gerade wieder knapp zwei Meter zurückgeschlagen wurde, schoss sie nach vorne und schlug mit der Sense zu. Nur entgegen ihrer Erwartungen traf die Sense nicht ihr Ziel, obwohl es nicht so aussah, als hätte Sebastian sich bewegt. Als ihr nur eine Sekunde klar wurde, wie übermenschlich schnell der Meister wirklich war, stand er auch schon vor ihr und ein unbarmherziger Schlag in die Magengegend ließ sie aufstöhnen. Nach Luft ringend sank sie auf die Knie und blieb anschließend bewusstlos auf dem harten Boden liegen.

„Verdammt!“, fluchte Elvin und hob seine zweite Waffe, doch diese segelte durch die Luft, bevor er überhaupt zielen konnte.

„Ihr seid so schwach, dass es an einen schlechten Witz erinnert“, sagte Keith lediglich höhnisch und schlug zu. Der Hieb direkt gegen den Kopf ließ Elvin das Bewusstsein verlieren, noch bevor er durch die Wucht gegen die Wand prallte und neben Diane auf den Boden sank.

Allen verzog das Gesicht und blickte kurz hinüber zu Shaoran, der jedoch genauso zu kämpfen hatte wie er hier. Dann griff er nach der schmalen Peitsche, die er als zweite Waffe immer ebenfalls an seinem Gürtel mit sich trug.

„Hoh?“ Keiths Gesichtsausdruck sprach Bände und er lächelte finster. Nicht mal zwei Sekunden später flog seine Peitschenschnur durch die Luft und Allen machte einen Satz zur Seite, ehe er konterte und ebenfalls zuschlug. Der Meister zog lediglich kurz den Kopf ein und schlug sofort wieder zu, wobei es Allen auch dieses Mal gelang haarscharf auszuweichen. Dann ließ er seine eigene Peitsche erneut durch die Luft schnellen und es sah tatsächlich so aus, als würde er dieses Mal treffen. Widererwarten jedoch packte Keith plötzlich einfach den Riemen und entriss Allen die Waffe mit nur einer einzigen fließenden Bewegung. Der Junge wollte noch wieder zu seinen Wurfmessern greifen, doch da knallte ihm Keiths Peitsche bereits mit voller Kraft gegen die Seite und er sank unter Schmerzen in sich zusammen.

„Was habt ihr vor?“, fragte Shaoran ernst.

Sebastian sah ihn einen Augenblick lang an, ehe sich ein geheimnisvolles Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete. „Was habt ihr vor?“

Shaorans Augen wurden schmal. Im nächsten Moment weiteten sie sich noch und er fuhr herum, doch da traf ihn Keiths Hieb mit der Handkante bereits in den Nacken und mit verzogenem Gesicht sank auch der letzte Hunter ohnmächtig zu Boden.

„Das war´s dann wohl“, stellte Sebastian fest und sah sich kurz um, „Sieht aus wie auf dem Schlachtfeld hier.“

„Und wir dürfen am Ende wieder aufräumen“, stöhnte Keith.

Die beiden vergeudeten nicht viel Zeit und verfrachteten die vier Eindringlinge zusammen in einen Raum direkt neben dem großen Sammelzimmer, in dem die restlichen, noch lebenden Hunter hockten, die nicht zu den Auserwählten gehörten. Anschließend blieb Sebastian noch kurz in der Tür stehen und warf einen Blick auf die fünf, die beim Aufwachen wohl ziemliche Schmerzen haben würden.

„Ihr werdet später noch gebraucht“, sagte er jedoch mit einem fast schon väterlichen Lächeln, bevor er Keith zunickte und die beiden zur Treppe gingen. Die Tür ging zwar zu, fiel dabei aber nicht ins Schloss. Auf dem Weg fiel ihr Blick auch auf eine halb angelehnte Tür, deren Hochsicherheitsschloss aber – wie eigentlich immer – nicht so aussah, als wäre es erst vor wenigen Stunden fest verschlossen worden.

„Wie es aussieht, halten die zwei immer noch nichts von Hausregeln“, stellte Keith resigniert fest.

Sebastian lächelte. „Kann man es ihnen verdenken? Was würdest du denn tun, wenn deine Freunde in Schwierigkeiten sind und du spürst, dass sie dich brauchen?“

Keith rümpfte lediglich die Nase und sparte sich eine Erwiderung. Die Antwort war sowieso klar.

 

Scarlett rang mit ihrem Gleichgewicht, blickte dabei jedoch dem Hunter mit der Pistole in die Augen, welcher sie gerade anvisierte. Er entsicherte die Waffe und ein hämisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er ihren Blick bemerkte. Sie hörte noch Cecils und Ivans Schreie und spürte das warme Blut über ihre Wange knapp neben ihrem Auge vorbeilaufen. Dann erklang der erwartete Schuss.

Im selben Moment jedoch flammte der Boden um sie herum auf einmal auf und die Kugel wurde von dem Feuer glatt verschluckt. Funken stoben durch die Luft und die Hunter wichen erschrocken zurück von den drein, denn auf einmal hatte sich um Scarlett und um Cecil und Ivan je ein weiter Ring aus heiß lodernden Flammen gebildet. Dass diese allerdings nicht weniger überrascht waren, verrieten ihre völlig verblüfften Gesichter. Wieso brannte es hier auf einmal? Zudem war plötzlich auch noch Wind aufgekommen und heizte die Flammen nur noch weiter an, wodurch sie nach den verwirrten Huntern schnappten und ihre gelb-rötlich glühenden Finger nach ihnen ausstreckten.

„Was haben sie mit dir gemacht?“

Scarletts Augen weiteten sich, als sich auf einmal von schräg hinten ein Arm um ihre Taille legte und sie an eine große Person zog. Sie fühlte eine wohl bekannte Präsenz und auch den Geruch und die ganze Art erkannte sie trotz etwas lädiertem Kopf. Allerdings war sie genau deshalb umso verblüffter.

Sie sah auf und blickte Zachary in die tief dunkelbraunen Augen mit einigen goldenen Sprenkeln, der sie ebenso ansah. Allerdings berührte er auf einmal mit seiner freien Hand ihre Wange an der Stelle, an der das Blut noch immer in schmalen Rinnsalen herablief. Er neigte den Kopf leicht nach vorne und Scarletts Augen weiteten sich erneut, als sie seinen warmen Atem auf der Wunde an ihrem Kopf spürte. Dass der Dämon die Augen geschlossen hatte, sah sie zwar nicht, aber sie spürte, wie er sie ganz sachte bei sich hielt.

Cecil und Ivan konnten das über die Flammen hinweg natürlich ebenfalls beobachten und liefen entgeistert bis an den Rang des Kreises. Immerhin konnten sie nicht vergessen, zu welcher Art Zachary letzten Endes immer noch gehörte. Er war ein Dämon, dessen natürliche Hauptspeise nun mal menschliches Fleisch und Blut darstellte.

„WAS ZUM TEUFEL TUST DU DA?!“, schrie Cecil entgeistert, „LASS SIE LOS!“

Der Dämon reagierte nicht sondern verharrte in der Position, in der er sich befand.

„Zachary!“, rief nun auch Ivan wütend, „Verdammter Dämon!“

„Sagt mal, für wen haltet ihr mich eigentlich?“, fragte dieser nun auf einmal ernst und öffnete seine dunklen Augen, welche die Jungen sofort fixierten, ohne dass er sich dabei weiter bewegte, „Denkt ihr ernsthaft, dass ich ihr etwas antun würde?“

Diese Frage verschlug den Jungen für einen Moment die Sprache und sie starrten ihn ungläubig an. Seit der letzten Begegnung mit seinem Vater hatte er sich eindeutig verändert. Da war nicht mehr nur seine abgedrehte, spitzfindige und ziemlich alberne Seite, die sie seit den letzten Jahren kannten. Sein jetziges Verhalten und seine Ausstrahlung erinnerten sie an den Dämon, den sie zu Beginn ihrer Karriere als Hunter unter haarsträubendem Aufwand eingefangen hatten. Anders als sein lediglich draufgängerisches und zugleich treudoofes Ich strahlte der jetzige Zachary eine viel deutlichere Würde und Erhabenheit aus. Es war als zeigte er nun mehr von dem, was er eigentlich war und was in ihm steckte.

„Hey, was soll das bitteschön werden, wenn es fertig ist?“, fragte Scarlett nun allerdings auch ein wenig misstrauisch, wobei sie sich im Grunde aber keine Sorgen machte.

Zachary wischte ihr mit einer kurzen Bewegung das Blut aus dem Gesicht und richtete sich wieder vollständig auf, wobei er sie mit einem gewitzten Lächeln ansah. „Nur eine kleine Wiedergutmachung für den anderen Tag.“

Dabei bemerkte Scarlett, dass ihre Kopfschmerzen verschwunden waren und auch ihre Wunde aufgehört hatte zu bluten. Sogar das Ziehen und Brennen war verschwunden, ganz als wäre die Stelle bereits wieder verheilt!

„Wie…?“, fragte sie verdattert und fasste sich ungläubig an den Kopf, wo sie jedoch vergeblich nach der Wunde suchte.

„Eine nette zusätzliche Fähigkeit der Magican-Familien“, bemerkte Zachary mit einem spitzen Grinsen, bevor er in die Richtung der anderen Hunter blickte und seine Augen ein wenig schmaler wurden, „Wagt es nicht sie anzurühren oder ich werde ungemütlich.“

Der Wind wallte auf und schlug nach außen hin aus, wodurch die Hunter alle miteinander ein ganzes Stück zurückgeschleudert wurden und nicht wenige auch gegen die Wände krachten. Cecils und Ivans Blicke waren genau wie Scarletts ziemlich verblüfft.

„Nicht wahr, Prinzesschen?“, fügte der Dämon dann hinzu und blickte nach links.

Scarlett folgte verwirrt seinem Blick und entdeckte tatsächlich die kleine Dämonin in ihrem schwarzen, bis knapp zu den Knien reichenden Kleid mit dem hohen Kragen und der silbernen Kette um den Hals. Ihre bis zum Boden reichenden, hellblonden Haare wehten im Wind und ihre orangeroten Augen glänzten im Schein der Flammen um sie herum.

„Lilly!“, sagte Scarlett überrascht, als sie auch schon begriff. So wie es aussah, stammte auch das junge Dämonenmädchen aus einer dieser Magican-Familien, von denen Zachary sprach. Offenbar gehörte es zu den Fähigkeiten dieser Familien so mal eben den Wind oder – in Lillys Fall – das Feuer zu beeinflussen.

„Scar…“ Ihr Gesicht hellte sich kurz auf, doch weiter rechts war eine Bewegung zu sehen und ein Dolch flog auf sie zu. Scarlett wollte ihr schon zur Hilfe kommen, doch Lilly sprang einfach blitzschnell mit einem Satz zur Seite und streckte anschließend ihre Hand in die Richtung des Absenders, woraufhin die Umgebung unmittelbar um ihn herum anfing zu brennen und er erschrocken aufschrie.

„Wenn ihr nicht alle miteinander Bekanntschaft mit der Hölle machen wollt, solltet ihr von hier verschwinden und nie wieder zurückkehren“, sagte Zachary mit kühler Stimme und ließ den Wind erneut auffrischen.

Im ersten Moment herrschte Uneinigkeit, doch als überall im Raum Feuer aufflammten, geriet Bewegung in die Hunter und mit so einigen derben Verwünschungen und dunklen Verheißungen über ihre Anführer sahen sie zu, dass sie Land gewannen. Noch nicht mal eine volle Minute später waren sie alleine in der großen Eingangshalle, in der sonst zu dieser Tageszeit meistens Hochbetrieb herrschte.

„Wow…“, hörte Ivan Rebecca über das Handy staunen, „Das ist das erste Mal, dass ich etwas Derartiges sehe…“

„Für uns im Prinzip auch“, murmelte Ivan nur und blickte zu Cecil, der einen ähnlich schiefen Gesichtsausdruck hatte wie er. Sie beide beobachteten die Dämonen, die wie ganz selbstverständlich in Scarletts Nähe waren und mit ihr umgingen, als wäre sie eine von ihnen.

„Scar!“ Lilly lief auf sie zu und sprang mit einem Satz auf Scarletts Arme, die bei dem Schwung der kleinen Dämonin beinahe hinten überkippte. Dies verhinderte Zachary allerdings elegant, indem er sich ganz nebenbei so hinstellte, dass Scarlett an einem Oberarm lehnte.

Scarlett selbst schmunzelte nur. „Man sieht ihr wirklich nicht an, was in ihr steckt“, stellte sie noch leicht verblüfft fest und strich der Dämonin über das lange, seidige Haar, was die Kleine zu mögen schien, so wie sie sich an sie kuschelte.

„Tut man doch den meisten nicht“, bemerkte der Dämon lächelnd und blickte über seine Schulter, „Wollt ihr dort hinten Wurzeln schlagen? Ich dachte, ihr hättet solche Angst davor, dass ich ihr etwas antue.“

Die beiden Jungen verzogen die Gesichter, setzten sich aber natürlich sofort in Bewegung und stießen wieder zu ihnen.

„Keine Sorge, wir haben dich nicht vergessen“, sagte Cecil lediglich und hielt Zessiro demonstrativ nach oben, bevor das Schwert verschwand. Er konnte diesen Dämon nicht leiden und würde es mit Sicherheit auch niemals können.

„Rebecca?“, fragte Ivan unterdessen, als komische Geräusche aus dem Hörer drangen. Es kam keine Antwort und er wollte fast schon die anderen darauf aufmerksam machen, als er ein leises Keuchen hörte.

„Puh, das war knapp“, stöhnte die Sekretärin und fächelte sich anscheinend mit irgendetwas Luft zu.

„Was ist passiert?“, fragte Ivan besorgt.

„Ach, eigentlich herrscht hier oben ein ziemlicher Tumult und es fällt keinem auf, was ich hier gerade mache“, erklärte Rebecca kurz, „Nur eben stand Freddec plötzlich hinter mir und.. na ja, hat gemerkt, dass ich gerade nicht ganz meinen eigentlichen Aufgaben nachkomme.“

„Ouweia, ist alles klar?“

„Wie man´s nimmt“, sagte sie unschlüssig und schien kurz zur Seite zu blicken, „Die schöne Vase von meiner Großmutter ist hinüber und die armen Stiefmütterchen kann ich wohl auch entsorgen, aber ansonsten habe ich keine Verluste zu melden.“

Ivan blinzelte etwas überrascht, ehe er leise kichernd den Kopf schüttelte. Die Vorstellung, wie Rebecca geistesgegenwärtig dem Hunter ihre schöne bunte Blumenvase mit den Stiefmütterchen über den Schädel zog, war einfach zu herrlich. Der Mensch musste nur wissen, wie er sich aushelfen konnte. Und er brauchte dafür, wie man sah, noch nicht mal eine richtige Waffe.

„Ist was?“, fragte Scarlett stirnrunzelnd, als sie Ivans Grinsen bemerkte.

„Nur Rebecca“, antwortete er schmunzelnd.

„Das ‚nur‘ habe ich jetzt nicht gehört“, bemerkte die Sekretärin leicht pikiert, woraufhin Ivan schon wieder grinsen musste.

Kapitel 27

„Wartet mal, ich stell mal kurz den Lautsprecher an“, sagte Ivan nur und schüttelte kurz den Kopf, als er darüber nachdachte, wie ernst die Sache eigentlich war und was sie gerade taten.

„Geht es euch allen gut?“, fragte Rebecca besorgt.

„Du solltest doch sehen, dass alles in Ordnung ist“, bemerkte Scarlett, „Wie ist die Lage bei dir da oben?“

„Ziemlich munter, kann man sagen“, antwortete die Sekretärin, „Ich kann aber von Glück sagen, dass es so ist. Sonst könnte ich mich hier im Netz wahrscheinlich nicht so frei bewegen. Die Ältesten haben alles unter Kontrolle, es ist echt unheimlich.“

„Sei bloß vorsichtig“, sagte Cecil ernst, „Auch wenn du vielleicht nichts davon merkst oder sie noch nichts unternommen haben, kann es gut sein, dass sie bereits mitbekommen haben, dass du uns hilfst.“

„Na ja, zurzeit sieht es noch gut aus für mich“, erwiderte Rebecca, „Aber für euch sollte es schwer werden hier nach oben zu kommen. Eure Gesichter sind unter den Huntern, die hier oben auch überall unterwegs sind, weit bekannt und bei so vielen Menschen.. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie ihr da richtig kämpfen wollt. Es sei denn ihr werdet so rücksichtslos wie die werten ‚Auserwählten‘ – diese Ärsche bilden sich tatsächlich was auf diese abartige Bezeichnung ein.“

„Ganz deiner Meinung“, kommentierte Scarlett ihren letzten Zusatz.

„Was denkst du eigentlich, Rebecca?“, fragte Cecil, „Abgesehen von den Huntern, wie stehen die normalen Mitarbeiter zu den Plänen der Ältesten?“

„Gute Frage“, murmelte die Sekretärin, „So wie ich das sehe, haben die meisten einfach nur Angst vor den Folgen, wenn sie nicht mitmachen. Aber wirklich hinter den Plänen der Ältesten scheinen nur die Hunter mit Rang drei und einige von Rang zwei zu stehen, die das Privileg haben zu den Auserwählten zu gehören.“ Ihrem Ton nach zu urteilen, hielt sie nicht sonderlich viel von diesen Kandidaten. „Nur die profitieren auch wirklich davon, weil sie in der von Avalon neu organisierten Ära angeblich hohe Positionen mit viel Macht und Geld bekommen sollen. Ich persönlich denke zwar viel eher, dass sie nach ihrem Job genau wie wir alle an die Luft gesetzt werden, aber mich fragt ja keiner.“

„Also stellt sich die Frage, wie wir die normalen Mitarbeiter hier raus bekommen, damit sie bei dem Kampf keinen Schaden nehmen“, stellte Ivan fest, „Möglichst ohne dass die Hunter dabei die Lunte riechen.“

Es herrschte Schweigen, während alle überlegten.

„Wie wäre es mit dem, was ihr Feueralarm nennt?“, fragte Zachary dann plötzlich, „Vor einem Jahr hat den doch mal jemand ausgelöst und erstaunlich schnell waren alle draußen gewesen. Das Durcheinander war ziemlich lustig mitanzusehen.“

„Du warst es doch damals, der sich diesen Streich überlegt hat, oder?“, erwiderte Cecil wenig begeistert, „Aber ich muss zugeben, dass die Idee gar nicht mal so blöd ist.“

„Ich werde es gleich mal versuchen“, sagte Rebecca und es war bereits das leise Klappern der Computertastatur zu hören, „Aber es sieht schlecht aus, die Funktion der Knöpfe im Haus ist außer Betrieb und wenn ich versuche den Alarm über das System auszulösen, werde ich noch nicht mal so weit vorgelassen. Scheinbar haben die Ältesten wirklich die Gewalt über das gesamte Netzwerk und seine Systeme.“

Scarlett, Cecil und Ivan mussten dabei wieder an das denken, was ihnen Blake erzählt hatte, als sie ihn in Scarletts Schule verhört hatten.

‚Besser gesagt kann man sie als lebende Leichen bezeichnen‘, hatte der Hunter mit einem düsteren Lächeln gesagt, ‚Ihre Körper werden irgendwo tief im Herzen von Avalon durch Maschinen am Leben erhalten und ihr Verstand, sozusagen ihr Geist, residiert in dem höchst entwickelten Netz der Welt, dem von Avalon. Das ganze Gebäude ist durch seine Technik ein Teil von ihnen und sie wissen und sehen alles. Auch was ihr bisher so getrieben habt.‘

„Ich kümmere mich darum“, sagte Cecil dann auf einmal kurz entschlossen, „Ihr versteckt euch in der Zeit erst mal, bis der Großteil draußen ist.“

„Kannst du da überhaupt etwas machen?“, fragte Zachary.

Auf Cecils Lippen schlich sich ausnahmsweise ein finsteres, aber vielversprechendes Lächeln. „Mehr als du glaubst. Im Gegensatz zu dir habe ich nämlich Ahnung von Computern. Wäre doch gelacht, wenn ich sich da nichts machen lässt…“

Sie liefen noch gemeinsam über den Notausgang hoch in den fünften Stock, wo sich Rebeccas Büro befand, und trennten sich dort. Während Scarlett Ivan, Zachary und Lilly – wobei sie Letztere noch immer auf dem Arm hatte – zu dem wahrscheinlich sichersten Versteck auf der ganzen Etage brachte, wie sie zumindest behauptete, mischte sich Cecil unter die aufgescheuchten Mitarbeiter Avalons und kam so relativ zügig und ohne Schwierigkeiten bei der Sekretärin an. Dort benutzte er nach kurzem Umsehen auf dem Computer ein paar seiner Tricks und trennte den PC erst von dem Netzwerk, um ihn im Anschluss praktisch von draußen wieder neu reinzuführen. Dadurch hatte er ihn auch dem Einfluss der Ältesten entzogen und konnte durch einige nette Hackertricks schließlich den Feueralarm auslösen. Die Firewalls und anderen Sicherheitsvorkehrungen waren zwar ein Hindernis gewesen, sogar ein ziemlich starkes, aber letztlich ließ er sich von so etwas nicht aufhalten.

Die Sirene heulte ohrenbetäubend los und alle blickten verwirrt auf, bevor die ersten begriffen und im Laufschritt auf den Notausgang zuhielten. Innerhalb der nächsten knapp zwanzig Sekunden schien so ziemlich jeder kapiert zu haben, dass er bei dem Alarm besser zügig das Gebäude verließ. Es gab ein ziemliches Durcheinander, wie Cecil und Rebecca bloß leicht staunend von ihrem Platz aus beobachteten. Allerdings waren die Leute ziemlich flott, wenn es darum ging das Gebäude zu verlassen, wie Cecil feststellte.

„Meiner Meinung nach können wir allmählich hier raus“, bemerkte Ivan nach einigen Minuten, „Die meisten scheinen bereits draußen zu sein. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Damentoilette einen angenehm riechenden Duftspender hat.“

„Komm bloß nicht auf die Idee, das nächste Mal hier aufzulaufen“, erwiderte Scarlett aus der Kabine nebenan, „Aber so langsam können wir uns wohl wirklich nach draußen wagen.“

Noch eine Kabine weiter nebenan war auf einmal die Klospülung zu hören.

„Zachary, was machst du da?“, fragte Scarlett argwöhnisch.

„Ich sehe mich nur ein wenig um.“

„Pass auf, dass du dich nicht am Ende noch selbst das Klo runterspülst“, murmelte Ivan lediglich resigniert.

„Werde ich schon nicht“, erklang Zacharys Stimme nun jedoch plötzlich direkt neben seinem Kopf und Ivan fuhr erschrocken herum. Der Dämon hing kopfüber an der Wand der Kabine und hielt sich dabei einfach mit seinen Beinen an der oberen Kante der dunkelblauen Trennwand fest. Sein spitzbübisches Grinsen ließ erahnen, dass Ivans Gesichtszüge noch ein wenig entgleist waren. Aber wer rechnete auch schon mit so was?

„Was treibt ihr zwei da?“, fragte Scarlett stirnrunzelnd, die mit Lilly auf dem Arm vor der Kabine stand und gerade die Tür geöffnet hatte. Der Anblick war wirklich ein wenig eigenartig.

„Ich wollte nur was ausprobieren“, antwortete Zachary grinsend und zog sich flott wieder hoch, sodass er auf der Kante saß und sie von oben musterte. Er hatte keinerlei Überwachungskameras oder etwas dergleichen gefunden, weshalb er sich den kleinen Spaß erlaubt hatte.

„Komm da runter, du übergroßes Äffchen“, befahl Scarlett kurz angebunden und wandte sich zum Gehen.

Zachary zuckte bloß mit dem Schultern und landete mit einem kurzen Satz hinter ihr. Ivan beobachtete ihn kurz, folgte dann aber und sah sich auf dem Weg leicht misstrauisch um. Sie waren zwar recht gut versteckt, doch er entdeckte praktisch in jeder Ecke der Flure Überwachungskameras. So war es kein Wunder, dass Rebecca sie in der Eingangshalle mühelos hatte beobachten können. Hier kam wahrscheinlich noch nicht mal ein Floh ungesehen durch. Also hatten auch die Ältesten sie die ganze Zeit über im Blick und wussten ganz genau, was sie taten. Schon die ganzen Jahre über.

„Tut mir leid, aber gegen die Kameras kann ich leider auch nichts machen“, musste Cecil gestehen, als die Truppe bei ihm und Rebecca ankam, „Sie scheinen von einem externen Rechner aus gesteuert zu werden, auf den ich von hier keinen Zugriff habe…“

„Keine Sorge, der Feueralarm reicht völlig aus“, erwiderte Scarlett, „Sie werden doch so oder so ahnen, wo unser Weg hinführt.“

„Das denke ich auch“, sagte Ivan und blickte damit zu Rebecca, „Hast du eine Ahnung, wo.. sie sich befinden?“

„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete die Sekretärin nachdenklich, „Aber soweit ich das Gebäude hier kenne, habe ich auf keinem Stockwerk weiter oben je einen Raum gesehen, der sich auch nur annähernd für so etwas eignen würde. Außerdem wäre das trotz der starken Bauweise des Gebäudes zu riskant für unsere Ältesten. Ich vermute, dass sie irgendwo unter unseren Füßen sind. Zwar gibt es eigentlich nur neun Untergeschosse, aber wer weiß?“

„Hört sich am wahrscheinlichsten an“, stellte Cecil fest und überlegte kurz, ehe er zu Scarlett blickte, „So wie ich dich kenne, werden wir wohl geradewegs in die Höhle des Löwen gehen, oder?“

„Hast du etwas anderes erwartet?“, konterte sie gelassen und wandte sich dann aber an die Sekretärin, „Danke für deine Hilfe, aber so wie ich das sehe, wird es hier zu gefährlich für dich. Bitte geh auch nach draußen und halte die anderen Mitarbeiter davon ab wieder reinzukommen. Wir wissen immerhin nicht, was passieren wird, wenn wir den netten Herrschaften da unten einen Besuch abstatten.“

„Also jetzt enttäuscht du mich aber, Scarlett“, erwiderte Rebecca jedoch leicht empört, „Erwartest du ernsthaft von mir, dass ich euch einfach blind dort hineinlaufen lasse? Ihr seid immer noch Kinder und braucht wenigstens einen Erwachsenen an eurer Seite.“

„Mach dir keine Sorgen um uns“, sagte Ivan aufmunternd, „Es wird schon schief gehen, außerdem haben wir noch die zwei da bei uns.“ Er deutete auf Zachary und Lilly. „So schnell kommt an denen wohl keiner vorbei.“

Zachary zog lediglich eine Augenbraue hoch und Lilly legte den Kopf schief, woraufhin Rebeccas Blick ein wenig skeptisch wurde. Allerdings hatte sie natürlich gesehen, zu was diese beiden Dämonen fähig waren – es erstaunte sie immer noch, wie sehr sich die beiden von den normalen Dämonen unterschieden. Wüsste Rebecca nicht, dass sie Dämonen waren, hätte sie felsenfest behauptet, sie wären Menschen – wenn auch mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Nur machte sie sich trotzdem Sorgen um ihre drei Schützlinge.

„Wir werden auf jeden Fall vorsichtig sein“, versprach Scarlett, „Aber wenn es am Ende drunter und drüber geht und wer weiß was mit dem Hauptgebäude passiert, will ich nicht, dass du dort mit hineingezogen wirst.“

Rebecca wirkte nicht sehr glücklich.

Cecil seufzte in dem Moment und holte aus einem der niedrigen Schränke an der Seite ein Laptop hervor. Er startete das Gerät und tippte einige Sachen darauf ein, bevor er es wieder zuklappte und Rebecca in die Hand drückte.

„Ich hab es so eingerichtet, dass du damit auch von draußen Zugriff auf das Netz hast und uns über die Kameras beobachten kannst, solange die Ältesten den Zugang nicht abbrechen“, sagte Cecil und fuhr mit der Hand kurz durch seine glatten, flachsfarbenen Haare, „Über Handy kannst du auch mit uns reden, also sei bitte so vernünftig und geh nach draußen. Der Rest ist nichts mehr für normale Menschen.“

Die Sekretärin sah ihn leicht überrascht an, nickte dann aber mit einem matten Lächeln. „Ich werde draußen auf euch warten, also kommt auf jeden Fall zurück.“

Scarlett erwiderte ihr Lächeln. „Werden wir schon, ich lass mich da unten bestimmt nicht umbringen. Versuch am besten auch Kathleen und die anderen zu finden und sieh mal nach, was sie so treiben. Theoretisch gesehen sollten sie inzwischen die anderen befreit haben und bald verschwinden. Zu Not kannst du ihnen vielleicht noch Anweisungen geben, auch wenn sie leider kein Telefon haben. Dianes hat gestern Abend den Geist aufgegeben und die anderen haben ihre bei der Flucht verloren.“

„Ich werde sehen, ob ich sie aufspüren kann“, sagte Rebecca, „Aber ich werde euch auch im Blick behalten. Ihr bereitet mir im Augenblick nämlich wesentlich mehr Sorgen. Die anderen sind erwachsen und können auf sich selbst achten.“

„Hey, Allen ist auch gerademal neunzehn“, protestierte Scarlett leicht empört.

„Geht einfach sicher, dass ihr es nicht übertreibt“, forderte Rebecca und ging auf den Notausgang zu, während sie aber über ihre Schulter blickte, „Ich will euch alle an einem Stück wieder sehen.“

Die Jungen lächelten schief und Scarlett hob kurz die Hand, bis die Sekretärin endlich auf dem Weg nach unten war.

„Kann sie uns mit dem Notebook wirklich über die Kameras beobachten?“, fragte Ivan beiläufig, als sie sich auch langsam in Richtung Treppen begaben.

„Es hat noch nicht mal mehr Energie, der Akku ist leer“, erwiderte Cecil, „Und das Handy…“

„Ist bereits ausgeschaltet“, beendete Ivan seinen Satz und wedelte kurz mit dem schwarzen Gerät, „Besser sie hat erst gar keine Möglichkeit mitzubekommen, was sich dort unten abspielen wird. Es steht zwar nicht fest, aber es ist sicherer für sie, wenn die Ältesten nicht am Ende doch die Möglichkeit bekommen sie in eine Falle zu locken.“

„Da sind wir uns wohl einig“, stellte Scarlett fest und seufzte leise, „Auch wenn ich sie wirklich nur ungern anlüge.“

„Es ist zu ihrer eigenen Sicherheit“, bemerkte Ivan.

„Es ist besser so“, fügte Cecil hinzu.

„Dabei fällt mir auf…“ Scarlett sah sich um. „Wo steckt Zachary schon wieder?“

Die beiden Jungen ahnten nichts Gutes und sahen sich ebenfalls um, konnten jedoch keine Spur von dem Dämon entdecken. Als hätte der Erdboden ihn irgendwann zwischenzeitig verschluckt.

„Sucht ihr jemanden?“, fragte dann auf einmal besagter Dämon, der mit hinter dem Kopf verschränkten Händen wieder auf sie zu schlenderte und aus einem der vielen Flure kam.

„Wo warst du?“, fragte Scarlett ein wenig gereizt.

„Mich umsehen.“

„Das hast du vorhin auch schon gesagt“, bemerkte Ivan, „Und da waren wir auf der Toilette.“

Cecils schräger Blick von der Seite sah ziemlich komisch aus.

„Es ist wie ausgestorben hier oben“, erwiderte Zachary fast schon gelangweilt, „Sollten nicht eigentlich noch die anderen Hunter hier irgendwo sein? Weiter oben ist aber niemand mehr.“

„Ich frage jetzt gar nicht, wie du das festgestellt hast“, bemerkte Scarlett, „Aber das ist seltsam. Eigentlich sollten sie doch hier sein und versuchen uns umzubringen, so wie vorhin schon. Aber da haben die Hunter mit Rang drei gefehlt, sprich sie sollten hier sein.“

„Oder sie sind alle schon unten“, schlug Cecil mit unheilverkündender Stimme vor, „Das schreit meiner Meinung nach mal wieder nach einer Falle. Ich werde das Gefühl nicht los, dass uns da irgendetwas ziemlich Schlimmes erwartet. Immerhin haben auch die Ältesten bisher noch nichts unternommen, obwohl sie uns schon die ganze Zeit über im Blick haben sollten.“

„Na dann sollten wir ihrer Einladung Folge leisten.“ Scarlett berührte kurz den Revolver in ihrer Manteltasche. Bald würde sie wohl gezwungen sein ernsthaft von Nye Gebrauch zu machen. So etwas wie vorhin konnte sie sich kein zweites Mal erlauben, ohne Zachary wäre sie definitiv getötet worden. Auch wenn es ihr nicht behagte, blieb ihr keine Wahl.

Cecil fasste sich mit einer Hand an die Schläfe, widersprach jedoch nicht. Das hätte sowieso keinen Zweck, zumal auch er der Meinung war, dass irgendwer diesen verrückten Plan verhindern musste. Und da kein anderer hier war, blieb das an ihnen hängen. Theoretisch gesehen hätte er sich wahrscheinlich auch ausklinken und sagen können, dass er keine Lust hatte sein Leben zu riskieren, doch dafür war er viel zu stolz. Außerdem würde er Scarlett mit Sicherheit nicht aus den Augen lassen, wenn dieser verfluchte Dämon in der Nähe war.

Als hätte dieser seinen Gedankengang gehört, blickte Zachary in dem Augenblick zu ihm herüber und hatte diesen irgendwie verdammt selbstgefälligen Gesichtsausdruck, für den nicht nur Scarlett ihm gerne eine reinhauen würde. Er ging Cecil mindestens genauso sehr auf den Wecker.

Ivan blickte zwischen den beiden hin und her und schmunzelte lediglich schief. So ganz hundertprozentig vertraute er Zachary zwar auch nicht, er war einfach zu unberechenbar, aber Ivan war sich zumindest in einem sicher: der Dämon würde Scarlett niemals mit Absicht Schaden zufügen, im Gegenteil, er würde sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit viel eher beschützen – wie auch er und Cecil es nach Kräften taten. Dabei war Ivan klar, dass Cecil im Grunde genauso dachte, bloß mochte er Zachary anscheinend auch von Natur aus nicht. Gelegentlich wurde auch Ivan misstrauisch, aber gerade nach den letzten Ereignissen zweifelte er nicht an der Loyalität des Dämons gegenüber Scarlett.

„Dann wagen wir uns mal hinunter“, sagte Ivan, als sie an der Tür in die Untergeschosse standen, „Auf dass wir es schaffen diesen Ältesten einen Strich durch ihre Rechnung zu machen.“

„Und möglichst heil da wieder raus kommen“, fügte Cecil leicht resigniert hinzu.

„Mal sehen, was uns da erwartet“, murmelte Scarlett nur und stieg die Treppen hinunter, während Zachary Lilly auf den Unterarm nahm und ihr mit Cecil und Ivan zusammen folgte.

 

„Ich kann und will es immer noch nicht glauben“, sagte Scarlett und biss sich bei dem Anblick der beiden Männer auf die Unterlippe. Wie um sie zu empfangen standen Sebastian und Keith im neunten Untergeschoss nur einige Meter von der Treppe entfernt im Gang, sodass Scarlett und die anderen sie sogleich erblickten, als sie die letzte Treppe nach unten stiegen.

„Wenn du davon redest, dass wir die Ältesten unterstützen, solltest du es glauben“, erwiderte Sebastian mit einem düsteren Lächeln auf den Lippen, „Ansonsten werden wir euch genauso schnell besiegen wie eure fünf Freunde.“

„Kathleen und die anderen?!“, fragte Ivan erschrocken. Zwar hatten sie geahnt, dass die beiden Meister auf der Seite der Ältesten standen, doch nicht damit, dass sie ernsthaft gegen sie kämpfen mussten.

„Sie waren ganz schön schwach“, stellte Keith unbeeindruckt fest, „Ich hoffe, ihr seid etwas entschlossener gegen uns zu kämpfen, sonst sehe ich auch für euch keine große Chance.“

„Das meint ihr doch nicht ernst.“ Cecil verzog das Gesicht. „Ihr könnt doch nicht wirklich hinter diesem verrückten Plan von der Weltherrschaft stehen, oder?“

„Warum nicht?“, erwiderte Sebastian.

„Wir hatten schon lange nichts Aufregendes mehr zu tun“, bemerkte Keith, „Ein wenig Abwechslung im Leben schadet nicht.“

„Was habt ihr mit Diane, Kathleen, Allen, Elvin und Shaoran gemacht?“, fragte Scarlett ernst. Sie wollte es nicht. Gegen die anderen Hunter zu kämpfen war eine Sache, aber die Männer waren fast wie Väter für sie. Das konnte sie nicht. Genauso wenig wie sie gegen Cecil, Ivan oder Zachary und Lilly kämpfen könnte. Sie waren ihre Familie.

„Das braucht ihr nicht zu wissen“, entgegnete Keith, „Nicht dass ihr heute Nacht noch Alpträume bekommt.“

„Hört auf uns wie Kinder zu behandeln“, erwiderte Ivan mit beherrschter Stimme. Er konnte es genauso wenig fassen wie die anderen.

„Was ist falsch daran Kinder wie Kinder zu behandeln?“, konterte Sebastian.

„Sind Geld und Macht wirklich so reizvoll für euch, dass ihr so weit geht?“, fragte Cecil ungläubig, „Was ist mit eurer Ehre und eurem Stolz als Meister passiert?“

„Tut uns leid, aber die haben wir schon lange hinter uns gelassen.“ Keith schwang demonstrativ seine Peitsche. „Und weiter werdet ihr nicht kommen. Entweder ihr kehrt um oder ihr werdet hier nicht mehr rauskommen.“

Cecil und Ivan bissen die Zähne zusammen und in ihren Händen leuchteten ihre Waffen auf, doch Scarlett streckte ihren Arm waagerecht zur Seite und hinderte die beiden somit daran an ihr vorbei zu kommen.

„Wir werden nicht zurückgehen“, konterte sie entschlossen, „Wir werden den Ältesten das Handwerk legen.“

„Hooo.. na dann…“ In Sebastians Hand erschien ein schlankes, schwarzes Schwert und mit der anderen fuhr er sich kurz durch seine blonden Haare. „Die Herausforderung nehme ich an, Miss Scharlachrot.“

Der Meister schoss mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf Scarlett zu und hob dabei bereits sein Schwert. Cecil und Ivan rissen erschrocken die Augen auf und wollten an ihr vorbei, um den Mann zu stoppen, doch Zachary hielt die beiden bloß an ihren Kragen fest – Lilly hatte einfach beide Arme um seinen Hals geschlungen und klammerte sich so an ihm fest, während sie über seine Schulter das Geschehen beobachtete. Denn entgegen aller Erwartungen unternahm Scarlett nichts, um den Angriff abzuwehren oder zu kontern. Sie stand einfach nur da und blickte dem Meister fest in die Augen. Auch Zachary behielt Sebastian genau im Auge, der trotz seiner hohen Geschwindigkeit in allerletzter Sekunde unmittelbar vor Scarlett stehen blieb. Sein Schwert war nur um Haaresbreite von ihrem Hals entfernt.

„Warum bist du nicht ausgewichen?“, fragte er ernst.

Scarlett atmete erleichtert aus, ehe sie mit einem fast schon kecken Grinsen erwiderte: „Ich habe gepokert. Die Chancen, dass ihr für oder gegen uns seid, standen fünfzig zu fünfzig. Ich habe einfach gehofft, dass ich mich in euch nicht getäuscht habe. Und wie es aussieht, liege ich richtig.“

Sebastian wirkte ein wenig überrascht und schien es einen Augenblick lang nicht glauben zu können, doch dann musste er lächeln und zerzauste ihr die rotblonden Haare. „Also ehrlich, ich kenne weiß Gott nicht viele, die so viel Vertrauen in die Leute haben wie du.“

Dabei blickte er für einen Sekundenbruchteil auch zu Zachary, welcher wie ein stiller Schatten direkt hinter ihr stand und sehr wahrscheinlich kurzen Prozess mit ihm gemacht hätte, wenn er eine ernsthafte Gefahr für Scarlett gespürt hätte. Die Instinkte eines Dämons aus einer der Königsfamilien konnte Sebastian wohl doch nicht täuschen.

„Na scheinbar sind wir nun aufgeflogen“, stellte Keith wenig begeistert fest, „Aber die ganze Zeit so zu tun, als würden wir diesen kranken Plan befürworten, ist echt anstrengend.“

Cecil und Ivan blinzelten verwirrt und begriffen allmählich, dass die beiden Meister nur meisterhaft geschauspielert hatten. Zachary ließ daraufhin auch ihre Kragen wieder los und bot Lilly seinen Unterarm an, auf dem die junge Dämonin es sich wieder bequem machte, während sie sich nur noch mit einer Hand um seinen Hals festhielt.

„Allmählich habe ich auch keine Lust mehr, den bösen Mann zu spielen“, stellte Sebastian fest und das Schwert verschwand wieder, „Elvin, Diane und die anderen drei werden bestimmt noch ein Hühnchen mit uns zu rupfen haben, wenn sie wach werden.“

„Was habt ihr nun mit ihnen gemacht?“, fragte Ivan, „Doch hoffentlich nicht das Gleiche, wie mit den.. Zivilisten.“ Auf ihrem Weg hatten Ivan, Cecil und Scarlett natürlich auch gesehen, was mit den Leuten im ersten Stock passiert war.

„Nein, sie sind nur bewusstlos“, antwortete Keith und verzog das Gesicht, „Für das Massaker in den Räumen sind wir aber nicht verantwortlich. Wenn wir davon gewusst hätten, hätten wir es auch mit Sicherheit verhindert.. Sie hatten auch bereits angefangen die gefangenen Hunter umzubringen. Wir konnten leider nur wenige davor bewahren.“

Es herrschte betroffenes Schweigen im Gang. Bei dem Gedanken daran, dass die meisten nicht-auserwählten Hunter wirklich kaltblütig von den ‚Auserwählten‘ ermordet worden waren, drehte sich ihnen allen der Magen um. Ihnen war schleierhaft, wie man etwas derartig Grausames tun konnte.

„Sollten wir nicht langsam weiter?“, fragte Zachary nach einer Weile und blickte hoch zu einer der Überwachungskameras, „Nicht dass es bald in der ganzen Stadt so aussieht.“

„Außerdem werden wir bestimmt schon erwartet“, stellte Sebastian fest, „Die Elite der Hunter hat sich im zehnten Untergeschoss versammelt, wo sich auch die Körper der Ältesten befinden.“

„Dann sollten wir sie nicht länger warten lassen“, sagte Scarlett, in deren Magen sich nun nach dem ersten Schock eine gefährliche Wut zusammenbraute, „Ich würde denen zu gerne mal meine Meinung von dem Ganzen hier verklickern.“

Kapitel 28

Das zehnte Untergeschoss sah unheimlich aus, wie sich alle einig waren. Die Wände, der Boden und alles andere schienen nur aus dicken, metallenen Schläuchen zu bestehen. Es herrschte ein eigenartiges Dämmerlicht. Scarlett kam es so vor als liefe sie über dicke Adern, denn gelegentlich glaubte sie tatsächlich ein ganz schwaches Pochen durch ihre Schuhe hindurch zu spüren. Hier unten bekam man wirklich das Gefühl, sich in einem riesigen Organismus zu befinden. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen, als sie zusammen mit den anderen dem langen Gang folgte. Zunächst erschien es so, als wäre er endlos und sie würden nie mehr das Tageslicht erblicken, bis sie weiter vorne auf einmal ein Licht erspähten. Nach dem langen Dämmerlicht blendete der grelle Schein sie.

„Tse, ich hab doch geahnt, dass ihr uns verraten würdet“, sagte VanDred.

„Ihr scheint ja wirklich an eurer dämlichen Moral zu hängen“, stellte Francis in missbilligendem Tonfall fest.

„Immerhin besitzen wir überhaupt so etwas wie Moral“, erwiderte Sebastian und hob sein schlankes, schwarzes Schwert mit einigen feinen, roten Eingravierungen.

Sie standen am Eingang zu einem riesigen Raum. Die Decke war bestimmt über acht Meter hoch und erst jetzt fiel ihnen auf, dass sie sich die ganze Zeit über leicht bergab bewegt hatten. Hier waren überall an den Wänden und an der Decke ebenfalls dicke, metallene Schläuche und Rohre, nur entdeckten sie hier plötzlich den Ursprung dieser Ungetüme. Auch über den steinernen Boden wanden sich einige kleinere Schläuche bis hinten zu vier länglichen Kapseln, die nicht wenig an Särge mit gläsernen, kuppelförmigen Deckeln erinnerten. Sie waren von innen erleuchtet und irgendeine Flüssigkeit schien dort drin zu sein. Außerdem befand sich in den Kapseln noch je ein Körper eines älteren Mannes, der mit vielen dünnen Kabeln mit der Hülle seines Sarges verbunden zu sein schien. Über den vier nebeneinander stehenden Kapseln befand sich jeweils ein weißer Bildschirm, von denen auch praktisch das gesamte Licht in diesem weitläufigen Raum mit noch einigen Ecken und Nischen hinter den ganzen Rohren und Schläuchen ausging.

Vor diesen hochtechnischen Apparaturen, die offensichtlich die vier Ältesten irgendwie am Leben erhielten, standen zwölf Hunter. Offensichtlich die höchsten ‚Auserwählten‘, die hier unten waren, um ihre Anführer zu verteidigen. Zudem standen aber direkt neben ihnen noch elf Dämonen. So wie sie Scarlett und die anderen ansahen, arbeiteten sie offensichtlich für die Hunter, trotz dessen diese sie als Kampfmaschinen missbrauchen wollten.

„Warum habt ihr uns eigentlich nicht schon früher aufgehalten?“, fragte Cecil ernst.

„Wer so hart kämpft, soll vor seinem Tod wenigstens noch eine kleine Belohnung erhalten“, antwortete Valesko grinsend, „Fühlt euch geehrt, abgesehen von uns seid ihr die ersten Hunter, die unseren Ältestenrat höchst persönlich kennenlernen dürfen.“

Innerhalb der Kapseln stiegen auf einmal Luftblasen auf und das Licht wurde stärker. Das Bild auf den Bildschirmen über ihnen flackerte und vor dem weißen Hintergrund erschienen auf einmal dunkle Schemen von vier Männern – dies erinnerte Scarlett stark an den Tag, als sie das Hauptgebäude von Avalon das erste Mal betreten hatte. Man hatte sie in den fünfundzwanzigsten Stock gebracht, wo sie auch vor vier Bildschirmen gestanden und die Umrisse von vier Männern gesehen hatte. Von den Ältesten, die ihr damals die Erlaubnis gegeben hatten, ein Teil von Avalon zu werden.

„Es freut uns, euch noch einmal persönlich kennenzulernen“, sagte plötzlich einer der Schemen über einen Lautsprecher, der anscheinend unter dem Schirm platziert war.

„Scarlett Anders, Isaak und Cedric Robertson, Sebastian Hawkeye und Keith Kenneth“, fuhr der Nächste fort.

„Ihr wart wirklich ausgezeichnete Mitarbeiter“, sagte der Dritte von ihnen, „Es ist wirklich eine Schande, dass wir euch nicht für die letzte Phase von Avalons Aufstieg gebrauchen können.“

„Aber da unsere Interessen da anscheinend auseinander gehen, werdet ihr dieses Geheimnis leider mit ins Grab nehmen müssen“, beendete der Letzte der Ältesten die Ansprache, „VanDred und Valesko, wir überlassen sie euch und eurem Team.“

„Sehr wohl“, sagten die beiden Hunter ergeben und verneigten sich sogar kurz, bevor sie sich den Eindringlingen widmeten.

„Ihr habt es gehört, meine Mitauserwählten“, sagte Valesko mit einem siegessicheren Lächeln, „Führen wir den Auftrag der Ältesten aus und vernichten diese fünf.“

„Angriff, ihr Dämonen!“, rief VanDred und zeigte mit dem Zeigefinger auf Scarlett und die anderen.

Die Dämonen knurrten kurz, bevor sie Folge leisteten und in geduckter Haltung auf die Eindringlinge zukamen. Als der Erste gerade zum Sprung ansetzte, erklang ein Schuss und er machte stattdessen schnell einen Satz zur Seite. Cecil und Ivan blickten kurz zu Scarlett, die einen ziemlich verdrossenen Gesichtsausdruck hatte. Allem Anschein nach ging ihr dieses Geschwätz der Hunter arg auf die Nerven und ließ ihre Laune in den Keller wandern.

„Was ihr mit diesem ganzen Schwachsinn eigentlich bezwecken wollt, ist mir echt so was von scheiß egal“, sagte Scarlett und kam mit erhobenem Revolver auf die Dämonen zu, „Aber dass ihr die Zivilisten und unschuldigen Hunter einfach so kaltblütig ermordet habt, werde ich euch nicht vergeben. Und ich werde auch nicht zulassen, dass ihr mit diesem bescheuerten Plan durchkommt. Wir werden euch auf jeden Fall aufhalten.“

Der Dämon, auf den sie geschossen hatte, schoss daraufhin wieder nach vorne auf sie zu, doch da standen Cecil und Ivan bereits neben ihr und schleuderten ihn mit ihren Waffen gleichzeitig zurück zu den Huntern, wo sie VanDred beinahe trafen. Nun griffen gleich die nächsten zwei Dämonen an, doch dieses Mal verfehlte Scarlett ihr Ziel nicht und der eine ging zu Boden. Ivan stellte sich dem zweiten in den Weg und blockte seinen Angriff mit seiner Lanze ab. Fast wurde er umgeworfen, doch als Antwort briet er dem Dämon den Schaft der Lanze über den Schädel und nach einem erneuten Schuss von Nye sank auch er zu Boden. Zwar wand er sich noch, doch die Betäubung wirkte bereits und in ein bis zwei Minuten würde er tief und fest schlafen.

„Hey hey, nicht so viele auf einmal“, sagte Sebastian nur mit einem fast schon aufgeregten Lächeln auf den Lippen, als er gleichzeitig gegen drei der Dämonen kämpfte und diese sich einfach nicht von seinem Schwert treffen lassen wollten. Er kämpfte allerdings auch nur mit halber Geschwindigkeit, welche bequem ausreichte um ihre Angriffe abblocken zu können. Als der nächste Schuss zu hören war, sank einer der drei jedoch auf die Knie, welcher gerade versucht hatte einen Überraschungsangriff von hinten zu starten. Sebastian blickte daraufhin kurz zu Scarlett, die einem anderen Dämon gerade Nye über den Schädel zog. Dann kam der nächste aufsässige Dämon ihm mit seinen Zähnen etwas zu nahe und Sebastian duckte sich blitzschnell, sodass sein Angreifer schlicht über ihn hinweg purzelte, während er dem anderen einen satten Schwerthieb in die Seite verpasste.

„Ihr scheint zu vergessen, wer euch in den letzten Jahren die ganze Zeit über beaufsichtigt hat“, stellte Keith unbeeindruckt fest und schlug mit seiner Peitsche nach den zwei Dämonen, die ihm auf den Pelz rückten. Zwar schafften sie es gerade noch auszuweichen, doch mit einer kurzen, gezielten Handbewegung schlug die Peitschenschnur zurück und traf zumindest einen der beiden in den Rücken.

Scarlett sprang elegant über einen der Dämonen hinweg und hielt dabei nach zwei anderen Ausschau, die irgendwie gerade schon wieder wie vom Erdboden verschluckt waren. Jedoch stieß sich der Dämon unerwarteterweise ab und schoss geradewegs wieder auf sie zu, während sie noch in der Luft hing. Bloß entgegen den Erwartungen des Dämons hatte sie schon damit gerechnet und drehte sich kurz ein Stück, sodass er direkt vor ihrem Lauf war und mit dem nächsten Schuss betäubt auf dem Boden landete, wohingegen Scarlett sauber auf ihren Füßen stand.

Cecil schwang Zessiro durch die Luft und sein Dämon machte einen Satz zurück, doch Cecil setzte ihm nach und der nächste Hieb saß. Dennoch gab sich der Dämon nicht geschlagen und kam mit ausgefahrenen Klauen auf ihn zu gehechtet, doch da kam Ivan von der Seite und rammte ihm die flache Seite seiner Lanze auf den Schädel, dass der Dämon bloß noch Sterne sah und das Bewusstsein verlor.

Sebastian trat schlicht und einfach nach dem letzten Dämon auf seiner Liste – mit den anderen waren er und Keith bereits fertig. Als er auf dem Boden landete, rammte der Meister ihm sein Schwert in den Oberschenkel, sodass der Dämon vor Schmerz aufschrie, bevor die Betäubungspatrone aus Scarletts Revolver ihn ins Land der Träume schickte.

Inzwischen hatten sie alle elf Dämonen ausgeschaltet und die Gesichter der ‚Auserwählten‘ sprachen Bände. Gefallen tat es ihnen ganz eindeutig nicht.

„Sollen das etwa Dämonen von Rang drei sein?“, fragte Scarlett, „Ich lach mich tot, die waren ja noch nicht mal die Kugeln wert, die ich benutzt habe.“

„Tja, es waren auch nur Dämonen von Rang zwei“, bemerkte Sebastian mit einem belustigten Gesichtsausdruck, „Die Intelligenteren mit Rang drei haben verstanden, dass ihnen das hier nichts bringt, und sind schlicht und ergreifend abgehauen.“

Die Blicke der zwölf Hunter schienen Gift zu sprühen und nicht wenige bissen die Zähne zusammen. Das hatten sie sich wohl einfacherer vorgestellt und der Kommentar schien nur noch Salz in die Wunde zu streuen.

„In Ordnung, dann müssen wir eben selber ran“, stellte Francis fest und legte bereits seine dunkelgraue Pistole an, „Wäre ja auch langweilig, wenn es so einfach gehen würde.“

„Ich stimme dir zu, mein Bruder“, sagte Freddec – welcher sich offensichtlich von Rebeccas Angriff mit der Blumenvase erholt hatte – mit einem düsteren Grinsen. In seiner Hand lag ein Dreizack mit dunkelblauem Schaft und drei silbernen Klingen.

Damit kamen auch die anderen Hunter mit bedrohlich langsamen Schritten auf sie zu und hoben ihre Waffen. Im folgenden Kampf wurden besonders Scarlett, Cecil und Ivan die Unterschiede zwischen Huntern von Rang eins und Rang drei bewusst.

Scarlett und Francis lieferten sich ein sattes Duell und die Kugeln flogen nur so durch die Luft – Scarlett war verdammt froh darüber, dass sie ihre Munition genau wie Nye nun auch von der Astralebene aus materialisieren konnte, denn hätte sie nachladen müssen, wäre das mit Sicherheit ihr Ende gewesen. Sie wich die ganze Zeit immer wieder aus und zog den Kopf ein, da Francis praktisch der beste Schütze war, dem sie in ihrer Zeit als Hunter je begegnet war. Zwei der Kugeln hatten sie bereits gestreift, wobei es leicht genug war, dass der verstärkte Mantel größeren Schaden verhindert hatte. Aber das würde bestimmt nicht ewig so glimpflich ausgehen.

Ivan lieferte sich einen heißen Kampf mit Freddec und das Klirren ihrer aufeinander schlagenden Waffen mischte sich unter das der anderen. Er schlug zu und versuchte den Hunter mit der breiten Seite der Klinge am Kopf zu erwischen, doch dieser hob den Dreizack und fing die Lanze zwischen zwei der Zacken ab. Dann wirbelte er die Waffe herum und um ein Haar hätte er es geschafft, sie Ivan aus der Hand zu reißen. Dieser konnte das zwar gerade noch verhindern, doch im Gegenzug erwischte Freddec ihn. Einer der äußeren Zacken des Dreizacks schlitzte ihm den halben Unterarm auf und nur durch einen weiten Satz nach hinten konnte Ivan verhindern noch härter getroffen zu werden.

Valesko ging mit seinem Breitschwert auf Cecil los, sodass ein rasanter Schwertkampf entstand und die Funken flogen, als die Klingen immer wieder aufeinander trafen. Nur egal wie ausgeklügelte Techniken Cecil verwendete, sein Gegner schien ihm immerzu einen Schritt voraus zu sein. Es war echt haarsträubend für ihn. Dann schlug er nach dessen Beinen, doch der Hunter stand bereits zwei Meter weiter links und griff seinerseits an, was Cecil mehr und mehr in die Enge trieb. Nicht wenige der Schwerthiebe mit der breiten Klinge hatten ihr Ziel nur um Millimeter verfehlt und Cecil stolperte beim Ausweichen immer wieder über die schmalen Schläuche auf dem Boden. Dann passierte es auch schon und bei seinem Schritt nach hinten blieb sein Fuß an einem der dicken Kabel hängen. Er kippte erschrocken hinten über und stieß sich den Kopf an einem der Rohre an der Wand. Durch Kopfschütteln versuchte er die Sterne vor seinen Augen zu vertreiben, doch als er endlich wieder einigermaßen sehen konnte, stand Valesko bereits unmittelbar vor ihm und holte aus, um ihm sein Schwert ins Bein zu rammen.

Sebastian und Keith hatten bereits festgestellt, dass sie eindeutig als die größere Bedrohung angesehen wurden. Sechs der Hunter attackierten sie gleichzeitig und hatten, trotz der Schnelligkeit der beiden Meister, ihnen auch schon den ein oder anderen Kratzer verpasst. Die restlichen drei standen mit erhobenen Gewehren nur einige Meter entfernt und zögerten auch nicht auf sie zu schießen. Einer der Schüsse erwischte Keith beinahe im Oberarm, doch Sebastian konnte ihn gerade noch zur Seite stoßen und selber den Kopf einziehen. Im nächsten Augenblick aber schwang VanDred seine Sense und um ein Haar hätte Sebastian die Klinge in der Magengegend sitzen gehabt, doch dieses Mal hatte Keith ihn gerade noch zur Seite gezogen.

„Ich sag´s nur ungern…“, bemerkte Keith mit angestrengter Stimme, „Aber es sieht.. gar nicht gut aus.“

Sebastian brauchte nichts zu erwidern, ein Blick auf ihre Lage und vor allem auf die seiner drei Schützlinge ein Stück weiter links zeigte eindeutig, wer hier im Vorteil war. Denn diese Hunter waren wirklich stark und auch wenn Sebastian sie im Duell vielleicht noch zurechtweisen konnte, waren sie so im Team kaum zu schlagen. Und Scarlett und die beiden Jungen hatten erst recht keine Chance gegen sie, dafür hatten sie einfach zu wenig Erfahrung und weder die Kraft noch die Technik sich gegen sie zu wehren.

„Na na, das ist aber nicht sehr nett“, sagte Zachary, der völlig unvermittelt vor Valesko stand. Dieser starrte ihn entgeistert an und schien noch mit dem Schwert zuschlagen zu wollen, doch Zacharys Faust war schneller und traf ihn direkt unterm Kinn. Unter Cecils verdattertem Blick flog der Hunter in hohem Bogen durch die Luft und riss bei seinem Aufprall noch Freddec zu Boden, welcher gerade dazu angesetzt hatte Ivan von hinten seinen Dreizack in den Rücken zu rammen.

„Was…?“ Cecil konnte kaum glauben, dass dieser Dämon ihn gerade gerettet hatte.

Zachary sah ihn kurz über seine Schultern hinweg an. „Scarlett würde sich selbst die Schuld geben, wenn euch etwas passiert“, sagte er nur und wandte sich ab. Als wäre es vollkommen selbstverständlich für ihn als Dämon, dass er das verhindern wollte.

„Manchmal kann er ganz schön unheimlich sein“, stellte Ivan nur leise fest und hielt seinem Bruder die Hand hin, „Dennoch denke ich …“

„Ich weiß“, seufzte Cecil bloß, ergriff seine Hand und ließ sich auf die Füße helfen, „Aber leiden kann ich ihn trotzdem nicht.“

Rechts von ihnen leuchteten plötzlich Flammen auf und die Hunter sprangen erschrocken zur Seite, doch das Feuer hatte ihre Kleidung bereits erfasst. Sebastian und Keith sahen das kleine Dämonenmädchen neben ihnen für einen Augenblick ganz schön verblüfft an, ehe sie sich zunickten und bei der Panik der Hunter nun kein Problem mehr hatten, sie einen nach dem anderen mit zwei neu erschienenen Revolvern und Betäubungspatronen auszuschalten.

„Danke für die Hilfe, Kleine“, sagte Sebastian anschließend lächelnd.

Lilly sah ihn kurz von unten herauf an, dann lief sie mit fliegenden Haaren nach links rüber und Sebastian kratzte sich am Hinterkopf. Mit kleinen Kindern hatte er leider noch nie allzu gut umgehen können.

Scarlett lehnte sich erschrocken nach hinten, als eine von Francis Kugeln sie beinahe direkt zwischen den Augen traf. Das war haarscharf gewesen und schleunigst blickte sie wieder auf, doch der feindliche Hunter war auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Verwirrt sah sie sich um, als sie prompt kaltes Metall im Nacken spürte.

„Ich wünsche dir süße Träume“, flüsterte Francis mit einem eiskalten Lächeln, bei dem sich Scarletts Nackenhaare aufstellten.

Ein Schuss hallte in der Halle wieder und sie kniff instinktiv die Augen zu.

„Sie ist meine Beute, wag es nicht sie anzurühren.“

Verdattert drehte Scarlett sich um und erblickte Zachary, der mit seiner einen Hand die des Hunters hochgerissen hatte, sodass der Schuss an die Decke ging. Die andere hatte er mit dolchartig verlängerten Fingernägeln um Francis Hals geschlossen. Der Hunter blickte vollkommen entsetzt drein, was wahrscheinlich auch an dem drohenden Ton von Zacharys Stimme lag. Für einen Moment war Scarlett völlig baff, doch dann fing sie sich wieder.

„Seit wann bin ich deine Beute?“, fragte sie resigniert, „Und sitz, platz, aus. Du weißt ganz genau, was ich davon halte.“

Einen Augenblick lang ruhten seine dunkelbraunen Augen noch auf ihr, dann hellten sie sich ein wenig auf und ein vielsagendes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Ich werde mein Versprechen nicht brechen.“ Mit einem Ruck rammte Zachary dem Hunter seine Faust in den Rücken, wodurch dieser mit einem erstickten Laut in sich zusammensank. „Ich erteile ihm lediglich eine kleine Lektion.“

„Scheinbar muss ich mich an diese nervtötende Art von dir gewöhnen“, stellte Scarlett wenig begeistert fest.

Der Dämon grinste bloß. „Tja, aber so ist mein Charakter nun mal. Bisher habt ihr nur einen Teil gesehen, also fühlt euch geehrt…“

„Zachary Van Noctisam, dritter Sohn der Windmagican-Familie“, erklang plötzlich die Stimme von einem der vier Ältesten über Lautsprecher, „Und Lillian Mirabell Lunatic, jüngste Erbin der Firemagican-Familie. Herzlich Willkommen auch ihr, Dämonen höchsten Ranges, die ihr aus je einer der vier Königsfamilien stammt.“

„Also seid ihr diejenigen, die hier alles durcheinander bringen“, stellte Zachary fest und blickte hoch zu den Bildschirmen, während auch Lilly neben ihm zu stehen kam und nach oben sah.

„So sieht es aus eurer Sicht wahrscheinlich aus“, erwiderte von einem der anderen Ältesten, „Aber aus unserer Sicht ist es eine nötige Veränderung, um Avalon stark genug zu machen zu einer Weltmacht heranzuwachsen. Dafür können wir nur fähige Leute gebrauchen, wie euch zum Beispiel. Was würdet ihr davon halten, für uns zu arbeiten. Ihr könntet auch endlich wieder so viel Menschenfleisch bekommen, wie ihr wollt, und würdet nicht mehr in diesem Gefängnis festsitzen.“

Zacharys Augen wurden schmal.

„Ich kann nicht glauben, dass wir so lange für dermaßen hinterlistige und feige Leute gearbeitet haben“, stellte Sebastian fest.

„Ich bekomme mehr und mehr Lust, mich selbst dafür zu ohrfeigen“, fügte Keith angewidert hinzu, „Männer wie ihr sind am untersten Ende der Nahrungskette angesiedelt. Und überhaupt seid ihr tot. Kennt eure Grenzen und gebt auf, das erspart uns allen weiteres Theater.“

„Mag sein, dass unsere Körper tot sind“, erwiderte der dritte Älteste, „Aber wir, Belmont, Farrow, Howling und Volta leben dennoch weiter. Wir sind Kopf und Herz von Avalon und ihr nur ein paar kleine Krankheitserreger, um die sich unser Immunsystem gleich noch kümmern wird.“

„Was?“ Sebastian sah sich misstrauisch um und ahnte bereits nichts Gutes.

„Und was sagt ihr zwei?“, fragte Farrow die beiden Dämonen, „Wollt auch ihr Teil der Weltmacht Avalon werden und endlich wieder eure natürlichen Rechte zurückerlangen?“

„Tse.“ Zachary fing plötzlich an zu lachen und schüttelte den Kopf. „Dem Teufel werde ich tun“, erwiderte er dann mit einem entschlossenen Grinsen, „Unsere niederen Verwandten könnt ihr mit so etwas vielleicht herumführen, aber unterschätzt nicht die Königsfamilien. Versucht besser nicht uns Befehle zu erteilen, sonst sind eure schönen, gläsernen Särge gleich nur noch ein reiner Scherbenhaufen.“

„Das wäre problematisch“, stellte Volta fest, wobei er jedoch nicht wirklich beunruhigt klang, „Es ist eine Schande, aber dann werden wir euch wohl leider ebenfalls ausradieren müssen.“

„Das war wohl mein Stichwort, wie?“ Wie aus dem Nichts heraus trat plötzlich ein junger Mann Mitte bis Ende zwanzig hinter einer der Nischen neben den Särgen hervor und stellte sich vor sie. Er hatte halblange, dunkelbraune Haare und stechende, orangefarbene Augen. Hinzu kamen eine dunkle Hose, weißes Shirt und braune Lederjacke. Auf einer normalen Straße wäre er wahrscheinlich nicht mal sonderlich aufgefallen, doch Scarlett konnte mittels Aurasicht die Farbe seiner Aura erkennen. Sie war tief dunkelblau, genau wie bei Zachary und Lilly. Außerdem wusste sie, dass die Intensität der Farbe und Form der Aura Aussage über die Stärke des Besitzers gaben – umso deutlicher und intensiver die Farbe der Aura, umso stärker war ihr Träger. Und so stark blaue Auren hatten bisher nur Zachary und Lilly.

„Das bedeutet ja…“, murmelte Scarlett entgeistert.

„Kiran…“, hauchte Lilly mit vollkommen entsetztem Gesichtsausdruck.

„Hallo kleine Schwester“, erwiderte der Dämon prompt, „Schön, dass du dich noch an mich erinnerst. Ist ja schon eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“

„Was?!“ Scarlett starrte die junge Dämonin ungläubig an, genau wie die anderen auch. „Du.. bist mit ihm verwandt?“

Lilly schien sie jedoch noch nicht mal zu hören und sah den Dämon bloß mit fest zusammengebissenen Zähnen an.

„Stimmt, du bist ja verbannt worden, hatte ich ganz vergessen“, stellte Kiran in teilnahmslosem Tonfall fest, „Nur weil du dich unserem Vater unbedingt widersetzen musstest. Du hast uns echt ganz schöne Probleme bereitet…“

„Wer würde denn schon freiwillig ein ganzes Dorf in Brand setzen, nur weil einer der Bewohner sich über Vaters rücksichtslose Art beklagt hat?!“, fragte Lilly aufgebracht und mit einer viel klareren und erwachseneren Stimme als man dem kleinen Mädchen zutrauen würde, „Nur weil ich mich geweigert habe, Unschuldige niederzubrennen, habt ihr mich fortgejagt!“

„Ja“, sagte Kiran schlicht, „Und geschworen eine Schande wie dich zu töten, sollte einer von uns dich je zu Gesicht bekommen.“

Lillys Augen weiteten sich, als ihr plötzlich ein Schwall Flammen entgegen schlug. Die junge Dämonin schien noch so entsetzt zu sein, dass sie unfähig war dem auszuweichen. Doch kurz bevor die Flammen sie erreichten, hechtete Scarlett nach vorne und riss die Kleine mit sich mit. Sie spürte die Hitze des Feuers und der Aufprall war alles andere als sanft, aber alleine schon dass sie Lilly unbeschadet in den Armen hielt, war die Sache wert.

„Als würde ich zulassen, dass du ihr etwas antust!“, rief Scarlett wütend, „Für wen hältst du dich eigentlich?! Egal was sie gemacht hat, ihr Dämonen habt genauso wenig das Recht jemanden umzubringen wie wir Menschen!“

„Vorlauter Mensch, halt den Mund“, erwiderte Kiran jedoch vollkommen unberührt und streckte die Hand nach vorne, wodurch ein erneuter Schwall gelb-roter Flammen auf sie zukam.

„Immer langsam mit den jungen Pferden.“ Zachary stand vor Scarlett und der Wind schlug die Flammen zur Seite. „Ich bin kein Mensch und mir geht deine Umgehensweise mit deiner kleinen Schwester ebenfalls gegen den Strich.“

„Loctisam…“, murmelte der feindliche Dämon nachdenklich, „Wurdest du nicht auch von deiner Familie verstoßen?“

„Ich bin freiwillig gegangen“, korrigierte Zachary mit einem genervten Lächeln.

„In jedem Fall hast du keinerlei Recht, dich in unsere Familienangelegenheiten einzumischen“, entgegnete Kiran, während seine Fingernägel länger wurden und zu spitzen Klauen heranwuchsen – scheinbar auch eine Fähigkeit der Magicans, „Geh zur Seite, mir ist nicht nach großen Auseinandersetzungen mit anderen Magicans. Meine Hauptaufgabe ist diese Menschen zu eliminieren und das war´s.“

„Seit wann sind die Lunatics denn so weit herabgesunken, dass sie Befehle von verrückten, praktisch toten Menschen annehmen?“, konterte Zachary.

Weder Cecil und Ivan, noch Sebastian und Keith oder Scarlett waren in der Lage etwas anderes zu tun als zuzuhören. So etwas hatte noch keiner von ihnen erlebt. Zwar kannten die beiden Meister die Gerüchte um die vier Königsfamilien der Dämonen, aber normalerweise vermieden diese es eigentlich eher Aufmerksamkeit zu erregen und lebten von sich aus mehr wie Menschen. Zwar nahmen auch sie gelegentlich Menschenfleisch zu sich, um ihre besonderen Kräfte zu erhalten, doch dies taten sie nicht so auffällig wie ihre normalen Artgenossen. Es gab jedoch keinerlei Berichte über beobachtete Exemplare dieser seltenen Art, weshalb auch keiner von ihnen wusste, was er jetzt tun sollte. Es erschien ihnen eher unklug, sich in die Angelegenheiten dieser außergewöhnlichen Dämonen einzumischen. Schließlich wusste niemand, wohin das bei ihren Fähigkeiten führen würde.

„Lediglich eine Gefälligkeit für etwas, das sie für unsere Familie getan haben“, antwortete Kiran kalt.

„Hmmm…“ Zachary legte kurz nachdenklich den Kopf schief und blickte dabei über seine Schulter zu Scarlett und Lilly, welche einen verängstigten und zugleich wütenden Ausdruck im Gesicht hatte. „Sorry, aber ich werde nicht zulassen, dass du sie umbringst.“

„Dann haben wir ein Problem“, stellte Kiran fest und Flammen leuchteten in seiner Hand auf, „Nimm es nicht persönlich, aber in dem Fall werde ich auch dich umbringen müssen, junger Loctisam.“

Zacharys Augen weiteten sich, als Kiran plötzlich noch in derselben Sekunde vor ihm stand und mit seinen zugespitzten Klauen zuschlug. Der junge Dämon krachte heftig gegen die Wand gut zehn Meter hinter ihnen und hinterließ einen tiefen Abdruck in den metallenen Rohren, als er auf den Boden sank. Kiran beobachtete dies mit ausdruckslosem Gesicht und leckte gedankenverloren über das Blut an seiner rechten Hand, welches eindeutig von Zachary stammte. Dann wanderte sein Blick zu Scarlett und Lilly.

Scarlett sah man ihren Schreck wohl deutlich an, doch sie hob Nye und richtete den Lauf des Revolvers auf den Dämon keine zwei Meter vor sich. Nur musste sie leider zugeben, dass sie innerlich fast so etwas wie Angst verspürte. Vor ihr stand ein eiskalter Mörder, der auch nicht davor zurückschrecke seine eigene kleine Schwester umzubringen. Und bei seinen Fähigkeiten konnte er das wahrscheinlich sogar erreichen, bevor Scarlett überhaupt merkte, was geschehen war. Dies war einer der seltenen Momente, in denen sie sich die teilweise wirklich übermenschlichen Fähigkeiten der Dämonen wünschte.

Gerade als Kiran einen Schritt in ihre Richtung machte und eindeutig plante, sie innerhalb der nächsten Sekunden eiskalt umzubringen, sauste eine dunkle Peitschenschnur durch die Luft und traf den Dämon um ein Haar, der allerdings einen raschen Satz nach hinten machte.

„Vergiss uns nicht“, sagte Keith in drohendem Tonfall.

„Wir sehen es gar nicht gerne, wenn unsere Schützlinge bedroht werden“, fügte Sebastian hinzu und hob sein Schwert, während er bereits in einen zum Angriff tendierenden Stand überging.

„Törichte Menschen“, murmelte Kiran lediglich und streckte seine Hand in die Richtung der beiden Meister. Wieder breitete sich das Feuer rasend schnell aus, doch die beiden sprangen zur Seite und wichen den gierigen Flammen geschickt aus.

Dabei drehte sich der Dämon ein wenig überrascht um und erblickte Cecil und Ivan, die beide mit erhobenen Waffen von der anderen Seite auf ihn zustürmten. Seine Augen wurden kaum merklich schmaler und er ließ seine Hand ein Stück sinken, ließ die beiden Jungen näher heran kommen. Dann machte er einen Schritt nach vorne und stieß mit seiner rechten Klaue zu, mit der er beinahe Ivan an der Brust erwischte. Cecil gelang es jedoch seinem Bruder einen Tritt zu verpassen, sodass dieser zur Seite stolperte, und sich selbst ließ er gezwungener Maßen einfach fallen. Anders hätte er die spitzen Fingernägel des Dämons in der Seite gehabt. Dank seines Schwungs rutschte er aber noch ein Stück weiter und riss sein Schwert hoch, um die Gelegenheit für einen Angriff zu nutzen.

Allerdings war Kiran nicht dumm. Er bemerkte die Taktik des Jungen und ging entsprechend zur Seite, um seine andere Hand auf ihn zu richten und ihn in den Flammen zu rösten. Da wickelte sich aber Keiths Peitsche um sein Handgelenk und zog es gerade noch rechtzeitig zur Seite. Daraufhin fiel Kirans Blick auf den Meister und auf einmal zog er einfach ruckartig an der Peitschenschnur, sodass der verblüffte Keith nach vorne gezogen wurde. Bevor er dem Dämon aber zu nahe kommen konnte, erschien Sebastian hinter seinem Kollegen und stieß das Schwert direkt an ihm vorbei in die Richtung von Kiran. Dieser brach seinen Angriff daraufhin ab und sprang ein Stück zurück, wo er aber bereits von Ivan erwartet wurde.

Normalerweise hätte Scarlett wohl behauptet, dass sie eindeutig im Vorteil waren, doch etwas kam ihr komisch vor. Obwohl er ziemlich häufig ausweichen musste und sich ständig einem von ihnen gegenüber sah, wirkte Kiran kaum angestrengt. Als wäre das Ausweichen von ihren Attacken eine seiner leichtesten Übungen, die er so ungefähr auch im Schlaf konnte. Sie ahnte nichts Gutes und zielte mit Nye.

Der Schuss hallte in der Halle wider, doch leider ging er knapp daneben und Kirans kalte, orangene Augen richteten sich auf sie. Scarlett spürte, wie Lilly ihre Hände fester in ihren Mantel krallte und die Zähne zusammenbiss, als sie zu ihrem Bruder blickte.

Unvermittelt hörten die beiden hinter sich jedoch, wie jemand ausspuckte und hustete. Scarlett blickte über ihre Schulter und sah, wie sich Zachary leicht schwankend wieder aufrichtete. Rechts hatte er eine klaffende Wunde in der Magengegend und als er erneut hustete, spuckte er Blut aus. Es sah ziemlich ernst aus.

„Tse, ich hab ihn unterschätzt“, stellte der junge Dämon jedoch mit einem düsteren Grinsen fest und wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel, „Na warte…“ Er schien nach vorne treten und einen Angriff starten zu wollen, doch ihm knickte das Bein weg und er ging in die Knie.

Scarlett wollte zu ihm, doch bei einem überraschten Ausruf von Sebastian drehte sie sich wieder um und sah, wie der Meister nach einem kräftigen Hieb von Kiran, den er zum Glück noch gerade eben mit seinem Schwert hatte abblocken können, mehrere Meter nach hinten rutschte und beinahe über einen der Schläuche auf dem Boden stolperte. Zeitgleich wanderte Kirans kalter Blick wieder zu Scarlett, welche angesetzt hatte ihren Revolver wieder zu heben.

Dann, als Ivan mit seiner Lanze ausholte und zuschlagen wollte, stand der Dämon mit einem Mal direkt vor ihr. Seine Handfläche berührte beinahe ihre Stirn und sie starrte ihn bloß verblüfft an. Sie spürte die Hitze deutlich ansteigen und riss noch Nye hoch, doch es sah verdammt schlecht aus.

In dem Augenblick aber sprang Lilly plötzlich hoch und stieß Kirans Hand nach oben, sodass der Angriff ins Leere ging.

„Lass meine Freundin in Ruhe!“, fauchte die kleine Dämonin und biss ihren Bruder kurzerhand in den Unterarm.

Dieser gab ein verärgertes – zugleich aber auch überraschtes – Knurren von sich und schlug nach Lilly, doch die Kleine war ein tick schneller und kletterte geschwind über ihn hinweg, wodurch er sich selbst auf die frische Wunde an seinem Arm schlug. Er verzog das Gesicht und zum ersten Mal zeigte sich seine Wut deutlich in seinen Zügen ab. Lilly wollte gerade von ihm wegspringen, doch er fuhr blitzschnell herum und packte die Kleine an ihren langen Haaren. Sie gab einen schmerzerfüllten Laut von sich und versuchte sich zu befreien. Kiran aber ließ nicht locker, im Gegenteil, er rammte ihr erbarmungslos hart seine Faust in den Magen, woraufhin sie nur mit einem erstickten Laut in sich zusammensank und das Bewusstsein verlor.

Keith, Sebastian und auch die beiden Jungen wollten den Dämon natürlich sofort attackieren, doch ihnen schlugen brennend heiße Flammen entgegen und hielten sie auf Abstand.

Kiran plante eindeutig, seine kleine Schwester umzubringen. Es stand in seinen eiskalten Augen geschrieben. Er hob Lilly einfach an ihren Haaren hoch, während er die Finger seiner freien Hand streckte und ausholte, um sie ihr wie ein Messer ins Herz zu rammen. Die kleine Dämonin stöhnte leise, war aber noch nicht wieder bei Bewusstsein.

Scarlett biss die Zähne zusammen, ignorierte ihre eigene Furcht und stürmte nach vorne auf den Dämon zu. Dieser drehte noch den Kopf zu ihr um, aber da schlug sie den Revolver schon mit voller Wucht gegen seinen Arm, mit dem er Lilly festhielt. Kiran verzog ein wenig das Gesicht – das Orichalcon schien immerhin eine leichte Wirkung zu haben – und sie hechtete an ihm vorbei. Sie erwischte Lilly, bevor sie auf dem Boden aufschlug, und stolperte im Tiefflug nach vorne.

„Wag es ja nicht!“, rief Zachary noch von hinten und lief trotz seiner eigenen Verletzung los, doch er sollte es nicht schaffen.

Scarlett spürte, wie es hinter ihr plötzlich viel zu heiß wurde. Eine schlimme Vorahnung schoss ihr durch den Kopf und sie packte Lilly mit beiden Händen und zog sie vor sich, sodass sie die kleine Dämonin abschirmte. Sie stolperte immer noch in der Schräglage über den Boden und wusste, dass sie jeden Moment hinfallen würde. Irgendwie gelang es ihr jedoch mit dem rechten Fuß Halt zu finden und sie stieß sich mit aller Kraft zur Seite hin ab.

Kurz merkte sie an ihrem Kopf etwas Heißes, dann schlitterte sie mehrere Meter über den Boden und überschlug sich sogar. Als sie sich endlich nicht mehr um sich selbst drehte, blieb sie erst mal einen Augenblick lang einfach liegen und versuchte überhaupt wieder zu Atem zu kommen. Das war mehr als knapp gewesen.

Wie von Fern hörte sie einen erschrockenen Schrei und schnelle Schritte in ihre Richtung. Außerdem stieg ihr ein leicht verbrannter Geruch in die Nase und sie setzte sich leicht schwankend auf. Dabei spürte sie etwas Warmes im Rücken und sah aus den Augenwinkeln eine kleine Rauchfahne aufsteigen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie begriff.

„Scarlett!“, rief Cecil in dem Augenblick und sie wandte schnell den Kopf, dass ihre an den unteren Spitzen brennenden Haare durch die Luft flogen. Ihr Teampartner hatte sein Schwert bereits erhoben und schlug in dem Moment zu – die Klinge ging nur knapp an ihrem Kopf vorbei. Bereits verkokelte und noch leicht glimmende Haarsträhnen rieselten zu Boden.

Cecil keuchte und sah sie schuldbewusst an. „Tut mir leid, aber mir ist dein Leben wichtiger als deine Haare.“

Kapitel 29

„Scarlett!“, riefen in dem Moment auch die anderen, wobei Sebastian und Keith noch zusammen mit Ivan damit beschäftigt waren, den Dämon in Schach zu halten, welcher sein Werk anscheinend gerne beenden wollte.

Einen Moment lang brauchte Scarlett, um ihre Fassung zurückzugewinnen. Dann nickte sie nur und fuhr mit den Fingern durch ihre nun etwas ungleichmäßig langen Haare, die ihr nur noch bis kurz unter die Schulter reichten. Das war ganz schön ungewohnt, wo sie doch sonst immer bis zur Mitte ihres Rückens gingen. Das weiße Band, mit dem sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz hochgebunden hatte, löste sich jetzt von alleine und fiel ihr in die Hand.

Sebastian wollte gerade einen Angriff auf Kiran starten, um ihm den Weg abzuschneiden, doch in dem Augenblick wurde der Dämon völlig unvermittelt zur Seite geschleudert und krachte alles andere als sanft gegen die Wand, dicht neben den vier Särgen der Ältesten, welche dem Schauspiel allem Anschein nach schweigend zusahen.

„Jetzt bin ich wirklich sauer.“ Zacharys Augen waren so dunkel, dass man seine Iris kaum von den Pupillen unterscheiden konnte. Er kam langsamen Schritts auf den feindlichen Dämon zu und seine Klauen ballten sich immer wieder zur Faust. Sogar trotz seiner schweren Verletzung ging er vollkommen aufrecht und so als wäre die tiefe Wunde in seiner Seite gar nicht vorhanden, obwohl sie höllisch schmerzen musste. Er war eindeutig mehr als wütend.

Kiran löste sich aus dem leichten Abdruck in der Wand und renkte kurz seine Schulter wieder ein, während er allerdings den jungen Dämon im Auge behielt. „Du hängst also tatsächlich an diesen Menschen. Du bist genauso eine Schande für die Königsfamilien wie Lillian.“

Zachary neigte sich kurz nach vorne und schoss wie vom Katapult abgeschossen auf Kiran zu. Dieser wehrte den direkten Angriff mit einer einfachen Handbewegung ab und schickte Zachary einen Schwall Flammen hinterher, doch dieser brachte sich mit einem schnellen Sprung in Sicherheit. Im nächsten Moment stand er schon wieder hinter seinem Gegner und eine scharfe Böe traf ihn um ein Haar im Rücken, doch eine geballte Flammenkugel schützte ihn vor diesem Angriff und schlug im Anschluss gleich auf den jungen Dämon zu. Dieser fuhr mit seiner Rechten blitzschnell durch die Luft und die erzeugte, messerscharfe Böe durchtrennte die Feuerkugel direkt in der Mitte.

Da aber stand Kiran plötzlich fast direkt vor ihm und hatte bereits mit seiner Klaue ausgeholt, um sie Zachary allem Anschein nach noch ein weiteres Mal in den Magen zu rammen. Er war verflixt schnell und es grenzte an ein Wunder, dass der Hieb haarscharf an dem jungen Dämon vorbei ging. Diesem stand die Wut ins Gesicht geschrieben und hätte er einen normalen Gegner vor sich gehabt, wäre dieser mit Sicherheit schon lange schwer verletzt oder gar tot gewesen, doch dieser hier war anders. Kiran war stärker als wahrscheinlich alle, gegen die er seit langem gekämpft hatte. Dies ging aus dem verbissenen und leicht erschrockenen Ausdruck hervor, der sich sogar trotz der Wut auf seinem Gesicht abzeichnete, als er schnell zur Seite sprang, um wieder Abstand zwischen sich und seinen Gegner zu bringen. Im schlugen jedoch bereits die Flammen hinterher und erwischten ihn sogar fast, wenn er sie nicht gerade noch mit einem Windstoß hätte zur Seite schlagen können. Etwas war jedoch angebrannt worden. Das weiße Band an seinem Haaransatz löste sich und fiel zu Boden, sodass seine langen Haare nun offen durch die Luft wirbelten, als er sich schwungvoll umdrehte, um den nächsten Angriff abzufangen.

So wie es aussah, war noch nicht mal Zachary, der wohl Stärkste von ihnen allen hier, in der Lage diesen Dämon aus der Firemagican-Familie zu besiegen oder auch nur zu verletzen. Das war gar nicht gut.

„Ich bringe diesen Dämon um“, knurrte Scarlett dann auf einmal wütend, „Meine schönen Haare, das wird er mir noch büßen!“

Sie griff kurzerhand nach Cecils Schwert und fuhr mit ihm über die längeren Strähnen ihrer Haare, um sie ebenfalls zu kürzen. Wenn sie schon kurz waren, dann sollten sie wenigstens einigermaßen gleichmäßig sein. Wobei sie am liebsten etwas genommen und zertrümmert hätte, so verdammt sauer war sie. Nur lag Lilly mit ihrem Kopf auf Scarletts angewinkelten Beinen und sie wollte die Kleine nicht wecken.

„Was machst du da?“, fragte Cecil verwirrt.

„Siehst du doch!“, erwiderte Scarlett bissig, „Selbst wenn wir hier krepieren, hab ich kein Bock, wie ein falsch zusammengebundener Reisigbesen auszusehen!“

Cecil nickte nur und sagte lieber nichts weiter. Bei ihrer Laune wollte er nicht riskieren noch mehr Zunder ins Feuer zu streuen.

In dem Moment regte sich Lilly unruhig und schlug die Augen auf. Sie blinzelte kurz und rieb sich den Kopf, bis sie sich beim genaueren Blick auf Scarletts Haare ruckartig aufsetzte und Scarlett überrascht und verwirrt zugleich anstarrte. Ein kurzer Blick zu den verkokelten Überresten von Scarletts restlichen Haaren nur ein Stück neben ihr schien den Zustand von Scarletts Haar zu erklären, denn Lilly wirkte nun ziemlich zerknirscht. Sie schien sich die Schuld für das zu geben, was mit Scarletts Haaren passiert war.

Zwar war diese immer noch wütend, doch bei dem Anblick von Lillys betrübtem Gesicht brachte sie ein mattes Lächeln zustande. „Ist schon gut. Es ist ja nicht so, als wäre das der Weltuntergang.. Mist, das war ein bisschen zu viel.“ Wie sie feststellte, war das Haareschneiden blind und nur mit einem viel zu großen Schwert ganz schön schwer.

Einen Moment lang beobachtete das kleine Dämonenmädchen das, dann kam es auf die Beine und sagte: „Ich helf dir.“

Scarlett sah sie bloß leicht irritiert an, als die Kleine ihr das Schwert abnahm und an Cecil zurückgab. Dann wurden Lillys Fingernägel auf einmal länger und spitzten sich zu, genau wie bei den beiden männlichen Dämonen. Damit begann sie Scarletts Haare zurecht zu stutzen. Einige der längeren Strähnen schnitt sie ab, aber auch einige der Kürzeren stutzte sie noch ein Stück weiter, sodass Scarlett letztlich einen etwas ungleichmäßigen, aber gerade deshalb recht pfiffigen Stufenschnitt hatte.

„Danke.“ Scarlett blickte über ihre Schulter und strich der leicht überraschten Dämonin über das Haar. „Es ist alles in Ordnung und du hast auch keine Schuld daran.“

In Lillys Augen schienen wirklich Tränen zu stehen und sie sank auf die Knie, wo Scarlett sachte einen Arm um sie legte und an sich zog. Sie konnte sich gut vorstellen, was der Kleinen alles durch den Kopf gehen musste. Nur wusste sie auch nicht, wie sie Lilly wieder beruhigen sollte. Die Sache war zurzeit viel zu ernst, wie sie und die anderen bereits am eigenen Leib zu spüren bekommen hatten.

„Kiran Vran Lunatic, vernichte diese Bande endlich“, sagte Belmont von den vier Ältesten auf einmal mit düsterer Stimme, „Wir haben genug gesehen.“

Prompt saß der Tritt des Dämons und Zachary schlitterte über den Boden bis gegen die Wand. Fast hätte Kiran ihm auch noch einen satten Schwall Flammen hinterher geschickt, doch da standen Keith und Sebastian bereits neben ihm und bedrängten ihn. Jedoch kümmerte den Dämon jetzt anscheinend gar nichts mehr und beinahe erlitten die beiden arge Brandverletzungen, als das Feuer bereits an ihnen leckte. Ivan schwang seine Lanze und kam ihrem Feind schon ziemlich nahe, doch dieser schlug ihn einfach wie ein lästiges Insekt zurück. Der Schlag hatte aber solch eine Wucht, dass Ivan die Landung nicht gut vertragen hätte, wenn Cecil ihn nicht gerade noch gefangen hätte.

Scarlett zog derweil Lilly mit sich und lief nach hinten zu Zachary, der sich gerade mit den Armen hochstemmte und dabei aber kräftig hustete. Das Blut lief ihm aus den Mundwinkeln und die Wunde an seiner linken Seite sah übel aus, das weiße Hemd und die Weste hatten sich bereits stark mit Blut vollgesogen.

„Verdammt…“, stöhnte er, ohne aufzusehen – er schien die beiden Mädchen noch nicht bemerkt zu haben, „Blut.. scheinbar schwinden meine Fähigkeiten wirklich, wenn ich lange kein menschliches Blut mehr…“ Er hustete heftig und krümmte sich beinahe, während er versuchte tief Luft zu holen und dabei das Gesicht verzog.

„Du.. brauchst Blut?“, fragte Scarlett zögerlich.

Zachary blickte auf und schien sie tatsächlich erst jetzt zu bemerken, so wie sich seine fast pechschwarzen Augen für einen winzigen Augenblick weiteten. Er sah jedoch wieder zur Seite und schien nicht antworten zu wollen. Stattdessen sah er an ihr vorbei zu den anderen, die gerade verzweifelt versuchten irgendwie gegen Kiran anzukommen.

„Hey! Sieh mich gefälligst an!“, sagte Scarlett daraufhin jedoch aufgebracht, „Wovon hast du gerade gesprochen? Spucks aus, oder muss ich es aus dir herausprügeln?!“

Zachary senkte den Blick und setzte sich hin, wobei er das Gesicht wieder verzog und sich kurz an die Seite fasste. „Ja, auch wir Magicans brauchen Fleisch und Blut von Menschen“, antwortete er dann. Es klang jedoch so, als würde er diesen Umstand selbst verabscheuen und am liebsten vergessen. „Allerdings brauchen wir es nicht nur zum Leben, sondern auch für unsere Fähigkeiten. Wenn wir für eine längere Zeit darauf verzichten, werden wir schwächer. Zwar hatte ich gehofft, dass mein alter Herr damit übertrieben hat, aber leider hat er Recht.“

„Also hast du gar nicht deine volle Kraft?“, fragte Scarlett ungläubig. Wenn man Kiran mal außer Acht ließ, war er doch sonst auch schon verdammt mächtig gewesen. Wie stark war er dann bitteschön, wenn er bei voller Stärke war?

„Nein, aber selbst wenn ich sie hätte, wäre es nicht sicher, dass ich gegen ihn ankomme“, knurrte der junge Dämon, „Es gibt da zwar auch noch eine alte Legende, aber das ist etwas anderes.“

„Aber wenn du Blut von einem Mensch hättest, hättest du zumindest eine Chance?“ Scarlett sah aus den Augenwinkeln, wie hart die anderen zu kämpfen hatten. Sie waren in großer Gefahr und Scarlett selbst war nicht stark genug, um ihnen zu helfen. Es frustrierte sie, aber selbst wenn sie versuchen würde auch noch dort mitzumischen, würde sie die anderen am Ende wahrscheinlich nur noch behindern oder diese mussten sie gar retten. Trotzdem suchte sie verzweifelt nach einem Weg, wie sie ihnen vielleicht auch indirekt helfen konnte.

Zacharys Augen funkelten, als er sie von unten herauf ansah. „Ich werde dein Blut nicht trinken, falls es das ist, auf was du hinaus willst“, erwiderte er entschieden.

„Warum nicht?“, konterte sie, „Es würde dir und uns allen helfen.“

Der Dämon weigerte sich jedoch strickt. „Ich werde dein Blut definitiv nicht trinken.“

„Wie wäre es dann mit Cecil oder Ivan?“, fragte Scarlett daraufhin.

„Nicht mal, wenn mein Leben davon abhängen würde.“

„Und Sebastian oder Keith?“

„Soll das ein blöder Scherz sein, bestimmt nicht“, erwiderte Zachary resigniert, „Ich werde es irgendwie auch so…“

Daraufhin stieß Scarlett ihn kurzerhand um, sodass er mit dem Rücken auf dem Boden lag und sie auf ihm saß. „Wir haben nicht die Zeit für solche Spielchen!“, sagte sie aufgebracht und öffnete die oberen Knöpfe ihrer Bluse, „Wählerisch sein kannst du ein anderes Mal, wenn nicht unser aller Leben davon abhängt!“

Zachary sah sie nur an und setzte sich dann plötzlich schwungvoll auf, sodass er von einem zum nächsten Moment mit seinem Kopf über ihrem Halsansatz war und sie seinen Atem auf der Haut spüren konnte. Sie war ziemlich überrascht und kniff die Augen zu – immerhin würde das sicher wehtuen –, aber sie tolerierte es. Außerdem war das hier immer noch Zachary, selbst wenn es schmerzte, würde er es mit Sicherheit nicht schlimmer machen als nötig. Was das anging, vertraute sie ihm einfach.

Als Zachary das bemerkte, stöhnte er und ließ sich wieder zurücksinken. „Du machst mich echt schwach, weißt du das?“, fragte er mit einem gequälten Lächeln und wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln, „Ich…“

„Es ist doch nicht so, als würdest du mich umbringen, oder?“, entgegnete Scarlett, „Den kleinen Blutverlust verkrafte ich schon, also hör endlich auf zu widersprechen! Ich gebe es dir freiwillig!“

Hinter ihnen war das Krachen von kleineren Explosionen zu hören – Kiran schien nun wirklich Ernst zu machen – und immer wieder erklang das Stöhnen der Jungen oder von Sebastian oder Keith. Nicht selten hatten die vier mittlerweile auch schon ziemlich schmerzerfüllte Laute von sich gegeben, die auf nichts Gutes hindeuteten. Es war vermutlich nur noch eine Frage von Sekunden, bis die Situation eskalieren würde.

Für einen Moment erwiderte der Dämon einfach nur Scarletts fest entschlossenen Blick, ehe er seufzend die Augen schloss. Dann setzte er sich erneut auf, hob Scarlett kurz an und setzte sie neben sich auf den Boden, sodass sie nicht mehr auf ihm drauf hockte.

„Du bist ehrlich der sonderbarste Mensch, der mir in meinem ganzen Leben begegnet ist“, bemerkte er, während er ihre Hand nahm und auf Gesichtshöhe anhob, „Und der Naivste, Leichtsinnigste und Dümmste dazu.“

„Hey!“, setzte Scarlett aufgebracht an.

„Aber ich mag deine Art“, fügte der Dämon hinzu und berührte mit seinem Nasenrücken die Innenseite ihres Handgelenks, während er mit seiner Hand vorsichtig ihre umschloss.

Scarlett lief auf einmal ein warmer Schauer über den Rücken und ihr stieg aus einem ihr unerfindlichen Grund das Blut ins Gesicht. Was sagte der Ausbrecher da auf einmal und noch dazu in dieser Situation? Das klang ja wie aus einem dieser dämlichen Filme mit den höchst dramatischen Enden! Hatten Sebastian und Keith ihn in den letzten – normalen – Tagen fernsehen lassen oder was?

„Und deswegen bist du meine Beute“, flüsterte er und öffnete den Mund.

Scarlett spürte, wie sich seine spitzen Eckzähne in ihr Fleisch bohrten, direkt bei ihrer Hauptschlagader. Es zog und brannte etwas und sie kam sich ein wenig wie beim Blutabnehmen vor, aber noch ein anderes, seltsames Gefühl begleitete sie. Obwohl jeder andere in dieser Situation praktisch Angst um sein Leben haben müsste, empfand sie nichts dergleichen. Ein leichtes Prickeln kletterte langsam ihren Arm hinauf und ließ sie sich langsam entspannen. Seltsamerweise waren auch Zacharys Gesichtszüge wieder entspannter und das Gefühl, wie er ihr Blut trank, war wesentlich weniger unangenehm, als sie erwartet hatte. Es war völlig anders. Er berührte sie nur am Handgelenk und doch es kam ihr vor, als wäre er ihr näher als je zuvor. Ihr Herz pochte stärker und sie merkte, wie rot sie im Gesicht war.

Dann färbten sich Zacharys Haare auf einmal vom Haaransatz an bis zu den Spitzen hin schneeweiß und als er langsam die Augen öffnete, leuchteten sie in reinem Himmelblau.

„Was?!“ Scarlett starrte ihn völlig überrascht an, als er vorsichtig seine Zähne aus ihrem Handgelenk nahm und nochmal kurz über die kleinen Bisswunden leckte, sodass diese sich wie im Zeitraffer schlossen.

Für einen Moment wirkte auch der Dämon erstaunt, als er die Veränderung seiner Haare bemerkte, doch dann schlich sich ein verschmitztes Lächeln auf seine Lippen. „Scheinbar ist auch die Legende wahr, wer hätte das gedacht?“

Er richtete sich auf und unter Scarletts und Lillys völlig verblüfften Blicken schloss sich die große Wunde an seiner Seite fast genauso schnell wie die zwei Kleinen an Scarletts Handgelenk, von denen schon gar nichts mehr zu sehen war.

„Sehr praktisch“, stellte er mit einem düsteren Grinsen fest, was bei seinen schneeweißen Haaren noch gruseliger als bei seinen Dunklen wirkte. Seine Miene hellte sich jedoch kurz wieder auf, als er zu den beiden auf dem Boden hockenden Mädchen blickte. „Eine Legende bei unseren Familien besagt, dass ein Magican selbst für uns außergewöhnliche Kräfte erlangt, wenn ein Mensch ihm freiwillig sein Blut oder Fleisch gibt. Danke, Scar…“ Sein Grinsen hatte einen ziemlich frechen Ausdruck, als hätte er ihren Gedankengang vorhin mitbekommen, bevor er sich dem Kampfgeschehen näherte und dieses gruselige Lächeln heimkehrte.

Kiran bemerkte natürlich das Kommen des Dämons, alleine schon daran, dass die vier Herren den jungen Dämon völlig verdattert anstarrten, fast als wäre er ein Gespenst – wozu Scarlett nur sagen konnte, dass Zachary mit seiner langen, weißen Mähne tatsächlich an ein altes Schreckgespenst aus einem gruseligen Schloss erinnerte. Jedoch wirkte auch Kiran ernst und seine Augen wurden schmal.

Zacharys Fingernägel wuchsen wieder und er streckte seine Klaue zur Seite, woraufhin die ganz schön demolierten Cecil, Ivan, Sebastian und Keith von einem seichten Wind fortgeschoben wurden – möglichst weit weg von der Mitte, wo sich die zwei Erben der Königsfamilien gegenüberstanden.

„Irgendwelche letzten Worte?“, fragte Zachary, während der Wind bereits begann mit seinen Haaren und leicht zerfetzten Klamotten zu spielen. Nun wirkte der Dämon endgültig nicht mehr wie der überdrehte Ausreißer, mit dem sie alle es in den letzten zwei Jahren zu tun gehabt hatten. Jetzt hatten wie wirklich den Sohn einer der vier Königsfamilien vor sich, der seine Macht und Würde nicht mehr hinter einem unsinnigen Grinsen verbarg, sondern geradeheraus zeigte. Genau wie seine Arroganz und Überheblichkeit, wie Scarlett nach einer kurzen Besinnungsphase hinzufügte.

In Kirans Hand leuchtete eine kleine Flamme auf. „Scheint als hättest du deine vollen Fähigkeiten wieder zurück.. und mehr…“ Sein Blick war kurz auf Scarlett gerichtet, bevor er wieder Zachary ansah. „Ich hätte nicht erwartet, dass so etwas möglich ist. Trotzdem wirst du einiges an Glück brauchen, um mich zu schlagen…“

Das Feuer schwoll an und er streckte seine rechte Hand nach vorne. Die Flammen schossen wie ein Energiestrahl nach vorne direkt auf Zachary zu, der nur lässig dastand und der heißen Gewalt entgegenblickte. Gerade als Scarlett sich schon Sorgen machte, ob er überhaupt etwas gegen den Angriff unternehmen wollte, hob Zachary seine rechte Hand und das Feuer wurde einfach abgeblockt, als prallte es gegen eine Wand. Wobei Scarletts inzwischen irgendwie geübte Augen den mächtigen Schild aus Wind sehen konnte, der unmittelbar vor der Hand des jungen Dämons schwebte.

Kirans Gesichtsausdruck wurde finsterer und er erhöhte den Druck des Feuers, sodass außerdem noch die gesamte Raumtemperatur langsam anstieg.

„Hör sofort auf!“, rief Farrow in dem Moment, „Wenn sich der Raum weiter erhitzt, werden…!“

Anscheinend waren die Kabelverbindungen zu den Monitoren bereits verglüht. Besonders auf Kirans Seite war die Temperatur wohl mittlerweile auf der Stufe eines gut geheizten Backofens und dass Scarlett und die anderen noch nicht verdampften, lag nur an dem stark zirkulierenden Wind hinter der Barriere von Zachary, der die Luft noch einigermaßen erträglich hielt.

„Ist das schon alles?“, fragte Zachary, als würde er den ungeheuren Druck des Feuers auf seinen Schild noch nicht mal spüren. Nun begann der Wind seinerseits gegen die Flammen anzudrücken und sie langsam zurückzudrängen, ein Kräftemessen der zwei Söhne der Magicanfamilien war entbrochen.

Natürlich steigerte auch Kiran wieder seine Energie und streckte die zweite Hand nach vorne, wodurch das Feuer den Wind kurzzeitig tatsächlich zurückdrängen konnte.

Scarlett beobachtete das Geschehen mit offenem Mund und wehenden Haaren – auch wenn sie nicht mehr ganz so lang waren wie vorher. Also hatte Zachary wirklich so einiges geheim gehalten, wobei sie jedoch gut nachvollziehen konnte, warum er das gemacht hatte. Entweder sie hätte es ihm eh nicht abgekauft oder sie hätte angefangen sich vor ihm zu fürchten. Diese gewaltige Kraft war auch zum Fürchten, doch er benutzte sie, um sie alle zu beschützen. Sie konnte nicht anders als ihn bloß erstaunt zu beobachten und seinen starken Rücken mit den breiten Schultern zu bewundern. Er stand wie ein Fels in der Brandung und komischerweise hatte sie keinerlei Zweifel daran, dass er es schaffen würde Kiran zu besiegen.

Genau in dem Moment erhöhte Zachary abrupt den Druck des Windes, dass er dem wohl stärksten Tropensturm auf der ganzen Welt gleichkam – alles, was nicht niet- und nagelfest war, sauste durch die Luft – und zur selben Zeit aber startete auch Kiran einen letzten, verbissenen Gegenangriff. Es herrschten unglaubliche Kräfte hier direkt unter dem Hauptgebäude von Avalon und die Erde begann zu beben. Zuerst nur leicht, doch dann immer stärker, dass man nicht mal mehr aufrecht stehen konnte.

Cecil und Ivan sowie Sebastian und Keith versuchten zu Scarlett und Lilly zu kommen, die auf dem Boden saßen und sich gegenseitig festhielten. Jedoch konnten sie kaum einen Fuß richtig vor den anderen setzen, geschweige denn geradeaus gehen. Die beiden Jungen fluchten, denn sie ahnten bereits nichts Gutes, so beunruhigende Geräusche wie ihre Umgebung bei dem Theater hier von sich gab. Nur kamen sie einfach nicht näher zu Scarlett.

Kurz warf Zachary einen Blick über seine Schulter und mit überraschten Lauten flogen die Jungen direkt vor Scarlett und die beiden Meister landeten mit Schwung hinter ihr.

Dann blickte der Dämon wieder nach vorne und auch sein Gegner bemerkte, wie es um den Ausgang des Kampfes stand. Mit einer übermächtigen Welle geballten Windes überrollte Zachary Kiran, dessen Flammen sich jedoch nicht einfach geschlagen gabenund nach allen Seiten hin davonstoben. Rohre und Schläuche brachen, die Kabel brannten sowieso schon und das Metall wurde von Ruß geschwärzt oder fing teilweise sogar schon an zu schmelzen. Die gläsernen Hüllen der technischen Särge der vier Ältesten von Avalon waren bereits zerbrochen und die nun teilweise herunterkommenden Deckenteile erledigten den Rest. Allerdings schoss auch der Wind nach dem plötzlichen Nachlassen der Gegenkraft kurz unkontrolliert umher und fügte dem ohnehin schon instabilen Raum noch mehr Schaden zu. Es war furchtbar laut, als größere Teile der Decke herunter fielen und auch die Bildschirme über den Särgen von Farrow, Howling, Volta und Belmont ihre eigenen Besitzer endgültig erschlugen.

Zachary verzog ein wenig das Gesicht, als er hörte, wie die auch die oberen Untergeschosse bei dem heftigen Beben allmählich instabil wurden. Besonders als er sah, dass Scarlett, Cecil und Ivan bei dem totalen Durcheinander und ihrer Erschöpfung das Bewusstsein verloren hatten und auch Sebastian und Keith nicht mehr wirklich in der Lage waren sich großartig vom Fleck zu bewegen. Ihm fiel zum Glück aber etwas auf und mit stetigem Wind nach oben hielt er all die Teile, die eigentlich herunterfallen und am besten auch noch Scarlett und die anderen erschlagen wollten, an ihren Plätzen. Das würde zwar nicht lange so gehen, doch die Methode sollte ausreichend Zeit verschaffen.

Wenige Sekunden später erschienen sie auch. Kathleen, Diane, Allen, Elvin und Shaoran, die auch etwas mitgenommen wirkten, zusammen mit Rachel und Shirley, welche allerdings noch schlimmer aussahen, standen in dem Eingang zu der großen Halle und starrten das Durcheinander mit völlig entgleisten Gesichtszügen an.

„Beeilt euch und schafft sie raus!“, rief Zachary schließlich und deutete hinüber zu den fünf am Boden, die Lilly vor einigen kleineren, herunterkommenden Teilen bewahrt hatte.

„Wie siehst du denn aus?!“, fragte Kathleen vollkommen verdattert, während sie jedoch schon mit Elvin, Diane, Rachel und Allen zusammen zu den fünf hinüber lief.

„Lange Geschichte“, erwiderte Zachary schlicht und blickte kurz zu den Geschwistern Shaoran und Shirley, die am Eingang stehen geblieben waren und ihn ziemlich misstrauisch ansahen, während sie aber gleichzeitig die inzwischen teilweise wieder herunterkommenden Teile zur Seite schlugen, damit ihr Ausweg nicht blockiert wurde.

„Was ist hier passiert?“, fragte Allen, als er sich kurz umsah, während er Cecil über die Schulter nahm.

„Noch längere Geschichte“, antwortete der Dämon kurz angebunden und kam zu ihnen herüber.

Elvin stützte Sebastian, Diane und Rachel halfen Keith und Kathleen hielt Ivan gerade wie eine Prinzessin auf dem Arm, während Allen sich Cecil über die Schulter geworfen hatte. Er schien gerade geplant zu haben, auch noch Scarlett zu nehmen, doch da war Zachary schon da und nahm sie selbst auf den Arm. Lilly lief voraus und mithilfe von Shaoran und Shirley, die immer wieder schnell den Weg frei räumten, kämpften sie sich trotz des Bebens über die Treppen nach oben. Nicht selten musste Zachary mit seiner Windkontrolle aushelfen oder die Truppe vor größeren Trümmern bewahren. Von weiter oben war ohrenbetäubender Lärm zu hören und sie alle konnten sich an drei Fingern ausrechnen, dass selbst das stabile Hauptgebäude von Avalon diesem gewaltigen Erdbeben nicht standhielt und in sich zusammenfiel. Das konnte äußerst eng werden!

 

Kapitel 30

„Oh Heiliger, mein Schädel brummt“, stöhnte Scarlett, als sie allmählich wieder zu sich kam und zu ihrer Verwunderung frische Luft einatmete. Allerdings kam sie sich zur selben Zeit auch wie durch den Wolf gedreht vor und war noch ziemlich müde.

„Schön, dass du wieder wach bist“, sagte Ivan, „Wir haben uns ganz schöne Sorgen um dich gemacht.“

„Warum denn dieses Mal? Hab ich wieder mehrere Tage gepennt?“

„Nein…“ Es schien als würde Ivan zu jemandem hinüber blicken. „Wir waren uns nach der Geschichte nur nicht ganz sicher…“

„Wie kannst du einem Dämon freiwillig dein Blut geben?!“, fragte Cecil in dem Moment aufgebracht, „Du weißt doch ganz genau…!“

„Halt die Klappe, sonst krieg ich gleich wirklich Kopfschmerzen“, stöhnte Scarlett und schlug die Augen auf. Bei dem Licht der Sonne blinzelte sie allerdings und kniff sie schnell wieder zu. Besser sie ging es nach der langen Zeit im Dämmerlicht des zehnten Untergeschosses langsam an. Dabei kam ihr aber eine berechtigte Frage in den Sinn.

„Was ist mit den Ältesten?“, fragte sie und riss schon wieder unbedacht die Augen auf, weshalb sie erneut das Gesicht verzog und sich ihre Sonnenbrille wünschte.

„Keine Sorge, das Geheimnis der Ältesten und von Avalon liegt unter den Trümmern des Hauptgebäudes begraben“, antwortete dieses Mal Sebastian und kam zu ihr rüber, „Selbst wenn sie es schaffen den ganzen Schutt wegzuräumen, werden sie es wohl kaum hinkriegen sich durch die völlig zerstörten Untergeschosse bis in den zehnten runter zu kämpfen. Von daher können wir wohl ziemlich sicher sein, dass sie nie entdeckt werden und Avalon ihr Grab bleibt. Halte ich sowieso für ziemlich passend.“

„Ah.. gut zu hören“, murmelte Scarlett und schirmte die Sonne mit ihrer Hand ab, während sie sich langsam aufsetzte, „Aber was ist eigentlich mit dem anderen Dämon, Kiran?“

Sebastian zuckte mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, wissen wir es nicht. Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber bei seiner Stärke würde es mich auch nicht allzu sehr wundern, wenn er es gerade noch nach draußen geschafft hat. Aber selbst wenn das der Fall ist, glaube ich nicht, dass er hier nochmal auftauchen wird. Seine Auftraggeber sind tot und von daher vermute ich mal, dass er wenn zu seiner Familie zurückgehen wird.“

Bei den Worten blickte Scarlett zu Lilly, die einige Meter weiter hinten auf dem Boden hockte und eine Karawane Ameisen bei ihrer Wanderschaft beobachtete. Scarlett und die anderen befanden sich offensichtlich zusammen mit den anderen Huntern, die die Sache überlebt hatten, am äußeren Rand von Avalons Gelände, wo die Reste vom Hauptgebäude nicht hingekommen waren. Scarlett hatte bereits bemerkt, dass von den ‚Nicht-Auserwählten‘ nur die Gruppe, mit der sie bei Avalon eingebrochen war, und Rachel, Shirley und ein paar wenige andere überlebt hatten. Es war ziemlich schlimm, aber es hätte auch noch schlimmer kommen können, von daher mussten sie wohl froh sein.

„Ich glaube, sie wird damit klarkommen“, bemerkte Ivan, der Scarletts Blick gefolgt war, „Die Kleine ist für ihr Alter ziemlich stark und wenn wir.. na ja, du und Zachary ihr Gesellschaft leistet, wird sie bestimmt auch ohne ihre richtige Familie glücklich werden.“

„Apropos, wo steckt eigentlich Zachary?“, fragte Scarlett und sah sich suchend um.

„Keith wollte ihn über die Königsfamilien ausquetschen“, erwiderte Cecil resigniert, „Aber wie in alten Tagen hat der Ausreißer die Flucht ergriffen und jetzt toben sie irgendwo hier über das Gelände.“

Scarlett hob eine Augenbraue, konnte sich das aber gut bildlich vorstellen und nickte bloß. Das sah den beiden irgendwie ähnlich.

„Fragt sich nur, was jetzt aus Avalon wird“, stellte Ivan fest und fuhr mit einer Hand durch seine fast schulterlangen Haare, „So wie ich das sehe, ist davon nicht mehr viel übrig und ich bezweifle, dass wir so noch unsere Arbeit machen können. Ich meine, wir haben keine Räume mehr dafür und so wie ich das sehe, wird sich das Personal nach dem ganzen Trara lieber einen ruhigeren Job suchen.“

Sebastian seufzte. „Darüber haben Keith und ich auch nachgedacht. Theoretisch gesehen könnten wir uns ja auch einfach ganz normale Leben aufbauen. Nur wenn wir die Dämonen sich selbst überlassen, könnte es unter Umständen nach einer gewissen Zeit dazu kommen, dass zu viele wildern und am Ende noch eine Panik unter den normalen Menschen ausbricht, wenn sie merken, was wirklich vor sich geht.“

„Das ist wirklich ernst“, stimmte Cecil zu und sah nachdenklich hoch in den blauen, nur von einigen Schäfchenwölkchen verhangenen Himmel. Zwar gab es noch die Außenstationen, wo sich zurzeit auch die normalen, von Avalon gefangenen Dämonen aufhielten, doch es war anzunehmen, dass auch diese Stationen bald aufgegeben werden würden. Immerhin war die Leitung tot und es gab wahrscheinlich niemanden, der die nötigen Koordinationsfähigkeiten und den Willen besaß, diese riesige Organisation wieder neu aufzubauen. Von den finanziellen Mitteln dafür gar nicht zu sprechen.

Auch Scarlett überlegte, was sie machen sollten. Dabei ließ sie ihren Blick über das Gelände schweifen – nicht weit weg stand eines der Wohnhäuser – und sah Kathleen, Diane und die anderen weiter vorne in der Nähe der Trümmer. Sie schienen auch über etwas zu diskutieren und Diane und Elvin schnauzten sich offensichtlich gerade ziemlich derbe an, während Rachel vergeblich versuchte zu vermitteln. Allen hatte einen schiefen Ausdruck im Gesicht und Shaoran und Shirley beobachteten das Ganze bloß teilnahmslos.

Als Scarletts Blick weiter wanderte – die meisten anderen standen entweder auf der anderen Seite des Schutthaufens vom ehemaligen Hauptgebäude oder hatten das Gelände bereits verlassen – entdeckte sie auf einmal zwei Gestalten, die sie noch nie vorher gesehen hatte. Die beiden sahen sich leicht erstaunt um und schienen etwas oder jemanden zu suchen. Nur fiel Scarlett dabei auf, dass die beiden nicht menschlich waren.

Sie stand auf und während Cecil, Ivan und Sebastian weiter vor sich hin grübelten, marschierte sie schnurstracks auf die beiden Dämonen zu.

„Sucht ihr etwas?“, fragte sie leicht argwöhnisch und griff vorsichtshalber in ihre Manteltasche, wo Nye drin steckte.

Die beiden sahen sie daraufhin leicht überrascht an, bemerkten aber natürlich auch den Revolver, der sich durch den Stoff des Mantels abzeichnete.

„Du bist von Avalon, nehme ich an?“ Die eine war eine junge Frau mit lockigem, braunem Haar und tief blauen Augen. Sie trug eine enge Jeans und ein weißes Shirt mit einer eleganten, dunkelblauen Jacke darüber.

Scarlett nickte. „Und ihr seid Dämonen…“ Als sie für einen kurzen Moment zur Aura-Sicht wechselte, fiel ihr die tiefe, starke Tönung der beiden Auren auf. „Aus Königsfamilien…“ Sie starrte die beiden ungläubig an und fasste Nye fester.

„Ganz ruhig, wir sind nicht zum Kämpfen hier“, erwiderte der männliche Dämon, der auch so um die Mitte bis Ende zwanzig zu sein schien. Seine erdfarbenen Haare waren kurz und seine Augen von einem dunklen Türkis, das mehr ins Grünliche ging. Er trug ein orange-braun kariertes Oberhemd und dazu eine hellgraue Hose.

„Und weswegen dann?“, fragte Scarlett verwirrt.

In dem Augenblick schien auch den anderen drein aufzufallen, dass sich da zwei Dämonen direkt in ihrer Nähe befanden. Cecil und Ivan waren ziemlich fix bei Scarlett und standen schützend neben ihr, während Sebastian anscheinend schon bemerkt hatte, dass die beiden ihnen nicht feindlich gesinnt waren, denn er ließ sich ein mehr Zeit beim Näherkommen.

„Wir sollten uns wohl besser zuerst mal vorstellen“, stellte die Dämonin jedoch fest, als ihr die etwas misstrauischen Blicke der Jungen auffielen. Dabei lächelte sie allerdings fröhlich und allmählich gewann Scarlett den Eindruck, dass sie eine recht heitere Person war. „Ich bin Lorraine Mac Allister von den Watermagicans und der da ist Namir Al Chetadon aus der Familie der Earthmagicans. Wir sind hier, weil.. wir eigentlich mit der Leitung von Avalon über etwas verhandeln sollten, aber irgendwie scheint es gerade etwas ungelegen zu sein, wenn ich mir das hier so ansehe.“

„Ja, das kann man so sagen“, gestand Sebastian, „Besser gesagt existiert Avalon seit knapp zwei Stunden nicht mehr.. es gab ein paar interne Probleme.“

„Scheinen ziemlich Ernste gewesen zu sein“, murmelte Namir bloß. Er schien sich denken zu können, dass das, was hier vorgefallen war, schwerwiegender war als nur ein paar kleine Probleme, genau wie Lorraine.

„Existiert nicht mehr?“ Die Dämonin wirkte über diese Nachricht allerdings etwas verblüfft. „Also wird einfach alles aufgelöst?“

„Eine andere Möglichkeit bleibt uns nicht“, erwiderte Sebastian, „Erstens sind wir nur noch zehn Hunter und zwei Bändiger und zweitens fehlen uns, wie man sieht, die Räumlichkeiten und finanziellen Möglichkeiten, um noch irgendetwas in der Richtung weiter zu betreiben. Wir werden die Dämonen wohl in Zukunft sich selbst überlassen müssen.“

„Wollt ihr denn weiterhin Dämonen.. jagen, wie ihr es ausdrückt?“, fragte Lorraine mit einem seltsamen Funkeln in den Augen.

Die vier sahen sich ein wenig irritiert an.

„Was meinen Sie damit?“, fragte Scarlett schließlich.

„Auch wir von den Königsfamilien merken natürlich, dass unsere Halbverwandten in den letzten Jahren immer ungehobelter geworden sind und unnötig häufig Menschen attackieren“, bemerkte Lorraine ernst, „Und auch wenn ihr es uns vielleicht nicht auf Anhieb glaubt, liegt zumindest der Water- und Earthmagican-Familie etwas an dem Frieden zwischen Menschen und Dämonen. Wir sind nach einigem Hin und Her zu dem Schluss gekommen, dass wir uns besser mit Avalon verbünden und unsere verwilderten Artgenossen ebenfalls einfangen, um ihnen zivilisiertes Benehmen beizubringen.“

Das verblüffte die vier jetzt aber ziemlich. Nachdem man Jahrhunderte lang nichts von den sagenumwobenen Königsfamilien gehört hatte, tauchten jetzt schon die nächsten auf und kamen dann auch noch mit so einer unglaublichen Geschichte zu ihnen.

„Dafür wollten wir uns eigentlich mit Avalon beraten, damit wir uns nicht am Ende noch gegenseitig in die Quere kommen und es zu Spannungen kommt“, fügte Namir hinzu, der mit seiner ruhigen Stimme auch insgesamt das Bild eines verlässlichen, aber nicht unbedingt sehr gesprächigen Mannes abgab, „Nur scheint das jetzt überflüssig zu sein.“

Scarlett lächelte schief. „Das drückt es wirklich sehr passend aus.“

„Trotzdem könnten wir am Anfang vielleicht Hilfe brauchen“, bemerkte Lorraine, „Immerhin wissen Menschen am besten wie sich Menschen benehmen sollen.. jedenfalls besser als wir.“

„Wobei man euch aber auch für richtige Menschen halten könnte“, stellte Ivan fest, „Zumindest die Magicans, die wir bisher kennen, könnten auch ohne Weiteres als Menschen durchgehen.“

„Also kennt ihr wirklich noch andere.“ Namir sah sie durchdringend an, was das Aussprechen seiner Frage erübrigte.

Wie aufs Stichwort tauchte Lilly hinter Scarlett auf und sah die beiden Neuankömmlinge skeptisch an.

„Ah.“ Lorraine nickte nur. „Das erklärt die Sache natürlich. Aber zurück zu dem, was ich eigentlich sagen wollte. Wenn ihr Interesse daran hättet, weiterhin dafür zu sorgen, dass unsere Halbverwandten sich nicht an den Menschen vergreifen, könntet ihr vielleicht mit zu uns kommen und praktisch mit unseren Familien zusammenarbeiten. Wir sind relativ weit verzweigt und besitzen in Europa so einige große Villen mit teilweise auch zwei bis drei Untergeschossen, die sich für solche Zwecke ganz gut eignen sollten. Ihr würdet dann bei uns einziehen und.. na ja, ihr könnt es euch denken.“

Es herrschte erst mal für einige Sekunden lang Schweigen, während dem Scarlett, Cecil, Ivan und vor allem Sebastian über den Vorschlag selbst und die Konsequenzen nachdachten. Es klang im Prinzip nur vernünftig, aber die Vorstellung mit den Königsfamilien zu arbeiten und sogar bei ihnen zu leben, war ein wenig komisch. Zumal sie nicht wussten, wie diese darauf reagieren würden und ob das nicht vielleicht auch ein bisschen gefährlich war. Denn auch wenn sie wesentlich zivilisierter waren als die normalen Dämonen, waren die Magicans immer noch Dämonen.

„Keine Sorge, ihr werdet nicht als Mittagessen enden“, fügte Lorraine amüsiert hinzu, die sich anscheinend ziemlich gut denken konnte, was ihnen gerade durch den Kopf ging, „Und unsere Familien hatten etwas in der Art eh vorgesehen und alle sind einverstanden, das haben wir vorher schon geklärt. Wobei wir aber hierzu sagen müssen, dass zumindest wir Magicans uns immer noch das Recht heraus nehmen gelegentlich Menschen, die sowieso nicht mehr lange zu leben haben, als unser Mahl anzusehen. Wie ihr wahrscheinlich schon wisst, brauchen wir es, um unsere Fähigkeiten zu erhalten. Sonst ernähren wir uns aber natürlich wie normale Menschen und haben uns größtenteils daran gewöhnt. Von daher habt ihr nichts vor uns zu befürchten.“

„Wahrscheinlich müsste man sich in einigen Punkten nochmal genauer mit euren Familien unterhalten“, stellte Sebastian nach einer Weile fest, „Aber ich sage mal, grundlegend halte ich eure Idee für gut akzeptabel. Die Umsetzung müssten wir dann ebenfalls noch besprechen, aber auch wenn das vielleicht ein wenig ungehobelt klingt, würde ich schon aus reinem Eigeninteresse gerne mal mehr Zeit mit euch Magicans verbringen. Bisher hatte ich noch keine große Gelegenheit eine ordentliche Konversation mit euch Dämonen zu halten und gerade um euch Königsfamilien ranken sich immer noch so manche Geheimnisse, die mich sehr interessieren würden.“

Lorraine lächelte nur verstehend. „Das dürfte kein Problem sein. Außerdem haben auch wir Interesse daran uns mit Menschen zu unterhalten, die wissen, was wir wirklich sind. Ich denke, das dürfte für beide Seiten sehr vorteilhaft und erfolgsversprechend sein.“

„Gut.“ Auch Sebastian wirkte zufrieden. „Mein Kollege wird auf jeden Fall auch mitkommen.. mit den anderen sieben müssten wir uns nochmal zusammensetzen, aber was wollt ihr machen?“ Er sah Scarlett, Cecil und Ivan an. „Ihr habt euer ganzes Leben noch vor euch und könnt euch auch noch gut umentscheiden und normale Jobs annehmen.“

Die drei sahen sich an und schon nach wenigen Sekunden waren sie sich wortlos einig.

„Mehr als die Hälfte unseres Lebens haben wir uns mit Dämonen beschäftigt und wir alle können uns auch nichts anderes mehr vorstellen“, antwortete Scarlett entschlossen, „Wir kommen auf jeden Fall auch mit. Uns würde das nämlich ebenfalls brennend interessieren.“

„Na super“, stöhnte Cecil nur und schüttelte den Kopf.

„Das heißt, wir werden noch mehr aufpassen müssen“, stellte auch Ivan mit einem schiefen Lächeln fest.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ihr meine Babysitter geworden seid“, erwiderte Scarlett ein wenig beleidigt, „Ihr könntet im Übrigen mal damit aufhören Zachary so sehr zu misstrauen, er hat sich inzwischen doch wirklich bewährt.“

„Ich glaube, daran, dass Dämonen auch durchaus bei Sinnen und nicht ihren Instinkten verfallen sind, werden die beiden sich erst noch gewöhnen müssen“, warf Sebastian ein. Er wusste natürlich, warum die beiden immer ein besonderes Auge auf ihre Kameradin hatten. Immerhin war den beiden klar, dass Scarlett durch ihren auf Dämonen irgendwie anziehenden Geruch immer in Gefahr war, wenn Dämonen in der Nähe waren. Allerdings musste er einräumen, dass Lorraine und Namir, wenn sie ihren Geruch denn wahrnahmen, dem ziemlich gut widerstehen konnten. Es sollte von daher auch für Scarlett nicht allzu gefährlich werden mit zu den Königsfamilien zu kommen, sofern sie alle oder zumindest der Großteil so beherrscht und verlässlich war.

In dem Moment kam von weiter links jemand mit fliegenden Schritten angelaufen und blickte dabei grinsend über seine Schulter, wo ein ganzes Stück weit hinter ihm Keith hinterher kam und dabei allerdings nicht annähernd so unbeschwert aussah wie der junge Dämon, der in dem Augenblick die Versammlung bemerkte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, erkannte er auch sofort die Herkunft ihrer beiden Gesprächspartner. Diese blickten ebenfalls auf und wirkten dabei ganz schön erstaunt.

„Huch.. ein Loctisam…“ Lorraine blinzelte ungläubig und auch Namir wirkte ein wenig skeptisch. „Ich dachte, Artemis hätte sich für die nächste Zeit mit seiner Frau und zwei Söhnen zu seinem Bruder an die Nordküste zurückgezogen…“

Ein leicht finsteres Lächeln erschien auf Zacharys Lippen. „Tut mir ja leid, aber mein werter Vater scheint mich ja noch nicht mal mehr zu erwähnen, von daher sollte ich mich wohl besser vorstellen. Zachary Van Loctisam, dritter Sohn der Windmagican-Familie in dieser Gegend, wobei ich schon seit einiger Zeit sozusagen von Zuhause abgehauen bin und mein eigenes Leben führe.“ Er neigte leicht den Kopf, schien aber noch zu überlegen, was er von den Besuchern halten sollte.

„Artemis hat wirklich nur zwei Söhne erwähnt“, stellte Namir fest, „Aber deine Abstammung ist deutlich, von daher…“

„Lassen wir den formalen Kram am besten sein“, fuhr Lorraine ihm ins Wort und wedelte kurz mit der Hand, „Ich will nicht zur sehr in deinen Angelegenheiten rumbohren. Aber da du anscheinend irgendwie mit den viern hier zu tun hast, möchtest du vielleicht auch mit zu uns kommen?“

Der Dämon hob eine Augenbraue und blickte zu Scarlett, welche seinen Blick erwiderte.

„Da Avalon nun Geschichte ist, waren wir am Überlegen, was wir machen“, erklärte sie kurz, „Und die beiden haben erzählt, dass sich die Water- und Earthmagicans dazu entschieden haben ähnlich wie Avalon die normalen Dämonen davon abzubringen Menschen anzugreifen und wie richtige Menschen zu erziehen. Praktisch also genau unser Job, weshalb wir uns auf ihr Angebot hin entschieden haben, mit ihnen zusammenzuarbeiten und auch bei ihnen zu leben.“

„Es steht dir und der Kleinen aus der Firemagican-Familie natürlich frei ebenfalls mitzukommen“, fügte Lorraine offen hinzu, „Für mich sieht es jedenfalls so aus, als könntet ihr auch eine Bleibe gebrauchen, also warum nicht?“

Der Dämon blickte seine beiden Artgenossen kurz an und sah anschließend zu Sebastian, Cecil, Ivan und zu Letzt zu Scarlett. Schließlich seufzte er nur und fasste sich mit einer Hand an die Stirn, wobei ihm einige Strähnen seines langen, nun wieder schwarzen Haares über die Schultern fielen.

„Ich bin dabei, was Besseres habe ich eh nicht vor“, antwortete er mit einem leisen Seufzen in der Stimme, „Oder Prinzesschen?“

Dabei blickte er zu Lilly, welche nur nickte und sich halb an Scarletts Bein festhielt. Fast als wollte sie damit andeuten, dass sie ihr nicht von der Seite weichen würde.

„Wir werden auch versuchen, mit den anderen beiden Königsfamilien zu sprechen“, bemerkte Namir, den die anderen fast schon vergessen hatten, weil er so unauffällig war, „Eventuell können wir ein Friedensabkommen zwischen allen vier Familien schaffen, damit keine heiklen Kämpfe zwischen uns mehr zustande kommen. Außerdem wäre es hilfreich, wenn auch die Fire- und Windmagicans uns bei unserem Vorhaben mit unseren Verwandten unterstützen. Aber das wird Zeit und viele Diskussionen brauchen, bis wir darauf hoffen können, irgendwann alle gleichermaßen friedlich mit den Menschen zusammen zu leben. Vorerst sind es nur wir Earth- und Watermagicans.. mit je einem Mitglied aus den anderen beiden Familien.“

Zachary und Lilly nickten nur, wobei Zachary sein Misstrauen gegenüber den beiden anscheinend allmählich ablegte. Das konnte nur ein gutes Zeichen sein.

„Klasse!“, sagte Lorraine dann erfreut und klatschte kurz in die Hände, „Dann werden wir zwei nach Hause zurückgehen und alles weitere mit den Familienoberhäuptern besprechen. Ihr könnt ja in der Zeit auch mit euren Kameraden da hinten sprechen, ihr seid alle herzlich willkommen. Wir werden in ein paar Tagen wieder zurück sein.“

Damit winkte sie und Namir nickte kurz, bevor sie mit nur zwei Schritten Anlauf hoch über die Mauer von Avalon flogen und anschließend mit Sicherheit federleicht auf dem Bordstein landeten.

„Das war mal eine Überraschung“, stellte Cecil schließlich fest, „Ich war ja ziemlich skeptisch, aber die beiden scheinen in Ordnung zu sein und es ernst zu meinen.“

„Seht es so, unsere Zukunft scheint gesichert zu sein und dazu noch sehr interessant zu werden“, bemerkte Sebastian und blickte zu Keith, der jetzt erst keuchend bei ihnen ankam und kurz in die Richtung blickte, in die die beiden Dämonen verschwunden waren, „Na, hast du dich schön verausgabt?“

Keith sah ihn bloß grimmig an und schien am liebsten etwas erwidern zu wollen, ließ es aber letztlich doch bleiben.

„Dann haben wir jetzt wohl so was wie ein Friede, Freude, Eierkuchen-Happy End“, bemerkte Ivan und verschränkte die Hände hinterm Kopf.

„So was Ähnliches“, stimmte Sebastian zu und holte aus einer kleinen Packung aus seiner Hosentasche auf einmal einen Zahnstocher, den er sich zwischen die Zähne steckte. Scarlett sparte sich die Frage, was der Schwachsinn jetzt sollte.

Aber während sie sah, wie Sebastian dem noch immer leicht schnaufenden Keith eine Wasserflasche reichte und dieser nur ein unwirsches Knurren von sich gab, musste sie lächeln. Sie konnte froh sein, dass ausgerechnet den Leuten, die ihr nahe standen, nicht mehr als das passiert war. Im Prinzip ging es ihnen allen ja ganz gut und die Aussichten standen ebenfalls alles andere als schlecht. Also hatte Ivan gar nicht mal so Unrecht. Auch wenn er und sein Bruder gerade noch ein wenig diskutierten, in wie weit Ivans Spruch wirklich zutraf. Sie war froh, dass es ihnen so gut ging, nachdem sie zwischenzeitig ja echt um ihr aller Leben gebangt hatte.

Auf einmal merkte Scarlett ein leichtes Kitzeln an der Wange und sie spürte einen warmen Atem auf ihrer Haut. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung und sie starrte Zachary verdattert an, der sie da gerade einfach dreist auf die Wange geküsst hatte.

Sebastian und Keith schienen das aus den Augenwinkeln ebenfalls mitbekommen zu haben. Jedenfalls fiel Sebastian glatt sein Zahnstocher aus dem Mund und Keith verschluckte sich vor Schreck glatt an seinem Wasser. Natürlich bemerkten nun auch Cecil und Ivan das Treiben des Dämons, woraufhin ihnen die Gesichtszüge ein wenig entgleisten. Im Gegensatz zu allen klatschte Lilly jedoch begeistert und grinste fröhlich.

„W-Was…?“, brachte Scarlett stotternd hervor und berührte kurz ihre Wange, die noch immer leicht kribbelte, wo er sie geküsst hatte. Dann kam ihr aber eine Erklärung für dieses komische Verhalten in den Sinn und sie schüttelte den Kopf. „Du hast definitiv zu viel ferngesehen.“

Zachary zog leicht irritiert eine Augenbraue hoch, ehe er merkte, wie sie das interpretierte. Sein Lächeln wurde kurz ein wenig schief und er kratzte sich am Hinterkopf. Dann beschloss er aber einfach mitzuspielen und trat neben sie, wobei er ihr einen Arm um die Schultern legte.

„Dann hast du doch bestimmt auch nichts dagegen, wenn ich das hier mache“, erwiderte er spitz, woraufhin Scarlett ihn verdutzt ansah.

Cecil rang derweil mit seiner Fassung und schien am liebsten mit seinem Schwert auf den Dämon loszugehen, doch Ivan konnte ihn gerade noch zurückhalten.

Scarlett stieg bei seiner Nähe jedoch auf einmal auch eine leichte Röte ins Gesicht und sie blickte schnell wieder nach vorne. „Nur weil ich gerade so gut drauf bin.“ Nach kurzem Zögern legte sie den Kopf auf seine Schulter und sah mit halb geschlossenen Augen nach vorne, ohne wirklich darauf zu achten, was sich dort befand. Wenn er dieses Spiel unbedingt weiterspielen wollte, würde sie wohl ausnahmsweise mal mitmachen. Außerdem mochte sie ihn ja auch irgendwie auf eine komische Art und Weise.

Zachary schmunzelte und atmete tief ein, wodurch er das exotische Shampoo roch, mit dem sie gestern Abend noch in Rebeccas Wohnung ihre Haare gewaschen hatte. „Mmmmh.. zum Anbeißen“, murmelte er gedankenverloren.

Scarlett sah ihn daraufhin ziemlich irritiert an.

„Tut mir leid“, grinste Zachary, „So ganz kann ich das nicht abstellen. So was wie dein Shampoo hatte ich schon lange nicht mehr vor der Nase. Es riecht fast so gut wie Pfannkuchen.“

So ganz schien seine Tunichgut-Seite noch nicht verschwunden zu sein. Zumindest hatte er allem Anschein nach ihre Vorlieben behalten, was die Speisen von Menschen anging. Auch wenn der Zusatz echt passend gekommen war, Scarlett konnte sich nur schwer ein Grinsen verkneifen.

„Solange du nicht auf die Idee kommst, meine Haare zu essen“, erwiderte sie stattdessen resigniert.

„Wo wir schon mal dabei sind“, sagte der junge Dämon nachdenklich, „Weißt du, was es heute zum Abendessen gibt? Ich hätte mal wieder Lust auf Pfannkuchen.“

„Wann hast du eigentlich mal keinen Hunger auf Pfannkuchen?“

„Keine Ahnung, sie schmecken auf jeden Fall besser als deine Haare.“

Scarlett konnte nun endgültig nicht mehr und musste lachen. Dieses Gespräch war so sinnlos wie eh und je. Das war zwar echt absurd, aber sie war froh darüber. Scheinbar kehrte der Alltag nun tatsächlich wieder ein. Als Zachary den Kopf ein wenig nach vorne neigte, fielen ihm wieder einige Haarsträhnen über die Schulter und kitzelten sie an der Nase. Als Scarlett prompt niesen musste, schob Zachary sie mit einem belustigten Schmunzeln wieder über seine Schulter, auch wenn sie ihn offensichtlich auch ein wenig nervten.

Erst wollte Scarlett etwas erwidern, doch ihr kam eine Idee und sie suchte kurz in ihren Manteltaschen, bis sie es fand. Dann hielt sie dem Dämon das weiße Band unter die Nase, welches ihr vorhin aus den Haaren gefallen war. „Ich kann´s eh nicht mehr gebrauchen und deine Haare haben´s eindeutig nötig.“

Er wirkte im ersten Moment ein wenig überrascht, lächelte aber in der nächsten Sekunde schon wieder und wandte ihr den Rücken zu. Frei nach dem Motto: Gut, wenn du schon so da stehst, dann kannst du mir auch gleich den Zopf zusammenbinden.

„Faules Etwas“, murmelte sie lediglich und schüttelte den Kopf. Sie griff jedoch nach seinen Haaren und sammelte die langen Strähnen zusammen. Das kam ihr vor wie am vierten Tag ihrer ersten Bekanntschaft. Da hatte sie in Ermangelung einer Haarbürste auch ihre Finger benutzen müssen, um seine Haare zumindest einigermaßen von den Kletten zu befreien. Schließlich fasste sie seine Haare am unteren Haaransatz zusammen und wickelte das recht lange, weiße Band fest drum herum, wie einen Verband. Zu Letzt knotete sie die beiden Enden des Bandes zusammen und betrachtete zufrieden ihr Werk. Das sollte für eine Weile halten.

Zachary blickte über seine Schulter und legte den Kopf schief. „Darf ich etwas ausprobieren?“ Dabei hatte er jedoch ein schelmisches Schmunzeln auf den Lippen, als hätte er irgendetwas vor.

Währenddessen zupfte Lilly an Scarletts Mantel und streckte die Arme nach oben. Scarlett war im ersten Moment leicht verwirrt, bis ihr wieder einfiel, wie sehr die Kleine es hasste so klein zu sein. Von daher nahm sie sie gerne auf den Arm und ordnete kurz ihren etwas durcheinander geratenen Pony.

„Bestimmt nicht“, antwortete sie anschließend auf Zacharys Frage. Der führte doch etwas im Schilde, das sah man ihm schon an der Nasenspitze an. Denn auch wenn der alte Ausbrecher wieder ein wenig hindurchstach, strahlte der Dämon immer noch die Würde eines Magicans aus, weshalb sie doppelt misstrauisch war. Wie man vorhin gesehen hatte, war dieser Dämon echt unberechenbar.

Lilly blickte zwischen den beiden hin und her und streckte einen Arm in Zacharys Richtung. Dieser zögerte einen Moment, dann beugte er sich vor und hielt ihr seinen Unterarm hin. Dabei waren die Köpfe von Scarlett und Zachary aber nicht mehr weit voneinander entfernt und Lilly streckte einfach die Arme aus. Sie erwischte beide und schob ihre Köpfe zusammen.

Scarlett blickte genau wie Zachary überrascht auf, doch sie konnte nicht mehr verhindern, dass sich ihre Lippen berührten. Nur ganz anders, als sie erwartet hatte, merkte sie plötzlich, wie Zachary Lillys Hand sachte von ihrem Hinterkopf schob und sie selber an sich zog. Scarletts Herz schien einen Satz nach vorne zu machen und pochte wild in ihrer Brust. Was sollte das denn jetzt?

In dem Moment löste sich Zachary schon wieder von ihr und sah sie mit rotbraunen Augen mit einigen goldenen Sprenkeln durchdringend an.

„Ich liebe dich“, erklang seine Stimme in Scarletts Kopf und ihre Augen weiteten sich.

Dann schlich sich ein belustigtes Grinsen auf seine Lippen, als er sah, wie Scarlett knallrot anlief. Auch wenn sie offensichtlich so tat, als hätte sie das nicht gehört.

„Danke für die Hilfe, Prinzesschen“, sagte Zachary dann noch zu Lilly und tätschelte ihr kurz den Kopf, woraufhin die junge Dämonin nur zufrieden lächelte.

„W-W-Was…“ Scarlett berührte mit ihrer freien Hand ihre Lippen. Das war gerade ihr erster Kuss gewesen. Nicht dass ihr wirklich etwas daran lag, aber dass ausgerechnet ein Dämon ihn ihr gestohlen hatte, regte sie irgendwie auf. Noch mehr regte sie allerdings auf, dass sie immer wieder daran denken musste, wie seine Lippen ihre berührt hatten, und seine Worte hatten ihr den Rest gegeben. Sie lief noch roter an, setzte Lilly kurz etwas abrupt ab und zog dann Nye aus ihrer Manteltasche.

„Du verdammter Dämon! Das wirst du mir büßen!“, rief sie aufgebracht und schoss einfach ohne groß zu zielen auf ihn, weshalb die Schüsse natürlich mehr oder weniger weit daneben gingen. Trotzdem lief sie mit hoch erhobenem Revolver hinter ihm her, als Zachary bloß lachend die Flucht ergriff und die ganze Zeit über in sich hinein kicherte.

Cecil und Ivan hatten das Ganze selbstverständlich auch gesehen und starrten Zachary verdattert hinterher.

„Wie kann dieser Dämon es wagen…“, knurrte Cecil und war eindeutig kurz davor ihm ebenfalls hinterher zu rennen.

Keith war offenbar genauso schockiert wie die beiden Jungen. Sogar so sehr, dass ihm glatt der Mund offen stehen geblieben war.

Sebastian hingegen grinste nur amüsiert. „Ist die Jugend nicht etwas Wunderbares?“

Keith sah ihn daraufhin bloß ungläubig an, bis den beiden Männern auffiel, dass weiter hinten eine Frau etwas mühsam über einige größere Trümmerteile hinweg kletterte. Wie es aussah, ging es der ehemaligen Sekretärin der Hunter-Abteilung ebenfalls gut. Die beiden winkten und Rebecca kam augenblicklich auf sie zugelaufen, während sie natürlich auch sah, was bei ihren Schützlingen gerade so los war. Zwar war sie eigentlich noch völlig aufgelöst, nachdem sie Cecils Schwindel bemerkt hatte, doch bei dem Anblick der munteren drei und der anderen konnte sie nicht anders als erleichtert zu lächeln.

 

END

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Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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