Fantasy & Horror
Scarlett und das Geheimnis von Avalon (1) - Das Mädchen mit der Scharlachroten Bluse

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"Scarlett und das Geheimnis von Avalon (1) - Das Mädchen mit der Scharlachroten Bluse"
Veröffentlicht am 18. Februar 2012, 162 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Scarlett und das Geheimnis von Avalon (1) - Das Mädchen mit der Scharlachroten Bluse

Scarlett und das Geheimnis von Avalon (1) - Das Mädchen mit der Scharlachroten Bluse

Beschreibung

Mitten in einer normalen Großstadt liegt der Hauptsitz der berüchtigten Organisation Avalon. Es ist nicht viel bekannt über sie, nur dass diese Organisation sich hauptsächlich mit dem Einfangen von gewaltätigen Schwerverbrechern beschäftigt. Außerdem gibt es aber Gerüchte, dass sie ihre Finger auch noch in ganz anderen Dingen mit drin hat. Bekannt ist aber, dass die Mitglieder dieser Organisation über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen. Auch wenn keiner weiß, wie weit diese Fähigkeiten wirklich reichen. Nur was findet hinter den Mauern um das Gelände von Avalon statt? Scarlett, Cecil und Ivan wissen es. Sie gehören zu der in der Außenwelt bekannten Abteilung für das Einfangen von Schwerverbrechern. Hunter, das ist ihre eigentliche Jobbezeichnung. Und was sie einfangen, sind auch keine Schwerverbrecher, die von ihren Opfern meist nicht mehr als einen Finger oder ein Bein übrig lassen. Es sind andere Wesen, die den Menschen zum Verwechseln ähnlich sehen, sich jedoch von deren Fleisch ernähren... Enthält: Prolog, Kapitel 1-6

Kapitel 4

Scarlett lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Frau Ernst erzählte ihnen gerade irgendetwas über den zweiten Weltkrieg, doch sie hörte nicht zu. Noch am gestrigen Abend hatten sie, Cecil und Ivan die Berichte fertiggestellt und bei Rebecca abgegeben. Mitten in der Nacht war dann ein Fax eingetroffen. Laut dem würden sie und die anderen beiden keine Strafe zu erwarten haben. Jedoch hatten sie nun die zusätzliche Aufgabe Informationen über Ivalin zu beschaffen und die Mitglieder der neuen Organisation zu suchen. Der Befehl lautete, die Mitglieder von Ivalin zu finden und unschädlich zu machen. Sie aus dem Verkehr zu ziehen.

Scarlett blickte unauffällig zu Irene, die Frau Ernst ausnahmsweise mit einem zufriedenen Blick zuhörte. Wenn sie wüsste. Scarlett seufzte lautlos und blickte wieder nach vorne, damit sie wenigstens nicht allzu uninteressiert wirkte. Sie konnte Irene nicht töten. Scarlett arbeitete zwar als Jägerin, doch sie hatte noch nie jemanden umgebracht. Selbst die Dämonen hatte sie stets nur betäubt oder leicht verletzt, aber nicht getötet. Das war unmöglich. Sie konnte den Befehl nicht ausführen. Es musste ihr gelingen das Problem irgendwie anders zu lösen.

Ihre Hoffnung ruhte auf Cecil, der am heutigen Nachmittag nicht mit ihnen auf Dämonenjagd gehen würde, sondern das Internet unsicher machen wollte. Er war der geborene Hacker und wollte heute mal wieder von seinen Fähigkeiten im Umgang mit der Technik Gebrauch machen.

Scarlett konnte sich nicht helfen, mit einem Faxgerät kam sie ja noch klar, doch ein Computer war für sie nicht mehr als ein viereckiger Kasten. Sie kannte nur einige wenige Begriffe von Cecil und mit etwas Glück fand sie noch den Zugang zum Internet, aber ansonsten hatte sie wirklich keine Ahnung von diesem Kram. Daher konnte sie auch schlecht sagen, ob Cecil Erfolg haben würde. Er behauptete jedenfalls steif und fest, dass es so gut wie nichts gab, was er mit einem Computer nicht finden konnte.

Scarlett zweifelte daran, doch sie wollte ihm den Spaß auch nicht nehmen. Schließlich hatte sie keine bessere Idee. Außerdem kam Scarlett die ganze Sache irgendwie spanisch vor. Wann hatte Irene Kontakt zu Ivalin bekommen? Durch Reika und Angelina? Scarlett wusste es einfach nicht. Seit ihrer kleinen Meinungsverschiedenheit hatten sie nicht mehr wirklich miteinander gesprochen, denn Scarletts Versöhnungsversuche waren an Irene abgeprallt. Hatte sie zu dem Zeitpunkt schon für Ivalin gearbeitet?

Scarlett blickte aus dem Fenster. Was war nur los? Warum hatte sich eine Organisation gegen Avalon verschworen? Warum verbreitete diese Lügen unter ihren eigenen Mitgliedern? Und wie hatten sie von Avalons wirklicher Arbeit überhaupt Wind bekommen?

„Saskia Anders!“

Scarlett sah erschrocken nach vorne. Frau Ernst´ stechende Augen waren auf sie gerichtet. „Junge Dame, könnte es sein, dass dir mein Unterricht heute zu langweilig ist?“, fragte sie.

„Keineswegs“, antwortete Scarlett und versuchte nicht allzu resigniert zu wirken. Alte Schreckschraube, Scarlett hatte weitaus wichtigere Dinge im Kopf als den zweiten Weltkrieg.

„Dann hör auch zu und träum nicht vor dich hin.“ Damit drehte Frau Ernst sich wieder um und begann einige Jahreszahlen an die Tafel zu schreiben.

Scarlett hörte einige Mitschüler tuscheln und auch Irenes Stimme vernahm sie. Es war einfach zum verrückt werden. Nachdem ihr Leben schon einmal komplett durcheinander geraten war, hatte es sich seit einiger Zeit wieder eingerenkt und nun so etwas. Das konnte doch nicht wahr sein.

„Saskia.“

Scarlett blickte auf. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass die Pause schon begonnen hatte. Allerdings verwirrte es sie mehr, dass Irene auf einmal wieder mit ihr sprach. Auch wenn Reika und Angelina in der Tür standen.

„Ich will dich gar nicht lange in deinen Gedanken stören“, sagte Irene, „Lass dir nur eines gesagt sein.. Halt dich von den Mitgliedern von Avalon fern.“

Scarlett zog die Stirn kraus. Was sollte das denn so plötzlich?

„Sie sind gefährlich“, sagte Irene, „Auch wenn du glaubst, dass du ihnen sowieso nie begegnen wirst. Tu mir nur den Gefallen und hör auf mich.“ Damit drehte sie sich um und ging zu Reika und Angelina.

Scarlett fiel unterdessen wieder ein, dass Irene ja gar nicht wusste, gegen wen sie da gestern gekämpft hatte. Aber wie es aussah, machte sie sich Sorgen um Saskia. Um die Person, die Scarlett nur am Morgen in der Schule war. Jedoch zeigte es auch, dass Irene sie anscheinend doch nicht hasste, wie sie ursprünglich angenommen hatte. Scarlett seufzte. Warum musste das Schicksal bloß gegen ihre Freundschaft sein?

 

Die nächsten Tage verliefen recht ruhig. Zwar verbrachte sie die Pausen meist alleine im Klassenzimmer, doch Scarlett war Irene und ihren beiden Freundinnen an den Nachmittagen bisher noch nicht wieder begegnet. Und Bianca wurde auch allmählich wieder gesund und erholte sich von ihrer Grippe. Nachmittags waren Scarlett und Ivan allerdings immer noch alleine unterwegs. Ausgerechnet jetzt hatte die Schule der beiden Jungen ein Projekt gestartet und Cecil hatte den Technickkram übernehmen müssen. Er saß bis mindestens sechs Uhr in der Schule fest und war danach so genervt, dass Scarlett und Ivan ihn lieber in Ruhe ließen. Darum waren die beiden derzeit alleine auf Dämonenjagd.

„Haben wir dich endlich“, sagte Scarlett und richtete Nye auf den Dämon vor ihnen.

Er fletschte die Zähne und ging in die Hocke, machte sich zum Sprung bereit.

Ivan richtete seine Lanze ebenfalls auf ihn. „Gib auf, du entkommst uns nicht.“

Der Dämon schien da allerdings anderer Meinung zu sein. Er knurrte tief und sprang ab. Scarlett drückte sich nur an die Wand, um auszuweichen, und Ivan riss seine Lanze hoch. Der Dämon visierte ihn an, biss jedoch in den Schaft von Ivans Lanze Xavier.

„Igitt“, sagte der Junge nur, „Dämonensabber.“ Er drehte Xavier mit Schwung und schleuderte den Dämon gegen die Mauer aus dunkelroten Ziegelsteinen. „Nun betäub ihn schon!“

„Das sagt sich so einfach, ich sehe nichts mehr“, stellte Scarlett fest und nahm ihre Sonnenbrille ab. Inzwischen war es schon nach neun und in den Gassen zwischen den Häusern beinahe stockfinster. Mit einer Sonnenbrille auf der Nase sah man hier gar nichts mehr. Nun richtete Scarlett ihren Revolver erneut auf den Dämon, der sich bereits wieder aufrappelte.

Als sie gerade schießen wollte, sprang er mit einem Satz auf sie zu. Scarlett sprang daraufhin selber schnell in die Luft und vollführte eine halbe Rückwärtsrolle. Genau unter ihr war nun der Dämon und sie zog ihm Nye einfach über den Schädel. Dann beendete sie flink die Rolle und rammte ihm noch ihre Hacke in den Rücken, sodass er mit einem ziemlichen Krachen auf dem Boden landete.

„Tja, der ist k.o.“, stellte Ivan schlicht fest und holte sein Handy heute zum vierzehnten Mal aus der Tasche.

„Endlich haben wir auch den Letzten“, stöhnte Scarlett, als sie landete, „Man, sieben neue und sieben alte wieder eingefangen. Wie viele brechen in letzter Zeit eigentlich aus?“

„Weiß ich nicht“, erwiderte Ivan nur und hielt sich den Hörer ans Ohr.

Scarlett seufzte und nahm die Betäubungspatronen aus der Revolvertrommel. Eine entglitt ihr jedoch und fiel auf den Boden. Sie verdrehte die Augen und bückte sich, hielt dabei jedoch inne. Ein wenig Licht von einer Straßenlaterne weiter hinten erleuchtete die Gasse gerade so weit, dass man noch die Hand vor Augen erkennen konnte. Ein Schatten lag auf dem Boden. Ein Schatten mit Flügeln.

Scarlett setzte sich schleunigst die Sonnenbrille wieder auf und drehte sich um. Sie schob die Brille gerade so weit von ihrer Nase, dass sie über den Rand des Gestells hinweg die Person am Eingang der Gasse erkennen konnte. Es war Irene in ihrem blutroten Kleid und mit dem bereits aufgerüsteten Schwert in der Hand.

„Mist.“ Ivan klappte sein Handy zu und steckte es wieder in seine Manteltasche.

Scarlett hatte Reika und Angelina ebenfalls entdeckt. Sie standen zu beiden Seiten auf den Dächern über ihnen und hatten ihre Waffen bereits auf sie gerichtet. Scarlett war bekannt, dass die drei in letzter Zeit auch einigen anderen Huntern in die Quere gekommen waren. Sie hatten viele Dämonen getötet und schienen seit ihrer letzten Begegnung stärker geworden zu sein, denn die anderen Hunter hatten ihre liebe Mühe mit ihnen gehabt. Einige waren sogar verletzt worden. Scarlett konnte nach wie vor nicht glauben, dass Irene so etwas tat, doch der Beweis stand direkt vor ihr und richtete sein Schwert auf sie.

„Heute werdet ihr für eure Taten büßen“, sagte Irene und hob ihre freie Hand.

Scarlett sah aus den Augenwinkeln, wie Reika ihren Pfeil spannte und Angelina ihre Pistole entsicherte. Jetzt wurde es brenzlig. Sie und Ivan waren eindeutig in der schlechteren Position. Außerdem waren sie müde und kaputt und Scarlett wollte nicht wissen, wie viele Kilometer sie heute schon wieder gelaufen war, weil fast alle Dämonen lieber abgehauen waren.

Ein Schuss erklang.

Scarlett hatte genug. Sie schlug mit Nye in die Richtung, aus der die Kugel geflogen kam, und schickte sie auf direktem Wege zurück. Sie sah, wie Angelina erschrocken auswich und dann erneut auf sie zielte. Allerdings war dieses Mal nicht sie das Ziel. Mit einem Satz stand Scarlett neben dem bewusstlosen Dämon und leitete die abgeschossene Kugel ins Leere.

„Ihr werdet uns nicht noch einmal besiegen“, sagte Irene und trat näher.

Ivan war dabei die Pfeile von Reika zu zerschlagen, während Scarlett den Dämon davor bewahrte zerlöchert zu werden.

„Die Schonzeit ist vorbei.“ Irene erhob ihr Schwert. „Jetzt werdet ihr unsere wahre Macht zu spüren bekommen. Ihr und die ganzen verdorbenen Dämonen, die ihr so beschützt.“

„Ist es denn nicht besser, wenn die Dämonen für ihre Vergehen büßen?“, fragte Scarlett und schickte eine weitere Kugel zu Angelina zurück.

„Das tun sie, indem sie mit ihrem Leben für das derer bezahlen, die sie getötet haben“, erwiderte Irene.

„Dämonen müssen büßen, indem sie weiterleben!“, konterte Scarlett gereizt, „Sie müssen für ihre Vergehen bezahlen und es besser machen. Sie müssen lernen ihre Natur abzulegen und sich anzupassen!“ Die nächste Kugel leitete sie in die Richtung von Irene, die nur erschrocken den Kopf einzog.

„Übernimm du Ivan“, sagte Scarlett und lief auf Irene zu.

Der Junge verdrehte die Augen und postierte sich neben dem Dämon, um nun die Pfeile und die Kugeln abzuwehren.

„Krieg das endlich in deinen Dickschädel!“, rief Scarlett und schlug mit Nye nach Irene, die den Schlag überrascht mit ihrem Schwert abblockte, „Die Dämonen haben auch ein Recht darauf hier zu leben! Sie dürfen nicht alles machen, wie es ihnen passt, aber sie dürfen leben wie wir Menschen. Was ist so schwer daran das zu verstehen?!“

Irene sah sie verdattert an. Sie wirkte verunsichert.

Auf einmal aber war ein Schrei zu hören und Reika stürzte vom Dach. Sie fiel nicht lange, schließlich hatte sie Flügel, doch sie schien ziemlich erschrocken zu sein. Auch die anderen hielten inne. Oben auf dem Dach war eine andere Gestalt erschienen.

„Na wenn das mal nicht unser Todesengel ist“, sagte Ivan lächelnd und legte sich den Schaft seiner Lanze auf die Schultern, „Was verschlägt dich denn in unsere Gegend?“

„Arbeit.“ Damit sprang sie vom Dach und landete neben Ivan. Jetzt konnte auch Scarlett sie erkennen, es war Kathleen. Ihr langes, fuchsrotes Haar fiel ihr über die Schultern. Dazu passend trug sie ein rotes, bauchfreies und trägerloses Top. Die hellblaue Hotpants aus Jeansstoff war an den Hosenbeinen stark abgewetzt und wurde von einem breiten, braunen Gürtel mit einigen Nieten gehalten. Dazu trug sie noch einen beigen Umhang und in der Hand hielt sie ihr Markenzeichen: die Sense mit einer silbernen Halbmondklinge, einem roten Schaft und vielen schwarzen Ornamenten. „Und wie oft muss ich das eigentlich noch sagen? Ich bin kein Shinigami“, fügte Kathleen noch hinzu.

„Der Name passt doch“, sagte Ivan, „Auch wenn du die Dämonen nicht auf die andere Seite bringst.“

„Noch so eine“, zischte Reika erzürnt.

„Wie war das?“ Kathleen richtete ihre Sense augenblicklich auf Reika. „Noch so etwas und ich ziehe es wirklich in Erwägung meinem Spitznamen alle Ehre zu machen.“

„Wehe“, knurrte Scarlett genervt und entfernte sich ein Stück von der noch leicht überraschten Irene.

„Wieso nicht?“, fragte die junge Frau, „Schließlich sollen wir sie ja eigentlich auch umlegen.“

„Weil ich es nicht will, darum“, sagte Scarlett und lud endlich die richtigen Patronen, „Wir sind zwar Jäger, aber das heißt nicht, dass wir auch jemanden töten müssen. Egal ob Mensch oder Dämon, beide sollen leben.“

„Gut gebrüllt Löwe“, sagte Ivan und warf sich den Dämon über die Schulter, der mindestens doppelt so schwer war wie er selbst. Seine Lanze war verschwunden.

„Na hoffentlich kommt das bei euren todesmutigen Freundinnen auch an“, sagte Kathleen nur skeptisch, „Wenn Avalon erst einen groß angelegten Befehl gibt, Mahlzeit, dann ist Schluss.“

Damit machten Scarlett, Ivan und Kathleen sich auch auf den Weg und ließen die drei ziemlich verwirrten Mädchen von Ivalin einfach stehen.

„Was hast du da nun gemacht?“, fragte Scarlett wenig später, als sie den Dämon beim Abholdienst von Avalon abgegeben hatten und auf dem Rückweg waren.

„Wie ich gesagt habe, Arbeit“, seufzte Kathleen zur Antwort.

„Aber das Gebiet behalten wir doch eigentlich im Auge“, bemerkte Ivan.

„Schon“, sagte Kathleen, „Aber bei meinem einzigen noch nicht erledigtem Fall von heute habe ich eigentlich gedacht, dass er sich bei euch blicken lässt.“

„Wieso sollte ein Dämon freiwillig zu uns kommen?“, fragte Scarlett belustigt. Sie musste allerdings einer allem Anschein nach ziemlich betrunkenen Frau ausweichen, die den Weg entlang torkelte. Sie waren gerade in einer der weniger freundlichen Gegenden, vor denen Scarlett allerdings schon seit sie sieben Jahre alt war keine Angst mehr hatte.

Kathleen seufzte. „Weil Zachary schon wieder abgehauen ist.“

„Nee neh?“ Scarlett verdrehte die Augen. „Den hatten wir doch gerade erst wieder eingefangen.“

„Dieser alte Ausreißer“, sagte Ivan kopfschüttelnd, „Dass er bei den ganzen Strafen, die er wegen seiner Ausbrüche bekommt, noch nicht die Nase voll hat, wundert mich wirklich. Wie ist er denn dieses Mal entwischt?“

„Wenn ich mich nicht verhört habe, hat er Keith ziemlich hereingelegt“, sagte Kathleen, „Mal wieder.“

„Und der Arme fällt auch jedes Mal wieder drauf rein“, kicherte Scarlett. Sie konnte sich Keiths Tobsuchtsanfall bildlich vorstellen, wie er in seinem Büro Rumpelstielzchen spielte und dabei das halbe Haus mithören konnte. Das Bild war zum Schreien komisch.

„Ja“, sagte Kathleen, „Und da Zachary schon ein paar Mal in eurer Gegend aufgetaucht ist, habe ich eigentlich damit gerechnet ihn zu finden. War wohl nichts.“

„Wenn nicht heute, dann morgen“, bemerkte Ivan mit einem etwas schiefen Lächeln, „Immerhin hat unsere gute Scarlett ja einen regelrechten Magneten für manche Dämonen.“

„Das ist Schwachsinn“, erwiderte sie nur gereizt, „Der Idiot von einem Dämon kommt so gut wie jedes Mal von alleine angelaufen.“

„Deswegen sag ich´s ja. Unseren jungen Freund ziehst du an wie der Honig die Bienen“, sagte Ivan und verkniff sich eindeutig ein Grinsen. Er konnte ihn zwar auch nicht so ganz leiden, aber es war irgendwo doch immer witzig und damit konnte er Scarlett ganz gut aufziehen.

„Halt die Klappe.“

„Warum so garstig?“

„Schnauze jetzt.“

„Also in eurer Gruppe geht es ja echt lustig zu“, bemerkte Kathleen lächelnd, „Serafina und Trix sind da wesentlich weniger entspannt.“

„Ist es so schlimm?“, fragte Scarlett.

„Man gewöhnt sich dran“, sagte Kathleen lächelnd und streckte sich.

„Hey.“

Die drei hielten an. Vor ihnen stand ein Mann, der seine besten Jahre definitiv hinter sich hatte. Er sah Kathleen interessiert an, die noch immer die Arme über dem Kopf verschränkt hatte. Ihre Oberweite schien es ihm besonders angetan zu haben.

„Was ist?“, fragte Scarlett unfreundlich.

„Warum so abweisend?“, lallte der Mann, „Leistet doch einem alten Mann ein wenig Gesellschaft und erzählt mal, was ihr hier so macht.“

„Wir sind auf dem Weg zu einer Freundin in der Bar da vorne“, sagte Kathleen und lächelte verführerisch, „Wollen Sie mitkommen?“ Sie zwinkerte.

„Aber gerne doch.“ Der Mann grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Was immer die Dame wünsch...“

Kathleen hatte ihm ihre Faust direkt ins Gesicht gerammt. „Leute wie Sie kann ich am allerwenigsten ausstehen“, sagte sie und ließ ihre Faust sinken, während der Mann hinten überkippte.

„Also wirklich, was hier alles rum läuft.“ Scarlett sah den Mann nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Ist ja widerlich.“

„Hoffentlich hat er seinen Rausch bald ausgeschlafen“, seufzte Ivan lediglich.

 

Am nächsten Tag war Samstag und Scarlett konnte erstmal ausschlafen. Die letzten Tage waren ziemlich hart gewesen und sie war froh über ein wenig Ruhe am Morgen. Nach einem ordentlichen Frühstück klopfte sie an die Tür gegenüber.

„War mir doch so als wenn du gleich klopfen würdest“, sagte Ivan lächelnd und öffnete die Tür ganz.

„Wo ist eigentlich Cecil?“, fragte Scarlett und trat ein, „Ich hab ihn schon seit einer Weile nicht mehr gesehen.“

„Der müsste eigentlich gleich wieder da sein“, sagte Ivan lächelnd und setzte sich auf das Bett auf der rechten Seite des Zimmers, „Er bringt kurz einen Bericht zum Hauptquartier und holt dann noch unser Frühstück.“

Scarlett setzte sich auf den Stuhl vor dem großen Schreibtisch. „Weißt du, ob er etwas herausgefunden hat? Über Ivalin meine ich.“

„Ja hab ich.“

Scarlett blickte überrascht zur Tür, in der Cecil aufgetaucht war.

„Ich sagte doch, dass er gleich wieder da sein wird“, bemerkte Ivan und verkniff sich ein Grinsen, „Und übrigens wusste ich schon, dass du etwas herausgefunden hast.“

„Wie das?“, fragte Cecil und stellte den Teller auf dem Schreibtisch ab. Er nahm sich auch gleich zwei der belegten Brötchen.

„Du murmelst im Schlaf“, grinste sein Bruder, „Ist recht interessant, was ich da manchmal so höre.“

Cecil verzog das Gesicht und stopfte Ivan einfach eines der Brötchen in den Mund. „Hör auf solchen Stuss zu reden, ich hab wesentlich interessantere Sachen entdeckt.“

„Dann lass mal hören“, sagte Scarlett lächelnd, „Ich bin schon sehr gespannt. Da Ivan schon einen Vorschuss hat, brenne ich darauf alles zu erfahren.“

„Du kriegst gleich auch eines in den Mund“, murmelte Cecil und sah sie warnend an.

Scarlett verkniff sich das Lachen und nickte nur.

„So viel weiß ich auch nicht“, bemerkte Ivan und schluckte seinen Bissen runter, „Das meiste war ziemlich undeutlich und zwischendrin hat er auch immer wieder geschnarcht.“

Zur Antwort flog ihm ein Stück Gurke ins Gesicht. „Ich mag keine Gurken“, kommentierte Cecil schlicht und biss in sein Brötchen. Sein linkes Auge zuckte ganz leicht.

„Kein Grund sie mir ins Gesicht zu schmeißen“, warf Ivan ein, „Ich mag die Dinger auch nicht besonders.“

„Sollen aber gut für die Haut sein.“ Scarlett grinste amüsiert.

„Willst du?“ Beide Jungen hatten schon das nächste Stück Gurke in der Hand.

„Danke, aber ich verzichte.“ Scarlett winkte ab und versuchte das Grinsen wieder aus ihrem Gesicht zu verscheuchen. So ganz wollte es ihr allerdings nicht gelingen.

„Wollt ihr nun wissen, was ich von meiner Recherche berichten kann, oder nicht?“, fragte Cecil.

„Fang schon an, aber vergiss nicht, dass wir heute Nachmittag noch wieder zur Patrouille müssen“, sagte Scarlett und nahm sich das letzte Brötchen, dass noch auf dem Teller lag.

„Schon gut“, seufzte Cecil, „Also, ich hab mich auch öfter in meinen wenigen freien Minuten von der Schule aus umgesehen. Ihr glaubt gar nicht, was da derzeitig alles durch die Foren geistert. So viele Gerüchte hab ich selbst über Avalon noch nicht auf einem Haufen gesehen.“

„Gab es da denn überhaupt irgendetwas Bewiesenes?“, fragte Ivan.

„Ich kann natürlich nicht genau sagen, was nun stimmt und was am Ende doch auch nur ein Gerücht ist“, sagte Cecil und biss von seinem Brötchen ab. Er überlegte einen Moment, ehe er fort fuhr. „Einige behaupten, dass Ivalin eine Tochterorganisation von Avalon sei. Andere sagen, dass sie dort komplett andere Ziele verfolgen. Am häufigsten werden aber einige unbestätigte Beobachtungen diskutiert. Laut diesen wechseln drei Mädchen angeblich auf magische Weise die Kleidung und fliegen durch die Luft. Ich glaube, wir wissen alle, dass dies durchaus der Realität entspricht.“

„Ja“, sagte Scarlett wenig begeistert und sah zu Boden. Jetzt waren Irene und ihre Freundinnen auch noch so unvorsichtig und ließen sich von einigen anderen bei ihrer Arbeit, die es ja anscheinend war, beobachten. Scarlett konnte sich nicht helfen, dass sie gegen Irene kämpfen musste, ging ihr bereits gegen den Strich, aber dass diese dann auch noch so unvorsichtig war, schlug dem fast den Boden ins Gesicht. Mit Pech bekamen auch bald die Medien davon Wind und wenn die Geheimnisse von Ivalin erstmal aufgedeckt waren, fehlte nicht mehr viel zu Avalon. Dann würde es wirklich brenzlig werden.

„Kurz was dazwischen“, sagte Cecil auf einmal, „Ich hab mich vorhin auch kurz mit Rebecca unterhalten. Sie hat gehört, dass es, wenn die drei jetzt auch noch so unvorsichtig werden, dass die Öffentlichkeit von ihnen Wind bekommt, bald wirklich einen Großbefehl geben wird. Ihr wisst, wie dieser lauten wird.“

„Eliminiert die drei Mädchen von Ivalin“, sagte Ivan unheilverkündend, „Und dann wird sie nichts mehr retten können. Es haben nicht alle so eine Moral wie unsere Scarlett, daher glaube ich nicht, dass viele zögern werden.“

Scarlett nickte nur. Dann würden auch alle Bitten nichts bringen. Selbst wenn sie es die erste Zeit verhindern konnte, ohne dass die Leitung von Avalon merkte, dass sie diejenige war, die sich dem Befehl hauptsächlich widersetzte, würde das nicht von langer Dauer sein. Ein ausreichend hohes Kopfgeld würde seine Anhänger finden und mit denen würden es weder die drei, noch Scarlett aufnehmen können. Dann wäre Schluss.

„Wenn deine Freundinnen nicht bald unter die Erde wollen, sollten sie sich noch mal überlegen, ob und für wen sie arbeiten wollen“, sagte Ivan.

Scarlett nickte wieder. Als wenn sie das nicht wusste.

„Zurück zu Ivalin“, sagte Cecil nun, „Einige Aussagen tauchen recht häufig auf. Laut denen ist Ivalin eine Organisation, die sich gegen Avalon verschworen hat und uns angeblich vernichten will. Da ich mir dessen nicht sicher war, hab ich mal nachgesehen, ob Ivalin nicht eine eigene Website hat.“

„Fündig geworden?“, fragte Ivan, nachdem Cecil eine Weile geschwiegen hatte.

Cecil nickte. „Da steht allerdings nur sehr wenig und so allgemein geschrieben, dass selbst ich da nichts finden konnte. Na ja, bis ich auf einen winzigen Anhaltspunkt gestoßen bin. Es war ein Satz: Sonne und Mond, Tag und Nacht, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille, auch wenn du nicht immer beide siehst.“

„Und was hat das zu bedeuten?“, fragte Ivan.

„Ein Code?“, vermutete Scarlett.

„Gut mitgedacht“, sagte Cecil lächelnd, „Da euch die ganzen speziellen Begriffe nicht viel sagen werden, versuche ich es mal kurz und verständlich zu erklären. Ich hab die Seite mal etwas näher untersucht und einige Verschlüsselungen ausprobiert und auch einige aufgelöst. Ratet mal, worauf ich gestoßen bin.“

„Sag du es uns.“ Scarlett sah ihn auffordernd an.

„Zu Befehl“, seufzte Cecil, „Ich frage mich aber, warum du hier die Befehle gibst, obwohl wir doch eindeutig schon länger hier sind und mehr Erfahrung haben.“

„Willst du es wirklich drauf anlegen?“, fragte Scarlett und setzte ihr sicheres Haifischgrinsen auf.

„Lasst es“, sagte Ivan, „Spuck lieber die Lösung aus, Cecil.“

„Spielverderber“, sagten Scarlett und Cecil nur gleichzeitig und sahen sich dann lächelnd an.

„Wie dem auch sei“, sagte Cecil dann, „Ich bin auf eine versteckte Seite in der eigentlichen Seite gestoßen. Die ist wohl nur für die Mitglieder gedacht, denn da waren reichlich unverschlüsselte Informationen. Ich nehme mal an, dass sonst keiner diese Seite hackt, ansonsten wären sie wohl wesentlich vorsichtiger gewesen.“ Er lächelte. „Dort steht so gut wie alles drin, um es kurz zu sagen.“

„Und was ist alles?“, fragte Ivan.

„Ivalin ist eine Organisation, die es geschafft hat Gegenstände zu entwickeln, mit denen man ohne Umschweife und ohne jegliche Kenntnis über die Astralebene zu eben dieser Verbindung aufbauen kann“, antwortete Cecil, „Und als ob das noch nicht genug wäre. Sie sind fest davon überzeugt, dass Dämonen finstere Wesen sind, die sich wie eine Krankheit über diesen Planeten ausgebreitet haben und die sie jetzt wieder vernichten müssen. Hier kommt dann auch Avalon ins Spiel. Da Avalon, wie einigen wenigen ja bekannt ist, die Dämonen wegen ihrer Vergehen gefangen nimmt, sie jedoch Jahre später wieder frei lässt, ist unsere Organisation der erklärte Todesfeind von Ivalin. Sie wollen alles daran setzen die Mitglieder von Avalon unschädlich zu machen und die Zeit der Dämonen zu beenden.“

„Das heißt, dass es höchst wahrscheinlich in einem Kampf zwischen den beiden Organisationen endet“, vermutete Scarlett nachdenklich.

„Ja“, sagte Cecil, „Aber durch ihre Gegenstände fällt es ihnen wesentlich leichter eine Verbindung zu unserer guten Astralebene herzustellen. Anfänger wie deine Freundinnen dürften dies normalerweise selbst im Traum nur sehr schwer schaffen. Und im träumenden Zustand soll es immer noch am einfachsten sein.“

„Abgesehen davon, dass man träumend schlecht kämpfen kann“, bemerkte Ivan.

„Eben und für uns ist es auch nicht einfach. Wir können Zessiro und Xavier auch nur so schnell materialisieren, weil wir ihre genaue Beschaffenheit kennen und ihr Aussehen ebenfalls immer im Kopf haben. Außerdem sind sie durch Blut mit uns verbunden, was die Sache nochmals einfacher macht, aber trotzdem noch verflixt schwer ist. Versteht ihr was ich meine? Wir sind durch das Blutband sozusagen an unsere eine Waffe gebunden und es gab bisher nur ein oder zwei Fälle, die es ohne Verbindung durch Blut geschafft haben ihre Waffen oder etwas dergleichen zu materialisieren. Dagegen können unsere Widersacher einfach so beinahe jede beliebige Waffe materialisieren und sind somit in der Lage auch die Waffen zu wechseln. Sollte es wirklich zu einem Kampf kommen, was wir nicht hoffen wollen, wird es für uns sehr schwer werden, es mit ihnen aufzunehmen.“

„Bisher verläuft die Sache aber doch recht einfach“, warf Ivan ein.

„Unsere drei sind die neuesten Mitglieder von Ivalin“, seufzte Cecil, „Sie haben weitaus härtere Mitglieder. Ich hab die Namen und Beschreibungen gelesen, da müssten selbst Sebastian und Keith sich warm anziehen.“

„Hört sich nicht gerade gut an.“ Ivan ließ sich mit dem Rücken auf die Matratze fallen.

„Ist es auch nicht. Ich weiß natürlich nicht, wie viel die Leitung von Avalon weiß, aber da deine drei Freundinnen von Ivalin derzeitig die einzigen sind, die uns in die Quere kommen, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis der Befehl kommt.“

„Und dann gnade ihnen Gott“, sagte Ivan, „Wenn sich Leute wie Sebastian in den Kopf setzen die drei umzubringen, haben sie selbst zu dritt keine Chance. Ohne jemanden, der stärker ist, werden sie dann nicht mehr lange überleben.“

„Aber was sollen wir machen?“, fragte Scarlett niedergeschlagen, „So wie die Sache aussieht, gibt nicht gerade viele Möglichkeiten. Entweder Irene, Reika und Angelina werden getötet. Darauf würde dann aber wahrscheinlich von Ivalin die endgültige Kriegserklärung kommen. Oder Avalon greift gleich Ivalin an. Wie das endet, kann ich nicht sagen. Es kann aber auch sein, dass Ivalin ganz plötzlich und ohne Vorwarnung angreift. Wie das endet, weiß ich auch nicht. Und wenn...“ Scarlett verstummte.

„Es gibt viele Möglichkeiten“, korrigierte Cecil, „Aber bisher nur zwei erwägbare Ausgänge des Kampfes, der auf jeden Fall kommen wird.“

„Richtig.“ Ivan setzte ich wieder auf. „Ich frage mich nur, was die Leitung unternehmen wird. So einen Fall gab es, meines Wissens jedenfalls, noch nie in der Geschichte von Avalon. Aber egal, wie sie sich entscheiden, früher oder später wird es zum Kampf kommen und an dem werden wahrscheinlich auch wir teilnehmen müssen.“

„Aber das ist doch bescheuert“, sagte Scarlett, „Egal wie wir es auch drehen, eine Organisation wird in jedem Fall ausgeschaltet. Warum kann man nicht miteinander reden?“

„Die Fronten sind zu verhärtet“, erklärte Cecil, „Auf jeder einzelnen Unterseite von Ivalin stand irgendwo wortwörtlich: Tötet die Dämonen, bringt der Welt ihren Frieden zurück.“

„Verstehe“, sagte Ivan nachdenklich, „Die von Ivalin haben ihre feste Meinung und werden nicht von ihr abweichen. Und Avalon hat ebenfalls seine Meinung. Dass diese bereits mehrfach bestätigt wurde, sehen die Mitglieder von Ivalin wahrscheinlich gar nicht.“

„Genau“, sagte Cecil, „Man hat ihnen etwas eingebläut und davon sind sie felsenfest überzeugt. Was ihren Vorstellungen nicht entspricht, wird nicht beachtet oder vernichtet.“

„Aber mal ehrlich“, sagte Scarlett, „Im Grunde genommen ist Avalon in der Hinsicht doch auch nicht sehr viel besser.“

„Stimmt schon.“ Ivan seufzte erneut. „Aber wir können daran auch nichts ändern. Das ist doch überall in der Geschäftswelt so, die großen verschlucken die kleinen und schwachen.“

„Das Gesetz des Dschungels zählt also auch heute noch“, stöhnte Scarlett, „Und ich glaube auch nicht, dass ausgerechnet Avalon es besser machen wird.“

Die beiden Jungen nickten nur. Sie waren in einer Sackgasse. Sie kannten die Fakten und wussten auch, woran das Ganze lag, doch sie konnten trotzdem nichts unternehmen. Niemand würde ihnen zuhören. Und das war frustrierend.

Kapitel 6

Am nächsten Morgen ging Scarlett, wie sie angekündigt hatte, zum Friedhof. Er war nur eine Dreiviertelstunde Fußmarsch von Avalon entfernt, weshalb sie sich kein Taxi rief, sondern zu Fuß ging. Sicherheitshalber hatte sie sich normale Klamotten angezogen und ihre langen rotblonden Haare wehten im Wind. Heute war Sonntag und noch nicht viel los auf den Straßen. Bis jetzt hatte Scarlett nur einige wenige Leute mit ihren Hunden oder ein paar Spaziergänger gesehen. Der Himmel war von einigen Wolken verhangen, aber gelegentlich kam auch die Sonne hervor und wärmte Scarlett mit ihren Strahlen.

 Schließlich stand Scarlett vor dem massiven Grabstein, auf dem der Name ihres Vaters und sein Geburts- und sein Todestag standen. Seit ihr Vater damals einem Dämon zum Opfer gefallen war und sie und ihre Mutter das von weitem beobachtet hatten, war Scarlett nicht mehr dieselbe. Anfangs hatte sie unter Schock gestanden und allein in ihrem Zimmer geweint, weil sie Alpträume heimgesucht hatten. Und dann, als sie keine Tränen mehr gehabt und versucht hatte ihre Mutter wieder aufzubauen, war diese durchgedreht.

Scarlett erinnerte sich lebhaft an den Tag. Es war unheimlich knapp gewesen und wären Cecil und Ivan damals nicht aufgetaucht, hätte ihre eigene Mutter sie wahrscheinlich erschlagen. Das war auch der Tag gewesen, an dem sie das letzte Mal offen geweint hatte. Das war der Tag, an dem sich ihr Leben für immer geändert hatte. Ohne Avalon wäre sie heute ein ganz normales Mädchen in der elften Klasse und hätte nichts von dieser Organisation und den Dämonen gewusst. Sie hätte mit Irene und Bianca ihre Nachmittage verbracht und nicht Dämonen gejagt. Sie wäre, wie vor diesem Vorfall, ein offenes und lustiges Mädchen gewesen, das zu gerne lachte und Scherze machte. Und doch war es anders gekommen. Sie war den meisten Mädchen in ihrer Klasse, was das sportliche Können anging, um einiges voraus und sie wusste auch einige Dinge, von denen noch nicht mal die Lehrer allzu genau bescheid wussten. Dafür kannte sie aber auch einige der einfachsten und für andere normalsten Dinge kaum bis gar nicht. Einen Computer nur mal als Beispiel.

 Sie hatte bei den Besuchen auf dem Friedhof nie mit dem Grab ihres Vaters gesprochen. Genauso wenig wie mit dem ihrer Großeltern. Wenn einige Leute das machten, war es deren Sache, doch Scarlett war nicht dieser Typ. Seufzend holte sie die Gießkanne unter dem Busch hinter dem Grab ihres Vaters hervor. Sie füllte sie mit Wasser und goss die wenigen Blumen auf dem Grab. Bei dem Grab ihrer Großeltern machte sie dasselbe.

 „Saskia?“

 Scarlett drehte sich überrascht und ein wenig erschrocken um. Bianca stand hinter ihr und hatte ebenfalls eine Gießkanne in der Hand.

 „Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe“, sagte Bianca, als ihr Scarletts entgeistertes Gesicht auffiel.

 Diese schüttelte in dem Moment den Kopf und sammelte ihre Gesichtszüge wieder ein. „Schon gut, aber was machst du hier?“

 „Ich gieße die Blumen auf dem Grab meiner Tante. Meine Eltern haben noch etwas zu erledigen, deshalb mach ich das“, antwortete Bianca und strich sich einige Strähnen ihrer etwa kinnlangen und glatten, weizenfarbenen Haare hinter das Ohr, „Und was machst du hier? Sind das Verwandte von dir?“

 Scarlett stellte sich absichtlich so vor das Grab, dass Bianca die Namen ihrer Großeltern nicht lesen konnte. „Nein, das ist das Grab eines älteren Ehepaares, mit dem sich meine Großeltern gut verstanden hatten.“

 „Ach so“, sagte Bianca lächelnd, dann wurde ihr Gesicht wieder ernst, „Aber das mit Irene wundert mich wirklich. Es hat ja fast den Anschein, als würde sie nichts mehr mit uns zu tun haben wollen.“

 „Ja“, sagte Scarlett nur.

 „Na ja, da du es eilig zu haben scheinst, will ich dich nicht weiter aufhalten.“ Bianca winkte lächelnd. „Wir sehen uns morgen in der Schule.“

 „Bis dann.“ Scarlett versteckte die Gießkanne wieder unter dem Busch hinter dem Grab ihres Vaters, damit niemand auf die Idee kam sie mitzunehmen. Dann machte sie sich langsam auf den Rückweg. Da war ja auch noch das Problem mit Irene. Scarlett wusste langsam nicht mehr, was sie machen sollte. Nun waren auch noch andere Mitglieder von Ivalin aufgetaucht und daher war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Leitung von Avalon genug von der neuen Organisation hatte. Ob und wie der Kampf stattfinden würde, wusste Scarlett nicht. Es war ihr eigentlich auch egal, sie wollte nur Irene irgendwie heil aus der Sache herausholen. Doch erstmal musste sie ihrer verrückten Mutter gegenüber treten.

 Wieder bei Avalon betrat sie das Hauptgebäude und durfte beim Eingang zu den Kellertrakten erstmal ihren Ausweis vorlegen, ehe sie eingelassen wurde. Sie ging die Treppen runter in das erste Untergeschoss. Hier wurden einige Menschen in Gewahrsam gehalten, die einmal einen Dämon gesehen hatten und anschließend mehr oder weniger verrückt geworden waren, so auch ihre Mutter.

 Scarlett bog um eine Ecke und lief beinahe gegen einen hochgewachsenen Mann, der gerade in die entgegengesetzte Richtung wollte. Seine eher kurzen, braunen Haare hatte er mit Gel geglättet. Die langen Ärmel seines blauen Hemdes hatte er hochgekrempelt und die Knöpfe waren offen, wodurch man seine ziemlich stark ausgeprägten Muskeln deutlich sehen konnte. Auch die lockere dunkelgraue Hose und das etwas überhebliche Grinsen waren typisch, jedenfalls hatte er sich das in letzter Zeit so angewöhnt.

 „Hey Miss Scarlett, was verschlägt Euch denn hier her?“, fragte Keith grinsend.

 „Hör auf so überheblich zu sein und das hohe Geschwätz passt auch nicht zu dir“, sagte Scarlett, „Und ich habe um halb eins einen Termin bei meiner verrückten Mutter.“

 „Stimmt, das war ja heute.“ Keith kratzte sich am Kopf. „Aber nimm´s nicht allzu schwer. Ich wäre bei meiner ersten Begegnung mit einem Dämon auch beinahe durchgedreht, wenn Sebastian mich da nicht rausgeholt hätte.“

 „Du bist durchgedreht, falls es dir noch nicht aufgefallen ist“, bemerkte Scarlett lediglich trocken. Es ging ihr langsam auf die Nerven, dass alle meinten, sie müssten sie aufheitern oder trösten, nur weil heute wahrscheinlich ihr letztes Treffen mit ihrer Mutter war.

 „Das ist nicht sehr nett“, erwiderte Keith, „Was erwartest du denn, wenn man sein halbes Leben hier unten verbringt und auf die aufsässigen Dämonen aufpassen muss?“

 „Ich würde ja gerne weiter mit dir plaudern, Keith, aber wie du weißt, habe ich noch einen Termin, also entschuldige mich bitte.“ Scarlett ging damit einfach an dem Wärter und Meister vorbei.

 „Oje, ganz schön kaltherzig die Gute“, sagte Keith nur kopfschüttelnd.

 „Tja, je mehr sie in Bedrängnis kommt, desto kälter wirkt sie nach außen hin“, seufzte Cecil, der mit Ivan auf einmal neben Keith stand.

 „Passt auf sie auf, sie ist ein gutes Mädchen“, sagte Keith nur. Ein klein wenig überrascht war er allerdings schon, er hatte die beiden gar nicht bemerkt.

 „Das werden wir schon“, sagte Ivan und damit folgten die beiden Jungen unauffällig Scarlett, während Keith sich auf den Weg in die Stockwerke weiter unten machte.

 Scarlett war inzwischen auch auf zwei der normalen Wärter gestoßen, die nur auf die Menschen im ersten Untergeschoss achteten. Die beiden begleiteten sie zu dem Besprechungsraum, in dem ihre Mutter wohl bereits saß.

Inzwischen wurde sie wieder nervös, auch wenn sie es sich natürlich nicht anmerken ließ. Wenn sie es heute nicht schaffte, endlich vernünftig mit ihrer Mutter zu reden, würde die Leitung von Avalon entscheiden, was mit ihr passierte. Menschen wurden nur für eine bestimmte Zeit von Avalon festgehalten. Und ihre Mutter war bereits schon um einiges länger hier als eigentlich erlaubt, denn Cecil und Ivan hatten es irgendwie immer wieder geschafft noch ein paar Monate herauszuschlagen. Doch nun war die Frist vorbei. Wenn ihre Mutter sich nicht endlich dazu bereit erklärte, unter der Aufsicht von Avalon wieder in eine Wohnung zu ziehen und arbeiten zu gehen wie jeder andere auch, wurde von Avalon für nichts garantiert.

 Die beiden Wärter, die die üblichen schwarzen Anzüge trugen und eher wie Vertreter aussahen, hatten Scarlett vor die Tür gebracht, hinter der ihre Mutter saß. Und wie immer konnte Scarlett nicht damit rechnen, dass sie ihr freundlich kommen würde. Nun holte Scarlett noch einmal tief Luft und drückte dann die Türklinke runter.

In dem Raum standen wie immer lediglich ein Tisch und zwei Stühle und nur durch eine Leuchtstoffröhre an der Decke wurde der Raum erhellt. Scarletts Mutter saß auf einem der eisernen Stühle. Ihre eigentlich feuerroten Haare schienen dunkler geworden zu sein und sie trug nur eine schlichte Bluse und eine Stoffhose. Ihr Blick richtete sich auf Scarlett und ihre Augen wurden deutlich schmaler.

Scarlett nahm auf dem Stuhl gegenüber ihrer Mutter platz. Zwischen ihnen stand der Tisch und wenn das Gespräch heute so ausging, wie die letzten Male immer, war das auch gut so.

 „Was will meine herzlose Tochter denn heute?“, fragte Scarletts Mutter, die hier bei Avalon als Gabriel Anders bekannt war. Scarletts leibliche Mutter, die nach dem Vorfall mit einem Dämon verrückt geworden war.

 Scarlett sah auch heute noch den Wahnsinn in den Augen ihrer Mutter, doch wenigstens schien diese zurzeit noch recht ruhig zu sein. „Ich bin hier, um mit dir nochmal über deine Zukunft zu sprechen“, antwortete Scarlett knapp.

 „War das nicht die letzten Male auch schon der Grund?“ Gabriel sah sie nur kalt an. „Und ich habe dir jedes Mal schon gesagt, dass es mir egal ist, was die hier mit mir machen. Ich frage mich nur, wie du hier immer wieder rein kommst. Ist das hier nicht streng geheim? Und die anderen bekommen auch nie Besuch von ihren Verwandten. Was also verschafft ausgerechnet mir die Ehre von meiner kalten Tochter besucht zu werden?“

 „Und ich habe dir die letzten Male auch schon gesagt, dass ich hier arbeite“, erwiderte Scarlett, „Aber wir sind nicht hier, um über mich zu reden. Es ist deine Zukunft, die auf dem Spiel steht.“

 „Was ist Zukunft schon? Ich sehe nichts dergleichen. Jeder Tag zieht vorbei und jeden Tag träume ich davon, wieder mit meinem Mann vereint zu sein. Aber so etwas versteht eine Göre wie du ja nicht. Gefühle sind dir unbekannt und du interessierst dich nur für dich. Was anderes ist dir nicht wichtig.“

 „Kannst du eigentlich auch einmal an etwas anderes denken als an Vater?“, fragte Scarlett tonlos, „Er ist tot und wird nie wiederkommen. Du musst endlich darüber hinwegkommen und aufhören in der Vergangenheit zu leben. Er würde es nicht ertragen, dich so zu sehen. Und ich kann es im Übrigen auch nicht mehr.“

 „Oh, solltest du mir jetzt etwa leidtun?“ Es war deutlich zu sehen, wie sich Gabriel langsam wieder aufregte. „Es ist mir egal, was du kannst und was nicht. Scher dich doch zum Teufel, wenn du mich nicht mehr sehen kannst! Ich kann dich auch nicht mehr sehen, du bist nicht meine richtige Tochter! Du bist und warst es nie! Hörst du? Du bist nicht Saskia! Du bist eine billige Imitation und nichts wert! Geh mir aus den Augen!“

 „Tja, es tut mir leid, aber deine Tochter Saskia ist wohl schon lange tot“, sagte Scarlett und lächelte gekränkt, „Ich bin Scarlett...“

 „Es interessiert mich einen scheiß Dreck, wer du bist! Verschwinde endlich mit deinem Pack und lass dich hier nie mehr sehen!“

 „Schön“, sagte Scarlett und stand auf, „Dann bleib so stur. Das war das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben. Ruhe in Frieden.“

 Damit ging Scarlett aus dem Raum. Sie wusste, dass ihre Mutter auch auf sie losgegangen wäre, doch man hatte sie anscheinend an den Stuhl gefesselt, um das zu verhindern. Doch ihre Worte waren schlimmer als jeder Angriff, Scarlett kämpfte schwer gegen die Tränen an und zitterte leicht. Sie hoffte nur, dass sie so niemand ihrer Bekannten sah. Doch diese Hoffnung sollte nicht erfüllt werden.

 „Alles klar bei dir?“, fragte Cecil, der auf einmal vor ihr stand.

 „Du siehst ziemlich mitgenommen aus“, bemerkte Ivan besorgt.

 „Es geht mir gut“, antwortete Scarlett nur mürrisch, „Für wen haltet ihr mich eigentlich?“

 „Für ein starkes, aber verletztes Mädchen“, sagte Cecil mitfühlend. Scarlett war wirklich am Boden. So nahe war sie den Tränen schon lange nicht mehr gewesen.

 „Ach, haltet doch den Mund.“ Scarlett sah zur Seite und unterdrückte ein Schluchzen. Warum mussten die beiden ausgerechnet jetzt hier sein? Jetzt, wo sie kurz davor war ihre Selbstbeherrschung zu verlieren.

 „HEY!“

 Scarlett und die beiden Jungen blickten überrascht auf. Zachary kam in einem Affenzahn angeschossen und kam neben ihnen schlitternd zum Stehen. Auf dem Arm hatte er noch Lilly, die allerdings ein Buch vor der Nase hatte und sich nur mit einer Hand an seinem Hals festhielt.

 „Nanu? Hast du einen Frosch gegessen oder warum siehst du so aus, Scarlett?“, fragte Zachary etwas verwundert.

 „Halt die Schnauze“, erwiderte Scarlett nur giftig. Sie sah jedoch immer noch zur Seite.

 Ehe Zachary etwas darauf erwidern konnte, hörten sie Keiths aufgebrachtes Fluchen und die recht schweren Schritte auf den eisernen Fließen. Durch die ebenfalls kahlen, eisernen Wände hallten seine Schritte im Gang wider.

 „Bleib stehen du DÄMON!“, schrie Keith wütend.

 „Hjuuu, ich verschwinde mal besser. Pass kurz auf das Prinzesschen auf.“ Damit drückte der Dämon Lilly einfach Scarlett in die Arme und lief fliegenden Schritts weiter. Scarlett sah die junge Dämonin nur überrascht an, die sie erst jetzt zu bemerken schien.

 „Scar!“, rief sie prompt freudig und das Buch fiel auf den Boden. Sie legte Scarlett beide Arme um die Hals und kuschelte sich zufrieden an sie.

 Währenddessen rannte Keith an ihnen vorbei, auch wenn er dieser ziemlich ungewöhnlichen Szene wegen etwas verwirrt drein blickte. Dann kam Zachary wieder in Sicht, der wohl gemerkt hatte, dass er in eine Sackgasse gelaufen war. Die Geheimgänge kannte er ja Gott sei Dank nicht.

Dann hatte Keith ihn endlich eingeholt und steckte die Hand aus, doch der Dämon sprang zur Seite. Keith hatte schon mithilfe des Elektroschock-Halsbands, das auch Zachary um den Hals trug, versucht ihn ruhigzustellen, nur leider klappte das mal wieder nicht. Dieser Dämon schien gegen fast alle Arten von Strafen immun zu sein.

Als Keith erneut zupackte, entwischte Zachary ihm nur sehr knapp und stieß gegen eine der angelehnten Türen. Er stolperte hinein und sah sich einer Frau gegenüber, die an einen der beiden Stühle im Raum gefesselt war.

 Scarlett starrte nur erschrocken zu dem Raum, in dem ihre Mutter saß und in den Zachary gerade unfreiwillig gestolpert war. Sie drückte Lilly nur Ivan in den Arm und rannte zu dem Raum. Ivan sah die Dämonin mit einer hochgezogenen Augenbraue an, die auch ein wenig überrascht wirkte.

 Noch bevor Keith den Raum betreten konnte, stand Scarlett in der Tür. Zachary und ihre Mutter sahen sich immer noch etwas überrascht an.

 „Zachary, komm sofort da raus“, sagte Scarlett nur. Doch bei dem Anblick ihrer Mutter, stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen.

 Zachary schien das auch aufzufallen und er sah sie leicht verwundert an. „Was ist los mit dir? Du bist ja gar nicht so streng wie sonst.“

 „Komm da raus und lass meine Mutter in Ruhe“, sagte Scarlett beharrlich. Sie konnte nur knapp verhindern zu schluchzen.

 „Die Frau soll deine Mutter sein?“ Zachary stellte sich direkt vor Gabriel und beugte sich ein wenig vor, sodass er ihr direkt in die Augen sehen konnte. Das schien Gabriel jedoch gar nicht zu gefallen, denn obwohl selbst ihre Beine an den Stuhl gefesselt waren, hüpfte sie bald mit dem ganzen Stuhl herum und schrie irgendetwas vollkommen Unverständliches.

 „Nein“, sagte Zachary dann schlicht und richtete sich wieder auf, woraufhin Gabriel sich wenigstens ein bisschen beruhigte.

 „Wie nein?“, fragte Scarlett verwirrt.

 „Sie ist nicht deine Mutter“, sagte Zachary nur, „Im Aussehen ähnelt ihr euch vielleicht, aber sonst seid ihr euch überhaupt nicht ähnlich. Ihr seid keine Familie. Jedenfalls keine seelenverwandte Familie.“

 Scarlett sah Zachary beinahe fassungslos an.

 „Das sage ich doch schon die ganze Zeit!“, schnauzte Gabriel, „Die behauptet doch die ganze Zeit meine Tochter zu sein. Soll sie sich sonst wohin scheren! Ich kann sie nicht mehr sehen! Sie...“

 „Halt die Klappe, du alte Schachtel“, sagte Zachary nur über die Schulter, „Wage es nicht so von ihr zu reden, wenn du deinen Verstand sowieso schon verloren hast.“

 Das verschlug Gabriel die Sprache und Scarlett sah ihn ebenfalls nur fassungslos an. Was machte der Dämon da?

 Lilly schien es unterdessen auf Ivans Arm nicht mehr zu gefallen. Er wollte sie noch festhalten, doch die Kleine wand sich aus seinem Griff. Sie stieß sich von seiner Schulter ab und flog regelrecht auf Keith zu. Dieser hatte sie gerade bemerkt und sah sie an, da stieß sich Lilly plötzlich mit einem Fuß an seinem Kopf ab und sauste in den Raum, in dem Scarlett, ihre Mutter und Zachary noch immer waren.

Keith stolperte bloß rückwärts gegen die Wand, denn auch wenn sie derzeitig die jüngste Dämonin war, hatte sie schon einiges an Kraft.

 „Scar!“, rief Lilly und fiel Scarlett um den Hals.

 Diese hielt sie nur überrascht fest und Zachary blickte kurz nach draußen zu dem stöhnenden Keith, der sich den Kopf hielt. Ein Grinsen konnte Zachary sich nicht verkneifen, ehe sein Blick wieder auf Scarletts angebliche Mutter fiel, die ihre Tochter verdattert ansah. Sein rechter Mundwinkel verzog sich zu einem Lächeln.

 „Na Prinzesschen? Du willst uns wohl Gesellschaft leisten“, sagte Zachary lächelnd und trat neben die noch etwas überraschte Scarlett.

 „Scar?“ Lilly schien unterdessen gemerkt zu haben, dass Scarlett immer noch Tränen in den Augen hatte. Sie fasste mit dem Finger in Scarletts Auge, die es überrascht zukniff.

 „Lass das“, sagte Scarlett und wischte sich schnell die Tränen weg, damit Lilly nicht noch einmal auf die Idee kam ihr das Auge auszustehen.

 Daraufhin klammerte sich Lilly nur wieder an Scarletts Hals und sah zufrieden zu Zachary. Dieser seufzte in dem Moment nur kopfschüttelnd.

 „Na ja, ich glaube, das Prinzesschen hat nur noch Interesse für dich, Scarlett“, stellte er schmunzelnd fest und schob Scarlett aus dem Raum. Ihre Mutter zeterte irgendetwas im Hintergrund, doch da hatte Zachary die Tür schon mit seinem Fuß wieder zugezogen, sodass das Schloss einrastete. Allerdings stand er nun Keith gegenüber, der ihn wütend ansah. Zachary wollte zur Seite springen, doch da hatte Keith leider sein blödes Halsband erwischt und hielt in fest.

 „Mist!“, krächzte Zachary und lächelte schief, „Erwischt.“

 „Endlich hab ich dich“, stöhnte Keith nur und sah zu Scarlett, die immer noch Lilly auf dem Arm hatte.

 Scarlett fiel Keiths leicht verwirrter Blick auf, als er sah, wie Lilly sich an Scarletts Hals klammerte und die Augen geschlossen hatte. „Es ist alles in Ordnung, die beiden sind harmlos.“

 Keiths Augenbrauen wanderten nach oben und er sah Cecil und Ivan an, die in dem Moment wieder zu der Gruppe stießen.

 „Ein albernes Etwas und ein anhängliches Etwas, beide nicht weiter gefährlich“, bestätigte Cecil. Er schien sich aber nicht so ganz entscheiden zu können, ob er jetzt resigniert drein blicken oder schmunzeln sollte.

 „Jedenfalls nicht für Scarlett, unseren Dämonenmagneten“, bemerkte Ivan nur mit einem schiefen Lächeln.

 „Wer ist hier ein Dämonenmagnet?“, fragte Scarlett gereizt, „Ich kann doch auch nichts dafür, wenn sie immer freiwillig zu mir kommen.“

 Keith schüttelte nur den Kopf. „So etwas ist mir auch noch nicht untergekommen, aber die beiden müssen trotzdem wieder nach unten.“

 „Bestrafen Sie sie aber nicht zu hart“, sagte Scarlett, die dabei allerdings Lilly ansah.

 „Der Kleinen verpassen wir sowieso nur die geringste Strafe“, sagte Keith und sein resignierter Blick fiel auf Zachary, „Aber selbst wenn wir ihm hier die höchste Dosis verpassen, scheint er das noch nicht mal zu merken.“

 Zachary grinste nur breit und man sah seine etwas spitzeren Zähne. „Angenehm ist es nicht gerade, aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran.“

 Keith knurrte etwas Unverständliches, das sich nach einem derben Fluch anhörte.

 „Du bist unmöglich“, seufzte Scarlett kopfschüttelnd, „Dir scheint es ja wirklich Spaß zu machen, alles auf den Kopf zu stellen.“

 „Tut es auch“, sagte Zachary, „Übrigens Keith, dieses komische Halsband kitzelt manchmal ganz schön.“

 „Meinst du vielleicht die Stromstöße?“, fragte Ivan mit einer hochgezogenen Augenbraue, „Du bist unglaublich.“

 Zachary zeigte nur die Zähne, während Scarlett Lillys Buch wieder vom Boden aufsammelte. Die kleine Dämonin nahm das Buch freudig entgegen und schlug eine Seite mittendrin auf.

 Keith schüttelte den Kopf. „Also echt, ihr zwei seid Dämonen, wie ich sie in meiner ganzen Laufbahn noch nie gesehen habe.“

 „Der eine liebt Pfannkuchen und die andere ist ein Bücherwurm“, stellte Cecil schief lächelnd fest, „Ich würde sie auch als abnormale Dämonen bezeichnen.“

 „Gerade weil unsere Miss hier ja wenigstens den großen Dämon neben uns eingefangen hat“, bemerkte Keith ungläubig, „Ich weiß noch, was das damals für ein Aufstand war.“

 „Erinnern Sie uns nicht daran.“ Ivan verdrehte die Augen.

 „Die vier Tage werde ich sicherlich auch nie vergessen“, sagte Scarlett mit einem schiefen Lächeln.

 Es war ihr erster Auftrag gewesen, nachdem sie mit vierzehn die Ausbildung zum Hunter abgeschlossen hatte. Sie sollte mit den Brüdern Cecil und Ivan einen Dämon einfangen, der innerhalb weniger Tage bereits einige duzend Menschen getötet hatte. Dabei blieb von den Leichen auch noch das meiste übrig, obwohl die Dämonen doch sonst sogar die Knochen fraßen. Es war einer der seltsamsten Fälle gewesen.

An dem Morgen hatte Scarlett das erste Mal die scharlachrote Bluse angezogen, die so gut zu ihrem Namen passte. Die weiße Hose, die sie ausgewählt hatte, um das Rot ihrer Bluse zu unterstreichen, kam auch das erste Mal zum Einsatz. Zu Letzt hatte sie noch den langen, schwarzen Mantel mit den vielen Schnallen angezogen, auch wenn sie die Schnallen offen gelassen hatte, da ihr das ansonsten zu warm wurde. Mit ihrem Revolver hatte sie zwar bereits einige Übungsziele erlegt, doch es war das erste Mal gewesen, dass sie das Halfter aus dunklem Leder mit Nye an ihren rechten Oberschenkel geschnallt hatte. Ihr Auftrag lautete den Dämon 3435, wie er damals genannt wurde, ausfindig zu machen und lebend zu fangen.

Kapitel 5

„Na dann wollen wir mal“, sagte Scarlett und zog ihren schwarzen Mantel an. Inzwischen war es Mittag und Zeit zum Aufbrechen.

„Wie du wünscht“, sagte Cecil und griff nach seiner weißen Jacke, „Ist schon eine Weile her, dass ich diese Art von Arbeit verrichtet habe.“

„Hoffentlich bist du nicht zu sehr eingerostet“, sagte Ivan lächelnd, „Ich nehme nämlich kein Schmieröl mit.“

„Ist auch nicht nötig“, sagte Cecil, „Ich hab selber welches dabei.“

Scarlett schüttelte nur den Kopf und öffnete das Fenster. Sie sprang hinaus, gefolgt von den beiden Jungen und gemeinsam liefen sie das kurze Stück zur Mauer. Dieser Teil lag glücklicherweise nicht an der großen Hauptstraße, ansonsten hätten sie ein kleines Problem gehabt. Die drei Meter waren für die Hunter keine Hürde und sie landeten auf dem Bürgersteig. Scarlett steckte noch schnell ihre Haare hoch und setzte die Schirmmütze auf, was sie zuvor vergessen hatte.

„Mal sehen, ob uns heute ein Dämon ins Netz geht, der noch nicht auf einer der Listen steht“, sagte sie und ging los.

Die beiden Jungen folgten ihr wie immer und verhielten sich wie stille Schatten. Das machte die meisten Gruppen aus. Es gab immer Dreiergruppen, die gemeinsam auf Dämonenjagd gingen. Weniger als zwei durften es eigentlich auch nicht sein, das war von der Leitung so vorgeschrieben worden. Es gab immer einen Anführer oder eine Anführerin, die man meistens klar erkennen konnte, wenn man nur ein wenig auf die Haltung achtete. Die anderen beiden Mitglieder verhielten sich meist wie stille Schatten, die dem Anführer bei Gefahren jedoch sofort zur Seite standen. Außerdem hatten sie dem Befehl ihres Anführers zu gehorchen. Daher war auch eigentlich immer der Erfahrenste aus einer Gruppe der Leiter.

Bei Scarletts Gruppe war es allerdings ein wenig anders, denn sie war zwei Jahre später zu Avalon gestoßen als die Brüder Cecil und Ivan. Da sie jedoch rasend schnell gelernt hatte und sich als äußerst starkes Mitglied auszeichnete, war sie zur Anführerin der Gruppe ernannt worden. Allerdings auch nur, weil bekannt war, aus welchem Holz die beiden Jungen geschnitzt waren. Da sich die Anordnung dieses Gespanns jedoch inzwischen bewiesen hatte, zweifelte auch niemand mehr an Scarletts Fähigkeiten, was am Anfang vermehrt geschehen war. Heute galt sie unter den Dämonen als gefürchtete Jägerin von Avalon und bei der Organisation selbst gehörte sie mit Cecil und Ivan schon beinahe zur Elite.

Scarlett ging zunächst durch noch etwas belebtere Gegenden und achtete stark auf ihr Empfinden. Doch sie konnte keine kühlere Präsenz wahrnehmen und schlug so bald den Weg in weniger belebte Straßen und Gassen ein. So vergingen auch heute wieder einige Stunden, bis es ihr zwischen den ganzen Mietshäusern zu blöd wurde und sie mit wenigen Sätzen auf das Dach sprang. Cecil und Ivan waren auch nicht weit. Sie beobachtete eine Weile die langsam immer tiefer sinkende Sonne und schlenderte dann ein wenig über die Dächer.

Auf einmal aber sah sie etwas weiter hinten auf den Dächern dann einige Gestalten. Es waren ein oder zwei, die von drei weiteren gejagt wurden.

„Haltet sie auf!“

Scarlett erkannte die Stimme und nun auch die drei Jägerinnen, die hinter dem Dämon her waren. Es war Kathleens Stimme, doch ihre Begleiterinnen waren Rachel und Diane, die eigentlich mit Elvin ein Team bildeten.

„Oh Heiliger“, sagte Ivan auf einmal, „Seht mal, wen die drei da jagen.“

„Fangen wir ihn ab“, sagte Scarlett nur resigniert und stellte sich direkt in die Laufbahn von Zachary. In dem Moment fiel ihr allerdings auch auf, dass er noch einen Dämon auf dem Arm hatte. Es musste jedoch ein Mädchen sein, den langen, hellblonden Haaren nach zu urteilen. Zachary wurde unterdessen langsamer und kam kurz vor ihnen zum Stillstand.

„Warum musst du immer wieder ausbrechen?“, fragte Scarlett resigniert.

„Es macht Spaß“, erwiderte Zachary grinsend, „Außerdem mag ich den Bunker nicht sonderlich, es ist immer so öde und eintönig.“

Inzwischen waren auch Kathleen, Rachel und Diane ein Stück hinter Zachary gelandet. Kathleen hatte ihre Sense in der Hand und Rachel und Diane hatten beide ihre zwei Dolche gezückt, auch wenn diese schon fast an etwas kleinere Buschmesser erinnerten.

„Haben wir dich endlich“, sagte Kathleen. Sie und die anderen beiden wirkten allerdings ein wenig verwirrt. Wohl angesichts dessen, dass Scarlett ihren Revolver gar nicht gezogen hatte.

„Wen hast du da eigentlich mitgebracht?“, fragte Cecil und deutete auf die kleine Dämonin auf Zacharys Arm.

„Na ja, sie ist einer Gruppe Menschen ein wenig zu nahe gekommen, da hab ich sie mitgenommen“, sagte Zachary und sah das Mädchen an, das sich an seinen Hals klammerte und den Kopf in seiner Schulter vergraben hatte.

„Wie...“, setzte Scarlett an, doch in dem Moment fiel ihr etwas ein.

Im selben Augenblick allerdings hob Kathleen ihre Sense. „Komm jetzt mit, es wird Zeit, dass du und die Kleine zurück zu Avalon gehen.“ Sie trat näher.

Die kleine Dämonin, die anscheinend über Zacharys Schulter geblickt hatte, zuckte merklich zusammen. Dann stieß sie ein Fauchen aus und sprang von Zacharys Arm.

„Lilly!“, rief dieser, doch die Kleine landete bereits auf dem Dach. Ihr hellblondes Haar reichte wirklich bis fast auf das Dach und ihr schwarzes Kleid mit einem engen Kragen ging ihr bis zu den Knien. Um den Hals trug sie noch eine Kette aus kleinen silbernen Perlen, an der noch ein ebenso silbernes Kreuz als Anhänger befestigt war. Sie war beinahe direkt vor Scarlett gelandet, die reflexartig Nye aus ihrem Halfter gezogen hatte. Lillys verschreckter Blick richtete sich auf Scarlett. Sie zitterte. Scarlett ging daraufhin langsam in die Knie und ließ die kleine Dämonin nicht aus den Augen.

„Lilly“, wiederholte Zachary, doch diese fauchte erneut.

„Es ist gut“, sagte Scarlett in dem Moment ruhig und streckte langsam die Hand aus. Lilly zuckte jedoch erneut zurück, sprang dann aber vor und biss Scarlett in den Unterarm.

„Scarlett!“

„Bleibt wo ihr seid!“, rief Scarlett nur, woraufhin die anderen alle inne hielten. Sie sah Lilly an, die sie ihrerseits aus geweiteten Augen ansah. Dann legte Scarlett ihren Revolver ganz langsam auf das Dach, gefolgt von Lillys wachsamem Blick. Noch immer hockte Scarlett vor der verschreckten Dämonin.

„Hab keine Angst“, sagte sie ruhig, „Ich bin deine Freundin.“ Sie spürte, wie Lilly ihren Biss etwas lockerte. Scarlett hob daraufhin ihre andere Hand und zeigte sie Lilly. Dann legte sie sie langsam auf Lillys Kopf und strich ihr sanft über das schon fast golden glänzende Haar. Lilly öffnete ihre zuvor zusammengekniffenen Augen wieder und sah Scarlett erstaunt an.

„Siehst du“, sagte diese lächelnd, „Vertrau mir, es ist alles in Ordnung.“

Lilly sah sie noch kurz an, dann nahm sie langsam die Zähne aus Scarletts Mantel und legte den Kopf schief.

Die anderen atmeten unterdessen auf. Kathleen und die anderen beiden Frauen hatten die Luft angehalten und die beiden Jungen und selbst Zachary waren ebenfalls skeptisch gewesen. Nun kamen sie näher.

Lilly zuckte jedoch augenblicklich zusammen und versteckte sich hinter Scarlett.

„Um Himmelswillen, nehmt die Waffen runter“, sagte Scarlett verärgert, „Ihr jagt ihr Angst ein.“

Verwirrt ließen sie die Waffen tatsächlich sinken und sahen das Mädchen ungläubig an.

Zachary kam nun zu Scarlett und Lilly. „Wie es aussieht, hast du wohl eine neue Freundin gefunden“, sagte er lächelnd zu der kleinen Dämonin.

Diese kam zögernd hinter Scarlett hervor und lief dann zu ihm. Zachary ging in die Hocke und hielt ihr seinen angewinkelten Arm hin. Lilly setzte sich wieder auf seinen Unterarm und hielt sich an seinem Hals fest, während Zachary sich wieder aufrichtete.

„Ich bin nur froh, dass mein Mantel so dick ist“, stellte Scarlett fest und schob kurz ihren Ärmel hoch. Auf ihrer Haut waren nur ganz leichte Abdrücke von Lillys Zähnen zu sehen, mehr nicht. „Ansonsten wäre das wohl etwas schmerzhafter geworden.“

„Tut mir auch leid“, sagte Zachary, „Ich hätte besser auf sie achten sollen.“

„Halb so wild“, wehrte Scarlett ab, „Ist ja noch mal gut gegangen.“

„Woher wusstest du das eigentlich?“, fragte Cecil noch leicht überrascht, „Normalerweise hätten wir sie betäuben oder irgendwie niederstrecken müssen. Warum hast du diese Methode gewählt? Das hätte schiefgehen können.“

Kathleen, Rachel und Diane sahen Scarlett ebenfalls noch teils ungläubig, teils skeptisch an. Sie stellten sich eindeutig dieselbe Frage.

„Junge Dämonen, besonders die ganz jungen, kann man mit verängstigten Raubtieren vergleichen“, sagte Scarlett und stand wieder auf, wobei sie auch Nye aufhob und in das Halfter an ihrem Bein steckte, „Waffen verschlimmern das Ganze meistens nur und jagen ihnen noch mehr Angst ein. Es ist besser, wenn man versucht sie zu beruhigen. Das bedeutet weniger Stress für sie und weniger Stress für uns. Außerdem ist es viel verträglicher.“

Die anderen Hunter sahen sie erstaunt an.

Scarlett blickte unterdessen zu Lilly, die sie ihrerseits interessiert musterte.

„Tja, unser kleines Prinzesschen bekommt leider sehr schnell Angst“, bemerkte Zachary lächelnd, „Außerdem hasst sie es so klein zu sein und immer aufblicken zu müssen.“

„Deswegen hast du sie auch auf dem Arm“, stellte Scarlett schmunzelnd fest, „Du kennst sie wohl schon länger.“

Zachary nickte. „Sie ist seit einem Jahr in der Ausbildung.“

„Wie alt ist sie eigentlich?“, fragte Cecil und sah die Kleine etwas unschlüssig an.

„Ungefähr sechs“, antwortete Zachary, „Aber sie spricht nicht viel und liest lieber Bücher, habe ich gemerkt.“

„So untypisch“, murmelte Diane erstaunt.

„Na ja, sie hatte auch nicht viel Zeit sich an das Leben einer richtigen Dämonin zu gewöhnen“, bemerkte Scarlett lächelnd.

„Sc-Scar...“

Alle Augen richteten sich auf Lilly, die noch immer auf Zacharys Arm saß.

„Hat sie gerade versucht Scarlett zu sagen?“, fragte Rachel ungläubig.

„Ich würde sagen ja“, sagte Zachary lächelnd, „Nicht?“

„Scar.. Scar!“ Lilly lächelte auf einmal herzerwärmend und legte den Kopf wieder schief.

„Süß.“ Mehr konnte Scarlett nicht sagen. Sie mochte die kleine Dämonin von der ersten Sekunde an. Fast wie eine kleine Schwester. Und es kam ziemlich selten vor, dass sie auf Anhieb solche Gedanken hatte.

„Wie es aussieht, hat sie auch gleich einen neuen Spitznamen für dich“, bemerkte Ivan lächelnd. Zwar wusste er noch nicht so ganz, was er von der Kleinen halten sollte, doch sie schien relativ ungefährlich zu sein. Jedenfalls für Scarlett.

„Sie hat dich auf jeden Fall in ihr Herz geschlossen“, bemerkte Zachary und grinste, „Wisst ihr eigentlich, ob es heute mal wieder Pfannkuchen gibt? Margarita hat schon lange keinen mehr gemacht.“

„Du und dein Pfannkuchen“, lachte Scarlett und schüttelte den Kopf.

„Du würdest den anderen Dämonen doch nicht einen Bissen übrig lassen“, warf Cecil resigniert ein.

„Warum auch?“, fragte Zachary, „Na ja, Prinzesschen würde vielleicht noch was bekommen, aber die anderen sind manchmal so unausstehlich, die bekommen keinen Pfannkuchen.“

„Pfannkuchen?“ Kathleen, Rachel und Diane schienen regelrecht die Augen auszufallen und ihre Kinnladen hingen beinahe auf dem Dach.

„Sein Lieblingsessen“, fügte Cecil noch resigniert hinzu.

„Ich hab noch nie von einem Dämon gehört, der Pfannkuchen Menschenfleisch vorzieht“, sagte Diane ungläubig, „Selbst den voll ausgebildeten Dämonen fällt es noch schwer auf das Fleisch von Menschen zu verzichten.“

„Mir nicht“, bemerkte Zachary, „Und Prinzesschen eigentlich auch nicht.“

„Aber das.. das ist unmöglich“, sagte Rachel.

„Nein“, seufzte Scarlett. Sie schob den Ärmel ihres Mantels gleich mit dem ihrer Bluse hoch und hielt Zachary einfach ihren bloßen Arm vor die Nase.

Kathleen, Rachel und Diane starrten sie vollkommen entgeistert an. Normale Dämonen würden nicht lange zögern und zubeißen und ihr das ganze Fleisch von den Knochen reißen.

Zachary schnupperte währenddessen an ihrem Arm. „Du solltest mal wieder duschen gehen.“

Scarlett drehte ihren Ellenbogen und ihre geballte Faust traf auf Zacharys Nase. Ihr linkes Auge zuckte nur leicht. „Treib´s nicht zu weit, mein Freund.“

Zachary kicherte leise, während er vorsichtig seine schmerzende Nase abtastete.

„Aber.. ist er nicht erst seit knapp zweieinhalb Jahren in der Ausbildung?“, fragte Kathleen vollkommen erstaunt.

„Ja, ich und die anderen beiden haben ihn damals auch eingefangen“, antwortete Scarlett gelassen.

„Auch wenn das mehr Glück, als Verstand war“, bemerkte Ivan trocken.

„Gott, das war unser erster Auftrag“, stöhnte Scarlett, „War doch klar, dass da was schief geht.“

Cecil nickte nur vielsagend. Daran wollte er gar nicht denken.

„Aber hegt er denn gar keine Rachegelüste?“, fragte Rachel ungläubig.

„Warum sollte ich?“

Drei Augenpaare sahen Zachary verdattert an.

„Na ja, anfangs vielleicht schon, aber inzwischen geht es mir hier ganz gut, also warum sollte ich sie umbringen wollen?“, fragte Zachary. Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah die Versammelten mit einer hochgezogenen Augenbraue an. So sah er aus wie ein ganz normaler, draufgängerischer Junge im Alter von vielleicht neunzehn Jahren. Wenn man danach ging, schien er sich wirklich kaum von normalen Jungen zu unterscheiden.

Die drei Frauen starrten ihn fassungslos an.

„Unglaublich“, sagte Kathleen, „Was anderes fällt mir dazu nicht ein.“

„Wenn alle Dämonen so logisch denken würden, wäre unsere Arbeit wesentlich leichter“, bemerkte Diane, doch auch sie klang immer noch überrascht.

„Scar! Scar!“

Alle blickten zu Lilly, denn diese klang auf einmal wieder verängstigt. Sie deutete nach Südwesten und tatsächlich standen in nicht allzu weiter Entfernung zwei Männer auf dem Dach gegenüber. Sie wirkten ziemlich zwielichtig.

„Esteban und Archer von Ivalin, nehme ich mal an“, sagte Cecil auf einmal und sein Langschwert Zessiro erschien in seiner Hand.

„Du kennst uns?“, fragte der eine Mann.

„Dann bist du wohl der Hacker“, stellte der andere lächelnd fest, „Wir hatten dich schon zurückverfolgt, aber leider war der Computer bei einer Schule registriert.“

„Trotzdem waren wir uns sicher, dass nur jemand von Avalon auf die Idee gekommen sein konnte, unsere Seite näher zu untersuchen“, fügte der Erste hinzu.

„Richtig“, sagte Cecil, „Mir kam dieses friedliche Getue viel zu verdächtig vor.“

„Dann weiß inzwischen wohl ganz Avalon von unseren Absichten.“

„Ich habe den Bericht heute Morgen abgegeben“, erwiderte Cecil, „Spätestens morgen werden alle bescheid wissen.“

„Von mir aus“, sagte der Mann mit den dunkelbraunen Haaren, der erste von den beiden.

„Soll uns nur recht sein“, sagte der andere mit den dunkelblonden Haaren. Beide erhoben ihre Breitschwerter.

„Cecil?“ Scarlett sah ihn unsicher an, zog jedoch Nye aus ihrem Halfter.

„Zwei der Stärkeren“, sagte Cecil nur, „Vergleich mit Keith.“

„Hört sich nicht sehr gut an“, stellte Diane fest und hob ihre Dolche wieder. Ihr blau-schwarz kariertes Cape verdeckte sie jedoch noch halb. Auch Rachel machte sich wieder Kampfbereit und die beiden stellten sich Rücken an Rücken. Da beide fast wie Zwillinge aussahen, obwohl sie nicht verwandt waren, und auch noch die gleichen Klamotten trugen, konnte man sie bei Kämpfen nur schwer auseinander halten. Der einzige Unterschied war, dass Diane ihre hellbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, während Rachel einen Flechtenzopf vorzog.

In Ivans Hand erschien unterdessen seine Lanze Xavier und Kathleen erhob ihre Sense. Zachary zog sich mit Lilly auf dem Arm in die Mitte des Trupps zurück. Die kleine Dämonin wirkte wieder verängstigt.

„Sie sind beide Schwertkämpfer“, sagte Cecil noch und erhob Zessiro, sein Langschwert.

Dann lächelten die beiden Männer auf dem Dach gegenüber und sprinteten auf die Gruppe zu. Die Schals der beiden flogen im Wind und Scarlett konnte ihre durchtrainierten Muskeln unter den weiten Hosen und lockeren Hemden deutlich erkennen. Es stimmte, die beiden machten Keith definitiv Konkurrenz. Sebastian war vielleicht noch eine Nummer zu groß, doch Keith würde so seine Probleme bekommen.

Der Mann mit den dunkelblonden Haaren, wenn Scarlett Cecils Blicke richtig interpretiert hatte, war Esteban und attackierte als erstes Kathleen, die ihn mit ihrer Sense aber glücklicherweise abwehren konnte. Cecil hatte schon seine Mühe Archers Angriff standzuhalten und seinen Schwerthieb zu parieren. Zu Scarletts Schrecken waren die beiden Schwertkämpfer bedeutend schneller noch als sie. Es war schwer sie abzuwehren, da sie auch gerne mal plötzlich hinter einem auftauchten. Scarlett, Diane und Rachel waren damit beschäftigt auf die beiden Dämonen in ihrer Mitte zu achten, während die anderen drei versuchten ihre Angreifer in die Flucht zu schlagen.

Doch dann stand Esteban plötzlich genau vor Scarlett, welche nur Nye hochriss und den Schwerthieb gerade eben noch parieren konnte. Jedoch hatte Esteban weitaus mehr Kraft als die Dämonen, gegen die Scarlett bisher gekämpft hatte, und sie musste mehr und mehr in die Knie gehen.

„Was ist denn, kannst du nicht mehr?“, fragte Esteban grinsend, „Wir werden euch von Avalon und das ganze dämonische Pack auslöschen.“

„Möchte wirklich mal wissen.. wer euch den Schwachsinn eingebläut hat“, sagte Scarlett angestrengt und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit ihn zu entwaffnen. Denn lange konnte sie sein Schwert nicht mehr abblocken.

Dann traf Esteban plötzlich eine Faust direkt im Gesicht und er wurde zurückgeschleudert. Scarlett drehte sich überrascht um und erblickte Zachary, der gerade seine Faust sinken ließ.

„Scar, Scar“, sagte Lilly besorgt und ließ Zacharys Hals los. Sie streckte die Arme nach  ihr aus.

„Vielleicht solltest du sie nehmen“, sagte Zachary, behielt jedoch das Feld hinter Scarlett im Auge, „Dann kann ich mithelfen.“

„Das lässt du bleiben“, erwiderte Scarlett mürrisch, „Ich kann auch kämpfen und außerdem sind sie doch hinter dir und Lilly her. Es wäre Schwachsinn, wenn du dich direkt mit ihnen anlegst.“

„Dass du kämpfen kannst, weiß ich“, entgegnete Zachary schnell, „Aber die beiden haben etwas zu viel Muskelkraft und wenn du versuchst uns zu verteidigen, hast du nicht die Bewegungsfreiheit, die du zum Kämpfen auf deren Level brauchst.“

Scarlett biss sich auf die Unterlippe. Zachary hatte leider Recht. Auf die Weise und nur mit Muskelkraft kam sie nicht gegen die beiden Schwertkämpfer an.

„Verflucht“, murmelte sie nur und nahm Lilly auf ihren linken Unterarm, „Aber Töten ist verboten, hast du mich gehört?“

„Keine Sorge“, sagte Zachary und lächelte spitzbübisch, „Weiß ich doch.“

Damit rannte er auch schon wie vom Katapult abgeschossen los. Augenblicklich richtete sich Estebans Aufmerksamkeit auf ihn und er ließ von Rachel ab. Archer wollte ebenfalls hinter Zachary her, doch Ivan und Cecil stellten sich ihm mit erhobenen Waffen in den Weg. Kathleen, Rachel und Diane stellten sich nun um Scarlett auf, die Lilly auf dem Arm hatte und dem Kampf von Zachary gespannt verfolgte. Dieser verstand sich nämlich darauf Esteban erst zu provozieren und ihm dann gekonnt auszuweichen. Estebans Schwert fand nicht ein einziges Mal sein Ziel. Er schlug jedes Mal in die Luft, da Zachary noch mal mindestens doppelt so schnell war wie er.

„Dieser Dämon ist unglaublich“, staunte Diane nur.

„Und er ist tatsächlich auf unserer Seite“, stellte Rachel fest, „Mit einer noch nicht mal halbfertigen Ausbildung nicht zu vergessen.“

„Und bei seinen Fähigkeiten wundert es mich langsam auch nicht mehr, dass er unseren Wachen und Meistern andauernd entwischt“, fügte Kathleen beeindruckt hinzu, „Er ist unglaublich.“

„In vielerlei Hinsicht“, bemerkte Scarlett. Auch sie war beeindruckt. Sie hatte zwar gewusst, dass er ein äußerst guter Kämpfer war, aber nicht, dass er so gut war. Und sein Plan war ebenfalls idiotensicher: Er ließ Esteban sich austoben, sodass er letztlich kaum noch kämpfen konnte und besiegte ihn so, ohne ihm auch nur ein Haar zu krümmen.

„Verfluchter Dämon“, sagte Esteban nach einer Weile keuchend.

„Ich hab doch gar nichts gemacht“, erwiderte Zachary unschuldig und legte den Kopf schief, „Schon müde?“

Esteban lief daraufhin rot an und ging erneut auf Zachary los, doch erwischen tat er ihn immer noch nicht.

Scarlett warf auch einen Blick zu Cecil und Ivan, die sich noch immer mit Archer rumschlugen. Der Kampf schien recht ausgeglichen. Cecil und Ivan gaben sich gegenseitig Deckung und ließen aber auch keine besondere Technik oder Taktik durchschimmern. Zwar war es schwer für sie die Hiebe von Archer abzublocken, da er immer noch mehr Muskelkraft als beide zusammen hatte, aber sie schienen auch nicht gleich zu verlieren. Sie waren ein nicht zu verachtendes Team und schienen, zumindest bei Kämpfen, immer zu wissen, was der andere vorhatte. Jedenfalls kamen sie sich nicht ein einziges Mal gegenseitig in die Quere.

Schließlich ertönte ein Ruf von Esteban. „Wir ziehen uns zurück!“

Archer reagierte schnell und der nächste Hieb von Ivan ging ins Leere. Die beiden Männer verschwanden so schnell und spurlos, wie sie gekommen waren.

„Ich glaube, wir haben es geschafft“, sagte Cecil nach einer Weile schwer atmend.

„Sie sind auf jeden Fall weg“, stellte Ivan nur keuchend fest.

„Alles in Ordnung bei euch Jungs?“, fragte Scarlett besorgt.

„Wir sind nur etwas müde“, erwiderte Cecil abwehrend, „Das ist alles.“

„Ich fand´s lustig“, grinste Zachary und nahm Lilly wieder auf seinen Arm.

„Du hattest ja auch deinen Spaß“, bemerkte Ivan resigniert.

„Tja, wir sollten auch langsam mal zurück“, sagte Kathleen, „Oder was meint ihr?“

„Du hast recht“, sagte Scarlett, „Nicht dass die uns vermissen würden, aber unser Tunichtgut und Lilly müssen noch wieder zum Hauptquartier.“

„Stimmt“, sagte Rachel nur.

Letztlich machten sie sich gemeinsam auf den Rückweg. Während Kathleen, Rachel und Diane noch Zachary und Lilly zurück zu Sebastian brachten, gingen Scarlett und die beiden Jungen zu ihren Wohnungen.

„Ach ja“, sagte Cecil noch, als Scarlett gerade die Tür schließen wollte, „Vergiss nicht, morgen ist.. du weißt schon was.“

Scarlett nickte nur. „Ich gehe vorher aber noch das Grab von meinem Vater und meinen Großeltern besuchen, bevor ich ein letztes Mal versuche mit meiner durchgedrehten Mutter zu sprechen.“

„Du solltest nicht so von ihr reden“, bemerkte Ivan, „Es verkraften nicht alle das Zusammentreffen mit einem Dämon so wie du.“

„Aber was soll ich denn sonst sagen?“, fragte Scarlett, „Sie hat ihren Verstand verloren. Das hängt auch weniger mit dem Dämon, als mehr mit dem Tod meines Vaters zusammen. Und es zu verharmlosen macht die Sache auch nicht besser.“

Damit schloss sie ihre Tür und glitt seufzend an ihr herunter. Vor dem morgigen Tag hatte es ihr schon die ganze Woche über gegraut. Sie wollte nicht mit ihrer Mutter reden. Sie hatte es schon so oft versucht, doch jedes Mal hatte sie sich das durchgedrehte Gekreische ihrer Mutter anhören dürfen. Jedes einzelne Mal hatte sie sich beschimpfen lassen und jedes einzelne Mal hatte sie danach den Kampf gegen die Tränen nur knapp gewonnen. Nur sehr, sehr knapp.

Kapitel 1

Es war ein Morgen wie jeder andere. Irene und Bianca liefen schnell die Treppen des Schulgebäudes hoch, da sie schon wieder zu spät dran waren. Natürlich hatten sie heute auch noch gleich in der ersten Stunde Frau Ernst. Und die machte ihrem Namen alle Ehre, die alte Schreckschraube.

„Tut uns leid“, entschuldigten sich die beiden Freundinnen zum x-ten Mal bei Frau Ernst, bis sie sich endlich setzen konnten. Als sie ihre Sachen auf den Tisch gelegt hatten, sahen sie ihre Freundin finster an, die zwei Reihen vor ihnen saß. Wie immer war Saskia früher losgegangen und hatte sie zu spät kommen lassen. Diese drehte sich in dem Moment um und sah sie entschuldigend an. Sie lächelte jedoch spitz, weshalb Irene nur drohend die Faust hob. Dann drehte Saskia sich jedoch wieder um und Irene überlegte, wie sie Saskia denn heute für ihr Vergehen bestrafen konnte. Kitzeln? Oder eine Schillischote zwischen die Brotscheiben klemmen? Beides klang verlockend. Aber beides hatte sie schon zu oft gemacht, Saskia überprüfte ihr Essen inzwischen immer und war auch jederzeit bereit vor einer Kitzelattacke zurückzuweichen.

Irene seufzte, sie musste sich wohl etwas Neues einfallen lassen. Bianca war ihr dabei allerdings keine große Hilfe. Sie war viel zu nett und ließ Saskia beinahe alles durchgehen. Doch so war Irene nicht. Saskia würde schon noch lernen, dass man nicht vor seinen Freundinnen losging. Auch wenn sie bei ihren Großeltern lebte und beinahe jeden Tag arbeiten musste, so leicht würde Saskia nicht davonkommen.

„Wollen wir nach der Schule zusammen einkaufen gehen?“, fragte Irene in der Pause. Sie grinste breit, während Saskia mit nassen Haaren auf der Bank saß und sich mit ihrem Sporthandtuch das Gesicht abtrocknete. Dieses Mal hatte sie Irenes Angriff nicht vorhergesehen und der mit Wasser gefüllte Ballon hatte sie voll am Kopf getroffen. Irene kicherte bei der Erinnerung daran. Saskias resignierter Blick, während ihre langen, rotblonden Haare klatschnass auf ihren Schultern lagen und vor Wasser nur so trieften, hatte einfach zu gut ausgesehen.

„Tut mir leid, ich muss heute wieder arbeiten“, entschuldigte Saskia sich.

„Da kann man wohl nichts machen“, sagte Bianca und reichte dem durchnässten Mädchen ihre Trinkflasche, „Aber ich komme mit.“

„Ok, dann wird es wohl wieder eine Shoppingtour zu zweit“, sagte Irene seufzend, „Da kann man wohl nichts machen.. Und du kannst dir auch nicht frei nehmen?“

„Tut mir leid, keine Chance.“ Saskia packte das Handtuch in ihre Sporttasche und glättete mit den Fingern ihre Haare. „Warn mich das nächste Mal bitte vor, Irene, dann nehme ich meine Bürste und einen Föhn mit.“

„Nun stell dich nicht so an“, stichelte Irene grinsend, „Bei dem Wetter tut so eine Abkühlung doch gut.“

„Ansichtssache“, erwiderte Saskia und öffnete die Wasserflasche. Doch anstatt zu trinken, schwenkte sie sie einmal so, dass Irene duschte und nun in triefenden Klamotten vor ihr stand. „Siehst gut aus“, bemerkte Saskia lächelnd und trank einen Schluck aus der nun halb leeren Flasche.

„Na warte“, grollte Irene und wischte sich das Wasser aus den Augen, „Das wirst du bereuen!“

Sie rannte hinter Saskia her und jagte sie über den halben Schulhof – Bianca blieb nur kopfschüttelnd bei ihren Sachen stehen –, doch wiedermal musste Irene einsehen, dass sie Saskia nicht erwischen konnte. Sie griff jedes Mal ins Leere, wenn sie versuchte Saskia am T-shirt zu erwischen. Letztlich kam Saskia fliegenden Schritts wieder bei Bianca an und tänzelte regelrecht auf der Stelle, während Irene schlurfend und um einiges langsamer wieder bei ihnen ankam.

„Du bist echt gemein“, hechelte Irene nur und ließ sich auf die Bank sinken.

„Ich fand´s recht erfrischend“, erwiderte Saskia grinsend und schulterte ihre Tasche.

„Warte nur.. bis ich wieder Sauerstoff.. in den Lungen habe“, keuchte Irene und nahm ihre Tasche, „Du wirst schon sehen.. irgendwann erwische ich dich.. verlass dich drauf.“

„Ich werde warten“, sagte Saskia lächelnd und reichte Bianca ihre Tasche.

„Also habt ihr euch für heute ausgetobt?“, fragte diese nur mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Denke schon.“

„Ja“, sagte Irene grimmig und verdrehte die Augen. Schon wieder hatte sie gegen Saskia verloren. Allmählich sollte sie sich eigentlich daran gewöhnt haben, doch es ärgerte sie jedes Mal wieder.

Nach der Schule gingen Irene und Bianca erstmal schön eine Runde Schoppen. Sie fanden zwar nichts Schönes, außer einem Paar viel zu teurer Schuhe, doch es wurde trotzdem ein klasse Nachmittag. Bei angenehmen sechsundzwanzig Grad machte es richtig Spaß im Eiscafé zu sitzen und sich über den neuesten Klatsch der Schule zu unterhalten. Saskia verpasste wirklich was.

Dann wurde es aber auch wieder Zeit und sie mussten sich auf den Heimweg machen, da Bianca noch ihre Klavierstunde hatte. Irene brachte sie noch nach Hause und nahm dann den kürzesten Weg durch den Park. Sie traf heute auch mal wieder auf Monica aus ihrer Klasse, die mit ihrem Hund Valero spazieren ging. Sie unterhielten sich kurz, während sie immer wieder den großen Stock warfen, den Valero jedes Mal freudig holte.

Schließlich verabschiedeten sie sich jedoch und Irene entschied sich heute die Abkürzung durch die schmalen Gassen zu nehmen, statt wie sonst außen rum zu laufen. Inzwischen war es bereits fünf Uhr und zwischen den mehrstöckigen Häusern herrschte bereits ein ziemliches Dämmerlicht. Eigentlich mochte Irene den Weg nicht, in den Gassen zwischen den Häusern war es immer ziemlich düster und unheimlich und ihre Mutter hatte sie auch davor gewarnt, hier längs zu laufen, doch sie war spät dran und musste sich beeilen.

Schnellen Schritts ging sie zwischen den Häusern aus hauptsächlich rotbraunem Backstein längs. Ihr lief jedes Mal ein Schauer über den Rücken, wenn sie hier entlang ging. Dann hörte sie plötzlich auch noch leise Schritte – direkt hinter sich. Irene versuchte sich einzureden, dass es nur das Echo ihrer eigenen Schritte war, doch ihr Herz schlug schneller und sie beschleunigte ihren Schritt. Auch die leiseren Schritte wurden schneller. Irene fing an zu laufen und die anderen Schritte bekamen ebenfalls einen solchen Rhythmus. Dann nahm Irene all ihren Mut zusammen und blieb stehen. Auch, wer auch immer hinter ihr war, kam zum Stillstand. Zögernd drehte Irene sich um. Verwirrt sah sie den Mann an, der hinter ihr stand. Er schien mittleren Alters zu sein und hatte hellbraune Haare.

„Was wollen Sie?“, fragte Irene vorsichtig.

„Junge Mädchen wie du sollten sich nicht an so einem Ort aufhalten“, sagte der Mann lächelnd, „Komm, ich bringe dich schnell zur Hauptstraße, da ist es sicherer.“

Irene wusste nicht, was sie sagen sollte, doch eigentlich schien der Mann ganz nett zu sein. Sie nickte und ging langsam weiter. Der Mann folgte ihr und sie sah aus den Augenwinkeln, dass er ihr nach einigen Metern einen Arm um die Schultern legen wollte. Sie wollte gerade protestieren, doch da war plötzlich ein Schuss zu hören. Irene erstarrte und auch der Mann wirkte erschrocken.

„Wage es nicht sie anzurühren.“

Es war die Stimme eines Mädchens und Irene drehte sich verwirrt um. Tatsächlich stand in einiger Entfernung ein junges Mädchen in der Gasse. Es konnte nicht älter als sechzehn sein, also war es in Irenes Alter. Doch es war ganz anders als sie. Das Mädchen hatte trotz des Dämmerlichts eine Sonnenbrille auf der Nase. Ihr Haar musste kurz sein, denn Irene konnte es unter der schwarzen Schirmmütze nicht sehen. Dafür sah sie aber den silberweißen Revolver mit einigen goldenen und scharlachroten Eingravierungen, den das Mädchen in der Hand hielt und dessen Lauf auf den Mann neben Irene zeigte.

„Wer sagt das?“, fragte der Mann unsicher.

„Sonderbeamte der örtlichen Polizei“, sagte das Mädchen lediglich gelassen.

„Tse.“ Der Mann trat näher an Irene, die zurückwich, doch der Mann kam ihr hinterher. Bis das Mädchen einen erneuten Schuss abfeuerte, der den Mann nur knapp zu verfehlen schien, denn er blieb wie angewurzelt stehen.

„Unterschätze mich nicht“, warnte das Mädchen drohend und kam langsam näher. Ein leichter Wind strich durch die Gasse und spielte ein wenig mit ihrem schwarzen Mantel, dessen hoher Kragen aufgestellt war und die Schnallen waren offen. Daher konnte Irene nun auch die scharlachrote Bluse und die weiße Jeans des Mädchens sehen. Die Waffe hielt sie nach wie vor ausgestreckt und kam immer näher.

„Verflucht“, murmelte der Mann auf einmal zornig, „Du kannst es nicht mit mir aufnehmen. Ich bin eine Nummer zu groß für so ein kleines Mädchen wie dich.“

 Irene wich erschrocken zur Seite, denn plötzlich schien der Mann regelrecht zu wachsen und sein Gesicht war zu einer drohenden Fratze verzogen. Doch noch ehe Irene den Schreck über die plötzliche Veränderung verkraftet hatte, stand das Mädchen direkt vor dem Mann und hielt ihm den Revolver unter das Kinn. Es stand sogar mit dem Rücken zu dem Mann und sah ihn über die Schulter drohend an. Nun konnte Irene auch die Schrift auf dem Lauf erkennen. In Gold und mit scharlachroten Rändern stand dort ein Name: Nye.

„Ich würde eher sagen, dass du mir nicht gewachsen bist“, erwiderte das Mädchen verachtend.

Der Mann starrte sie nur aus geweiteten Augen an. Er wirkte vollkommen erschrocken, als er verängstigt stammelte: „Du.. die scharlachrote Bluse.. bist du etwa...“

„Ja“, sagte das Mädchen, „Einheit für die Festnahme von Schwerverbrechern, ich gehöre zu Avalon. Und du weißt, was das bedeutet.“

Der Mann zitterte.

„A-Avalon?“, stammelte Irene fassungslos, „Etwa die Organisation, die ihre Finger sogar in der Weltpolitik- und Wirtschaft hat und sich hauptsächlich durch die Festnahme von schweren Gewaltverbrechern auszeichnet?“

„Ja“, antwortete das Mädchen schlicht ohne Irene anzusehen.

Diese war außerstande ihren Mund zu schließen. Sie hätte nie gedacht, dass selbst ein so junges Mädchen zur der berüchtigten Organisation Avalon gehören konnte. Irene wusste im Grunde auch nicht viel über Avalon. Nur, dass diese Organisation hauptsächlich Schwerverbrecher fing und hinter Schloss und Riegel setzte. Sie hatte auch gehört, dass die Organisation sich noch mit ganz anderen Dingen befasste, doch das waren alles nur Gerüchte. Angeblich waren die Mitglieder der Organisation über die ganze Welt verstreut und halfen in fast allen Ländern der Polizei bei der Festnahme von schweren Verbrechern, die sie dann in das eigene Gefängnis von Avalon brachten.

Allgemein bekannt war aber, dass die Mitglieder von Avalon über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügten. Einige sollten sogar einen fahrenden Schnellzug einholen können und andere sollten in der Lage sein einen voll beladenen LKW zu stemmen. Es sollte auch noch viele weitere Fähigkeiten unter den Mitgliedern von Avalon existieren.

Irene wusste nicht, wie viel davon stimmte, doch dieses Mädchen mit der scharlachroten Bluse war definitiv schnell. Innerhalb von nicht mal zwei Sekunden hatte es über zehn Meter aus dem Stillstand heraus hinter sich gebracht. Das war schon fast übermenschlich.

„Verdammt!“, fluchte der Mann, „Warum ausgerechnet du? Scarlett?“

Das Mädchen mit Namen Scarlett lächelte. „Tja, die anderen sind gerade alle anderwärtig beschäftigt. Pech gehabt, dass ausgerechnet ich den Auftrag bekommen habe, dich festzunehmen.“

Der Mann fletschte plötzlich die Zähne und knurrte, wagte es jedoch nicht sich zu bewegen.

Das war wahrscheinlich auch gut, dachte Irene so bei sich.

„Nun leg ihn schon lahm!“

Irene sah erschrocken über ihre Schulter. Am anderen Eingang der Gasse standen zwei Jungen, die geradewegs auf sie zukamen.

„Wir wollen heute noch mal Feierabend machen“, sagte der andere Junge genervt und richtete sein dunkles Baseballkap, dessen Schirm jedoch nach hinten zeigte. Er trug ebenfalls einen Mantel, aber aus dunkelbraunem Stoff.

„Schon gut“, seufzte Scarlett. Sie rammte dem Mann kurzerhand ihren Ellenbogen in den Magen und zog ihm dann noch den Revolver über den Schädel, dass nur ein dumpfes Geräusch zu hören war. Der Mann sank stöhnend zu Boden und blieb liegen.

Irene starrte ihn entgeistert an. Sie hatte die Bewegungen von Scarlett beinahe überhaupt nicht gesehen, so schnell war sie gewesen. Und nun stand sie gelassen neben dem Mann und sicherte ihren Revolver.

„Du solltest nach Hause gehen“, sagte Scarlett dann auf einmal zu Irene, „Ich glaube zwar nicht, dass noch weitere solcher Typen hier durch die Gegend laufen, aber deine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen um dich.“

Irene fiel erst in dem Moment auf, dass sie nun wirklich zu spät dran war. Auch wenn das eben Geschehene nicht länger als vielleicht fünf Minuten gedauert hatte. Ihr Blick fiel auf den Mann, der sich schon wieder regte und ein tiefes Knurren von sich gab.

„Schnauze da unten“, sagte Scarlett nur und richtete ihre Waffe wieder auf ihn.

Der Mann fletschte die Zähne, beschränkte sich aber auch darauf.

„Ich hoffe, wir haben dich nicht allzu sehr erschreckt.“

Irene wandte den Kopf und sah die beiden Jungen an. Dieses Mal hatte wieder der andere Junge gesprochen. Er trug ein weißes Kap und eine beinahe ebenso weiße, ziemlich elegante Jacke. Außerdem hatte er eine sportlich aussehende Brille auf der Nase und trug eine ebenfalls weiße Hose.

„Alles klar?“, fragte der Junge mit dem weißen Kap erneut.

„Eh? Ja.. ich.. mir geht es gut“, stammelte Irene aus der Bahn geworfen.

„Aber unsere Freundin hat recht, du solltest wirklich nach Hause gehen“, sagte der andere Junge mit dem dunklen Baseballkap.

„Und vergiss am besten, was du hier gesehen hast“, bemerkte Scarlett und ging vor dem Mann in die Hocke, der noch immer am Boden lag und sie wutentbrannt ansah. „Und dich bringen wir ins Hauptquartier.“

„Nun verschwinde schon“, sagte der Junge mit dem dunklem Kap zu Irene und deutete zum anderen Ende der Gasse.

„Äh.. ich geh ja schon“, sagte Irene verunsichert und ging langsam in die angedeutete Richtung, wobei sie aber noch einmal über die Schulter sah. Die beiden Jungen traten in dem Moment zu Scarlett und redeten leise mit ihr. Sie kam Irene, von weitem jedenfalls, irgendwie bekannt vor, auch wenn sie nicht wusste warum.

PROLOG

Saskia sah ihre Mutter entsetzt an, deren feuerrote Haare wirr abstanden und deren Bluse entgegen ihres Ordnungssinnes vollkommen zerknittert war. Sie starrte sie ebenfalls an, doch in ihren Augen lag der blanke Wahnsinn. Saskia wich verängstigt zurück. War das dort wirklich ihre Mama? Diese griff nun plötzlich nach der Auflaufform aus teurem Porzellan und kam langsam auf die Kleine zu. Sie trat dabei in die Scherben der bereits zu Bruch gegangenen Teller und Gläser, doch sie schien es gar nicht wahrzunehmen. Panik ergriff Saskia und sie wich noch schneller zurück, doch dabei stolperte sie über etwas und fiel rücklings auf die harten Fliesen. Sie stieß sich den Kopf und rang einen Augenblick lang nach Atem. Dann erblickte sie ihre Mutter direkt vor sich, wie sie die Auflaufform erhob und mit beiden Händen packte.

„Du bist nicht meine Tochter!“, schrie sie, „Meine Tochter würde um ihren Vater weinen und nicht herzlos neben mir stehen! Sie würde meine Trauer teilen! Sie würde...“

Plötzlich war ein lauter Knall zu hören. Saskia erkannte das Geräusch, jemand hatte die Haustür aufgestoßen. Nun waren schnelle Schritte zu hören. Sie sah zur Küchentür und in dem Moment erschienen dort zwei Jungen. Beide mussten ungefähr in ihrem Alter sein, also auch sechs oder sieben. Sie starrten Saskias Mutter und sie selbst fassungslos an. In dem Moment jedoch schrie die Mutter laut auf und holte mit der erhobenen Auflaufform aus.

„Pass auf!“, rief der eine Junge und rannte auf Saskia zu.

Diese starrte ihre Mutter voller Angst an. Dann kam die Auflaufform geflogen und das hilflose Mädchen stieß einen Schrei aus. Im selben Moment spürte sie aber, wie jemand sie packte und mit sich riss. Als nächstes hörte sie dann ein ohrenbetäubendes Scheppern und das Zerspringen von Porzellan auf den Fliesen. Saskia schluchzte und hielt sich die Ohren zu, doch das Geräusch klang immer noch in ihren Ohren.

„Alles klar bei dir?“

Saskia sah auf. Der Junge, der zuvor los gestürmt war, saß neben ihr und sah sie besorgt an. Seine kurzen, flachsfarbenen Haare standen ihm zu Berge und er atmete schwer.

Sie schluchzte als Antwort nur.

„Hey Ivan!“, rief der Junge dann, „Hast du die andern angerufen? Sie sollten sich mal beeilen...“ Er verstummte. Saskias Mutter sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Ihr Gesicht war zu einer schrecklichen Fratze verzogen.

„Ich bin ja schon dabei“, erwiderte Ivan, „Das blöde Handy will nur schon wieder nicht.“

„Lass dir was einfallen!“

„Mach du doch, Cecil“, schnauzte Ivan, „Du würdest doch noch dümmer drein blicken, als ich...“

Die Mutter hatte sich auf einmal zu Ivan umgedreht und lief auf ihn zu. In der Hand hatte sie eine ziemlich große Scherbe, ein Überbleibsel der Auflaufform.

„Komm mit“, sagte Cecil zu Saskia, „Wir müssen weg.“

Diese sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Aber.. aber Mama...“

„Wir können ihr im Moment nicht helfen“, erwiderte Cecil hektisch, „Bitte, du musst jetzt mitkommen.“ Er griff ihr unter die Arme und versuchte sie irgendwie zum Aufstehen zu bewegen.

Kurz zögerte Saskia, doch dann ließ sie sich helfen und kam auf die kurzen und etwas wackligen Beine. Als sie aufblickte, sah sie, wie ihre Mutter mit der hoch erhobenen Scherbe hinter Ivan her jagte, der flink wie ein Äffchen über die Sitzgarnitur, Tische und Schränke im Wohnzimmer turnte. Die Kleine wischte sich die Tränen aus den Augen und sah ihn erstaunt an. Aus ihrer Kindergruppe konnte niemand so etwas. Noch nicht mal ansatzweise.

„Nun geht endlich nach draußen!“, rief Ivan und sprang mit einem Satz auf das hohe Bücherregal, auch wenn dabei einige Bücher heruntersegelten.

Nun drehte Saskias Mutter jedoch den Kopf und erblickte ihre Tochter und Cecil, die noch immer in der Küchentür standen. Sie drehte sich um und wankte auf die beiden zu.

„Idiot!“, rief Cecil nur zu Ivan. Dann nahm er Saskias Hand und lief schnell zur Haustür. Ihre Mutter rannte hinter den beiden her, doch da warf Ivan sich gegen deren Beine. Sie knickte ein und ging mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Ivan lief unterdessen schon weiter und schloss hinter sich die Haustür.

„Ist bei ihr alles in Ordnung?“, fragte er und holte gleichzeitig wieder das Handy aus seiner Tasche.

„Wie geht es dir?“, fragte Cecil, als Saskia nicht auf Ivans Frage antwortete.

Doch diese starrte die beiden nur an. Ihr liefen Tränen über die Wangen.

„Hey“, sagte Cecil beunruhigt, doch in dem Moment donnerte etwas gegen die Tür.

„Anscheinend ist sie schon wieder auf den Beinen“, stellte Ivan gelassen fest und wählte erneut eine Nummer.

„Komm, es ist gut“, sagte Cecil und stellte sich vor Saskia, die verschreckt zur Tür sah, „Du brauchst keine Angst mehr zu haben.“

„Aber Mama.. sie.. sie wollte...“ Das vollkommen verwirrte und verängstigte Mädchen sank zitternd zu Boden und schluchzte laut.

„Beruhige dich“, sagte Cecil eindringlich und wandte sich dann aber verärgert an Ivan, „Hast du jetzt langsam mal jemanden ans Telefon bekommen?“

„Das nicht“, antwortete Ivan und sah ihn genervt an, „Ich hab eine SMS an Rebecca geschickt, sie wird die anderen benachrichtigen.“ Er schüttelte kurz den Kopf, denn eine Strähne seines nussbraunen Haares war ihm ins Auge gerutscht.

„Na wenigstens etwas“, murmelte Cecil und sah Saskia besorgt an.

„Das liegt nur an diesem bescheuerten Handy. Das Ding funktioniert nicht mehr, dabei ist es keine paar Wochen alt.“

„Ja, ja“, sagte Cecil und ging vor der Kleinen in die Knie.

Diese sah mit tränenüberströmtem Gesicht auf.

„Du musst dir keine Sorgen machen“, sagte Cecil beruhigend, „Jetzt wird alles gut, du musst keine Angst mehr haben.“ Er lächelte aufbauend und Saskia wischte sich die Tränen weg.

„So ist es richtig“, sagte Ivan, klappte das Handy zu und kam zu den beiden, „Du bist doch ein tapferes Mädchen.“

Saskia schluckte, doch dann nickte sie zaghaft.

„Gut.“ Nun lächelten beide Jungen, während Saskias Mutter immer noch irgendetwas Hartes gegen die Tür donnerte. Saskia selbst sah die beiden Jungen nur bewundernd an, die ihr gerade das Leben gerettet hatten. So wollte sie auch sein. Stark. Mutig. Selbstbewusst. So flink wie ein Wiesel. Und natürlich schön...

 

 

Kapitel 2

„Hoffentlich hat sie nichts gemerkt“, murmelte Cecil nur und nahm seine Brille ab.

„Ich glaube nicht, dass sie gemerkt hat, dass sie einen Dämon vor sich hatte“, sagte Scarlett und nahm die Schirmmütze ab. Sie löste die Klammern und ihre langen, rotblonden Haare fielen ihr über die Schultern, während die Haarklammern zusammen mit der Sonnenbrille in die Innentasche ihres Mantels wanderten.

„Das meine ich nicht“, sagte Cecil und nahm sein weißes Kap ebenfalls ab, sodass seine kurzen, flachsfarbenen Haare zum Vorschein kamen, „Ich frage mich, ob sie gemerkt hat, dass Scarletts eigentlicher Name Saskia Anders ist.“

„Denke nicht“, sagte Scarlett und richtete sich wieder auf, „Außerdem weißt du, dass ich diesen Namen schon vor langer Zeit abgelegt habe und mich nur noch die anderen aus der Schule so nennen.“

„So lange ist das doch noch gar nicht her“, bemerkte Ivan, während er eine Nummer in sein Handy eingab.

„Elf Jahre sind schon ein bisschen länger“, sagte Scarlett resigniert, „Und sag mir nicht, dass das Handy schon wieder schrottreif ist.“

„Ich hab hier nur keinen Empfang“, erwiderte Ivan schulterzuckend, „Passt ihr kurz auf unseren Freund auf, ich sehe mal nach, ob ich aus diesem Funkloch komme.“ Damit sprang er gegen die Wand rechts, stieß sich ab und landete auf einem Fenstersims an der linken Hauswand. Er lächelte und sprang so weiter nach oben, bis er auf dem Dach verschwunden war.

„Der Kerl ist ja immer noch so ein Affe wie damals“, bemerkte Scarlett nur kopfschüttelnd.

„Kann man so sagen. Sonderlich verändert hat er sich jedenfalls nicht seit unserem ersten Zusammentreffen“, sagte Cecil und öffnete die Knöpfe seiner Jacke. Sein hellblaues Hemd kam zum Vorschein.

„Mich bekommt ihr da nicht rein!“

Scarlett wandte den Kopf und sah den Dämon an.

„Du bist ganz schön mutig“, stellte Cecil fest und stampfte demonstrativ mit dem Fuß auf den Boden, „Aber leg dich lieber nicht mit uns an.“

„Und was, wenn ich es doch versuche?“

„Dann müssen wir dich doch betäuben.“ Cecil sah zu Scarlett, die in dem Moment die Patronen mit dem Betäubungsmittel lud. Der Kipplauf ihres Revolvers rastete ein und sie richtete Nye auf den Dämon vor ihnen.

„Wenn du nicht artig bist, kommst du für eine Weile ins Land der Träume“, sagte sie schlicht.

„Na wartet!“, rief der Dämon und war mit einem Mal wieder auf den Füßen.

Noch ehe Scarlett den Abzug betätigen konnte, war er jedoch um die Ecke gesaust und aus ihrem Blickfeld verschwunden.

„Ich hasse es, wenn sie weglaufen“, stöhnte Scarlett und setzte ihre Schirmmütze wieder auf.

„Ich schneide ihm den Weg ab“, sagte Cecil und wandte sich bereits in die andere Richtung, „Lauf du ihm so hinterher.“ Damit lief auch Cecil los und war keine fünf Sekunden später aus der Gasse verschwunden.

Scarlett seufzte kurz und rannte dann in die angrenzende Gasse, in die der Dämon verschwunden war. Dank des jahrelangen Trainings war sie schneller als jeder normale Mensch und konnte den Dämon schon bald wieder sehen. Sie zog ihren Revolver aus dem ledernen Halfter, das mit zwei Riemen an ihren rechten Oberschenkel gebunden war. Dann verringerte sie ihr Tempo bereits, da das Ende der Gasse in Sicht war, und entsicherte Nye. Wie erwartet tauchte Cecil am anderen Ende auf und der Dämon landete bei der abrupten Bremsung beinahe auf der Nase. Scarlett stellte sich einfach quer und richtete Nye bereits auf ihr Ziel, während sie schlitternd zum Stillstand kam.

Als der Dämon sich umdrehte, hatte sie ihn bereits im Visier und betätigte den Abzug. Der Dämon sprang allerdings zur Seite und die Patrone schoss auf Cecil zu. Dieser konnte nur gerade eben noch den Kopf einziehen und das Geschoss flog unter seinem Kap durch, das hinter Cecils schneller Bewegung gar nicht her gekommen war.

Er richtete sich wieder auf und das weiße Kap landete auf seinem Kopf. „Pass auf, was du anvisierst!“

„`tschuldige“, murmelte Scarlett nur und versuchte den Dämon ins Visier zu bekommen, der im Zickzack auf sie zu stürmte. Doch das kannte Scarlett bereits, es war eine beliebte Technik unter den Dämonen. Sie hob die Waffe und schoss schräg in die Luft. Die Patrone prallte von der Regenrinne des rechten Gebäudes ab und fand ihr Ziel, der Dämon ging mit einem leisen Fluch zu Boden.

„Und das ist meine liebste Technik“, lächelte Scarlett und kam auf ihn zu. Währenddessen verschwand Nye wieder in ihrem ledernen Halfter.

„Na wenigstens ist nur eine Kugel danebengegangen“, stellte Cecil fest und trat ebenfalls näher.

„Ich kann auch nicht immer treffen.“

„Beinahe hättest du ja was getroffen“, murmelte Cecil resigniert, „Nur nicht das Ziel, das eigentlich getroffen werden sollte.“

„Hättest ja aus der Schusslinie gehen können.“

„Bei Ivan hat man damals ja gesehen, wie das funktioniert.“

„Erinnert mich nicht daran.“ Ivan landete in dem Moment neben ihnen. „Erst nach sechs Stunden hat die Wirkung der Betäubungspatrone angefangen nachzulassen und nach acht Stunden konnte ich gerade mal wieder anfangen wie ein Besoffener zu torkeln.“

„Tja, was bei einem Dämon für höchstens zwei Stunden anhält, kann bei uns normalen Menschen schon mal etwas länger andauern.“ Scarlett zuckte mit den Schultern. „Hast du jemanden aus der Zentrale erreicht?“

„Ich hab im Hauptquartier angerufen und auch unsere Polizeidienststelle informiert“, antwortete Ivan ein wenig resigniert und ließ das Handy in seiner Manteltasche verschwinden, „Unsere Arbeit bei der normalen Polizei ist damit auch beendet. Der Dämon wird gleich von unseren Leuten abgeholt, er kommt direkt zu Avalon.“

„Da wird er sich ja freuen.“ Cecil schüttelte den Kopf.

„Na wenigstens bekommt er bei uns eine zweite Chance“, sagte Scarlett und lehnte sich gegen die Hauswand, „Im Gefängnis würde er sich doch vermutlich noch an den Wachen vergreifen.“

„Tun sie doch bei uns auch“, bemerkte Ivan trocken.

„Aber Sebastian und Keith können sich wenigstens verteidigen.“ Scarlett seufzte. „Außerdem wissen sie, dass die Hauptspeise von Dämonen Menschenfleisch ist.“

„Auch wieder wahr“, bemerkte Cecil, „Und durch die elektrischen Halsbänder ist es einfach, sie im Zaum zu halten.“

„Ich möchte aber nicht mit den Dämonen tauschen“, bemerkte Scarlett, „Unsere Ausbildung zum Hunter ist schon schwer genug. Ich möchte nicht wissen, wie es für einen Dämon ist, sich an das Leben eines normalen Menschen zu gewöhnen.“

„Aber es funktioniert doch“, warf Cecil ein und beobachtete den Dämon, der, trotz der Betäubung, versuchte sich zu bewegen. Aber das klappte wie erwartet nicht. Der Schuss hatte millimetergenau die Stelle an seiner Brust getroffen, bei der die größeren Arterien sich teilten und in mehreren kleinen Bahnen den ganzen Körper durchzogen. Das Betäubungsmittel in der Patrone hatte den Dämon schon komplett lahmgelegt und da Dämonen bekanntlich kaum bis gar nicht bluteten, gab es auch keine Schweinerei.

„Ja“, sagte Ivan, „Vor ein paar Wochen erst konnten wir neun Dämonen auf Bewährung entlassen und mit jeweils einem Hunter als Aufpasser in die normale Welt ziehen lassen.“

„Ich bin gespannt, ob sie es schaffen, sich ein Leben aufzubauen.“ Cecil lehnte sich ebenfalls an die Hauswand. „Um eine Arbeit müssen sie sich keine Sorgen machen, das erledigt Avalon, aber ich frage mich, ob sie es schaffen dem Geruch von den normalen Menschen zu widerstehen.“

„Das wird sich zeigen.“

Wenig später tauchte ein Kleintransporter in einer nahe gelegenen Straße auf. Der inzwischen vollkommen betäubte Dämon leistete keinen Widerstand und konnte so ohne Probleme in den Transporter verfrachtet werden. Dieser machte sich dann auf den direkten Weg zum Hauptquartier von Avalon, während Scarlett, Cecil und Ivan Feierabend machten. Sie gingen noch kurz etwas Essen und machten sich dann ebenfalls auf den Weg zu Avalon. Allerdings wollten sie nicht direkt zum Hauptgebäude, den Bericht konnten sie auch morgen noch abgeben, sondern nur zu den Wohnhäusern auf dem weitläufigen Gelände.

Es gab eine gut drei Meter hohe Außenmauer und innerhalb waren die ganzen Gebäude, die zu Avalon gehörten. Dazu zählte einmal das rund dreißig Stockwerke hohe Hauptgebäude, in dem die komplette Leitung von Avalon saß, und die unzähligen Mietshäuser, in denen die verschiedenen Mitglieder von Avalon wohnten. Eigentlich wohnten so gut wie alle Mitglieder auf dem Gelände, bis auf die, die eine Familie hatten und schon eine Wohnung außerhalb besaßen.

Gerade die Hunter, die in der normalen Welt als Mitglieder der Abteilung für die Festnahme von Schwerverbrechern bekannt waren, mussten jederzeit alarmbereit sein und wohnten daher auf dem Gelände. Denn das eigentliche Herz von Avalon lag mehrere Meter unter der Erde, dort war das „Gefängnis“. Dieser Begriff wurde jedoch nur gegenüber uneingeweihten Menschen benutzt, die nichts von der Existenz von Dämonen in der normalen Welt wissen durften.

Eigentlich gab es dort unten nur, über mehrere Stockwerke verteilt, verschiedene Räume. In diesen wurden die Dämonen untergebracht, die nach ihrem Einfangen eine über zehn Jahre lange Ausbildung vor sich hatten. In dieser Ausbildung sollten die Dämonen lernen wie normale Menschen zu leben. Nur bis die Dämonen erstmal so weit waren, war es ein sehr langer und steiniger Weg. Da die Hauptspeise von Dämonen Menschenfleisch war, war es nicht sehr leicht sie an normales Essen zu gewöhnen. Hinzu kam noch, dass man den Dämonen zeigen musste, wie man sich zivilisiert benahm und sie mussten auch lernen ihre Gefühle wahrzunehmen. Denn die Schwachstelle der Dämonen lag darin, dass sie, außer Hunger und Hass, keine richtigen Gefühle kannten. Sie besaßen sie, doch da sie völlig ihren angeborenen Instinkten verfallen waren, nahmen sie diese gar nicht wahr. Wenn das einmal geschafft war, fiel es den Dämonen meistens auch leichter mit normalen Menschen klarzukommen.

Scarlett und die Brüder Cecil und Ivan gingen auf direktem Wege zu den niedrigen Wohnhäusern, in denen die Hunter untergebracht waren. Diese waren höchstens zwei Stockwerke hoch, da manche der Dämonenjäger es auch vorzogen statt der Tür die Fenster als Ausgang zu benutzen. Gerade bei plötzlichen Einsätzen mitten in der Nacht war es wesentlich bequemer aus dem Fenster zu springen, statt sich erst durch den schmalen Flur zu kämpfen.

Wenn man es aber nicht eilig hatte und im Übrigen eh auf dem Rückweg war, wurden auch die Treppen benutzt, die sich außen an den Gebäuden befanden. Scarletts Wohnung lag genau gegenüber von der von Cecil und Ivan. Sie war nicht sehr groß, ein Wohnzimmer mit einer Nische für das Bett, eine kleine Küche und ein kleines Badezimmer, doch für eine Person genügte es. Scarlett war sowieso fast nie da. Morgens ging sie ganz normal zur Schule und am Nachmittag und Abend waren sie und ihre beiden Freunde auf Dämonenjagd, auch wenn der Begriff ein wenig unpassend war, da sie die Dämonen nur einfangen sollten. Ihre Aufträge erhielt sie meistens per Fax, die zumeist am frühen Morgen eintrafen, damit sie am Abend erledigt waren.

Seufzend ließ sie sich auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Seit sie fünf Jahre alt war und es nur noch wenige Tage bis zu ihrem sechsten Geburtstag gewesen waren, war dies ihr Zuhause. Seit dem Vorfall damals, als ihr Vater von einem Dämon getötet worden war und ihre Mutter daraufhin so gut wie verrückt geworden war. Seit sie Cecil und Ivan getroffen hatte, die damals auch gerade mal beide sechseinhalb Jahre alt gewesen waren und seit zwei Jahren die Ausbildung zum Hunter absolvierten.

Damals, als man ihre Mutter abgeholt hatte, um sie in Gewahrsam zu nehmen, hatte man sie vor die Wahl gestellt. Scarlett hätte ebenfalls in Gewahrsam genommen werden können, damit sie nichts von dem Vorfall erzählen konnte, oder ein Mitglied von Avalon werden können. Es war ihre Wahl gewesen. Doch sie war von Cecil und Ivan damals so begeistert gewesen, dass sie sich ohne zu zögern für die zweite Möglichkeit entschieden hatte. Und so war sie bei Avalon gelandet. So war es wirklich gewesen. Nicht so, wie alle glaubten.

Selbst die Lehrer dachten, dass sie bei ihren Großeltern lebte, die eigentlich schon vor vielen Jahren gestorben waren, und so gut wie jeden Tag arbeiten musste, damit das Geld reichte. Es waren alles Lügen, damit niemand herausfand, was Avalons eigentliches Ziel war. Die strategische Eingliederung der Dämonen in die menschliche Gesellschaft. Kein normaler Mensch wusste, dass es so etwas wie Dämonen gab. Wenn sie die Ausbildung hinter sich und es auch geschafft hatten, sich ein eigenes Leben aufzubauen, ohne irgendwie negativ aufzufallen, konnte man sie wirklich mit normalen Menschen verwechseln. Selbst ein Jäger konnte sie dann nur noch an ihrer etwas kühleren Aura erkennen. Diese war das Einzige, was die Dämonen nie ganz ablegen konnten.

 

Am nächsten Morgen zog Scarlett sich ihre normalen Klamotten an und frühstückte kurz. Danach nahm sie ihre Schultasche und machte sich auf den Weg zum Hauptgebäude. Beim Sekretariat im fünften Stock gab sie den Bericht über die gestrigen Fänge ab. Es waren insgesamt vier an der Zahl. Rebecca, die inzwischen bereits Mitte dreißig war und auch schon ihr halbes Leben lang bei Avalon arbeitete, nahm den Bericht entgegen und versprach ihn wie immer weiterzuleiten.

Kurz unterhielt Scarlett sich noch mit der Sekretärin für ihre Abteilung, dann machte sie sich auf den Weg. Wie immer wartete sie an der Straßenecke und wie immer waren Irene und Bianca zu spät dran. Schließlich hatte sie keine Lust mehr und wandte sich zum Gehen.

„Saskia!“

Sie drehte sich um und erblickte Irene, die gerade aus einer Seitenstraße bog. Ein wenig erstaunt war Scarlett ja, normalerweise kam sie nie so pünktlich. Für ihre Verhältnisse pünktlich. „Bist du aus dem Bett gefallen?“, fragte Scarlett mit einer hochgezogenen Augenbraue, „Du bist ja mal nur dreizehn Minuten zu spät.“

Keuchend kam Irene bei ihr an. „Tut mir leid, aber.. aber ich muss dir was erzählen, das glaubst du mir gar nicht.“

„Warum sollte ich nicht?“, fragte Scarlett und runzelte die Stirn. Was konnte das denn schon so Unglaubliches sein? Ein Ufo vielleicht?

„Weil ich gestern ein.. nein drei Mitglieder von Avalon getroffen habe!“ Irene strahlte und schien vollkommen aus dem Häuschen zu sein.

Scarlett hingegen war ein wenig erschrocken. Sie hätte Irene gestern noch sagen sollen, dass sie niemandem von dieser Begegnung erzählen sollte. Das hatte sie nun davon. Nun musste sie in den sauren Apfel beißen. „Wirklich?“

„Ja, wenn ich es doch sage“, sagte Irene. Ihre Augen funkelten vor Begeisterung und ihrem scheinbar angeborenem Temperament. „Da war ein Mädchen mit einem schwarzen Mantel und einer roten.. nein scharlachroten Bluse. Ihr Name war, glaube ich, Scarlett. Zwei Jungen waren auch noch dabei. Der eine hatte einen dunkelbraunen Mantel an und wirkte irgendwie nicht so freundlich, aber der andere...“ Irene drehte sich im Kreis und schien wirklich vollkommen überdreht zu sein.

Scarlett beobachtete es nur mit weitaus weniger Begeisterung und bekam bei Irenes Pirouetten bald einen Drehwurm. Daher versuchte sie nicht mehr, ihr mit den Augen zu folgen.

„Der hatte eine echt elegante, weiße Jacke an und sah unglaublich nett und cool und bezaubernd und absolut fantastisch aus.“ Irene kam endlich zum Stillstand und taumelte ein wenig. „Aber ich kenne von den beiden Jungen leider nicht die Namen.. Wie auch immer, Scarlett war aber auch echt klasse. Die könnte es sogar mit dir aufnehmen, Saskia.“

„Na ja, mit den Mitgliedern von Avalon kann ich natürlich nicht mithalten“, sagte Scarlett und versuchte nicht allzu ironisch zu klingen. Wenn Irene wüsste, dass sie gestern Saskia, ihren beiden Freunden und noch einem Dämon gegenüber gestanden hatte, wäre das mit Sicherheit ein ziemlicher Schock. Das würde Irene wahrscheinlich endgültig von den Socken hauen. Scarlett verzog nur eine schräge Grimasse. Da hatte sie sich ja was an den Hals gezogen.

„Wie sie diesen komischen Mann.. nein, da sie hinter ihm her war, war er wahrscheinlich ein Schwerverbrecher. Wie sie ihn aber fertig gemacht hat! Erst war ich ja erschrocken, aber im Nachhinein finde ich das super cool!“ Irene begann schon wieder damit, sich im Kreis zu drehen.

„Kann es sein, dass du auf den Kopf gefallen bist oder das nur geträumt hast?“ Mit etwas Glück konnte Scarlett ihre Freundin so mal wieder auf den Teppich holen und vielleicht auch verhindern, dass sie das gestern Erlebte in der ganzen Schule rumerzählte. Das wäre nämlich nicht sehr gut.

Irene stand abrupt still und sah Scarlett mit zornigem Blick an. „Du glaubst, dass ich mir das alles nur eingebildet habe, richtig?“

„Das ist nun wirklich ein wenig unglaubwürdig“, bemerkte Scarlett, „Ich meine, die Mitglieder von Avalon bekommt man doch normalerweise so gut wie nie zu sehen und es ist auch ein wenig komisch, dass ausgerechnet in unserer unmittelbaren Umgebung plötzlich ein Schwerverbrecher auftaucht.“ Es tat ihr leid, Irene so auszubremsen und regelrecht fertigzumachen, doch sie hatte keine Wahl. Wenn irgendjemand höher gestelltes von Avalon mitbekam, dass Irene ein paar Mitglieder von ihnen gesehen hatte, würde es für sie beide ungemütlich werden. Vor allem aber für Irene.

„Du bist gemein“, sagte diese und ihre Augen wurden glasig, „So was bilde ich mir doch nicht ein.“ Sie rannte los und schien alleine zur Schule gehen zu wollen.

Scarlett stöhnte. Sie hatte befürchtet, dass das dabei herauskommen würde. Irenes Laune konnte von einer zur anderen Sekunde wechseln, daher war es nicht ratsam sie aufzuregen oder traurig zu machen. Sie steigerte sich gerne in etwas hinein und manchmal war das halt auch nachteilig.

Schließlich aber bog Scarlett nach links ab und sprang auf eine Mauer, die die Kleingärten der einander gegenüberliegenden Häuser trennte. Es war eine Abkürzung und da Scarlett noch knappe sieben Minuten hatte und es ziemlich lange dauerte außen rum zu laufen, lief sie lieber über die Mauer.

Bis jetzt war sie noch nie zu spät gekommen und das musste auch so bleiben, denn leider gab es einen entscheidenden Nachteil, ein Mitglied von Avalon zu sein: So gut wie jeder Schritt von einem wurde überwacht. Daher konnte es mitunter fatale Folgen haben, wenn sie zu spät zur Schule kam oder ganz fehlte. Es konnte auch gut gehen, aber es war nicht gerade ratsam es darauf anzulegen. Zum Teil konnte Scarlett diese Sicherheitsmaßnahme ja verstehen, das Geheimnis musste um jeden Preis bewahrt werden, doch sie fand es auch ein wenig übertrieben.

Irene kam wie immer zu spät zum Unterricht und schien sich im ersten Moment reichlich darüber zu wundern, dass Scarlett bereits auf ihrem Platz saß und ihr Buch vor der Nase hatte. Als Scarlett jedoch zu Irene blickte, verzog diese pikiert das Gesicht und setzte sich auf ihren Platz. Das war wirklich typisch und Scarlett konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

Irene redete allerdings den ganzen Morgen über nicht mit ihr und schien auch nicht bereit zu sein, Scarlett zuzuhören, als sie sich bei ihr entschuldigen wollte. Schließlich gab sie es auf und stellte sich lieber schon mal auf den Nachmittag ein. Heute waren keine Aufträge per Fax gekommen und das hieß dann, dass Scarlett und die anderen beiden heute nur patrouillieren mussten. Das war immer recht angenehm und weniger stressig und daher eine willkommene Abwechslung, da sie seit gut zwei Wochen immer wieder neue und auch entlaufene Dämonen hatte einfangen müssen.

In letzter Zeit hatten wieder unzählige Dämonen versucht aus den unterirdischen Trakten auszubrechen. Da Keith gerade mit einer Sommergrippe im Bett lag und Sebastian so alle Hände voll zu tun hatte, war es leider auch vielen gelungen auszubrechen. Und die Hunter mussten sie dann wieder einfangen, es war an einigen Tagen echt anstrengend.

Scarlett machte sich auf den Weg nach Hause. Gerade hatte die siebte Stunde geendet und es wurde Zeit, dass die morgendliche Saskia wieder zu Scarlett wurde, die für den Rest des Tages übernahm. Wie immer sah sie sich auf dem gesamten Heimweg immer wieder um. Sie musste aufpassen, dass ihr niemand folgte.

Schließlich überquerte sie noch die Hauptstraße und kam zum Tor, das der einzige Durchgang in der gesamten Mauer um Avalon war. Der elektronische Türöffner ließ sich mal wieder Zeit dabei die Netzhaut ihrer Augen zu erkennen und letztlich erklang die übliche Parole aus dem kleinen Lautsprecher.

„System load...“

„Get start“, sagte Scarlett nur.

„System complete, start ready.“

„Zero, zero, one, eight, seven“, sagte Scarlett, „Start the game.“

„Welcome Miss Scarlett.“ Die Tür aus schusssicherem Panzerglas öffnete sich und Scarlett betrat das Gelände. Sie hätte auch einfach über die Mauer springen können, doch der Alarm war viel zu laut und es gab dann auch immer so einen Rummel, darauf hatte sie keine Lust. Wenigstens schwiegen die Alarmglocken, wenn sie beim Rausgehen über die Mauer sprang. Da es gerade für die Hunter beim Verlassen des Geländes viel zu umständlich war immer auf den Türöffner zu warten, war der Alarm so eingestellt, dass er nur losging, wenn jemand von draußen versuchte über die Mauer zu klettern. Das war recht praktisch, doch so konnten die Dämonen auch ungehindert entkommen. Alles hatte halt seine Vor- und Nachteile.

Scarlett stieg die Treppe in den zweiten Stock ihres Wohnhauses hoch und betrat den Flur. Ihre Wohnung war die hinterste auf der linken Seite. Sie hatte sich schnell umgezogen: die scharlachrote Bluse, die lange weiße Hose und der schwarze Mantel mit den vielen Schnallen waren ihre Arbeitskleidung. Zum Schluss schnallte sie sich noch das Halfter mit ihrem Revolver Nye an den rechten Oberschenkel.

Im Vorbeigehen streifte ihr Blick das Faxgerät auf der Kommode aus hellem Holz. Anscheinend war am späteren Morgen doch noch ein Fax eingetroffen und sie las die Liste kurz durch. Es wäre ja auch zu schön gewesen, heute standen wieder ganze sieben Dämonen auf ihrer Liste. Wenigstens wusste die Leitung schon, wo sie sich aufhielten, also musste Scarlett sie mit den anderen beiden nur noch einsammeln.

Sie klopfte an die Tür von Cecil und Ivan, doch keiner öffnete. Aber da die beiden zu hundert Prozent schon seit über einer Stunde Schulschluss hatten, verzog Scarlett nur resigniert das Gesicht. Sie marschierte wieder in ihre Wohnung und öffnete das Fenster. Es gehörte nicht viel dazu vom Fenstersims aus auf das Dach zu springen, zumindest nicht für einen Hunter. Geräuschlos landete sie auf dem Ziegeldach und seufzte hörbar.

„Ihr beiden Faulpelze, wir haben noch zu tun, falls ihr es vergessen habt“, sagte sie resigniert.

Cecil und Ivan lagen beide ausgestreckt auf dem Dach und hatten jeweils ein dünnes Buch über der Nase liegen. Wohl damit die Sonne sie nicht blendete.

„Wie spät ist es?“, nuschelte Cecil.

„Wie viele Dämonen?“, fragte Ivan und nahm das Buch von seiner Nase. Er sah Scarlett zwar verschlafen an, doch seine hellgrünen Augen leuchteten trotzdem wie eh und je.

„Kurz vor drei Uhr und sieben Dämonen.“

„Dann lass uns noch schlafen.“ Ivan ließ das Buch wieder auf seine Nase sinken und verschränkte die Arme erneut hinter dem Kopf.

„Ihr seid mir echt zwei Schlafmützen“, sagte Scarlett kopfschüttelnd, „Ich kann gar nicht glauben, dass ich euch mal bewundert habe.“

„Deine Sache“, murmelte Cecil und steckte sich kurz, nur um sich dann wieder bequem hinzulegen.

Scarlett reichte es nun. Sie nahm den Schalldämpfer aus ihrer Manteltasche und schraubte ihn an den Lauf von Nye. Sie zielte kurz und drückte dann ab. Zwar gab der Schuss an sich kein sehr lautes Geräusch von sich, doch als die Patrone vom Dach abprallte, gab es ein schön laut klackendes Geräusch. Cecil und Ivan saßen daraufhin mit einem Schlag aufrecht und starrten sie entgeistert an, denn die Kugel war genau zwischen ihnen auf das Dach getroffen.

„Elende Sklaventreiberin“, murmelte Ivan und sammelte das Buch wieder ein, das gerade dabei war vom Dach zu rutschen.

„Meinetwegen“, erwiderte sie und schraubte den Schalldämpfer wieder ab, „Und jetzt seht zu, dass ihr in die Gänge kommt. Ich will möglichst noch vor heute Abend fertig werden.“

„Wir gehen ja schon und holen unsere Jacken“, sagte Cecil lächelnd und stand auf. Seine graublauen Augen wirkten im Gegensatz zu Ivans allerdings noch recht verschlafen.

Ivan seufzte nur und klopfte sein weißes Hemd ab, ehe er aufstand und sich eine Strähne seines nussbraunen Haares aus dem Gesicht strich. Die längsten Strähnen reichten ihm auch heute noch beinahe auf die Schultern und er wollte sie auch nicht abschneiden, obwohl sie ihn andauernd nervten.

Während Scarlett ihre rotblonden Haare mit einigen Klammern hochsteckte und anschließend unter ihrer schwarzen Schirmmütze verbarg, holten die beiden Jungen ihre Jacken, Kaps und Cecil noch seine Brille. Es war zwar nicht wahrscheinlich, aber für den Fall, dass sie einen Bekannten während ihrer Arbeit trafen, mussten sie sich immer mehr oder weniger verkleiden. Schließlich tauchten die Brüder wieder auf dem Dach auf.

„Du solltest deine Mütze mal richtig rum drehen“, bemerkte Scarlett nur. Ivan trug seine dunkelbraune Baseballmütze mal wieder falsch herum, der Schirm zeigte schon wieder nach hinten. Das hatte er sich aber erst in der letzten Zeit angewöhnt und Scarlett war schleierhaft, warum er das machte.

„Keine Lust“, entgegnete Ivan schlicht.

„Wollen wir dann?“, fragte Cecil und setzte seine Brille auf, die er eigentlich gar nicht brauchte und nur als Tarnung benutzte.

„Was glaubst du denn?“ Scarlett lächelte nur.

Kapitel 3

Scarlett lief durch eine schmale Gasse. Der letzte Dämon auf ihrer Liste heute war wirklich nervtötend. Immer wenn sie ihn in die Enge getrieben hatten, entwischte er doch wieder durch irgendeinen Spalt oder ein offenes Fenster. Sie sah nach oben zu Ivan, der ein Stück weiter vorne rechts über das Dach sprintete und gerade mit dem Finger nach links deutete. Dann sprang er selber auf die richtige Seite und nahm die Abkürzung quer über die Dächer.

Scarlett knurrte nur und legte gleich mehrere Gänge zu. Sie flog nur so um die Ecke und musste sich dabei an der gegenüberliegenden Hauswand abstoßen, da sie die enge Kurve ansonsten gar nicht mehr heil überwunden hätte. Ein ganzes Stück weiter vorne lief der Dämon auch und ein Blick auf das Dach genügte um zu sehen, dass Ivan bereits auf seiner Höhe war. Mit einer Geschwindigkeit von wahrscheinlich mehr als fünfzig Stunden pro Kilometer machte sie sich daran den Abstand zwischen ihnen gutzumachen und holte tatsächlich recht schnell auf. Wie sie am besten wieder abbremste, darüber dachte sie lieber noch nicht nach. Das würde erst später kommen.

Dann tauchte Cecil auch aus einer Gasse weiter vorne auf, jedoch war auch er hinter dem Dämon.

„Der hier ist echt schnell“, bemerkte der Junge, als er kurzzeitig mit Scarlett auf einer Höhe war.

„Den kriege ich trotzdem.“ Damit hatte Scarlett Cecil auch schon überholt und machte sich bereit. Sie griff bereits nach Nye, als Ivan auf einmal ein Stück weiter vorne vom Dach sprang und unmittelbar vor dem Dämon mit den kurzen, schwarzen Haaren landete.

„Heiliger!“, rief Scarlett überrascht und versuchte zu bremsen. Doch es fehlten vielleicht noch zehn Meter und mit dem plötzlichen Stopp hatte sie nun weiß Gott nicht gerechnet. Dann trat sie auch noch genau in ein Schlagloch und geriet endgültig ins Straucheln. Ivan sprang gerade noch zur Seite und der Dämon sah sie verdattert an. Scarlett zog nur schnell den Kopf ein und stieß ungewollt mit voller Wucht gegen den überraschten Dämon. Dieser krachte zu Boden, während Scarlett in die Luft geschleudert wurde und sich mehrere Male überschlug. Kurz erhaschte sie einen Blick auf die Straße, der sie sich inzwischen wieder näherte. Nun reichte es ihr und sie streckte sich. Mit einer Hand stützte sie sich auf dem Boden ab und landete dann in der Hocke.

„Man! Wer hat das Schlagloch dahin gesetzt?!“, fragte sie aufgebracht und rieb sich die schmerzenden Schultern. Die Knochen der Dämonen waren leider auch ein ganzes Stück härter als die der Menschen und ein Zusammenstoß mit ihnen tat ganz schön weh.

„Na ja, k.o. ist er jetzt jedenfalls“, stellte Ivan nur mit einer hochgezogenen Augenbraue fest und löste sich wieder von der Wand. Er sah den bewusstlosen Dämon mitfühlend an und schüttelte schmunzelnd den Kopf.

„Auch wenn die Technik ein wenig ungeschickt war“, bemerkte Cecil mit einem schiefen Lächeln.

„Als ob das meine Absicht war.“

„Na dann wären wir für heute auch fertig.“ Ivan zog sein Handy aus der Manteltasche und wählte eine Nummer.

„Er ist wirklich k.o.“, stellte das Mädchen erstaunt fest, als sie kurz neben ihm hockte.

„Er sieht aus als hätte ihn ein Lastwagen überrollt“, bemerkte Ivan mit dem Hörer am Ohr.

Scarlett warf ihm einen finsteren Blick zu, doch da er gerade telefonierte, konnte sie ihm schlecht eine passende Bemerkung an den Kopf werfen. So blickte sie hoch in den inzwischen orange gefärbten Himmel.

„Schon halb acht“, murmelte Cecil und nahm sein Kap ab.

„Wie die Zeit vergeht.“ Scarlett nahm ihr Kap ebenfalls ab und steckte es zu der Sonnenbrille in ihre Manteltasche.

 

Irene war auch am nächsten und übernächsten Tag noch sauer auf Scarlett, doch sie war bedeutend fröhlicher als am ersten Tag. Sie ging die ganze Zeit mit Reika und Angelina über den Schulhof und lachte fröhlich mit ihnen. Scarlett hatte nichts dagegen, auch wenn es sie ein wenig wunderte. Vor noch nicht mal einem halben Jahr hatte Irene die beiden Mädchen nicht ausstehen können und nun sahen sie aus wie die besten Freunde. Es war ein wenig komisch.

Als Scarlett zu Hause war, rief sie auch einmal bei Bianca an, die bereits seit mehreren Tagen fehlte. Sie erfuhr, dass die Abwesende eine Sommergrippe hatte. Scarlett musste dabei auch an den armen Keith denken, den dasselbe Schicksal ereilt hatte. Sie erzählte Bianca von ihrem kleinen Streit mit Irene und davon, dass diese seit neuestem mit Reika und Angelina unterwegs war. Bianca war darüber genauso erstaunt wie Scarlett und wunderte sich ebenfalls ziemlich. Sie versprach so schnell wie möglich gesund zu werden und damit endete ihr Gespräch. Inzwischen war es sowieso wieder Zeit für Scarlett. Sechs entlaufene Dämonen und drei Neuzugänge warteten darauf von ihr, Cecil und Ivan eingesammelt zu werden.

„Hinterher!“, rief Scarlett nur und rannte los. Heute hatten sie das reichlich seltene Vergnügen eine weibliche Dämonin wieder einfangen zu dürfen. Diese war allerdings ziemlich scheu und schien auch lieber fliehen als angreifen zu wollen. Sie sprang auf eine Mauer und von der aus auf ein nahe gelegenes Haus. Scarlett sprang natürlich sofort hinterher und folgte den recht langen, roten Haaren der Dämonin, die im Wind wehten.

„Bleib stehen!“, rief Scarlett und holte Schwung.

„Niemals!“, rief die Dämonin nur ohne sich umzudrehen.

„Na dann...“ Scarlett sprang kräftig ab und flog im hohen Bogen über die Dämonin hinweg. Mit einer gestreckten Schraube drehte Scarlett sich und landete vor ihrem Ziel auf dem Dach. Sie zog Nye aus dem Halfter und richtete sie auf die Dämonin. Diese kam schlitternd zum Stillstand und sah Scarlett verängstigt an.

„Bleib stehen“, sagte Scarlett, „Ich will dich nicht betäuben müssen.“

Die Dämonin zog die Stirn kraus.

„Ich weiß, dass du bereits weiter in der Ausbildung bist“, sagte Scarlett ruhig, „Du hältst dich wacker und hast die Chance auf ein gutes Leben in Frieden mit den Menschen. Wirf sie nicht so einfach weg, Soléa.“

„Woher kennst du meinen Namen?“, fragte Soléa verwirrt. Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich und ließen ihre ohnehin etwas dunklere Haut noch ein Stück dunkler wirken.

„Ich hab die Akte gelesen“, sagte Scarlett, „Besser gesagt überflogen. Du hast gute Qualitäten und großes Potenzial, aus dem sich was machen lässt. Möchtest du nicht wissen, wie weit du es bei uns bringen kannst? Möchtest du nicht als freie Dämonin in Frieden mit den Menschen leben?“

„Ich.. ja“, sagte Soléa und lächelte schüchtern.

„Dann komm mit.“ Nye verschwand im Halfter und Scarlett hielt der Dämonin die Hand hin. Sie war froh, dass sich diese Angelegenheit friedlich lösen ließ, das war ihr immer noch am liebsten.

Die Dämonin streckte die Hand ebenfalls aus, doch plötzlich durchbohrte ein Pfeil ihre Brust. Scarlett starrte die Dämonin erschrocken an, während diese zu Boden sank. Der Pfeil durchbohrte ihr Herz und es gab nichts, was Scarlett tun konnte. Soléa starrte sie aus geweiteten Augen an, dann begann sie sich aufzulösen. Kleine blaue Lichter flogen in Richtung Himmel und verschwanden schließlich.

Scarlett drehte sich unterdessen um. Schräg über ihr hingen drei Mädchen mit weißen Flügeln in der Luft. Zwar trugen sie jetzt andere Klamotten, doch Scarlett erkannte sie sofort. Es waren Reika, Angelina und Irene. Reika ließ gerade ihren großen, silbernen Bogen sinken. Ihre kurzen, dunkelbraunen Haare und ihr edles, dunkelblaues Kleid wehten leicht im Wind. Angelinas rostbraune Haare ruhten auf ihren Schultern und auch sie trug ein Kleid, das jedoch von dunkelgrüner Farbe war und in ihrer Hand hielt sie eine silbern glänzende Pistole. Irene hatte ihre langen, strohblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und hielt ein goldenes Schwert in der Hand. Ihr blutrotes Kleid schlug jede Menge Falten im Wind und um die Taille trug sie noch einen dünnen, goldenen Gürtel. Sie war eindeutig die Anführerin der Gruppe.

Scarlett war zwar ziemlich verwirrt, doch ihre Miene wurde ernst. „Was sollte das?“, fragte sie, „Diese Dämonin hatte nichts verbrochen und ihre Ausbildung so gut wie absolviert. Warum habt ihr sie getötet? Und wer seid ihr überhaupt?“ Ihr war gerade noch eingefallen, dass sie die drei ja eigentlich nicht kannte.

„Ich bin Reika“, sagte Reika und klopfte sich mit dem Bogen auf die Schulter.

„Mein Name ist Angelina“, sagte Angelina. Sie entsicherte ihre Pistole.

„Und mich müsstest du ja eigentlich noch kennen“, sagte Irene und lächelte überheblich, „Mein Name ist Irene, wir sind uns vor wenigen Tagen begegnet.“

„Ich erinnere mich“, sagte Scarlett tonlos. Wie sollte sie das denn vergessen?

„Aber um auf deine Fragen zu antworten“, sagte Irene, „Wir sind die Mitglieder von Ivalin und werden alle Dämonen auslöschen!“

„Wir werden den Frieden der Welt garantieren“, fügte Angelina hinzu.

„Indem wir die finsteren Dämonen auslöschen und die Menschen so vor ihnen beschützen.“ Ein Pfeil erschien in Reikas Hand.

Scarlett verzog das Gesicht. Anscheinend konnten die drei mittels mentaler Kraft ihre Waffen aus der Astralebene holen und materialisieren. Damit waren sie schon mal im Vorteil. Außerdem redeten sie Schwachsinn. Und hinzu kam noch, dass die Anführerin ihre Freundin war. Scarlett konnte und wollte sich nicht mit ihr anlegen. Und doch schien ihr nichts anderes übrig zu bleiben. Da die drei eine Dämonin ohne zu zögern getötet hatten, hatten sie bewiesen, dass sie eine vollkommen andere Sicht der Dinge hatten.

„Was faselt ihr da für einen Mist?“, fragte Scarlett dennoch. In dem Moment war sie froh über die Sonnenbrille und die Schirmmütze, die sonst eher unpraktisch waren. Die drei durften sie schließlich nicht erkennen und ohne die beiden Accessoires würden sie es mit ziemlicher Sicherheit.

„Das ist kein Mist“, sagte Reika gereizt, „Wir von Ivalin wissen, was ihr von Avalon für ein falsches Spiel treibt!“

„Ihr tut so als seien die Dämonen Schwerverbrecher und gebt auch noch vor sie einzusperren.“ Irene klang erzürnt. „Dabei lasst ihr sie einige Jahre später, wenn sich die Aufregung um sie gelegt hat, einfach wieder frei und setzt die Menschen einer permanenten Gefahr aus.“

„Das ist unverzeihlich“, sagte Angelina und zeigte mit der Pistole auf Scarlett, „Ihr unterstützt dieses Pack doch heimlich und wollt sie für eure eigenen Ziele ausnutzen.“

„Blödsinn“, erwiderte Scarlett schlicht. Die drei hatten doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, auch wenn Scarlett nicht gerade glücklich darüber war, dass Irene eine von ihnen war. Und so sehr sie sie auch mochte, im Moment waren die Karten gelegt und jeder hatte sein Blatt erhalten. Im Moment standen sie leider auf unterschiedlichen Seiten.

„Duuu...“ Reika spannte den silbernen Pfeil und richtete ihn auf Scarlett.

„Es stimmt zwar, dass wir Dämonen einfangen und sie Jahre später wieder freilassen“, sagte Scarlett ernst, „Aber wisst ihr, was in der Zeit mit den Dämonen passiert?“

„Das ist vollkommen irrelevant“, sagte Irene, „Dämonen sind von Natur aus böse, man kann sie nicht ändern. Sie stellen eine Bedrohung für die Menschen dar und müssen eliminiert werden. Anders werden sie uns eines Tages ausrotten.“

„Schon mal daran gedacht, dass es Menschen gibt, die weitaus gefährlicher sind als Dämonen?“, murmelte Scarlett kopfschüttelnd. Das war wohl zwecklos. Irene hatte ihre Meinung und von der würde sie keinen Millimeter abweichen. Das war schon früher so gewesen. Und die anderen beiden würden das wahrscheinlich noch weniger tun.

„Sicher, aber für die ist die Polizei zuständig“, sagte Angelina, „Wir haben diese Kräfte erhalten, um die Menschheit vor den Dämonen zu beschützen und wir werden uns von niemandem aufhalten lassen.“

„Ihr seid doch komplett verrückt“, sagte Scarlett und überlegte, wie sie die drei entwaffnen konnte, ohne sie gleich mehr oder weniger schwer zu verletzen. Menschen waren immer noch bedeutend schmächtiger gebaut als Dämonen. Wenn sie ihnen Nye über die Rübe ziehen würde, kämen sie höchst wahrscheinlich nicht ohne einen glatten Schädelbruch davon. Und das wollte Scarlett nun wirklich nicht riskieren.

„Sag das noch mal!“, rief Reika zornig und spannte den Bogen stärker.

„Warte“, sagte Irene, doch auch sie klang nur mühsam beherrscht, „Wofür kämpfst du? Scarlett?“

Kurz war Scarlett überrascht, doch dann spürte sie eine kleine Erleichterung. Sie wusste zwar, dass ihre Antwort nicht den Frieden zwischen beiden Gruppen bringen würde, doch es war schön zu wissen, dass Irene wenigstens noch ein bisschen nachdachte. „Für den Frieden zwischen Menschen und Dämonen.“

„Das nenne ich Schwachsinn!“, sagte Reika aufgebracht und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen.

„Nicht!“, rief Irene noch, doch es war zu spät.

Scarlett wollte gerade zur Seite treten, da stand Cecil schon vor ihr. Sie lächelte nur, während Cecil den Pfeil mit seinem Langschwert Zessiro abwehrte. Der Pfeil flog mit der Spitze gegen die silberweiße Klinge, von der er allerdings abprallte, wie ein Stein von einer Wand aus Schaumstoff. Außer einem Klirren vom Aufeinandertreffen der beiden Metalle war nichts zu hören.

In dem Moment trat auch Ivan neben Scarlett. In seiner Hand erschien ein längliches schwarzes Licht. Er griff danach und es wurde zu seiner Lanze Xavier. Der über einen Meter achtzig lange, schwarze Schaft lag in Ivans Hand und die längliche, silberweiße Klinge zeige auf das Dach des Hauses. Noch jedenfalls. Scarlett musste resigniert lächeln. Die beiden waren ebenfalls in der Lage ihre Waffen aus der Astralebene zu materialisieren, da wurde sie allmählich wirklich eifersüchtig.

„Wenn ihr unbedingt kämpfen wollt“, sagte Cecil ernst, „Dann soll die Verteilung wenigstens gerecht sein.“

Irene und ihre beiden Freundinnen verzogen nur herablassend die Gesichter.

„Das wäre nicht nötig gewesen“, sprach Scarlett die beiden Jungen noch mal auf die Rettung von eben an.

„Hat doch aber einen viel schöneren Effekt“, bemerkte Cecil lächelnd.

„Außerdem kann dann niemand sagen, dass wir das arme Mädchen ganz allein gegen drei Furien haben kämpfen lassen“, fügte Ivan hinzu und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, sodass die Lanze auf seinen Schultern lag.

„Furien!?“ Irene, Reika und Angelina liefen feuerrot an und flogen auf sie zu. Angelina schoss augenblicklich mit ihrer Pistole auf die beiden Jungen, doch nun wehrte Scarlett die Kugeln mit Nye ab.

„Wieso funktioniert das nicht?“, fragte Angelina fluchend und schoss erneut.

Scarlett wehrte auch diese Kugel spielend ab. Sie musste ja auch nicht viel tun, die Kugel prallte einfach am Lauf von Nye ab. „Weil Orichalcon immer noch ein besonderes Metall ist“, sagte sie, „Das geht nicht so leicht kaputt.“

„Orichalcon?“ Die drei Mädchen hielten abrupt inne.

„Ja, alle unsere Waffen sind aus dem legendären Metall hergestellt und Sonderanfertigungen“, bemerkte Cecil und betrachtete die feinen, goldenen und hellblauen Eingravierungen auf seinem Langschwert Zessiro.

„Was soll´s?“, sagte Irene, „Wir haben immer noch Magie, dagegen kommt ihr nicht an.“

Sie hielt einen goldenen Talisman mit einigen roten Verzierungen in die Luft. Reika und Angelina hielten jeweils einen silbernen Talisman mit blauen und grünen Verzierungen hoch. Die drei Anhänger begannen zu leuchten und auf einmal wurden ihre Waffen verstärkt. Alle drei Waffen wurden massiver und veränderten ihre Form ein wenig. Dann erlosch das Licht der drei Talismane und die Mädchen steckten sie wieder in die Taschen ihrer Kleider.

Scarletts rechtes Auge zuckte ein wenig. Von wegen Magie und von wegen freies materialisieren, die drei verwendeten die Talismane als Verstärker. Durch sie wurden die Nervenimpulse im Gehirn verstärkt und eine direkte Verbindung zur Astralebene hergestellt. Von dort wurde das Material ihrer Waffen einfach auf dem gleichen Weg wieder in die normale Welt geholt und gezwungen sich so zu formen, wie es die verstärkten Impulse beschrieben. Das war der ganze Trick.

„Hübsch“, sagte Ivan schlicht, „Können eure kleinen Verstärker nicht mehr aus der Astralebene holen oder warum ist der Effekt so gut wie gar nicht zu sehen?“

„Von was redest du da?“, fragte Angelina gereizt.

„Was soll denn diese Astralebene sein?“, fragte Reika und zog die Stirn kraus.

„Wir erhalten durch Magie unsere Waffen“, entgegnete Irene, „Daher sind wir im Vorteil und können unsere beliebig verstärken, während ihr an eure kleinen Spieße und Minirevolver gebunden seid.“

„Was nennst du hier einen Spieß?“, fragte Cecil und seine Augen wurden schmal.

„Eure kleinen Dinger da“, antwortete Irene und erhob ihr Schwert, „Nun werden wir Gerechtigkeit walten lassen, meine Freunde!“

„Nieder mit den Mitgliedern von Avalon!“, riefen Reika und Angelina und gemeinsam mit Irene schossen sie auf Scarlett und die beiden Jungen zu.

„Wehe ihr verletzt sie“, sagte Scarlett nur zu Ivan und Cecil. Zwar hatten die drei Mädchen wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun und gleich mehrere Schrauben locker, aber trotzdem wollte sie sie auf keinen Fall verletzen. Dann stürmte sie selbst nach vorne und blockte Irenes ersten Hieb mit Nye ab.

„Zu Befehl“, seufzte Ivan und wich einer Kugel aus Angelinas Pistole aus.

„Wie du wünscht“, sagte Cecil zur selben Zeit und ließ Reikas Pfeil an seinem Schwert abprallen.

„Du Miststück“, sagte Irene fluchend und schlug mit ihrem Schert erneut auf Nye ein, dass die Funken nur so flogen.

„Na na, wer wird denn gleich so unfreundlich?“, fragte Scarlett und wehrte die Hiebe weiterhin ab. Sie war froh, dass es eigentlich kaum etwas gab, das Nye zerstören konnte. Ihre Waffe wollte sie ungern verlieren. Schon gar nicht in dieser Situation, das wäre reichlich ungemütlich.

„Gib auf!“, rief Irene und schlug mit dem Schwert nach Scarletts Beinen.

Doch diese war nicht auf den Kopf gefallen und sprang in die Luft. Sie landete auf der Klinge von Irenes Schwert und richtete Nye auf sie. „Ich weiß zwar nicht, wer euch diesen Schwachsinn eingebläut hat, aber Dämonen haben genauso ein Recht darauf zu leben wie wir Menschen.“

Währenddessen wehrten Cecil und Ivan immer noch die Geschosse von Reika und Angelina ab. Die beiden Mädchen keuchten und fluchten leise, schossen aber immer wieder auf die Jungen. Die beiden hatten kaum Schwierigkeiten und konnten spielend zur Seite gehen oder die Geschosse abwehren.

„Ihr redet hier Schwachsinn!“, rief Irene und ließ das Schwert abrupt sinken. Dann hieb sie von der Seite zu.

Scarlett landete auf dem Dach und hob nur Nye. Mit einer Hand parierte sie Irenes mit beiden Händen geführten Schlag und sah sie an. In dem Moment kam jedoch ein leichter Wind auf. Beide Mädchen sahen auf und auch die anderen vier hielten inne.

„Hjuuu, hier geht es ja ganz schön hoch her.“ Etwas weiter hinten stand ein etwa neunzehnjähriger Junge auf dem Dach. Er trug eine schwarze Hose und ein weißes Oberhemd mit langen Ärmeln. Darüber trug er noch eine dunkelblaue Weste mit einigen kunstvollen, goldenen Stickereien. Der Wind spielte mit seinen langen, bis kurz unter die Hüfte reichenden, schwarzen Haaren, die er zu einem schmalen Zopf am unteren Haaransatz zusammengebunden hatte. Nur einige etwas kürzere Strähnen rahmten sein Gesicht ein. Er lächelte spitz.

„Noch ein Dämon!“, rief Irene und sprintete augenblicklich auf ihn zu.

„Zachary!“, rief Scarlett streng und die beiden Jungen schüttelten ungläubig die Köpfe.

Der Dämon mit Namen Zachary zog den Kopf ein und wich so dem Schwerthieb von Irene aus. „Warum so böse?“, fragte er und legte den Kopf schief.

„Stirb, du Dämon!“, rief Irene und schlug erneut zu.

Zachary zuckte nur mit den Schultern und sprang kurzerhand über Irene hinweg. Als er landete, stand er jedoch Reika und Angelina gegenüber, die ihre Waffen bereits erhoben hatten. Doch er rannte mit einem Affenzahn an den beiden vorbei, sodass keine von ihnen ihn anvisieren konnte. Dann stellte Scarlett sich ihm jedoch in den Weg. Sie hatte nur die Arme vor der Brust verschränkt und sah ihn streng an. Schlitternd kam Zachary zum Stehen.

„Du bist ja schon wieder ausgebrochen“, seufzte Scarlett und ließ Nye in ihrem Halfter verschwinden.

„Mir war langweilig“, bemerkte Zachary lächelnd.

„Du bist unmöglich“, entgegnete Scarlett nur.

„Ich hatte Recht, ihr habt euch wirklich mit den Dämonen verbündet.“ Irene trat neben ihre beiden Freundinnen und sah Scarlett mit zusammengekniffenen Augen an.

„Du bist auf dem Holzweg“, erwiderte Scarlett, „Zachary ist ungefährlich.“

„Ich tue keine Fliege etwas zu leide“, fügte der Dämon hinzu. Er verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und lächelte wie immer amüsiert.

„Wer glaubt schon einem Dämon?“, fragte Reika und spannte ihren Bogen.

„Wir“, sagten Scarlett, Cecil und Ivan gleichzeitig, doch ihre Stimmen klangen resigniert.

„Wenigstens dem da“, sagte Ivan und deute mit seiner Lanze auf Zachary.

„Nimm deinen Zahnstocher da weg“, sagte Zachary nur und berührte mit seinem Finger die Spitze von Ivans Lanze und drückte sie nach unten.

„Pass auf, was du sagst, du übermütiges Etwas“, bemerkte Ivan drohend, „Xavier hatte schon lange nichts mehr zu tun und würde sich über ein Opfer freuen.“

„Soll ich jetzt Angst haben?“, fragte Zachary und legte wieder den Kopf schief.

„Das würde ich dir raten.“

Scarlett seufzte nur, doch im selben Moment erklang ein Schuss.

Zachary hatte gerade noch rechtzeitig den Kopf in den Nacken gelegt. „Das war nicht sehr nett.“ Er blickte nun wieder nach vorne.

Angelina führte einen regelrechten Indianertanz auf und lud ihre Pistole nach, da sie schon wieder daneben gezielt hatte.

„Ignoriert uns nicht“, sagte Reika gereizt und spannte ihren Pfeil.

„Wir werden euch alle vier auslöschen!“, rief Irene, „Angriff!“

 Damit stürmten die drei los.

„Darf ich?“, fragte Zachary und sah Scarlett bittend an.

„Aber nur ausnahmsweise“, sagte diese und stemmte eine Hand in die Hüfte, „Und wehe du krümmst ihnen auch nur ein Haar.“

„Versprochen“, sagte Zachary grinsend und lief den drei Mädchen entgegen. Er wich den Pfeilen und Kugeln mühelos aus und als Irene zustechen wollte, traf ihr Schwert ins Leere.

„Hier bin ich.“ Zachary stand hinter den drein und winkte lächelnd. Diese fluchten und rannten wieder auf ihn zu. Einen von Reikas Pfeilen fing er kurz vor seiner Nase ab und wehrte mit ihm die Kugel von Angelina ab.

„Dieser alte Tunichtgut“, murmelte Scarlett kopfschüttelnd und ließ den Kipplauf ihres Revolvers aufspringen.

„Er kann´s nicht lassen“, stellte Cecil resigniert fest. Er und Ivan konnten den Dämon auch heute nicht so wirklich leiden, doch sie konnten ihn auch leider nicht verdammen.

Scarlett entfernte die Betäubungspatronen und tauschte sie gegen Richtige aus. Dann rastete der Kipplauf wieder ein.

„Was soll das werden?“, fragte Ivan, „Ich denke, wir sollen ihnen kein Haar krümmen.“

„Das hatte ich auch nicht vor“, entgegnete sie und richtete Nye auf die Bande, die sich keine zehn Meter weiter kloppte. Zachary stützte sich gerade mit einer Hand auf der Pistole von Angelina ab. Er lächelte und stieß sich dann ab. In dem Moment betätigte Scarlett den Abzug und die Kugel traf auf die Pistole von Angelina. Diese ließ ihre Waffe erschrocken fallen, woraufhin sie sich auflöste. Ein weiterer Schuss sorgte dafür, dass Reikas Bogen sich ebenfalls auflöste.

Irene funkelte Scarlett wütend an, doch in dem Moment tippte Zachary ihr von hinten auf die Schulter. Irene drehte sich sofort um und erhob augenblicklich ihr Schwert. Aber noch bevor die Klinge herabsausen konnte, erklang ein Schuss und das Schwert löste sich auf.

Erschrocken wich Irene zurück und kam zu ihren Freundinnen, die auf einmal auch recht unsicher schienen und sich bereits aus der Schusslinie gerettet hatten. Alle drei sahen wütend und unsicher zugleich zwischen Zachary und Scarlett hin und her.

„Ist der Spaß schon vorbei?“, fragte der Dämon und sah Irene und ihre beiden Freundinnen leicht enttäuscht an.

„Ja und jetzt komm her“, sagte Scarlett und verstaute Nye in ihrem Halfter, „Wird Zeit, dass wir dich zu Avalon zurückbringen.“

„Schon?“

„Komm her“, wiederholte Scarlett und deutete auf ihre Waffe, „Wenn du versuchst abzuhauen, werde ich betäuben müssen.“

„Bloß nicht.“ Zachary verdrehte theatralisch die Augen. „Das gibt immer so fürchterliche Kopfschmerzen.“

Scarlett seufzte lediglich und sparte sich die nochmalige Wiederholung ihres Befehls.

Zachary grinste daraufhin und kam endlich zu ihr.

„Tse, wir werden uns wiedersehen“, sagte Irene nur aufgebracht, „Die Mitglieder von Ivalin werden euch schon noch zur Rechenschaft ziehen.“ Damit breiteten sie und die anderen beiden ihre Flügel aus und flogen schnell davon.

„Weg sind sie“, sagte Ivan und seufzte, „Das wird Ärger geben.“

„Für Soléas Tod werden wir uns verantworten müssen“, stellte Cecil fest und sein Schwert verschwand, genau wie Ivans Lanze zuvor schon.

„Soléa ist tot?“, fragte Zachary verwirrt.

Scarlett nickte. „Reika hat sie mit einem Pfeil genau im Herzen getroffen. Das überlebt selbst eine Dämonin nicht.“

Zachary seufzte leicht betrübt.

„Dann lasst uns mal zurückgehen“, sagte Cecil, „Die anderen Aufträge haben wir ja bereits erledigt und für den Bericht werden wir wohl eine Weile brauchen.“

Scarlett nickte. Sie wusste immer noch nicht, was das Ganze sollte. Warum musste ausgerechnet Irene sich dieser neuen Organisation namens Ivalin anschließen? Und wer hatte ihr den ganzen Mist über Avalon erzählt? Eines aber stand jedenfalls fest, die Arbeit würde von heute an wohl noch um einiges schwerer werden. Nun mussten sie die Dämonen nicht nur ausfindig machen und fangen, sondern auch noch davor bewahren getötet zu werden.

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Hörbuch

Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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SilverRose Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 18.02.2012 - 12:05 Uhr) HAb jetzt etwa bos Seite 10 gelesen und muss sagen . gute Arbeit. DIe Geschcihte ist spannend erzählt und rechtschreibfehler finde ich praktisch keine. Und schon die BEschreibung regt zum weiterlesen an.
Werd auf jeden Fall noch weiterlesen * Lesezeichen setz*


freut mich zu hören ^___^
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EagleWriter HAb jetzt etwa bos Seite 10 gelesen und muss sagen . gute Arbeit. DIe Geschcihte ist spannend erzählt und rechtschreibfehler finde ich praktisch keine. Und schon die BEschreibung regt zum weiterlesen an.
Werd auf jeden Fall noch weiterlesen * Lesezeichen setz*
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